Die experimentelle Überprüfung dynamischer
Vernetzungsprozesse
Diana Lindner
1
Residuen in der Netzwerkforschung
An der empirischen Netzwerkforschung wird immer wieder kritisiert, dass sie bislang zu
wenige Forschungsergebnisse über die Entstehung und die Dynamik von Netzwerkstrukturen gesammelt habe (vgl. Jansen 1999). Zwar konnten bei der relationalen Bestimmung von
Positionen, Rollen und Strukturen Fragen zu Machtverhältnissen, Entscheidungsfindung,
zur Entstehung normativer Orientierungen bei Akteuren, zur Innovativität von Organisationen, zur Problematik sozialer Integration, um nur einiges zu nennen, beantwortet werden
(vgl. Pappi 1987; Weyer 2000; Trappmann 2005; Hollstein/ Strauss 2006), jedoch weiß
man noch zu wenig über die prozesshafte Entwicklung von Netzwerkstrukturen.
Bei den bisherigen Erklärungsansätzen der Netzwerkforschung wurden die vom Akteur vollzogenen Handlungen als Effekt aus bereits bestehenden Verbindungen zwischen
Akteuren abgeleitet. Die Entstehung seiner Handlungsmotive findet immer noch zu wenig
Beachtung. Bei der Analyse der Genese dynamischer Netzwerkverbindungen rücken aber
individuelle Handlungsmotive in den Mittelpunkt, da sie sich in Abhängigkeit von interaktiven Strukturierungsmechanismen formen und dann bestimmte Handlungen erzeugen.
Die konkreten individuellen Handlungsmotive der einzelnen Akteure sind von den
klassischen netzwerkanalytischen Ansätzen vernachlässigt worden, da sie nicht relational
bestimmbar sind (vgl. White et al. 1976; Wellman 1988; Emirbayer 1997). Einige aktuellere Vertreter setzten sich kritisch mit diesen Ansätzen auseinander, öffneten die Netzwerkanalyse für akteurtheoretische Zugänge (z.B. den symbolischen Interaktionismus) und plädierten für eine stärkere Berücksichtigung der Handlungsmotive der Akteure (vgl. White
1992; Emirbayer/ Goodwin 1994; 2000). Diese Ansätze fanden allerdings bisher kaum Beachtung, werden aber derzeit in der Entwicklung qualitativer Methoden der Netzwerkforschung (vgl. Hollstein/ Strauss 2006) weiter verfolgt und ausgebaut.
„Qualitative Verfahren, die zur Untersuchung sozialer Netzwerke eingesetzt werden, sind generischer Art. Das bedeutet, sie wurden, von wenigen Ausnahmen abgesehen, weder speziell für
die Analyse relationaler Daten entwickelt, noch beschränkt sich ihrer Anwendbarkeit auf diese.
Sind demnach [...] keine Netzwerkanalyseverfahren“ (Francke/ Wald 2006: 160).
Die Qualitative Netzwerkforschung analysiert die Wahrnehmungs- und Deutungsstrukturen
der Akteure, die ihre Positionierung in einem Netzwerk begleiten und kann damit die Ergebnisse der formalen Netzwerkanalyse ergänzen. Bisher bleibt aber „…die Frage nach
dem Zusammenhang von Gelegenheitsstrukturen, Handlungsstrategien und Netzwerkstrukturen […]“ (Schütze 2006: 309) dennoch weiterhin nahezu ungeklärt. Das äußerst komplexe dynamische Zusammenspiel von Wahrnehmung, Netzwerkstruktur und Handlungsoptionen bei der Entstehung von Netzwerken bleibt eine Herausforderung in netzwerkana-
C. Stegbauer (Hrsg.), Netzwerkanalyse und Netzwerktheorie,
DOI 10.1007/978-3-531-92029-0_44,
© VS Verlag für Sozialwissenschaften | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2010
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Diana Lindner
lytischen Verfahren. Eine umfassende Triangulation von qualitativer und quantitativer
Netzwerkforschung muss deshalb drei Analysemechanismen verbinden: die Entstehung von
Netzwerkstrukturen, die Berücksichtigung individueller Handlungsorientierungen und die
konkreten Interaktionen zwischen den beteiligten Akteuren. Will man die relationale Beschreibungssprache beibehalten, besteht die größte Herausforderung darin, Handlungsmotive aus der interaktiven Einbindung in eine Netzwerkstruktur und den sich daraus subjektiv
wahrgenommenen Handlungsoptionen abzuleiten.
