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BLKÖ:Herloßsohn, Georg Karl Reginald

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 8 (1862), ab Seite: 370. (Quelle)
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Herloßsohn, Georg Karl Reginald (Schriftsteller, geb. zu Prag 1. September 1804, gest. zu Leipzig 10. December 1849). Sein wahrer Name ist Herloß und was ihn veranlaßte, denselben in Herloßsohn umzuändern, weßhalb H. mit Unrecht allgemein für einen Israeliten gehalten wird, ist unbekannt. Seine Familienverhältnisse und Jugendjahre waren nicht glücklich; in einem späteren seltsamen Gedichte „Mein Weihnachtsbaum 1830“ [371] (Buch der Lieder, S. 59) klagt er seinen Vater an, daß er ihn kalt in die fremde Welt getrieben, ihm seinen Glauben und auch sein Glück gestohlen, ihn nicht beten und nicht lieben gelehrt und ihm nicht Einen Liebesblick geschenkt habe und ruft dem damals schon Verstorbenen zu: „Und finden wir uns, nun, so sei es spät“; er singt in demselben Gedichte von seiner Mutter: „Du hast geirrt, doch war im Irrthum Liebe“. Herloßsohn selbst vermied es, über jene Zeit zu sprechen. 7 Jahre alt, kam er in die Pfarrschule zu St. Niklas in Prag und war ein fleißiger Studiosus; Professor Kauba verwendete sich für den wißbegierigen Knaben, in Folge dessen er durch einen Canonikus an der Allerheiligen Stiftskirche in Prag unentgeltlichen Unterricht im Französischen erhielt. Mit 16 Jahren, 1820, kam H. auf die Universität, wo ihn der gemüthvolle, auch bereits dahingegangene W. A. Gerle [Band. V, S. 155], kennen lernte, mit dem H. bis an seinen Tod einen vertraulichen Briefwechsel unterhielt. Im Jahre 1820 trat H. mit seiner ersten Arbeit in die Oeffentlichkeit, es war die in Müller’s Taschenbuche „Feierstunden“ abgedruckte Novelle „Treue bis in den Tod“. Die traurigen häuslichen Verhältnisse trieben H. aus Prag fort und er kam nach Wien – ohne Empfehlungen, ohne Mittel – bei einer ihm unbekannten Großtante anfänglich den Mittagstisch erhaltend, den er aber bald verlor, worauf er eine Schule der Leiden und Entbehrungen durchmachte, die jedoch sein Herz nicht zu erhärten vermochten. Während er hungerte, war es ihm doch gegönnt, sich in der Universitätsbibliothek zu wärmen und dieses Asyl besuchte er auch so oft er konnte. Seine Absicht, unter die Freiheitskämpfer Griechenlands – denn eben war der griechische Aufstand ausgebrochen – zu gehen, wurde durch polizeiliche Maßregeln vereitelt, und als er in seiner schlimmsten Noth bei Zacharias Werner Hilfe suchte, war er nahe daran, über dessen Zureden Ligourianer zu werden, aber der Himmel beschützte ihn vor diesem Auswege der Verzweiflung. Unter solcher Noth brach das Jahr 1822 an und es schien sein Los sich bessern zu wollen, denn ein Brief aus Prag forderte ihn zur Rückkehr dahin auf, um eine Stelle als Hauslehrer zu übernehmen. H. folgte diesem Rufe eines freundlicheren Geschickes, das sich aber nicht erfüllen zu wollen schien, denn die ihm in Aussicht gestellte Hauslehrerstelle erhielt er nicht; er fristete also mühsam sein[WS 1] armseliges Dasein fort, schrieb sich mit Gedichten seinen Jammer weg und trat in Verkehr mit den damaligen Literaten Prags und mit Theodor Hell in Dresden – diesem liebenswürdigen Schirmherrn aller jungen Poeten jener Zeit – in briefliche Verbindung. In diesem Jahre erschien auch seine zweite Novelle, betitelt: „Eine Nacht in den Apenninen“ in der Zeitschrift „Kranz“. Im November 1823 erhielt H. durch Verwendung eines Professors eine Hauslehrerstelle bei dem Amtsdirector Prochaska auf dem Gute Dewitz, das eine halbe Stunde von Prag entfernt lag. Dort hatte er drei Mädchen und einen Knaben zu unterrichten, konnte die juridischen Studien privatim fortsetzen und überdieß in der Kanzlei im Justizfache arbeiten. So glücklich war H. bisher nicht gewesen: mit Lust und Liebe lag er seinem neuen Geschäfte ob, dichtete nebenbei