Indogermanische Abstraktsuffixe – synchron und diachron1
Britta Irslinger
Abstract: The article examines the fate of Indo European suffixes for the formation of
action nouns from a diachronic point of view. As suffixes may become unproductive
for an number of reasons, while the need of a means for their formation persists. The
survey of several Indo#European languages (i.e. Old Irish, Germanic, Romance and
Baltic languages) shows that two divergent tendencies are at work to fill the gap: On
the one hand new suffixes are created by the combination of suffixes/ morphemes.
Such suffixes explicitely mark an action noun as belonging to the secondary (derived)
lexicon. On the other hand action nouns are created by back formation and thus resem#
ble words of the primary (underived) lexicon. Languages differ with regard to their use
of different suffixes for the expression of different semantics.
Die Rekonstruktion liefert für das Urindogermanische eine große Anzahl von Nominal#
suffixen, deren ursprüngliche Funktion als „zur Bildung von Abstrakta dienend“ be#
schrieben werden kann.
Unter Abstrakta verstehe ich in Anlehnung an Brugmann 1906, § 495: „die vorgang#
oder zustandbezeichnenden Substantiva, auch Verbalabstrakta und Nomina actionis
genannt, und die eigenschaftbezeichnenden Substantiva, auch Eigenschaftsabstrakta
genannt“. Dies sind Wörter des Sekundärwortschatzes; sie sind aufgebaut aus Elemen#
ten des Primärwortschatzes. Zunächst werde ich mich mit Verbalabstrakta beschäftigen,
deren Wortbildungsmuster im Uridg. aus Wurzel – Suffix – Endung bestand, den Pri#
märbildungen, vgl. z.B. gr. BεDEα, air. srúaim ‚Strom‘ < *sré m n. zu *sre ‚fließen,
strömen‘ (LIV 588) oder ved. bh tí f. ‚Unterhalt, Pflege‘, jav. paiti bƽrƽiti f. ‚Darbrin#
gung‘, arm. bard ‚Haufe, Garbe‘, lat. fors ‚blinder Zufall‘, germ. *burdi f. i in ae. byrd
‚Geburt, Abstammung; Natur; Schicksal‘, ahd. burt ‚Geburt, Gestalt‘, germ. * burþi f. i
in got. ga baúrþs ‚Geburt, Abstammung‘, lit. bìrti Inf.2 usw. < *( )bȹ ti f. zu *bȹer
‚tragen, bringen‘ (LIV 76). Diesem Wortbildungsmuster folgt der Großteil der für das
Uridg. rekonstruierbaren Abstrakta.
Eine Wortbildungskategorie konstituiert sich aus der Wortbildungsbedeutung und spezi#
fischen Affixen; die folgende Übersicht zeigt das Inventar der uridg. Suffixe für Verbal#
abstrakta, die in mindestens zwei Sprachen belegt sind, angeordnet nach ihren struktu#
rellen Merkmalen:
1
2
Für zahlreiche kritische Anmerkungen und Verbesserungsvorschläge danke ich herzlichst PD Dr.
Dagmar S. Wodtko, Dr. Antje Casaretto und Dr. Irene Balles.
Mit akuter Intonation aus dem sta Präsens, s. Derksen 1996: 316.
216
athematisch
Britta Irslinger
Typ eC:
Typ CeC:
thematisch
komplex:
Wurzelnomina
Themavokal:
Typ (C)Co:
* i f., * n m., * r/n n., * s m., f., n., * t f.
* ah2 f.
* men m., n., * nes n., * ni f., * nu m., * ti f.,
* tu m., * ter/ten n., * er/n n.
* (i)#ah2 , * mah2 , * nah2 , * tah2 , * trah2 / dȹrah2 ,
* tlah2 / dȹlah2 , * t ah2 (alle f.)3
* iHon f., ?* tiHon f.
*#Ø# (Nullsuffix) f.
* o m.
* i#o n., * mo m., * no m., n., * o m./n., * to m.,
n.,
* tlo / dȹlo , * t(i)#o n.,* t o n.
Es ist ein Allgemeinplatz, dass deverbale Substantive dazu neigen, Wortbildungsreihen
auszubilden, und damit im Hinblick auf ihre Bedeutung die charakteristische, metony#
misch entfaltete Polysemie zeigen: Neben der Bezeichung des Vorgangs oder der Hand#
lung (Nomen actionis) kann ein Verbalabstraktum das Resultat eines Vorgangs/einer
Handlung (Nomen acti), den dadurch entstandenen Gegenstand, also eine Sache, ein
Personalkollektivum oder den Ort der Handlung/des Vorgangs (nomen loci) bezeichnen,
vgl. Fleischer/Barz 1995: 20, 174ff.
Neben der Derivation mit Suffixen gibt es noch die Wurzelnomina ohne Suffix, die hier
aus systematischen Gründen als Bildungen mit Nullsuffix eingeordnet werden.4
Die große Anzahl dieser Suffixe mag zunächst überraschen, doch lässt sich anhand der
Vertretung in den Einzelsprachen zumindest teilweise erkennen, dass eine zeitliche
Schichtung vorauszusetzen ist und dass die Suffixe verschiedene Phasen von Produkti#
vität und Aktivität durchlaufen haben.5 Die Schwierigkeiten im Hinblick auf die Fest#
stellung der Produktivität von Suffixen bei Korpussprachen sind wiederholt diskutiert
worden, doch lassen sich Indizien für die Nicht#Produktivität bzw. erloschene Produkti#
vität eines Wortbildungsmusters in einer bestimmten Sprache feststellen, vgl. Panagl
1982: 225ff. und Casaretto 2000: 210ff. Ein Wortbildungsmuster ist nicht mehr produk#
tiv, wenn eine der folgenden Entwicklungen eingetreten ist:
1. Lexikalisierung: Oft ist in einer Sprache eine größere Gruppe formal gleicher Bildun#
gen zu finden, die jedoch auf den ersten Blick im Bezug auf ihre Ableitungsbasis – im
vorliegenden Fall die Verbalwurzel – keine oder nur mangelhafte semantische Konstanz
aufweisen. Eine solche lässt sich aber in der Regel herstellen, wenn es möglich ist, die
Bedeutung eines Nomen actionis als ursprünglich zu postulieren und wenn sich die
3
4
5
Obwohl diese Bildungen das uridg. Abstrakt#/Kollektivsuffix * ah2 enthalten können, dürften sie
mehrheitlich aus der Zeit stammen, als die ah2 Stämme bereits den mask. o Stämmen als Feminina
und neutr. Plurale zugeordnet waren. Die Abgrenzung ist bei Bildungen mit Suffixen, die auch zur
Bildung von Adjektiven dienen, schwer zu ziehen, weil ihre Substantivierung und Verwendung als
Abstraktum ein häufig auftretendes Phänomen ist.
Vgl. Tischler 1976: 122ff. und Vogel 1996: 239ff.
Eine Hypothese zur zeitlichen Staffelung s. bei Wachter 1997: 7ff.
Indogermanische Abstraktsuffixe – synchron und diachron
217
belegten Bedeutungen überwiegend als Resultate der obengenannten Bedeutungsver#
schiebungen erklären lassen: In einem solchen Fall hat das entsprechende Suffix seine
Funktion zur Bildung von Verbalabstrakta aufgegeben; vorhandene Bildungen bleiben
erhalten und werden lexikalisiert, z.B. als Appellativa, vgl. lat. sitis ‚Durst‘ < *dȹg ȹi ti
zu *dȹg ȹe# ‚(durch Hitze) hinschwinden‘ (LIV 150). Einzelne Kasusformen können
weiterhin als Adverbien oder als Präpositionen in den Wortschatz eingegliedert werden
wie lat. statim Adv. ‚sofort‘ < *sth2 ti m (ASg.) zu *steh2 ‚wohin treten, sich hinstel#
len‘ (LIV 590) oder ved. tirás Präp. ‚durch, über‘ < *t h2 es, Abl./GSg. des Wurzelno#
mens zu *terh2 ‚durchkommen, überqueren‘ (LIV 633, LIPP 299).
2. Umbildung oder Weiterbildung, ggf. mit Lexikalisierung: Die Lexikalisierung kann
mit Umbildung einhergehen als Reaktion auf Lautwandel oder Veränderungen im mor#
phologischen oder syntaktischen Bereich – je nachdem, ob die betreffende Stammklasse
in der jeweiligen Sprache fortgesetzt wird oder nicht. So wurden s Stämme im Balt., wo
die konsonantische Flexion aufgegeben ist, stets in vokalische Stammklassen eingeord#
net, vgl. lit. )desis m. (1) ‚Speise, Fraß‘ ← idg. *h1ēd es n. ‚Speise‘ zu *h1ed ‚essen‘
(LIV 230). Auch im Germ. wurden s Stämme thematisiert und zwar in den einzelnen
Sprachen mit unterschiedlichen vokalischen Suffixen: germ. *segiz in got. sigis n. a,
an. sigr, rs m. a ‚Sieg‘, ahd. sigu, sigi m. i/u ‚Sieg‘, dazu das denominale Verb ahd.
sigir ōn ‚siegen‘.