Ein Grund für die bisherigen Schwierigkeiten bei der Offenlegung dieser komplexen
Zusammenhänge ist darin zu sehen, dass die überwiegende Zahl der qualitativen und quantitativen Netzwerkforschungen mit Befragungs- oder Dokumentdaten arbeitet. Dies hat
immer den Vorteil, dass reale – meist egozentrierte – Netzwerke umfassend rekonstruiert
werden können. Durch Längsschnittstudien kann zwar die Einbindung in ein Netzwerk und
die Wahrnehmung der sich daraus ergebenden Handlungsoptionen zu verschiedenen Zeitpunkten erfragt werden (vgl. Schütze 2006). Allerdings erfolgt diese notwendigerweise retrospektiv, so dass die Dynamik zwischen akteurspezifischer Wahrnehmung und entstehender Struktur nicht eingefangen werden kann. Aus soziologischer Perspektive besteht gerade
hier Grund zur Annahme, dass dieser Prozess sich auf die tatsächlich genutzten Handlungsoptionen der Akteure auswirkt. Die Manifestierung von Positionen ist ein Ergebnis von
Aushandlungsprozessen, deren Verlauf mittels Befragungsdaten nicht rekonstruiert werden
kann.
Im Folgenden soll deshalb ein methodologischer Ansatz erarbeitet werden, mit dem
diese Fragen analysierbar werden. Konkret wird hier untersucht, durch welche Methode die
Dynamik von Interaktionen zwischen den beteiligten Akteuren, die Entstehung bestimmter
Positionen in einem Netzwerk und der Einfluss der Wahrnehmung auf den Verlauf dieser
Interaktionen erfasst werden können. Damit kann überprüft werden, wie sich mögliche Diskrepanzen zwischen den objektiv möglichen Handlungsoptionen und den subjektiv wahrgenommenen auswirken und wie sie wiederum die gesamte Dynamik eines Netzwerkformationsprozesses beeinflussen.
2
Akteur – Netzwerk –Theorie und dynamische Übersetzungsprozesse in
Netzwerkbildungen
Die Akteur-Netzwerk-Theorie stellt zur Analyse dieser Mechanismen ein geeignetes theoretisches Instrumentarium bereit. Diese Theorie wurde entwickelt, um vielfältige Formen
der Vernetzung zwischen verschiedenen Akteuren zu dekontextualisieren. Akteur-Netzwerk-Theoretiker arbeiten mit einem Akteurkonzept, mit dem die Gleichstellung zwischen
Natur, Technik und Mensch, also zwischen nichtmenschlichen und menschlichen Akteuren,
ermöglicht werden soll. Vor allem plädieren sie für eine sensibilisierte Sicht auf die Konstruktion von Akteuren (vgl. Latour 1983; Callon 1986; Latour 2000). Sie bestreiten jede
Form von a priori festgelegten Grenzen und wollen die Konstruktion von Akteurgrenzen als
einen Netzwerkbildungsprozess verstanden wissen, in denen sich die Akteure gegenseitig
ihre Grenzen zuschreiben. Sie beschreiben Akteure als Ursachen von Wirkungen.
„Unser allgemeines Symmetrieprinzip bedeutet damit nicht, zwischen natürlichem Realismus
und sozialem Realismus abzuwechseln, sondern Natur und Gesellschaft beide als Resultat einer
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anderen Aktivität zu verstehen, die für uns interessant ist. Wir nennen sie Netzwerkbilden oder
Kollektiv“ (Callon/ Latour 1992: 348, übersetzt von Belliger/ Krieger 2006: 38).
Im Mittelpunkt steht hierbei die Theorie der Übersetzungsprozesse, die als Beschreibung
für dynamische Netzwerkbildungen eingeführt wurde. Diese Übersetzungsprozesse sind
keine Dynamiken, die in einem bestimmten sozialen Kontext entstehen, sondern diesen erst
erzeugen. Es sind Dynamiken die Akteure mit passenden Funktionen hervorbringen. Übersetzungen sind Mechanismen, die eine Situation entstehen lassen, in der bestimmte Akteure
andere kontrollieren. Mit der Rekonstruktion von Übersetzungen wird der Weg der Entstehung von Hierarchien offen gelegt (vgl. Law 2006: 438). Michel Callon verwendet in seinem Artikel „Die Sozio-Logik der Übersetzung“ (2006) den Begriff in Anlehnung an Michel Serres (1974) und beschreibt Übersetzung als einen Problematisierungsvorgang, der
verschiedene Akteure in einem Netzwerk bündelt. Mit Problematisierungen gehen Dynamiken der Einbindung, Rahmung und Zuschreibung einher, wodurch jeder Bestandteil genau die Funktion erhält, die für die Lösung des Problems gebraucht wird. Dabei wird davon
ausgegangen, dass sich bei Veränderungen der Problematisierungsvorgänge auch die beteiligten Akteure verändern.
