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Das Newe Testament Deutzsch

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: Martin Luther
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Titel: Das Newe Testament Deutzsch
Untertitel:
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Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1522 (September)
Verlag: Melchior Lotther d. J. für Christian Döring und Lukas Cranach d. Ä.
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Erscheinungsort: Wittenberg
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Originalherkunft:
Quelle: WLB Stuttgart = Commons
Kurzbeschreibung: Luthers Übersetzung der Bibel
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Einleitung

Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien, Details finden sich auf der Indexseite (unten).

Der Text folgt der Weimarer Ausgabe (D. Martin Luthers Werke. Kritische Gesamtausgabe Bd. 6, 1888 und Bd. 7, 1897). Die entsprechenden Band- und Seitenzahlen finden sich grau in eckigen Klammern im Text, z. B. [WA.DB 6,14] . Bibelstellenverweise (im Original innen) werden am rechten Rand, andere Anmerkungen Luthers (im Original außen) am linken Rand dargestellt. Die in WA.DB in der Vorlage verzeichneten Druckfehler in 221 (dort: Berlin Biblia sacra Fol. 50) und 221x (dort: Breslau Stadtbibl. 2. S. 37) sind auch hier verzeichnet. Die hier benutzte Vorlage entspricht in WA.DB dem Druck 221x (vgl. WA.DB 6,XLII sowie die geringen Unterschiede z.B. in Lk 14,28).


Alle redaktionellen Texte dieses Projektes stehen unter der Lizenz CC-BY-SA 2.0 Deutschland
[1]
Das Newe Testament Deutzsch

Vuittemberg.

[2]

[3]
Vorrhede.

[WA.DB 6,2] Es were wol recht vnd billich, das dis buch on alle vorrhede vnnd frembden namen außgieng, vnnd nur seyn selbs eygen namen vnd rede furete, Aber die weyl durch manche wilde deuttung vnd vorrhede, der Christen synn da hyn vertrieben ist, das man schier nit mehr weys, was Euangeli oder gesetz, new oder alt testament, heysse, fodert die noddurfft eyn antzeygen vnd vorrhede zu stellen, da mit der eynfelltige man, aus seynem allten wahn, auff die rechte ban gefuret vnd vnterrichtet werde, wes er ynn disem buch gewartten solle, auff das er nicht gepott vnnd gesetze suche, da er Euangeli vnd verheyssung Gottis suchen sollt.

Darumb ist auffs erste zu wissen, das abtzuthun ist der wahn, das vier Euangelia vnd nur vier Euangelisten sind, vnd gantz zuverwerffen, das etlich des newen testaments bucher teyllen, ynn legales, historiales, Prophetales, vnnd sapientiales, vermeynen damit (weyß nicht wie) das newe, dem alten testament zuuergleychen, Sondern festiglich zu halten, das gleych wie das allte testament ist eyn buch, darynnen Gottis gesetz vnd gepot, da neben die geschichte beyde dere die selben gehallten vnd nicht gehallten haben, geschrieben sind, Also ist das newe testament, eyn buch, darynnen das Euangelion vnd Gottis verheyssung, danebe auch geschichte beyde, dere die dran glewben vnd nit glewben, geschrieben sind, Also das man gewisß sey, das nur eyn Euangelion sey, gleych wie nur eyn buch des newen testaments, vnd nur eyn glawb, vnd nur eyn Gott, der do verheysset.

