Universitäts- und Landesbibliothek Bonn
Rheinische Vierteljahrsblätter
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn / Abteilung für
Rheinische Landesgeschichte
Bonn, 1.1931 - 12.1942; 13.1948 -
Kleine Beiträge
urn:nbn:de:hbz:5:1-158976
RENAISSANCE AM RHEIN ?
Überlegungen zur rheinischen Geschichte
im 15 . und 16 . Jahrhundert *
VonAndreas
Rutz
Die jüngere kulturgeschichtliche Forschung insbesondere des angelsächsischen Sprach¬
raums hat den Terminus , Renaissance ' als geschichtswissenschaftlichen Epochenbegriff
wiederbelebt 1. Entsprechend der kunsthistorischen Diskussion der letzten Jahrzehnte
werden damit nicht mehr nur Entwicklungen in Italien als dem Mutterland der Renais¬
sance charakterisiert , sondern die Kunst - und Kulturgeschichte Europas und nicht zuletzt
die des Nordens im 15 . und 16 . Jahrhundert insgesamt 2 . In ähnlicher Weise taucht in
geschichtswissenschaftlichen
Zusammenhängen seit einigen Jahren auch der Begriff
, Barock ' für das 17 . und frühe 18 . Jahrhundert auf 3. Es scheint , als ob der bis vor einigen
Jahrzehnten noch unbekannte , dann aber zum weithin akzeptierten Epochenbegriff avan¬
cierte Terminus , Frühe Neuzeit ' einer weiteren Differenzierung weicht . Dass dabei auf
kunst - bzw . geistesgeschichtliche Termini zurückgegriffen wird , ist nicht unproblema¬
tisch . Denn diese rufen unweigerlich eine Fülle von Assoziationen hervor , die für ein
kulturgeschichtliches Panorama im engeren Sinne , das heißt für kunst - , ideen - und
mediengeschichtliche Zusammenhänge zwar durchaus passend sind 4. Mit dieser Begriff-
* Zugleich Besprechung von : Renaissance am Rhein . Ausstellungskatalog , hrsg . v. LVR - Landes Museum Bonn , Ostfildern 2010 ; Städte , Höfe und Kulturtransfer. Studien zur Renaissance am Rhein ,
hrsg . v. Stephan Hoppe , Alexander Markschies
und Norbert Nußbaum (3 . Sigurd Greven Kolloquium zur Renaissanceforschung ), Stuttgart 2010 ; Orte der Renaissance im Rheinland , hrsg . v.
Guido von Büren , Stephan Hoppe und Georg M ö 1i c h ( Rheinische Kunststätten 525 ), Köln 2010 .
1 Vgl . das Standardwerk von Peter Burke , Die europäische Renaissance . Zentren und Periphe¬
rien ( Europa bauen ), München 1998 . Eine konzise Zusammenfassung des Forschungsstands findet
sich bei Gerrit Wa 11 h e r u .a ., Art . Renaissance , in : Enzyklopädie der Neuzeit , hrsg . v. Friedrich J a e ger , Bd . 11 , Stuttgart 2010 , Sp . 1- 55 ; vgl . außerdem Albert Schirrmeister
, Renaissance - Huma¬
nismus . Neue Forschungen zur Kulturgeschichte des 16 . Jahrhunderts , in : Zeitschrift für Historische
Forschung 36 (2009 ), S . 259- 298 .
Chipps Smith , The Northern Renaissance , London / New York
außerdem speziell für unseren Raum : Wege zur Renaissance . Beobachtungen zu den Anfängen
neuzeitlicher Kunstauffassung im Rheinland und in den Nachbargebieten um 1500 , hrsg . v. Norbert
Nußbaum , Claudia Euskirchen und Stephan Hoppe ( 1 . Sigurd Greven - Kolloquium zur Re¬
naissanceforschung ), Köln 2003 .
2 Vgl . den Überblick von Jeffrey
2004 ;
3 Vgl . etwa Peter Herrsche , Muße und Verschwendung . Europäische Gesellschaft und Kultur
im Barockzeitalter , 2 Bde ., Freiburg / Basel / Wien 2006 , zum Epochenbegriff S . 924 - 952 ; hierzu die
kritische Würdigung von Wolfgang Reinhard , Barockkatholizismus statt Konfessionalisierung , in :
Historische Zeitschrift 291 (2010 ), S . 419 ^ 129 . Die Neuauflage des Klassikers „ Das Zeitalter des Abso¬
lutismus " von Heinz Duchhardt , Barock und Aufklärung ( Oldenbourg Grundriss der Geschichte
11 ), München 42007 , hat den Barockbegriff in den Titel aufgenommen , auch wenn in der Durchfüh¬
rung hierunter lediglich kulturgeschichtliche Aspekte im engeren Sinne subsumiert werden , vgl .
ebd ., S . 82 - 92 : „ Die barocke Welt " .
4 Vgl . etwa die mustergültige , im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg realisierte Syn¬
these : Renaissance - Barock - Aufklärung . Kunst und Kultur vom 16 . bis zum 18 . Jahrhundert , hrsg .
Renaissance am Rhein
?
281
lichkeit die Geschichte in ihrer Gesamtheit , also auch Felder wie Politik , Gesellschaft oder
Wirtschaft zu fassen , erweist sich jedoch als ungleich schwerer .
Die große Bonner Ausstellung „ Renaissance am Rhein " , die vom 16 . September 2010
bis zum 6 . Februar 2011 im LVR - LandesMuseum gezeigt wurde , sowie die zugehörigen
Publikationen wagen genau dies : Präsentiert und diskutiert wird nicht allein die Kunst
der Renaissance im Rheinland . Vielmehr unternimmt das Projekt den Versuch , das
Zeitalter als solches in einem integrativen kulturgeschichtlichen Zugriff anschaulich zu
machen 5. Die Ausstellungsobjekte sind im zweiten Teil des hervorragend ausgestatteten
Katalogs greifbar und vermitteln einen sehr guten Eindruck von der Breite des verfolgten
Ansatzes . Organisiert sind die Katalogeinträge in fünf , an die Struktur der Ausstellung
angelehnte Sektionen , die jeweils aus mehreren , von knappen Einführungstexten beglei¬
teten Objektgruppen bestehen . Das Inhaltsverzeichnis gibt diese Struktur leider nicht sehr
konsequent wieder .
Die einführende Sektion („ Der Raum und die Menschen " , S . 138 - 163 ) illustriert mit
einer Auswahl zeitgenössischer Karten , dass das , Rheinland ' oder die , Rheinlande ' von
den Zeitgenossen nicht als distinkte Region wahrgenommen wurden . Kartographisch ab¬
gebildet und benannt wurden vielmehr der Flusslauf als solcher und die einzelnen Terri¬
torien , Herrschaften und Städte am Rhein 6. Sodann werden elf Persönlichkeiten
vorgestellt , die in einer sehr gelungenen Mischung die unterschiedlichen Gesellschafts¬
schichten , aber auch die wesentlichen zeitgenössischen Handlungsfelder repräsentieren .
Die zweite Sektion („ Die Länder am Rhein im europäischen Kontext " , S . 164- 221 ) entfaltet
ein großes Panorama rheinischer Geschichte von der Mitte des 15 . bis in das frühe 17 . Jahr¬
hundert . In diese Zeit fällt der Ausbau herrschaftlicher Machträume zu frühneuzeitlichen
Territorien ebenso wie die zunehmend stärker werdende Europäisierung territorialer
Konflikte , die gerade auch in der rheinischen Geschichte immer wieder greifbar wird . Als
Beispiele zu nennen wären die Kölner Stiftsfehde mit dem Eingreifen Karls des Kühnen
1474 / 75 , der 1543 von Karl V. militärisch entschiedene Erbfolgestreit um Geldern , der
Kaiser und Reich auf den Plan rufende Kölner Krieg 1583 - 1590 , wie überhaupt das kom¬
plexe Verhältnis von Kaiser, Reich und Territorien nach dem Wormser Reichstag 1495 .
Hess und Dagmar Hirschfelder
museums 3 ), Nürnberg 2010 .
v. Daniel
( Die
Schausammlungen des Germanischen National¬
5 Mit einem ähnlichen Ansatz wurde 2009 / 10 in einer Berliner Ausstellung die brandenburgische
Landesgeschichte dieser Zeit behandelt , vgl . Cranach und die Kunst der Renaissance unter den
Hohenzollern . Kirche , Hof und Stadtkultur, hrsg . v. der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten
Berlin - Brandenburg , Berlin 2009 .
6 Eine systematische Bestandsaufnahmeder rheinischen Kartographie fehlt , einen entsprechen¬
den Beitrag für die Zeit bis 1600 bereitet der Verfasser für das „ Corpus deutscher Landkarten " vor.
Vgl . vorerst : Geschichte in Karten . Historische Ansichten aus den Rheinlanden und Westfalen , hrsg .
v. Hans -Joachim Behr und Franz -Josef Heyen ( Veröffentlichungen der staatlichen Archive des
Landes Nordrhein - Westfalen C / 21 ), Düsseldorf 1985 ; Fritz Hell wig , Mittelrhein und Moselland im
Bild alter Karten , Koblenz 1985 ; Peter H . Meurer , Atlantes Colonienses . Die Kölner Schule der
Atlaskartographie 1570 - 1610 ( Fundamenta cartographica historica 1 ), Bad Neustadt a . d . Saale 1988 ;
außerdem den Überblick von Dems . , Cartography in the German Lands 1450 - 1650 , in : The History
of Cartography, Bd . 3 / 2 , hrsg . v . David Wood ward , Chicago / London 2007 , S . 1172- 1245 .