Übersetzung ist ein kommunikativer Prozess und umklammert gleichzeitig zwei Dynamiken. Zum einen ist jeder Akteur Mediator, d.h. Zuschreibender. Er kontrolliert die Situation, schreibt anderen Rollen, Aufgaben und Positionen zu und definiert damit die Situation nach seinen Vorstellungen und gestaltet so das Netzwerk. Zum anderen ist er auch
dessen Resultat, d.h. ein durch andere Akteure Übersetzter. Ihm werden Rollen, Aufgaben
und Positionen zugeschrieben. Er wird kontrolliert. Jeder Akteur vereint beide Prozesse in
sich (vgl. Callon 2006; Latour 2006). Somit können auch Eigenschaften, Identitäten und
Rollen nicht als situationsübergreifende Akteurbestandteile bestimmt werden. Sie werden
als Hybride gefasst. Die Akteur-Netzwerk-Theorie fragt deshalb nicht nach festgelegten
Motivstrukturen oder Intentionalitäten der Akteure. Sie sind das Ergebnis von Übersetzungsprozessen bzw. Netzwerkformationen und verändern sich immer in Abhängigkeit von
dynamischen Problematisierungen. Übersetzungen lassen Akteure überhaupt erst sozial in
Erscheinung treten. Der Akteur ist nur noch als Relationseffekt situativ bestimmbar.
Die Akteur-Netzwerk-Theorie geht dabei bekanntermaßen davon aus, dass jede Form
von Materie Netzwerkbildungen initiieren kann. Das allgemeine Symmetrieprinzip schließt
alle Elemente ein, die die Eigenschaften eines Akteurs besitzen. Der Akteur-NetzwerkTheorie wird immer wieder vorgeworfen, bestimmte Komponenten, die in einem Netzwerkbildungsprozess beteiligt sind, nicht sichtbar machen zu können, wenn sie nicht die
beschriebenen Eigenschaften eines Akteurs besitzen (vgl. Schulz-Schaeffer 2000: 207).
Solche Elemente können Normen, bestimmte technische oder wissenschaftliche Richtlinien, Einstellungen, Erinnerungen oder Interessen sein. Sie stehen nicht zur Disposition,
sondern sind Voraussetzung für das Handeln der Akteure ohne in einem Übersetzungsprozess erscheinen zu können, da sie nicht als eigenständige Mediatoren konzipiert werden
können. Sie sind nicht variabel, haben feste Grenzen und sind trotzdem an der Bildung einer Netzwerkstruktur beteiligt. Zur Lösung dieses Problems muss das allgemeine Symmetrieprinzip zwischen menschlichen und nichtmenschlichen Akteure aufgegeben werden, da
diese Elemente nur vermittelt durch menschliche Akteure und deren Fähigkeiten in den
Übersetzungsprozessen als Akteur sichtbar werden und nur so bei der Analyse Berücksichtigung finden können.
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3
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Wahrnehmung von Handlungsoptionen und der Einfluss auf die
Netzwerkstruktur
Heike Jöns hat in ihrer Arbeit „Grenzüberschreitende Mobilität und Kooperation in den
Wissenschaften: Deutschlandaufenthalte US-amerikanischer Humboldt-Forschungspreisträger aus einer erweiterten Akteursnetzwerkperspektive“ (2002) ein neues Aktantenkonzept entwickelt. Sie organisiert die Unterteilung von Menschen und Nichtmenschen neu,
indem sie Nichtmenschen in materielle und immaterielle Akteure unterteilt.
„Offensichtlich scheinen in der Tat mehr als zwei Arten von Aktanten für Netzwerkbildungsprozesse verantwortlich zu sein, aber weder Latour noch seine Kollegen noch seine Kritiker haben zu irgendeinem Zeitpunkt die grundlegenden Typen von Mediatoren in Netzwerkbildungsprozessen neu durchdacht“ (ebd.: 135).
Diese immateriellen Akteure sind jene geistigen Elemente, zu denen sie jegliches Wissen in
Form von Ideen, Theorien, Gedanken, Wahrnehmung bzw. allgemeinen Erinnerungen
zählt. Sie sind genau wie materielle Akteure an Netzwerkbildungsprozessen beteiligt und
unterliegen ebenso Veränderungen durch Übersetzungsprozesse wie auch menschliche und
nichtmenschliche Akteure. Allerdings sind sie nur menschlichen Akteuren eigen und können nur durch sie Bestandteil des Netzwerkbildungsprozesses werden.
„Ein Hauptproblem der konventionellen Akteursnetzwerkperspektive scheint in der Behandlung von Menschen als homogene Entitäten zu bestehen, ohne explizit deren Charakter als
äußerst dynamische Kombination von Materie und Geist zu berücksichtigen.[...] Ein erstes
schlüssiges Aktantenkonzept ergibt sich, wenn man geistige Entitäten als eigenständige Aktanten anerkennt und zugleich den Menschen ihre zentrale Vermittlerrolle zwischen der geistigen
und der materiellen Welt zurückgibt“ (ebd.: 139f).
