Willmars
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 50° 30′ N, 10° 15′ O | |
Bundesland: | Bayern | |
Regierungsbezirk: | Unterfranken | |
Landkreis: | Rhön-Grabfeld | |
Verwaltungsgemeinschaft: | Ostheim vor der Rhön | |
Höhe: | 340 m ü. NHN | |
Fläche: | 12,18 km2 | |
Einwohner: | 557 (31. Dez. 2023)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 46 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 97647 | |
Vorwahl: | 09779 | |
Kfz-Kennzeichen: | NES, KÖN, MET | |
Gemeindeschlüssel: | 09 6 73 182 | |
Gemeindegliederung: | 4 Gemeindeteile | |
Adresse der Verbandsverwaltung: | Marktstr. 24 97645 Ostheim v.d.Rhön | |
Website: | www.willmars.de | |
Erster Bürgermeister: | Reimund Voß (SPD / FWG) | |
Lage der Gemeinde Willmars im Landkreis Rhön-Grabfeld | ||
Willmars ist eine Gemeinde im unterfränkischen Landkreis Rhön-Grabfeld und Mitglied der Verwaltungsgemeinschaft Ostheim vor der Rhön.
Geografie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Gemeinde liegt in der Region Main-Rhön im Dreiländereck Hessen-Bayern-Thüringen.
Gemeindegliederung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Es gibt vier Gemeindeteile (in Klammern ist der Siedlungstyp angegeben):[2][3]
- Oberfilke (Dorf)
- Unterfilke (Kirchdorf)
- Völkershausen (Kirchdorf)
- Willmars (Pfarrdorf)
Es gibt die Gemarkungen Filke, Völkershausen und Willmars.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bis zur Gemeindegründung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Willmars gehörte den Grafen von Botenlauben, einer Nebenlinie der Grafen von Henneberg. Graf Otto II. von Henneberg-Botenlauben trat den Ort 1230 an das Kloster Fulda ab. Durch Verpfändung kam er an die Grafen von Henneberg-Römhild und wurde 1453 von der Linie Henneberg-Schleusingen erworben und dem Amt Maßfeld angegliedert. Nach deren Aussterben 1583 war der Ort Teil des Herzogtums Sachsen. Er gehörte ab 1680 zum Herzogtum Sachsen-Meiningen. Dabei war die eine Hälfte des Orts herrschaftlich sächsisch, die andere gehörte Ganerben, die der Reichsritterschaft angehörten. Ober- und Unterfilke sowie Völkershausen gehörten bis 1803 zur Reichsritterschaft (Herren von Stein).
Willmars kam im Jahr 1808 mit Filke, Völkershausen, Neustädtles und Sands zum Großherzogtum Würzburg des Erzherzogs Ferdinand von Toskana. Dieser hatte durch einen Staatsvertrag 1808 die Rechte (Dorf- und Gemeindeherrschaft) des Herzogtums Sachsen-Meiningen an sich gebracht.[4] 1814 fielen der Ort und seine heutigen Ortsteile an Bayern. Im Zuge der Verwaltungsreformen in Bayern entstand mit dem Gemeindeedikt von 1818 die Gemeinde.
Zeit des Nationalsozialismus
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bis zur Zeit des Nationalsozialismus existierte in Willmars eine jüdische Gemeinde, die in der Lappichstraße eine Synagoge besaß. Schon einige Wochen vor den reichsweiten Novemberpogromen 1938 entlud sich hier der Hass auf die Juden, und zwar am 8. Oktober. Beobachtet von etwa hundert Schaulustigen schlugen die nationalsozialistischen Täter auf jüdische Willmarser ein und zwangen sie mit demütigenden Rufen, den Toraschrein und die Einrichtungsgegenstände der Synagoge abzubauen und sie samt Ritualien auf der Straße aufzutürmen. Die Männer, die die Juden drangsalierten, fügten ihnen Verletzungen, sogar Rippenbrüche zu. Frauen aus der Menge feuerten die Schläger an: „Nur feste drauf, auf die Stinker, die Verrecker.“[5]
Eingemeindungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Zuge der Gebietsreform in Bayern wurde am 1. Juli 1971 die Gemeinde Filke und m 1. April 1972 die Gemeinde Völkershausen eingegliedert.[6]
Einwohnerentwicklung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 1961: 820 Einwohner
- 1970: 799 Einwohner
- 1987: 673 Einwohner
- 1991: 755 Einwohner
- 1995: 733 Einwohner
- 2000: 717 Einwohner
- 2005: 687 Einwohner
- 2010: 650 Einwohner
- 2015: 620 Einwohner
Im Zeitraum 1988 bis 2018 fiel die Einwohnerzahl von 672 auf 580 um 92 Einwohner bzw. um 13,7 %. 1993 hatte die Gemeinde 767 Einwohner. Quelle: BayLfStat
Politik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bürgermeister und Gemeinderat
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Erster Bürgermeister ist Reimund Voß (Freie Wählergemeinschaft, FWG). Er wurde im Jahr 2002 als Nachfolger von Wolf Pittorf (Bürgergemeinschaft) gewählt und 2008 mit 84,17 % der Stimmen, 2014 mit 90,99 % der Stimmen 2020 mit 57,50 %[7] der Stimmen im Amt bestätigt.
