Neuer Marstall
Neuer Marstall | |
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Ansicht vom Schloßplatz, 2009 | |
Daten | |
Ort | Schloßplatz, Berlin |
Architekt | Ernst Ihne |
Bauherr | Wilhelm II. |
Baustil | Neobarock |
Baujahr | 1896–1901 |
Besonderheiten | |
vereinfachter Wiederaufbau |
Der Neue Marstall (ehemals: Königlicher Marstall) ist ein Baudenkmal am Schloßplatz im Berliner Ortsteil Mitte. Errichtet als Marstall des preußischen Hofs von 1896 bis 1901 nach Plänen Ernst Ihnes im Stil des Neobarock, wurde das Gebäude ab 1920 von der Berliner Stadtbibliothek genutzt. Im Zweiten Weltkrieg beschädigt, wurde der Neue Marstall von 1950 bis 1965 vereinfacht wiederaufgebaut. Seit 2005 beheimatet er neben der Stadtbibliothek auch die Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ Berlin.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nachdem die alten Marstallbauten des Großen Kurfürsten an der Breiten Straße und König Friedrichs I. am Boulevard Unter den Linden nicht mehr den Anforderungen der Zeit entsprochen hatten, beauftragte König Wilhelm II. von Preußen den Architekten Ernst Ihne mit dem Bau eines neuen Marstalls. Das monumentale Gebäude am Schloßplatz, an der Breiten Straße und an der Spree wurde von 1896 bis 1901 im neobarocken Stil errichtet. Bis 1918 beheimatete es den Königlichen Marstall mit 270 Pferden und 300 Wagen des preußischen Hofs. Während der Novemberrevolution war die Volksmarinedivision darin einquartiert. Seit 1920 diente der Neue Marstall als Hauptsitz der Berliner Stadtbibliothek. Bei einem alliierten Luftangriff im Zweiten Weltkrieg 1945 ausgebrannt, wurde der Neue Marstall 1950 bis 1965 abschnittsweise wiederaufgebaut und dabei verändert. Vor allem der bildhauerische Schmuck von Otto Lessing, aber auch die architektonische Gestaltung waren hiervon betroffen.[1]
An der Schloßplatzfassade wurden am mittleren Risalit die Pferdeskulpturen, das Tympanon mit dem Wappen Preußens und der Fensterschmuck im 2. Obergeschoss entfernt. An den Seitenrisaliten wurden die Kriegerskulpturen in römischer Rüstung, die Balustraden auf der Attika und weiterer Fensterschmuck im 2. Obergeschoss beseitigt. Der Prometheusbrunnen mit dem Haupt von Zeus und der Perseusbrunnen mit dem Haupt Medusas als Schlussstein wurden auch abgerissen. An der Fassade zur Breiten Straße wurden, wie an der Schaufassade, die Kriegerskulptur und weiterer Schmuck entfernt. Der dreiachsige Flügel wurde um zwei Achsen erweitert und dafür die durch ein Rundbogenfenster betonte Mittelachse beseitigt. Auch an den Seitenrisaliten der Spreefassade fehlen heute die Skulpturen der Attika und zahlreiche Ornamente.