Denn Euangelion ist eyn kriechisch wortt, vnd heyst auff deutsch, gute botschafft, gute meher, gutte newzeytung, gutt geschrey, dauon man singet, saget vnd frolich ist, gleych als do Dauid den grossen Goliath vberwand, kam eyn [4] gutt geschrey, vnd trostlich newtzeyttung vnter das Judisch volck, das yhrer grewlicher feynd erschlagen, vnd sie erloset, zu freud vnd frid gestellet weren, dauon sie sungen vnd sprungen vnnd frolich waren, Also ist dis Euangelion Gottis vnnd new testament, eyn gutte meher vnd geschrey ynn alle wellt erschollen durch die Apostell, von eynem rechten Dauid, der mit der sund, tod vnnd teuffel gestritten, vnd vberwunden hab, vnnd damit alle die, ßo ynn sunden gefangen, mit dem todt geplagt, vom teuffel vberweldiget gewesen, on yhr verdienst erloset, rechtfertig, lebendig vnd selig gemacht hat, vnd da mit zu frid gestellet, vnd Gott wider heym bracht, dauon sie singen, dancken Gott, loben vnd frolich sind ewiglich, ßo sie des anders fest glawben, vnd ym glawben bestendig bleyben.

Solch geschrey vnd trostliche mehre odder Euangelisch vnd Gotlich newzeyttung, heyst auch eyn new testament, darumb, das gleych wie eyn testament ist, wenn eyn sterbender man seyn gutt bescheydet nach seynem todt den benandten erben aus zu teylen, Also hatt auch [4] Christus fur seynem sterben befolhen vnd bescheyden, solchs Euangelion nach seynem todt, aus zuruffen ynn alle wellt, vnd damit allen, die do glewben, zu eygen geben alles seyn gutt, das ist, seyn leben da mit er den todt verschlungen, seyn gerechtigkeyt da mit er die sund vertilget, vnd seyn seligkeyt damit er die ewige verdamnis vberwunden hat, Nu kan yhe der arme mensch, ynn sunden, todt vnd zur helle verstrickt, nichts trostlichers horen, denn solch thewre lieblich botschafft von Christo, vnd mus seyn hertz von grund lachen vnd frolich druber werden, wo ers glewbt das war sey.

Nu hat Gott solchen glawben zu stercken, dises seyn Euangelion vnd testament viel felltig ym allten testament durch die propheten versprochen, wie Paulus sagt Ro .1. Jch byn aussgesondert zu predigen das Euangelion Gottis, wilchs er zuuor verheyssen hat durch seyne propheten ynn der heyligen schrifft, von seynem son der yhm geporn ist von dem samen etce. Vnnd das wyr der etlich antzihen, hat ers am ersten versprochen, da er sagt zu der schlangen Gen. .3. Jch will feyndschafft legen zwischen dyr vnd eynem weyb, zwisschen deynem samen vnd yhrem samen, der selb soll dyr deyn hewbt zutretten, vnd du wirst yhm seyn solen zutretten, Christus ist der same dises weybs, der dem teuffel seyn heubt, das ist, sund, tod, helle vnd alle seyne krafft zurtretten hatt, Denn on disen Samen kan keyn mensch der sund, dem todt, der hellen entrynnen.

[6] Jtem Gen. .22. versprach ers zu Abraham, Ynn deynem samen sollen alle geschlecht auff erden gesegnet werden, Christus ist der same Abrahe, spricht Sanct Paulus Gal .3. Der hat alle wellt gesegnet, durchs Euangelion, Denn wo Christus nit ist, da ist noch der fluch, der vber Adam vnd seyne kinder fiel, da er gesundigt[1] hatte, das sie altzumal der sunde, des tods, vnd der hellen schuldig vnnd eygen seyn mussen, Widder den fluch, segenet nu das Euangelion alle wellt, damit, das es rufft offentlich, wer an disen samen Abrahe glewbt, sol gesegnet, das ist, von sund, tod vnd helle, los seyn, vnd rechtferttig, lebendig vnd selig bleyben ewiglich, wie Christus selb sagt Johan .11. Wer an mich glewbt, der wirt nymmer mehr sterben.