fleißig Dramen und Lyrisches, wovon jedoch nur einiges Lyrisches später in die Oeffentlichkeit gelangte, es waren [372] die Gedichte an Elise, die älteste Tochter Prochaska’s, seine erste und einzige Liebe. Als gereifter Mann noch dachte H. mit Wehmuth der in der Blüthe ihrer Jahre unvermält gestorbenen Geliebten. Als ihn im Sommer 1825 sein Freund Suchy, welcher m Leipzig studirte, besucht und über das gemüthliche Studentenleben daselbst, wie überhaupt über die freien Verhältnisse in dieser Buchhändlerstadt Mittheilungen gemacht hatte, war bald sein Entschluß gefaßt, Oesterreich zu verlassen und nach Leipzig zu übersiedeln. In den „Grenzboten“ 1845, erzählt H. seine Flucht, die er im November 1825 ausgeführt hatte, umständlich in wehmüthig humoristischer Weise. Etwa 6 Gulden hatte seine Barschaft betragen, als er die Flucht antrat. Ueber Dresden, wo ihn eine Erklärung Theodor Hell’s vor polizeilichen Maßnahmen sicherte, kam er in Leipzig an, wo er mit 6 Groschen Barschaft mit seinem Freunde Suchy Einzug hielt. Nun begann eine neue Zeit der Entbehrungen, und erst die Bekanntschaft mit dem serbischen Dichter Simon Milutinovich, die ein glücklicher Zufall vermittelt hatte, verbesserte Herloßsohn’s mißliche Lage. Milutinovich befand sich in Leipzig um daselbst sein Epos, „Serbianka“, welches des Fürsten Milosch Großthaten feierte, drucken zu lassen, zu gleicher Zeit suchte er einen deutschen Uebersetzer, dieser hatte sich in H. gefunden und nun ging es einige Zeit ganz erträglich. Ein Honorar von 18 Thalern, welches Cotta für die Uebersetzung eines serbischen Gedichtes „Der Aufstand der Dahier“ das im „Morgenblatte“ erschienen war, an H. auszahlen ließ, entlockte ihm zum ersten Male den, im Umgange mit Milutinovich erlernten Ausruf „Masch Allah! Gott ist groß!“ dessen sich H. dann öfter zu bedienen pflegte und dessen komische Wirkung zu empfinden, gewiß Alle, die mit ihm verkehrten, Gelegenheit gehabt haben. Ein um jene Zeit von Herloßsohn verfaßter Aufsatz über Zacharias Werner, der im „Gesellschafter“ erschienen war, erregte Aufsehen und hatte zu Folge, daß ihn Brockhaus als Mitarbeiter am „literarischen Conversationsblatt“ (jetzt „Blätter für literarische Unterhaltung“), annahm. Auch erhielt er damals von einem Verleger, der die Herausgabe einer „Gallerie von Originalromanen von Deutschlands ausgezeichnetsten Schriftstellern“ veranstaltete, die Aufforderung einen Roman zu schreiben. H. schrieb seinen ersten Roman „Die Fünfhundert von Blanik“ und erhielt – obgleich 3 Thlr. für den Bogen bedungen waren, da er Geld dringend benöthigte, in Bausch und Bogen 25 Thlr. Noch bekannter machten H. 1826 in der literarischen Welt seine Parodien auf die Clauren’schen, damals von dem deutschen Lesepublikum verschlungenen Erzählungen, die er unter Clauren’s Namen herausgab, worüber sich ein Proceß entspann, der an zwei Jahre das literarische Publikum beschäftigte. Von einer schweren Krankheit, die in das genannte Jahr fällt, genesen, griff H. wieder zur Feder und führte das freie Leben eines Literaten, schrieb politische Satiren, Romane, machte 1827 eine Reise an den Rhein, die er auch beschrieb, 1828 nach Berlin, wo er sich mehrere Wochen bei Saphir aufhielt, bis er im Jahre 1830, dessen politische Ereignisse und Umwälzungen Herloßsohn’s Thätigkeit mächtig anregten, die belletristische Zeitschrift „Der Komet“ gründete, welche 18 Jahre hindurch erschien, und im Jahre 1848 aufhörte, ganz wie sein Begründer oft im prophetischen Geiste ausgerufen hatte: [373] „Daß der Komet nur dann schlafen gehe, wenn Preßfreiheit eingeführt und der letzte Esel gestorben“, von welchem Ausspruche vor der Hand die erste Hälfte wahr geworden. Betreffs des Kometen muß aber bemerkt werden, daß H. im Jahre 1840 die Redaction niederlegte und erst später wieder übernahm; in der Zwischenzeit besorgte dieselbe einige Jahre hindurch Dr. Rudolph Hirsch. Mit der