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Schwarz-gelbe Henker

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
Autor: Kurt Tucholsky
unter dem Pseudonym
Ignaz Wrobel
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Titel: Schwarz-gelbe Henker
Untertitel:
aus: Die Weltbühne. Jahrgang 16, Nummer 39, Seite 341
Herausgeber: Siegfried Jacobsohn
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 23. September 1920
Verlag: Verlag der Weltbühne
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Erscheinungsort: Berlin
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Die Weltbühne. Vollständiger Nachdruck der Jahrgänge 1918–1933. Athenäum Verlag, Königstein/Ts. 1978. Scan auf Commons
Kurzbeschreibung:
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Bearbeitungsstand
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Schwarz-gelbe Henker

Und wenn die Hälfte wahr ist von dem, was in dem Buch ‚Die Wiederauferstehung Serbiens‘ von C. Sturzenegger (im Freien Verlag zu Bern erschienen) gedruckt steht – es genügte. Vor allem genügen die Photographien.

Die Zentralmächte tobten wie die Irren über Serbien im Weltkrieg her. Der erste Ansturm mißlang. Als er ein Jahr darauf mit ungeheurer Uebermacht glückte, raste sich eine infernalische Schlächtergilde der oesterreichischen und deutschen Offiziere in dem unglücklichen Lande aus. Die lächerliche Ueberhebung der Mitteleuropäer über alle Balkan-Bewohner – als ob die nicht himmelweit von einander verschieden wären! – trug reiche Früchte. Sie töteten nicht – sie schlachteten. Die Hänge-Szenen – die „Herren“ der Verbündeten hängten, wen sie bekamen – sind photographiert, und das Blut erstarrt einem in den Adern. Geschändete Frauen, baumelnde Frauen, Haufen von Leichen und Haufen von entstellten Kadavern, Landstraßen, übersät mit Toten, Sterbenden, Pferden, Gerät und Waffen – das war Serbien. Warum? warum?

Und über dem immer, in voller Gloriole, ewig lächelnd, blitzend, glitzernd, strahlend und blank poliert –: die Offiziere. (Womit nicht gesagt sein soll, daß sich die Mannschaften beider Armeen besser benommen hätten. Man hatte sie aufgehetzt – Verantwortungsgefühl kennt die Masse nicht, und hier endlich einmal durften sie straflos morden.) Aber widerlicher wirkt doch der Offizier, der sich den Wald von Gehängten mit dem Monokel im Auge ansieht und die dick herausgefressenen Burschen in den kurzen oesterreichischen Affenjacken, die da vorn auf den Bildern paradieren – während im Hintergrund die abgezehrten Kadaver der gemordeten Serben hängen. „Na – was? Wie haben wir das gemacht?“ Gut. Gut.

Deutsche und oesterreichische Befehle, die abgedruckt sind, überbieten einander an Grausamkeit, an Torheit, an Gemeinheit. Schlimmer war die Ausführung dieser Kautschukbestimmungen …

Und jeder dieser Kerle, die heute in ihren Zimmern mit requirierten und geschenkten und gefundenen Sachen hausen – pensioniert, mit dem Sparguthaben auf den Banken – jeder wird dir unwiderleglich dreierlei beweisen: erstens, daß es solche Greuel nie gegeben hat; zweitens, daß es sie unter ihm nicht gegeben hat; und drittens: daß sie notwendig waren.

Ignaz Wrobel