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Wallenstein (Die Gartenlaube 1859)

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: L. St.
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Titel: Wallenstein (Gartelaube 1859)
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 31, S. 448
Herausgeber: Ferdinand Stolle
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1859
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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Bearbeitungsstand
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[448] Wallenstein. Der Zug des österreichischen Armeecorps unter dem Befehl des G.-F.-M. Grafen Clam-Gallas durch Sachsen und Baiern nach dem Kriegsschauplatze erinnert an den berühmten Vorfahren dieses Feldherrn, den kaiserlichen General Grafen Gallas im dreißigjährigen Kriege, den Feind und Gütererben des Herzogs von Friedland, und an diesen selbst, welcher seit der durch Schiller erfahrenen eigenthümlichen Namensumtauschung, statt mit seinem eigentlichen Namen Waldstein, mit dem dichterisch erfundenen Wallenstein belegt zu werden pflegt, und endlich an jene böse Zeit, in welcher Oesterreich in ähnlicher Kriegsnoth steckte, wie heute.

Der Name Wallenstein, in so fern praktisch, weil er nur dieses eine Individuum bezeichnet, war lange ein geächteter, und erst die Geschichtsforschung der Neuzeit ist ihm gerecht geworden. Die Gartenlaube brachte in Nr. 50. des Jahrganges 1857 in dem Aufsatze „des Friedländers Schloß“ ein ziemlich düsteres Bild des berühmten und berüchtigten Kriegshelden. Ihre Unparteilichkeit gestattet, auf eine mildere Auffassung dieses vielbesprochenen Charakters hinzudeuten. Aus einem kleinen, gut geschriebenen, in der Baumann’schen Buchhandlung in Wunsiedel erschienenen Buche: „Wallenstein und sein letzter Tag in Eger, von O. V. Richter“, worin der Friedländer mit historischer Kritik unparteiisch beurtheilt wird, gewinnt der Leser die wohlthuende Ueberzeugung, daß der Mann lange nicht so schlimm war, als er ausgeschrieen worden ist. Das werthvolle Büchlein ist auch denen zu empfehlen, welche beim Besuch der böhmischen Bäder Eger berühren und sich das Haus, worin Wallenstein ermordet wurde, und die Ruinen des Schlosses zeigen lassen. Das „in der Geschichte schwankende Charakterbild“ Wallenstein’s gewinnt hier an Festigkeit und menschlicher Färbung. Die Geschichte übernimmt ihr von der Poesie zeither verwaltetes Amt, „ihn unserem Herzen näher zu bringen“. Es ist ein schöner Triumph der Wissenschaft, ein Ungeheuer verbannt und dafür einen Menschen eingeführt zu haben.

L. St.