Im Jahr 1988 wurden anstelle der in der Nachkriegszeit beseitigten Prometheus- und Perseusbrunnen von Otto Lessing die Karl-Marx- und Karl-Liebknecht-Reliefs von Gerhard Rommel angebracht. Bis 1990 beheimatete der Neue Marstall neben der Berliner Stadtbibliothek auch Teile der Akademie der Künste der DDR. Seit dem letzten Umbau im Jahr 2005 dient er als Nebensitz der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ Berlin.[2]
Beschreibung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Neue Marstall besteht aus einem viergeschossigen Flügel am Schloßplatz, einem fünfgeschossigen Flügel an der Spree, einem viergeschossigen Flügel an der Breiten Straße und zwei verschiedengeschossigen Flügeln in den Höfen. Der Schloßplatzflügel nahm in den Sockelgeschossen die Verwaltungsräume, in den Obergeschossen die öffentlich zugänglichen Ausstellungsräume auf. Der Spreeflügel nahm in den Sockelgeschossen die Stallräume für 270 Pferde, in den Obergeschossen die Ausstellungsräume für 300 Wagen des preußischen Hofs auf. Der Breite-Straße-Flügel nahm in den Sockelgeschossen die Verwaltungsräume, in den Obergeschossen die Bedienstetenwohnungen auf. In den Hofflügeln befanden sich Reithallen, Garagen und Werkstätten.[3]
Der viergeschossige Schloßplatzflügel ist 83 Meter lang und 23 Meter hoch. Die Sockel- und Mezzaningeschosse sind rustifiziert, die oberen Geschosse durch Pilaster gegliedert. Der Mittelrisalit der Schlossplatzfassade wird geschossübergreifend durch Doppelsäulen gegliedert und wurde von einem Tympanon mit preußischem Wappen bekrönt. Die Seitenrisalite werden nur in den Obergeschossen durch Doppelsäulen gegliedert, während sich in den Sockelzonen ein Prometheus- und ein Perseusbrunnen befanden. Den platzseitigen Fassadenabschluss bildeten insgesamt sechs Pferde- und Kriegerskulpturen.
Der fünfgeschossige Spreeflügel ist 176 Meter lang und 31 Meter hoch. Die Rustika und Pilaster setzen sich an der Fassade fort. Im Mittelrisalit der Spreefassade befindet sich im Sockelgeschoss ein Portal mit Sprenggiebel. Im Tympanon ist ein Relief eingelassen, das Okeanos darstellt. Die Seitenrisalite wurden ebenfalls von Tympanons bekrönt, in denen sich königliche Monogramme befanden. Den spreeseitigem oberen Fassadenabschluss bildeten insgesamt acht Pferde- und Kriegerskulpturen.
Bildergalerie
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Spreeflügel, 1901
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Spreeflügel seit 1965
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Prometheusbrunnen, 1901
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Karl-Marx-Relief, 1988
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Perseusbrunnen, 1901
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Karl-Liebknecht-Relief, 1988
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Neuer Marstall. In: Die Bau- und Kunstdenkmale in der DDR. Hauptstadt Berlin I. Henschelverlag Kunst und Gesellschaft, Berlin 1983.
- Oliver Sander: Ernst von Ihne (1847–1917) und seine Berliner Bauten. In: Stiftung Preußischer Kulturbesitz (Hrsg.): Jahrbuch Preußischer Kulturbesitz. Band 35, Jahrgang 1998, Gebr. Mann, Berlin 1999, S. 95–136.
- Der Neubau des Königlichen Marstallgebäudes. In: Berliner Architekturwelt 3 (1905).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Eintrag zu Neuer Marstall (Obj.-Dok.-Nr. 09011237) in der Berliner Landesdenkmalliste mit weiteren Informationen
- Kathrin Chod, Herbert Schwenk, Hainer Weisspflug: Neuer Marstall. In: Hans-Jürgen Mende, Kurt Wernicke (Hrsg.): Berliner Bezirkslexikon, Mitte. Luisenstädtischer Bildungsverein. Haude und Spener / Edition Luisenstadt, Berlin 2003, ISBN 3-89542-111-1 (luise-berlin.de – Stand 7. Oktober 2009).
- Der Marstall früher und heute ( vom 13. Oktober 2011 im Internet Archive) – Dokumentation der Zentral- und Landesbibliothek Berlin
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Die Bau- und Kunstdenkmale in der DDR. Hauptstadt Berlin I, S. 78 f.
- ↑ Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ Berlin – Standorte
- ↑ Berliner Architekturwelt 3 (1905), S. 11–15.
Koordinaten: 52° 30′ 59″ N, 13° 24′ 15″ O