Redaction des „Kometen“, in welchem Blatte H. die rothe Fahne der Jugend aufgepflanzt und die Revolution in den deutschen belletristischen Journalen begründet hatte, die ihm überdieß einen Gehalt von jährlichen 600 Thalern einbrachte, und ihm auch polizeilicher Seits seinen bleibenden Aufenthalt in Leipzig ermöglichte, verband H. eine sehr fruchtbare literarische Thätigkeit [die Aufzählung seiner Schriften folgt weiter unten], schrieb eine große Menge Erzählungen, Romane, gab Taschenbücher, mit Robert Blum und Hermann Marggraf das 1842 vollendete Theater-Lexikon, dann nach einem 1839 vorgenommenen Besuche des Riesengebirges dessen Beschreibung heraus, und übernahm noch ein Jahr vor seinem Tode die Redaction des Spindler’schen Almanach „Vergiß mein nicht“, bis mit 1849 eine traurige Veränderung mit seinen Verhältnissen eintrat; der Komet hatte zu erscheinen aufgehört, und dadurch war eine stehende Einnahme weggefallen, das Unglück, das einen Freund, den Redacteur des „Eremiten“, Gleich, heimgesucht hatte, der während des Gebrauches der Wassercur vom Wahnsinn befallen worden war, und eine Familie in Noth und Elend hinterließ, hatte auf H. einen erschütternden Eindruck hervorgebracht; H. wurde immer düsterer, verstimmter, sein Geist war gebrochen und dazu gesellten sich noch immer heftiger auftretende physische Leiden. Seine Absicht, bei seinem Freunde I. L. Kober in Prag für dessen stark verbreitetes „Album“ einen historischen Roman zu schreiben, der den Smirzickischen Erbproceß behandeln sollte, und sich wie er hoffte in der vaterländischen Luft zu erholen, vereitelte sein zunehmendes Leiden, dem er endlich auch erlag, indem er wenige Tage vor seinem Tode (10. Dec. 1849, 7 Uhr Abends) auf seinen Wunsch in das Leipziger Jacobhospital gebracht worden, wo er verlassen, arm, in trauriger Hilflosigkeit, von dem Prager Buchhändler Kober in den letzten Wochen seines Lebens mit edler Uneigennützigkeit unterstützt, nach achtzehnwochentlichem Krankenlager verschied. „Gut, daß ich in meinem Schriften nie den Gottesläugner gespielt und keine Seele auf dem Gewissen habe“, so hatte er noch 3 Wochen vor seinem Tode, am 22. November 1849, an seinen Freund Kober [vergl. Kober’s „Album“, Bd. XI, Beilage S. 15] geschrieben. So konnte er wohl ruhig sterben. Herloßsohn’s literarische Thätigkeit wird, obgleich er zu den gelesensten Schriftstellern seiner Zeit gehörte, und noch zur Zeit die čechischen, von Dr. J. B.Pichl ausgeführten Uebersetzungen seiner Romane in Böhmen eine Lieblingslecture bilden, in einer Geschichte der Literatur wenig Nachsicht finden. Sein Freund E. M. Oettinger nennt ihn „Deutschlands Walter Scott“, über welche Bezeichnung Herloßsohn im Leben selbst sich seines oft gebrauchten Masch Allah bedient und wehmüthig gelächelt haben würde, im ganz richtigen Gefühle: gute und unterhaltende Romane geschrieben zu haben, berechtige noch nicht zu solcher Vergleichung. Seine Thätigkeit als Journalist [374] ist von einer Seite ebenso unbedingt verworfen, wie von anderer Seite über alle Gebühr erhoben worden. Herloßsohn erkannte am richtigsten den Werth seines Blattes, und hat ihn in dem oben mitgetheilten, von ihm im Scherz mehr denn einmal gethanen Ausspruche am kürzesten gekennzeichnet. Künstlerischen Werth hatte es keinen, aber in einer Zeit wie es jene war, von 1830, dem Jahre seiner Gründung, bis 1848, dem Jahre seines Unterganges, trug es ganz das Gepräge derselben, denn Herloßsohn war nicht der Mann, einem Blatte sein Gepräge aufzudrücken; das halt- und gehaltlose Treiben jener, im Sichklären begriffenen verworrenen Zeit, lieh ihm das Ihrige. Wenn er aber als Schriftsteller und Journalist nicht probehaltig ist, als Mensch war er es und wird es bleiben. Es wird hier nur auf die Stelle eines der zahlreichen Nachrufe, die dem guten, dem trefflichen Menschen gewidmet waren, und die weiter unten mitgetheilt werden, hingewiesen.