282
Andreas Rutz
Spätestens seit dieser Zeit ist Landesgeschichte kaum mehr regional begrenzt zu denken 7.
Vollends offenkundig wird dies um 1600 , als auswärtige Fürsten die niederrheinischen
Territorien dauerhaft in Besitz nahmen - zunächst 1583 die Wittelsbacher das Kölner Erz stift und dann 1609 / 14 Brandenburg und Pfalz - Neuburg Jülich - Berg und Kleve - Mark
(„ Das Rheinland um 1600 - Neue Herren , neue Grenzen " , S . 488-493 ) 8. In diesen Zusam¬
menhang gehören auch Reformation und Konfessionalisierung , die weder eine allein rhei¬
nische noch ausschließlich deutsche Geschichte haben , sondern eine gesamteuropäische ,
ja globale 9. Im Rheinland lässt sich eine sehr breit gefächerte Reaktion auf die lutherische
Herausforderung feststellen , die von der harschen Ablehnung und Bemühungen um eine
katholische Reform über die Suche nach Alternativen jenseits der konfessionellen Graben¬
kämpfe bis hin zu den unterschiedlichen Spielarten des neuen Glaubens reichte - mit
jeweils anderen theologischen , aber auch politischen Bezugspunkten 10. Dies alles unter
den Begriff , Renaissance ' zu subsumieren , ist meines Erachtens äußerst fragwürdig , ver¬
liert er damit doch jeglichen heuristischen Sinn .
Unstrittig ist dagegen die folgende Sektion („ Die Renaissance als Innovationsprozess " ,
S . 222 - 279 ) . Die Epochenwende
vom Spätmittelalter zur Frühen Neuzeit wird gängiger¬
weise am fundamentalen Wandel des Weltbilds der damaligen Menschen festgemacht .
Zurückzuführen ist dieser auf die Entdeckung der neuen Welt sowie auf wissenschaftliche
und technische Innovationen , wie die Erfindung des Buchdrucks und der perspektivi¬
schen Malerei , Erkenntnisse in Anatomie , Geometrie und Astronomie . Zu nennen sind
darüber hinaus aber auch Veränderungen im Bereich des Kriegswesens ( Söldner , Feuer¬
waffen , Festungsbau ) oder der Wirtschaft ( Globalisierung ) . Ausstellung und Katalog bün -
7 Vgl . zuletzt : Die Rheinlande und das Reich , hrsg . v. Manfred Groten
Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde . Vorträge 34 ), Düsseldorf 2007 .
( Publikationen
der
8 Vgl . jetzt : Der Jülich - Klevische Erbstreit 1609 . Seine Voraussetzungen und Folgen , hrsg . v. Man¬
fred Groten , Clemens von Looz - Corswarem
und Wilfried Reininghaus
( Publikationen der
Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde . Vorträge 38 ; Veröffentlichungender Historischen Kom¬
mission für Westfalen . N . F. 1 ), Düsseldorf 2011 .
9 Vgl . den jüngsten , wenngleich nicht unproblematischen Versuch einer Gesamtgeschichte von
Diarmaid MacCulloch , Die Reformation 1490 - 1700 , München 2008 ; hierzu Thomas Kaufmann ,
„ History is good at confounding and confessing labelers " - „ Die Geschichte versteht es meisterlich ,
Schlagwortexperten zu irritieren und zu verwirren " . Zu Diarmaid MacCullochs „ Reformation " , in :
Archiv für Reformationsgeschichte 101 (2010 ), S . 305- 320 .
10 Vgl . ausführlich Hansgeorg Molitor , Das Erzbistum Köln im Zeitalter der Glaubenskämpfe .
1515- 1688 ( Geschichte des Erzbistums Köln 3 ), Köln 2008 ; Bernhard Schneider
( Hrsg .), Kirchen¬
reform und Konfessionsstaat 1500- 1801 ( Geschichte des Bistums Trier 3 ; Veröffentlichungendes Bis¬
tumsarchivs Trier 37 ), Trier 2010 . Der entsprechende Band des Handbuchs Evangelische Kirchen¬
geschichte im Rheinland , hrsg . v. der Evangelischen Kirche im Rheinland , 5 Bde . [ geplant ], Bonn
2008ff ., ist noch nicht erschienen . Vgl . bis dahin : Evangelisch am Rhein . Werden und Wesen einer
Landeskirche , hrsg . v. Joachim Conrad u .a . ( Schriften des Archivs der Evangelischen Kirche im
Rheinland 35 ), Düsseldorf 2007 . Zum Verhältnis von Rheinland und Reich in der Reformation vgl .
Friedhelm Jü rgensmeier , Der Augsburger Religionsfrieden 1555 und die geistlichen Kurfürsten¬
tümer Mainz , Köln und Trier, in : Der Augsburger Religionsfrieden 1555 , hrsg . v. Heinz Schilling
und Heribert Smolinsky ( Schriften des Vereins für Reformationsgeschichte 206 ), Gütersloh 2007 ,
S . 179 - 191 ; Stefan Ehrenpreis
, Die Vereinigten Herzogtümer Jülich - Kleve - Berg und der Augsbur¬
ger Religionsfrieden , in : ebd ., S . 239 - 267 .
Renaissance am Rhein ?
dein das Wissen um diese Innovationen
Weiterentwicklung im Rheinland auf .
283
und zeigen ihre Rezeption resp . Entstehung und
Nach der umfassenden Verortung des Rheinlands zunächst im politischen Kontext und
dann im geistigen Gefüge der Zeit stellt die vierte Sektion mit dem Titel „ Welt im Auf¬
bruch : Renaissance am Rhein " (S . 280- 487 ) den eigentlichen Kern der Ausstellung dar .
Aufgegriffen wird die Idee der ersten Sektion , den Übergangsprozess vom Spätmittelalter
zur Frühen Neuzeit anhand der Menschen zu verdeutlichen . In den Blick genommen
werden Fürsten , Adlige , Geistliche , Stadtbürger und Bauern , also die aus dem Mittelalter
überkommenen Stände , die bei allen Differenzierungsprozessen
auch in der Frühen Neu¬
zeit noch von grundsätzlicher Bedeutung waren . Die Behandlung ständischer Gruppen
lokalisiert zugleich die Renaissancekultur an spezifischen Orten . Fürstenhof , Adelssitz ,
Kloster , Stadt und ländlicher Raum werden mit ihrem jeweiligen Beitrag zur Renaissance
am Rhein vorgestellt : Eine herausragende Rolle spielten die Fürstenhöfe , welche die
Innovationen der Zeit aufgriffen , als Auftraggeber für Architekten und Künstler auftraten
und damit als regionale bzw . lokale Vorbilder für eine Renaissancekultur des niederen
Adels fungierten " . Hervorzuheben sind hier vor allem die Vereinigten Herzogtümer , die
nicht nur ihre Residenz - und Festungsstädte dem neuen Stil der Zeit entsprechend um¬
bauten . Vielmehr machte sich hier das neue , humanistische Denken auch in besonderer
Weise politisch bemerkbar 12. Das Resultat war eine zwischen den Konfessionen vermit¬
telnde , via media ' . Sie bescherte dem niederrheinischen Territorienkomplex seine kon¬
fessionelle Vielfalt 13, erregte aber bald das Missfallen des Kaisers , der die Herzöge 1543 im
Vertrag von Venlo zur Wahrung der Katholizität verpflichtete . Die Höfe der geistlichen
Fürsten können nicht in gleicher Weise als „ Motor der Erneuerung " ( S . 285 ) bezeichnet
werden . Gleichwohl lassen sich vielfältige Beispiele von Renaissancekunst und - architek tur auch hier finden . Bischofssitz und Kathedralstadt wirkten damit in ähnlicher Weise als
kulturelle Vermittler wie die fürstlichen Residenzen in weltlichen Territorien .
Adlige Lebenswelten im Rheinland . Kommentierte Quellen der Frühen Neuzeit ,
Gudrun Gersmann
und Hans - Werner Langbrandtner
( Vereinigte Adelsarchive im
Rheinland e .V. Schriften 3 ), Köln / Weimar / Wien 2009 ; Adel verbindet - Adel verbindt . Elitenbildung
und Standeskultur in Nordwestdeutschland und den Niederlanden vom 15 . bis 20 . Jahrhundert ,
hrsg . v. Maarten van Driel , Meinhard Pohl und Bernd Walter ( Forschungen zur Regional¬
geschichte 64 ), Paderborn u .a . 2010 .
11 Vgl . jetzt :
hrsg . v.
12 Vgl . hierzu ausführlich Elisabeth M . Kloosterhuis
, Erasmusjünger als politische Reformer.
Humanismus am Niederrhein im 16 . Jahrhundert ( Rheinisches Archiv 148 ) , Köln / Weimar / Wien
2006 ; sowie jüngst Martin Szameitat
, Konrad Heresbach . Ein niederrheinischer Humanist zwi¬
schen Politik und Gelehrsamkeit ( Schriftenreihe des Vereins für Rheinische Kirchengeschichte 177 ) ,
Bonn 2010 .
13 Vgl . Drei Konfessionen in einer Region . Beiträge zur Geschichte der Konfessionalisierung im
Herzogtum Berg vom 16 . bis zum 18 . Jahrhundert , hrsg . v. Burkhard D i e t z und Stefan Ehrenpreis
(Schriftenreihe des Vereins für Rheinische Kirchengeschichte 136 ), Köln 1999 ; Antje Fl ü cht er , Der
Zölibat zwischen Devianz und Norm . Kirchenpolitik und Gemeindealltag in den Herzogtümern
Jülich und Berg im 16 . und 17 . Jahrhundert ( Norm und Struktur 25 ) , Köln / Weimar / Wien 2006 ;
Dies ., „ Ich bin gut bergs catholisch , aber nicht wie die kölnische " . Auswirkungen der Konfessiona¬
lisierung auf die Gemeinden in Jülich - Berg ( und Kleve - Mark ), in : Der Jülich - Klevische Erbstreit ( wie
Anm . 8 ), S . 305- 335 .
