Karl Hofmann (Architekt, 1856)

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Karl Hofmann, um 1903

Karl Christian Hofmann (* 20. April 1856 in Herborn; † 28. Dezember 1933 in Darmstadt[1]) war ein deutscher Architekt, Baubeamter und Hochschullehrer.

Porträt von Karl Hofmann mit dem Modell des Fürstenpavillons am Fürstenpavillon des Hauptbahnhofs Worms

Karl Hofmann studierte 1875–1877 an der Berliner Bauakademie und 1877/78 an der Technischen Hochschule Wien.[2]

1879 gewann er den ersten Preis im Wettbewerb um einen Entwurf für die Synagoge in Münster in Westfalen und erhielt den Auftrag zum Bau. Die Synagoge wurde am 27. September 1880 eingeweiht. Anschließend fand er 1881 eine Anstellung als Baumeister beim Regierungsbezirk Wiesbaden für die Erweiterungsbauten der „Irrenanstalt“ Eichberg. 1885 wechselte er als Hospitalbaumeister nach Worms, wo ein städtisches Krankenhaus zu errichten war. Schon 1886 erhielt er auch die Stelle des dortigen Stadtbaumeisters.[3] Er verfasste die Planung für eine Stadterweiterung zum Rhein hin und eine umfangreiche Stadtplanung darüber hinaus[4], die aber nur in Ansätzen umgesetzt wurde. Hofmann war ein Anhänger des künstlerischen Städtebaus und von den Arbeiten von Camillo Sitte stark beeinflusst.

1892/93 wurde Hofmann seitens des Kirchenvorstandes des Wormser Doms als Dombaumeister unter Vertrag genommen, da die hoch komplizierte Sanierung des einsturzgefährdeten Westchores dieses Bauwerks anstand.[5] Die Funktion des Dombaumeisters behielt er über mehrere Jahrzehnte bei, auch nachdem er aus städtischen Diensten ausschied. Nach dem Ersten Weltkrieg lag die örtliche Bauleitung aber bei Philipp Brand.[6]

1897 wurde Karl Hofmann zum ordentlichen Professor an die Technische Hochschule Darmstadt berufen. Er lehrte dort 30 Jahre das Fach Baukunst. 1898–1899 sowie 1910–1913 war er Dekan der Abteilung Architektur an der Hochschule. Auch nach seinem Wechsel an die Hochschule behielt er die Funktion des Dombaumeisters in Worms bei und war maßgeblich an der Rettung des Westchores des Doms ab 1901 beteiligt.[1]

Neben seiner Lehrtätigkeit übernahm er gelegentlich stadtplanerische Aufgaben wie 1897 einen Bebauungsplan für die Mathildenhöhe in Darmstadt[7] oder die Planung der Cramer-Klett-Siedlung für das MAN-Werk Gustavsburg (1896) in Gustavsburg. Mit Karl Mayreder, Professor für Städtebau an der Technischen Hochschule Wien, einem Studienfreund aus seiner Wiener Zeit, begutachtete er 1905/1907 den Bauregelungsplan für die Altstadt von Salzburg.

Ab 1898 war er kommissarisch Vortragender Rat im hessischen Finanzministerium, Abteilung Bauwesen.[1] Einen angetragenen Wechsel nach dort lehnte er aber ab, weil er an der Hochschule bleiben wollte.

Ab 1906 war er Mitglied des Technischen Oberprüfungsamts.[1]

Nach 1910 sind von ihm kaum noch Planungen oder Bauten bekannt. In der Darmstädter Hochschule wurde er 1927 emeritiert.[1]

Amtsgericht Bensheim
Turm der Nibelungenbrücke Worms
Entwurf für einen Turm der Rheinbrücke Worms (nicht umgesetzt)
Die private Villa von Hofmann in Worms

Karl Hofmann war ein Sohn des Damastwebers Philipp Ludwig Hofmann und dessen Ehefrau Katharine Jakobine, geborene Petry[1], ein jüngerer Bruder war der Architekt Ludwig Hofmann.[30]

Karl Hofmann heiratete 1880 Karoline Norsch aus Bissenberg. Sie hatten drei Kinder[1]:

  • Emil Hofmann, er wurde Regierungsbaurat in Darmstadt.
  • Ludwig Hofmann, er wurde Polizeimajor in Mainz.
  • Anna, verheiratete Möslein, († 2. Januar 1921 Minden in Westfalen).
  • Ab 1889 war er Mitglied im Vorstand des Altertumsvereins Worms.[31]
  • Ab 1903 war er Mitglied im ersten Denkmalrat des Großherzogtums[1], der aufgrund des 1902 erlassenen neuen Denkmalschutzgesetzes, des ersten modernen Denkmalschutzgesetzes in Deutschland, zusammentrat.[32]
  • Die Karl-Hofmann-Schule in Worms, eine berufsbildende Schule, trägt seinen Namen.[34]
  • In Worms gibt es weiter eine Karl-Hofmann-Anlage.

Es gibt einen namensgleichen Architekten, Karl Hofmann, in Basel. Beim Wettbewerb zum Bau der Synagoge Offenbach am Main trafen beide aufeinander: Karl Hofmann (Darmstadt) saß in der Jury[35], Karl Hofmann (Basel) reichte einen Entwurf ein.[36]

Karl Hofmann hat nur wenig verfasst, was im Druck erschienen ist:

  • Der Dom zu Worms und seine Wiederherstellung. Rede zur Feier des Geburtstages Seiner Königlichen Hoheit des Großherzogs Ernst Ludwig und Ihrer Königlichen Hoheit der Großherzogin Victoria Melita von Hessen und bei Rhein am 25. November 1897 in der Aula der Großherzoglichen Technischen Hochschule zu Darmstadt. Herbert, Darmstadt 1897.
  • Bebauungsplan der Mathildenhöhe. Darmstadt 1897 [grafischer Plan] auf Bildindex der Kunst & Architektur.
  • zusammen mit E. Högg: Der Wiederaufbau der St. Michaeliskirche in Hamburg. 10. Tag für Denkmalpflege, Trier 23. und 24. September 1909, Müller, Karlsruhe 1909.