Jöns fasst diese Akteure unter dem Begriff Supramenschen zusammen und beschreibt damit
geistige Prozesse, die über den Diskurs zwischen menschlichen und nichtmenschlichen Akteuren alle Formen von Bedeutungen vermitteln. Sie wirken durch Handlungen oder Aussagen von Aktanten und werden kollektiv hergestellt und verändert (vgl. ebd.: 140). Auf
diese Weise können sie in die Mechanismenanalyse einbezogen werden. Dieser Aspekt ist
Voraussetzung für das hier verfolgte Ziel, den Zusammenhang zwischen Netzwerkstrukturbildung und den wahrgenommen Handlungsoptionen zu analysieren.
Der Ansatz des Supramenschen bzw. der immateriellen Entitäten wird im Folgenden
in ein Wahrnehmungskonzept integriert, das neben der eben beschrieben Bedeutungsgenierungsfunktion und der kollektiven Veränderbarkeit zusätzlich die positionale Abhängigkeit
berücksichtigt. Grundsätzlich soll hier unter Wahrnehmung immer Wahrnehmung von
Handlungsmöglichkeiten verstanden werden. Des Weiteren wird anerkannt, dass Handlungen wiederum Wahrnehmungen erzeugen (vgl. Gibson 1982). Um eine Handlung einem
Ziel gemäß auswählen zu können, muss ein Akteur wissen, welche Ereignisse mit dieser
Handlung hervorgerufen werden. Er antizipiert also mögliche Handlungseffekte. Der kognitive Zugang dazu kann nur über Wahrnehmung erfolgen (vgl. Hommel et al. 2001). Ein
netzwerktheoretisches Wahrnehmungsverständnis muss erklären können, wie Akteure in
Bezug auf ihre Stellung zu anderen Akteuren ihre Handlungsoptionen erkennen und welche
sie davon nutzen und wie sie damit weitere Handlungsfolgen beeinflussen. Eine bestimmte
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Position erzeugt eine bestimmte Anzahl von Handlungsoptionen. In der Wahrnehmung
werden, unter Berücksichtigung möglicher Reaktionen Anderer, Handlungsfolgen antizipiert, was zu einer Entscheidung für eine ganz bestimmte Handlung führt. Die ausgeführte
Handlung ist das Ergebnis einer Auseinandersetzung zwischen theoretisch möglichen
Handlungsoptionen und praktisch wahrgenommenen und durch Handlungsantizipation beeinflussten Handlungsoptionen. Ob aber in der Antizipation alle Handlungsmöglichkeiten
gesehen werden ist allein aus der Position nicht zu ermitteln. Die Wahrnehmung der beteiligten Akteure eines Netzwerkbildungsprozesses hat damit ganz entscheidenden Einfluss
auf den Verlauf der Übersetzungsprozesse und ist gleichzeitig durch sie bedingt.
Die Akteur-Netzwerk-Theorie hat außer zahlreichen gedankenexperimentellen Fallstudien, die das Prinzip von Übersetzungsprozessen deutlich machen sollen, keinen Ansatz
entwickelt, der auch als empirische Analysemethode eingesetzt werden könnte:
„Eine Analyse der Übersetzungsmechanismen muss noch entwickelt werden. Wir stellen einfach
fest, dass sie mit der Konstruktion problematischer Situationen selbst verbunden ist. Eine problematische Situation dekontextualisiert Konzepte, Vorschläge sowie Kategorien und rekontextualisiert sie dann unter Verwendung ihrer eigenen Logik“ (Callon 2005: 669).
Die Akteur-Netzwerk-Theoretiker bezeichnen Netzwerke aus diesem Grund auch als Black
Boxes, die aus ihrer Sicht immer nur aus einer Ex-Post-Betrachtung rekonstruiert werden
können. Dieser Dekontextualisierungsvorgang ist allerdings nicht nötig, wenn sich eine
Möglichkeit fände, die Übersetzungsmechanismen situativ und in ihren Entstehungsbedingungen und -dynamiken einzufangen.
Dies ist im Rahmen von Experimenten möglich. In ihnen können dynamische Interaktionsprozesse in ihren Entstehungsbedingungen erforscht werden. Die Zuschreibung von
Rollen und Positionen und die Herausbildung einer Struktur kann im Moment ihres Geschehens erfasst werden. Der Einfluss der Wahrnehmung kann ebenfalls während des Experiments eingefangen werden. Das Erforschen von Wahrnehmungen bedeutet, den Probanden zur Reflexion zu zwingen. Die Handlungsroutine der alltäglichen Lebenspraxis
wird so unterbrochen und zur Begründung verpflichtet. Dieser Zusammenhang zwischen
den beobachtbaren kommunikativen Übersetzungsprozessen und der Erhebung der Wahrnehmung der Akteure wird als eine Analysestrategie zur Dekontextualisierung der Netzwerkbildung verstanden.