Jtem ßo versprach ers Dauid .2. Reg .17. da er sagt, Jch will erwecken deynen samen nach dyr, der soll myr eyn haus bawen, vnnd ich will seyn reich festigen ewiglich, Jch will seyn vater seyn vnnd er soll meyn son seyn, etce. Das ist das reich Christi, dauon das Euangelion lautt, eyn ewiges reich, Eyn reich des lebens, der seligkeyt vnd gerechtigkeyt, dareyn komen aus dem gefengnis der sund vnnd todt, alle die da glewben, Solcher verheyssung des Euangeli, sind viel mehr auch ynn den andern propheten, als Micheas .5. Vnd du Bethlehem du bist kleyn vnter den tausenten Juda, aus dyr soll myr ko- [5] men, der eyn hertzog sey meyns volcks Jsrael, Jtem Osee .13. Jch will sie von der hand des todts erlosen, vom todt will ich sie erredten.

So sehen wyr nu, das nicht mehr, denn ein Euangelion ist, gleych wie nur eyn Christus, Syntemal Euangelion nichts anders ist noch seyn kan, denn eyn predigt von Christo Gottis vnd Dauids son, war Gott vnd mensch, der fur vns mit seym sterben vnd aufferstehen, aller menschen sund tod vnd helle vberwunden hat, die an yhn glewben, das also, das Euangeli eyn kurtz vnd lang rede mag seyn, vnd eyner kurtz, der ander lange, beschreyben mag. Der beschreybts lange, der viel werck vnd wort Christi beschreybt, als die vier Euangelisten thun, Der beschreybts aber kurtz, der nicht von Christus wercken, [8] sondern kurtzlich antzeygt, wie er durchs sterben vnd aufferstehen, sund tod vnd helle vberwunden habe, denen die an yhn glawben, wie Petrus vnd Paulus.

Darumb sihe nu drauff, das du nit aus Christo eyn Mosen machist, noch aus dem Euangelio eyn gesetz oder lere buch, wie bis her geschehen ist, vnd ettlich vorrhede auch Sanct Hieronymi sich horen lassen, Denn das Euangeli foddert eygentlich nicht vnser werck, das wyr da mit frum vnd selig werden, ia es verdampt solche werck, sondern es foddert nur glawben an Christo, das der selb fur vns, sund, tod vnd helle vberwunden hat, vnd also vns nicht durch vnsere werck, sondern durch seyne eygen werck sterben vnd leyden, frum lebendig vnd selig macht, das wyr vns seynes sterbens vnd vberwyndens mugen annehmen, als hetten wyrs selber than.

Das aber Christus ym Euangelio, datzu Petrus vnnd Paulus viel gesetz vnd lere geben, vnd das gesetze auß legen, soll man gleych rechnen allen andern wercken vnd wolthatten Christi, Vnd gleych wie seyne werck vnd geschichte wissen, ist noch nit das rechte Euangelion wissen, denn damit weystu noch nicht, das er die sund todt vnd teuffel vberwunden hat, also ist auch das noch nicht das Euangelion wissen, wenn du solche lere vnd gepott weyssist, sondern wenn die stymme kompt, die da sagt, Christus sey deyn eygen mit leben, leren, wercken, sterben, aufferstehen vnnd alles was er ist, hat, thutt vnd vermag.

Also sehen wyr auch, das er nit dringet, sondern freuntlich locket vnd spricht, Selig sind die armen etce. Vnd die Apostel brauchen des worts Jch ermane, ich flehe, ich bitte, Das man allenthalben sihet, wie das Euangelion nicht eyn gesetz buch ist, ßondern nur eyn predigt von den wollthatten Christi vns ertzeyget vnd zu eygen geben, so wyr glewben. Moses aber ynn seynen buchern, treybt, dringt, drewet, schlecht vnd strafft grewlich, denn er ist eyn gesetz schreyber vnnd [6] treyber, Daher kompts auch, das eym glewbigen keyn gesetz geben ist, wie Sanct Paulus sagt .1. Timo .1. Darumb das er durch den glawben gerecht lebendig vnd selig ist. Vnnd ist yhm nit mehr nott, denn das er solchen glawben beweyße.

