Land Lebus
Land Lebus (lateinisch terra lubucensis, auch Lebuser Land, polnisch Ziemia Lubuska) ist die Bezeichnung für ein Herrschafts- und Verwaltungsgebiet an der mittleren Oder seit dem 13. Jahrhundert. Der westliche Teil gehört heute zum Land Brandenburg und der östliche zur polnischen Woiwodschaft Lebus.
Es bezeichnete auch eine polnische Region östlich der Oder (Ziemia Lubuska) von 1945 bis 1975.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Land Lebus unter den polnischen Piasten (um 950–1249)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der slawische Stamm der Leubuzzi siedelte wahrscheinlich im Gebiet an der mittleren Oder um die Burg Lebus etwa seit dem 7. Jahrhundert.
Seit der Mitte des 10. Jahrhunderts gehörte das Gebiet um die Burg Lebus zum Herrschaftsbereich des polnischen Herrschers Bolesław Chrobry (der Tapfere) und seiner Nachfolger.[1] Um 1125 gründete Herzog Bolesław Schiefmund von Großpolen ein eigenes kleines Bistum Lebus, das wahrscheinlich dieselbe Größe wie das Land Lebus hatte.
Seit 1138 gehörte das Gebiet zum Herrschaftsbereich der Herzöge von Schlesien. 1209 bis 1211 gehörte es kurzzeitig zur wettinischen Niederlausitz, danach wieder zu Schlesien. 1241/42 wurde sogar ein Mieszko von Lebus erwähnt, wahrscheinlich als formeller Herrscher des Landes Lebus.
Das Land Lebus in der Mark Brandenburg (1249/87–um 1656)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]1248 übergab dessen Bruder Bolesław II. das Land Lebus (terra lubucensis) an den Erzbischof von Magdeburg. 1249 kam ein Teil dieses Landes an die brandenburgischen Askanier, 1287 das gesamte Territorium. In den entsprechenden Urkunden wurde die Bezeichnung Land Lebus erstmals genannt. 1326 verwüsteten Polen und Litauern bei einem Kriegszug das Land Lebus.[2]
In den folgenden Jahrhunderten gehörte das Gebiet westlich der Oder zur Mittelmark, das Gebiet östlich der Oder zur Neumark (marchia transoderana). Im 16. Jahrhundert wurden die Ämter Lebus, Fürstenwalde und andere gebildet.[3]
Die Kreise Lebus (um 1656–1945), Sternberg (1818–1873) und West- und Ost-Sternberg (1873–1945)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im 17. Jahrhundert wurde der Lebusische Kreis gebildet. Seit 1818 gab es im neuen Regierungsbezirk Frankfurt westlich der Oder den Kreis Lebus und östlich der Oder den Kreis Sternberg, der ab 1873 in die Kreise Oststernberg und Weststernberg geteilt war.
Nach 1945 wurden diese Kreise aufgelöst.
Nach 1945 in Deutschland und Polen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]1945 wurde stattdessen in Polen die Ziemia Lubuska (Land Lebus) gebildet.[4][5] Diese wurde 1975 wieder aufgelöst.
Die Gebiete westlich der Oder kamen zu den Kreisen Frankfurt, Fürstenwalde und Seelow im Bezirk Frankfurt/Oder.
Seit 1995 umfasste der Landkreis Märkisch-Oderland sowie kleine Gebiete im Landkreis Oder-Spree das Gebiet des ehemaligen Landes Lebus.
1999 wurde in Polen eine große Woiwodschaft Lebus gebildet, die das Gebiet der gesamten ehemaligen östlichen Neumark umfasste, sich aber begrifflich an die alte Burg und Stadt Lebus anlehnte und sich in einer historischen Tradition mit dem mittelalterlichen Land Lebus sieht.
Das Land Lebus wurde für 2003/2004 zur grenzüberschreitenden Landschaft des Jahres gewählt.
Lebuser Platte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die eiszeitliche Lebuser Platte wird im Norden und Nordosten vom Eberswalder und im Süden vom Berliner Urstromtal begrenzt. Im Osten schließt das Odertal die Hochfläche ab. Die westliche Begrenzung zum Barnim bildet die Buckow-Rinne oder Löcknitz-Stobber-Rinne, die neben diesen beiden Flüssen vom Roten Luch, vom Stobberbach und von Seenketten mit Seen wie dem Liebenberger See oder Maxsee geprägt wird.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Heinrich Berghaus: Landbuch der Mark Brandenburg und des Markgrafenthums Nieder-Lausitz in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Band 3, 1. Ausgabe, Brandenburg 1856, S. 154–183 (online).
- Matthias Antkowiak, Michaela Aufleger: Frankfurt (Oder) und das Land Lebus. Theiss, Stuttgart 2005, ISBN 3-8062-1952-4 (Führer zu archäologischen Denkmälern in Deutschland. 45).
- Oskar Breitenbach: Das Land Lebus unter den Piasten. Geelhaar, Fürstenwalde/Spree 1890.
- Lutz Partenheimer: Die Entstehung der Mark Brandenburg. Mit einem lateinisch-deutschen Quellenanhang. 1. (bzw. 2.) Auflage. Böhlau, Köln u. a. 2007, ISBN 978-3-412-17106-3.
- Cornelia Willich: Die Ortsnamen des Landes Lebus. Mit einem siedlungsgeschichtlichen Beitrag von Rolf Barthel. Böhlau, Weimar 1994, ISBN 3-7400-0918-7 (Brandenburgisches Namenbuch. 8 = Berliner Beiträge zur Namenforschung 9).
- Siegismund Wilhelm Wohlbrück: Geschichte des ehemaligen Bistums Lebus und des Landes dieses Namens. Selbstverlag, Berlin 1829 (Volltext).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Literatur von und über Land Lebus im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Naturfreunde Brandenburg, Lebuser Land
Anmerkungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Zusammenfassung nach Kerstin Hinrichsen: Die Erfindung der Ziemia Lubuska. Konstruktion und Erfindung einer polnischen Region 1945–1975. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2017. S. 27–30
- ↑ Gotthold Rhode: Geschichte Polens. Ein Überblick. Wissenschaftliche Buchgemeinschaft, Darmstadt, 3. Aufl. 1980, ISBN 3-534-00763-8, S. 68.
- ↑ Siegmund Wilhelm Wohlbrück: Geschichte des ehemaligen Bisthums Lebus und des Landes dieses Nahmens. Band 3. Berlin 1832. S. 133ff.
- ↑ Kerstin Hinrichsen: Die Erfindung der Ziemia Lubuska. Konstruktion und Erfindung einer polnischen Region 1945–1975. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2017. online
- ↑ vgl. auch Bernd Vogenbeck, Juliane Tomann, Ziemia Lubuska: Almanach Terra Transoderana. Zwischen Neumark und Ziemia Lubuska. Berlin 2008, ISBN 978-3-937233-50-5.