I. Herloßsohn’s Schriften in chronologischer Folge. a) Selbstständige Werke.Emmy, oder der Mensch denkt und Gott lenkt“. 2 Theile (Leipzig 1827, Wienbrack, 8°.), unter dem Namen Hnr. Clauren. – „Löschpapiere aus dem Tagebuche eines reisenden Teufels“. 2 Theile (Leipzig und Hamburg 1827 und 1828, 1. Theil Krappe, 2. Theil Hoffmann u. Campe, 8°.); zweiter Theil auch unter dem Titel: „Mixturen“. – „Luftballon oder die Hundstage in Schilda. Ein glück- und jammervolles Schau-, Lust- und Thränenspiel in beliebigen Acten“ (Leipzig 1827, 8°.). – „Vielliebchen. Fortsetzung der im Taschenbuche Vergißmeinnicht vom J. 1825 abgebrochenen Erzählung“ (Leipzig 1827, Krappe, 8°.), unter dem Namen Hnr. Clauren. – „Waldblumen. Erzählungen, Novellen, Humoresken und Phantasiestücke“. 2 Bände (Altenburg 1847, Pierer, 8°.). – „Wien wie es ist. Fortsetzung der Sitten- und Charaktergemälde von London und Madrid. Aus dem Französischen“ (Leipzig 1827, Magazin für Industrie, 8°.), unter dem Namen Eduard Forstmann. – „Stephan Maly, der Montenegriner-Häuptling. Histor. romant. Erzählung“. 2 Theile (Leipzig 1828, Wienbrack, 8°.); in’s Čechische übers. von Dr. J. B. Pichl. – „Vier Farben, das heißt die deutschen Spielkarten in ihrer symbolischen Bedeutung beschrieben und erklärt von Susanna Rümpler, Kartenschlägerin. An’s Licht befördert“ (Leipzig 1828, zweite verb. u. verm. Aufl. 1829, mit 37 illum. Holzschn. und 1 Steintaf., gr. 12°.). – „Der Venetianer. Histor. romant. Gemälde“. 3 Bde. (Leipzig 1829, Krappe, 8°.); in’s Čechische übers. von Dr. J. B. Pichl“. – „Hahn und Henne. Liebesgeschichte zweier Thiere“ (Leipzig 1830, Hartmann, mit 25 Holzschn. von Fr. Green, gr. 12°.). – „Der Ungar. Histor. romant. Gemälde aus der Zeit der Hunyaden“. 3 Bde. (Leipzig 1832, Schreck, 8°.); in’s Čechische übers. von Dr. J. B. Pichl. – „Mephistopheles. Ein politisch-satyrisches Taschenbuch aus dem J. 1833“ (Leipzig 1832, O. Wigand, mit 8 illum. K. K. von J. P. Lyser, Lex. 8°.). – „Kometenstralen. Eine Sammlung von Erzählungen, ernsten und humoristischen Aufsätzen“. 2 Bde. (Leipzig 1833 u. 1847, literar. Museum, 8°.); der zweite Band auch unter dem Titel: „Korallen“. – „Der letzte Taborit, oder Böhmen im 15. Jahrhunderte. Hist. rom. Gemälde“. 2 Bde. (Leipzig 1834, O. Wigand, 8°.); in’s Čechische übersetzt von Dr. J. B. Pichl. – „Anatomische Leiden. Novelle“ (Nordhausen 1832, n. Aufl. 1836, Fürst, gr. 12°.). – „Scherben“ (Gedichte) (Leipzig 1838, Müller, 8°.). – „Eine Theater-Liebschaft. Novelle“ (Leipzig 1839, Taubert, gr. 12°.). – „Das Riesengebirge und die Grafschaft Glatz. Nebst einem Ausfluge nach Prag und dem Karlsteine“ Leipzig 1839, 3. Aufl. 1849, Handel, 8°., mit 30 Stahlst.). – „Zeit- und Lebensbilder. Novellen, Humoresken, Ironien und Reflexionen“. 