Matthias Eckoldt

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Matthias Eckoldt (* 24. Dezember 1964 in Berlin) ist ein deutscher Schriftsteller, Wissenschaftsautor und Radiomacher.

Matthias Eckoldt (2012)

Matthias Eckoldt hat einen Sohn, lebt in Berlin[1] und ist in zweiter Ehe verheiratet.

Eckoldt studierte Philosophie, Medienwissenschaft und Germanistik an der Humboldt-Universität zu Berlin. Er wurde über Systemtheorie und Foucault’sche Machtanalytik mit einer Schrift über Das Machtdispositiv der Massenmedien promoviert.

Im schriftstellerischen Werk von Matthias Eckoldt kann man bislang zwei Phasen ausmachen: Die erste lässt sich im Kontext der Postmoderne begreifen. In Romanen wie Moment of Excellence (Eichborn Verlag 2000) ironisiert, parodiert und dekonstruiert der Autor Schreibstile, Genre und Figurenpsychologien. Diese Phase findet ihren Abschluss mit dem Erzählband TopIdioten (Kulturverlag Kadmos 2009), der in der taz mit den Worten beschrieben wurde: „Eckoldts Protagonisten sind Konsumidioten – Gefangene im Reich der unbegrenzten Möglichkeiten, in dem Information zur Ware wird, zum Wert, von dem niemand genau sagen kann, wie hoch er eigentlich ist. Genau diese Optionsvielfalt, von der sie fasziniert sind, dieser unberechenbare Wert, der wie Aktienkurse zu steigen und zu fallen scheint, wird ihnen zum Verhängnis. Eckoldt zeigt sie in ihrem Scheitern. Ihre Hipness wird zur lächerlichen Pose, das Leben zu einem großen Zucken, ausgelöst durch den unablässig fließenden Reizstrom der Mediengesellschaft.“

Die zweite Phase beginnt mit dem 2010 erschienenen Boxerroman Letzte Tage (Dittrich Verlag, 2010), in dem Eckoldt von allen Brechungen und Parodien Abstand nimmt und feinsinnig die sehr menschliche Geschichte eines Boxtrainers erzählt, der sich selbst abhandenkommt. Im Deutschlandfunk hieß es über das Buch: „Matthias Eckoldt gelingt es, den Leser über 200 Seiten hinweg soghaft in die körperfixierte Welt der Faustkämpfer hineinzuziehen.“[2]

In seinen medientheoretischen Arbeiten analysiert Matthias Eckoldt die reale und realitätsgebende Macht der Medien und widmet sich den Medientechniken moderner Machtausübung. Massenmedien begreift er als „task force“ der Disziplinarmacht. Grundlegend für diese Sichtweise der Massenmedien ist sein Buch „Medien der Macht – Macht der Medien“ (im Kulturverlag Kadmos, 2007), über das die Fachzeitschrift MEDIENwissenschaft schrieb: „Eckoldt kann sowohl auf innersystemische Beschreibungen als auch auf außersystemische Bezüge und Zusammenhänge zurückgreifen, um eine moderne, umfassende und schlüssige Theorie der Massenmedien zu formulieren.“

Seit 2013 beschäftigt sich Eckoldt verstärkt mit neurowissenschaftlichen Themen. Für sein Buch Kann das Gehirn das Gehirn verstehen? besuchte er neun renommierte Hirnforscher und befragte sie nach ihren Forschungsansätzen sowie den Grenzen der Erkenntnis des Faches. Aus dieser Arbeit entstand ein gemeinsames Projekt mit dem Neurowissenschaftler Randolf Menzel über die Intelligenz der Bienen. Es folgte die Monografie Eine kurze Geschichte von Gehirn und Geist und ein weiterer Gesprächsband Kann sich das Bewusstsein bewusst sein?

2019 erschien sein Buch Leonardos Erbe, in dem er die Erfindungen Leonardo da Vincis untersuchte. Dabei kam er zu dem Schluss, dass keiner der Entwürfe für eine Erfindung taugten und der Geniekult um Leonardo der faschistischen Propaganda von Benito Mussolini entstammt.

Für die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten schrieb Eckoldt über fünfhundert Features, Essays und Hörspiele. Gemeinsam mit Matthias Baxmann kreierte er die wöchentlichen Sendereihen Mensch Müller, Alltag anders Typisch deutsch und Wozu Werte? bei Deutschlandradio Kultur.[3]

In der Reihe „Aula“ des SWR hält er regelmäßig Vorträge über medientheoretische und neurowissenschaftliche Themen.

Seit 2021 gibt er die Reihe update gesellschaft im Carl-Auer-Verlag heraus. Hier erscheinen philosophische Essays zu aktuellen gesellschaftlichen Fragen. Das Motto: Wer abwartet, kommt heute notorisch zu spät.

Herausgeberschaft

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hörspiele, Theaterstücke, Features Auswahl

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • Faust und Geist – Ein Schlagabtausch zwischen Boxern und Literaten – Regie: Nikolai von Koslowski (FeatureRBB) 2008.
  • Ich bin ein Schweinehund, das ist gar nicht auszudenken! – gemeinsam mit Tatjana Rese – Regie: Christoph Dietrich, Krimi, 2011.
  • Tod in der Wüste – Das kurze Leben des DDR-Kronpinzen Werner LamberzRBB, 2011.
  • Wie Ihr wollt! Ein Lustspiel zur Freiheit. Theaterstück, Uraufführung am Landestheater Detmold, 2013.
  • Im Westen nichts Neues. Hörspielbearbeitung, Nordwestradio, 2014.
  • Mammon zieht blank! Lustspiel über Geld und andere Scharfmacher. Theaterstück, Uraufführung am Landestheater Detmold 2015.
  • Als ein Schuß fiel im Politbüro: Erich Apel – Regie: Wolfgang Bauernfeind (FeatureMDR) 2015.
  • Aus tiefer Not. Kriminalhörspiel über Martin Luther in Worms gemeinsam mit Tatjana Rese – Deutschlandfunk Kultur, 2017.
  • Kann das Gehirn das Gehirn verstehen? Theaterstück, Uraufführung am Theater der Jungen Welt, Leipzig 2018.

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Kurzbiografie und Rezensionen zu Werken von Matthias Eckoldt bei Perlentaucher, abgerufen am 9. Juni 2020.
  2. Sigrid Brinkmann: Gequälte Seelenlage eines Boxtrainers. In: Deutschlandfunk. Reihe Büchermarkt, 18. Oktober 2010, abgerufen am 11. Dezember 2019 (Rezension zu Letzte Tage).
  3. Matthias Baxmann, Matthias Eckoldt: Alltag anders. Korrespondenten weltweit im Selbstversuch. In: Deutschlandradio Kultur. 20. Juni 2014, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 20. Oktober 2014; (Vorstellung der Sendereihe).