Navistar

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International Motors, LLC

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Rechtsform Aktiengesellschaft
ISIN US63934E1082
Gründung 1986[1]
Sitz Lisle, Vereinigte Staaten
Leitung
Mitarbeiterzahl 14.500[3] Stand: 17. Februar 2024
Umsatz 10,215 Mrd. Euro (2022)[4]
Branche Nutzfahrzeuge
Website www.international.com
International LoneStar, 2010

International Motors, LLC.[5] (Bis 2024 Navistar, Inc) ist ein US-amerikanischer Nutzfahrzeughersteller mit Hauptsitz in Lisle in der Metropolregion Chicago und Teil der Volkswagen-Tochter Traton.

Anfang der 1980er Jahre kam der amerikanische International-Harvester-Konzern nach einer weltweiten Expansion in finanzielle Schwierigkeiten. Der Bereich Landwirtschaft wurde 1984 an Tenneco verkauft und dort mit der Case Corporation zur Case-IH zusammengeschlossen. Die erworbenen Firmen DAF, ENASA, Seddon Atkinson und Pacific Truck & Trailer Limited wurden wieder verkauft. 1986 führte eine weitere Umorganisation zur Gründung der Navistar International Corporation.[6][1] Die eigentliche Geschäftstätigkeit übernahm die International Truck and Engine Corporation, die bis 2000 als Navistar International Transportation Corporation firmierte. Navistar fungiert dabei als Holding.[7]

2005 gründete Navistar in Indien gemeinsam mit Mahindra & Mahindra Limited das Joint-Venture Mahindra International, um Lkw und Busse für den indischen Markt zu produzieren.[8] Die Anteile an dem gemeinsamen Unternehmen hat Navistar 2013 an Mahindra & Mahindra verkauft.[9] Ebenfalls 2005 erwarb Navistar von der GVW Group in Highland Park (Illinois) die Firma GVW Parts, welche OES-Ersatzteile und Zubehör für Lkw, Busse und Freizeitfahrzeuge vertreibt. Außerdem übernahm Navistar ebenfalls von GVW Workhorse Custom Chassis, einen Spezialisten für Fahrgestelle von Wohnmobilen, Autobussen und Nutzfahrzeugen auf GM-Basis. Die Firma hatte in Zusammenarbeit mit der GVW-Tochtergesellschaft UCBC den Walk-In Van entwickelt, ein Lieferwagen aus Aluminium speziell für die Bedürfnisse von Haus-zu-Haus-Lieferanten und Paketdiensten wie Federal Express oder UPS.

Für das Jahr 2010 waren schärfere US-Emissionsregeln für Lastwagen vorgesehen, die bestimmte Werte wie ausgestoßene Stickoxide stark begrenzten. Alle Konkurrenten – außer Navistar – setzten zur Lösung auf Selektive katalytische Reduktion (SCR) für ihre Dieselmotoren. Es war vorgesehen, die Abgase zum Motor zurückzuführen, diese dort abzukühlen und damit die Emissionen zu senken („exhaust gas recirculation“ – EGR). Dies bewährte sich jedoch in der Praxis nicht. Die Fahrleistung minderte sich, der Verbrauch der Fahrzeuge stieg an. Daraufhin gaben die Spediteure die Fahrzeuge mit ebendieser Technologie in großen Mengen zurück. Der US-Marktanteil von Navistar halbierte sich seit dem Jahr 2010 bis 2016 auf elf Prozent. Der Aktienkurs sank in diesen Jahren um 80 Prozent.[10]

Im Jahr 2012 begann die US-Börsenaufsicht mit einer Untersuchung des Konzerns. Es wurde vorgeworfen, Navistar habe Investoren mit der Behauptung absichtlich in die Irre geführt, es könnte die damals neuen Emissionsvorschriften einhalten. Dazu kam eine Strafe der Umweltbehörde in Höhe von knapp 2.000 Dollar pro Motor, weil die Emissionsvorschriften nicht eingehalten wurden. Inzwischen hat sich der Konzern mit der Umweltbehörde auf die Zahlung eines einstelligen Millionenbetrages geeinigt.