4
Experimentelle Forschung in den Sozialwissenschaften
Experimentelle Forschung ist in den Sozialwissenschaften vor allem in der Psychologie,
den Wirtschaftswissenschaften und der Politikwissenschaft verbreitet und in Anlehnung an
naturwissenschaftliche Experimente entwickelt worden. Sie zeichnet sich durch kontrollierte Randbedingungen und konstant gehaltene Eigenschaften des zu erforschenden Gegenstandes aus. Gleichzeitig wird dieser Gegenstand in eine Krise versetzt, um seine Reaktionsweise in Abhängigkeit von variierenden Randbedingungen zu testen. Ein Experiment
ist also eine Kombination aus Risiko und Kontrollierbarkeit, um präzise Kausalaussagen
treffen zu können.
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„Die Beobachtung des Phänomens (und folglich das Sammeln des Materials) erfolgt dabei erst
nach Anwendung eines genau definierten Interventionsprotokolls, welches das Dispositiv, d.h.
die Summe der Bedingungen des Phänomens, charakterisiert“ (Pagés 1974: 274).
Experimente erhalten somit erst dann ihre Relevanz, wenn die beobachteten Reaktionsweisen nicht auch in Alltagssituationen auftreten oder zumindest nicht deutlich wahrnehmbar
sind. Für sozialwissenschaftlich orientierte Experimente heißt das, Individuen in Situationen zu versetzen, durch die sie gezwungen werden, nicht alltägliche routinisierte Handlungen zu vollziehen. Über die erwarteten Handlungsvollzüge werden Hypothesen aufgestellt,
die entweder falsifiziert oder verifiziert werden.
Im Rahmen klassischer sozialwissenschaftlicher Laborexperimente zu kollektivem
Handeln von Individuen sind vor allem spieltheoretische Herangehensweisen zu finden.
Die Spieltheorie testet Hypothesen über Rationalität des Handelns unter dem Aspekt der
Kollektivität und Kooperationsbereitschaft von Akteuren. Experimente mit dem Gefangenen Dilemma sind hiefür besonders häufig in wirtschaftswissenschaftlichen Experimenten
eingesetzt worden (vgl. Luce/ Raiffa 1957; Bonacich et al. 1976; Lee 1977). Getestet wird
hier der Einfluss anderer Akteure auf das eigene Entscheidungsverhalten. Mit Rationalität
als Grundannahme des Handelns
„...bilden formal strukturierte Modelle eine gute Vergleichsbasis, um reale Entscheidungsprozesse und ihre möglichen Abweichungen zu untersuchen. So können etwa im Rahmen experimenteller Studien Einflussfaktoren variiert und in ihren Auswirkungen überprüft werden“ (Beck
2001: 31).
In wirtschaftswissenschaftlichen Experimenten wurden auch unterschiedliche Modelle zu
Netzwerkbildungsprozessen experimentell getestet. So lassen sich z.B. Experimente finden,
bei denen es um die Erforschung der Bedingungen für die Bildung von sternförmigen
Netzwerken mit zentralem Akteur geht. Im Mittelpunkt der Untersuchung steht die Überprüfung des strategischen Vernetzungsverhaltens individueller Akteure (vgl. Barabasi/ Albert 1999; Bala/ Goyal 2000; Falk/ Kosfeld 2005; Goeree et al. 2005; Jackson/ Rogers
2005). Die Experimente werden unter der Perspektive der Opportunitätskosten, die den Akteuren durch Vernetzung entstehen und dem Nutzen, den sie von einer Vernetzung haben,
mit monetären Anreizstrukturen organisiert. Vernetzungen finden hier in Form von individuellen Wahlen statt, die ohne gemeinsame Kommunikation getroffen werden. Netzwerkbildung wird also verstanden als Ergebnis von Einzelentscheidungen. Durch Variationen
bei der Höhe dieser Opportunitätskosten oder beim Grad der Informiertheit über Nutzen
bringende Akteure wird das Vernetzungsverhalten getestet. Auf diese Weise erforschen die
experimentellen Designs die Entstehung von Netzwerkstrukturen, die sich entweder aus
homogenen oder heterogenen Akteuren entwickeln. Die Ergebnisse werden durch die Analyse des individuellen Entscheidungsverhaltens erzielt. Die dynamische kommunikative
Verbindung der Akteure untereinander wird nicht beachtet.1
1
In wirtschaftswissenschaftlichen Experimenten lassen sich zwar Ansätze finden, in denen der Einfluss verschiedener Kommunikationsmöglichkeiten auf das Entscheidungsverhalten getestet wird (vgl. Brosig/ Weimann 2003).
Die Kommunikation findet dabei aber immer vor der tatsächlichen Entscheidung statt. Die Entscheidungen werden
hier weiterhin von den Akteuren allein und geheim getroffen, was für eine Untersuchung des dynamischen Prozesses der Vernetzung nicht sinnvoll ist.