Andreas Rutz
284
Neben den Fürstenhöfen und Adelssitzen wird auch die reiche rheinische Kloster¬
landschaft an verschiedenen Beispielen thematisiert . Im Mittelpunkt stehen die Heraus¬
forderungen , die Reformation und katholische Reform für Klöster und Stifte bedeuteten
und die sich deutlich sichtbar in den erneuerten Ausstattungsprogrammen
der Kirchen
niederschlugen 14. Am Rande werden auch humanistische Bestrebungen einzelner Mönche
und Kleriker erwähnt , eine Auseinandersetzung mit dem Problem des rheinischen Klos¬
terhumanismus ' findet aber nicht statt ' 5. Eindeutiger als Orte der Renaissance behandelt
der Katalog die rheinischen Städte , insbesondere die Reichsstadt Köln in ihrer Funktion
als Handels - und Kommunikationszentrum 16. Protagonisten der neuen Bewegung waren
zahlreiche Bürger , die als Stifter auftraten oder - wie Hermann Weinsberg - die Renais¬
sancekultur auch in das eigene Haus holten , indem sie entsprechende Kunstwerke in Auf¬
trag gaben 17. Aber auch die Stadt selbst inszenierte sich mittels neuer Formen , wie die Rat¬
hauslaube 18 und der Mercatorplan 19 beispielhaft zeigen . Zu erwähnen ist schließlich die
Universität - nicht nur als Hort der , Dunkelmänner ' , sondern auch als Wirkstätte huma¬
nistischer Gelehrter 20. Schwierig stellt sich demgegenüber der Konnex zur Renaissance im
Hinblick auf den ländlichen Raum dar , in dem immerhin der Großteil der damaligen
Vgl . für Köln das umfassende Inventar : Kölner Kirchen und ihre Ausstattung in Renaissance
und Barock , 3 Bde . ( Colonia Romanica . Jahrbuch des Fördervereins Romanische Kirchen Köln 16- 20 ) ,
Köln 2001 - 2005 .
ausführlich Harald Müller , Habit und Habitus . Mönche und Humanisten im Dialog
Reformation . Neue Reihe 32 ), Tübingen 2006 ; zu verweisen ist außerdem auf
den grundlegenden , wenngleich vielfach überholten Beitrag von Justus Hashagen , Hauptrichtun¬
gen des rheinischen Humanismus , in : Annalen des Historischen Vereins für den Niederrhein 106
(1922 ), S . 1- 56 .
15 Vgl .
( Spätmittelalter und
16 Vgl . hierzu bereits : Coellen eyn Croyn . Renaissance und Barock in Köln , hrsg . v. Werner
Schäfke ( Der Riss im Himmel . Clemens August und seine Epoche 1 ), Köln 1999 ; Köln als Kom¬
munikationszentrum. Studien zur frühneuzeitlichen Stadtgeschichte , hrsg . v. Georg Mölich und
Gerd Schwerhoff ( Der Riss im Himmel . Clemens August und seine Epoche 4 ), Köln 2000 .
hierzu im Ausstellungskatalog Wolfgang Schmid , Bürgerliche Lebenswelt und Renais¬
Aufzeichnungen des Hermann Weinsberg aus Köln , in : Renais¬
sance am Rhein ( wie Anm . *), S . 120 - 129 ; zuvor bereits D e r s . , Kölner Renaissancekultur im Spiegel
der Aufzeichnungen des Hermann Weinsberg ( 1518 - 1597 ) ( Veröffentlichungen des Kölnischen Stadt¬
museums 8 ), Köln 1991 ; vgl . allg . auch : Hermann Weinsberg ( 1518 - 1597 ) - Kölner Bürger und Rats¬
herr. Studien zu Leben und Werk , hrsg . v. Manfred Groten ( Geschichte in Köln . Beihefte 1), Köln
2005 .
17 Vgl .
sance - Kultur am Rhein im Spiegel der
Isabelle Kirgus , Die Rathauslaube in Köln (1569 - 1573 ). Architektur und Antikerezeption
Bonn 2003 . Vgl . außerdem Dies . , Renaissance in Köln . Architektur und
Ausstattung 1520- 1620 ( Sigurd Greven - Studien 3 ), Bonn 2000 .
18
( Sigurd Greven - Studien 4 ),
19 Vgl . hierzu im Sammelband zur Ausstellung Peter Noelke , Die Anfänge der Kölner Alter¬
tumssammlungen und - Studien im Humanismus , in : Städte , Höfe und Kulturtransfer ( wie Anm . *) ,
S . 30 - 65 .
20 Erich M e u t h e n , Die alte Universität ( Kölner Universitätsgeschichte1 ), Köln 1988 ; Humanis¬
mus in Köln / Humanism in Cologne , hrsg . v. James V. Mehl ( Studien zur Geschichte der Universi¬
tät zu Köln 10 ), Köln / Weimar / Wien 1991 ; Götz - Rüdiger Tewes , Die Bursen der Kölner Artisten Fakultät bis zur Mitte des 16 . Jahrhunderts ( Studien zur Geschichte der Universität zu Köln 13 ), Köln
1993
.
Renaissance am Rhein
?
285
Bevölkerung lebte . Auch wenn die Kunst der Zeit gelegentlich den einfachen Bauern
darstellte , ist er wohl kaum als Renaissancemensch einzuordnen . Diese Katalogsektion ist
dementsprechend eher knapp gehalten und befasst sich lediglich mit dem Humanisten
Konrad Heresbach etwas genauer , der sich als Gutsbesitzer versuchte und hierüber publi¬
zierte .
Der Ansatz , die Renaissance zu , verorten ' , das heißt ihre Epoche machende Bedeutung
nicht nur an verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen aufzuzeigen , die als Rezipienten
und gegebenenfalls Produzenten der neuen Ideen fungierten , sondern die Orte dieses
Kulturtransfers zu thematisieren , ist sicher nicht zuletzt vor dem Hintergrund des , spatial
turn ' in den Kulturwissenschaften zu verstehen 21. Allerdings werden die Orte im Katalog
weitgehend getrennt voneinander betrachtet und methodisch nicht zu einer Landschaft
zusammengeführt 22 . Transferprozesse zwischen Residenzen , Adelshäusern , Stadt und
Land geraten so nur am Rande in den Blick . Auch das begleitend zur Ausstellung erschie¬
nene Heft der Rheinischen Kunststätten „ Orte der Renaissance im Rheinland " folgt die¬
sem Prinzip , indem es einzelne Punkte beschreibt , aber keine Route vorgibt , die dem Leser
bzw . Touristen Zusammenhänge erschließen könnte . Zusammengehalten werden die
Ausflugsziele von den Grenzen der ehemaligen preußischen Rheinprovinz - von was
auch sonst , könnte man angesichts der stagnierenden Diskussion über die geographische
Reichweite bzw . den , Ort ' der rheinischen Landesgeschichte sagen 23. Ob die punktuellen
Nachweise von Renaissancephänomenen in der Summe einen regionalen Zusammen¬
hang ergeben oder ob es sich um isolierte Beispiele in einer ansonsten von anderen domi¬
nanten Strukturen bestimmten Region handelt , wäre noch genauer zu diskutieren gewe¬
sen .
Vgl . nur die jüngeren Sammelbände : Machträume der frühneuzeitlichen Stadt , hrsg . v.
Christian Hochmuth und Susanne Rau ( Konflikte und Kultur . Historische Perspektiven 13 ) ,
Konstanz 2006 ; Topographien des Sakralen . Religion und Raumordnung in der Vormoderne , hrsg . v.
Susanne Rau und Gerd Schwerhoff , München / Hamburg 2008 ; Stadtgestalt und Öffentlichkeit .
Die Entstehung politischer Räume in der Stadt der Vormodeme , hrsg . v. Stephan Albrecht ( Ver¬
öffentlichungen des Zentralinstituts für Kunstgeschichte in München 24 ), Köln / Weimar / Wien 2010 .
22 Vgl . zu diesem Ansatz in jüngerer Zeit : Historische Landschaft - Kunstlandschaft ? Der Ober¬
rhein im späten Mittelalter, hrsg . v. Peter K u r m a n n und Thomas Z o t z ( Vorträge und Forschungen
68 ), Ostfildern 2008 ; Das Rheinland als Schul - und Bildungslandschaft ( 1250 - 1750 ), hrsg . v . Andreas
Rutz ( Beiträge zur historischen Bildungsforschung39 ), Köln / Weimar / Wien 2010 ; Wirtschaftsland¬
schaften in Bayern . Studien zur Entstehung und Entwicklung ökonomischer Raumstrukturen vom
Mittelalter bis ins 19 . Jahrhundert , hrsg . v. Helmut Flachenecker
und Rolf Kießling ( Zeitschrift
für bayerische Landesgeschichte . Beihefte 39 ) , München 2010 ; Der Begriff der Landschaft in der
landeshistorischen Forschung , hrsg . v. Franz J . Feiten , Harald Müller und Heidrun Ochs
( Geschichtliche Landeskunde ) [in Vorb .] .
