Nabila Abbas is a post-doctoral researcher at the French National Centre for Scientific Research (CNRS) on the H2020 project PHOENIX "The rise of citizens voices for a greener Europe". She is currently working on imaginaries of democracy and conflict within democratic innovations such as climate assemblies or participatory budgeting. Address: France
Master's thesis published by the Institute for Political Science at RWTH Aachen University, as I ... more Master's thesis published by the Institute for Political Science at RWTH Aachen University, as I received the IPW Study Award 2010 for the best master's thesis
Im Jahr 2011 bricht die tunesische Revolution aus. Bürgerinnen und Bürger besetzen im ganzen Land... more Im Jahr 2011 bricht die tunesische Revolution aus. Bürgerinnen und Bürger besetzen im ganzen Land öffentliche Plätze, fordern politische Freiheits- und Gleichheitsrechte und soziale Gerechtigkeit. In dieser Studie kommen die Akteurinnen und Akteure der Revolution zu Wort. So werden ihre Motive und ihre politischen Vorstellungen sichtbar. Das Buch gibt Aufschluss über die ideellen Wurzeln der Revolution und fragt nach den Entstehungsbedingungen politischer Praxis und Vorstellungskraft in Kontexten von Protesten.
Die international viel gelobte Stabilität der tunesischen Diktatur unter Ben Ali beruhte auf Repr... more Die international viel gelobte Stabilität der tunesischen Diktatur unter Ben Ali beruhte auf Repression und Korruption als fundamentale Säulen des Regimes. Stabilität hieß für die Bürger*innen vor allem die Unmöglichkeit, die herrschenden, politischen Verhältnisse zu beeinflussen. Die daraus resultierende politische Stagnation, die sich über 23 Jahre erstreckte, führte dazu, dass die Bürger*innen unter der Diktatur kaum alternative Zukunftsvorstellungen der Herrschaftsordnung entwickeln konnten.In meinem Beitrag gehe ich auf die kreative Produktivität des revolutionären »Kippmoments« ein, in dem sich der Erwartungshorizont verändert und die Instabilität es ermöglicht, dass sedimentierte Herrschaftsstrukturen erneut gestalt- und veränderbar erscheinen. In diesem Kippmoment zeichnet sich ein neuer Horizont des Möglichen ab und neue imaginierte Gesellschaftsprojekte, wie beispielsweise das Imaginäre der »partizipativen Demokratie« oder der »Selbstverwaltung«, treten hervor.
FORSCHUNGSJOURNAL SOZIALE BEWEGUNGEN 25. Jg. 3 | 2012 extremismus würden ihren Ursprung in der ‚M... more FORSCHUNGSJOURNAL SOZIALE BEWEGUNGEN 25. Jg. 3 | 2012 extremismus würden ihren Ursprung in der ‚Mitte der Gesellschaft‘ haben und Verbote daher keine Lösung sein. Johannes Lichdi, als Abgeordneter für Bündnis 90/Die Grünen im Sächsischen Landtag, verwies zudem darauf, dass es in Sachsen, wo die NPD eben auch im Landtag sitze, gleichwohl viele Neonazis gebe, die nicht in dieser Partei organisiert wären. Kontrovers ging so die Fachtagung zu Ende, die schließlich noch einmal nachdrücklich zeigte, wie wichtig das Forschungsprojekt an der Fachhochschule Düsseldorf ist – denn daraus ließe sich eben ableiten, welche Konsequenzen tatsächlich aus einem möglichen NPD-Verbot oder der Auflösung anderer neonazistischen Organisationen in der Zukunft folgen könnten.
Seit ihrer Grundungsphase gilt die supranationale Integration in Europa nicht einfach nur als ein... more Seit ihrer Grundungsphase gilt die supranationale Integration in Europa nicht einfach nur als ein wirtschaftspolitischer Zweckverband. Sie wurde vielmehr durchweg auch als ein politisches Projekt wahrgenommen und vorangetrieben, das Handlungsautonomie von den Nationalstaaten abzieht, eigene Staatsqualitat erlangt, politische Identifikationsanreize bereitstellt und so mit weitreichenden demokratischen Anspruchen und Erwartungen einhergeht. Je deutlicher die Herrschaftsgewalt der Europaischen Union(EU) an Konturen gewann, umso dringlicher stellte sich das Anliegen ihrer demokratischen Legitimation. Mit dem Zuwachs an supranationaler Regulierung wurden dem europaischen Organgefuge freilich immer haufiger Defizite in Hinblick auf seine demokratischen Qualitaten bescheinigt, die Demokratie gilt notorisch als unerfulltes Desiderat des supranationalen Geschehens. Das Themenfeld Supranationalitat und Demokratie bildet jedenfalls seit langem einen zentralen Gegenstandsbereich, der uber die teils ersehnte, teils bezweifelte politische Qualitat der Europaischen Union als weltweit einzigartiger transnationaler Kooperationsform Auskunft gibt.
Dans cet article, je défends l’hypothèse que les imaginaires politiques des acteurs et actrices d... more Dans cet article, je défends l’hypothèse que les imaginaires politiques des acteurs et actrices de la Révolution tunisienne (2011) nous permettent de comprendre leur relation à la temporalité du moment révolutionnaire. Par « imaginaires », on entend les significations et représentations partagées que les acteurs et actrices développent au cours de leurs actions et expériences politiques, et qui ne s’expriment pas uniquement ou même principalement en termes idéologiques. À partir d’une longue étude de terrain, l’article montre que c’est l’expérience révolutionnaire elle-même qui a libéré l’imaginaire des actrices et acteurs, les affranchissant de la représentation qui prédominait sous la dictature d’un présent sans futur.
Le lien entre révolution et participation semble évident au premier abord, car les révolutions so... more Le lien entre révolution et participation semble évident au premier abord, car les révolutions sont souvent des moments forts de politisation et de participation d’acteurs, qui pour certains entrent nouvellement sur la scène politique et influent le cours de l’Histoire. Ainsi, les révolutions dites « classiques » du 18ème au 20ème siècle ont non seulement contribué à préfigurer les systèmes représentatifs et démocratiques contemporains mais les révolutionnaires ont également produit des réflexions sur la démocratie. Cependant, si l’on perçoit la participation comme intrinsèquement liée à la démocratie cela rend son usage complexe dans des contextes non-démocratiques et dans des moments de basculement qui caractérisent pourtant les processus révolutionnaires. Dans ce cadre, il est plus courant de parler de mobilisation.