Die Umbildung kann so weit gehen, dass das Suffix ganz aus der Sprache verschwindet.
So erscheinen die idg. r/n Heteroklitika auch in frühbezeugten Sprachen nur als unre#
gelmäßige Flexionsformen wie der er/ en Stamm, der air. arbur, GSg. arbae ‚Korn‘
zugrunde liegt. Ebenfalls singulär und teilweise umgebildet ist lat. iter, GSg. itineris n.
‚Weg‘. In anderen Sprachen wurden die Stämme zum Teil so umgebildet, dass sie syn#
chron nicht mehr aufeinander bezogen werden können. Einzig das Heth. setzt den hete#
roklitischen Typ in größerem Umfang fort, doch sind die produktiven Typen erweiterte
Suffixe wie heth. ātar/ ann , eššar/ ešn (Rieken 1999: 380, 383).
3. Umbildung/Weiterbildung mit Funktionsveränderung: Andererseits ist es möglich,
dass das Suffix auch nach der Umbildung produktiv bleibt, jedoch ist zu prüfen, inwie#
weit die formale Veränderung eine Funktionsveränderung impliziert.
Die lit. Bildungen auf tv÷ und tuv÷s werden als Erweiterungen des idg. Suffixes * tu
mit dem urbalt. Abstrakt# und Femininkennzeichen * ē erklärt. Die Derivate sind so#
wohl denominal wie auch deverbal. Bei letzteren ist jedoch, von einigen Ausnahmen
abgesehen, die Bedeutung sehr spezialisiert, weil sie Feste bezeichnen, vgl. Eigen#
schaftsabstrakta mit tv÷ (* t + * i#ah2 ): jaunãtv÷ ‚Jugend(alter)‘ : jáunas ‚jung‘, die
Verbalabstrakta mit tuv÷s (* tu + * i#ah2 ), Pl.: suduotùv÷s ‚Verlobungsfest‘ : sudúoti
‚zusammengeben‘. Nur gelegentlich bezeichnet eine solche Bildung dialektal eine
Handlung oder einen Zustand: baigtùv÷s ‚Ende‘ : baĩgti ‚beendigen‘ (Skardžius 1941:
384ff., Bammesberger 1973: 75, Lühr 1999: 304, Ambrazas 1994: 279).
4. Grammatikalisierung: Bei der Grammatikalisierung wird ein Suffix auf eine be#
stimmte grammatische Funktion festgelegt und ins System eingegliedert. Dies bewirkt,
dass das Suffix zur Bildung von Verbalabstrakta in der Folge allenfalls schwach pro#
218
Britta Irslinger
duktiv ist – häufig aber ist das Suffix in dieser Funktion blockiert. Zahlreiche Beispiele
lassen sich aus Sprachen anführen, in denen einzelne Kasusformen von Verbalbabstrak#
ta zu Infinitiven oder Supina grammatikalisiert wurden. So basieren die balt. und slav.
Infinitive auf dem D. und LSg. von ti Abstrakta, * tu bildet im Ved. Infinitve ausge#
hend vom DSg., ASg., Abl./GSg. sowie im Apr. auf der Basis des DSg. und ASg.
Supina finden sich im Slav. und Lit. ausgehend vom ASg. und im Lat. vom ASg. und
DSg. Der LSg. von s Stämmen war der Ausgangspunkt des Infinitiv Präs. Akt. im Lat.,
während der DSg. von Wurzelnomina dem Infinitiv Präs. Pass. auf ī der 3. Konjugation
(legī usw. < *leg + * e#) zugrunde liegt.
Für die uridg. Wortbildungsmuster zur Bildung von Verbalabstrakta besteht also die
Möglichkeit des vollständigen Schwunds durch Veränderungen im lautlichen oder
morphologischen Bereich, des formalen Fortbestands bei Aufgabe der ursprünglichen
Funktion entweder durch Grammatikalisierung oder Lexikalisierung sowie der formalen
Veränderung mit oder ohne Beibehaltung der Funktion.
Schließlich gibt es noch die Alternative, dass ein uridg. Wortbildungsmuster unverän#
dert beibehalten wird – dies trifft vor allem auf Bildemuster mit thematischen Forman#
tien zu, während bei Bildungen mit Suffixen der athematischen Flexion bereits für die
Vorstufen der Einzelsprachen oder die historische Periode der frühbelegten Einzelspra#
chen mit nachlassender Produktivität und, je nach Sprachzweig, unterschiedlich starker
Umbildung der Ablauterscheinungen gerechnet werden muss.
Am Beispiel des Altirischen werden im Folgenden diese Möglichkeiten illustriert.
Hierbei liegt der Schwerpunkt auf der Frage, wie die durch den Verlust uridg. Bildemu#
ster entstandenen Lücken gefüllt werden, denn der Bedarf an Verbalabstrakta bleibt
bestehen.
Die tabellarische Übersicht zeigt die air. Stammklassen sowie die Eingliederung der idg.
Suffixe in dieselben. Die uridg. thematische und athematische Flexion erscheinen im
Air. als vokalische und konsonantische Deklination, wobei der Wurzelablaut in der
Regel ausgeglichen, Suffixablaut zwar in Resten erhalten ist, aber keine distinktive
Funktion ausübt. Die i und u Stämme wurden aufgrund der schwundstufigen Variante
der idg. Suffixe im NASg. und in den Pluralkasus (außer dem NPl.) der air. vokalischen
Deklination zugeordnet.
Für vokalische und konsonantische Suffixe von einfacher und komplexer Struktur sowie
für Wurzelnomina gilt, dass die Eingliederung in der Regel anhand des Suffix# bzw.
Wurzelauslauts erfolgte; nur ausnahmsweise erfolgten Umbildungen. So wurde etwa der
uridg. Laryngalstamm *d g7ȹ ah2 ‚Zunge‘ nicht zum air. ā , sondern zum Dental#
stamm tengae, GSg. tengad m./f.6 Air. fíadu ‚Zeuge‘ flektiert bereits in den frühesten
Quellen als n Stamm, doch weist der Vergleich mit got. weitwoþs, gr. ε]δ_ς ‚ds.‘ auf
das Part. Perf. Akt. * e#d ōt . Da ein geschlechtiger s Stamm im Air. isoliert gewesen
wäre, erfolgte der Übergang wohl ausgehend vom NSg., dessen u < * ūs mit dem u in
einer Reihe von n Stämmen übereinstimmte.7
6
7
Vgl. Widmer 1997: 125f.
Stüber 1998: 115, Irslinger 2002: 48f., Schumacher 2004: 697; anders de Bernardo Stempel 1997: 95.
Indogermanische Abstraktsuffixe – synchron und diachron
219
Bemerkenswert ist der Erhalt der Flexion und des Ablauts einiger uridg. Bildungen in
Form von unregelmäßigen Einzelwörtern wie arbur, GSg. arbae ‚Korn‘, ben, GSg. mná
‚Frau‘, mí ‚Monat‘, bo ‚Kuh‘ und dé ‚Tag‘, vgl. GOI 216f. Erhalten sind als eigene
Deklinationsklasse auch die s Stämme, die jedoch im Air. kein s mehr aufweisen.
air. Stammklasse
Vokalisch
o St. m. n.
#o St.
ā St. f.
#ā St. f.
ī St. f.
i St. m. f. n.
u St. m. n.
Guttural St.
m. f.
Dental#St. m.
f.
Konsonantisch
t St. m. n.
n St. leniert
idg. Suffixbildungen
einfaches
weitere
Suffix
*o
(C)Co
* (i)#o
(C)C(i)#o
* ah2
(C)Cah2
*
*
*
*
*
#ah2
ih2 (dev; )
i
u
k
*t
* nt
*n
(C)Cih2
(C)Ci
Cu
Wznom.
auf
K#
CVt
Wznom. auf #
T#
Beispiele (im Air. repräsentiert)
* mo , * no , *#to , * tlo , * tro
* mā , * nā , * tā , * tlā / dȹlā ,
* aktā
* nt ī
* ti , * ni , * sti
* tu , * mu
* ōt , * tūt
Umbdg.*d g7ȹ ah2 ‚Zunge‘
Vn(V) , #Cen * tiHon , * en
Wznom. auf n Umbdg.* e#d ō(t)s‚Zeuge‘
Ren , Cn
* sn , * men /* smen
Verwandtschaftsnamen
n#St. unleniert * nn
r St.
*r
s St.