Der Gemeinderat besteht aus acht Mitgliedern. Alle gehören der FWG an.
Wappen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Blasonierung: „Geteilt; oben geteilt von Silber und Rot, oben ein schwarzer Schrägbalken, unten eine silberne Krone; unten in Gold auf grünem Dreiberg eine rot bewehrte schwarze Henne.“[8] | |
Wappenbegründung: Die Krone im Wappen erinnert an das Königsgut im Frühmittelalter. Die schwarzen Henne auf dem Dreiberg verweist auf die Grund- und Territorialherren der Grafen von Henneberg (Henneberger Wappen). Die Herren (später Freiherren) von Stein waren im Spätmittelalter mit Gemeindegebiet verbunden. Ihr Wappen, der schwarze Querbalken in Silber, soll auf diese seltene historische Kontinuität hinweisen.
Das Wappen wurde am 17. August 1982 genehmigt; der Entwurf stammt von Karl Nikolaus Haas (Heraldiker aus Kronach). |
Sehenswürdigkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Ruine Mauerschädel zwischen Willmars und Filke
- Der Jüdische Friedhof am Rand von Willmars auf der Gemarkung der Nachbargemeinde Neustädtles wurde im Jahre 1727 durch den hessischen Baron Carl Ludwig Schenck von Schweinsberg eingerichtet. Heute sind noch ca. 370 Grabsteine dort zu finden. Der Friedhof ist in einem sehr gepflegten Zustand. Er gliedert sich in eine ältere und eine neuere Hälfte.[9]
- Evangelische Kirche mit Turmuntergeschoss aus romanischer und Wandmalereien im Chor aus vorreformatorischer Zeit. Die bereits im Jahre 1590 renovierte Kanzel und der Taufstein von 1592 blieben erhalten. Der Kirchturm mit welscher Haube und Laterne stammt in der jetzigen Gestalt von 1719/20, die Turmuhr von 1793, die Orgel von 1759.
Wirtschaft und Infrastruktur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Wirtschaft einschließlich Land- und Forstwirtschaft
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]1998 gab es nach der amtlichen Statistik im produzierenden Gewerbe zwölf und im Bereich Handel und Verkehr keine sozialversicherungspflichtig Beschäftigten am Arbeitsort. In sonstigen Wirtschaftsbereichen waren am Arbeitsort 44 Personen sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Wohnort gab es 220. Im verarbeitenden Gewerbe gab es drei, im Bauhauptgewerbe keinen Betrieb. Zudem bestanden im Jahr 1999 sieben landwirtschaftliche Betriebe mit einer landwirtschaftlich genutzten Fläche von 610 ha, davon waren 508 ha Ackerfläche und 102 ha Dauergrünfläche.
Bildung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]2017 gab es folgende Einrichtungen:
- 25 Kindergartenplätze mit 26 Kindern
- Kinderheim Nicolhaus mit 48 Plätzen
- Förderschule Herbert-Meder-Schule Unsleben 2017–2020
- Vier Schulklassen der Verbands-Grundschule Ostheim wurden in Containern neben dem Schulhaus unterrichtet und kooperierten mit der Herbert-Meder-Schule
Persönlichkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Johann von Allendorf (1400–1496), wohl auf Schloss Völkershausen geborener[10] Edelmann, Benediktiner, letzter Abt und erster Propst des Klosters St. Burkard (Würzburg), Kanzler der Fürstbischofs und Stifter des Spitals zu den 14 Nothelfern in Würzburg
- Gustav Adelbert Seyler (1846–1935), Politiker, Bibliothekar und Heraldiker, ist in Willmars geboren.
