Hugo Kraus

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Hugo Kraus (* 8. Juni 1872 in Czaslau bei Pardubice in Böhmen; † 24. April 1938 in Wiener Neustadt) war jüdischer Lungenfacharzt und erlangte als einer der beiden Gründer des Sanatoriums Wienerwald Bekanntheit.

Leben

Geboren wurde Hugo Kraus am 8. Juni 1872 in Czaslau bei Pardubice. Er stammte aus einer traditionellen jüdischen Akademikerfamilie, sein Vater, Julius Kraus, war praktischer Arzt in Czaslau. Kraus besuchte das Deutsche Gymnasium in Prag, es folgte das Medizinstudium an der Universität Prag, wo er 1897 promovierte. Danach war er Aspirant im Allgemeinen Krankenhaus Wien. Kraus spezialisierte sich vorerst auf Pädiatrie, später auf Lungenheilkunde und Kehlkopferkrankungen. Danach wurde er Assistent des Vorstandes der medizinischen Universitätsklinik Wien und Gründers der Lungenheilstätte Alland, Leopold von Schrötter, in dessen Sanatorium Alland. Um 1900 unternahm der Mediziner ausgedehnte Studienreisen in die Schweiz, wobei er mehrmals er das Basler Sanatorium in Davos Dorf.

1903 kaufte er auf Anraten seines väterlichen Freundes Leopold von Schrötter gemeinsam mit seinem ehemaligen Studienkollegen Arthur Baer drei Bauernhöfe in Feichtenbach und es erfolgte die Gründung des Sanatoriums Wienerwald. Am 1. Juli 1904 eröffneten die beiden Pulmologen ihr Sanatorium. Der praktisch veranlagte Kraus widmete sich nun verstärkt der Tuberkuloseforschung und entwickelte einige technische Hilfsmittel, wie etwa die kalte Quarzlampe[1] zur Kehlkopfbestrahlung, und führte 1930 die erste künstliche Pneumothorax-Operation in Österreich durch. Er galt als umtriebiger Wissenschafter, zielstrebig und geschäftstüchtig. Zahlreiche Publikationen in internationalen Fachzeitschriften festigten seinen Ruf als einen der führenden Lungenspezialisten Europas. [2] Auf der anderen Seite wird Kraus als emotionaler, gemütlicher Mensch, kontaktfreudig und leutselig beschrieben.[3] In Feichtenbach und Umgebung wurde Kraus von der Bevölkerung hochgeschätzt, denn er mischte sich nicht nur gern unters Volk, sondern behandelte auch die Einheimischen ohne auf Bezahlung zu bestehen.[4]

Am 21. April 1938 beschlagnahmte die SS im Beisein von Gestapo und dem Geschäftsführer des Lebensborn, Guntram Pflaum, das Sanatorium Wienerwald. Kraus flüchtete sich in ein Matratzenlager. Eine Zeugin sprach von einem Messerstich im Brustraum, so dass sich überall im Sanatorium Blutspuren fanden, wo er einen Suizidversuch unternahm. Drei Tage später, am 24. April 1938, verstarb Hugo Kraus im Krankenhaus Wiener Neustadt. Als offizielle Todesursache würde Selbstvergiftung angegeben.[5] Der genaue Hergang liegt im Dunklen, aber es gibt bis dato berechtigte Zweifel an dem misslungenen Suizid des Arztes.

Verheiratet war Kraus mit Maria Ludovica Kraus, geborene Henslein (1879-1973) aus Bratislava. Die beiden hatten einen Sohn, Hans Kraus (1908-1999).[6]

Publikation

Gedenktafel am Stein in Feichtenbach
  • Zur Diagnostik kleiner Gasblasen über pleuritischen Ergüssen, 1911

Würdigung

  • Medizinalrat (1921)[7]
  • Vor dem ehemaligen Sanatoriums wurde im Jahr 1992 ein Gedenkstein zu seinen Ehren aufgestellt.[8]

Einzelnachweise

  1. Eine kalte Quarzlampe für die Kehlkopfbestrahlung, Lung, Springer New York, Vol. 81, Nov. 1932, S. 635 bis 638.
  2. Zur Diagnostik kleiner Gasblasen über pleuritischen Ergüssen, Lung, Springer New York, Vol 21, Okt. 1911, S. 297 bis 302.
  3. Hackermüller, Das Leben, das mich stört, S. 100.
  4. Das SS-Heim Wienerwald, 2001, S. 4, 15fff, 55.
  5. Das SS-Heim Wienerwald, 2001, S. 15ff.
  6. Dr.med. Hugo Kraus auf Geni.com] abgerufen am 9. Februar 2025
  7. Amtlicher Teil. In: Wiener Zeitung, 29. November 1921, S. 1 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/wrz
  8. Senatorium Feichtenbach - Hotel Feichtenbach auf meinbezirk vom 22. März 2016 abgerufen am 9. Februar 2025

Weblinks