23 Eine gute Gelegenheit für eine solche Diskussion wäre die Festveranstaltung zum Abschluss
des Geschichtlichen Atlas der Rheinlande im Jahre 2008 gewesen , vgl . Der Geschichtliche Atlas der
Rheinlande . Vorträge gehalten auf der Veranstaltung zum Abschluss des Atlasprojektes der Gesell¬
schaft für Rheinische Geschichte , hrsg . v. Manfred G r o t e n ( Publikationen der Gesellschaft für Rhei¬
nische Geschichtskunde . Vorträge 35 ), Düsseldorf 2011 . Einen möglichen Neuansatz , der Verflechtun¬
gen und Vernetzungen historischer Phänomene in einer Region als Ausgangspunkt zur Definition
von Landschaften nimmt , habe ich kürzlich mit Blick auf Schule und Bildung skizziert , vgl . Andreas
Rutz , Bildung und Region . Schul - und Bildungslandschaftenals Forschungsaufgabe , in : Das Rhein¬
land als Schul - und Bildungslandschaft( wie Anm . 22 ), S . 9- 30 .
286
Andreas
Bei aller Fragmentierung
Rutz
die ein Katalog notwendigerweise mit sich bringt , vermittelt
die Objektschau zur Renaissance am Rhein einen facettenreichen Überblick über die
rheinische Geschichte im 15 . und 16 . Jahrhundert . In den begleitenden Aufsätzen und im
Sammelband scheint das Gesamtkonzept dagegen teilweise aus dem Blick geraten zu
sein . Beginnen wir mit den Beiträgen im ersten Teil des Ausstellungskatalogs : Die Be¬
griffsbestimmung von Georg Mo lieh ( „ »Renaissance am Rhein ' als regionaler Epochen¬
begriff - eine Skizze " , S . 15- 17 ) ist für ein Projekt dieser Größenordnung , nämlich die
Neubestimmung einer Epoche der rheinischen Landesgeschichte , recht knapp . Abge¬
sehen von der groben zeitlichen Bestimmung ( ca . 1450 - 1600 ) und dem Hinweis auf die
„ Synthesefähigkeit " des Begriffs Renaissance , „ die es erlaubt , ganz unterschiedliche kul¬
turelle , soziale und politische Zusammenhänge am Rhein als Manifestationen einer neuen
Mentalität und Denkart zu deuten " (S . 16 ) , bleibt der Autor Charakterisierung und Ab¬
grenzung der neuen Epoche schuldig . Inhaltlich gefüllt wird der Begriff ansatzweise
durch die Beiträge von Heinz Finger („ Das Rheinland in der Renaissance - ein histori¬
scher Überblick 1450 bis 1600 " , S . 18 - 39 ) , Harald Müller („ Von Italien an den Rhein . Der
Humanismus verändert die Bildungslandschaft " , S . 40 - 55 ) , Johannes Arndt
( „ Inno¬
vationskulturen : das Rheinland als Kommunikationsraum und - Zentrum " , S . 56- 67 ) und
Stephan Hoppe
( „ Vom Artillerierondell zum Fachwerkhaus . Architektur der Renais¬
sance am Rhein " , S . 68- 85 ) . Geboten werden solide handbuchartige Überblicksdarstel¬
lungen , die mit Polihk , Bildung / Wissenschaft , Kommunikation / Medien und Architektur
für die Epoche zentrale Themen ansprechen . Entsprechende Beiträge wären auch zu den
Bereichen Gesellschaft , Wirtschaft , Kirche / Frömmigkeit , Kunst und Literatur denkbar
gewesen - Themen , die zwar hier und da aufscheinen , aber durchaus eine eigenständige
Behandlung verdient hätten . Bezeichnenderweise geht Finger auf die von Mölich
beschworenen Manifestationen einer neuen Mentalität und Denkart ' nicht ein , sondern
konstatiert , dass „ die Renaissance im rheinischen Raum vergleichsweise weniger Lebens¬
bereiche erfasste als in den meisten italienischen Regionen . " (S . 19 ) Auch wenn hier eine
noch explizitere Diskussion der Epochenfrage wünschenswert gewesen wäre , benennt
Finger die entscheidenden strukturellen Umbrüche im Rheinland um 1450 und um 1600
in Politik und Kirche sowie ansatzweise in der Wirtschaft . Hierzu gehören auch die von
Arndt genauer erörterten Erfindungen des Buchdrucks und der periodischen Presse , die
nicht nur im Rheinland eine mediengeschichtliche Epoche begründeten , in der Druck und Nachrichtenmetropole Köln aber ein Zentrum von europäischem Rang hatten . Zeit¬
lich nur bedingt mit dieser Periodisierung in Einklang zu bringen ist der von Müller be¬
handelte Humanismus . Die berühmte Rede Johannes Tinctoris ' an der Kölner Universität
im Jahre 1446 , „ die einen der frühesten Akzente nördlich der Alpen gesetzt hatte , be¬
gründete noch keine nachhaltige Aktivität in den , studia humanitatis ' . " ( S . 48 ) Humanis¬
tische Aktivitäten verdichteten sich im Rheinland erst um 1520 . Als Abschluss und zu¬
,
gleich wichtigstes Erbe des Humanismus im Rheinland kann
Schulhumanismus der um 1600 gegründeten Jesuitengymnasien
rechnet Müller das Problem des rheinischen Klosterhumanismus '
und nicht ausführlicher aus seinen eigenen Studien zum Thema
sichtig 24 .
der konfessionalisierte
gelten . Warum ausge¬
nur en passant erwähnt
berichtet , ist nicht ein¬
Die drei übrigen Beiträge zum Katalog befassen sich mit ( kunstgeschichtlichen ) Einzel¬
aspekten : Nicole Riegel diskutiert das Mäzenatentum der rheinischen Erzbischöfe ,
Müller
,
Habit und Habitus ( wie Anm
. 15 ) .
Renaissance am Rhein
?
287
wobei sie sich auf Architektur und Bauskulptur beschränkt ( „ Fragmente kirchenfürst¬
lichen Mäzenatentums . Die rheinischen Erzbischöfe der Renaissance " , S . 86 - 103 ) . Stephan
G ro h e behandelt die beiden wichtigsten Kölner Künstler des 16 . Jahrhunderts , den älte¬
ren und den jüngeren Bartholomäus Bruyn , welche die lokale Malerei geradezu monopo¬
lisierten („ Bruyn . Maler für Köln " , S . 104 - 119 ) . Wolfgang Schmid
schließlich zeichnet
„ Bürgerliche Lebenswelt und Renaissance - Kultur am Rhein im Spiegel der Aufzeichnun¬
gen des Hermann Weinsberg aus Köln " nach (S . 120 - 129 ) , wobei er insbesondere auf die
Bemerkungen des Kölner Ratsherrn zu Kunst und Künstlern eingeht . Stärker noch als in
den Überblicksbeiträgen , die aufgrund ihrer breiten Themenstellungen gezwungen sind ,
zumindest ansatzweise zu den Charakteristika und den Grenzen der Epoche Stellung zu
nehmen , wird hier auf übergreifende Reflexionen zur , Renaissance am Rhein ' verzichtet .
Findet das Mäzenatentum , die Kunst , der städtische Alltag im Rheinland der Renaissance
in einem spezifischen , eine Epoche konstituierenden Rahmen statt ? Gibt es also eine
Renaissance am Rhein , die mehr ist als das gelegentliche Auftreten von humanistischer
Bildung und Renaissancekunst ? Solche Fragen werden nicht diskutiert .
Die Reflexion übergreifender Zusammenhänge wäre von einem Sammelband zu
erwarten , der aus einer die Ausstellung vorbereitenden Tagung entstanden ist . Das Gros
der Beiträge nimmt sich der Epochenfrage allerdings nicht an : Kunsthistorische Detek¬
tivarbeit hinsichtlich Zuschreibung , Stifter und Provenienz betreibt Roland K r i s c h e 1 zu
einer , Anbetung der Könige ' ( „ Ein Kölner Gemälde für Thomas Morus ? " , S . 90 - 113 ) ,
sekundiert von der Restauratorin Rose Miller ( „ A technical look at the Nostell Priory
, Adoration of the Magi ' " , S . 114- 134 ) . Der Englandbezug der Kölner Tafel erweist sich
dabei als Verfälschung des 19 . Jahrhunderts . Tatsächliche Beispiele für die Verbreitung
von Renaissancekunst in Nordwesteuropa bringt der recht pointillistische Beitrag von
Barbara Welzel
(„ Die Kisten der Kaufleute . Einige Überlegungen zum Kulturtransfer
im Hanseraum " , S . 136 - 151 ) . Methodisch fundiert untersucht dagegen Stefan Heinz die
Grabskulptur in den rheinischen Kathedralstädten hinsichtlich ihrer sozio - politischen
Entstehungskontexte vor Ort , den wechselseitigen Beeinflussungen zwischen den religiö¬
sen Zentren sowie überregionalen Verflechtungen („ Konkurrenz in Kathedralen und die
Renaissance am Rhein . Grabdenkmäler des Klerus in Trier, Köln und Mainz " , S . 152 - 175 ) .
