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Die Sanskrit-Kultur Kambodschas und Indiens im Lichte der Epigraphik ZUSAMMENFASSUNG: Die Sanskrit-Kultur Kambodschas und Indiens im Lichte der Epigraphik In der Einleitung der vorliegenden Arbeit werden die Grundbegriffe, auf denen die Arbeit beruht, erklärt und die zu lösenden Probleme entworfen. Methodologie wird auch dargestellt. Weiterhin wird eine Liste, die etwa 30 kambodschanischen und 6 indischen Sanskrit-Inschriften enthält, hinzugefügt, worin sich die asymetrische Struktur der Arbeit entfaltet. Am Anfang des ersten Kapitels wird mit der Bestimmung der gesammten Kultur durch eine Sprache begonnen ohne irgendeine "grundlose Idealisierung" vorausgesetzt zu haben, weil man die Sprache als etwas mit dem priesterlichen Gesellschaftsstand, der von ihrer axiologischen Identität untrennbar ist, unvermeidlich verbunden sieht. Über Sanskrit kann nämlich in seiner wirklichen Vollkommenheit nicht genau nachgedacht werden, wenn man nicht diesbezüglich im Zusammenhang mit den Priestern, denen Sanskrit in Beziehung auf den größeren Teil seiner Aspekte und besonders in Beziehung auf seinen axiologischen Aspekt gehört, nachdenkt. Eine derartige Annäherung kann geschichtliche, gesellschaftliche und sogar materielle Sachverhalte umfassen, aber sie beschäftigt sich primär und vor allem mit Sanskrit und mit dem zu ihm eigentlich gehörenden Stand. Die Sanskrit-Kultur, welche das wiederkehrende Thema dieser Arbeit ist, wird durch ihre fünf Entwicklungsphasen, die den Zeitabschnitten der Geschichte nicht unmittelbar entsprechen, dargestellt. Folglich sind diese fünf Phasen keine Äquivalente für die Kategorien der Geschichtswissenschaft, sondern eher die Kategorien, die auf Grund der sprachlichen Fakten einer Kultur in ihrer Vergangenheit hervorgebracht wurden, das heißt, dass sie den axiologischen sprachlichen Fakten der Kultur, die nicht von der priesterlichen Kaste getrennt werden können, zugemessen wurden. Eine dieser fünf Phasen wurde herausgenommen, um als Rahmen für die Erklärung der Ausbreitung der traditionellen indischen Kultur, welche hier als Sanskrit-Kultur bezeichnet wird, aus dem indischen Subkontinent nach Südasien zu dienen. Das Herausgenommene ist sozusagen der Zeitabschnitt zwischen den Anfängen der dritten und der vierten Entwicklungsphase der Sanskrit-Kultur. Das zweite Kapitel behandelt das Problem der Ausdehnung der Sanskrit-Kultur nach Südostasien. Das erste Erscheinen der Sanskrit-Inschriften außerhalb Indiens nach der 2. Hälfte des 3. Jahrhunderts unserer Zeitrechnung war etwas, das erklärt werden soll. Bevor das erste Auftreten erklärt wird, muss die kritische Erwägung der Erklärung von Georges Coedès wiedergegeben werden. Für ihn stand ein historisches Ereignis (die Eroberung der Samudragupta) in ursächlichem Zusammenhang mit dem ersten Erscheinen der Sanskritischen epigraphischen Denkmäler im Südostasien nach der 2. Hälfte des 3. Jahrhunderts unserer Zeitrechnung. Eine solche Erklärung wurde als unzureichend abgelehnt, nicht nur weil daraus eine Anzahl der dem Explanans widersprechender Gegenbeispiele resultiert, sondern auch weil dieses "Erklärungsmodell", wenn man hier den Terminus "Modell" gebrauchen darf, keineswegs vollkommen ist. Andererseits wurde jenes Modell der Sanskrit-Kultur mit ihren fünf Entwiklungsphasen als ein vollkommeneres Eklärungsmodell des ersten Erscheinens der Sanskrit-Inschriften außerhalb des indischen Subkontinents vorgeschlagen. Es soll auch betont werden, dass jede Entwicklungsphase nicht nur ein Teil des Modells ist, sondern auch ein wirkliches Moment der Vergangenheit, das auch tatsächlich bestätigt werden kann. Es wurde in diesem Sinn behauptet, dass die dritte Entwicklungsphase der SanskritKultur und alles dazugehörende im Gebiet Südostasiens erschien, und dass sie mit dem ersten Erscheinen der in Sanskrit geschriebenen epigraphischen Denkmäler nach der 2. Hälfte des 3. Jahrhunderts unserer Zeitrechnung und später in einen ursächlichen Zusammenhang gebracht werden könnte. Es konnte in dieser Arbeit festgestellt werden, dass diese Erklärung umfassender