Ja wo der glawbe ist, kan er sich nit halten, er beweyßet sich, bricht eraus, vnnd bekennet vnd leret solch Euangelion fur den leutten vnd waget seyn leben dran, Vnnd alles was er lebet vnd thutt, das richtet er zu des nehisten nutz, yhm zu helffen, nicht alleyn auch zu solcher gnade zu komen, sondern auch mit leyb, gut, vnd ehre, wie er sihet, das yhm Christus than hat, vnd folget also dem exempel Christi nach, [10] Das meynet auch Christus, da er zur letze keyn ander gepot gab, denn die liebe, daran man erkennen solte, wer seyne iunger weren vnd rechtschaffne glewbigen, denn wo die werck vnd liebe nicht eraus bricht, da ist der glawbe nicht recht, da hafftet das Euangelion noch nit, vnnd ist Christus nicht recht erkant. Sihe, nu richte dich alßo ynn die bucher des newen testaments, das du sie auff diße weyße zu leßen wyssest.

[7]
wilchs die rechten vnd Edlisten bucher des newen testaments sind.

Avs disem allen kanstu nu recht vrteylen vnter allen buchern, vnd vnterscheyd nehmen, wilchs die besten sind, Denn nemlich ist Johannis Euangelion vnnd Sanct Paulus Epistelln, sonderlich die zu den Romern, vnd sanct Peters erste Epistel der rechte kern vnd marck vnter allen buchern, wilche auch billich die ersten seyn sollten, Vnd eym iglichen Christen zu ratten were, das er die selben am ersten vnd aller meysten lese, vnd yhm durch teglich leßen so gemeyn mechte, als das teglich brott, Denn ynn disen findistu nicht viel werck vnnd wunderthatten Christi beschrieben, Du findist aber gar meysterlich außgestrichen, wie der glawbe an Christum, sund, tod vnd helle vberwindet, vnd das leben, gerechtigkeyt vnnd seligkeyt gibt, wilchs die rechte artt ist des Euangeli, wie du gehoret hast.

Denn wo ich yhe der eyns mangelln sollt, der werck odder der predigt Christi, ßo wollt ich lieber der werck, denn seyner predigt mangelln, Denn die werck hulffen myr nichts, aber seyne wort die geben das leben, wie er selbs sagt. Weyl nu Johannes gar wenig werck von Christo, aber gar viel seyner predigt schreybt, widderumb die andern drey Euangelisten viel seyner werck, wenig seyner wort beschreyben, ist Johannis Euangelion das eynige zartte recht hewbt Euangelion vnd den andern dreyen weyt weyt fur zu zihen vnd hoher zu heben, Also auch Sanct Paulus vnd Petrus Epistelln, weyt vber die drey Euangelia Matthei, Marci vnd Luce furgehen.

Summa, Sanct Johannis Euangeli vnd seyne erste Epistel, Sanct Paulus Epistel, sonderlich die zu den Romern, Galatern, Ephesern, vnnd Sanct Peters erste Epistel, das sind die bucher, die dyr Christum zeygen, vnd alles leren, das dyr zu wissen nott vnd selig ist, ob du schon kein ander buch noch lere nummer sehest noch horist, Darumb ist sanct Jacobs Epistel eyn rechte stroern Epistel gegen sie, denn sie doch keyn Euangelisch art an yhr hat, Doch dauon weytter ynn andern vorrheden. [8] [12]

Die Bucher des newen testaments.

  1. Nach WA.DB befindet sich hier in 22¹ ein Druckfehler (gesnndigt statt gesundigt), der aber in der vorliegenden Auflagenversion 221x bereits verbessert wurde.
  2. In WA.DB ist zum auffallenden Abbruch der Nummerierung hier verzeichnet: Der bedachtsame Zwischenraum über den letzten vier Zeilen fällt später öfter fort[...], doch bleibt die Abstufung durch das Einrücken der vier Zeilen und durch das Fehlen der Zahlen vor denselben stets gekennzeichnet.