*s
Einzelfälle
* er/n
* h2
?* s/t , ?* nes
Wurzelnomen/
Diphthong#St.
arbur, GSg. arbae ‚Korn‘
ben, GSg. mná ‚Frau‘
mí, GSg. mís ‚Monat‘
bo, GSg. bou ‚Kuh‘
dé, GSg. die, dia ‚Tag‘
Das Air. hat – wie die inselkeltischen Sprachen insgesamt – weder Infinitive noch Supi#
na ausgebildet. Durch Grammatikalisierung wurden in diesem Fall keine Suffixe blok#
kiert. Infinitivische sowie weitere Funktionen werden vielmehr von den Verbalnomina
(VN) erfüllt, die sich syntaktisch wie Substantive verhalten, da sie ausschließlich nomi#
nale Rektion aufweisen. Sie sind hinsichtlich Tempus, Modus und Diathese neutral und
werden in vielen Fällen auch als gewöhnliche Appellativa verwendet. Ihre Bildeweise
ist formal nicht einheitlich, sie können synchron unsuffigiert sein oder eines von zahl#
reichen Suffixen aufweisen. Diese lassen sich einteilen in Suffixe, die im Vorair. pro#
duktiv waren, mit denen im Air. selbst jedoch keine Neubildungen oder lediglich analo#
gische Neubildungen erfolgen, und solche, die im Air. selbst produktiv sind. Ich be#
handle zunächst die erste Gruppe und beginne mit Bildungen, deren Suffixe aus anderen
220
Britta Irslinger
Sprachen bekannt sind, und die für die idg. Grundsprache rekonstruiert werden können
– wenn auch nicht immer in der Funktion von Verbalabstrakta. Diese Suffixe sind
überwiegend vokalisch:
Air. Verbalnomina#Bildungen mit ererbten Suffixen
Maskuline oder neutrale Verbalnomina mit * to finden sich im Air. bei einer kleinen
Gruppe von Verben, z.B. mrath n. zu marnaid ‚verrät‘ (*merh2 ‚gewaltsam packen,
zerdrücken‘ LIV 440), format n. zu for moinethar ‚neidet‘ (*men ‚einen Gedanken
fassen‘ LIV 435f.). Im Uridg. bildet * to Verbaladjektive, deren substantivierte Neutra
den air. Bildungen zugrunde liegen dürften. Das gleiche gilt für die schwundstufigen
Feminina bzw. Abstrakta auf * tā . Es deutet einiges darauf hin, dass bereits grund#
sprachlich mit denselben Suffixen auch Abstrakta gebildet wurden, die sich von den
schwundstufigen, endbetonten Adjektiven durch ihre vollstufige, betonte Wurzelsilbe
unterschieden. Es ist jedoch nicht der Fall, dass dieser Typ bevorzugt in die Gruppe der
air. Verbalnomina überführt worden wäre. Diese setzen vielmehr überwiegend
schwundstufige Formen fort, die zum Teil hinsichtlich ihres Wurzelvokalismus an den
jeweiligen Präsensstamm angeglichen wurden.8
Beschränkt auf wenige, jedoch hochfrequente Verben sind Verbalnomina mit Suffix
* tā , vgl. z.B. air. breth, DSg. brith zu berid ‚trägt‘ (*bȹer ‚tragen, bringen‘ LIV 76f.)
mit schwundstufiger Wurzel, in Komposita jedoch meist e stufig, vgl. bert < * bertā .9
* tā hat im Air. fast vollständig das in anderen Sprachen geläufige * ti verdrängt; die
einzige Ausnahme ist * buti zu *bȹ eh2 ‚wachsen, entstehen, werden‘ (LIV 98ff.),
doch auch hier steht dem ti Stamm im Kompositionshinterglied das Simplex both <
*bu tā gegenüber. both ist der ursprüngliche NSg. des ā Stamms, an dessen Stelle
jedoch häufig buith, der DSg., verwendet wird. Da Verbalnomina überwiegend in Syn#
tagmen auftreten, die den Dativ erfordern, lässt sich dieser Ersatz auch bei zahlreichen
anderen ā stämmigen Verbalnomina beobachten. Mit ihrem palatalen Auslaut gleichen
diese Dative den Nominativen von i Stämmen, so dass man lange von einer Vermi#
schung beider Stammklassen ausging und für das Air. zahlreiche ti Stämme postulierte.
Diese Ansicht ist nicht haltbar. Allerdings sind im Brit. die entsprechenden ti Stämme
noch etwas zahlreicher vertreten.10
Das Suffix * (i)#o n. enthalten die Simplizia suide zu saidid ‚sitzt‘ und lige zu laigid
‚liegt‘. Darüber hinaus tritt dieses Suffix nur bei Verbalnomina zu komponierten Verben
auf, vor allem zu solchen der Klassen B IV (* nā ) und B V (#nu ).11
Frequent ist auch * (i)#ā f., vgl. z.B. claide zu claidid ‚gräbt‘, guide zu guidid ‚bittet‘.
Dasselbe Suffix bildet im Air. auch Adjektivabstrakta z.B. trumm(a)e ‚Schwere‘ zu
tromm ‚schwer‘, son(a)irte ‚Stärke‘ zu son(a)irt ‚stark‘.12 Diese doppelte Funktion
findet sich auch in anderen Sprachen, wo die Suffixe * i#o und * (i)#ah2 einerseits
neutrale und feminine Adjektivabstrakta vom Typ gr. φιλeα ‚Freundschaft‘, lat. gaudium
8
9
10
11
12
Vgl. Irslinger 2002: 310ff.
Bei diesem Bildetyp handelt es sich um eine Neuerung, vgl. Irslinger 2002: 397f.
Vgl. GOI 186, 449f. Irslinger 2002: 387ff. mit Lit.
Beispiele bei GOI 448f.
GOI 449, 165.
Indogermanische Abstraktsuffixe – synchron und diachron
221
‚Freude‘ bilden, andererseits jedoch bei Verbalabstrakta bezeugt sind, z.B. lat. īnsidiae
‚Hinterhalt‘ zu īnsidior ‚liege im Hinterhalt‘ und lit. b)g÷ ‚Lauf‘ zu b?gti ‚laufen‘.
Bereits Brugmann 1906: 182ff. ging davon aus, dass die ursprüngliche Funktion der
Suffixe die denominale war, vgl. auch Balles 1999: 5ff. Der Bezug auf das Verbum
wird, wie das Beispiel des Lat. zeigt, entweder ermöglicht, wenn die Ableitung von
Wurzelnomina mit * (i)#o erfolgt oder wenn von einem Nomen neben einem Zugehö#
rigkeitsadjektiv oder Abstraktum noch ein Verb abgeleitet wird, so lat. iūdicium und
iūdicāre, die von iūdex abgeleitet sind, dann aufeinander bezogen werden, wobei
iūdicium als deverbativ aufgefasst wurde.13 Eine dritte Quelle des Übergangs vom
denoninalen zum deverbalen Gebrauch wären möglicherweise noch Phrasenverben wie
lat. līber esse, laetus esse, lassus esse, die die entsprechenden Adjektivabstrakta
lībertās, laetitia und lassitūdō als Nominalisierung verwenden.14
Jedenfalls dürften substantivierte Adjektive einerseits und der Gebrauch ursprünglich
denominaler Suffixe andererseits von grundsprachlicher Zeit an die Bildemöglichkeiten
für Verbalabstrakta bereichert haben. Auch in späteren Sprachstufen wiederholt sich
dieser Vorgang, wie die Beispiele aus dem Französischen zeigen: lat. antia (PPA + ia)
> afrz. ance: paisance, esperance, penitance, vantance, neissance, lat. āta > afr. ee:
criee (Handlungskollektiv), alee, volee (Handlungseinheit),15 neufrz. ée, e: allée,
entrée, sortie, venue, vue, promesse, offerte, lat. āticum > afrz. age: voyage, passage,
mariage.16
Das Suffix * o n. findet sich im Air. besonders bei Verbalnomina zu präverbierten
Verben auf Guttural, vgl. z.B. das B III#Verb (Nasalinfix#Präsens) combach zu con
boing ‚bricht‘, cuimrech zu con rig ‚bindet‘.17
* men und * tiHon sind die einzigen konsonantischen Suffixe, die im Vorair. produk#
tiv waren und die beide als n Stämme flektieren. Bei den Verbalnomina mit Suffix
* men handelt es sich in der Regel um Primärbildungen, daneben gibt es drei analogi#
sche Bildungen vom Präsensstamm (Stüber 1998, 80f.). Die Variante * smen n. steht
häufig nach Guttural oder Dental, vgl. céimm < *kanχsman zu cingid ‚schlägt‘, maidm <
*madman zu maidid ‚bricht‘ (Stüber 1998: 82f.). men Stämme sind im Idg. gut belegt;
die häufige Verwendung als Nomina actionis wird nicht zuletzt deutlich aus der Tatsa#
che, dass sie auch den Infinitivsuffixen ved. máne, gr. #Eεν zugrunde liegt. Im Air. sind
men Bildungen zwar zahlreich vertreten, jedoch verfügt keines der air. Verbalnomina
über eine außerirische Gleichung.