als die von Georges Coedès gegebene Erklärung ist. Das ist die erste Schlussfolgerung. Kambodscha wurde als das typischste Land Südostasiens ausgewählt. Da kein einziges auf den Palmblättern geschriebenes Sanskrit-Manuskript wegen des tropischen Klimas bis heute erhalten worden ist, mussten nur die epigraphischen Denkmäler Kambodschas, die in Sanskrit geschrieben sind, studiert und analisiert werden, weil sie heute die einzigen schriftlichen Zeugnisse sind. Ihre Fragmente werden in dem dritten Kapitel dieser Arbeit dargestellt. Basierend auf die Sanskrit Sprache, wurde Kambodscha (zuerst unter dem Namen "Fu-nan" bekannt) etwa in der der Spätantike und dem frühen europäischen Mittelalter entsprechenden Zeit gegründet. Die darauffolgende kulturelle Entwicklung Kambodschas wurde im Lichte der in Sanskrit geschriebenen Inschriften in diesem dritten Kapitel dargestellt. Daraus erfolgt, dass sich eine besondere kambodschanische Sanskrit-Kultur in Kambodscha entwickelt hat. Das größte Segment dieser kambodschanischen Sanskrit-Kultur war eigentlich ein Teil der dritten Entwicklungsphase der Sanskrit-Kultur. Ein Bedürfnis, das Entwicklungsmodell der Sanskrit-Kultur zu modifizieren, ist im Laufe der Ausarbeitung dieser Darstellung aufgetaucht. Das Modell der Sanskrit-Kultur, das aufgrund der vom indischen Subkontinent stammenden sprachlichen Überlieferungen aufgebaut ist, hat sich als zu eng erwiesen. Die Grenzen der Sanskrit-Kultur entsprachen nicht den Grenzen des indischen Subkontinents. Die Sanskrit-Kultur hat sich auf größere Gebiete ausgedehnt, als der indische Subkontinent jemals war. Diese Ausdehnung kennzeichnet die dritte Entwicklungsphase der Sanskrit-Kultur. Die Modifikation des Entwicklungsmodells der Sanskrit-Kultur bezieht sich somit auf ihre Ausdehnung nach Südosten, die nicht nur ein neues Merkmal der dritten Entwicklungsphase der Sanskrit-Kultur ist, sondern auch ein neues Moment des Entwicklungsmodells der Sanskrit-Kultur überhaupt darstellt. Das ist die zweite Schlussfolgerung. Das dritte Kapitel bringt auch einen Versuch ans Licht, die einzigartige SanskritKultur auf eine besondere Art und Weise anschaulich zu machen. Im vierten Teil des dritten Kapitels wurden kleine aber typische Segmente verglichen, um die Einzigartigkeit der Kultur, deren Zentrum der indische Subkontinent war, zu zeigen. Die Untersuchung beginnt mit der anthroponimische Ableitungsform "Kauṇḍinya", die von dem Personennamen "Kuṇḍina" stammt. Kuṇḍina ist der Name eines indischen Weisen, der einer von fünf gaṇas vom Vasiṣṭha-Klan (gotra) gehört. Es zeigte sich nämlich, dass zahlreiche Sanskrit-Inschriften, die die Abstammung "Kauṇḍinya" aufweisen, an einigen Orten Indiens gefunden wurden. Man brachte diese Tatsachen mit dem Priester von derselben Abstammung (Kauṇḍinya), der einigen kambodschanischen Sanskrit-Inschriften zufolge der ursprüngliche Gründer des kambodschanischen Königtums Fu-Nan gewesen sein soll, in Zusammenhang. Somit stellt der indische Subkontinent nicht nur das Zentrum der einzigartigen Sanskrit-Kultur dar, sondern war auch ihre erste und wesentlichste Wurzel, und seine inschriftlichen Sprachdenkmäler waren ein typischerer Teil desjenigen Ganzes, dessen Teil auch die inschriftlichen Sprachdenkmäler Kambodschas waren, obwohl das kambodschanische Sprachdenkmäler Sanskrit Kambodschas als eine manchmal Sprache nicht dieser schlechter inschriftlichen sondern sogar vollkommener als das indische inschriftliche Sanskrit war. Das ist die dritte Schlussfolgerung. Der folgende Abschnitt des vierten Teils des dritten Kapitels beleuchtet das Vergleichen der Anthroponyme von den Herrschern Kambodschas und Indiens in ihrer chronologischen Reihenfolge. Da Anthroponyme, deren letzter Teil "-varman" ist, auf beiden Seiten erschienen, und, da sie entweder gleichzeitig auf beiden Seiten oder zuerst auf der indischen Seite und dann auf der Seite Kambodschas erschienen, wurde logisch gefolgert, dass die Herrscher Kambodschas ihre Namen von den Herrschern Indiens bernommen haben und nicht umgekehrt, wie es auch zu erwarten war. Das ist die vierte Schlussfolgerung. In gewisser