Volksdeutscher Selbstschutz

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Polnische Lehrer aus Bromberg werden vom Volksdeutschen Selbstschutz zur Exekution ins Todestal geführt, 1. November 1939
Ludolf-Hermann von Alvensleben, Führer des „Volksdeutschen Selbstschutzes“ in Westpreußen, Bromberg 1939

Der Volksdeutsche Selbstschutz war eine paramilitärische Organisation. Sie wurde 1939 im Zweiten Weltkrieg aus Angehörigen der Volksdeutschen in verschiedenen Gebieten Osteuropas gebildet.

Zunächst waren die Selbstschutzeinheiten lokal den SS- und Polizeiführern unterstellt und wurden als Hilfspolizei auch zur Ermordung Zehntausender Polen eingesetzt, zum Beispiel bei der „Intelligenzaktion“, der Außerordentlichen Befriedungsaktion und den NS-Krankenmorden.[1] Insbesondere die Selbstschutzeinheiten im späteren Reichsgau Danzig-Westpreußen unter der Führung des SS-Oberführers Ludolf-Hermann von Alvensleben und im Distrikt Lublin unter SS- und Polizeiführer Odilo Globocnik wurden für Massenexekutionen und zur Bewachung jüdischer Arbeitskolonnen eingesetzt.

Im Winter 1941/42 ermordeten Mitglieder des Volksdeutschen Selbstschutzes im rumänisch besetzten Transnistrien Tausende von Juden, die auf Befehl von Ion Antonescu dorthin deportiert worden waren.

Die Anzahl der Mitglieder des Selbstschutzes in Polen wird zu Kriegsbeginn auf bis zu 100.000[2] geschätzt. Zur gleichen Zeit lebten in Polen etwa 740.000 Deutsche.[3] Somit war etwa jeder zehnte Deutsche in Polen Mitglied in einer Organisation, die dem polnischen Staat feindlich gesinnt und an Verbrechen gegen die polnische Zivilbevölkerung beteiligt war. Bei einer ausschließlichen Berücksichtigung des männlichen Bevölkerungsanteils im wehrfähigen Alter vergrößert sich dieser Anteil entsprechend. Dieser Umstand diente unter anderem nach dem Krieg den neuen kommunistischen Machthabern als Rechtfertigung für die Vertreibung großer deutscher Bevölkerungsteile.

  • Jochen Böhler: Auftakt zum Vernichtungskrieg. Die Wehrmacht in Polen 1939 (= Fischer 16307 Die Zeit des Nationalsozialismus). Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 2006, ISBN 3-596-16307-2 (Rezension von Armin Nolzen in: literaturkritik.de Nr. 3, März 2007).
  • Jerzy Kochanowski, Maike Sach (Hrsg.): Die „Volksdeutschen“ in Polen, Frankreich, Ungarn und der Tschechoslowakei. Mythos und Realität (= Einzelveröffentlichungen des Deutschen Historischen Instituts Warschau, Band 12). fibre-Verlag, Osnabrück 2006, ISBN 3-929759-84-5 (Aufsatzsammlung; s. v. Selbstschutz).
  • Selbstschutz. In: Wolfgang Benz, Hermann Graml, Hermann Weiß: Enzyklopädie des Nationalsozialismus. Teil II: Lexikon. 3., korrigierte Auflage. Klett-Cotta, Stuttgart 1998, ISBN 3-608-91805-1, S. 343 f.
  • Christian Jansen, Arno Weckbecker: Eine Miliz im „Weltanschauungskrieg“. Der „Volksdeutsche Selbstschutz“ in Polen 1939/40. In: Wolfgang Michalka (Hrsg.): Der Zweite Weltkrieg. Analysen, Grundzüge, Forschungsbilanz. Herausgegeben im Auftrag des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes. Seehamer, Weyarn 1997, ISBN 3-932131-38-X, S. 482–500 (Aufsatzsammlung; Lizenzausgabe des Piper-Verlages, München).
  • Christian Jansen, Arno Weckbecker: Der „Volksdeutsche Selbstschutz“ in Polen 1939/40 (= Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, Band 64). R. Oldenbourg, München 1992, ISBN 3-486-64564-1.
Commons: Volksdeutscher Selbstschutz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Christopher Browning: The Origins Of The Final Solution. Random House, 2014, ISBN 978-1-4481-6586-5, S. 186 ff.
  2. Rezensionen (Memento vom 4. März 2009 im Internet Archive; PDF), in ikgn.de.
  3. Poland and Danzig in the 20th centuty, in halgal.com (JPG, englisch).