* tiHon f. bildet Verbalnomina zu starken Verben, vor allem zu solchen der Klassen B
I (e/o Präsens) und B II (#e/#o Präsens), z.B. tíchtu zu do icc ‚kommt‘. * tiHon wird
hier vorsichtig als uridg. angesetzt: Als Primärsuffix ist es noch im Ital. (lat. tiōn , osk.,
umbr. schwacher Stamm tīn ) belegt; außerdem bildet es den hinteren Bestandteil des
arm. Abstraktsuffixes owt‛iwn (Olsen 1999: 549ff., Stempel 1983: 96f.). Primärbildun#
gen sind im Arm. fast nicht vorhanden.
13
14
15
16
17
Benedetti 1988: 195f.
Rosén 1981: 34.
Sammet 1968: 166f.
Sammet 1968: 169f.
GOI 447, auch mit Beispielen aus anderen Verbklassen bzw. mit anderen Stammauslauten.
222
Britta Irslinger
Doch auch im späteren Latein überwiegen die vokalisch erweiterten Varianten. Diese
Entwicklung setzt sich fort in den romanischen Sprachen, wo z.B. im Afrz. die voka#
lisch anlautenden Varianten produktiv werden, so afrz. eison ( aison) < lat. ātiōn in
Bildungen zu Verben der 1. Konjugation, vgl. livreison ‚Lieferung; Vorrat, Ration‘ zu
livrer und ison < lat. Vtiōn zu Verben der 2./3. Konjugation, vgl. garison ‚Verteidi#
gung, Schutz‘ zu garir.18 Aufgrund der Produktivität des Suffixes im Lat. wie auch im
Air. kann bei Gleichungen wie air. * métiu f. (z.B. in toimtiu ‚Denken, Meinung‘)19 <
*m tiHō und lat. mentiō f. ‚Erwähnung‘ (Livius Andronicus, Plautus+) das Vorliegen
von Parallelbildungen nicht ausgeschlossen werden.
Einige weitere Suffixe sind im Air. selten; in manchen Fällen ist sogar nur ein einziges
Verbalnomen mit dem entsprechenden Suffix bezeugt. Diesselben Formantien sind in
anderen Sprachzweigen zur Bildung von Verbalabstrakta und Infinitiven jedoch sehr
verbreitet, so findet sich das im Germ. frequente * n im Air. nur in gein ‚Geburt, Kind‘
: gainithir ‚wird geboren‘ (*g7enh1 ‚erzeugen‘ LIV 163f.), dessen Kompositum aithgin
‚Wiedergeburt‘ jedoch teilweise als i Stamm flektiert. Stüber (1998: 60) vermutet daher,
dass urkelt. *genan ursprüngliches *g7enh1 m ersetzt hat.
Dasselbe gilt für * i , das im Germ. produktiv ist zur Bildung von Verbalnomina, vgl.
ahd. biz m. : bīzan ‚beißen‘.20 Das Air. hat lediglich guin n.21 : gonaid ‚erschlägt‘
(*gCȹen ‚schlagen‘ LIV 218f.), dáir22 : dairid ‚bespringt‘ (*dȹerh3 ‚springen, besprin#
gen‘ LIV 146f.) und esnaid : in snaid ‚ritzt ein‘.23
Das übereinzelsprachlich ebenfalls gut repräsentierte, im Slav. und Balt. als Infinitivsuf#
fix grammatikalisierte * ti findet sich, wie bereits erwähnt, nur bei den Komposita der
Wurzel *bȹ eh2 , z.B. in cétbuid f. ‚Sinn, Gefühl‘ : ceta bí ‚fühlt, nimmt wahr‘.24
* u m. ist auf rith : reithid ‚rennt‘ (*ret ‚laufen‘ LIV 507) und Komposita beschränkt,
hat jedoch womöglich eine Entsprechung in ved. tú ‚Regel, bestimmte Zeit‘, jav. ratu
‚Zuteilung des Gebührenden, Zeitabschnitt‘ als *‚Ablauf, (richtiger) Lauf der Dinge‘.25
Auch * tu , eines der bestbezeugten Suffixe zur Bildung von Verbalabstrakta, ist im
Air. nur mit zwei primären Verbalnomina vertreten: fius zu ro finnadar, ro fitir ,weiß‘
(* e#d ‚erblicken‘ LIV 665ff.), mess ‚Urteil‘ zu midithir ‚richtet‘ (*med ‚messen, für
Einhaltung sorgen‘ LIV 423) und deren Komposita. Zwar war * tu im Vorkelt. und
Kelt. produktiv zur Bildung von Verbalabstrakta, die auch im Air. in großer Zahl fortge#
setzt sind, allerdings als gewöhnliche Appellativa, nicht in der Funktion von Verbalno#
mina. Bei ved. Inf. véttum, lat. vīsus m. ‚Sehen, Sicht‘, den Entsprechungen zu air. fius,
kann es sich um Parallelbildungen handeln.
18
19
20
21
22
23
24
25
Sammet 1968: 26f., 170ff.
Vgl. Stüber 1998: 120ff., 127.
Vgl. zur Frage der Produktivität des Typs auch im Got. allerdings Casaretto 2004: 169ff.
Das zugrunde liegende *gCȹon i ist noch im mkymr. gwan : gwanaf ‚schlagen, töten, durchbohren‚
fortgesetzt (Schumacher 2000: 181).
Mit sekundärer Länge (LEIA D#13 mit Lit.).
Vgl. Wodtko 1987: 69. Als ursprünglichen i Stamm interpretiert GOI 448 außerdem das VN zu con
sern ‚studet‘, wegen NSg. cossir gl. studium (Enchir. Aug. 82a). Anders DIL: vielleicht ursprüngl. f.
ā, später f. k.
Irslinger 2002: 402ff.
Vgl. Wodtko 2005: 78, Anm. 71; anders z.B. Tremblay 1998: 196, Widmer 2004: 57f.
Indogermanische Abstraktsuffixe – synchron und diachron
223
* tro m. und * tlo n. bilden im Uridg. neben Nomina instrumenti auch Nomina actio#
nis. Das Air. kennt die Verbalnomina comaltar zu con ail ‚zieht zusammen auf, nährt
gemeinsam‘ (*h2el ‚nähren, aufziehen‘ LIV 262), anacul zu aingid ‚schützt‘ und Kom#
posita sowie cétal n. zu canaid ‚singt‘ (*kan ‚singen, klingen‘ LIV 342f.); analogisch
zu letzterem intinscétal zu in tinnscanna ‚beginnt‘.
Bei án / áin : aigid ‚fährt, treibt‘ (*h2eĝ ‚treiben‘ LIV 255f.), ón / óin : oidid ‚leiht‘ und
búain : bongid ‚bricht‘ (*bȹe g ‚jdm. nützen, Nutzen bringen‘ LIV 84f. mit Anm. 7)
lässt sich die Flexionsklasse nicht eindeutig bestimmen. Es können Bildungen mit den
Suffixen * nā oder ni f. vorliegen (GOI 454).
Einige wenige Bildungen mit drei weiteren Suffixen auf * no , * nā und * to lauten
auf einen Vokal an, dessen Farbe sich im Air. nicht immer eindeutig bestimmen lässt.
Möglich wären jedoch *#eno / ono bzw. * eto , so dass auch hier idg. Bildemittel
vorlägen, wobei * ono im Germ. zum Infinitivsuffix grammatikalisiert wurde. Vgl.
* ono m. in mlegon26 : mligid ‚melkt‘ (*h2melg7 ‚melken‘ LIV 279), ?* enā f. in or
cun27 : oirgid ‚schlachtet‘ (*h3erg ‚umkommen‘ LIV 301), * enā oder * onā in fedan28
: fedid ‚führt‘ (* edȹ ‚führen‘ LIV 659) sowie ?* eto in z.B. teched 29 m. : techid
‚flieht‘ (*tekC ‚laufen, fließen‘ LIV 620; GOI 450).
Air. Verbalnomina#Bildungen mit keltischen oder vorair. Suffixen
Noch stärker als bei den gerade diskutierten Suffixen wird die Distribution der folgen#
den Gruppe von formalen Eigenschaften der zugehörigen Verben bestimmt.
Den Ursprung des Suffixes * īmā f. sieht Schumacher (2000: 130) in air. creitem ‚Glau#
be, Glauben‘, das er auf *kHred dȹeh1 mah2 zurückführt. Diese wie lat. forma, gr. τιEj
ursprünglich primäre Bildung sei als *kredd īmā reanalysiert worden. Das so gewon#
nene Suffix diente in der Folge zur Bildung von Verbalnomina zu A II#Verben (ī
Präsens), vgl. z.B. caithem : caithid ‚verbraucht‘. Bereits im Air. werden diese Bildun#
gen jedoch von * ī tu (s.u.) verdrängt.
