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Sonderdruck aus: FVF Forum Vormärz Forschung Jahrbuch 2008 14. Jahrgang Wege in die Moderne Reiseliteratur von Schritstellerinnen und Schritstellern des Vormärz herausgegeben von Christina Ujma AISTHESIS VERLAG Karin Baumgartner (Salt Lake City) Das Reisehandbuch als weibliche Autragsarbeit im Vormärz: Helmina von Chézys Gemälde von Heidelberg (1816) und Norika (1833) Zu Beginn des 19. Jahrhunderts teilt sich die Reiseliteratur in zwei Gattungen. Zum einen werden Reiseberichte veröfentlicht, die von Reisen in nahe und ferne Länder berichten. Gleichzeitig entsteht jetzt der Reiseführer, dessen Inhalt die zuküntige Reise des Lesers ist. Im Gegensatz zum Reisebericht konstruiert diese Gattung einen Katalog von Sehenswertem und lädt den Leser zur Identiikation mit dem auktorialen Erzähler ein.1 Dieser Strang kulminiert 1839 im ersten Reisehandbuch zum Rheinland, das von Karl Baedeker herausgegeben wird und im zunehmenden Massentourismus, der in der zweiten Hälte des 19. Jahrhunderts entsteht.2 Diese Schnittstelle zu Beginn des 19. Jahrhunderts ist bisher von der Forschung kaum beachtet worden, welche sich vor allem auf Literatur konzentriert, die von Reisen in die Ferne erzählt und für die Zeit des Biedermeier und des Vormärz insbesondere den kompensatorischen Aspekt dieser Literatur herausarbeitet.3 Neuere, produktive Ansätze setzen sich mit der Reiseliteratur von Frauen auseinander und fragen, ob es beispielsweise eine weibliche Gattung der Reiseliteratur gibt, wie Frauen das Reisen literarisch und theoretisch verwerten4, und durch welche technologischen Neuerungen das touristische 1 2 3 4 Rudy Koshar. German Travel Cultures. Oxford: Berg, 2000. S. 15. Es gibt natürlich bereits frühere Versionen des Stadtführers, vor allem für Großstädte wie Paris und London; z.B. London and Its Environs Described. Containing an Account of Whatever is Most Remarkable for Grandeur, Elegance, Curiosity or Use…Decorated and Illustrated. 6 Bd. London: R. and J. Dodsley, 1961 und Louis-Sébastien Mercier. Tableau de Paris. Nouvelle édition corrigée & augmentée. 12 Bd. Amsterdam: Printed for the author, 1783-88. Wulf Wülling. „Reiseliteratur und Realitäten im Vormärz. Vorüberlegungen zu Schemata und Wirklichkeitsindung im frühen 19. Jahrhundert“. Reise und soziale Realität am Ende des 18. Jahrhunderts. Hg. Wolfgang Griep/Hans-Wolf Jäger. Winter: Heidelberg, 1983. S 371-394; hier 371. Erdmut Jost argumentiert, dass die Reiseliteratur Frauen die Möglichkeit bot, das heorieverbot der Zeit zu umgehen und durch die Gattung eigene theoretische Konzepte zu entwickeln. Erdmut Jost. Landschatsblick und Land- 58 Karin Baumgartner Reisen für Frauen überhaupt möglich wurde.5 Im Gegensatz dazu wird die Geschichte und die Gattung des Reiseführers vor allem im Forschungsfeld ‚Tourismus‘ erarbeitet, welches sich auf das späte 19. Jahrhundert und auf das 20. Jahrhundert bezieht – also auf den Massentourismus.6 Die Frühformen des Reiseführers, besonders Reisehandbücher aus weiblicher Feder, sind bislang jedoch kaum erforscht worden.7 Dieser Aufsatz leistet einen Beitrag zur Erforschung des Reisehandbuchs von weiblichen Autorinnen. Speziisch beziehe ich mich auf das Werk von Helmina von Chézy, die zwischen 1816 und 1833 zwei Reisehandbücher herausgab. Zur Diskussion steht hier die hese von Irmgard Scheitler, die sagt, dass Reiseliteratur von Frauen das weibliche Schreiben thematisiert und als ein autobiographisches Dokument mit hohem Authentizitätsanspruch gelesen werden muss.8 Die Reisehandbücher Chézys widerlegen eine solche hese jedoch, da es sich bei diesen um Autragsarbeiten handelt, die vor allem aus inanziellen