Da die Entwicklung existenzbedrohend für den Konzern war, wurde der damalige Vorstandschef entlassen und durch Lewis Campell vom Mischkonzern Textron ersetzt. Die Produktion von EGR-Lastwagen wurde gestoppt und auf die Katalysatoren-Lösung gesetzt wie bei allen anderen Anbietern. Zusätzlich wurde ein Viertel der Belegschaft entlassen, die sich danach nur noch auf circa 14.000 Mitarbeiter belief.[11]

Um die weltweite Expansion der Nutzfahrzeugsparte zu fördern, gaben Volkswagen Truck & Bus GmbH und Navistar 2016 bekannt, eine weitreichende Allianz eingegangen zu sein. Diese sah zunächst vor, dass Volkswagen im Rahmen einer Kapitalerhöhung für 230 Millionen Euro 16,6 Prozent an Navistar übernimmt und beide Unternehmen ein Einkaufs-Joint-Venture gründen.[12] Im Juli 2021 übernahm die Volkswagen-Tochtergesellschaft Traton die restlichen Anteile für etwa 3,7 Mrd. US-Dollar und wurde damit alleiniger Inhaber von Navistar.[13][14]

Zum 1. Oktober 2024 benannte sich das Unternehmen in International Motors, LLC um.[15]

Unternehmensstruktur

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53,1 %
(31,3 %) *
 
Land Niedersachsen

20 %
(11,8 %)
 
Emirat Katar

17 %
(14,6 %)
 
Streubesitz

9,9 %
(42,3 %)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

89,72 %
 
Streubesitz
10,28 %
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

International
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

IC BUS
 
 
 
 
 
 


Navistar stellt Lastwagen, Militärfahrzeuge und Omnibusse sowie Motoren und Ersatzteile her. Als Markenname wird International für LKW sowie IC Bus für Busse verwendet.[3]

Produktionsstandorte und Beschäftigungszahlen

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(Stand: 1. Februar 2022)[16]

Unternehmen Standorte Mitarbeiter Modelle
Nordamerika
Mexiko Mexiko International Trucks
(Navistar International Corporation)
Ciudad General Escobedo ? Class 8 Fahrzeuge
Komponentenwerk:
LKW Unterbaugruppen
Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten IC BUS
(Navistar International Corporation)
Tulsa ? Schulbusse
kommerzielle Busse
CE & RE Series
International Trucks
(Navistar International Corporation)
Springfield 1.450 LKW:
CV-GM Vista Light Duty MV-Medium Duty HV-Heavy Duty
Navistar Big Bore Diesel of Alabama, LLC
(Navistar International Corporation)
Huntsville ? Komponentenwerk:
Motoren
Südamerika
Brasilien Brasilien MWM Diesel Engines – International Indústria Automotiva da América do Sul Ltda.
(Navistar International Corporation)
Santo Amaro ? Komponentenwerk:
Motoren
Commons: Navistar – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b History of Innovation. navistar.com, abgerufen am 17. Februar 2024 (englisch).
  2. Geschäftsbericht Traton 2022. (PDF) traton.com, S. 32, abgerufen am 17. Februar 2024.
  3. a b Our Company. navistar.com, abgerufen am 17. Februar 2024 (englisch).
  4. Geschäftsbericht Traton 2022. (PDF) traton.com, S. 162, abgerufen am 17. Februar 2024.
  5. Our Company. In: www.international.com. Abgerufen am 25. Oktober 2024 (englisch).
  6. Navistar – Trucks, Busse und Servicelösungen der Marken International und IC Bus. traton.com, abgerufen am 17. Februar 2024.
  7. International Truck and Engine Corporation is New Name of Navistar's Operating Company. navistar.com, 22. Februar 2000, abgerufen am 17. Februar 2024 (englisch).
  8. M&M forms venture with International Truck of U.S. thehindu.com, 18. November 2005, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 17. Februar 2024 (englisch).
  9. M&M to buy out Navistar in two JVs for Rs. 175 crore. thehindu.com, 18. Dezember 2012, abgerufen am 17. Februar 2024 (englisch).
  10. Joann Muller: Death By Hubris? The Catastrophic Decision That Could Bankrupt A Great American Manufacturer. In: forbes.com. 2. August 2012, abgerufen am 16. Februar 2024 (englisch).
  11. Truckbauer Navistar der ideale Partner für VW. www.wiwo.de, abgerufen am 24. Oktober 2016.
  12. VW besiegelt Allianz mit US-Autobauer Navistar – manager magazin. In: manager magazin. (manager-magazin.de [abgerufen am 8. Oktober 2016]).
  13. Traton einigt sich mit Navistar. boerse.ard.de, abgerufen am 17. Oktober 2020.
  14. TRATON GROUP Successfully Completes Navistar Merger and Ushers in a New Era. Navistar, abgerufen am 12. Juli 2021 (englisch).
  15. Achim Schaffrinna: Navistar firmiert fortan als „International“, und tritt mit neuer visueller Identität auf. In: Designtagebuch. Achim Schaffrinna, 1. Oktober 2024, abgerufen am 25. Oktober 2024.
  16. Portrait & Produktionsstandorte des Volkswagen Konzerns. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 1. November 2017; abgerufen am 10. Dezember 2021.