Tour de Sol
Die Tour de Sol war das erste Rennen für Solarfahrzeuge. Ursprünglich war die Veranstaltung vom Initianten Josef Jenni als Werbeaktion für die Sonnenenergie geplant und von Markus Heimlicher, dem Geschäftsführer der Schweizerischen Vereinigung für Sonnenenergie (SSES), aufgenommen. Mit dieser Aktion wollte die SSES zeigen, dass die Solarenergie nicht nur in heissen Gebieten funktioniert, sondern auch in der Schweiz. Als Organisator amtete der Ingenieur und Solarunternehmer Urs Muntwyler (ab 2010 Professor für Photovoltaik an der Berner Fachhochschule), der fast alle der jährlichen Austragungen zwischen 1985 und 1993 durchführte und regelmässige Ausstellungen, Tagungen und Drucksachen dazu organisierte. Die rechtliche Form war eine Stiftung, die bis 2002 existierte.
Die erste Tour de Sol wurde 1985 in der Schweiz durchgeführt. Sie führte in 5 Etappen von Romanshorn über Winterthur nach Genf. Am Start waren 73 Solarmobile und 58 davon schafften die Strecke, welche auf ungesperrten Strassen erfolgte; die Teilnehmenden mussten sich an sämtliche Verkehrsregeln halten. Gewonnen hat das Solarfahrzeug Mercedes-Benz / alpha real des Automobilherstellers Mercedes-Benz und dem Schweizer Ingenieurbüro alpha real des Ingenieurs Markus Real. Die Fahrzeuge hatten Solarzellen und Batterien mit einer definierten maximalen Leistung (480 Wp) beziehungsweise Kapazität (Wp x 10 h).
Zunächst waren zwei Kategorien von Fahrzeugen zugelassen:
- Solarmobile ohne Zusatzantrieb, d. h. ausschliesslich mit direkter Sonnenenergie betrieben, plus der ersten Ladung der Batterie. Erlaubt waren maximal 6 m² oder 480 W für den Solargenerator und 4,8 kWh für die Batterie.
- Solarmobile mit Zusatzantrieb, d. h. mit zusätzlicher Muskelkraft und mit reduzierten Werten für Solargenerator und Batterie.
Später kamen weitere Kategorien dazu, z. B.: "Seriensolarmobile", serientaugliche Prototypen oder tatsächliche Elektroautos mit einer regulären Verkehrszulassung. Da die zur Verfügung stehende Solarfläche für solche Fahrzeuge zu gering war, wurden zuerst stationäre solare Ladestationen mit Batteriewechsel und später das Netzverbund-System zugelassen: die Fahrzeuge durften vom Stromnetz laden, wenn rechnerisch genügend Strom anderswo eingespeist wurde. Dies führte zu den heute bekannten Einspeisesystemen für Solarstrom.
Die zweite Tour de Sol führte 1986 von Freiburg im Breisgau (Baden-Württemberg) nach Suhr (Aargau). Dabei erreichten die schnellsten Solarfahrzeuge ohne Zusatzantrieb eine Spitzengeschwindigkeit von 120 km/h. Die mittlere Geschwindigkeit betrug 49 km/h.
Weitere Austragungen der Tour de Sol waren:
- 1987: Biel – Arosa
- 1988: Zürich – Etoy VD
- 1988: das erste Solarbootrennen in Estavayer-le-Lac.
- 1989: Contone – Rheinfelden AG
- 1990: Schaffhausen – Münsingen BE
- 1990: Tour de Sol Alpine (auf Schnee): Lenzerheide/Lai – Valbella
- 1991: Suhr – Beatenberg
- 1991: Tour de Sol Alpine (auf Schnee): Lenzerheide/ Lai-Valbella
- 1992: Pforzheim (Baden-Württemberg) – Saas-Fee
- 1991 Tour de Sol Alpine (auf Schnee): Arosa
- 1993: Luzern – Adelboden
Hatten die Fahrzeuge bei den ersten Rennen noch meistens drei Räder, kamen später immer mehr vier-rädrige Autos und Zweiräder dazu. Aus letzteren entstanden in der Schweiz die ersten käuflichen Serien von Elektromotorrädern und Elektrofahrrädern.
Ebenfalls wurde in den USA ein Solarmobilrennen unter dem Namen American Tour de Sol von der Northeast Sustainable Energy Association (NESEA) durchgeführt.
Quellen und Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Zwei Radiosendungen zum 30-Jahr-Jubiläum
- Interview mit Josef Jenni in 2008
- Video von einigen Tour-de-Sol-85-Fahrzeugen
- [1] Dasselbe Video und viele andere auf Youtube
- Publikationen zur Tour de Sol inklusive Reglementen im Katalog Helveticat der Schweizerischen Nationalbibliothek
- R. Reichel: Tour de Sol, elektromobiler Neubeginn vor 30 Jahren, EMobile plus solar Nr. 97 – Sommer 2015, S. 5–13
- Bilder am Etappenziel St.Gallen aus dem Jahr 1987
- Jean-Luc Rickenbacher: Eine kurze Geschichte der Elektromobilität Im Blog des Schweizerischen Nationalmuseums vom 7. Juni 2022