* mu m., z.B. in gním : gníid ‚tut, macht‘ (*g7enh1 ‚erzeugen‘ LIV 163f.), snám : snáïd
‚schwimmt‘ (*sneh2 ‚baden, schwimmen‘ LIV 572f.) tritt ausschließlich an
(lang)vokalisch auslautende Wurzeln, v.a. zu A III#Verben (Hiatusverben). Die Wurzel
hat dabei die Gestalt, die auch dem Präsensstamm zugrunde liegt. Zum Ursprung von
* mu wurden verschiedene Vorschläge gemacht. Wodtko (1987: 84) verweist auf die
strukturell identischen langvokalischen Einsilbler air. dán m. u ‚(göttl.) Geschenk,
(künstlerische) Begabung, Wissenschaft, (Dicht#)kunst, Gedicht‘, fín n. u ‚Wein‘ (lat.
Lehnwort), die gegenüber lat. donum, vinum ebenfalls Suffixvokal u statt o zeigen.
Mit Umgestaltung eines mo Stuffixes nach den frequenten tu Bildungen rechnet Hei#
dermanns (2004: 18) – doch sind tu Bildungen, wie bereits oben diskutiert, in der Grup#
pe der Verbalnomina selten.30
26
27
28
29
30
Wodtko 1987: 67; Schumacher 2000: 201.
Schumacher 2000, 201 mit Lit.
Wodtko 1987: 67, Schumacher 2000: 201; anders Hamp 1972: 230f.: < *(H) edH nā , aber vgl. LIV
659 Anm. 1 zu * edȹ ‚führen‘.
Wodtko 1987: 70.
Klingenschmitt 1994: 225 vergleicht hierzu das alb. Suffix im, Pl. ime < * i me es, das Verbalab#
224
Britta Irslinger
Mit Ausnahme von * mu , das strukturell den thematischen idg. Suffixen entspricht,
handelt es sich bei dieser Gruppe um komplexe Suffixe, deren Analyse im Einzelnen
schwierig ist. Zwar scheinen sie aus anderweitig bekannten Morphemen aufgebaut,
doch ist es nicht immer nachvollziehbar, wie die Kombination zustande gekommen sein
kann. So sieht z.B. das Suffix * i#amonā, das Verbalnomina zu B IV#Verben bildet, aus
wie die ā Erweiterung des Suffixes * i#amon, das Nomina agentis von Typ brithem
‚Richter‘ bildet, doch gibt es zu den drei im Air. belegten Verbalnomina glenamon
‚Kleben‘, tlenamon ‚Stehlen, Diebstahl‘ und lenamon ‚Folgen, Folge‘ keine entspre#
chenden Nomina agentis, von denen sie deriviert sein könnten, während umgekehrt von
brithem ‚Richter‘ die Abstrakta brithemnas ‚Rechtsprechung‘ und brithemnacht ‚Rich#
ten, Urteil‘ mit den typischen denominalen Abstraktsuffixen (n)as und (n)acht bezeugt
sind. Das Suffix amain wird im Mir. jedoch äußerst produktiv und ersetzt oder erwei#
tert zahlreiche ältere VN#Bildungen wie z.B. creitem → creitemain, cétal → canaman,
mess → midmain.31
Dasselbe gilt für das Suffix áil, das im Air. nur bei einem einzigen – allerdings hoch#
frequenten – Verbalnomen, nämlich gabáil, einschließlich seiner Komposita, bezeugt
ist. Es konnte sein Anwendungsgebiet im Verlauf der Sprachgeschichte stets erweitern
und ist heute das einzige Suffix, das an fremdsprachliche verbale Basen angefügt wer#
den kann, vgl. boxáil ‚Boxen‘ ← engl. box, cicáil ‚Kicken‘ ← engl. kick usw. Damit
wird es zum einzigen produktiven Suffix überhaupt, da im umgangssprachlichen Neu#
irischen die Schaffung neuer Verben praktisch nur noch durch Entlehnung aus dem
Englischen geschieht.32 Die Vorform wird tentativ als kelt. *gabaglā angesetzt, wobei
die anderweitig unbekannte Gruppe * aglā durch Einfluss des Verbalnomens *kag lā
(vgl. mkymr. cael) zur semantisch ähnlichen Wurzel kelt. *kag erklärt wird.33
Verbalnomina auf * aktā f., vgl. glúasacht : glúasid ‚bewegt‘, gibt es nur zu schwachen
Verben mit ss . Dieses Suffix ist wohl identisch mit dem Suffix acht, das desubstanti#
vische Abstrakta bildet. acht#Bildung und denominales Verb sind möglicherweise von
demselben Substantiv abgeleitet und wurden erst sekundär aufeinander bezogen, ähnlich
wie bei dem oben diskutierten * (i)#o / (i)#ah2 . Die gemeinsame Ableitungsgrundlage
ist jedoch in den meisten Fällen nicht nachweisbar.34
Im Gegensatz zu anderen Sprachen ist das Irische bei der Schaffung neuer Suffixe
zurückhaltend; auch muss bei der Beurteilung der Komplexität berücksichtigt werden,
dass aufgrund der lautlichen Entwicklungen die Suffixe im Air. fast alle einsilbig sind.
Innovativer sind in dieser Beziehung z.B. das Lateinische und Baltische, wo zahlreiche
zweisilbige Suffixe erhalten blieben oder neu geschaffen wurden, z.B. lat. #tiōn , iōn#,
#mentum, īgo , ēdo , tūra, sūra, ūra, lit. imas/ ymas, umas, tuv÷(s), esis, esJs,
#sena, #estis, ulas, ahd. issa, urra, nassi/ nessi/ nissi/ nussi, unga. Auch hier bringt
31
32
33
34
strakta bildet. Aufgrund der i Erweiterung liegt keine genaue Entsprechung zum air. Primärsuffix
* mu vor; alternativ kann mit der von Matzinger (mündl.) erwogenen Umbildung aus * imo gerech#
net werden.
Vgl. Watkins 1962, 182ff., Schumacher 2000, 125, Remmer 2002/03, 179.
Ó Cuív 1980, 125f. mit Lit., Doyle 1992, 99, ders. 2001, 58.
GOI 455, Schumacher 2000, 205.
GOI 452, Wodtko 1987: 63f., Leumann 1977: 293.
Indogermanische Abstraktsuffixe – synchron und diachron
225
das Zerlegen in (vermeintlich) urindogermanische Bestandteile nicht immer einen Er#
kenntnisgewinn, denn zumindest ein Teil der Resuffigierung dürfte der Anpassung an
jeweils vorhandene Stammklassen zu verdanken sein.
Air. Verbalnomina#Bildungen mit produktiven Suffixen
Das Air. kennt mehrere produktive Suffixe, die Verbalnomina zu schwachen Verben
bilden. Alle enthalten das Suffix * tu , das um den Stammauslaut der jeweiligen Verb#
klasse erweitert ist: * ātu m. bildet Verbalnomina zu ā Verben (A I), vgl. mórad, ath :
móraid ‚vergrößert‘, * ītu m. zu ī Verben (A II), vgl. léiciud, #iuth : léiciud ‚lässt‘. Das
ursprünglich mit den Kausativa/Iterativa assoziierte * etu m. findet sich z.B. in cums
cugud : con oscaigi ‚bewegt‘, slocod zu sluicid ‚schluckt‘ oder auch im Suffix der
Deponentien, s.u. (Schumacher 2000: 98, 222). Strukturell gleich aufgebaut ist das oben
diskutierte * īma .
Die Suffixe wachsen in diesem Fall nicht durch Kombination mit anderen Suffixen,
sondern indem sie den Stammauslaut ihrer jeweiligen Verben übernehmen. Dies ist ein
überaus geläufiges Phänomen, das sich als Parallelentwicklung auch in anderen Sprach#
zweigen zeigt und das verschiedenen Perioden einer Sprache immer wieder stattfinden
kann. Beispiele sind ahd. ōt zu ōn Verben: wegōt : wegōn ‚helfen‘, weinōt : weinōn
‚weinen‘, klagōt : klagōn ‚klagen‘ oder lat. ātu von Verben der 1. Konjugation:
apparātus : apparō ‚bereite zu‘.