6 Bde. (Leipzig 1839–1843, Taubert, gr. 12°.). Sie enthalten Bd. 1: „Der Gondoliere“, Nov.; – „Die Mädchen von Scio“, Nov.; – Arabesken und Devisen“; – Bd. 2: „Eduard“, Nov.; – „Meine Weihnachtsfreuden“; – „Maler und Kaufmann“, Nov.; – „Der letzte Ball“; – „Arabesken und Devisen“; – Bd. 3: „Der Förster und seine Kinder“; – „Fatime“, serbische Nov.; – „Die Versuchung“, Nov.; – „Maler Ghigi“, Nov.; – „Die Neujahrsnacht“, Erzählg.; – „Arabesken und Devisen“; – Bd. 4: „Die Sylvesternacht; – Bd. 6: „Schmetterlinge“, eine Neujahrsgabe für 1842; – Bd. 6: „Die Rosenberger“ [375] histor. Nov. – „Conversations-Abende im Salon der Gräfin von S***“. 2 Thle. (Leipzig 1841, Fest, gr. 12°.). – „Böhmen von 1414 bis 1424. Histor. romant. Gemälde in 2 Abthlgn.“ (Leipzig 1841, Taubert, 8°.); die erste Abthlg. unt. d. Tit.: „Johannes Huß“, 2 Bde.; die zweite Abthlg. unt. d. Tit.: „Der blinde Held“, 2 Bde., neue Aufl. unt. d. Tit.: „Die Hussiten“. 4 Bde. (ebenda 1843, 8°.). – „Buch der Liebe. Nebst einem Anhange“ (Gedichte) (Leipzig 1842, 2. Aufl. 1849, 3. Aufl. unt. d. Tit.: Buch der Lieder 1856, 4. Aufl. 1857, Fest, 16°.). – „Arabella oder die Geheimnisse eines Hoftheaters. Roman“. 2 Bde. (Leipzig 1842, Melzer, 8°.). – „Mein Wanderbuch“. 2 Theile (Leipzig 1842, Taubert, 8°.). – „Fahrten und Abenteuer des M. Gaudelius Enzian. Kom. Roman“. 2 Theile (Leipzig 1843, Taubert, 8°.). – „Wallenstein’s erste Liebe. Histor. romant. Gemälde“. 3 Bde. (Hannover 1844, Kíus, gr. 12°.). – „Camera obscura. Novellen“ (Altenburg 1845, Pierer, 8°.). – „Phantasiegemälde. Taschenbuch romantischer Erzählungen für 1846“ (Leipzig 1845, Ph. Reclam jun., gr. 16°.). – „Die Tochter des Piccolomini. Histor. romant. Gemälde“. 3 Bde. (Altenburg 1846, Pierer, 8°.). – „Die Mörder Wallensteins. Histor. Roman“. 3 Bde. (Leipzig 1847, Reichenbach, 8°.). – „Weihnachtsbilder. Eine Festgabe“ (Leipzig 1847, 2. verm. Aufl. 1850, Baumgärtner, 8°.). – Auch begann im Jahre 1836 eine Herausgabe seiner „Gesammelten Schriften“ (Leipzig 1836, Literar. Museum, 8°.). Die ersten 8 Bände enthielten von den älteren Werken „Der Ungar“ (Bd. 1–3) und „Die Kometenstralen“ (Bd. 6); zum ersten Male erschienen in dieser Sammlung: „Die Wahnsinnige. Roman aus den Mittheilungen eines Klosterbruders“. 2 Theile (Bd. 4 u. 5), und „Memoiren eines preußischen Officiers“. 2 Bde. (Bd. 7 u. 8). Die „Neue Folge“ in 4 Bdn. (Leipzig 1837–1845, 8°.) enthielt: „den Venetianer“ (Bd. 1–3) und die „Vier Farben“ (Bd. 4). – Nach seinem Tode herausgegeben von Adolph Böttger: „Reliquien in Liedern“ (Leipzig 1851, Thomas, 2. Aufl. 1852, 16°., mit Portr.).