Cornelius Castoriadis hat wahrscheinlich eine der elaboriertesten Theorien zum Imaginären formul... more Cornelius Castoriadis hat wahrscheinlich eine der elaboriertesten Theorien zum Imaginären formuliert, in welcher er eine enge Verknüpfung zwischen dem Imaginären und politischem Handeln herausstellt. Zum Anlass seines 100. Geburtstages stelle ich die Bedeutung des Imaginären für das Verständnis von Revolutionen heraus.
Stabilitäten // Instabilitäten ed. by Julia Kloss-Weber, Marie Rodewald and Sina Sauer, 2022
Die international viel gelobte Stabilität der tunesischen Diktatur unter Ben Ali beruhte auf Repr... more Die international viel gelobte Stabilität der tunesischen Diktatur unter Ben Ali beruhte auf Repression und Korruption als fundamentale Säulen des Regimes. Stabilität hieß für die Bürger*innen vor allem die Unmöglichkeit, die herrschenden, politischen Verhältnisse zu beeinflussen. Die daraus resultierende politische Stagnation, die sich über 23 Jahre erstreckte, führte dazu, dass die Bürger*innen unter der Diktatur kaum alternative Zukunftsvorstellungen der Herrschaftsordnung entwickeln konnten.In meinem Beitrag gehe ich auf die kreative Produktivität des revolutionären »Kippmoments« ein, in dem sich der Erwartungshorizont verändert und die Instabilität es ermöglicht, dass sedimentierte Herrschaftsstrukturen erneut gestalt- und veränderbar erscheinen. In diesem Kippmoment zeichnet sich ein neuer Horizont des Möglichen ab und neue imaginierte Gesellschaftsprojekte, wie beispielsweise das Imaginäre der »partizipativen Demokratie« oder der »Selbstverwaltung«, treten hervor.
El sorteo como forma de selección política ha vuelto a la escena pro- movido por diferentes ima... more El sorteo como forma de selección política ha vuelto a la escena pro- movido por diferentes imaginarios. En el contexto de la crisis de los partidos políticos y las formas tradicionales de representación, el sorteo y los minipúblicos aparecen en muchos países del Norte global como formas alternativas de garantizar la presencia de las personas comunes frente al poder de las elites. Al menos, eso se cree desde posiciones favorables a la democracia deliberativa, la democracia antipolítica y la democracia radical.
A contribution to the Common Knowledge symposium “Antipolitics,” this article examines the divers... more A contribution to the Common Knowledge symposium “Antipolitics,” this article examines the diverse types of imaginary that support sortition, which is currently at the heart of important debates on the reform of existing democratic institutions. Different and often diametrically opposed actors now advocate sortition as a tool for addressing crises of political representation. How are we to understand this convergence? Over the past two decades, the eld of experience and the horizon of expectation of citizens in the global North have profoundly changed, and this article seeks to assess those changes in the context of three ideal types that advocate the use of randomly selected minipublics. This article analyzes, each in turn, the attraction of sortition for supporters and theorists of deliberative democracy, antipolitical democracy, and radical democracy, outlining the elements that unite and divide these imaginaries to help explain the astonishing convergence of voices in defense of sortition in politics.
A contribution to the Common Knowledge symposium “Antipolitics,” this article examines the divers... more A contribution to the Common Knowledge symposium “Antipolitics,” this article examines the diverse types of imaginary that support sortition, which is currently at the heart of important debates on the reform of existing democratic institutions. Different and often diametrically opposed actors now advocate sortition as a tool for addressing crises of political representation. How are we to understand this convergence? Over the past two decades, the eld of experience and the horizon of expectation of citizens in the global North have profoundly changed, and this article seeks to assess those changes in the context of three ideal types that advocate the use of randomly selected minipublics. This article analyzes, each in turn, the attraction of sortition for supporters and theorists of deliberative democracy, antipolitical democracy, and radical democracy, outlining the elements that unite and divide these imaginaries to help explain the astonishing convergence of voices in defense of sortition in politics.
Dans cet article, je défends l’hypothèse que les imaginaires politiques des acteurs et actrices d... more Dans cet article, je défends l’hypothèse que les imaginaires politiques des acteurs et actrices de la Révolution tunisienne (2011) nous permettent de comprendre leur relation à la temporalité du moment révolutionnaire. Par « imaginaires », on entend les significations et représentations partagées que les acteurs et actrices développent au cours de leurs actions et expériences politiques, et qui ne s’expriment pas uniquement ou même principalement en termes idéologiques. À partir d’une longue étude de terrain, l’article montre que c’est l’expérience révolutionnaire elle-même qui a libéré l’imaginaire des actrices et acteurs, les affranchissant de la représentation qui prédominait sous la dictature d’un présent sans futur.
Meme si le terme de revolution internet pour decrire la revolution tunisienne ne peut rendre la c... more Meme si le terme de revolution internet pour decrire la revolution tunisienne ne peut rendre la complexite des causes et du processus revolutionnaire, (...)
L’idée conventionnelle d’une démocratie représentative est que les citoyens influencent les thème... more L’idée conventionnelle d’une démocratie représentative est que les citoyens influencent les thèmes et la conception de la politique par l’élection de représentants dans le parlement et qu’ils réalisent leurs préférences politiques de cette manière. En dehors de la représentation classique, il existe une participation conçue au-delà des votes. Mais la question sur le rôle et l’importance de la participation civile soulève entre autre la question des agents aptes à y participer. Autrement dit : Est-ce que tous les citoyens peuvent par-ticiper à la démocratie ? Nous avons choisi Pierre Bourdieu et Jacques Rancière pour traiter ce thème, car ils abordent tous les deux ce problème – mais d’une façon tout à fait opposée. Les deux au-teurs sont en désaccord sur le problème fondamental, qui se pose pour toute politique démocratique, que la participation à la démocratie s’avère comme un privilège exclusif. En premier lieu, nous allons développer la position de Pierre Bourdieu, qui répond négati-vement à cette question en attribuant un rôle prépondérant aux intellectuels. La réponse bourdieusienne est non seulement fortement liée à son concept de domination ainsi qu’à son terme d’habitus, mais aussi à sa méthode analytique de « rupture ». Pour appréhender l’importance des intellectuels comme porte-parole des dominés nous esquissons d’abord son approche mythologique (2.1), ensuite nous développons son concept de domination (2.2). En deuxième lieu, nous allons confronter cette conception bourdieusienne avec la critique formulée par Jacques Rancière (3.1) afin d’examiner sa propre conception de la participation fondée sur l’idée d’égalité (3.2). Dans la conclusion, nous déterminons si la critique de Rancière est fondée (4). In: Heidenreich, Felix/Schulz, Daniel/Mineur, Didier (Hrsg.): Die Bürger und ihr Staat in Frankreich und Deutschland. Les citoyens et leur état en France et en Allemagne. Lit, 2015, 67- 83.