Im Gegensatz zum Uridg. werden Abstrakta in späteren Sprachen in der Regel von
jeweiligen Verbalstämmen, nicht von der Wurzel abgeleitet, was oft zu einer größeren
Einheitlichkeit zwischen Verbum und zugehörigem Abstraktum führt. Andererseits
zeigt die Übertragung des Stammauslauts auf das Suffix, dass auch synchron das Kon#
zept der “Wurzel” als Repräsentant des lexikalischen Kerns wirkt, dies umso mehr,
wenn die stammbildenen Suffixe unanalysierbar geworden sind.35
Die air. Deponentien sind eine Untergruppe der ī Verben; das Suffix zur Bildung der
Verbalnomina, * sagetu , enthält * etu . Das vordere Element * sag ‚Suche(n)‘ ist
auch in den zugehörigen Verben enthalten, vgl. * (s)agetu m. suidigud : suidigidir
‚setzt, legt‘. Die Deponentien sind Denominativa, da sie im Kern Ableitungen zu nomi#
nalen Wurzelkomposita darstellen, z.B. *teχto sag ‚Besitz suchend‘ im gall. Stammes#
namen Tectosages und in air. techtaigidir ‚nimmt in Besitz‘, VN techtugud (Joseph
1987: 145, 157f.).
Sowohl das Verb wie auch das zugehörige Verbalnomen enthalten das lexikalische
Element * sag , das in seiner Position als Kompositionshinterglied zum Suffix gramma#
tikalisiert wurde. Diese Art der Suffixentstehung aus einem lexikalisch autonomen
Basis#Morphem36 ist häufig bei kompositionsfreudigen Sprachen. So finden sich im
Air., Germ. oder Arm. Suffixe zur Adjektivbildung (air. samail ‚Ähnlichkeit‘ → amail
> neuir. (i)úil: fear ‚Mann‘ : fearúil ‚männlich‘; germ. *līka ‚Leib, Körper‘ → ahd.
35
36
S. Kastovsky 2004: 85ff. zu der damit verbundenen Entwicklung von der Morphologie auf Wurzelba#
sis, zur Morphologie auf Stammbasis und schließlich zur Morphologie auf Wortbasis, die für die ge#
rmanischen Sprachen (mit Einschränkungen hinsichtlich der letzten Stufe der Morphologie auf Wort#
basis) angenommen werden kann.
Im Sinne von Fleischer/Barz 1995: 25.
226
Britta Irslinger
#līh > nhd. lich; arm. goyn ‚Farbe‘ (< miran. gōn ‚Farbe, Art, Weise‘) → agoyn37), zur
Bildung von Eigenschaftsabstrakta (ahd. heit ‚Art, Stand, Würde, Rang‘ → ahd. heit,
nhd. heit) und zur Kollektivbildung (air. rad f. < * re#dȹ ah2 ‚Fahrt‘, Modell wohl
echrad ‚Pferde‘, GOI 169), die auf Adjektive bzw. Substantive zurückgehen. Auffällig
ist, dass auf diese Art wesentlich häufiger der Bestand der Suffixe zur Bildungen von
denominalen Nomina erweitert wurde, nicht jedoch der deverbalen. In den von mir
untersuchten Sprachen habe ich für die Entstehung eines Suffixes für Verbalabstrakta
keine sicheren Beispiele gefunden. Das germ. Suffix * ingō / ungō wird in der For#
schung unterschiedlich erklärt. Neben der Zusammensetzung aus einem Nasal# und
einem Velar#Suffix (so z.B. Krahe/Meid 49, 206, 210f.) gibt es die auf Pisani 1940:
166ff. zurückgehende Erklärung als ursprüngliches Kompostionshinterglied, wobei
auch hier keine Einigkeit darüber besteht, um welche Wurzel bzw. welche Wurzeln es
sich handelt.38 Wichtig ist jedoch, dass die ursprüngliche Funktion des Suffixes die
denominale, nicht die deverbale Ableitung war.39
Bei * sag etu ist davon auszugehen, dass das Verbalnomen vom Verbalstamm auf
* sag mit dem produktiven Suffix * etu deriviert ist und dass nicht etwa das Substan#
tiv *sagetu ‚Suche‘ an eine entsprechende Basis angefügt wurde, obwohl eine solche
Analyse nach der Grammatikalisierung möglich war und ein Simplex mit Suffix * iti
im air. Verbalnomen saigid f. ‚Suche‘40 vermutet wird.
Der Vollständigkeit halber ist noch endum n. zu erwähnen, das auf das lat. Gerundium
zurückgeht und wie die zugehörigen Verben entlehnt ist. Bildungen dieses Typs be#
schränken sich auf scríbend : scríbaid ‚schreibt‘ und légend : légaid ‚liest‘ sowie auf
das analogische dílgend : do lega ‚zerstört‘ (GOI 455). Diese der gelehrten Sprache
angehörenden Bildungen breiteten sich nicht in andere Bereiche aus, sondern wurden
teilweise durch einheimische Suffixe ersetzt. So gibt es im Air. neben légend auch
légad, im Frühneuir. sgríobhadh. Lehnsuffixe spielen damit im Air. bei der Bildung von
Verbalnomina keine nennenswerte Rolle.41
37
38
39
40
41
S. Olsen 1999: 219ff. Das Arm. besitzt eine große Anzahl solcher Suffixe, die häufig auf iran. Lexeme
zurückzuführen sind. Dabei wurde – im Gegensatz zum vorausgehenden Beispiel – die iran. Basis
meist nicht als Simplex entlehnt, vgl. z.B. nordwest#iran. * δāna oder * δana < * dȹe/oh1 no > arm.
aran, das Behälter bezeichnet: ganjaran ‚Schatzkammer‘ zu ganj ‚Schatz‘ (Olsen 1999: 339ff., je#
doch etwas anders zum idg. Rekonstrukt). Möglicherweise wurden die iran. Kompositionshinterglie#
der von einsprachigen arm. Sprechern von Anfang an als (unanalysierbare) Suffixe empfunden.
Vgl. hierzu EWAia II 60, Scarlata 1999: 31f., Dunkel 2001: 4, Anm. 15, jeweils mit Lit.
S. Pisani 1940: 168ff. Der Übergang vom denominalen zum deverbalen Formans konnte durch das
bereits diskutierte Nebeneinander von Ableitungsbasis, denom. Ableitung und denom. Verb erfolgen.
Pedersen 1913: 606 hält nan coir rosaegeth forrúna dé ‚it is improper to dispute overmuch on God’s
mysteries‘ Thes. II 255.18 für verschrieben; für die Komposita (aber nicht für das Simplex) ist der i
Stamm#GSg. belegt. IGT Decl. § 150 gibt für des Simplex den GSg. soighthe.
GOI widerspricht sich: Auf S. 190 dient saigid als Beispiel für i#Flexion mit der Anm., dass sich der
Ausgang des GSg. eo später zu e entwickelt. Für den von GOI angesetzten, paradigmengerechten
GSg. saichtheo, ea findet sich allerdings kein Beleg in DIL. Auf S. 450 wird das Wort als Beipiel für
ein Verbalnomen mit Flexion nach § 294 (b) genannt. Bei dieser Gruppe ist der GSg. e regelrecht,
wird jedoch auf das * i#as der ā Stämme zurückgeführt (Breatnach 1997: 49ff.). Die unterschiedliche
Suffigierung von Simplex (* itā) und Komposita (* iti) kann bei saigid usw. nicht ausgeschlossen
werden und würde über Parallelen verfügen, vgl. Irslinger 2002: 397ff.
Im Gegensatz z.B. zum Nhd.; Lehnsuffixe für Nomina agentis finden sich in älteren Sprachstufen z.B.
im Arm. und im Air. (vgl. Olsen 1999: 257f., GOI 172).
Indogermanische Abstraktsuffixe – synchron und diachron
227
Distribution
Werden die air. Verbalnomina#Bildungen im Überblick betrachtet, so findet man eine
Aussage bestätigt, die in der einschlägigen Literatur vielfach wiederholt wurde, näm#
lich, dass die Form eines Verbalnomens grundsätzlich nicht vorhersagbar ist. Allerdings
lassen sich durchaus Gruppen, Reihen und Tendenzen ausmachen. Kriterien, die hierfür
eine Rolle spielen, sind z.B. die Bildeweise des Verbums: primär oder sekundär, seine
Präsensklasse, Struktur und Auslaut seiner Wurzel, die Wortlänge. Simplizia haben im
Air. häufig komplexere Suffixe mit größerer Lautfülle als Komposita, wie die folgende
Übersicht zeigt:42
*
*
*
*
*
*
*
*
*
*
smen
ni / nā
ātu
ā
#amonā
Simplizia
béimm n.
búain f.
gellad m.
nige f.
tlenamon f.
benaid ‚schlägt‘
bongid ‚bricht‘
gellaid ‚verspricht‘
nigid ‚wäscht‘
tlenaid ‚stiehlt‘
#o
o
o
o
#o
Komposita
tóbae n.
combach n.
forgell n.
fonach n.
díthle n.
do fuiben ‚schneidet weg‘
con boing ‚zerschmettert‘
for gella ‚bezeugt‘
fo nig ‚wäscht, reinigt‘
do tlen ‚stiehlt, betrügt‘
In sehr begrenztem Umfang gibt es schließlich noch Reimbildungen bei semantisch
nahestehenden Verben, so z.B. D/ASg. creicc f., reicc/ricc f. zu crenaid ‚kaufen‘, re
naid ‚verkaufen‘, die nach ícc f. ‚Bezahlung, Heilung‘ gebildet sind. Dabei hat creicc
das ältere Verbalnomen crith m. u verdrängt (GOI 454).