Gründen geschrieben wurden und die Autorin als professionelle Schritstellerin zeigen. Die subjektiven Erfahrungen, die in Chézys Reisehandbüchern prominent verarbeitet werden, haben nicht die Aufgabe das eigene weibliche Schreiben zu thematisieren, sondern erlauben dem Leser eine authentisch-individuelle Reiseerfahrung durch die Identiikation mit der Erzählerstimme. Die Reisehandbücher Chézys lehren den Leser, eine präformierte als eine subjektive Erfahrung zu erleben und tragen damit zu einer radikalen Abwendung der Gattung von der Apodemik – und zu deren Modernisierung – bei. Helmina von Chézy (1783-1856) war bereits eine angesehene Autorin als ihr das Verlagshaus Engelmann das Reisehandbuch zu Heidelberg als 5 6 7 8 schatsbild. Wahrnehmung und Ästhetik im Reisebericht 1780-1820. Freiburg: Rombach, 2005. S. 18. Siehe Irmgard Scheitler. Gattung und Geschlecht: Reisebeschreibungen deutscher Frauen 1780-1850. Tübingen: Niemeyer, 1999; Annegret Pelz. Reisen durch die eigene Fremde. Reieliteratur von Frauen als autogeographische Schriten. Köln: Böhlau, 1993; Tamara Felden. Frauen reisen: zur literarischen Repräsentation weiblicher Geschlechterrollenerfahrung im 19. Jahrhundert. New York: Lang, 1993. Koshar. German Travel Cultures (wie Anm. 1). S. 15. Ich deiniere das Reisehandbuch als eine speziische Gattung der Reiseliteratur, das dem zuküntig Reisenden relevante Information zum Zielort auf eine übersichtliche Weise präsentiert. Scheitler. Gattung und Geschlecht (wie Anm. 5). S. 245. Das Reisehandbuch als weibliche Autragsarbeit im Vormärz 59 Autragsarbeit anbot. Als Enkelin der „deutschen Sappho“, Anna Louisa Karsch, hatte sie bereits mit zwanzig Jahren ersten Ruhm als Herausgeberin von Cottas Journal Französische Miscellen (1803) erzielt. Von 1801 bis 1810 lebte sie in Paris, zuerst als Plegetochter von Madame de Genlis, danach zusammen mit Friedrich und Dorothea Schlegel, später als Ehefrau von Antoine-Léonard de Chézy, dem berühmten Orientalisten. Im September 1810 zog sie mit ihren beiden Söhnen nach Heidelberg, wo sie als alleinerziehende Mutter und professionelle Schritstellerin lebte. Weitere Stationen ihres Lebens waren Frankfurt/M., Darmstadt, Köln, Namur, Berlin, Dresden, Wien (und Oberösterreich), München und Genf, wo sie 1856 starb. Chézys Leben war gezeichnet durch eine außerordentliche geographische Mobilität mit einer gleichzeitigen Verweigerung der häuslichen Rolle, was zu ihrem schlechten Ruf beitrug.9 Als Herausgeberin der Französische[n] Miscellen veröfentlichte sie bereits 1803 Reiseberichte aus Paris. Ein dreiteiliger Aufsatz („Einen Tag in Paris verleben“, „Der zweite Tag in Paris“, „Der dritte Tag in Paris“) beschrieb Paris als moderne Metropole und lehrte die Daheimgebliebenen, wie die moderne Stadt zu sehen sei.10 Chézys Artikelreihe gehörte somit zu einer neuen Art Reisebeschreibung, die als „Schule des Sehens“ fungierte.11 1805 und 1806 gab sie das zweibändige Werk Leben und Kunst in Paris seit Napoleon dem Ersten heraus, das sowohl Reisebeschreibungen aus Paris, als auch Kunstbetrachtungen und Übersetzungen enthält und die Arbeit ihres Mannes popularisierte.12 Die beiden hier zur Diskussion stehenden Texte sind Gemälde von Heidelberg, Mannheim, Schwetzingen, dem Odenwalde und dem Neckarthale. Wegweiser für Reisende und Freunde dieser Gegenden, herausgegeben von Helmina von Chézy, geb. von Klenck (1816) und Norika. Neues ausführliches Handbuch für Alpenwanderer und Reisende durch das Hochland in 9 Karin Baumgartner. „Wanderer between the Worlds, Wanderer between the Words: Crossing Borders as Aesthetic Approach in the Works of Helmina von Chézy (1783-1856)“. Schwellenueberschreitungen. Politik in der Literatur von Frauen, 1780-1919. Hg. Caroline Bland/Elisa Müller-Adams. Bielefeld: Aisthesis, 2007. S. 209-226. 