Eine Einleitung in Claude Leforts (1924–2010) politische Philosophie durch eine Einteilung in Den... more Eine Einleitung in Claude Leforts (1924–2010) politische Philosophie durch eine Einteilung in Denktraditionen und Theorieschulen ergibt wenig Sinn, bewegt er sich doch stets an den Grenzen dieser. Überzeugender erscheint es, Lefort einleitend nach seiner Auseinandersetzung mit historischen Momenten zu befragen, die seit seinen ersten Publikationen Gegenstand seiner Reflexion sind, und die er in einem permanenten Dialog und Zusammenhang miteinander denkt. Dabei fällt auf, dass eine einschneidende Ambiguität die Rezeption von Leforts Werk strukturiert: Es entsteht der Eindruck, als gäbe es „zwei Lefort“, einen „frühen“ marxistischen (1945 – ca. Anfang der 1960er) und einen „späteren“, nach der Abkehr vom Marxismus, die sich diametral gegenüber stehen. Mit dieser Einteilung geht ein stark divergierendes Interesse an Leforts Publikationen einher. So wird den marxistisch geprägten Artikeln aus Les Temps Modernes oder aus Socialisme ou Barbarie aktuell – vor allem in der deutschsprachigen Rezeption – kaum Beachtung geschenkt, während Theoreme aus seiner „post-marxistischen“ Zeit schon fast zu „Mottos“ verkommen. Die Kontinuitätslinien sowie Motive für seine Reflexionen bleiben dadurch jedoch wenig beachtet. Im folgenden Beitrag wird die Originalität von Leforts Ansatz vornehmlich in der Analyse verschiedener Gesellschaftsformen als Resultat der Moderne verortet, die sich durch die Säkularisierung der Legitimationsgrundlagen politischer Herrschaft auszeichnet: Totalitarismus und Demokratie sind demnach zwei mögliche „Gesichter“ der demokratischen Revolution. Leforts Denken des Politischen und der Demokratie ist sowohl untrennbar von seiner Rekonstruktion der historischen Wurzeln, Entstehungsbedingungen und revolutionärer Momente als auch von den totalitären Erfahrungen des 20. Jahrhunderts geprägt. So dient ihm die Analyse des Totalita- rismus und der Monarchie u. a. als Vorlage, die er zur Rekonstruktion dessen, was die demokratische Spezifizität ausmacht, zeichnet. Dementsprechend wird zunächst seine Kritik an den Sozialwissenschaften skizziert, um sein Verständnis politischen Denkens einzuleiten. Darauf aufbauend, wird seine Analyse der Monarchie als divergierende Gesellschaftsform von der „demokratischen Erfindung“ abgegrenzt. In: Martinsen, Franziska/Flügel-Martinsen, Oliver (Hrsg.): Demokratietheorie und Staatskritik aus Frankreich. Neuere Diskurse und Perspektiven. Franz Steiner Verlag, 2015, 131-146.
Master's thesis published by the Institute for Political Science at RWTH Aachen University, as I ... more Master's thesis published by the Institute for Political Science at RWTH Aachen University, as I received the IPW Study Award 2010 for the best master's thesis
Im Jahr 2011 bricht die tunesische Revolution aus. Bürgerinnen und Bürger besetzen im ganzen Land... more Im Jahr 2011 bricht die tunesische Revolution aus. Bürgerinnen und Bürger besetzen im ganzen Land öffentliche Plätze, fordern politische Freiheits- und Gleichheitsrechte und soziale Gerechtigkeit. In dieser Studie kommen die Akteurinnen und Akteure der Revolution zu Wort. So werden ihre Motive und ihre politischen Vorstellungen sichtbar. Das Buch gibt Aufschluss über die ideellen Wurzeln der Revolution und fragt nach den Entstehungsbedingungen politischer Praxis und Vorstellungskraft in Kontexten von Protesten.
Die international viel gelobte Stabilität der tunesischen Diktatur unter Ben Ali beruhte auf Repr... more Die international viel gelobte Stabilität der tunesischen Diktatur unter Ben Ali beruhte auf Repression und Korruption als fundamentale Säulen des Regimes. Stabilität hieß für die Bürger*innen vor allem die Unmöglichkeit, die herrschenden, politischen Verhältnisse zu beeinflussen. Die daraus resultierende politische Stagnation, die sich über 23 Jahre erstreckte, führte dazu, dass die Bürger*innen unter der Diktatur kaum alternative Zukunftsvorstellungen der Herrschaftsordnung entwickeln konnten.In meinem Beitrag gehe ich auf die kreative Produktivität des revolutionären »Kippmoments« ein, in dem sich der Erwartungshorizont verändert und die Instabilität es ermöglicht, dass sedimentierte Herrschaftsstrukturen erneut gestalt- und veränderbar erscheinen. In diesem Kippmoment zeichnet sich ein neuer Horizont des Möglichen ab und neue imaginierte Gesellschaftsprojekte, wie beispielsweise das Imaginäre der »partizipativen Demokratie« oder der »Selbstverwaltung«, treten hervor.