I. b) In belletristischen Sammelwerken zerstreut, u. z. in „Ausgewählte kleine Original-Romane der beliebtesten deutschen Erzähler und Erzählerinen“ (Leipzig 1828 u. f., Focke) im 1. Theile: „Albert“; im 2. Theile: „Vergißmeinnicht“; im 3. Theile: „Der Freischütz im Riesengebirge“; – in der „Gallerie neuer Original-Romane von Deutschlands vorzüglichsten Schriftstellern“ (Leipzig 1826, Wienbrack) im 5. Theile: „Die Fünfhundert von Blanik“, „Die Sylvesternacht“, zwei Erzählungen; – in der „Wohlfeilen Unterhaltungsbibliothek für die gebildete Lesewelt“ (Leipzig 1844, Reclam jun., 16°.) im 1. Bdchn.: „Die schöne Magd“; im 6.–9. Bdchn.: „Kleine Erzählungen, Novellen und humoristische Aufsätze“; – in der „Europäischen Bibliothek der neuen belletristischen Literatur“ (Grimma, Verlags-Comptoir, 8°.) im 399. u. 400. Bde.: „Ein armes Mädchen“, „Täuschung der Liebe“; im 442. Bde.: „Der junge Pathe“; im 491. und 492. Bde.: „Schwester und Braut“, „Des Schließers Nichte“, „Der Teufel in Nöthen“; im 539. Bde.: „Eine Weihnachtsbescherung“, „Ein Hofball“; im 572. Bde.: „Ein katholischer Landpfarrer“, „Fräulein Lisbeth“; im 726.–730. und 744.–747. Bde.: „Der Inselkönig“. Ein Roman aus Herloßsohn’s nachgelassenen Papieren von Phil. Galen[WS 2].
II. c) Journale und in Gemeinschaft mit Anderen herausgegebene Werke.I Erstere: „Der Komet. Unterhaltungsblatt für die gebildete Welt“. Jahrg. 1830–1848; in verschiedenen Jahren mit den Beiblättern: „Zeitung für Reisen und Reisende“, „Der Dampfwagen“, „Der Luftballon“. „Der Planet“, welch’ letztere dann selbstständig zuerst von L. Storch, darauf von Dr. Bönecke fortgesetzt wurde, „Beilage für Literatur, Kunst, Mode, Residenzleben und journalistische Controle“ und der „Leipziger-Dresdener Dampfwagen“, einige Jahre (1840–1843) wurde der „Komet“ von Dr. Rudolph Hirsch redigirt. – „Der Morgenstern, Unterhaltungsblatt für die gebildete Welt“. 1843 u. 1844 (Leipzig, Reclam jun., 4°.); 1843 im October beginnend, hörte er mit Ende 1844 zu erscheinen auf. – In Gemeinschaft mit, und Werke von Anderen gab H. heraus, u. z. mit Leopold Schefer und Gustav Sellen: „Mondlichter und Gasbeleuchtungen“ (Leipzig 1828, Krappe, 8°.); – ferner von Fr. Fridolin (Pseudonym F. Gf. Schirnding): „Babinsky. Modernes Räuberbild aus Böhmens Gegenwart“ (Leipzig 1842, Reclam jun.); – das „Damen-Conversations-Lexikon“. 10 Bände (Adorf 1834–1838, Verlagsbureau, mit 10 Bildern, 8°.); – mit Robert Blum und Herm. Marggraf das „Allgemeine Theater-Lexikon“. 7 Bde. (Altenburg 1839–1842, kl. 8°., [376] mit Lithogr.); – im Jahre 1848 das von Spindler begründete Taschenbuch „Vielliebchen“, und auf dem Werke: „Sachsens berühmte Männer und Frauen“ (Leipzig 1856, Schrei, gr. Fol.), welches schon nach dem ersten Hefte zu erscheinen aufhörte, erscheint er mit C. Biedermann, R. R. Fischer, J. G. v. Quandt als Mitherausgeber.
