Thomas Mertens
Thomas Michael Christian Mertens (* 10. März 1950 in Freiburg im Breisgau) ist ein deutscher Arzt, Virologe und Hochschullehrer. Er war von 2004 bis 2024 Mitglied der Ständigen Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut und von 2017 bis 2024 ihr Vorsitzender.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Mertens wurde als Sohn des Diplom-Volkswirts Joachim Mertens und dessen Frau Matilde, einer Lehrerin, geboren und wuchs in St. Augustin (NRW) im damaligen Siegkreis auf. Nach dem Abitur am altsprachlichen Gymnasium Siegburg studierte er laut Angaben beim RKI von 1968 bis 1976 Medizin an den Universitäten Bonn und Köln. 1976 wurde er mit einer Studie über den Röteln-Hämagglutinationshemmtest (HHT) bei Hans Joachim Eggers zum Dr. med. promoviert. 1984 habilitierte er sich für das Fach Virologie. 1985 erhielt er eine C2-Professur an der Universität Köln und 1991 eine C3-Professur an der Universität Ulm.[1] Von 1998 bis 2018 war er Ordinarius für Virologie der Universität Ulm und Ärztlicher Direktor des Instituts für Virologie des Universitätsklinikums Ulm.[2]
Mertens war von 2004 bis 2024 Mitglied der Ständigen Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut und von 2017 bis 2024 ihr Vorsitzender.[3][4][5] Als Virologe ist er zudem unter anderem Altpräsident der Gesellschaft für Virologie e.V.[6] sowie Mitglied der AWMF-Leitlinienkommission und des Verbands Biologie, Biowissenschaften und Biomedizin in Deutschland. Außerdem ist er Vorsitzender des Stiftungsrats der Deutschen Leberstiftung.[7]
Mertens gilt als Experte für Herpesviren und forscht seit Jahren schwerpunktmäßig an humanen Cytomegalieviren (HCMV).[8] Seine Arbeit umschließt virale Morphogenese, Immunologie und Resistenzbildung bei HCMV. Er leitete von 1995 bis 2017 das Konsiliarlabor für CMV im Verbund des nationalen Referenznetzwerks des Robert Koch-Instituts.
Für 2023 wurde Mertens die Loeffler-Frosch-Medaille der Gesellschaft für Virologie zugesprochen.
Kritik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Mertens räumte Ende 2021 in der ARD ein, bestimmte Entscheidungen der Stiko seien „aus der heutigen Perspektive“ zu spät erfolgt. Es wäre „wahrscheinlich günstiger gewesen, mit dem Boostern früher anzufangen“.[9]
Mertens äußerte im November 2021 in einem Interview, er würde ein eigenes siebenjähriges Kind nicht gegen COVID impfen lassen, wenn er eines hätte. Dies wurde von vielen Seiten kritisiert, darunter von den Ministerpräsidenten mehrerer deutscher Länder.[10] Mertens sagte am 10. Dezember 2021, es sei ein „Fehler“ gewesen, dass er „etwas Persönliches gesagt habe“; er dementierte entschieden, ein Impfskeptiker zu sein.[11]
Veröffentlichungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Der Röteln-Hämagglutinationshemmtest (HHT). Untersuchungen zur Natur des sogenannten Seruminhibitors und zur Optimierung des Tests (Köln, Univ., Diss., 1976).
- Klinische Infektiologie – Infektionskrankheiten erkennen und behandeln. Hrsg. v. Reinhard Marre, Thomas Mertens, Matthias Trautmann u. a., Urban & Fischer Verlag, München ISBN 978-3-437-21741-8, ISBN 3-437-21741-0.
- Mit Otto Haller, Hans-Dieter Klenk und H.-W. Doerr: Diagnostik und Therapie von Viruskrankheiten. Leitlinien der Gesellschaft für Virologie. Kompendium der klinischen Virologie für Studierende und Ärzte. Urban & Fischer bei Elsevier, München 2004 (2. A.); ISBN 3-437-21971-5 / ISBN 978-3-437-21971-9.
- M. Chevillotte, J. von Einem, B. M. Meier, F. M. Lin, H. A. Kestler, T. Mertens: A new tool linking human cytomegalovirus drug resistance mutations to resistance phenotypes. In: Antiviral Res. Band 85, Nr. 2, Februar 2010, S. 318–327, doi:10.1016/j.antiviral.2009.10.004, PMID 19853628.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Literatur von und über Thomas Mertens im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Profil von Thomas Mertens beim Robert Koch Institut
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Prof. Dr. Thomas Mertens ( vom 21. Juni 2021 im Internet Archive)
- ↑ Nina Schnürer: Renommierter Ulmer Virologe geht in den Ruhestand. Universitätsklinikum Ulm, 1. Februar 2018, abgerufen am 30. November 2023.
- ↑ Nico Dannenberger: Ich kann Konflikte nicht ausschließen und halte sie nicht für unmöglich. Ein Gespräch mit Prof. Dr. Thomas Mertens. In: Die Debatte. 2. November 2020, abgerufen am 19. Dezember 2020.
- ↑ zeit.de vom 20. Mai 2021,„Es kommen eher die an eine Impfung, die aggressiver auftreten“, abgerufen am 21. Mai 2021.
- ↑ Erlanger Wissenschaftler ist neuer Stiko-Vorsitzender. In: br.de. 14. März 2024, abgerufen am 15. März 2024.
- ↑ Vorstand | Gesellschaft für Virologie e.V. Abgerufen am 15. Juli 2017.
- ↑ Deutsche Leberstiftung: Gremien, Vorstand. Abgerufen am 19. Dezember 2020.
- ↑ HCMV drug resistance mutations
- ↑ https://www.tagesschau.de/investigativ/panorama/stiko-mertens-raeumt-fehler-ein-101.html
- ↑ tagesschau.de vom 3. Dezember 2021: Hoher Anspruch, wachsende Kritik
- ↑ Stiko-Chef bereut Aussage zur Kinderimpfung – Video. In: welt.de. 10. Dezember 2021, abgerufen am 27. Januar 2024.
Personendaten | |
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NAME | Mertens, Thomas |
ALTERNATIVNAMEN | Mertens, Thomas Michael Christian |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Arzt, Virologe und Hochschullehrer |
GEBURTSDATUM | 10. März 1950 |
GEBURTSORT | Freiburg im Breisgau |