FORSCHUNGSJOURNAL SOZIALE BEWEGUNGEN 25. Jg. 3 | 2012 extremismus würden ihren Ursprung in der ‚M... more FORSCHUNGSJOURNAL SOZIALE BEWEGUNGEN 25. Jg. 3 | 2012 extremismus würden ihren Ursprung in der ‚Mitte der Gesellschaft‘ haben und Verbote daher keine Lösung sein. Johannes Lichdi, als Abgeordneter für Bündnis 90/Die Grünen im Sächsischen Landtag, verwies zudem darauf, dass es in Sachsen, wo die NPD eben auch im Landtag sitze, gleichwohl viele Neonazis gebe, die nicht in dieser Partei organisiert wären. Kontrovers ging so die Fachtagung zu Ende, die schließlich noch einmal nachdrücklich zeigte, wie wichtig das Forschungsprojekt an der Fachhochschule Düsseldorf ist – denn daraus ließe sich eben ableiten, welche Konsequenzen tatsächlich aus einem möglichen NPD-Verbot oder der Auflösung anderer neonazistischen Organisationen in der Zukunft folgen könnten.
Seit ihrer Grundungsphase gilt die supranationale Integration in Europa nicht einfach nur als ein... more Seit ihrer Grundungsphase gilt die supranationale Integration in Europa nicht einfach nur als ein wirtschaftspolitischer Zweckverband. Sie wurde vielmehr durchweg auch als ein politisches Projekt wahrgenommen und vorangetrieben, das Handlungsautonomie von den Nationalstaaten abzieht, eigene Staatsqualitat erlangt, politische Identifikationsanreize bereitstellt und so mit weitreichenden demokratischen Anspruchen und Erwartungen einhergeht. Je deutlicher die Herrschaftsgewalt der Europaischen Union(EU) an Konturen gewann, umso dringlicher stellte sich das Anliegen ihrer demokratischen Legitimation. Mit dem Zuwachs an supranationaler Regulierung wurden dem europaischen Organgefuge freilich immer haufiger Defizite in Hinblick auf seine demokratischen Qualitaten bescheinigt, die Demokratie gilt notorisch als unerfulltes Desiderat des supranationalen Geschehens. Das Themenfeld Supranationalitat und Demokratie bildet jedenfalls seit langem einen zentralen Gegenstandsbereich, der uber die teils ersehnte, teils bezweifelte politische Qualitat der Europaischen Union als weltweit einzigartiger transnationaler Kooperationsform Auskunft gibt.
Dans cet article, je défends l’hypothèse que les imaginaires politiques des acteurs et actrices d... more Dans cet article, je défends l’hypothèse que les imaginaires politiques des acteurs et actrices de la Révolution tunisienne (2011) nous permettent de comprendre leur relation à la temporalité du moment révolutionnaire. Par « imaginaires », on entend les significations et représentations partagées que les acteurs et actrices développent au cours de leurs actions et expériences politiques, et qui ne s’expriment pas uniquement ou même principalement en termes idéologiques. À partir d’une longue étude de terrain, l’article montre que c’est l’expérience révolutionnaire elle-même qui a libéré l’imaginaire des actrices et acteurs, les affranchissant de la représentation qui prédominait sous la dictature d’un présent sans futur.
Le lien entre révolution et participation semble évident au premier abord, car les révolutions so... more Le lien entre révolution et participation semble évident au premier abord, car les révolutions sont souvent des moments forts de politisation et de participation d’acteurs, qui pour certains entrent nouvellement sur la scène politique et influent le cours de l’Histoire. Ainsi, les révolutions dites « classiques » du 18ème au 20ème siècle ont non seulement contribué à préfigurer les systèmes représentatifs et démocratiques contemporains mais les révolutionnaires ont également produit des réflexions sur la démocratie. Cependant, si l’on perçoit la participation comme intrinsèquement liée à la démocratie cela rend son usage complexe dans des contextes non-démocratiques et dans des moments de basculement qui caractérisent pourtant les processus révolutionnaires. Dans ce cadre, il est plus courant de parler de mobilisation.
Cornelius Castoriadis hat wahrscheinlich eine der elaboriertesten Theorien zum Imaginären formul... more Cornelius Castoriadis hat wahrscheinlich eine der elaboriertesten Theorien zum Imaginären formuliert, in welcher er eine enge Verknüpfung zwischen dem Imaginären und politischem Handeln herausstellt. Zum Anlass seines 100. Geburtstages stelle ich die Bedeutung des Imaginären für das Verständnis von Revolutionen heraus.
Stabilitäten // Instabilitäten ed. by Julia Kloss-Weber, Marie Rodewald and Sina Sauer, 2022
Die international viel gelobte Stabilität der tunesischen Diktatur unter Ben Ali beruhte auf Repr... more Die international viel gelobte Stabilität der tunesischen Diktatur unter Ben Ali beruhte auf Repression und Korruption als fundamentale Säulen des Regimes. Stabilität hieß für die Bürger*innen vor allem die Unmöglichkeit, die herrschenden, politischen Verhältnisse zu beeinflussen. Die daraus resultierende politische Stagnation, die sich über 23 Jahre erstreckte, führte dazu, dass die Bürger*innen unter der Diktatur kaum alternative Zukunftsvorstellungen der Herrschaftsordnung entwickeln konnten.In meinem Beitrag gehe ich auf die kreative Produktivität des revolutionären »Kippmoments« ein, in dem sich der Erwartungshorizont verändert und die Instabilität es ermöglicht, dass sedimentierte Herrschaftsstrukturen erneut gestalt- und veränderbar erscheinen. In diesem Kippmoment zeichnet sich ein neuer Horizont des Möglichen ab und neue imaginierte Gesellschaftsprojekte, wie beispielsweise das Imaginäre der »partizipativen Demokratie« oder der »Selbstverwaltung«, treten hervor.
El sorteo como forma de selección política ha vuelto a la escena pro- movido por diferentes ima... more El sorteo como forma de selección política ha vuelto a la escena pro- movido por diferentes imaginarios. En el contexto de la crisis de los partidos políticos y las formas tradicionales de representación, el sorteo y los minipúblicos aparecen en muchos países del Norte global como formas alternativas de garantizar la presencia de las personas comunes frente al poder de las elites. Al menos, eso se cree desde posiciones favorables a la democracia deliberativa, la democracia antipolítica y la democracia radical.
A contribution to the Common Knowledge symposium “Antipolitics,” this article examines the divers... more A contribution to the Common Knowledge symposium “Antipolitics,” this article examines the diverse types of imaginary that support sortition, which is currently at the heart of important debates on the reform of existing democratic institutions. Different and often diametrically opposed actors now advocate sortition as a tool for addressing crises of political representation. How are we to understand this convergence? Over the past two decades, the eld of experience and the horizon of expectation of citizens in the global North have profoundly changed, and this article seeks to assess those changes in the context of three ideal types that advocate the use of randomly selected minipublics. This article analyzes, each in turn, the attraction of sortition for supporters and theorists of deliberative democracy, antipolitical democracy, and radical democracy, outlining the elements that unite and divide these imaginaries to help explain the astonishing convergence of voices in defense of sortition in politics.