II. Biographien und Nekrologe. (Thomas, Theodor), C. Herloßsohn; biographische Skizze (Leipzig 1850, 8°., mit Portr.). – Vergißmeinnicht. Taschenbuch, herausgegeben von Spindler (Leipzig, Thomas, 12°.) Jahrgang 1851 (5. Jahrgang) S. XIX–LV [eine von Freundeshand mit Pietät geschriebene Biographie]. – Libussa. Taschenbuch, herausgegeben von Paul Alois Klar (Prag, Calve, 12°.) Jahrg. 1849, S. 414–484: „Biographie“; – Dieselbe, Jahrgang 1851, S. 467. – Ergänzungs-Conversations-Lexikon (Ergänzungsblätter), herausg. von Dr. Fr. Steger (Leipzig und Meissen 1850, Goedsche, gr. 8°.) Bd. V, S. 441. – Kölnische Zeitung 1851, in einer der Nummern vom 10.–13. Juni [im Feuilleton im Correspondenzberichte „aus Leipzig“; nach dieser geb. 4. September 1804]. – Die Wage. Ein Blatt für Kunst und sociale Interessen. Redigirt von J. C. Hickel (Prag, 8°.) 1850, Nr. 60: „Ein Grabstein für Herloßsohn“ [nach diesem Blatte geb. 1804]. – Kertbeny (K. M.), Silhouetten und Reliquien, Erinnerungen an Albach, Bettina u. s. w. (Wien und Prag 1861, Kober u. Markgraf, 8°.) Bd. I, S. 255 [nach diesem geb. 7. Sept. 1802]. – Der Pilsner Bote (Wochenblatt,].) 1854, Nr. 11: „Ein Besuch bei Dr. Karl Herloßsohn“. – Argus. Herausg. und redigirt von E. M. Oettinger. 1837, Nr. 111, S. 442: „Porträts deutscher Journalisten. I. Dr. Carl Herloßsohn“. – Frankl (Ludwig August Dr.), Sonntagsblätter (Wien, 8°.) II. Jahrg. (1843), S. 861: Biographische Skizze und ein poetischer Nachruf von Dr. L. A. Frankl [nach dieser am 1. Sept. 1802 geboren und bereits am 17. August 1843 gestorben; Frankl, die Todesnachricht nach einem andern Wiener Blatte, dem „Sammler“, bringend, sendet ihm diesen Nekrolog um sechs Jahre zu frühe nach, ohne jedoch, was bemerkenswerth ist, diese voreilige Todesnachricht in einer spätern Nummer zu widerrufen]. – Rittersberg (L.)[WS 3], Kapesní slovníček (Prag 1850, 16°.) S. 633 [nach diesem geb. 1. Sept. 1802]. – BrockhausConversations-Lexikon, 10. Aufl. Bd. VII, S. 638 [nach diesem am 7. Sept. 1802 von jüdischen Eltern geboren; sowohl die Angabe des Geburtsdatums, wie jene, daß er von jüdischen Eltern stammt, ist unrichtig]. – Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1835, 8°.) Bd. II, S. 561 [nach dieser geb. 1. September 1802]; Bd. VI, Suppl. S. 479. – Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon für die gebildeten Stände (Hildburghausen, Bibliogr. Institut, gr. 8°.) Bd. XV, S. 513, u. Suppl. Bd. III, S. 1377. – Gottschall (Rudolph), Die deutsche Nationalliteratur in der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts (Breslau 1855, Trewendt und Granier, 8°.) Bd. II, S. 530. – Seidlitz (Julius Dr.), Die Poesie und die Poeten in Oesterreich im Jahre 1836 (Grimma 1837, J. M. Gerhardt, 8°.) Bd. II, S. 153. – Guden (Karl Friedrich Arnim), Chronologische Tabellen zur Geschichte der deutschen Sprache und National-Literatur (Leipzig 1831, Gerh. Fleischer, 4°.) Theil III, S. 286 [nach diesem geb. 7. Sept. 1802].
III. Handschrift. Adolph Hentze in seinem Werke: „Die Handschriften der deutschen Dichter und Dichterinen mit 305 Facsimiles“ (Leipzig 1855, Schlicke, kl. 8°.) S. 64, charakterisirt Herloßsohn’s Schrift wie folgt: „Gegen Jedermann freundliche Züge, das „n“ schweift wohl zu viel aus.“
IV. Porträte. 1) A. Richter del., C. Wrankmore sc. (4°.). – 2) Mit dem Facsimile der Unterschrift: Dr. C. Herloßsohn. M. Lämmel del. u. sc., Gürtelb. (4“). – 3) Ohne Angabe des Zeichners und Stechers im Taschenbuche „Libussa“ (Exempl. in kl. Fol.). – 4) Deßgleichen bei Thomas in Leipzig mit Facsimile (16°.). – 5) Deßgleichen bei Baumgärtner in Leipzig (gr. 4°.) [ein Nachstich in den Prager „Erinnerungen“ 1850 im Jännerheft].