Syntaktische und semantische Merkmale konkurrierender Abstraktabildun#
gen
Bisher wurden die air. Verbalnomina ausschließlich unter formalen Gesichtspunkten
behandelt. In der Tat verhält es sich so, dass die unterschiedlichen Bildemittel auf die
Semantik der mit ihnen geschaffenen Verbalnomina keinerlei Einfluss haben. Der Aus#
druck semantischer Unterschiede ist im Air. und bleibt bis in Neuir. allein Angelegen#
heit der Syntax bzw. des Kontexts. Hier bildet das Irische eine Ausnahme, denn viele
Sprachen nutzen die unterschiedliche Suffigierung auch zum Ausdruck verschiedener
semantischer Konzepte und syntaktischer Möglichkeiten der Nominalisierung. Mögli#
che Konzepte bzw. Kriterien zusammen mit Beispielen sind:
42
Nach Wodtko 1987: 14; ähnliche Tendenzen finden sich auch im Lat., s. Hamp 1976: 18ff.
228
Britta Irslinger
1) Valenz des Verbums:43
nhd. ung#Bildungen zu transitiven Verben
2) Festlegung auf bestimmte Syntagmen:
lat. Abstrakta auf ātiō überwiegend in periphrastischen Konstruktionen44
3) Verbalhandlung als Prozess vs. Verbalhandlung als Ereignis:
nhd. das Drehen vs. Dreh45
4) Komplexe Handlung, technische Vorgänge:
frz. age:46 arrivage ‚die Ankunft der Waren zu Wasser‘, abattage ‚das Holzfällen‘
5) Iterativität, (pejorative) Prozessbezeichnung:
nhd. (er)ei:47 Fahrerei
nhd. Ge + e:48 Gepfeife
lett. šana: iešana ‚das Gehen‘ : iet ‚gehen‘, lasīšana ‚der Vorgang des Lesens, das
Lesen‘ : lasīt ‚lesen‘49
6) spezielle Bedeutung:
lit. sena ‚Art und Weise einer Tätigkeit‘: taQsena ‚Sprechweise, Aussprache‘ : taQti
‚aussprechen‘, siRsena ‚Nähart, #methode‘ : siRti ‚nähen‘50
43
44
45
46
47
48
49
50
S. zum Deutschen Fleischer/Barz 1995: 172. Denselben Unterschied postuliert Lazzeroni (1997: 77ff.)
auch als signifikant für uridg. ti und tu Bildungen: erstere würden zu transitiven, letztere zu intransi#
tiven Verben gebildet. Basis der Untersuchung ist – neben dem Gr. und Lat. – in erster Linie das Indi#
sche. Die Überprüfung der Verhältnisse in weiteren Sprachzweigen und die Diskussion der Fälle, die
diese Hypothese nicht stützen, wäre wünschenswert.
Rosén 1981: 156.
Vogel 1996: 137ff.
Interessant ist die Entwicklung dieses Suffixes aus dem graeco#lat. Adjektivsuffix * āticu auf der
Basis einer zunächst kleinen Gruppe von Bezeichnungen für Steuern und Abgaben, vgl. zum folgen#
den Fleischman 1977. Klass. lat. ist lediglich das substantivierte Adj. viāticum n. ‚Reisevorkehrung (in
Form von Geld, Proviant)‘ (Plautus+), doch finden sich bereits im 4.#5. Jh. n. Chr. zahlreiche Be#
zeichnungen für Steuern und Abgaben, die zum Teil mit ihrem Bezugswort cēnsus auftreten, zum Teil
bereits substantiviert sind: agrāticum ‚Abgabe für Feldfrüchte‘, balneāticum ‚Steuer auf Wasser für
öffentliche Bäder‘. Das aufkommende Feudalsystem bringt eine Fülle neuer Abgaben hervor, die im
Afrz. mit age Bildungen bezeichnet werden. Bei den zunächst nominalen Ableitungsbasen handelt es
sich häufig um Bezeichnungen für Kollektiva oder Massenomina, z.B. cortillage ‚Abgabe auf Garten#
erzeugnisse‘ ← cortil ‚kleine Einfriedung‘. Die Bezeichnung für die Abgabe auf bestimmte Waren
wurde auf diese selbst übertragen. Dies erklärt den Gebrauch von age als Kollektivsuffix. Der Über#
gang zum deverbalen Suffix konnte einerseits erfolgen, wenn von derselben Basis auch ein Verb ab#
geleitet wurde, andererseits, wenn die Abgabe auf eine Handlung bzw. die Befreiung davon zu ent#
richten war. Auch hier erfolgte die Übertragung der Bezeichnung der für eine Handlung zu entrich#
tenden Abgabe auf die Handlung selbst. Die Abstrakta dienten hier häufig zum Ausdruck einer komp#
lizierten Handlung oder der Betätigung mehrerer Pers.: arrivage ‚die Ankunft der Waren zu Wasser‘,
abattage ‚das Holzfällen‘, accolage ‚das Anbinden der Weinstöcke‘ (Meyer#Lübke 1894: 521f.). Im
Neufrz. treten age Bildungen häufig in Fachsprachen auf (Fleischmann 1977: 102, Fleischmann
1976/77: 42ff. mit Beisp. aus verschiedenen Fachgebieten). Gleichzeitig hat age die Tendenz, sich
gegenüber den anderen beiden produkt. Abstr.#suf. #ement und ation auszubreiten (Thiele 1993: 36).
Vgl. Fleischer/Barz 1995: 150. Wie frz. age ist dieses Lehnsuffix ursprünglich denominativ, da es
Ableitungen von Nomina agentis bildet. Ausgehend von Fällen wie vrë
erîe : vrë
en war der
Bezug auf das Verb möglich (Kluge 1925: 21f.).
Fleischer/Barz 1995: 208; Kluge 1925: 23.
Vgl. Forssman 2001: 256: Alle Verben können mit šana vom Infinitvstamm aus Nomina actionis
bilden, die einen nicht abgeschlossenen Vorgang bezeichnen. S. zur Herkunft des Suffixes die folgen#
de Anm.
S. Bammesberger 1973: 91 mit Lit. Hierbei handelt es sich um eine Sonderentwicklung innerhalb des
Indogermanische Abstraktsuffixe – synchron und diachron
229
Hierbei ist zu beachten, dass die genannten semantischen Nuancen der Nummmern 4
und 5 aufgrund der Reihenbildung nicht bei jeder Bildung mit dem genannten Suffix
vorliegen müssen. Auffällig ist jedoch die ursprünglich denominale Funktion dieser vier
Suffixe. Die kollektivische Semantik, die ursprünglich die nominalen Basen der frz. und
nhd. Bildungen innehatten, wurde auf die Suffixe übertragen und – im Falle der nhd.
Bildungen – als (verbale) Iterativität interpretiert.
Der dritte Punkt, “Verbalhandlung als Prozess oder als Ereignis”, ist noch ausführlicher
zu erläutern: Vor allem die einfachen vokalischen Suffixe, der Themavokal * o sowie
* ā , * i , * u und teilweise auch * #o / #ā werden in zahlreichen Sprachen nicht mehr
als stammbildende Elemente wahrgenommen, sondern erhalten den Status von Flexi#
onsmorphemen. Dies ist unabhängig davon, ob die entsprechenden Silben teilweise
schwinden, wie im Germ. und Ir., oder vollständig erhalten bleiben, wie im Lat. und Lit.
Dadurch rückt ein beachtlicher Teil des Sekundärwortschatzes in die Nähe des Primär#
wortschatzes (vgl. Vogel 1996: 137). Dies hat Einfluss auf die Verwendbarkeit der
Bildungen: Sie stellen ein ursprünglich verbales Konzept als Sache dar, die definit und
pluralisierbar ist und auch sonst wie ein gewöhnliches Appellativum verwendet werden
kann – häufig erfolgt Konkretisierung. Im Germ. fand dieser Typ so viel Anklang, dass
die Nullbildung bzw. die Postverbalia in die Reihe der produktiven Bildemuster aufge#
nommen wurde und im Deutschen bis heute Verwendung findet. Auch im Romanischen
war der Typ äußerst produktiv und trug dazu bei, die Nominalabstrakta formal wieder
an die Verbalstämme anzugleichen, denn bei letzteren hatte oft ein Frequentativum das
Basisverb ersetzt. In vielen Fällen wurde ein ā Stamm aus einer explizit derivierten
Form auf tiōn rückgebildet.
ahd. koufo ‚Händler‘ (aus lat. caupō) → Verb koufōn ‚kaufen‘, Abstraktum kouf
‚Kauf‘51
lat. ad causa → Verb accūsō ‚klage an‘, Abstraktum accūsātiō ‚Anklage‘
dazu als Rückbildung ital. accusa ‚Anklage‘52
Auch im Air. gab es Verbalnomina, die als Nullbildungen interpretiert werden konnten:
Es sind dies synchron undurchsichtige Substantive mit abstrakter Bedeutung, die als
Verbalnomina zu ihrem denominalen Verb fungieren wie das Verbalnomen rím ‚Zäh#
len; Zahl‘ (< *h2riH mah2 ) : rímid ‚zählt‘.