Transferbeziehungen spielen auch in dem insgesamt eher deskriptiven Beitrag von Jeffrey
Chipps Smith zur Neuausstattung des Münsteraner Doms nach dem Täuferreich eine
gewisse Rolle ( „ Münster ' s belated Renaissance . Iconoclasm as Catalyst " , S . 208- 230 ) . Zum
Rheinland finden sich gleichwohl keine Bezüge . Einen Brückenschlag zwischen Kunst¬
geschichte und Humanismusforschung
unternimmt Andreas Gormanns
mit seiner
detaillierten ikonographischen und ikonologischen Analyse des berühmten Klever Hand¬
tuchhalters . Dabei kommt er zu dem Schluss , dass „ von einem Humanismusgefälle rhein abwärts [ . . . ] nicht die Rede sein könne " ( „ Der Handtuchhalter des Amt von Tricht im
Museum Kurhaus zu Kleve . Ein humanistisches , Reinheitsgebot ' der besonderen Art " ,
S . 66 - 89 , das Zitat S . 81 ) . Harald Müllers
Überblick über den Humanismus im Rhein¬
land basiert auf seinem bereits erwähnten Beitrag im Ausstellungskatalog und fasst noch
einmal pointiert die Probleme einer Erforschung und Abgrenzung eines rheinischen
Humanismus zusammen („ Humanismus im Rheinland . Bemerkungen zu Zentren , Netz¬
werken und prägenden Inhalten am Übergang zur Neuzeit " , S . 15- 28 ) . Umgekehrt verhält
es sich bei dem Beitrag von Peter Noelke , der im Ausstellungskatalog den Kölner
Mercator - Plan nur kurz vorstellt (S . 250 - 253 ), dieses wichtige Zeugnis des Humanismus
in der Reichsstadt im Sammelband aber detailliert analysiert und eine grundlegende Ein -
Andreas Rutz
288
Ordnung in den Kontext der frühen Kölner Antikenbegeisterung vornimmt („ Die Anfänge
der Kölner Altertumssammlungen und - Studien im Humanismus " , S . 30- 65 ) . Wichtig ist
hier vor allem die über die bisherige Forschung hinausgehende Identifizierung der auf
dem Plan gezeigten antiken Denkmäler in Kölner Besitz 25.
Die übrigen historischen Beiträge behandeln verschiedene Aspekte der rheinischen
Geschichte des 16 . Jahrhunderts und erörtern dabei auch mehr oder weniger explizit die
Frage nach Epochengrenzen . Wolfgang Schmid
greift die seit Bob Scribners bahn¬
brechendem Aufsatz von 1976 diskutierte Frage , warum es in Köln keine Reformation
gab , auf und versucht eine mentalitätsgeschichtliche Antwort („ Die Reformation , die
Renaissance und die Heiligen Städte im Rheinland " , S . 176 - 206 ) 26. Aufgrund der Analyse
von Kunstwerken , die Kölner Bürger , Kleriker und Akademiker kauften und stifteten ,
und der Bücher , die sie lasen , sowie schließlich der Selbst - und Fremdwahrnehmung
Kölns als , civitas sancta ' postuliert er eine katholische Tradition der Stadt bzw . ihrer
Bewohner , die schon vor der Reformation den „ Kölner , Sonderweg " ' ( S . 193 ) vorgezeich¬
net habe 27. Auf diese Tradition sei dann in Zeiten von Krise und Niedergang im 16 . und
zunehmend im 17 . und 18 . Jahrhundert zum Zwecke der Identitätsstiftung zurückgegrif¬
fen worden . Dass die Kölner , invention of tradition ' eine Form der Krisenbewältigung
gewesen sei , ist ein interessanter Gedanke , bleibt aber bloße Spekulation . Es fragt sich vor
allem , wer auf diese Idee gekommen sein und sie in der Stadt implementiert haben soll .
Der Rat zumindest verhielt sich in Konfessionalisierungsfragen bis in das letzte Drittel des
Jahrhunderts eher passiv 28. Die These freilich , dass Köln aufgrund einer überbordenden
spätmittelalterlichen Frömmigkeit für das Festhalten am alten Glauben besonders prä¬
disponiert gewesen sei , birgt die Gefahr eines Rückfalls in vorscribnersche Zeiten , als der
bloße Verweis auf das , hillige ' Köln als Erklärung für die stramme Katholizität der Stadt
Vgl . zum Thema insg . bereits Kirgus
kensammler im 16 . Jahrhundert " ) .
,
Rathauslaube ( wie
Anm . 18 ), S . 25 - 62 („ Kölner
Anti¬
26 Robert W . Scribner , Warum gab es in Köln keine Reformation ? ( 1976 ), in : Köln als Kommuni¬
kationszentrum ( wie Anm . 16 ), S . 88- 109 ; vgl . hierzu Manfred Groten , Die nächste Generation .
Scribners Thesen aus heutiger Sicht , in : ebd ., S . 110- 115 .
27 Der Begriff . Sonderweg ' wird bei Gerald C h a i x , Die schwierige Schule der Sitten . Christliche
Gemeinden , bürgerliche Obrigkeit und Sozialdisziplinierung im frühneuzeitlichen Köln , etwa 1450 1600 , in : Kirchenzucht und Sozialdisziplinierungim frühneuzeitlichen Europa , hrsg . v. Heinz Schil¬
ling ( Zeitschrift für Historische Forschung . Beiheft 16 ), Berlin 1994 , S . 199 - 217, hier S . 206 , noch mit
einem Fragezeichen versehen , da der Autor bei aller konfessionellen Differenz strukturelle Gemein¬
samkeiten in der Entwicklung der Reichsstädte betont ; affirmativ dagegen Joachim Deeters , Das
16 . Jahrhundert in Köln . Ein Sonderweg der deutschen Stadtgeschichte , in : Rheinische Glasmalerei .
Meisterwerke der Renaissance , hrsg . v. Dagmar Täube (Sigurd Greven - Studien 7 ), 2 Bde ., Regens¬
burg 2007 , hier Bd . 1, S . 44- 50 . Ich halte den Begriff für problematisch , da er einerseits ex negativo
eine Kausalbeziehung von ( Reichs - ) Stadt und Reformation suggeriert und andererseits das katho¬
lische Köln unter den Reichsstädten nicht völlig allein stand , vgl . Wilfried Enderle , Die katho¬
lischen Reichsstädte im Zeitalter der Reformation und Konfessionalisierung , in : Zeitschrift der
Savigny - Stiftung für Rechtsgeschichte . Kanonistische Abteilung 75 ( 1989 ), S . 228- 269 ; Der s ., Konfes¬
sionsbildung und Ratsregiment in der katholischen Reichsstadt Überlingen ( 1500- 1618 ) im Kontext
der Reformationsgeschichte oberschwäbischer Reichsstädte , Stuttgart 1990 .
28 Vgl .
am Beispiel des Schulwesens Andreas Rutz
,
Schulpolitik in der Konfessionalisierung .
-
Aachen , Köln und Nürnberg im Vergleich , in : Zeitschrift für Historische Forschung 33 (2006 ), S . 359
385 , hier S . 375 - 383 .
Renaissance am Rhein
?
289
ausreichte 29. Wie der Autor an verschiedenen Stellen einräumt , gab es um 1500 eben auch
in vielen anderen Städten fromme Menschen (S . 190 , 192f .) . Und selbst in Köln wurde im
Jahrhundert nicht mehr so eifrig gestiftet wie im späten Mittelalter 30. Nichtsdestotrotz
liefert der Beitrag mit der Betonung der längerfristigen Altgläubigkeit Kölns einen wert¬
vollen Hinweis auf eine Kontinuität über die spätmittelalterlich - frühneuzeitliche Epo¬
chengrenze hinweg .
16 .
Auf eine völlig anders geartete Tradition , die Spätmittelalter und 16 . Jahrhundert in
Köln zu einer Einheit zusammenbindet , verweist Andre K r i s c h e r , der sich einmal mehr
mit den politischen Ritualen in der Stadt befasst ( „ Politische Rituale im Köln der Renais¬
oder höfische Traditionen ? " , S . 259 - 283 ) 31. Er kommt dabei zu
sance . Reichsstädtische
dem wichtigen , wenn auch hinsichtlich regionaler Spezifika relativierenden Befund , dass
mit Blick auf die politische Funktion von Ritualen die Renaissance durchaus eine gewisse
Eigenständigkeit besessen habe . Nicht nur Köln , sondern die Reichsstädte insgesamt
demonstrierten in dieser Zeit ihren Anspruch auf Parität mit dem hohen Adel in den
symbolischen Formen des Rituals . Auch wenn sich daraus zwischen Städten und Fürsten
keine Kommunikation unter Gleichen ergab , „ kam es in dieser Epoche noch nicht zu
jenem sichtbaren Ungleich Verhältnis wie im Zeitalter des Barock . [ . ..] Aus diesem Grund
bedeutete die Renaissance für die Reichsstadt allerdings nicht den Anbeginn einer neuen
Zeit , sondern vielmehr das Ende einer Tradition : Zu Ende ging ein Zeitalter , in dem noch
nicht dichotomisch zwischen Adel und reichsstädtischem Bürgertum unterschieden
wurde . " (S . 279 )
Das späte 16 . Jahrhundert behandeln schließlich zwei mediengeschichtliche Beiträge .
Guido von Büren analysiert die mediale Vermarktung der Feierlichkeiten zur Hochzeit
von Johann Wilhelm I . von Jülich - Kleve - Berg und Jakobe von Baden im Jahre 1585 anhand
der gedruckten Festbeschreibung Dietrich Graminäus ' und der Kupfertafeln von Franz
Hogenberg („ , .. . wie sich bei sulchem mechtigen fursten wol gezimt ' . Die , Fürstlich
Jülichsche etc . Hochzeit ' von 1585 und die Festkultur der Renaissance " , S . 284- 320 ) . Eva Maria Schnurr
fasst die Ergebnisse ihrer jüngst erschienenen Dissertation zur Publizis¬
tik im Kölner Krieg prägnant zusammen ( „ Druckmedien im Kölner Krieg 1582 - 1590 . Vier
Thesen zur publizistischen Öffentlichkeit am Ende des 16 . Jahrhunderts " , S . 231 - 257 ) 32.