10 Karin Baumgartner. „Constructing Paris: Flânerie, Female Spectatorship, and the Discourses of Fashion in Französische Miscellen (1803)“. Monatshete 100.3 (2008): S. 351-68. 11 Jost. Landschatsblick (wie Anm. 4). S. 17. 12 Helmina von Hastfer [Helmina von Chézy]. Leben und Kunst in Paris seit Napoleon dem Ersten. Weimar: Landes-Industrie-Comptoir, 1805/06. 60 Karin Baumgartner Oesterreich ob der Enns, Salzburg, die Gastein, die Kammergüter, Lilienfeld, Mariazell, St. Florian und die obere Steyermark. Von Helmina Wittwe von Chézy, geborne Freiin Klencke (1833).13 Beide Texte basieren auf früheren, populären Reisehandbüchern zur gleichen Gegend und wurden aus inanziellen Gründen geschrieben. 1816 schuldete sie ihrem Verleger Engelmann den Text zu Neue Auserlesene Schriten der Enkelin der Karschin, der erst 1817 erschien und trug ihre „Schuld“ durch Arbeit am Reisehandbuch ab. Sie beendete nur einen ersten Teil von 64 Seiten zur Schlossruine und zur Stadt Heidelberg; der Rest des Werks wurde von männlichen Mitarbeitern fertiggestellt.14 Es ist unklar, warum Engelmann die Herausgeberschat dieses populären Handbuchs Chézy übertrug, denn die frühere Version wurde vom berühmten Aloys Schreiber, Professor der Ästhetik an der Universität Heidelberg, herausgegeben.15 Da Schreiber Heidelberg 1813 verließ, um Archivar und Hohistoriograph am badischen Hof in Karlsruhe zu werden, ist zu vermuten, dass er Autragsarbeiten wie dieses Handbuch nicht länger inanziell benötigte. Mit der Übertragung der Herausgeberschat auf die Journalistin und Lyrikerin Chézy berücksichtigte Engelmann sicherlich den geänderten Publikumsgeschmack, der nach einer neuen Art von emotionalindividueller Reiseliteratur verlangte, und benutzte die Gelegenheit, die berühmte Enkelin der Karschin an sein Verlagshaus zu binden. Auch Norika erschien aus inanziellen Gründen: Chézy brauchte Geld, um nach dem Tod ihres Mannes nach Paris zu reisen und ihre Erbschatsangelegenheiten zu regeln.16 Zu diesem Zeitpunkt hatte sie jedoch bereits seit vier Jahren Texte zum Salzkammergut und dem österreichischen Hochland gesammelt und stellte nun ein lose organisiertes Reisehandbuch zusammen aus eigenen Beiträgen und Texten ihres ältesten Sohns Wilhelm. Während das Handbuch zu Heidelberg insgesamt der Apodemik verplichtet blieb 13 Das von Irmgard Scheitel Helmina zugeschriebene Rundgemälde von BadenBaden, seinen näheren und ferneren Umgebungen. Ein Taschenbuch für Kurgäste und Reisende (1835) wurde von Sohn Wilhelm von Chézy geschrieben. Scheitel. Gattung und Geschlecht (wie Anm. 5). S. 11. 14 Helmina von Chézy (Hg.). Gemälde von Heidelberg, Mannheim, Schwetzingen, dem Odenwalde und dem Neckarthale. Wegweiser für Reisende und Freunde dieser Gegenden. Heidelberg: Engelmann, 1816. S. viii; Helmina von Chézy. Unvergessenes. Denkwürdigkeiten aus dem Leben. 2 Bd. Leipzig: Brockhaus, 1858. Bd. 2, S. 172. 15 Aloys Schreiber. Heidelberg und seine Umgebungen, historisch und topographisch beschrieben. Heidelberg: Engelmann, 1811. 16 Chézy. Unvergessenes (wie Anm. 14). Bd. 2, S. 389. Das Reisehandbuch als weibliche Autragsarbeit im Vormärz 61 und sich vor allem an gebildete Männer wandte, versprach Norika einen viel moderneren, touristischen Ansatz, der Erlebnisberichte, Wandervorschläge, Hinweise auf Hotels, Restaurants, Wetter, nötige Kleidung und Proviant mischte. Gemeinsam ist beiden Handbüchern, dass sie den Reisenden als Fußwanderer oder Spaziergänger deinieren, der sich aus der Kutsche, dem fahrenden Wohnzimmer, entfernt und die Natur unmittelbar zu Fuß entdeckt. Die