Location via proxy:   [ UP ]  
[Report a bug]   [Manage cookies]                
Skip to main content
Veit  Schwab
  • Coventry, Coventry, United Kingdom

Veit Schwab

In vielerlei Hinsicht nahm die Diskursforschung ihren Anfang als politisches und materialistisches Projekt. Besonders in der französischen Tradition – beeinflusst von dezidiert marxistischen Autoren wie Michel Pêcheux oder Louis Althusser... more
In vielerlei Hinsicht nahm die Diskursforschung ihren Anfang als politisches und materialistisches Projekt. Besonders in der französischen Tradition – beeinflusst von dezidiert marxistischen Autoren wie Michel Pêcheux oder Louis Althusser – waren Diskurstheorie und -analyse von Beginn an emanzipatorische und materialistische Zugänge zum Sozialen. Dieses materialistische Erbe scheint in Teilen der zeitgenössischen Diskursforschung verloren gegangen zu sein. Wir glauben, dass die Grenze die zwischen  Materialismus und Diskursforschung gezogen wird, sowie die Art dieser Grenzziehung selbst
diskursive Effekte sind. Vor diesem Hintergrund ist es für uns mehr als eine reine Nostalgie, das Vergessen der Verstrickung von Diskursanalyse und Materialismus zu hinterfragen. Die Hervorhebung der engen Verbindungen dieser beiden Strömungen ermöglicht nicht nur einige Beschränkungen zeitgenössischer Wissensproduktion an der Schnittstelle des Sozialen, Linguistischen und Politischen sichtbarzumachen, sondern hilft möglicherweise außerdem dabei diese Beschränkungen zu transzendieren und die institutionellen Rahmen und Produktionsbedingungen der Diskursanalyse zu hinterfragen. Aus unserer Sicht lassen sich methodologische und theoretische Elemente einer genuin materialistischen Diskursforschung vor und in der Französischen Diskursanalyse (FDA) finden. Im Besonderen vertreten wir die Auffassung, dass Spuren einer solchen materialistischen Sicht auf diskursive Phänomene neben dem Marxschen Materialismus auch in frühen sprach- und
diskurstheoretischen Ansätzen – beispielsweise in jenen von Vološinov und Bachtin – zu finden sind. Was diese Ansätze vereint, ist ein Verständnis von Diskurs, das letzteren in seiner materiellen und effektiven Wirklichkeit versteht und das Verhältnis des Diskursiven zu sozialen Macht- und Ausbeutungsverhältnissen hervorhebt. Des Weiteren argumentieren wir
dafür, Louis Althusser nicht lediglich als Stichwortgeber für die frühe Diskursanalyse, sondern als Diskursanalytiker avant la lettre zu verstehen. Aus dieser Perspektive sollte die FDA, speziell in ihrer von Pêcheux entwickelten Form, als  materialistisches politisches Projekt in der marxistischen Tradition verstanden werden. Unser Beitrag beschränkt sich in
diesem Rahmen auf vier Elemente eines materialistischen Diskursansatzes: Durch das Aufzeigen der Rolle von Materialität, Ideologie, Geschichte und Objekt lassen sich produktive Verbindungen und Spannungen innerhalb einer materialistischen Methodologie der Diskursanalyse herausarbeiten. Hierbei scheint uns das Marxsche Konzept der Produktionsverhältnisse als Schlüssel zu einer materialistischen Methodologie geeignet zu sein, die in der Lage ist, Ideologie als diskursive Praktik zu fassen.
Research Interests:
Discourse Studies started out as materialist and political endeavour. Many aspects of this heritage, however, seem to have gotten lost in contemporary approaches to the theory and analysis of discourse or live on as a spectral... more
Discourse Studies started out as materialist and political endeavour. Many aspects of this heritage, however, seem to have gotten lost in contemporary approaches to the theory and analysis of discourse or live on as a spectral undercurrent that remains implicit. Although Critical Discourse Analysis, the Essex School, enunciative pragmatics as well as other strands within Discourse Studies avail themselves to materialist theories and could be dubbed materialist, we believe that the relationship between discourse analysis and materialism has not been explored enough with regard to the methodological and conceptual consequences a materialist view of discourse entails. The aim of our contribution is to present the entanglement of materialism and discourse analysis before and in Discourse Studies and offer a number of preliminary criteria for a materialist discourse analysis.