A contribution to the Common Knowledge symposium “Antipolitics,” this article examines the divers... more A contribution to the Common Knowledge symposium “Antipolitics,” this article examines the diverse types of imaginary that support sortition, which is currently at the heart of important debates on the reform of existing democratic institutions. Different and often diametrically opposed actors now advocate sortition as a tool for addressing crises of political representation. How are we to understand this convergence? Over the past two decades, the eld of experience and the horizon of expectation of citizens in the global North have profoundly changed, and this article seeks to assess those changes in the context of three ideal types that advocate the use of randomly selected minipublics. This article analyzes, each in turn, the attraction of sortition for supporters and theorists of deliberative democracy, antipolitical democracy, and radical democracy, outlining the elements that unite and divide these imaginaries to help explain the astonishing convergence of voices in defense of sortition in politics.
Dans cet article, je défends l’hypothèse que les imaginaires politiques des acteurs et actrices d... more Dans cet article, je défends l’hypothèse que les imaginaires politiques des acteurs et actrices de la Révolution tunisienne (2011) nous permettent de comprendre leur relation à la temporalité du moment révolutionnaire. Par « imaginaires », on entend les significations et représentations partagées que les acteurs et actrices développent au cours de leurs actions et expériences politiques, et qui ne s’expriment pas uniquement ou même principalement en termes idéologiques. À partir d’une longue étude de terrain, l’article montre que c’est l’expérience révolutionnaire elle-même qui a libéré l’imaginaire des actrices et acteurs, les affranchissant de la représentation qui prédominait sous la dictature d’un présent sans futur.
Meme si le terme de revolution internet pour decrire la revolution tunisienne ne peut rendre la c... more Meme si le terme de revolution internet pour decrire la revolution tunisienne ne peut rendre la complexite des causes et du processus revolutionnaire, (...)
L’idée conventionnelle d’une démocratie représentative est que les citoyens influencent les thème... more L’idée conventionnelle d’une démocratie représentative est que les citoyens influencent les thèmes et la conception de la politique par l’élection de représentants dans le parlement et qu’ils réalisent leurs préférences politiques de cette manière. En dehors de la représentation classique, il existe une participation conçue au-delà des votes. Mais la question sur le rôle et l’importance de la participation civile soulève entre autre la question des agents aptes à y participer. Autrement dit : Est-ce que tous les citoyens peuvent par-ticiper à la démocratie ? Nous avons choisi Pierre Bourdieu et Jacques Rancière pour traiter ce thème, car ils abordent tous les deux ce problème – mais d’une façon tout à fait opposée. Les deux au-teurs sont en désaccord sur le problème fondamental, qui se pose pour toute politique démocratique, que la participation à la démocratie s’avère comme un privilège exclusif. En premier lieu, nous allons développer la position de Pierre Bourdieu, qui répond négati-vement à cette question en attribuant un rôle prépondérant aux intellectuels. La réponse bourdieusienne est non seulement fortement liée à son concept de domination ainsi qu’à son terme d’habitus, mais aussi à sa méthode analytique de « rupture ». Pour appréhender l’importance des intellectuels comme porte-parole des dominés nous esquissons d’abord son approche mythologique (2.1), ensuite nous développons son concept de domination (2.2). En deuxième lieu, nous allons confronter cette conception bourdieusienne avec la critique formulée par Jacques Rancière (3.1) afin d’examiner sa propre conception de la participation fondée sur l’idée d’égalité (3.2). Dans la conclusion, nous déterminons si la critique de Rancière est fondée (4). In: Heidenreich, Felix/Schulz, Daniel/Mineur, Didier (Hrsg.): Die Bürger und ihr Staat in Frankreich und Deutschland. Les citoyens et leur état en France et en Allemagne. Lit, 2015, 67- 83.
Eine Einleitung in Claude Leforts (1924–2010) politische Philosophie durch eine Einteilung in Den... more Eine Einleitung in Claude Leforts (1924–2010) politische Philosophie durch eine Einteilung in Denktraditionen und Theorieschulen ergibt wenig Sinn, bewegt er sich doch stets an den Grenzen dieser. Überzeugender erscheint es, Lefort einleitend nach seiner Auseinandersetzung mit historischen Momenten zu befragen, die seit seinen ersten Publikationen Gegenstand seiner Reflexion sind, und die er in einem permanenten Dialog und Zusammenhang miteinander denkt. Dabei fällt auf, dass eine einschneidende Ambiguität die Rezeption von Leforts Werk strukturiert: Es entsteht der Eindruck, als gäbe es „zwei Lefort“, einen „frühen“ marxistischen (1945 – ca. Anfang der 1960er) und einen „späteren“, nach der Abkehr vom Marxismus, die sich diametral gegenüber stehen. Mit dieser Einteilung geht ein stark divergierendes Interesse an Leforts Publikationen einher. So wird den marxistisch geprägten Artikeln aus Les Temps Modernes oder aus Socialisme ou Barbarie aktuell – vor allem in der deutschsprachigen Rezeption – kaum Beachtung geschenkt, während Theoreme aus seiner „post-marxistischen“ Zeit schon fast zu „Mottos“ verkommen. Die Kontinuitätslinien sowie Motive für seine Reflexionen bleiben dadurch jedoch wenig beachtet. Im folgenden Beitrag wird die Originalität von Leforts Ansatz vornehmlich in der Analyse verschiedener Gesellschaftsformen als Resultat der Moderne verortet, die sich durch die Säkularisierung der Legitimationsgrundlagen politischer Herrschaft auszeichnet: Totalitarismus und Demokratie sind demnach zwei mögliche „Gesichter“ der demokratischen Revolution. Leforts Denken des Politischen und der Demokratie ist sowohl untrennbar von seiner Rekonstruktion der historischen Wurzeln, Entstehungsbedingungen und revolutionärer Momente als auch von den totalitären Erfahrungen des 20. Jahrhunderts geprägt. So dient ihm die Analyse des Totalita- rismus und der Monarchie u. a. als Vorlage, die er zur Rekonstruktion dessen, was die demokratische Spezifizität ausmacht, zeichnet. Dementsprechend wird zunächst seine Kritik an den Sozialwissenschaften skizziert, um sein Verständnis politischen Denkens einzuleiten. Darauf aufbauend, wird seine Analyse der Monarchie als divergierende Gesellschaftsform von der „demokratischen Erfindung“ abgegrenzt. In: Martinsen, Franziska/Flügel-Martinsen, Oliver (Hrsg.): Demokratietheorie und Staatskritik aus Frankreich. Neuere Diskurse und Perspektiven. Franz Steiner Verlag, 2015, 131-146.
