St. Andreas (Eisleben)

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St. Andreas in Lutherstadt Eisleben (2014)

St. Andreas ist eine evangelische Kirche in der Lutherstadt Eisleben. Sie ist die größte Kirche der Stadt[1] und spielte eine wichtige Rolle in der Reformationsgeschichte.

In der Reformationsgeschichte spielt die St.-Andreas-Kirche eine wichtige Rolle: Bis in die 1530er-Jahre wurden hier morgens römisch-katholische und nachmittags evangelische Gottesdienste gefeiert. Martin Luther hatte diese Lösung mit den Mansfelder Grafen ausgehandelt, die beiderlei Konfessionen anhingen.[2]

Von der Kanzel in St. Andreas hielt Luther die letzten vier Predigten seines Lebens.[2] An einem Pfeiler des Mittelschiffs hängt jene hölzerne Kanzel des frühen 16. Jahrhunderts, von der Martin Luther seine letzten Predigten hielt und die seither nur noch „Lutherkanzel“ genannt wird.[1] Nach seinem Tod war der Leichnam Luthers in St. Andreas aufgebahrt, bevor er nach Wittenberg überführt wurde.[2]

Die Pfarrkirche der Altstadt von Eisleben wurde 1180 erstmals erwähnt. Der umfassende Neubau der Kirche wurde im 15. Jahrhundert mit dem Chor begonnen, gefolgt vom Kirchenschiff. Bis 1486 folgte das Erdgeschoss des Turmes. Der Oberbau der Türme mit einer doppelten Haube entstand 1714–23. Der Neubau spiegelte den Reichtum der durch Bergbau zu Wohlstand gelangten Bürger Eislebens wider. 2011 erfolgten Sanierungsarbeiten am Langdach der Kirche. Der heutige Bau ist eine spätgotische Halle mit dreischiffigem Chor und einer Doppelturmanlage im Westen.[1]

Lutherkanzel mit Grisaillemalerei

Die Kirchenausstattung stammt aus der Spätgotik und der Renaissance.[1]

Die heute als Lutherkanzel bekannte Kanzel wurde 1518 genau an den Pfeiler angepasst. Sie ist mit Grisaillemalerei verziert.[2]

In einer Vitrine im Kirchenraum ist der ehemalige Kanzelbehang der Lutherkanzel zu sehen, der im 16. Jahrhundert gefertigt wurde. Seine Grundfläche besteht aus vier damals ausrangierten liturgischen Gewändern, sogenannten Pluvialen. Nach der Reformation wurden sie hier einem neuen Zweck zugeführt. Auf der Fläche sind 30 Bildszenen mit circa 38 cm Höhe mal 16 cm Breite abgebildet. Gezeigt werden Heiligengestalten sowie Szenen aus dem Leben Marias. Die Abbildungen sind plastisch modelliert, mit übereinander geleimten und gestopften Leinengewebestückchen, verziert mit Perlen und Goldfäden. 1876 verlor der Kanzelbehang seine liturgische Funktion und wird seitdem in einer Glasvitrine präsentiert.[2]

Der geschnitzte Altar entstammt der Spätgotik.[2]

Hauptorgel von St. Andreas

Die Orgel wurde im Zuge der Kirchenrestaurierung in den Jahren 1876/77 auf der erweiterten Westempore von dem Orgelbauer Wilhelm Rühlmann (Zörbig) erbaut. In den Jahren 1939–1941 wurde das Instrument von der Orgelbaufirma Wilhelm Sauer (Frankfurt/Oder) überarbeitet; die Disposition wurde um sieben Register ergänzt, die ursprünglich mechanische Traktur auf Elektropneumatik umgestellt und dafür ein neuer fahrbarer Spieltisch an der Emporenbrüstung aufgestellt. Dieser wurde 1982 durch einen neuen ersetzt. Das Instrument hat heute 42 Register auf drei Manualwerken und Pedal.[3]

I Hauptwerk C–f3
Principal 16′
Bordun 16′
Principal 08′
Gemshorn 08′
Rohrflöte 08′
Oktave 04′
Blockflöte 04′
Quinte 0223
Oktave 02′
Mixtur IV
Scharf III
Trompete 08′
II Oberwerk C–f3
Gedackt 8′
Quintadena 8′
Principal 4′
Flauto amabile 4′
Schwiegel 2′
Terz 135
Quinte 113
Sifflöte 1′
Cymbel III
Krummhorn 8′
III Schwellwerk C–f3
Lieblich Gedackt 16′
Principal 08′
Lieblich Gedackt 08′
Salicional 08′
Oktave 04′
Sesquialtera II
Mixtur III
Oboe 08′
Trompete 04′
Tremulant
Pedal C–f1
Principal 16′
Subbaß 16′
Quinte 1023
Oktave 08′
Gedackt 08′
Oktave 04′
Mixtur IV
Posaune 16′
Trompete 08′
Kleine Orgel

Im Kirchenraum steht eine transportable Truhenorgel von Albert Baumhoer (Salzkotten) mit vier Registern auf einer geteilten Schleiflade und angehängtem Pedal. Die verschiebbare Klaviatur ermöglicht das Transponieren um einen Halbton abwärts bzw. drei Halbtöne aufwärts, Sie hat folgende Disposition:[3]

Manual C–g3
Gedackt 8′
Rohrflöte 4′
Principal 2′
Quint 113
Commons: St. Andreas – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b c d Verantwortlich: Eva Masthoff: St. Andreas. Lutherstadt Eisleben, Sachsen-Anhalt. In: Denkmale erhalten. Deutsche Stiftung Denkmalschutz, abgerufen am 21. Oktober 2017.
  2. a b c d e f Julia Ricker: Dem Drachen entkommen. Der Kanzelbehang von St. Andreas in der Lutherstadt Eisleben. In: Deutsche Stiftung Denkmalschutz (Hrsg.): Monumente. Magazin für Denkmalkultur in Deutschland. Nr. 5. Monumente Publikationen, 2017, ISSN 0941-7125, S. 16 ff.
  3. a b Informationen zur Orgel

Koordinaten: 51° 31′ 42,2″ N, 11° 32′ 41,9″ O