sachlich-wissenschatliche Sprache der früheren Handbücher wird durch eine emotional aufgeladene, subjektivierte Sprache ersetzt, und das erzählende Ich steht der Natur nicht gegenüber, sondern in ihr und lässt sie auf sich wirken. Das Standardwerk zur Tourismusforschung, Wolfgang Günters Handbuch für Studienreiseleiter, deiniert als den Anfangspunkt des modernen Tourismus die bürgerliche Bildungsreise und deren Verquickung mit dem nationalen Projekt im 19. Jahrhundert: Im Unterschied zur Forschungsreise sucht sie ihre Ziele zumeist im Umkreis der eigenen Kultur […]. Da sie sich in der Regel Orten zubewegt, die im Selbstverständnis eines bestimmten Kulturkreises als bedeutend und sehenswert gelten, bewegt sie sich auf die Geschichte zu, auf die in ihr vermittelten Monumente, Überreste und Schauplätze.17 Bereits in dieser Anfangsphase stehen dem reisenden Bürgertum Reisehandbücher zu verschiedenen Regionen Deutschlands zur Verfügung, die vor allem nationale Signiikanz haben, wie beispielsweise das Rheinland, das Neckartal und Heidelberg. Es sind Orte, wo der gebildete Bürger seine nationale Identität in der Auseinandersetzung mit der französisch-deutschen Geschichte bestätigt indet.18 So schrieb auch Aloys Schreiber sein erstes, erfolgreiches Reisehandbuch zur Rheinreise.19 Dieses Handbuch, wie auch 17 Wolfgang Günter. „Geschichte der Bildungsreise“. Handbuch für Studienreiseleiter. Pädagogischer, psychologischer und organisatorischer Leitfaden für Exkursionen und Studienreisen. Hg. Wolfgang Günter. Starnberg: Studienkreis für Tourismus, 1982. S. 7. 18 Peter Brenner. Der Reisebericht in der deutschen Literatur. Ein Forschungsüberblick als Vorstudie zu einer Gattungsgeschichte. (2. Sonderhet. Internationales Archiv für Sozialgeschichte der deutschen Literatur). Tübingen: Niemeyer, 1990. S. 340f. 19 Aloys Schreiber und F. L. Hofmeister. Anleitung den Rhein von Schahausen bis Holland, die Mosel von Coblenz bis Trier, die Bäder am Taunus, das Murgthal, 62 Karin Baumgartner sein Handbuch zu Heidelberg sind der Apodemik verplichtet – dem Reisen auf einen bestimmten Zweck hin, das den Reisenden zum nützlichen Staatsbürger erziehen soll.20 Während sich die Apodemik des 18. Jahrhunderts dem Studium des Menschen verschrieben hatte, wurde der Blick nun ausgeweitet auf die nationale Geschichte, aber auch Sachwissen zu Wirtschat, Geographie und Geologie wurden miteinbezogen. Insgesamt machten die Reisehandbücher des frühen 19. Jahrhunderts Anspruch auf Wissenschatlichkeit, wiesen eine klare Gliederung von konkreter Sachinformation auf und beinhalteten hervorragende Karten.21 Auch Gemälde von Heidelberg ist dem nationalen Projekt verplichtet. Das Werk richtet sich an den Fremden, der Heidelberg aus patriotischen Gründen besucht. Dieser Fremde wird jedoch als Deutscher iguriert, der die aufgelisteten nationalen Symbole – der Rhein, alt-deutsche Kunst, patriarchalische Sitten und Feudalismus – richtig erkennen und einordnen kann. Ein Besuch in Heidelberg hat so den Zweck, aus einem Bewohner (des geographischen) Deutschlands einen (National-) Deutschen zu machen, ihn zu sich selbst inden zu lassen und ihm so nationale Authentizität zu geben.22 Heidelberg fungiert in dieser Konstruktion als ein nationales Symbol, das in einen pseudo-religiösen Kontext eingebunden wird: „[Heidelberg] wird treu und innig den Fremdling zur Wallfahrt laden, wie ein Altarbild zur Andacht und Erhebung der Beschauer“.23 Das Nachwort des Verlegers und dessen Hinweise auf die mitarbeitenden, patriotisch gesinnten Historiker und Statistiker und das ausführliche Orts- und Sachregister verstärken den Eindruck einer auf das Nationale ausgerichteten Apodemik des gesamten