Orsanmichele
Chiesa di Orsanmichele San Michele in Orto | |
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Außenansicht | |
Daten | |
Ort | Florenz |
Baumeister | Simone Talenti, Neri di Fioravante und Benci di Cione |
Baujahr | 14. Jh. |
Koordinaten | 43° 46′ 14,7″ N, 11° 15′ 18,6″ O |
Orsanmichele (eigentlich: Or San Michele, früherer Name San Michele in Orto) ist ein Kirchengebäude in Florenz des Erzbistums Florenz. Das dreigeschossige Gebäude nimmt den gesamten Straßenblock zwischen der Via dei Calzaiuoli, Via dell’Arte della Lana, Via dei Lamberti und Via Orsanmichele ein. Das Erdgeschoss des einst auch als städtischer Getreidemarkt und Kornspeicher genutzten Gebäudes beherbergt ein Oratorium, das der Verehrung eines als wundertätig verehrten Madonnenbildes dient. In den darüberliegenden Geschossen befindet sich heute das Museo di Orsanmichele.[1]
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ursprünglich stand an dieser Stelle ein Frauenkloster mit Gemüsengarten mit einer kleinen dem Erzengel Michael geweihten Kirche, genannt San Michele in Orto aus der Mitte des 8. Jahrhunderts. 1290 errichtete anstelle der Kirche Arnolfo di Cambio eine Loggia als Getreidespeicher, die 1304 durch ein Feuer zerstört wurde. 1337 wurde unter der Leitung von Francesco Talenti, Neri di Fioravante und Benci di Cione eine größere Halle erbaut, deren Arkaden 1367–1389 von Simone Talenti geschlossen wurden. In den folgenden Jahrzehnten wurde das Gebäude um zwei Stockwerke erhöht;[2] um 1406 waren die Arbeiten beendet. Die oberen Geschosse dienten als kommunaler Getreidespeicher.
Zunftnischen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Außenseiten des Gebäudes schmücken vierzehn architektonisch gefasste Nischen mit überlebensgroßen Statuen von Heiligen, die zwischen 1400 und 1562 im Auftrag der Florentiner Zünfte ausgeführt wurden und die die jeweiligen Patrone der Zünfte zeigen. Alle Statuen sind heute zum Schutz vor Witterung und Vandalismus durch Kopien ersetzt und befinden sich bis auf wenige Ausnahmen Museo di Orsanmichele im 1. Stock. Zu ihnen zählen die Bronzestatue Johannes des Täufers von Lorenzo Ghiberti, 1414 im Auftrag der Arte del Cambio – der Zunft der Geldwechsler – entstanden, Ghibertis Johannes der Täufer von 1412–1416 für die Arte di Calimala, die Händlerzunft, ebenfalls aus Bronze, und die marmorne Statuengruppe der Quattro Santi Coronati von Nanni di Banco, 1409–1417, für die Arte dei Maestri di Pietra e Legname, die Zunft der Bildhauer und Zimmerleute. Die Nische mit der 1415–1417 von Donatello für die Arte dei Corazzai e Spadai – die Zunft der Rüstung- und Schwertschmiede – geschaffenen Marmorstatue des hl. Georg und dem berühmten Flachrelief mit dem Drachenkampf des Heiligen wird heute im Bargello aufbewahrt. Die vergoldete Bronzefigur des hl. Ludwig von Toulouse, 1423–1425 von Donatello für die Parte Guelfa angefertigt, wurde in den 1460er Jahren aus ihrer Nische entfernt und an die Franziskaner-Kirche von Santa Croce übergeben, in deren Museum sie sich noch heute befindet. In der Nische wurde dann die Bronzegruppe mit Christus und dem ungläubigen Thomas von Andrea del Verrocchio aufgestellt. Von Lorenzo Ghiberti sind außerdem der hl. Stefan (1427–1428), von Nanni di Banco der hl. Philippus (1410–1412) und der hl. Eligius (1417–1421). Donatello und Filippo Brunelleschi wird von Teilen der kunstwissenschaftlichen Forschung die Marmorstatue des hl. Petrus (1408–1413) zugeschrieben. Weitere Statuen sind Niccolò di Pietro Lamberti (hl. Jacobus, 1410–1422) und Piero di Giovanni Tedesco (sog. Madonna della Rosa, um 1399) zugeschrieben bzw. stammen von Baccio da Montelupo (hl. Johannes Evangelist, 1515) und Giambologna (hl. Lukas, 1597–1602).
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Lorenzo Ghiberti, Johannes der Täufer, Bronze, 1412–1416, Museo di Orsanmichele
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Lorenzo Ghiberti, hl. Matthäus, Bronze, 1417, Museo di Orsanmichele
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Nanni di Banco, I Quattro Santi Coronati, Marmor mit Vergoldungen, 1409–1417, Museo di Orsanmichele
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Donatello, hl. Georg, Marmor (mit heute verlorenen Metallobjekten), 1415–1417, Bargello
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Donatello, hl. Ludwig von Toulouse, vergoldete Bronze, 1423–1425, Museo di Santa Croce
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Andrea del Verrocchio, Christus und der ungläubige Thomas, Bronze, 1466/67–1483, Museo di Orsanmichele
Über einigen der Nischen sind Tondi mit den Wappen der Zünfte angebracht. Die Tondi aus glasierter Terrakotta stammen von Luca della Robbia und seinem Neffen Andrea.
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Wappen der Zunft der Seidenweber und Goldschmiede, von Luca della Robbia
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Wappen der Gilde der Ärzte und Apotheker, von Luca della Robbia
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Wappen der Zunft der Fleischer, von Manifattura Ginori
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Wappen der Architektenzunft, von Luca della Robbia
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Karte der Orsanmichele (14 Fassadennischen mit Heiligenskulpturen)
Inneres
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Oratorium im Erdgeschoss des Gebäudes befindet sich das 1349–1359 zu Ehren eines als wundertätig verehrten Madonnenbildes errichtete Tabernakel. Entworfen und ausgeführt wurde diese extrem aufwändig gestaltete Kleinarchitektur von dem Florentiner Künstler Andrea Orcagna, dessen Signatur auf der Rückseite im Relief mit der Himmelfahrt Mariens angebracht ist. Das Madonnenbild führte 1347 der Maler Bernardo Daddi aus; es ersetzt ein älteres Bild mit dem gleichen Motiv.
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Paola Grifoni, Francesca Nannelli: Le statue dei santi protettori delle Arti fiorentine e il Museo di Orsanmichele (= Quaderni del Servizio Educativo. 14). Edizioni Polistampa, Florenz 2006, ISBN 88-596-0045-6.
- Gert Kreytenberg: Orcagna’s Tabernacle in Orsanmichele, Florence. Harry N. Abrams, New York NY 1994, ISBN 0-8109-3675-5.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Orsanmichele: Kirche und Museum auf der privaten Tourismusseite Florentinermuseen.com
- 6. Die Bildhauer und ihre Werke im Paragone, arthistoricum.net
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ www.turismo.intoscana.it Official Tourism Site of Tuscany. Aufgerufen am 17. Mai 2012.
- ↑ Guida d’Italia, Firenze e provincia (“Guida Rossa”). Edizioni Touring Club Italiano, Milano 2007, S. 240