Lindwurm
Lindwurm (althochdeutsch lint „Schlange“) ist die Bezeichnung für ein schlangen- oder drachenartiges Fabelwesen.
Etymologie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Wort ist seit dem 9. Jahrhundert bezeugt. Es stammt vom althochdeutschen und mittelhochdeutschen lintwurm.[1] Im Altnordischen findet sich das Substantiv linnormr, das eine tautologische Zusammenfügung zur Verdeutlichung zweier Substantive mit der gleichen Bedeutung ist.[2] Althochdeutsch lint und altnordisch linnr oder linni bedeuten „Schlange“. Das althochdeutsche Adjektiv lindi mit der Bedeutung „weich, nachgiebig“ ist damit verwandt.[3] Das althochdeutsche wurm sowie das altnordische ormr bedeuten ebenfalls unter anderem „Schlange“ oder bezeichnen jedes kriechende Geschöpf.[4]
Mythologie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Lindwurm ist meist zweibeinig, aber auch vier oder mehr Beine sind möglich. Er ähnelt einem Drachen und wird manchmal als Unterart bezeichnet, hat keine oder nur kurze Flügel und wird vor allem in alten germanischen Sagen erwähnt. Gewöhnlich hat ein Lindwurm einen langen Schwanz und kurze Beine, teilweise wird er als menschenfressend beschrieben. Der „Drache“ Fafnir der Nibelungensage ist ein Lindwurm. Zudem tritt das Tier in dem Brüder-Grimm-Märchen Das singende springende Löweneckerchen (KHM 88) auf: Der Lindwurm ist hier eine „verzauberte Königstochter“.[5]
Der Lindwurm ist das Wahrzeichen der österreichischen Stadt Klagenfurt am Wörthersee und der slowenischen Hauptstadt Ljubljana (Laibach). In Orten, die Limb- oder Lind- im Namen tragen, ist oft eine Drachensage überliefert, wie beispielsweise in Limburg an der Lahn.
Wappenkunde
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Lindwurm ist ein Wappentier und somit eine gemeine Figur. Im Wappenwesen (Heraldik) wird der Lindwurm unterschiedlich dargestellt: wie oben beschrieben oder als bekrönter Fußloser. Seltener wird er mit einem Hahnenkopf dargestellt, was zu Verwechslungen mit Basilisken führen kann.
Die dominierende Farbgebung (Tingierung) ist schwarz, die des Drachen ist grün, dieser wird häufig feuerspeiend erwähnt, was beim Lindwurm seltener vorkommt. Eine Verwechslung mit dem heraldischen Drachen ist trotzdem nicht ausgeschlossen. In der Darstellung im Wappen sollte der Wappenträger sich auf ein Fabelwesen, eine Schlange mit den Hinterbeinen eines Löwen beschränken.
Um ihn als Lindwurm zu kennzeichnen, ist ihm häufig eine Linde oder, in Bezug auf den Lindwurm des Rolandslieds, ein Schwert als Attribut zugeordnet.
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Bad Goisern am Hallstättersee, Österreich
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Bandenitz, Mecklenburg-Vorpommern
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Bayerbach, Bayern
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Beatenberg, Schweiz
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Bobzin, Mecklenburg-Vorpommern
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Brehmen, Baden-Württemberg
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Elpersdorf bei Windsbach, Bayern
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Ennetmoos, Schweiz
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Gossau SG, Schweiz
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Hainstadt, Baden-Württemberg
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Hohenwart, Bayern
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Jevenstedt, Schleswig-Holstein
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Amt Jevenstedt, Schleswig-Holstein
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Klagenfurt am Wörthersee, Österreich
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Liezen, Österreich
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Lindenhardt, Bayern
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Ljubljana, Slowenien
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Marktbreit, Bayern
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Munster,Niedersachsen
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Murnau am Staffelsee, Bayern
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Oberschweinbach, Bayern
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Orneta (deutsch: Wormditt), Polen
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Rheden, Niedersachsen
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Schwarzenberg, Sachsen
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Sottrum, Niedersachsen
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Stjørdal, Norwegen
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Surava, Schweiz
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Trutnov, Tschechien
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Wachtberg, Nordrhein-Westfalen
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Wittenburg, Mecklenburg-Vorpommern
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Wurmannsquick, Niederbayern
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Wurmlingen bei Rottenburg, Baden-Württemberg
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Wurmlingen bei Tuttlingen, Baden-Württemberg
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Lindwurm von Lambton (nordenglische Volkssage)
- Tatzelwurm (Fabeltier)
- Liste von Fabelwesen
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Harald Gebhardt, Mario Ludwig: Von Drachen, Yetis und Vampiren. Fabeltieren auf der Spur. BLV, München 2005, ISBN 3-405-16679-9.
- Wörterbucheintrag: Lindwurm. In: Brüder Grimm: Deutsches Wörterbuch. Band 12. Leipzig 1854–1961, Spalte 1038/1039 (auf woerterbuchnetz.de).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Alfred von Reumont: Siegfrieds Kampf mit dem Lindwurm (1837). In: Deutschland-im-Mittelalter.de. Steffen Schnieders, private Webseite, 2007–2014.
- Worteintrag: Lindwurm. In: Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Wolfgang Pfeifer u. a.: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen. 8. Auflage. DTV, München 2005, ISBN 3-423-32511-9, S. 803 (Erstauflage: 1989).
- ↑ Wörterbucheintrag: Lindwurm. In: Brüder Grimm: Deutsches Wörterbuch. Band 12. Leipzig 1854–1961, Spalte 1038 (auf woerterbuchnetz.de); Zitat: „LINDWURM, m. drache. ahd. lintwurm, linduurm, linuurum jaculus Graff 1, 1044, mhd. lintwurm; eine tautologische zusammensetzung, in welcher das schon im ahd. sehr seltene einfache lint schlange durch wurm, in eben derselben bedeutung, erklärt wird.“
- ↑ Friedrich Kluge, bearbeitet von Elmar Seebold: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 24., durchgesehene und erweiterte Auflage. de Gruyter, Berlin/New York 2001, ISBN 978-3-11-017473-1, S. 577.
- ↑ Wörterbucheintrag: Wurm. In: Brüder Grimm: Deutsches Wörterbuch. Band 30. Leipzig 1854–1961, Spalte 2226–2259, hier Spalte 2226 (auf woerterbuchnetz.de); Zitat: „WURM, m., n., kriechtier; schlange, drache; wurm (vermis), made, raupe; käfer, insekt.“
- ↑ Brüder Grimm: Das singende springende Löweneckerchen. In: Kinder- und Hausmärchen. Ausgabe letzter Hand mit den Originalanmerkungen der Brüder Grimm. Mit einem Anhang sämtlicher, nicht in allen Auflagen veröffentlichter Märchen und Herkunftsnachweisen hrsg. von Heinz Rölleke. Stuttgart: Reclam, 1980/2001, Bd. 2, S. 17–24, ISBN 978-3-15-030024-4.