Werks. Ruinen, vor allem die Heidelberger Schlossruine, nehmen einen zentralen Platz in diesem Reisehandbuch ein. Sie erlauben Chézy, eine deutsche Vergangenheit an die post-Napoleonische Gegenwart zu knüpfen und nationale Einheit als eine Traditionslinie darzustellen, die vom Frühmittelalter zur 1810 verstorbenen, nationalen Symboligur, Königin Luise, reicht.24 20 21 22 23 24 Neckarthal und den Odenwald zu bereisen: Mit einer Charte. Heidelberg: Engelmann, 1812. Das Buch war so erfolgreich, dass es ins Französische und Englische übersetzt wurde. Jost. Landschatsblick (wie Anm. 4). S. 127. Alex W. Hinrichsen. „Zur Entstehung des modernen Reiseführers“. Zur Sonne, zur Freiheit! Beiträge zur Tourismusgeschichte. Hg. Hasso Spode. Berlin: Verlag für universitäre Kommunikation, 1991. S. 21-32; hier S. 24. Chézy. Gemälde (wie Anm. 14). S. v. Chézy. Gemälde (wie Anm. 14). S. i. Chézy. Gemälde (wie Anm. 14). S. 18. Das Reisehandbuch als weibliche Autragsarbeit im Vormärz 63 Insbesondere die Schlossruine und deren Zerstörung durch französische Truppen im pfälzischen Erbfolgekrieg bietet Chézy die Gelegenheit, deutsche Identität zu beschwören. Insgesamt sind die von Chézy geschriebenen Seiten nicht nur ein „Wegweiser für Reisende und Freunde dieser Gegend“, sondern vielmehr ein Wegweiser zum nationalen Selbstverständnis. Gemälde von Heidelberg vollzieht jedoch den Schritt von der traditionellen Apodemik zur modernen Landschatsbetrachtung. Eine Zäsur geht mitten durch den Text: die von Chézy geschriebenen Teile vertreten eine moderne Sehweise, während der Rest des Buchs weiterhin der Apodemik verplichtet bleibt.25 Chézy weist in ihrem Vorwort auf diese doppelte Funktion des Werks hin. Als Zweck des Buches gibt sie an: „Was nun der Umkreis der benannten Landstriche in Kunst und Natur Liebliches und Anziehendes entfaltet, darauf will dies Büchlein aufmerksam machen, damit der Reisende seinen Zweck nicht verfehle“.26 Dieser Zweck ist jedoch eingebunden in die subjektive Sehweise der Autorin und ihre Relexionen zu Heimweh und Nostalgie. So signalisiert sie ihren Lesern, dass die Lektüre zwar nützliche Aspekte enthält, dem individuellen Leser aber auch zeigt, was er persönlich in Heidelberg sehen, erleben und vor allem empinden soll. In dieser Hinsicht beschreibt die Autorin das Handbuch nicht nur als nützlich, sondern als eine „Erquickung“ und bittet den Leser, „ihm die Gesinnung zuwenden zu wollen, mit der es ihm dargebracht wird“.27 Sie strukturiert so eine emotionale Kongruenz zwischen der Erzählerstimme und dem impliziten Leser, die sich drastisch unterscheidet von der distanzierten Beziehung zwischen Experten und Laien in früheren Reisehandbüchern. Gemälde von Heidelberg steht so an der Schwelle von objektiver zu subjektiver Wahrnehmung: anstatt mit der größten Sehenswürdigkeit, dem Heidelberger Schloss, beginnt Chézy ihre Ausführungen mit einer Beschreibung der Spazierwege rund um Heidelberg, die den Fremden auf Umwegen dem Schloss annähern: „[E]in unauhörlicher Wechsel von bedeutenden Gesichtspunkten beschätigt und beseelt mit jedem Augenblick aufs neue“.28 Der „einzige richtige“ Blick der Apodemik wird hier durch vielfache, subjektive Eindrücke ersetzt, denen sich der Reisende aussetzt. Chézy geht sogar 25 Siehe den Anfang des apodemischen Teils: „Heidelberg liegt unter dem 49o, 24' geographischer Breite, und 26 o, 18' 27'' der Länge, und dehnt sich auf der linken Seite des Neckars…“ Chézy. Gemälde (wie Anm. 14). S. 65. 