Auch in mediengeschichtlicher Hinsicht zeigt sich um 1600 ein Umbruch . Zwar stellte die
publizistische Öffentlichkeit zu diesem Zeitpunkt noch kein permanentes Kommunika¬
tionssystem dar , sondern entwickelte sich situativ bei bestimmten Ereignissen und Kon¬
flikten . „ Dennoch bildeten sich gegen Ende des 16 . Jahrhunderts Strukturen von Medien
und Öffentlichkeit heraus , auf die in der folgenden Zeit aufgebaut werden konnte . "
Vgl .
mation
die Kritik an der älteren Forschung bei Scribner , Warum gab es in Köln keine Refor¬
? ( wie Anm . 26 ), S . 90
.
30 Yuki Ikari , Wallfahrtswesen in Köln vom Spätmittelalter bis zur Aufklärung ( Veröffent¬
lichungen des Kölnischen Geschichtsvereins46 ), Köln 2009 , S . 97- 100 ; vgl . auch im Ausstellungs¬
katalog Schmid , Bürgerliche Lebenswelt ( wie Anm . 17 ), S . 124 ; Stefan Grohe , Bruyn . Maler für
Köln , in : Renaissance am Rhein ( wie Anm . *), S . 104- 119 , hier S . 105f ., 119 .
31 Vgl
gebrauch
.
in
Andre Krischer , Reichsstädte in der Fürstengesellschaft . Politischer Zeichen¬
der Frühen Neuzeit ( Symbolische Kommunikation in der Vormoderne ), Darmstadt 2006 .
insb .
32 Eva - Maria Schnurr , Religionskonflikt und Öffentlichkeit . Eine Mediengeschichte des Kölner
Kriegs ( 1582 bis 1590 ) ( Rheinisches Archiv 154 ), Köln / Weimar / Wien 2009 .
Andreas Rutz
290
war in diesem Zusammenhang die Entstehung der periodischen
Presse , die wegen des Erfinders der Messrelationen , Michael von Eitzing , eng mit Köln
verknüpft ist , aber nicht als rheinisches Spezifikum deklariert werden kann 33.
(S . 245
) Entscheidend
Insgesamt hinterlässt der Sammelband einen ambivalenten Eindruck . Die Beiträge
behandeln teilweise sehr spezielle Themen , die nur lose durch das Schlagwort der
, Renaissance am Rhein ' zusammengehalten
werden , ohne dass sich hieraus ein Gesamt¬
bild der Epoche ergäbe , geschweige denn dass eine intensivere Diskussion des Epochen¬
problems geführt würde . Zu letzterem liefern lediglich die Beiträge von Schmid , Krischer
und Schnurr einige weiterführende Anregungen . Inhaltlich Neues bieten vor allem die
Beiträge von Krischel , Gormanns und Noelke , aber auch die prägnante Zusammenfas¬
sung jüngerer Forschungserträge bei Heinz , Krischer und Schnurr sowie die Skizzierung
offener Forschungsfragen bei Müller haben ihre Berechtigung .
Was bleibt nun von der , Renaissance am Rhein
Ausstellungen brauchen griffige Titel ,
die Bonner Schau bildet in dieser Hinsicht keine Ausnahme 34. Die zur Ausstellung
erschienenen Publikationen suggerieren allerdings in ihren Vorworten und einzelnen
Beiträgen , dass hinter dem Slogan mehr steckt als nur eine Werbestrategie , nämlich dass
es im Rheinland eine Renaissance als distinkte Epoche gab , die gegen das Vorher und
Nachher abzugrenzen sich heuristisch lohnt . So schreiben Guido von Büren , Stephan
Hoppe und Georg Mölich in der Einführung zum Kunststättenheft („ Orte der Renaissance
im Rheinland . Einführung " , S . 3- 8 ) : „ Gerade für die Rheinlande , in denen das 16 . Jahr¬
hundert aufgrund besonderer Rahmenbedingungen eben nicht zusammenfällt mit dem
, Zeitalter der Reformation ' ( Leopold von Ranke ) , bietet es sich an , den Terminus Renais¬
sance ' jenseits von kunsthistorischen Stildifferenzierungen als historischen Epochen¬
begriff für den Zeitraum von etwa der Mitte des 15 . Jahrhunderts bis um 1600 zu verwen¬
den . Der Vorteil liegt in der enormen Synthesefähigkeit des Begriffes , die es erlaubt , ganz
unterschiedliche kulturelle , soziale und politische Zusammenhänge am Rhein als Mani¬
festationen einer neuen Mentalität und Denkart zu deuten [ ...] . Das Zeitalter der Renais¬
sance am Rhein war eine eigenständige , bis heute zu wenig wahrgenommene Übergangs¬
epoche vom Mittelalter zur Neuzeit mit einer spezifischen heterogenen regionalen
Prägung . " (S . 3f .) Letzteres würde ich unterstreichen und festhalten wollen , die Bezeich¬
nung , Renaissance ' für diese Epoche aber ablehnen . Denn wenn der Begriff unterschieds¬
los alles in dieser Zeit , Neue ' umfasst , verliert er sein Profil - Reformation und Konfessio '?
nalisierung gehören dann ebenso zur Renaissance wie der Humanismus und die Be¬
geisterung für die Antike . Wenn aber die Manifestationen einer neuen Mentalität und
Denkart ' auf die ursprüngliche Bedeutung von Renaissance als einer auf der humanis¬
tischen Antikerezeption beruhenden Kultur verweisen , hat es zumindest aus der Sicht der
Geschichtswissenschaft im Rheinland keine solche Epoche gegeben . Denn Antikenbegeis Vgl . Ulrich Rosseaux , Die Entstehung der Messrelationen . Zur Entwicklung eines frühneu¬
zeitlichen Nachrichtenmediums aus der Zeitgeschichtsschreibungdes 16 . Jahrhunderts , in : Histo¬
risches Jahrbuch 124 (2004 ), S . 97- 123 .
34 Vgl . etwa den plakativen , aber inhaltlich kaum tragfähigen Titel der Ausstellung „ Riss im
Himmel . Clemens August und seine Epoche " in Brühl u .a . im Jahr 2000 ; hierzu Michael Kaiser ,
Marcus Leif eld und Andreas Rutz , Ein Kurfürst macht noch keine Epoche . Eine Standortbestim¬
mung der Frühneuzeitforschung im Rheinland anlässlich eines Ausstellungsprojekts . Mit Beiträgen
von Andrea Bartsch , Stephan Laux und Jürgen Lotterer , in : Geschichte in Köln 50 (2003 ) ,
S . 55- 87
.
Renaissance am Rhein
?
291
terung und Humanismus lassen sich zwar durchaus nachweisen , prägten aber die regio¬
nale und lokale Politik , Gesellschaft , Wirtschaft usw . nicht so umfassend und nachhaltig ,
dass sie epochal wirken konnten . Für die Kunstgeschichte muss der Befund dagegen
anders lauten , denn die Zeugnisse im Bereich von Architektur , Städtebau , Skulptur , Male¬
rei und Kunsthandwerk lassen sich sehr wohl in den größeren Zusammenhang der
nördlichen Renaissance einordnen . Auch ist die Regionalisierung des kunsthistorischen
Befundes durchaus sinnvoll , um Zentren und Peripherien zu identifizieren sowie trans¬
nationale resp . transregionale Verflechtungs - und Transferprozesse herauszuarbeiten .
Entsprechend seiner geographischen Lage und seiner wirtschaftlichen Bedeutung
erscheint das Rheinland in dieser Perspektive als Region , in der sich italienische und
niederländische Einflüsse in vielfältiger Weise bemerkbar machten - durch Import von
Kunst und Einwanderung von Künstlern , durch Rezeption von Stil und Formen sowie
gelegentlich durch deren Weiterentwicklung und eigenständige Innovationen .
Unabhängig davon , ob der Begriff der Renaissance für das Rheinland nun sinnvoll ist
oder nicht , bleibt es das Verdienst der hier besprochenen Publikationen , für unsere Region
die Frage nach dem Epochencharakter der Zeit von der Mitte des 15 . bis in das frühe
17 . Jahrhundert aufgeworfen zu haben . Die rheinische Geschichte würde damit erheblich
von der herkömmlichen Periodisierung der allgemeinen und vieler anderer Landes¬
geschichten abweichen 35. Sympathisch ist diese Überlegung schon allein aus wissen¬
schaftspolitischen Gründen , betont sie doch die Eigenständigkeit der rheinischen Landes¬
geschichte . Zugleich fordert sie auf einer methodischen Ebene zum landesgeschichtlichen
Vergleich und zur Konfrontation der regionalen Befunde mit der allgemeinen Geschichte
heraus - Aufgaben , die für das Selbstverständnis des Faches zentral sind 36. Es gibt aber
auch inhaltliche Gründe , die eine solche Periodisierung rechtfertigen 37. Mit Blick auf die
politische Geschichte wäre zunächst auf die Verschiebung der Machtverhältnisse zu
verweisen . Diese ergab sich aus dem endgültigen Ende der hegemonialen Stellung Kur¬
kölns am Niederrhein und in Westfalen nach der Soester Fehde 1444 - 1450 , dem Übergang
Burgunds an das Haus Habsburg nach dem Tod Karls des Kühnen 1477 sowie schließlich
dem Zusammenschluss der weltlichen Territorien am Niederrhein , der sich schon seit den
Zusammenfassung der Epochendiskussionfindet sich bei Erich M e u t h e n ,
Grundriss der Geschichte 9 ), München 42006 , S . 113- 120 ; vgl . neben
der dort genannten Literatur auch Walter Demel , „ Fließende Epochengrenzen " . Ein Plädoyer für
eine neue Periodisierungsweise historischer Zeiträume , in : Geschichte in Wissenschaft und Unter¬
richt 48 ( 1997 ), S . 590 - 598 ; und insb . Ulrich M u h 1a c k , Mittelalter und Humanismus . Eine Epochen¬
grenze , in : Geschichtsbilder im George - Kreis . Wege zur Wissenschaft , hrsg . v. Barbara Schlieben ,
Olaf Schneider
und Kerstin Schulmeyer , Göttingen 2004 , S . 51 - 74 . Relativiert wird die
Epochengrenze um 1500 von der katholischen Kirchengeschichte , vgl . jüngst Andreas Holzem ,
Katholische Konfessionalisierung - ein Epochenphänomen der Frühneuzeit zwischen Spätmittelalter
und Aufklärung , in : Die Frühe Neuzeit als Epoche , hrsg . v. Helmut Neuhaus ( Historische Zeit¬
schrift . Beihefte 49 ), München 2009 , S . 251 - 289 , hier S . 251 - 258 .