Europa steht vor der Alternative, sich in intergouvernementales Regieren zuruckzubilden oder eine... more Europa steht vor der Alternative, sich in intergouvernementales Regieren zuruckzubilden oder eine starke supranationale Regulierungsbehorde zu schaffen, die autoritativ auf die nationale Politik und Rechtssetzung einwirkt. Beide Alternativen bieten keine viel versprechenden Aussichten auf eine partizipative Demokratie auf supranationaler Ebene. Der Sammelband soll vor diesem Hintergrund in aller Skepsis und Kritik die verbleibenden Optionen der Demokratie in der Europaischen Union aufzeigen.
En France et au-dela, le tirage au sort est au centre d’importants debats sur la democratisation ... more En France et au-dela, le tirage au sort est au centre d’importants debats sur la democratisation des institutions politiques. Des acteurs souvent opposes l’erigent en moyen privilegie de repondre a la crise de la representation politique. Comment faire sens d’un consensus reunissant des personnalites et courants disparates ? Les deux dernieres decennies ont vu se modifier profondement le champ d’experience et l’horizon d’attentes des citoyens du Nord global. Nous avons reconstruit de facon ideal-typique trois imaginaires contrastes qui proposent de developper les mini-publics tires au sort : la democratie deliberative, la democratie antipolitique et la democratie radicale. L’article analyse chacun d’eux, exposant les paralleles et les contrastes qui les unissent ou les separent, contribuant ainsi a expliquer l’etonnante convergence de nombreux acteurs autour de la sortition.
In Praxis und Revolution, Eva von Redecker seeks to redefine the concept of revolution. She chall... more In Praxis und Revolution, Eva von Redecker seeks to redefine the concept of revolution. She challenges the classic understanding of revolution as singular event in which the people miraculously and supposedly spontaneously rise up against domination. In contrast, she formulates a practice- and process-oriented theory that conceives revolutions furthermore as materially conditioned. Therefore, she apprehends the concept of revolution through the notion of praxis: revolutions, according to her main argument, have to be anchored in social practices preceding the revolution and having a lasting effect on it by establishing a revolutionary heritage (p. 30)
Kmar Bendana, professeure d’histoire contemporaine à l’université de La Manouba (Tunis), témoigne... more Kmar Bendana, professeure d’histoire contemporaine à l’université de La Manouba (Tunis), témoigne de l’expérience de la révolution tunisienne dans ce recueil composé de dix-sept articles, dont deux traduits en langue arabe. Ces chroniques, parues pour la plupart dans le quotidien La Presse de Tunisie et sur le blog de l’auteure, couvrent une période qui s’étend de la fuite du président Ben Ali en janvier 2011 jusqu’à l’instauration de l’Assemblée nationale constituante en novembre de cette même année. Elle aborde autant le contexte dans lequel la révolution s’est déployée – les inégalités socio- économiques, l’étouffement d’une jeunesse sans perspectives, la répression politique – que la chute progressive du régime de Ben Ali et les premiers développements politiques de cette nouvelle ère.
La question principale que pose Kmar Bendana et qui structure ses réflexions tout au long de ce livre est celle de savoir comment raconter ces événements, comment capturer ce moment d’ébranlement profond de la société tunisienne et comment finalement archiver cette histoire.
Das "Gespräch über die Geschichte und das gesellschaftlich Imaginäre" basiert auf einer philosoph... more Das "Gespräch über die Geschichte und das gesellschaftlich Imaginäre" basiert auf einer philosophischen Unterhaltung, zu der Paul Ricoeur und Cornelius Castoriadis in Ricoeurs Radiosendung "Le bon plaisir" (Sender: France Culture) zusammen kamen. Das Gespräch kreist um die Frage nach den menschlichen Handlungsmöglichkeiten in konkreten geschichtlichen Konstellationen und diskutiert die Möglichkeit radikal neuer historischer Ereignisse. Bei dem Gespräch, das am 9. März 1985 ausgestrahlt wurde, handelt es sich um die einzige öffentlich geführte Diskussion zwischen den beiden Intellektuellen. Der lediglich in Auszügen archivierte Dialog wurde mit Tonaufnahmen und Typoskripten, die France Culture vorliegen, ergänzt und von den Ricoeur-und Castoriadis-Spezialisten Catherine Goldenstein, Pascal Vernay, Olivier Fressard und Johann Michel überarbeitet, um die authentische Sprechweise der beiden Autoren nach Möglichkeit zu bewahren. Dabei ist ein sehr lesenswerter Text entstanden, der all jenen zu empfehlen ist, die an geschichtsphilosophischen Fragen sowie an Ricoeur-und Castoriadis-Lektüren interessiert sind.
Der Sammelband Arabischer Aufbruch beschäftigt sich mit den Revolutions- und Protestwellen, die s... more Der Sammelband Arabischer Aufbruch beschäftigt sich mit den Revolutions- und Protestwellen, die seit 2011 die arabischsprachige Welt bewegen, und wirft über verschiedenste akademische Disziplinen hinweg – von Politikwissenschaft über Islamwissenschaft bis hin zur Rechtswissenschaft – die Fragen nach der Deutung der Umbrüche und ihren soziopolitischen Konsequenzen auf. Das Werk gliedert sich in Metaanalysen, kritische und komparative Betrachtungen, Darstellungen zur „Kunst der Revolte“ und Länderstudien. Mit dem Begriff „Aufbruch“ wird der Versuch unternommen, die hegemonial gewordene Bezeichnung „Arabischer Frühling“ mit einer anderen Perspektive politischen Neuanfangs zu kontrastieren, die „in nüchtern ausgewogener Weise“ (S.13) und jenseits eines zyklisch-saisonalen Argumentationsmusters die arabische Zeitgeschichte betrachtet. Georges Tamer weist in der Einleitung interessanterweise auf ein bekanntes Motiv des Aufbruchs in der altarabischen Dichtung (qasida) hin, das die Reise eines Dichters beschreibt. Die Reise markiert den Anfang seines Bruches mit der Vergangenheit: In dem Moment, in dem er aufbricht, weiß er, dass ihm nur noch die Erinnerung an den verlassenen Ort bleibt, er aber nie wieder dorthin zurückkehren wird. Aufbruch ließe sich hier als eine Figur des „Dazwischens“ revolutionären Handelns deuten: Während die Vergangenheit noch zu überwältigen und zu verarbeiten gilt, zeichnet sich bereits eine Zukunft ab, welche die revolutionierenden Subjekte versuchen, zu gestalten – ohne jedoch voraussehen zu können, welche gesamtgesellschaftlichen und historischen Konsequenzen ihre Handlungen haben.