26 Chézy. Gemälde (wie Anm. 14). S. viii. 27 Chézy. Gemälde (wie Anm. 14). S. v. 28 Chézy. Gemälde (wie Anm. 14). S. 3f. 64 Karin Baumgartner noch einen Schritt weiter: Das Verhältnis zwischen Wahrnehmungssubjekt und der Umgebung ist weder eine der Dominanz und Kontrolle (wie beispielsweise im Panorama) noch eine der Distanz (wie im Barock), sondern dem Konzept der „begehbaren Landschat“ verplichtet. Sie belebt die Landschat mit aktiven Verben, so dass das sehende Subjekt zum passiven Aufnahmeorgan wird: Skulpturen blicken aus Nischen heraus, das Elisabethhor lockt, ferne Täler schwimmen und dämmern dem Blick entgegen, die Aussieht entwickelt sich mit jedem Schritt, und eine alte Grotte erhebt sich aus dem Grün.29 Dies führt zu einem Austausch zwischen Fremdling und Landschat, der den Besucher heimisch werden lässt: „Das Friedliche des ganzen Eindrucks dringt wohlthuend in das Gemüth, das hier unwiderstehlich einheimisch wird, wie fern her auch der Fremdling gekommen“.30 Chézy vertritt hier also eine Sehweise, die die subjektive Erfahrung privilegiert. Damit steht dieses erste Reisehandbuch dem Reisebericht aber noch näher als dem modernen touristischen Reiseführer, den Peter Brenner als formal präformiert und inhaltlich normiert deiniert.31 Chézy lenkt den Blick ihrer Leser zwar auch auf Sehenswürdigkeiten; ihre ausschweifende Erzählweise erlaubt dem Touristen jedoch nicht, den Text als Reiseführer zu lesen, da jede normierende Wahrnehmung gleich wieder hinterfragt wird: „Der Karlsplatz. […] Jetzt ist dieser Platz wohl [Hervorhebung K.B.] einer der schönsten in Heidelberg“.32 Die beschriebene Landschat wird hier zum schöpferischen, geistigen Akt des Subjekts, der zwar vom Vorgefundenen angeregt wird, jedoch eine abgelöste Leistung des Betrachters darstellt.33 Somit bietet Chézy ihren Lesern die Möglichkeit eine präformierte als eine subjektive Wahrnehmung zu erfahren und sich auf individuelle Art und Weise mit dem Gesehenen auseinanderzusetzen. Das Resultat der editorischen Zusammenarbeit zwischen der Autorin, Engelmann und den verschiedenen anderen Mitarbeitern ist uneben wie der Rezensent der Jenaischen Allgemeinen Literatur-Zeitung anmerkte. Er kriti29 Chézy. Gemälde (wie Anm. 14). S. 5f. 30 Chézy. Gemälde (wie Anm. 14). S. 11. 31 Peter Brenner. „Die Erfahrung der Fremde. Zur Entwicklung einer Wahrnehmungsform in der Geschichte des Reiseberichts“. Der Reisebericht. Die Entwicklung einer Gattung in der deutschen Literatur. Hg. Peter J. Brenner. Frankfurt/M.: Suhrkamp, 1989. S. 14-49; hier S. 39. Zur Partikularität von Chézys Sehweise, siehe Baumgartner. „Constructing Paris“ (wie Anm. 10). S. 360f. 32 Chézy. Gemälde (wie Anm. 14). S. 67. 33 Jost, Landschatsblick (wie Anm. 4). S. 78f. Das Reisehandbuch als weibliche Autragsarbeit im Vormärz 65 sierte besonders den von Helmina geschriebenen Teil als zu poetisch und wenig wissenschatlich: Sie beschätigt unsere Einbildungskrat, und giebt ihr Spielraum, sich die reizendste Nacht-Landschat, die irgendeines Guido Pinsel auf Leinwand hingezaubert, denken zu können, und mit ihr die Einsamkeit seines Studierzimmers zu versüßen. Aber im Grunde lehrt sie uns nichts.34 Für den Rezensenten erfüllen nur die von den männlichen Mitarbeitern geschriebenen Teile den Anspruch des Werkes, einen „Wegweiser für Freunde dieser Gegend“ zu bieten.35 Der Rezensent unterwirt das ganze Buch einer veralteten Kongruenz von Sehen und Sprache und beschreibt die von Chézy geschriebenen Teile als Abweichung von dieser Norm. Er verweist diese ins Gebiet der (sentimentalen) Kunst und macht für die restlichen Teile des Buches die „objektive Realitätsabbildung“ geltend. Dem Rezensenten fehlt also noch jegliches Bewusstsein für den Reiseführer als literarisches Kunstprodukt, dessen Ziel es ist, Bilder in Worte zu verwandeln36, und so sieht er nur Deizite und nicht Bemühungen um eine Modernisierung der Gattung. In ihrem zweiten