Eine differenzierte
Das 15 . Jahrhundert ( Oldenbourg
36 Vgl . Manfred G r o t e n , Perspektiven der mediävistischen Landesgeschichtsforschung , in : Lan¬
desgeschichte an der Universität Bonn . Traditionen - Entwicklungen - Perspektiven , hrsg . v. Manfred
Groten und Andreas Rutz , Göttingen 2007 , S . 181 - 195 , hierS . 185f .
37 So schon Wilhelm Janssen , Kleve - Mark -Jülich - Berg - Ravensberg 1400 - 1600 , in : Land im Mit¬
telpunkt der Mächte . Die Herzogtümer Jülich - Kleve - Berg , Kleve 1984 , S . 17 - 40 , hier S . 17 ; ausführ¬
licher Ders . , Kleine Rheinische Geschichte , Düsseldorf 1997 , S . 111 - 117 .
292
Andreas Rutz
1470er Jahren abzeichnete und 1496 bzw . 1521 vollzogen wurde . Unübersehbar ist in der
zweiten Hälfte des 15 . Jahrhunderts zudem die Territorialisierung , das heißt die Ent¬
stehung von Landesherrschaften , wie sie sich im Ausbau der Verwaltung , der Zunahme
territorialer Gesetzgebung und der Durchsetzung des landesherrlichen Kirchenregiments
zeigt . Dies gilt für den Niederrhein ebenso wie für das Kurfürstentum Trier , wenngleich
das südliche Rheinland ansonsten hinsichtlich der Territorialentwicklung eher als rück¬
ständig einzustufen ist . Zur inneren Konsolidierung der Territorien gehören schließlich
die ständischen Einungen in Kurtrier ( 1456 ) , Kurköln ( 1463 ) und Jülich - Kleve - Berg ( 1496 ) .
Auch veränderte sich die äußere Gestalt der Territorien bis auf geringfügige Anpassungen
seit dem 15 . Jahrhundert nicht mehr 38. Einen neuerlichen Einschnitt bildet dann der Herr¬
schaftsantritt auswärtiger Fürsten in den niederrheinischen Territorien um 1600 ( Kurköln
1583 , Jülich - Berg und Kleve - Mark 1609 / 14 ) . Wilhelm Janssen hat in diesem Zusammen¬
hang vom Ende der rheinischen Geschichte gesprochen , da die rheinischen Territorien
nun mit Ausnahme Triers „ dynastische Nebenlande ohne politisches Eigengewicht " ge¬
worden seien 39.
Auch die Politik - und Verfassungsgeschichte der Reichsstadt Köln lässt sich in den
genannten zeitlichen Rahmen einspannen : In der zweiten Hälfte des 15 . Jahrhunderts
veränderte sich zwar nicht das seit 1396 bestehende System der Ratsverfassung . Gleich¬
wohl lässt sich nach einer längeren Phase der Offenheit und Partizipation breiterer Teile
der Bürgerschaft in dieser Zeit wiederum die Etablierung einiger weniger Familien in den
Führungspositionen der Stadt feststellen . Die Revolten von 1481 / 82 und 1512 / 13 waren
nicht zuletzt gegen dieses System gerichtet , konnten es aber jeweils nur kurzfristig aus¬
setzen 40. Außenpolitisch sind der Neusser Krieg und das der Stadt in diesem Zusammen¬
hang 1475 verliehene Reichsstadtprivileg als Zäsur zu nennen . Das Ende der Epoche mar¬
kieren die Jahrzehnte um 1600 , in denen sich einerseits ein zunehmend obrigkeitliches
38 Vgl . Geschichtlicher Atlas der Rheinlande , hrsg . v. Franz Irsigler
( Publikationen der Gesell¬
schaft für Rheinische Geschichtskunde 12 / 1 N . F.) , V / 9 - 10 : Peter Schiffer , Die Entwicklung des
Territoriums Geldern , Bonn 2006 ; V / ll - 12 : Wilhelm Janssen , Die Entwicklung des Territoriums
Kleve , Bonn 2007 ; V / 14- 15 : Ders . , Die Entwicklung des Territoriums Kurköln , Rheinisches Erzstift ,
Bonn 2008 ; V / 16 : Ulrike Holdt , Die Entwicklung des Territoriums Berg , Bonn 2008 .
39 Janssen , Kleine Rheinische Geschichte ( wie Anm . 37 ) , S . 193 ; das Bonmot vom Ende der
rheinischen Geschichte am 25 . März 1609 wohl nur mündlich , vgl . Johannes Kisten ich , Simon VI .
zur Lippe und der jülich - klevische Regimentsstreit , in : RhVjbll 72 (2008 ), S . 92- 112 , hier S . 92 .
Bürgermeister wurde diese , Clanbildung ' detailliert von Wolfgang Herborn untersucht ,
vgl . u .a . Wolfgang Herborn , Kölner Verfassungswirklichkeit im Ancien Regime ( 1396 - 1795 / 96 ), in :
Verwaltung und Politik in Städten Mitteleuropas . Beiträge zu Verfassungsnorm und Verfassungs¬
wirklichkeit in altständischer Zeit , hrsg . v. Wilfried Ehbrecht ( Städteforschung A / 34 ), Köln / Wei¬
mar / Wien 1994 , S . 85- 113 . Entsprechendes lässt sich auch für andere Gruppen feststellen , vgl . dem¬
nächst Tobias Wulf , Die Kölner Kirchspiele im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit . Kommunale
Struktur und parochiale Verwaltung bis zum Ende des 16 . Jahrhunderts ( Studien zur Kölner Kirchen¬
geschichte ) [ in Vorb .] . Ich danke dem Autor herzlich für konstruktive Hinweise und Diskussionen .
Zum Verhältnis von Ratsobrigkeit und Bürgern vgl . zuletzt Gerd Schwerhoff , Wahlen in der vor¬
modernen Stadt zwischen symbolischer Partizipation und Entscheidungsmacht . Das Beispiel des
Kölner Ratsherrn Hermann von Weinsberg ( 1518- 1597 ) , in : Technik und Symbolik vormoderner
Wahlverfahren , hrsg . v. Christoph Dartmann , Günther Wassilowsky
und Thomas Weller
( Historische Zeitschrift . Beiheft 52 ), München 2010 , S . 95 - 116 .
40 Für die
Renaissance am Rhein ?
293
Gebaren des Rates 41, andererseits aber eine deutliche Konfessionalisierung der städti¬
schen Politik bemerkbar macht . Letztere kulminierte in der 1617 erlassenen Qualifika¬
tionsordnung , die den Nachweis des katholischen Glaubens zur Voraussetzung des Bür¬
gerrechts machte 42. Diese Maßnahme lässt sich in die insgesamt im nördlichen Rheinland
vergleichsweise spät einsetzende Konfessionalisierung einordnen : Die via - media - Politik
der jülich - bergischen Herzöge , die Reformationsversuche Hermann von Wieds und Geb¬
hard Truchsess ' von Waldburg sowie die , untridentinische ' Reform des Kölner Bistums ,
die tolerante Haltung Aachens gegenüber den Protestanten und die konfessionspolitische
Passivität des Kölner Rates verhinderten hier im 16 . Jahrhundert zunächst die Durchset¬
zung des Tridentinums . Aber auch die Reformation wurde weder in den geistlichen noch
in den weltlichen Territorien und Reichsstädten ( dauerhaft ) eingeführt . Stattdessen blieb
es während des 16 . Jahrhunderts bei den überkommenen kirchlichen Strukturen und nicht
zuletzt bei einer ausgeprägten spätmittelalterlichen Frömmigkeit , wie sie sich insbeson¬
dere in der Bewegung der Devotio moderna , den zahlreichen Laienbruderschaften , Wall¬
fahrten und wohltätigen Stiftungen zeigt 43. Im südlichen Rheinland hatte die Reformation
hingegen in einer Reihe von Zwergterritorien ebenso frühzeitig Erfolg wie die Trierer
Kurfürsten von Anfang an konsequent eine katholische Reform - und Konfessionalisie rungspolitik betrieben . Die Reformation bildet hier dementsprechend einen deutlicheren
epochalen Einschnitt als im Norden . Dort änderte sich die Situation erst um 1600 als der
jülich - klevische Erbfolgestreit mächtige protestantische Kräfte an den Rhein brachte , mit
Ferdinand von Bayern ein eifriger Katholik den Kölner Erzstuhl einnahm , Aachen in das
Visier der kaiserlichen Politik geriet und Köln offensiv seine Katholizität behauptete .
in jüngerer Zeit nur Hideyuki Takatsu , Die Neuorganisation des Militärwesens in der
1583 . Überlegungen zum Einfluss auf das politische Verhältnis von Rat und Gemeinde , in :
Jahrbuch des Kölnischen GeschiehtsVereins 76 (2005 ), S . 27 ^ 19 ; Manfred Groten , Vom Recht der
Bürger zum Sorgerecht des Rates . Zur Veränderung der Sprache des innerstädtischen Diskurses in
Köln im späten 16 . Jahrhundert , in : Jahrbuch des Kölnischen Geschichtsvereins 78 (2007 ), S . 71 - 88 ;
Hideyuki Takatsu , Die Kölner Syndici in der zweiten Hälfte des 16 . Jahrhunderts . Zur Professio nalisierung obrigkeitlicher Herrschaftspraktiken am Beginn der Frühen Neuzeit , in : O felix Agrip pina nobilis Romanorum Colonia . Neue Studien zur Kölner Geschichte - Festschrift für Manfred
Groten zum 60 . Geburtstag , hrsg . v. Andreas Rutz und Tobias Wulf ( Veröffentlichungen des Köl¬
nischen Geschichtsvereins 48 ) , Köln 2009 , S . 113- 125 .