Sekundärliteratur

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Einzelnachweise

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  1. a b c d e f g h i j k Hofmann, Karl Christian. Hessische Biografie (Stand: 28. November 2023). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS). Hessisches Institut für Landesgeschichte, abgerufen am 12. Mai 2024.
  2. Reuter: Karl Hofmann und „das neue Worms“, S. 124.
  3. Reuter: Karl Hofmann und „das neue Worms“, S. 126.
  4. Stadt Worms (Hg.): Plan der Stadt Worms. Ausgabe 1897: eingezeichnet die von Karl Hoffmann vorgeschlagene Stadtentwicklung.
  5. Reuter: Karl Hofmann und „das neue Worms“, S. 261.
  6. Reuter: Karl Hofmann und „das neue Worms“, S. 446, Anm. 61.
  7. Fries u. a., S. 333.
  8. Günter Birkmann, Hartmut Stratmann: Bedenke vor wem du stehst. 300 Synagogen und ihre Geschichte in Westfalen und Lippe. Klartext, Essen 1998, ISBN 3-88474-661-8, S. 224.
  9. Reinhard Bentmann: Architektur für den Irrsinn. Bemerkungen zur Baugeschichte der Psychiatrie auf dem Eichberg. In: Landeswohlfahrtsverband Hessen, Christina Vanja (Hg.): Wissen und Irren. Psychiatriegeschichte aus zwei Jahrhunderten. (= Historische Schriftenreihe des Landeswohlfahrtsverbandes Hessen, Quellen und Studien, Band 6.) Kassel 1999, ISBN 3-89203-040-5.
  10. Reuter: Karl Hofmann und „das neue Worms“, S. 141–144.
  11. Reuter: Karl Hofmann und „das neue Worms“, S. 144–148.
  12. Ferdinand Werner und Margit Rinker-Olbrisch: Bürgerliches Bauen in Worms 1840–1930. Wernersche Verlagsgesellschaft, Worms 2023, ISBN 978-3-88462-415-9, S. 207–211.
  13. Reuter: Karl Hofmann und „das neue Worms“, S. 173–177.
  14. Reuter: Karl Hofmann und „das neue Worms“, S. 177–179.
  15. Heinrich Tischler: Geschichte der evangelischen Kirchengemeinde Gernsheim, ihrer Menschen und Einrichtungen. In: Evangelischer Kirchenvorstand Gernsheim (Hg.): Festschrift zum 100. Jubiläum der evangelischen Kirche zu Gernsheim am 7. Mai 2000. Gernsheim 2000. Ohne ISBN, S. 47.
  16. Reuter: Karl Hofmann und „das neue Worms“, S. 220–225.
  17. Michael Gließer: Die Johanniterkirche in Nieder-Weisel = Hessische Genossenschaft des Johanniter-Ordens (Hg.): Schriftenreihe der Hessischen Genossenschaft des Johanniter-Ordens 21/22. Evangelischer Presseverlag Pfalz, Speyer 2000. Ohne ISBN, S. 27.
  18. Werner: Arbeitersiedlungen, S. 409.
  19. Werner: Arbeitersiedlungen, S. 390–405.
  20. Reuter: Karl Hofmann und „das neue Worms“, S. 202–209.
  21. Fries u. a., S. 339.
  22. Reuter: Karl Hofmann und „das neue Worms“, S. 196–202.
  23. Fries u. a., S. 370.
  24. Fries u. a., S. 514.
  25. Fries u. a., S. 507.
  26. Fries u. a., S. 429.
  27. Annja Hering (Hrsg.): 100 Jahre Kreisamt zu Erbach. Odenwaldkreis, Erbach 2003, DNB 967178592. Denkmalschutz: Odenwaldkreis, Erbach, Michelstädter Straße 12. In: Kulturdenkmäler in Hessen. Landesamt für Denkmalpflege Hessen, 26. Februar 2024, abgerufen am 24. Mai 2024 (Suchanfrage mit „Odenwaldkreis“, „Erbach“, „Michelstädter Straße 12“).
  28. Fries u. a., S. 141.
  29. Fries u. a., S. 396.
  30. Friedhelm Gerecke: Historismus, Jugendstil, Heimatstil in Hessen und im Rheinland. Die Bauten des Architekten und Denkmalpflegers Ludwig Hofmann (1862–1933) aus Herborn. Verlag Michael Imhof, Petersberg 2010, ISBN 978-3-86568-458-5.
  31. Reuter: Karl Hofmann und „das neue Worms“, S. 126.
  32. Bekanntmachung, die Bestellung des Denkmalrats betreffend vom 10. Februar 1903. In: Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt – Beilage 4 vom 2. März 1903, S. 49f.
  33. Reuter: Karl Hofmann und „das neue Worms“, S. 127.
  34. Karl Hofmann auf der Homepage der Karl-Hofmann-Schule; abgerufen am 20. April 2023.
  35. Reuter: Karl Hofmann und „das neue Worms“, S. 132.
  36. Deutsche Konkurrenzen, Heft 333 = Band 28, Heft 9, S. 22f