Reisehandbuch, Norika, treibt Chézy ihr theoretisches Konzept weiter. Das Handbuch beschreibt detailgetreu Wanderungen durch die Landschat („Auslug über die Grünau nach Stit Kremsmünster und Steyer“) und Sehenswürdigkeiten („Röthelbachhöhle“), analysiert aber auch die Ursachen der Verarmung der lokalen Bevölkerung („Ursachen der Verarmung“).37 Im Vergleich zu Johann Steiners Reisegefährten durch die Oesterreichische Schweiz 38, der zwar auch als Reiseführer gedacht war und auf den sich Chézy mehrfach bezieht, wählt Chézy nicht die historisch, geographisch, statistisch und „pitoreske“ Gliederung die Steiner seinem Werk unterlegt, sondern arrangiert ihr Handbuch nach Wanderungen und 34 „Ergänzungsblätter“. Jenaische Allgemeine Literatur-Zeitung 68 (1816): S. 155159; hier S. 155f. 35 „Ergänzungsblätter“ (wie Anm. 34). S. 156. 36 Jost. Landschatsblick (wie Anm. 4). S. 20. 37 Helmina von Chézy. Norika. Neues ausführliches Handbuch für Alpenwanderer und Reisende. München: Fleischmann, 1833. S. xx-xxi. 38 Johann Steiner. Der Reisegefährte durch die österreichische Schweitz oder das ob der ennsische Salzkammergut, in historisch, geographisch, statistisch, kammeralisch und pitoresker Ansicht. Ein Taschenbuch zur geselligen Begleitung in diesen Gegenden. Linz: J. Fink, 1820. 66 Karin Baumgartner Fußreisen durch die Gegend.39 Historische, geographische und statistische Angaben werden direkt in die relevanten Textstellen eingebaut, und der Leser, der wie der Rezensent oben an „nahrhatere Kost“ kommen will, muss der Erzählerstimme auf ihre Wanderungen folgen und die Geschichte der Gegend durch ihre Landschat kennen lernen. Die Beziehung zwischen Erzählerstimme und Leser ist eine der Freundschat und Intimität – das Verhältnis von ich und „Du“. Wie in Gemälde von Heidelberg ist der reisende Fremde ein Bildungsbürger, der die Landschat zwar nicht aus patriotischen Gründen bereist, sondern wegen ihrer Schönheit und ihrer archeologischen Funde. Wieder wird die Landschat subjektiv beschrieben, aber deutlicher als in Gemälde von Heidelberg verweist Chézy auf die notwendige interpretative und imaginative Leistung ihrer Leser: Es ist etwas Missliches um das Ausmalen in solchen Beschreibungen, ich vermeide es gerne, manchmal ich der Versuchung nicht immer widerstehen kann, wie hier gesehen. Man muß der Phantasie des Lesers etwas überlassen, um dem Reiz der Beschauung nicht vornherein alles Überraschende rauben. Darum sage ich Dir nichts mehr vom Gaisberg.40 Der subjektive Eindruck beim Lesen wird bestärkt durch den Gebrauch des Präsens, das dem Leser die Illusion gibt, das Neue gleichzeitig mit der Erzählerstimme zu entdecken. Wie in Gemälde von Heidelberg wird auch hier die touristische Reise als eine sinnliche Erfahrung beschrieben, die speziell durch die Fußreise ermöglicht wird. Diese erlaubt dem Reisenden, sich in der Landschat zu bewegen, Regen und Sonnenschein zu fühlen, und so die Landschat durch den eigenen Körper kennenzulernen. Norika kommt dem modernen Reiseführer am nächsten, wenn die Erzählerstimme eine bestimmte Route als die bessere empiehlt, vor schlechtem Essen oder überteuerten Gasthöfen warnt und dem Leser eine ausführliche Liste mit der zur Wanderung nötigen Ausrüstung gibt: Steigeisen, Alpenstock, Flanell-Brusttuch, Wundschuh sind nothwendig und der Hut mit breiter Krempe muß Bänder unterm Kinn […] haben […]. Ein Fernrohr und ein kleines Päckchen mit seiner Wäsche, weil diese leicht zu tragen und schnell zu trocknen, […] empfehl ich dringend dem Wanderer, […] 39 Martha Khil. „Johann Baptist Steiner. Der Verfassser des ‚Reisegefährten durch die Oesterreichische Schweitz‘“. Oberösterreichische Heimatblätter 6.4 (1952): S. 578-587; hier S. 586. 