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Originelle Obstlese

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: B. L.
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Titel: Originelle Obstlese
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 11, S. 176
Herausgeber: Ernst Keil
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1864
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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Bearbeitungsstand
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[176] Originelle Obstlese. Ich hatte in meinem Garten einen sogenannten Stegelbirnbaum, dessen Früchte sich bekanntlich durch ihre Süßigkeit auszeichnen. Trotzdem nun, daß der Baum viele Früchte trug, und dieselben auch oft fielen, konnte ich doch fast niemals eine finden. Dies brachte mich auf den Gedanken, daß mich Diebe darum prellten, und ich beschloß, einmal aufzupassen.

Ich legte mich an den Zaun und beobachtete das häufige Fallen der Birnen. So hatte ich ungefähr eine Stunde gelauscht, als ich einen Igel sehr behutsam aus einem nahen Busche herauskommen sah. Ich hielt mich still. Der Igel, der mich nicht bemerkte, lief unter den Baum und trug alsbald eine am Boden liegende Frucht an den Stamm. Diesen Gang wiederholte er noch fünfzehnmal und trug die Früchte allesammt auf einen Haufen, sodaß er also sechzehn Birnen zusammen hatte. Dann spreizte er seine Stacheln aus, wälzte sich auf den Früchten herum und ging sichtlich befriedigt mit der auf seinem Rücken haftenden Beute von dannen, die er dann, wie ich beobachtete, seinen nicht sehr entferten Jungen zutrug. Selbstverständlich störte ich den wackern Birnendieb nicht, der durch diesen Streich, der schon oft genug für eine Fabel erklärt worden, nur in meiner Achtung gestiegen war.

Es ist ihm der süße Lohn auch wohl zu gönnen, denn er bringt wahrlich durch die massenhafte Vertilgung der Mäuse und andern Ungeziefers mehr Nutzen, als er Schaden (?) macht. Deshalb füge ich die Bitte an alle Landwirthe und Grundbesitzer bei, das nützliche Thier doch ja zu schonen und seiner Vermehrung auf alle mögliche Weise förderlich zu sein.
B. L.