Wie im Romanischen wurde diese Gruppe im Verlauf des Mir. noch erheblich vermehrt
durch den Zusammenbruch des air. Verbalsystems, ein Prozess, bei dem sowohl die
Unterscheidung zwischen starken und schwachen Verben wie auch die proto# und deu#
terotonische Konjugation aufgegeben wurden. Neben der Durchführung des Präsens#
stamms und der Konjugation prototonischer Formen als Simplizia wurde nicht selten
51
52
Litauischen. Die zu vergleichenden Suffixe apr. snā, lett. šana bilden Verbalabstrakta ohne diese
Bedeutungsschattierung. Bammesberger 1973: 97f. erwägt für alle die Rückführung auf * sjanā < *
s #onah2 . Dieses Konglomerat basiert letztendlich auf uridg. s Stämmen, allerdings kann der Über#
gang zum deverbalen Suffix im Balt. in diesem Fall nicht mehr nachvollzogen werden.
Krahe/Meid 56f., Fleischer/Barz 1995: 209ff.
In allen roman. Sprachen ist es möglich, nach diesem Muster Postverbalia zu bilden. Beispiele bei
Meyer#Lübke 1894: 441ff.
230
Britta Irslinger
ein einfaches Verb vom Verbalnomen aus gebildet.53 Im Frühneuirischen sind daher
zwei unterschiedliche Tendenzen zu verzeichnen: einer großen Gruppe von unsuffigier#
ten Verbalnomina (a), steht eine zweite mit komplexen Suffixen oder Mehrfachsuffigie#
rung gegenüber (b), aber wieder bleibt dies ohne Folgen für Semantik und Funktion:
a) Neubildung von einfachen Verben auf der Basis des Verbalnomens:
air. midithir ‚richtet‘, VN mess → measaidh ‚richtet‘, VN meas, neuir. measadh
air. marnaid ‚verrät‘, VN mrath/brath → braithidh ‚verrät‘, VN brath
air. do inóla, tinóla ‚(ver)sammelt‘, VN tinól → tionóilidh ‚(ver)sammelt‘, VN
tionól 54
b) Ableitung durch komplexe Suffixe oder Erweiterung55
(e)amhain z.B. air. cretem ‚Glaube(n)‘ → creidemhain, air. altram ‚Nähren‘ → oi
leamhain
thain statt air. tu, tain bei Verben auf r, z.B. mir. scarad ‚Trennen‘ → sgarthain
achtain statt air. chtu, chtain, z.B. air. ríchtu ‚Erreichen‘ → riachtain
t an manche Verbalnomina auf l, z.B. air. dígal ‚Rächen‘ → díoghail, díoghailt56
áil erweitert oder ersetzt diverse Ausgänge:57 air. tesbaid ‚Fehlen‘ → teasdáil,
teasbháil
Ältere VN#Bildungen sind zum Teil lexikalisiert: neuir. creideamh m. ‚Glaube, Religi#
on‘ vs. creid ‚glauben‘ mit Verbalnomen creidiúint neben creidbheáil.58
Die “Erleichterungsrückbildung”
Doch auch in Sprachen, die sich formale Unterschiede zunutze machen, muss nicht in
jedem Fall eine eigene Semantik vorliegen. So besteht im Neuhochdeutschen durch
Ausbildung verschiedener Wortbildungsreihen und der damit einhergehenden Polyse#
mie der Abstrakta zu präfigierten Verben oftmals kein semantischer Unterschied zwi#
schen der ung und der Nullbildung, was dazu führt, dass das ung Derivat – obschon
quasi#universell verwendbar, deutlich, erosionsresistent und damit eigentlich vorbildlich
– ins Visier von Stilkritikern59 gerät, vgl. dazu Henzen 1957: 242f., der für die Bevor#
53
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Breatnach 1994: 282f., McManus 1994: 393f., 417f.
Alternativ als Neubildung auf Basis der prototonischen Form erklärbar (Breatnach 1994: 283).
Vgl. McManus 1994: 417f.
Entsprechend t statt am, ad bei Verben auf n oder r : air. labrad ‚Sprechen‘ → labhairt. Diese
Verbalnomina werden zwar nicht länger, gleichen sich aber strukturell an den Typ díoghailt an. Die
zugehörigen Verben lauten neuir. díogail, labhair.
Ó Cuív 1980: 125ff.
Im Zuge der Umgestaltung des Systems standen im Frühneuirischen bei einigen Verben mehrere
unterschiedlich gebildete Verbalnomina nebeneinander. Ein Teil dieser Varianten wird auch von der
modernen Standardsprache anerkannt.
Davon abgesehen fühlte sich kein Geringerer als Johann Wolfgang von Goethe bemüßigt, zu dem
Thema ein Gedicht zu verfassen:
Kein Vergleich!
Befrei uns Gott von s und ung, / Wir können sie entbehren; / Doch wollen wir durch Musterung /
Indogermanische Abstraktsuffixe – synchron und diachron
231
zugung der Nullbildung den Terminus “Erleichterungsrückbildung” geprägt hat: “Die
Abstrakta auf ung haben nachgerade so sehr um sich gegriffen, daß man von einem
eigentlichen, in allen Stillehren verpönten ung Stil spricht. Es macht sich denn auch
mehrfach eine Reaktion dagegen geltend. Neben älterem Ausdrückung (zu ausdrücken)
erscheint jünger Ausdruck, neben Auslesung, Befremdung, Betrachtung, Beweisung
stehen Auslese, Befremden, Betracht, Beweis ....”
Zusammenfassung
Falls uridg. Suffixe zur Bildung von Verbalabstrakta durch Lautwandel oder ander#
weitig verloren gingen, wurden diese durch neue ersetzt. Bei durch Lautwandel entstan#
denen Differenzen zwischen Wurzel/lexikalischem Basismorphem des Verbs und Ab#
straktum besteht die Tendenz zur gegenseitigen Angleichung, wobei jedoch – je nach
Sprache – auch längere Perioden mit unterschiedlicher Form toleriert werden.
In formaler Hinsicht zeigen sich zwei gegenläufige Tendenzen: Der Schaffung neuer
Suffixe – meist durch Kombination mehrerer Morpheme –, deren umfangreicher Laut#
körper gut geeignet ist, ein Abstraktum eindeutig als Element des Sekundärwortschatzes
zu kennzeichnen, steht die formale Angleichung an den Primärwortschatz gegenüber.
Unterschiedliche Suffigierung bei Verbalabstrakta kann mit Bedeutungsdifferenzierung
gekoppelt sein; von besonderem Interesse ist die Übernahme von ursprünglich denomi#
nalen Suffixen und die Uminterpretation ihrer dort entstandenen Semantik. Ebenfalls
von Interesse wäre der hier nicht untersuchte, umgekehrte Fall der Übernahme urs#
prünglich deverbaler Suffixe in die denominale Derivation.
Die Ergebnisse dieser Untersuchung können aufgrund der kleinen Materialbasis nicht
mehr als vorläufig und tentativ sein. Es wäre jedoch wünschenswert, eine vergleichbare
Untersuchung auf breiterer Datenbasis durchzuführen, um so zu einer diachronen Typo#
logie der Wortbildung zu gelangen.
Britta Irslinger
Albert#Ludwigs#Universität
Sprachwissenschaftliches Seminar
Belfortstraße 18
D #79085 Freiburg i. Br.
Britta.Irslinger@mail.uni#freiburg.de
Nicht uns noch andre scheren.
Es schreibt mir einer: »Den Vergleich / Von Deutschen und Franzosen« – / Und jeder Patriot sogleich /
Wird heftig sich erbosen.
Kein Christenmensche hört ihm zu; / Ist denn der Kerl bei Sinnen? / Vergleichung aber läßt man zu, /
Da müssen wir gewinnen. «
Zuerst im Druck veröffentlicht in: Goethes Werke. Vollständige Ausgabe letzter Hand, Bd. 1#4:
Gedichte. Stuttgart und Tübingen: Cotta 1827.
232
Britta Irslinger
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