In: Neue politische Literatur, 2015/Heft 2, 352-354.
Florian Grossers Einführung in Revolutionstheorien intendiert, theoretische Konzepte von Revoluti... more Florian Grossers Einführung in Revolutionstheorien intendiert, theoretische Konzepte von Revolution, die nach Möglichkeiten, Bedingungen und Formen politischen Umbruchs fragen, zu systematisieren. Er skizziert hierzu folgenden Fragenkomplex, der den Bezugs- und Interpretationsrahmen der Monographie darstellt, um die Bandbreite an verschiedensten Revolutionstheorien von (u. a.) Paine, Robespierre, Condorcet über Hegel, Marx, Bakunin, Marcuse, Fanon, Foucault bis hin zu Balibar und Graeber kohärent darzulegen und miteinander in Beziehung zu stellen: Wie lässt sich Freiheit innerhalb des revolutionären Prozesses denken? Welcher Anspruch auf Neuheit wird in Bezug auf die neue Ordnung erhoben? Wie positionieren sich die Theoretiker gegenüber revolutionärer Gewalt? Wer ist das revolutionäre Subjekt? Was wird als Ziel des Umbruchs deklariert – ein Wandel der Bedingungen oder der Gesinnungen? Ist Revolution ein punktuelles Ereignis oder muss es als permanenter, unabgeschlossener Prozess verstanden werden?
In: Politische Vierteljahresschrift, 55. Jahrgang, Heft 3, 2014, 566-568.
Prekäre Beschäftigungs- und Lebensverhältnisse sind nicht mehr nur an der Peripherie neoliberaler... more Prekäre Beschäftigungs- und Lebensverhältnisse sind nicht mehr nur an der Peripherie neoliberaler Industrienationen vorherrschend, sondern haben längst in ebendiese Einzug erhalten. In Deutschland sowie in Europa stellen sie keine randständigen Phänomene dar, sondern sind zur Norm, ja zur Regel, geworden – so die provokante, einleitende Feststellung von Isabell Lorey in ihrer Monographie Die Regierung des Prekären, die mit einem Vorwort von Judith Butler versehen ist. Neben einer detaillierten, begrifflichen Auseinandersetzung mit dem Begriff Prekarität, diskutiert Lorey in erster Linie die Leitfrage „wie wir gerade durch Prekarisierung regiert werden und uns regierbar halten“ (S. 14). Sie plädiert dafür, Prekarität nicht ausschließlich als Bedrohung zu begreifen. Stattdessen gilt es die subjektiven, von Prekarität gekennzeichneten Erfahrungen als Ausgangspunkt für neue politische Kämpfe zu nehmen, in denen neue Formen der politischen Organisation, Kollektivierung und Interessensvertretung (im weitesten Sinne) erprobt werden. Neue Formen politischen Kampfes sind demnach erforderlich, um den von der Prekarisierung hervorgebrachten, neuen Formen der Individualisierung und der Vereinzelung entgegenzutreten.
Die Protestwellen, die sich seit Anfang 2011 in weiten Teilen des arabischsprachigen Raumes erstr... more Die Protestwellen, die sich seit Anfang 2011 in weiten Teilen des arabischsprachigen Raumes erstrecken, haben nicht nur die regierenden Diktaturen in ihrer Jahrzehnte langen Autokratie erschüttert, sondern auch die herrschenden, westlichen Urteile über die ‚arabischen Völker’ in Frage gestellt. Galten diese aus westlicher Sicht lange als apolitisch, schicksalsgläubig und gefangen in längst überkommenen, kulturellen Eigenheiten und religiösen Fundamentalismen, so haben die Aufstände von Tunesien über Ägypten bis hin nach Bahrein, Jemen und Syrien bewiesen, dass breite Bevölkerungsschichten bereit sind, sich den Panzern und Snipern der diktatorischen Regime zu stellen, um für ihre politischen Partizipations- und Inklusionsrechte zu kämpfen. Das ist die einleitende Feststellung, von welcher ausgehend Hamid Dabashi seine Lesart der Umbrüche im Maghreb und im Nahen Osten – bekannt unter der Metapher ‚Arabischer Frühling’ – unternimmt. Dabashi kritisiert in den ersten Kapiteln (S.1-89) die Narrative und Deutungsmuster westlicher Beobachter, die er als vom Orientalismus geprägt charakterisiert. Anhand einer beeindruckende Fülle an Zitaten, Anekdoten, Zeitungsartikeln und wissenschaftlichen Abhandlungen zeigt Dabashi auf, welche (Fehl-)Interpretationen die Proteste gekannt haben.
In: Neue politische Literatur, Heft 2, 2013, 355-357.
Die radikaldemokratischen Schriften von Autoren wie Jacques Rancière oder Alain Badiou wurden bis... more Die radikaldemokratischen Schriften von Autoren wie Jacques Rancière oder Alain Badiou wurden bislang lediglich theorieimmanent rezipiert. Nun unternimmt Todd May in seiner Monographie den Versuch, Jacques Rancières radikale Demokratietheorie als Analyseinstrument für aktuelle politische Bewegungen zu verwenden. Er beginnt seine Ausführungen mit einer Krisendiagnose gegenwärtiger, westlicher Demokratien, die stark an die These der Postdemokratie erinnert: Durch die starke Ökonomisierung und Verrechtlichung gesellschaftlicher und politischer Verhältnisse verliere die Demokratie ihre auf der Partizipation der Bürger basierende Legitimationsgrundlage. Dieser kritischen Gegenwartsdiagnose setzt May das Gleichheits- und Inklusionspostulat in Rancières Politik- und Demokratiekonzeption entgegen und versucht, Äquivalente dieses Postulats in der politischen Realität zu erkennen.