Die experimentelle Untersuchung dynamischer Vernetzungsprozesse
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Auch im Rahmen sozialpsychologischer gruppendynamischer Experimente lassen sich
keine Beispiele finden, bei denen die Dynamik von Vergemeinschaftung genauer untersucht wird. Die Analyse konzentriert sich lediglich auf messbare Größen wie Redehäufigkeit und Rollenzuteilungen (vgl. Bales et al. 1979/82; Scharpf 1989; Beck 1994; Beck/
Fisch 2000; Beck 2001).
„Was demgegenüber die empirische Methode der Prozess-Erfassung zu leisten vermag, kann
man [...] nur als ärmlich charakterisieren. Mehr als eine quantitative Analyse hinsichtlich vorgegebener Kategorien vermag der Psychologe im Allgemeinen nicht zu geben. [...] Eine empirische Prozess-Erfassung kann nichts anderes sein, als im günstigsten Falle sachgerechte Zahlenangaben darüber, wie häufig sich bestimmte Sachverhalte ereignet haben, hinsichtlich derer wir
vorher Kategorien aufgestellt haben. Was wir als Beteiligte während dieser Zeit erlebt haben,
kommt in den Zahlenangaben nicht oder nur sehr unvollkommen zur Geltung; von kausaler Erklärung und von praktischen Ratschlägen für zukünftiges Handeln kann dabei kaum je die Rede
sein. Methoden der Prozesserfassung vermögen den Prozess [...] nicht angemessen zu erfassen“
(Sader 1994: 134).
Genau hier müssen Empiriker, die die Dynamik von Netzwerkformationen experimentell
testen wollen, anknüpfen. Für eine soziologisch motivierte Überprüfung von Netzwerkbildungsdynamiken, ist die entscheidende Variable die natürliche Handlungsmotivation und
Interaktion der Akteure. Im Gegensatz zu wirtschaftswissenschaftlichen Experimenten sollten deshalb hier keine monetären Anreizstrukturen für die Stimulierung bestimmter Strategien gesetzt werden. Eine relational verstehende Herangehensweise, wie sie hier verfolgt
wird, heißt einerseits, die Motive der beteiligten Akteure als emergenten Prozess infolge
ihrer dynamischen Einbindung in das Netzwerk zu betrachten und nicht bestimmte Motivformen als handlungsleitend für die Netzwerkbildung zu konstruieren und andererseits die
Wahrnehmung individueller Handlungsorientierungen in Abhängigkeit von anderen Akteuren und deren Stellung im Netzwerk bei der Analyse zu berücksichtigen.2 Es muss ein experimentelles Setting entwickelt werden, dass natürliche Interaktion ermöglicht und beobachtbar werden lässt und in dem Wahrnehmungsstrukturen erfragt werden können, um den
Prozess des Übersetzens zu analysieren.
4.1 Qualitative Experimente
In der soziologischen Experimentaltradition sind im Rahmen der Auseinandersetzung mit
hypothesentestenden Forschungsmethoden qualitative Experimentierweisen entwickelt
worden.3 Qualitative Ansätze des Experimentierens setzen sich kritisch mit dem Umstand
stark kontrollierter Rahmenbedingungen auseinander und fordern, der sozialen Interaktion
in ihrer natürlichen Beschaffenheit mehr Raum zu geben. Sie sind deshalb auch nicht für
Laborsituationen sondern als Feldexperimente entwickelt worden. Qualitatives Experimen2
An dieser Stelle sei erwähnt, dass Handlungsmotivationen durch Anreizstrukturen beeinflusst werden können.
Die Wahrnehmung der Akteure muss nicht bei der Analyse berücksichtigt werden, wenn keine Kommunikation
zwischen den Akteuren ermöglicht wird.
3
Wobei betont werden muss, dass Experimente in der Soziologie grundsätzlich eher selten zur Erzeugung von
Daten genutzt werden. Das erste qualitative Experiment ist im Rahmen der bekannten „Marienthalstudie“ (vgl.
Jahoda et al. 1933) eingesetzt worden.
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tieren wird seit den 60er Jahren kaum noch angewendet und findet sich in seinen Grundideen lediglich im Bereich der Gruppendiskussionen wieder (vgl. Kleining 1986).
„Das qualitative Experiment ist der nach wissenschaftlichen Regeln vorgenommene Eingriff in
einen (sozialen) Gegenstand zur Erforschung seiner Struktur. Es ist die explorative, heuristische
Form des Experiments“ (Kleining 1986: 724).
Eine systematische Darstellung methodologischer Hintergründe und methodischer Verfahrensweisen liegt nur in Form eines Artikels von Gerhard Kleining (1986) vor. Elementar ist
bei seinem Ansatz die Erforschung von Strukturheuristiken. Hierbei sollen keine Variablen
getestet werden, sondern es werden alle Arten von Abhängigkeiten, Beziehungen und Relationen gesucht. Forschungsgegenstand ist deshalb die Gesamtheit der Veränderung der
Struktur eines Gegenstandes, die durch eine Variation von Rahmenbedingungen sozialer
Interaktionsstrukturen offen gelegt werden soll. Techniken sind vor hier allem Segmentierung, Kombination, Reduktion, Intensivierung, Substitution oder Transformation (vgl. ebd.:
738ff). Segmentierung meint die Teilung des Forschungsgegenstandes, d.h. das Versetzen
beispielsweise einer Gruppe in eine Situation, in der sich ihre bisherige Struktur auflöst.
