Mein Katalonien
Mein Katalonien (engl.: Homage to Catalonia) ist ein 1938 bei Secker & Warburg in London erschienenes Buch von George Orwell über seine Erlebnisse im Spanischen Bürgerkrieg. Die deutsche Erstausgabe erschien 1964.
Inhalt
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Kampf gegen die Putschisten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ende 1936 kam George Orwell als Zeitungsreporter nach Barcelona, um über den Spanischen Bürgerkrieg zu berichten. Das Büro teilte er sich mit Leopold Kohr, Ernest Hemingway und André Malraux. Mitgerissen von der Revolution, schloss er sich der Miliz der kleinen Partido Obrero de Unificación Marxista (‚Arbeiterpartei der marxistischen Einigung‘, kurz POUM) an und kämpfte in dieser gegen die Putschisten. Die Lage an der katalanischen Front war jedoch schlecht: Die größten Gegner waren – noch mehr als der eigentliche Feind – Kälte, Hunger, Läuse und vor allem die eigenen schlechten Waffen, die meist aus der Zeit des Ersten Weltkriegs stammten, also zum Teil schon 20 Jahre oder älter und kaum noch zu gebrauchen waren. Trotz mangelhafter Ausrüstung und Ausbildung war der Wille der spanischen Antifaschisten, meist Arbeiter und Jugendliche, ungebrochen. Mit Faszination schildert Orwell den Kampf von Einheiten, die auf völlig freiwilliger Basis ohne klare Hierarchie unter ungünstigen Bedingungen dem Lager General Francos die Stirn bieten.
Zerrissenheit der republikanischen Kräfte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Vom Kampf an der Front zurückgekehrt musste Orwell wenig später mit ansehen, wie stalinistische Kräfte gegen die Revolution vorgehen und andere linke Kräfte – darunter seine Miliz – mit Waffengewalt und schwarzer Propaganda ausschalten. Während seine POUM noch gemeinsam mit den Anarchisten der CNT und Kommunisten der PSUC gegen den Franquismus kämpften, wurden Kameraden der POUM und CNT im Hinterland von der unter kommunistischem Einfluss stehenden Zentralregierung festgenommen und teilweise umgebracht. Auch Orwell selbst rettete sich nur durch Untertauchen und Flucht.
Bedeutung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Orwells Erlebnisse im Krieg machten ihn zum entschiedenen Gegner des Stalinismus. Im Bürgerkrieg sympathisierte er mit den anarchistischen und den nicht stalintreuen, revolutionären kommunistischen Gruppen (POUM) innerhalb der sozialistischen Bewegung, welche die soziale Revolution befürworteten und gegen die Verbürgerlichung der Revolution ankämpften, und wandelte sich später zum demokratischen Sozialisten. In seinen Spanien-Erinnerungen liegt eine der Grundlagen von Orwells späterer Totalitarismuskritik, die in seinen Meisterwerken Farm der Tiere und 1984 gipfelte.
Nach England heimgekehrt hatte Orwell durch die in seiner Erzählung enthaltene harte Kritik an Stalin und den spanischen Kommunisten auch Probleme innerhalb der linken Bewegung. Gegenüber Stalin unkritische Intellektuelle betrachteten ihn als Verräter an der linken Sache, sodass es für ihn schwieriger wurde, Verlage für seine folgenden Werke zu finden.
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Wem die Stunde schlägt (von Ernest Hemingway)
- Land and Freedom (Spielfilm von Ken Loach, dessen Handlung deutliche Parallelen zu Mein Katalonien zeigt)
Ausgaben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Homage to Catalonia. Secker and Warburg, London 1938
- Homage to Catalonia. Harcourt, Brace and Company, New York 1952
- George Orwell: Mein Katalonien : Bericht über den spanischen Bürgerkrieg. Diogenes, Zürich 2000, ISBN 3-257-20214-8 (englisch: Homage to Catalonia. Übersetzt von Wolfgang Rieger).
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Lionel Trilling: Introduction, zu: Homage to Catalonia, New York : Harcourt, Brace and Company, 1952, S. v–xxiii
- Raymond Carr: Orwell and the Spanish war, in: Miriam Gross (Hrsg.): The world of George Orwell. London: Weidenfeld & Nicolson, 1971
- Michael Shelden: Orwell : the authorised biography. London : Heinemann, 1991, ISBN 0-434-69517-3
- John Newsinger: Orwell and the Spanish Revolution. International Socialism Journal, 1994
- Peter Davison (Hrsg.): Orwell in Spain. London : Penguin Books, 2001