Vgl .
Stadt Köln
42 Joachim Dee ters , Das Bürgerrecht der Reichsstadt Köln seit 1396 , in : Zeitschrift der Savigny Stiftung für Rechtsgeschichte . Germanistische Abteilung 104 (1987 ), S . 1- 83 , hier S . 37 - 62 ; vgl . auch
Hans - Wolfgang Bergerhausen
, Köln in einem eisernen Zeitalter 1610- 1686 ( Geschichte der Stadt
Köln 6 ), Köln 2010 , S . 55- 61 .
43 Vgl . u .a . Manfred Groten , Die Devotio moderna in Köln und am Niederrhein . Kirchen¬
geschichtliche Aspekte der Zentralortfunktion Kölns im Spätmittelalter, in : Köln und die Nieder¬
rheinlande in ihren historischen Raumbeziehungen ( 15 .- 20 . Jahrhundert ), hrsg . v. Dieter Geuenich
( Veröffentlichungen des Historischen Vereins für den Niederrhein 17 ), Pulheim 2000 , S . 29 — 40 ; D e r s . ,
Bürgermeister und arme Töchter in Köln 1455- 1670 . Die Stiftung des Kölner Bürgers Heinrich Haich
von 1452 , in : RhVjbll 73 (2009 ) , S . 31 - 78 ; 74 (2010 ) , S . 79 - 126 ; 75 (2011 ) , S . 134 - 170 ; Quellen zur
Geschichte der Kölner Laienbruderschaften vom 12 . Jahrhundert bis 1562 / 63 , bearb . v. Klaus
Militzer ( Publikationen der Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde 71 ), 4 Bde ., Düsseldorf
1997 - 2000 ; Ikari , Wallfahrtswesen ( wie Anm . 30 ); vgl . auch die Vorträge der 58 . Arbeitstagung des
Instituts für geschichtliche Landeskunde der Rheinlande „ Die Zeit der Reformen . Das Rheinland am
Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit 1450- 1550 " , in : RhVjbll 65 (2001 ) und 66 (2002 ) .
294
Andreas
Rutz
Nicht verwunderlich ist vor diesem Hintergrund auch die Blüte der rheinischen Kloster¬
landschaft seit dem ersten Viertel des 17 . Jahrhunderts 44. Eng hiermit verbunden waren
Entwicklung und Ausbreitung des katholischen Ordensschulwesens , welches das spät¬
mittelalterliche Bildungssystem aus Elementarschulen , Pfarrschulen und Gymnasien
überformte und konfessionalisierte 45.
Es gibt also eine Reihe von Gründen , das 15 . und 16 . Jahrhundert als zusammen¬
hängende Epoche der rheinischen Geschichte aufzufassen . Sichtbar werden dadurch
regionale Umbrüche und Kontinuitäten , die mit dem Epochenraster der allgemeinen
Geschichte nicht zu fassen sind . Anstatt diese Epoche allerdings aus den verstreuten
Belegen von Renaissance und Humanismus und damit gleichsam vom Rande her zu
konstruieren , scheint es sinnvoller , die dominanten Strukturen der Zeit , nämlich Terri¬
torialentwicklung und Kirchenorganisation , für die Periodisierung zu nutzen . Die Zeit
vom 15 . bis in das frühe 17 . Jahrhundert im Rheinland erscheint in dieser Perspektive als
Epoche der Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen , eine Ambivalenz , die sich aus der
frühzeitig ausgeprägten vormodernen Territorialstaatlichkeit auf der einen und der
längerfristig überdauernden mittelalterlichen bzw . vorkonfessionellen Kirchenstruktur
auf der anderen Seite ergibt . Diese Situation unterscheidet insbesondere das nördliche
Rheinland deutlich von anderen Regionen des Reiches , in denen mit Reformation und
Konfessionalisierung bereits im Laufe des 16 . Jahrhundert ein neuer Schub der Ver¬
staatlichung einsetzte .
Die bisherige Forschung hat diese Zusammenhänge durchaus gesehen , hieraus aber
keine weiterreichenden Konsequenzen gezogen . Denn trotz der regelmäßigen Selbstver gewisserung der Landesgeschichte , sie sei in besonderem Maße geeignet , epochenüber¬
greifend zu arbeiten , orientiert sich auch diese Disziplin allzu häufig an den tradi¬
tionellen , von der allgemeinen Geschichtswissenschaft etablierten Epochengrenzen .
Dementsprechend ist der Feststellung der Herausgeber des Sammelbands durchaus
zuzustimmen , dass sie mit ihrer Publikation „ keine Summe einer langen Forschungs¬
tradition " vorlegen können (S . 13 ) . Wenn selbst die einschlägigen Handbücher zur rheini¬
schen Geschichte die Epochengrenze zwischen Mittelalter und Früher Neuzeit ganz kon¬
ventionell um 1500 ziehen 46, ist es nicht verwunderlich , dass auch sonst epochenüber -
hierzu die ersten Ergebnisse des Klosterbuch - Projekts bei Wolfgang Rosen , Das Projekt
Klosterforschung . Befunde , Projekte , Perspektiven , hrsg . v. Jens
Schneider ( Mittelalterstudien 10 ), München 2006 , S . 109 - 118 ; außerdem Nordrheinisches Kloster¬
buch . Lexikon der Stifte und Klöster bis 1815 , hrsg . v. Manfred Groten u .a . ( Studien zur Kölner
Kirchengeschichte 37 ), bislang 2 Bde ., Siegburg 2009 / 11 .
Vgl .
„ Nordrheinisches Klosterbuch " , in :
45 Johannes Kisten ich , Bettelmönche im öffentlichen Schulwesen . Ein Handbuch für die Erz¬
diözese Köln 1600 bis 1850 ( Stadt und Gesellschaft . Studien zum Rheinischen Städteatlas 1), 2 Bde .,
Köln / Weimar / Wien 2001 ; Andreas Rutz , Bildung - Konfession - Geschlecht . Religiöse Frauenge¬
meinschaften und die katholische Mädchenbildung im Rheinland ( 16 .- 18 . Jahrhundert ) ( Veröffent¬
lichungen des Instituts für Europäische Geschichte Mainz 210 ), Mainz 2006 ; Frank Pohle , Glaube
und Beredsamkeit . Katholisches Schultheater in Jülich - Berg , Ravenstein und Aachen ( 1601 - 1817 )
( Symbolische Kommunikation und gesellschaftliche Wertesysteme 29 ), Münster 2010 ; vgl . insg . auch :
Das Rheinland als Schul - und Bildungslandschaft( wie Anm . 22 ) .
für die rheinische Geschichte insg . Franz Petri , Im Zeitalter der Glaubenskämpfe ( 1500Rheinische Geschichte , hrsg . v. Franz Petri und Georg Droege , Düsseldorf 31980 , Bd . 2 ,
1- 217 ; der Band zum Spätmittelalter ist nicht erschienen , vgl . aber Wilhelm Janssen , Die nieder 46 Vgl .
1648 ), in :
S.
Renaissance am Rhein
?
295
greifende Studien eher eine Ausnahme darstellen 47. Die neuen , hier vorgestellten Publi¬
kationen fordern diese Sichtweise zu Recht heraus und werden damit hoffentlich die
künftige Forschung anregen .
rheinischen Territorien im Spätmittelalter. Politische Geschichte und Verfassungsentwicklung13001500 , in : RhVjbll 64 (2000 ), S . 64 - 167 ; Ders . , Kleine Rheinische Geschichte ( wie Anm . 37 ), S . 103 159 („ Spätmittelalter 1300- 1500 " ), 160- 211 („ Die frühe Neuzeit 1500- 1648 " ); Klaus Müller , Rhei¬
nische Geschichte 1521 - 1609 , in : Portal Rheinische Geschichte , hrsg . v. Landschaftsverband Rhein¬
land [30 .09 .20101 ; der Beitrag zum Spätmittelalter ( 1288 - 1521 ) ist noch nicht erschienen ; für das
Erzbistum Köln Wilhelm Janssen , Das Bistum Köln im späten Mittelalter 1191 - 1515 (Geschichte
des Erzbistums Köln 2 ), 2 Bde ., Köln 1995 / 2003 ; Molitor , Erzbistum Köln ( wie Anm . 10 ); für das
Erzbistum Trier Schneider , Kirchenreform ( wie Anm . 10 ); der Band zum Spätmittelalter ist noch
nicht erschienen .
47 Vgl . etwa die große Studie von Wulf , Kirchspiele ( wie Anm . 40 ). Zur Notwendigkeitepochen¬
übergreifender Forschungen vgl . knapp Groten , Perspektiven ( wie Anm . 36 ) , S . 184 ; Stephan
Laux , Rheinische Frühneuzeitforschung . Traditionen - Stand - Perspektiven , in : Groten / Rutz ,
Rheinische Landesgeschichte ( wie Anm . 36 ), S . 197 - 231 , hier S . 206 .