- Karl Zimmermann (1863–1936), Pädagoge und Heimatforscher, wurde in Willmars geboren.
- Adeline Elisabeth Rohn (1868–1945), Schriftstellerin, wurde in Willmars geboren.
- Karl Nicol (1886–1954), evangelischer Pfarrer und Rektor, ist in Willmars geboren. Nach ihm ist das Nicolhaus benannt.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Ernst Luther: Adeline Elisabeth Rohn von Willmars. In: Unterfränkisches Heimatblatt, Schweinfurt, 3 (1951), 8, S. 1.
- Gerhard Schätzlein: Filke – ein Ortsteil von Willmars. Willmars 1978
- Barbara Rösch, Gerhard Schätzlein: Grenzerfahrungen 1945–1990 – Fotos, Texte, Aussagen. Wilmars 1993
- Peter Breitling: Dörfer an der Grenze – wirtschaftliche, soziale und städtebauliche Grundlagen der Rehabilitation ländlicher Gemeinden in grenznahen Abwanderungsgebieten bis Mitte 1989, dargestellt am Beispiel der Gemeinde Willmars. München 1990
- Erika Rust: ... mit Tränen in den Augen die Freiheitsstatue... – Lebenserinnerungen des Max Strauss aus Willmars. In: Heimat-Jahrbuch des Landkreises Rhön-Grabfeld, Mellrichstadt, 25 (2003), S. 316–344
- Dekanat Bad Neustadt an der Saale: Ursprung und Leben evangelischer Gemeinden in Rhön u. Grabfeld. Verlag der Ev.-Luth. Mission, Erlangen 1984, S. 172–180
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Willmars im Rhönlexikon ( vom 22. März 2016 im Internet Archive)
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Genesis-Online-Datenbank des Bayerischen Landesamtes für Statistik Tabelle 12411-003r Fortschreibung des Bevölkerungsstandes: Gemeinden, Stichtag (Einwohnerzahlen auf Grundlage des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
- ↑ Gemeinde Willmars in der Ortsdatenbank der Bayerischen Landesbibliothek Online. Bayerische Staatsbibliothek, abgerufen am 12. April 2021.
- ↑ Gemeinde Willmars, Liste der amtlichen Gemeindeteile/Ortsteile im BayernPortal des Bayerischen Staatsministerium für Digitales, abgerufen am 7. Dezember 2021.
- ↑ Gebietsaustausch 1808 im Rhönlexikon ( vom 21. Februar 2014 im Internet Archive)
- ↑ Gronauer, Gerhard: Vorgezogenes Pogrom in Unterfranken. Zum Abschluss der Synagogen-Gedenkbände berichtet der Mit-Autor Gerhard Gronauer, in: Evangelisches Sonntagsblatt aus Bayern vom 25. April 2021, S. 4. URL: https://www.evangelisches-sonntagsblatt.de/2021/04/20/vorgezogenes-pogrom-in-unterfranken/ (Aufruf 23. April 2021).
- ↑ Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C. H. Beck, München 1983, ISBN 3-406-09669-7, S. 520.
- ↑ Wahl des ersten Bürgermeisters - Kommunalwahlen 2020 in der Gemeinde Willmars - Gesamtergebnis. Abgerufen am 15. Januar 2021.
- ↑ Eintrag zum Wappen von Willmars in der Datenbank des Hauses der Bayerischen Geschichte
- ↑ Zusammenfassende Darstellung durch den Altbürgermeister Gerhard Schätzlein „Der Judenfriedhof in Neustädles, früher der Judengemeinde Willmars“, Willmars 2008 (6 Seiten, Loseblattsammlung).
- ↑ Christine Demel u. a.: Leinach. Geschichte – Sagen – Gegenwart. Gemeinde Leinach, Leinach 1999, S. 197–200 (Johann von Allendorf und „sein Dorf Oberleinach“.)