Weise stellt derjenige Abschnitt des vierten Teils des dritten Kapitels dieser Arbeit eine Ausnahme dar, der das Thema des Gott-Königs abhandelt, weil es den Vergleich zwischen einem kambodschanischen epigraphischen Sanskrit-Text und einem indischen Sanskrit-Text, der nicht epigraphisch ist, enthält. Es handelt sich um gerade den indischen tantrischen Text, der als "Vīṇāśikhatantra" bekannt ist. Eine in Sanskrit geschriebene Inschrift Kambodschas bezieht sich auf diesen Text als auf einen von den Haupttexten, mit dessen Hilfe das Kult-Ritual des Gott-Königs ausgeführt wurde. Obwohl uns hier augenscheinlich eine wertvolle Quelle zur Verfügung steht, die unentbehrlich für ein ernstes Studium der Verbindungen zwischen Indien und Kambodscha ist, ist es weiterhin klar, dass die epigraphischen Quellen Indiens, wenn wir sie mit jenen Kambodschas vergleichen, uns über diese Verbindungen, in denen sich die Einzigartigkeit der Sanskrit-Kultur spiegelt, mehr sagen, als der erwähnte Text, wenn wir sie mit den epigraphischen Quellen Kambodschas vergleichen. Das ist die fünfte Schlussfolgerung. Im folgenden Abschnitt des vierten Teils des dritten Kapitels wurden die SanskritInschriften Indiens und Kambodschas, die das Oronym "Mahendra" enthalten, prüfend gegenüber gestellt. Augenscheinliche Ähnlichkeiten sowie kleinere Unterschiede zwischen diesen Sanskrit -Inschriften wurden dargestellt. Das Oronym "Mahendra" erschien nämlich auf beiden Seiten. Die Inschriften wurden beidseitig in Sanskrit geschrieben. Die Ähnlichkeiten sind so deutlich, dass man behaupten kann, dass Verbindungen zwischen der aus der indischen Provinz "Kaliṅga" stammenden "Gaṅga"-Dynastie und der in Kambodscha herrschenden Dynastien bestehen konnten. Das ist die sechste Schlussfolgerung. Das vierte Kapitel stellt die Einzigartigkeit und Ganzheit der Sanskrit-Kultur den kambodschanischen Besonderheiten gegenüber. Da es sich um viele Besonderheiten handelt (die khmerische Architektur, neue nichtindische Kasten, die oft regelmässige Anwesenheit der indoskitischen Zeitrechnung in manchen kambodschanischen Sanskrit – Inschriften, was in indischen Sanskrit-Inschriften oft vernachlässigt wurde, und das Radikalisieren des heiligen Königtums bis zum in Indien unbekannten Ausmass), war es vorzuziehen, alles in einen typischen Punkt zu sammeln. Dieser Punkt ist die Khmer-Sprache. Die alte Khmer-Sprache erschien zusammen mit dem Sanskrit als eine der Sprachen der Inschriften von Kambodscha. Das alte Khmer übermittelte eher besondere Inhalte und zum Teil auch die Inhalte, die weltlicher waren als die heiligen Inhalte der in Sanskrit gravierten Inschriften waren. Es gab auch verständlicherweise Abweichungen von dieser Regel, die nicht zahlreich waren. Es sind jedoch diese Abweichungen und Ausnahmen, in deren Inhalt sich eine sehr interessante kambodschanische Besonderheit sammelt: Keine andere austroasiatische Sprache hat sich jemals dem heiligen Sanskrit so angenähert wie die alte Khmer-Sprache. Das entfaltet sich klar in der Inschrift von Sdok Kak Thom, wo beide Sprachen sehr ähnliche Inhalte übermitteln. Aber diese Inschrift ist jedoch atypisch. Da die beiden Sprachen gesprochene Idiome waren, wurde die Hypothese aufgestellt, dass es ein als "Diglossie" bekanntes Phänomen zwischen dem Sanskrit und dem alten Khmer in Kambodscha gab. Es handelte sich um einen erweiterten Begriff der Diglossie, wie es von Fishman formuliert wurde. Sein Begriff der Diglossie umfasst nicht nur genetisch verwandte Sprachen (Typ A), sondern auch genetisch unverwandte Sprachen (Typ B). Da beide Typen in Indien vorhanden waren und da Typ B sehr wahrscheinlich im Gebiet Südostasiens auftrat, wurde behauptet, dass eine weite Auftretung der beiden Diglossie-Typen ein Merkmal der dritten Entwicklungsphase der Sanskrit-Kultur sein könnte. Diese Schlussfolgerung bezieht sich auf die Ganzheit der Sanskrit-Kultur. Das ist die siebente Schlussfolgerung. Schlüsselwörter: Sanskrit-Kultur - axiologische Sprachidentität im Zusammenhang mit dem Gesellschaftsstand - Ausbreitung der Kultur - Vergleichen der Sanskrit-Inschriften – Kambodscha - Indien.