Kombination meint die unterschiedliche Zusammensetzung von Individuen. Ziel ist herauszufinden, wie die Individuen sich z.B. in einer plötzlichen Konkurrenzsituation verhalten.
Durch Reduktion werden die wesentlichen Bestandteile, die für das Funktionieren in einer
Situation elementar sind, herausgefiltert. Intensivierung von bestimmten Machtbefugnissen
einzelner Teilnehmer erforscht die Veränderungen der Verhaltensweisen der anderen Teilnehmer in Bezug auf das verstärkte Element. Substitution meint den Ersatz eines Bestandteils aus der Gruppe der Teilnehmenden und beobachtet die daraufhin eintretende Veränderung des Verhaltens der Anderen. Transformationen des gesamten Untersuchungsgegenstandes ermöglicht die Beobachtung des Verhaltens bei plötzlichen Änderungen der Situation. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass qualitatives Experimentieren natürliche und
bereits gefestigte Interaktionszusammenhänge durch unterschiedliche Methoden auflöst,
unterbricht, verändert oder auch zerstört, um beobachten zu können, wie sie auf die Störung
reagieren und ob sie weiterhin funktionieren.
4.2 Die qualitativ experimentelle Erforschung von Netzwerkstrukturen und
wahrgenommenen Handlungsoptionen
Die qualitativ experimentelle Erforschung von Übersetzungsdynamiken setzt an diesen
Grundprinzipien des Ansatzes von Kleining (1986) an. Für die Beobachtung der Übersetzungsmechanismen sind experimentelle Tests mit qualitativen Elementen sinnvoll, da die
Entdeckung einer Strukturheuristik von Interaktionsdynamiken explorativen Charakter hat
und aufgrund des unbestimmbaren Charakters des Wahrnehmungseinflusses kein hypothesentestendes Verfahren möglich ist. Es geht vielmehr darum, ein möglichst umfassendes
Bild vom Untersuchungsgegenstand unter variierten Situationsbedingungen zu bekommen.
Für die Planung von Experimenten, in denen die Dynamik des Netzwerkbildens beobachtet
werden soll, ist deshalb wichtig, dass für die Teilnehmer ein weitestgehend freier Kommunikationsrahmen geschaffen wird. Die Teilnehmer werden zusätzlich zur Reflexion ihrer
Handlungen angehalten, indem ihnen vor Beginn des Experiments klar gemacht wird, dass
sie jederzeit zu den Gründen ihrer Handlungen befragt werden können. Wann dies ge-
Die experimentelle Untersuchung dynamischer Vernetzungsprozesse
575
schieht, ist abhängig vom konkreten Verlauf der Interaktion und liegt im Ermessen der Forscher. Die Fragen sollten aber immer darauf abzielen, den wahrgenommenen Möglichkeitsspielraum und die Gründe für die Wahl bestimmter Handlungen zu erfassen. Grundsätzlich
sollten solche Experimente durch das Prinzip der Minimalstrukturierung4 gekennzeichnet
sein, die in Form von gezielten Eingriffen in die Interaktionsverläufe wie Transformation
oder Segmentierung zu erzielen ist. Die Teilnehmer werden so während des Experiments
durch Änderung der Struktur immer wieder vor problematische Situationen gestellt, auf die
sie reagieren müssen. Ziel ist hier die von den Akteur-Netzwerk-Theoretikern angesprochene Variabilität der Akteure zu testen, die anhand von veränderten Situationen beobachtbar wird. Interessant ist vor allem, inwiefern eine Veränderung der Struktur, Einfluss auf
die Wahrnehmung von Handlungsoptionen hat. In ihr zeigt sich, ob die veränderte Situation
(z.B. indem sich eine bereits entwickelte Machtstruktur zwischen den Akteuren aufgelöst
wird), tatsächlich wahrgenommen wird und ob demzufolge bei einzelnen Akteuren neue
Handlungsoptionen entstehen und auch genutzt werden.
Die Erforschung des Netzwerkbildungsprozesses vollzieht sich entlang der Interaktionsverläufe unter Ergänzung der erhobenen Wahrnehmung. Die Wahrnehmung wird damit
zum eigenständigen Akteur, die an einem Netzwerkbildungsprozess beteiligt ist. Indem sie
erfragt wird, machen sich die menschlichen Akteure diese Wahrnehmung bewusst und handeln unter ihrem Einfluss weiter. Das verändert den Verlauf des Netzwerkprozesses. Deshalb sollte dieser Einfluss durch den Einsatz einer Kontrollgruppe überprüft werden, bei der
keine Unterbrechung für die Wahrnehmungsbefragung durchgeführt wurden.