V. Urtheile über Herloßsohn den Schriftsteller und den Menschen. Das Treffendste über Herloßsohn den Schriftsteller sagt Seidlitz: „Es ist Fond genug in H.,“ schreibt er, „um manchen geisteshungrigen Literaten auf lange Zeit satt zu machen, aber wie verschleudert H. seine herrlichen Gaben! Jedes Blatt seiner zahlreichen Schriften liefert einen Beweis von Phantasie und Darstellungstalent, von glücklichem Erfassen des Augenblicks und von geistvollem Eingehen in die Forderungen der Zeit; sie sind wie ein schönes Auge, welches glänzt, auch erwärmt, dem aber der feuchte verklärende [377] Schimmer, der Ausdruck des Gemüthes, die Tiefe, fehlt. In allen seinen Schriften sucht er diese durch eine gewisse Sentimentalität zu ersetzen, ersetzt sie auch theilweise, aber auf Kosten der Charaktere, indem er dadurch gefühlvolle Personen, aber keine tiefen bedeutsamen Charaktere schafft. Herloßsohn kennt sein Publikum, und es ist der Ruin seines Talentes, daß er es vom Anfange an schon kannte, denn das Publikum hat ihn geschaffen, nicht umgekehrt; das Publikum hat ihn zu sich herabgezogen, er es nicht zu sich hinauf; das Publikum wollte historische Romane lesen, er schrieb solche; es wollte satyrische Schriften, er schrieb solche; es wollte Memoiren, auch da war Herloßsohn zu Hause, und weil er sich überall und leicht, frei und gut bewegte, ward er gefeiert, verhätschelt – verdorben. Ich will dieses „verdorben“ hier nicht in dem Sinne gemeint wissen, als ob er eitel, stolz, abstoßend oder anmaßend dadurch geworden wäre. nein, nichts von dem Allen, aber gleichgiltig wurde er gegen die Kunst und mehr als dieses noch, nachlässig im Produciren.“ – Ueber Herloßsohn den Menschen gibt aber folgende Stelle eines unmittelbar nach seinem Tode in Keil’s „Leuchtthurm“ erschienenen Nachrufes Aufschluß. „Herloßsohn,“ heißt es darin, „der gute, allbekannte, herzliche Herloßsohn ist schlafen gegangen. Was er als Romanschriftsteller, als Novellist und Dichter war – und wahrlich, er war keiner der schlechtesten im liederreichen Deutschland – das kritisch auseinander zu setzen, überlassen wir den Literaturblättern und belletristischen Journalen; aber er war mehr als ein Dichter, er war ein guter Mensch im schönsten und höchsten Sinne des Wortes, ein Gemüth, wie es in der kalten Welt jetzt seltener und immer seltener wird. Er kannte nur ein Streben und das hieß: helfen und immer wieder helfen! Wo die Armuth hungerte oder das Unglück weinte, wo es einen herabgekommenen Schriftsteller oder eine darbende Familie zu unterstützen gab, einem zugereisten Künstler aus der Noth zu helfen, da war Herloßsohn dabei, und wenn er selbst keinen Groschen mehr besaß, dann lief er umher bei seinen wohlhabenden und reichen Freunden und bettelte, bis er geholfen und die Noth gehoben. Er hat Tausende im Leben verschenkt, hat Tausend und abertausend Thränen damit getrocknet und er selbst ist arm, bettelarm gestorben im Spital! – Ein deutsches Dichterleben!“.
VI. Herloßsohn’s Todtenfeier, Grabdenkmal. Bald nach seinem Tode veranstaltete die Gesellschaft „Orion“ in Leipzig, deren Mitbegründer H. war, eine Todtenfeier, in welcher neben anderen Vorträgen Frau Günther-Bachmann, Herloßsohn’s langjährige Freundin, ein auf den Verstorbenen gerichtetes elegisches Gedicht sprach. Herloßsohn’s langjähriger Freund E. M. Oettinger veröffentlichte im „Charivari“ einen ergreifend geschriebenen (in den Prager „Erinnerungen“ 1850, S. 57, nachgedruckten) Aufruf zu Beiträgen zur Gründung eines einfachen Denkmales für den Verstorbenen und es wurde mehrseitig beigesteuert, und auch in seiner Vaterstadt Prag veranstaltete Director Hofmann, auch ein Freund des Dahingegangenen, zu diesem Zwecke ein Concert (17. März 1850). Das Denkmal, wie es Oettinger in Antrag brachte, sollte aus einem einfachen eisernen Kreuze – dem Symbole des deutschen Schriftstellers im Leben wie im Tode – bestehen und mit der schlichten aber wahren Inschrift geschmückt sein: „Hier ruhte in großes edles Herz“. Ueber den weitern Verlauf der Sache ist dem Herausgeber dieses Lexikons nichts bekannt geworden; ohne Zweifel ist dieser Gedanke – oder wenigstens die Aufstellung eines Denksteins – zur Ausführung gekommen.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: sei.
  2. Vergleiche dazu Lange, Philipp (ADB).
  3. Vorlage: Rittersberg (J.).