In: Neue politische Literatur, Heft 1, 57. Jahrgang, 2012, 167-168.
Workshop: Political Theory as a ‚Race’ Critical Theory – Challenging the Banality of Racism, Just... more Workshop: Political Theory as a ‚Race’ Critical Theory – Challenging the Banality of Racism, Justus-Liebig-Universität Gießen, 22. Oktober 2015.
Ringvorlesung (Vorlesungscolloquium) von Prof. Dr. Helmut König: Revolution – Gewalt – Freiheit, ... more Ringvorlesung (Vorlesungscolloquium) von Prof. Dr. Helmut König: Revolution – Gewalt – Freiheit, RWTH Aachen, Institut für Politische Wissenschaft, 24. April 2015.
Deutsche Vereinigung für Politikwissenschaft, Politische Theorie Sektionstagung in Aachen, 12. M... more Deutsche Vereinigung für Politikwissenschaft, Politische Theorie Sektionstagung in Aachen, 12. März 2015.
"Un paradigme tunisien? Histoire et Sciences Sociales en Révolution". EHESS, Paris, 9. Dezember ... more "Un paradigme tunisien? Histoire et Sciences Sociales en Révolution". EHESS, Paris, 9. Dezember 2014.
Oxford Graduate Conference in Political Theory, 'The Politics of Equality', Oxford University, 2... more Oxford Graduate Conference in Political Theory, 'The Politics of Equality', Oxford University, 25.-26. April 2013.
Workshop „Postdemokratie“, Lehrstuhl für Politikwissenschaft, insbesondere Politische Theorie, H... more Workshop „Postdemokratie“, Lehrstuhl für Politikwissenschaft, insbesondere Politische Theorie, Helmut-Schmidt- Universität Hamburg, 25. Mai 2012.
Colloque de recherche franco-allemand zum Thema „Der Bürger und ihr Staat. Repräsentation, Part... more Colloque de recherche franco-allemand zum Thema „Der Bürger und ihr Staat. Repräsentation, Partizipation und Vertrauen in Frankreich und Deutschland“, Internationales Zentrum für Kultur- und Technikforschung, Universität Stuttgart, 5. November 2011.
Europa steht vor der Alternative, sich in intergouvernementales Regieren zurückzubilden oder eine... more Europa steht vor der Alternative, sich in intergouvernementales Regieren zurückzubilden oder eine starke supranationale Regulierungsbehörde zu schaffen, die autoritativ auf die nationale Politik und Rechtssetzung einwirkt. Beide Alternativen bieten keine viel versprechenden Aussichten auf eine partizipative Demokratie auf supranationaler Ebene. Der Sammelband soll vor diesem Hintergrund in aller Skepsis und Kritik die verbleibenden Optionen der Demokratie in der Europäischen Union aufzeigen.
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Pour lire la notice complète https://www.dicopart.fr/revolution-2022
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In contrast, she formulates a practice- and process-oriented theory that conceives revolutions furthermore as materially conditioned. Therefore, she apprehends the concept of revolution through the notion of praxis: revolutions, according to her main argument, have to be anchored in social practices preceding the revolution and having a lasting effect on it by establishing a revolutionary heritage (p. 30)
La question principale que pose Kmar Bendana et qui structure ses réflexions tout au long de ce livre est celle de savoir comment raconter ces événements, comment capturer ce moment d’ébranlement profond de la société tunisienne et comment finalement archiver cette histoire.
Mit dem Begriff „Aufbruch“ wird der Versuch unternommen, die hegemonial gewordene Bezeichnung „Arabischer Frühling“ mit einer anderen Perspektive politischen Neuanfangs zu kontrastieren, die „in nüchtern ausgewogener Weise“ (S.13) und jenseits eines zyklisch-saisonalen Argumentationsmusters die arabische Zeitgeschichte betrachtet. Georges Tamer weist in der Einleitung interessanterweise auf ein bekanntes Motiv des Aufbruchs in der altarabischen Dichtung (qasida) hin, das die Reise eines Dichters beschreibt. Die Reise markiert den Anfang seines Bruches mit der Vergangenheit: In dem Moment, in dem er aufbricht, weiß er, dass ihm nur noch die Erinnerung an den verlassenen Ort bleibt, er aber nie wieder dorthin zurückkehren wird. Aufbruch ließe sich hier als eine Figur des „Dazwischens“ revolutionären Handelns deuten: Während die Vergangenheit noch zu überwältigen und zu verarbeiten gilt, zeichnet sich bereits eine Zukunft ab, welche die revolutionierenden Subjekte versuchen, zu gestalten – ohne jedoch voraussehen zu können, welche gesamtgesellschaftlichen und historischen Konsequenzen ihre Handlungen haben.
In: Neue politische Literatur, 2015/Heft 2, 352-354.
In: Politische Vierteljahresschrift, 55. Jahrgang, Heft 3, 2014, 566-568.
Neben einer detaillierten, begrifflichen Auseinandersetzung mit dem Begriff Prekarität, diskutiert Lorey in erster Linie die Leitfrage „wie wir gerade durch Prekarisierung regiert werden und uns regierbar halten“ (S. 14). Sie plädiert dafür, Prekarität nicht ausschließlich als Bedrohung zu begreifen. Stattdessen gilt es die subjektiven, von Prekarität gekennzeichneten Erfahrungen als Ausgangspunkt für neue politische Kämpfe zu nehmen, in denen neue Formen der politischen Organisation, Kollektivierung und Interessensvertretung (im weitesten Sinne) erprobt werden. Neue Formen politischen Kampfes sind demnach erforderlich, um den von der Prekarisierung hervorgebrachten, neuen Formen der Individualisierung und der Vereinzelung entgegenzutreten.
In: Zeitschrift für philosophische Literatur, 2014, 38-44.
https://zfphl.org/issue/view/4605
In: Neue politische Literatur, Heft 2, 2013, 355-357.
In: Neue politische Literatur, Heft 1, 57. Jahrgang, 2012, 167-168.