Die Kombination aus Wahrnehmungsreflexion und Störungen der Interaktion ist in einem ersten Schritt am effektivsten bei einem Laborexperiment möglich, bei dem die Teilnehmer über Chatfunktionen miteinander kommunizieren. Dadurch wird eine Kommunikationsstruktur nur durch schriftliche Kommunikation erzeugt. Sympathie- und Antipathieeinflüsse, die sich bei der direkten Interaktion sehr schnell einstellen können und somit
Handlung durch Wahrnehmung beeinflusst, können durch die Beschränkung auf nur einen
Kommunikationskanal kontrolliert werden, um Zusammenhänge aufzudecken, die dann in
natürlichen Interaktionen weiter mittels Hypothesen getestet werden können. Des Weiteren
können jederzeit Zwischenfragen zur Wahrnehmung eingeschaltet werden. Akteure können
auch aus dem Chat entfernt und wieder zugeschaltet werden. Die kommunikative Vernetzung zwischen den Akteuren kann variiert werden. Dies hat zum anderen den praktischen
Vorteil, dass der gesamte Interaktionsverlauf von den Teilnehmern selbst verschriftlicht
wird, was die Transkription überflüssig macht.
4
In Gruppendiskussionsverfahren wird auch von „demonstrativer Vagheit“ gesprochen, da die Leiter der Diskussion lediglich offene Fragen stellen, um einen möglichst großen Raum für Interpretationen zu lassen, in denen
bereits die Relevanzsysteme der Teilnehmer erkennbar werden (vgl. Bohnsack 2007: 381).
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5
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Perspektiven
Die Durchführung und Analyse5 von experimentellen Vernetzungsprozessen kann Wahrnehmung und Handlung so aufeinander beziehen, dass neue Erkenntnisse über deren Zusammenhänge möglich werden. Die Einsatzmöglichkeiten dieser Form der experimentellen
Erforschung sind vielfältig. Grundsätzlich sind sie überall dort hilfreich, wo kooperiert
wird. So sind Labortests mit Organisationseinheiten oder Familiendiskursen, studentischen
Arbeitsgruppen, politischen Bewegungen, Bürgerinitiativen, aber auch Vereinen aber auch
Diskussionsrunden mit einander völlig fremden Personen möglich. Die Akteur-NetzwerkTheorie ermöglicht die Erforschung von Netzwerkbildungen in jeder Situation, in der die
Akteure mit einem Problem konfrontiert werden, da prinzipiell immer dynamische Übersetzungen beobachtet werden können. Netzwerkbildung kann demnach überall beobachtet
werden. Die Aussagen, die nach wiederholten experimentellen Tests mit verschiedenen
Netzwerkbildungsprozessen getroffen werden können, beziehen sich auf die allgemeine
Struktur von Netzwerken, die sich aus dem Zusammenspiel der Akteure ergibt. Grundsätzlich gilt bei dieser Art von experimenteller Überprüfung von Netzwerkstrukturdynamiken,
dass nur dann von einer Struktur gesprochen werden kann, wenn sie sich unabhängig von
den diskutierten Inhalten immer wieder reproduziert.6
Die spezielle Berücksichtigung der Wahrnehmung kann sich als nützlich erweisen,
wenn suboptimale Übersetzungsmechanismen analysiert werden sollen, da dadurch Aussagen darüber getroffen werden können, unter welchen Bedingungen Handlungsoptionen
genutzt werden und welche Folgen sich für die weitere Entwicklung der Kooperation daraus ableiten lassen. Dementsprechend kann sie auch einen Anhaltspunkt dafür geben, warum bestimmte Akteurkonstellationen sich als hemmend oder kontraproduktiv für Problemlösungsprozesse erweisen. Grundsätzlich kann die so erforschte Wahrnehmung und ihre
Auswirkung auf den Verlauf einer Interaktionsdynamik, die bestehenden kollektiven Handlungs- bzw. Entscheidungstheorien bereichern und ausbauen und so zur Verbesserung von
Kooperationen genutzt werden.
6
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5
Als Analysemethoden sollten interpretative Verfahren, wie die rekonstruktive Prozessanalyse und die Sequenzanalyse verwendet werden, die sie sich gut eignen, um die entstandene Struktur unter Berücksichtigung der Wahrnehmung hermeneutisch auszuwerten. Durch diese Analyse werden die Einflüsse individueller Wahrnehmung auf
den Strukturierungsverlauf aufgedeckt, die in der quantitativen Prozessanalyse sozialpsychologischer Experimente
unterbelichtet geblieben sind.
6
Diese These wird auch von Bohnsack (1999) für die rekonstruktive Sozialforschung vertreten.
Die experimentelle Untersuchung dynamischer Vernetzungsprozesse
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