40 Chézy. Norika (wie Anm. 37). S. 42f. Das Reisehandbuch als weibliche Autragsarbeit im Vormärz 67 indem ich ihm den Leitfaden durch die Felsenlabyrinthe des schönen Landes sorglich um die Hand winde.41 Solche pragmatischen und detailgetreuen Angaben machen Norika zum Typus des Reiseführers im Stil des Baedekers. Gleichzeitig unterscheidet sich Norika aber fundamental vom typischen Baedeker durch Chézys politische Stellungnahme und ihren Verweis auf die Zensur, der sich das Werk unterziehen musste. Norika ist der Kaiserin Carolina Augusta von Österreich gewidmet, ein Hinweis darauf, dass das Salzkammergut seit dem 16. Jahrhundert unter besonderer und direkter Verwaltung der Habsburger stand.42 Die Region war aufgrund der reichen Salz- und Erzvorkommen eine alte Handelsregion, deren Wohlstand vor allem dem Adel und dem Bürgertum zugute kam. 1819 wurde das erste Solebad eingerichtet und die Gegend wurde touristisch erschlossen.43 Trotz der Salz- und Erzvorkommen war der größte Teil der Bevölkerung aber arm, denn die Habsburger Regierung hatte es versäumt, eine verkehrstechnische Infrastruktur in diesem bergigen Gebiet anzulegen, so dass das Hochland nur zögernd dem Tourismus erschlossen werden konnte. Zahlreiche Hungersnöte waren die Folge. In ihren Memoiren erinnert sich Chézy: „Die Bergleute sahen bleich und abgezehrt aus“ und bestanden „beinah nur [aus] Haut und Knochen.“44 Sie kritisiert die politische Apathie der Kaiserin, die Schutzherrin des Salzkammerguts war, und das durch und durch korrupte Regime der Habsburger.45 In den Zeilen des Reisehandbuchs thematisiert Chézy wiederholt die Misswirtschat der Habsburger und weist in ihrem Schlusswort darauf hin, dass sie Norika geschrieben habe, um die Gegend dem Tourismus zu öfnen, d.h. zur wirtschatlichen Entwicklung beizutragen.46 Gleichzeitig nimmt Chézy die soziale Verantwortung der Schreibenden wahr – eine weitere Modernisierung der Gattung – und weist auf die wachsende Macht der Presse hin, soziale Missstände öfentlich zu machen und dadurch Veränderungen zu erzielen.47 41 Chézy. Norika (wie Anm. 37). S. 48. 42 Wolfgang Hackl. Eingeborene im Paradies. Die literarische Wahrnehmng des alpinen Tourismus im 19. und 20. Jahrhundert. Tübingen: Niemeyer, 2004. S. 45. 43 Hackl. Eingeborene (wie Anm. 42). S. 45. 44 Chézy. Unvergessenes (wie Anm. 14). Bd. 2, S. 281 45 Chézy. Unvergessenes (wie Anm. 14). Bd. 2, S. 275 46 Chézy. Norika (wie Anm. 37). S. 277. 47 „Ich hielt uns Dichter für berufen, den Nothschrei zu erheben, da wir es im Liede können“. Chézy. Unvergessenes (wie Anm. 13). S. 286. 68 Karin Baumgartner In den von Chézy geschriebenen Reisehandbüchern lässt sich die Entwicklung dieser literarischen Gattung im Vormärz nachvollziehen. Weder Gemälde von Heidelberg noch Norika sind Reiseberichte im traditionellen Sinn. Vielmehr handelt es sich um professionelle Autragsarbeiten, die einem gebildeten Publikum die touristische Reise nach Heidelberg und ins Salzkammergut ermöglichen sollen. Beide Reisehandbücher sind kommerziell ausgerichtet und auf den Publikumsgeschmack der Zeit zugeschnitten. Chézy modernisiert diese Gattung radikal, indem sie die Apodemik durch die moderne, subjektive Reiseerfahrung ersetzt und so dem touristisch Reisenden erlaubt, eine präformierte Erfahrung als eine individuelle zu erleben. Mit ihren Reisehandbüchern trägt Chézy aber auch zu einer sich verschnellenden Demokratisierung der Reiseerfahrung bei, die in der Literatur stattindet. Durch die Literatur können Reiseerlebnisse nämlich dupliziert und demokratisiert werden, da jedes Mitglied einer Leihbibliothek durch die Lektüre eines Reisenhandbuchs an einem Stadtspaziergang durch Heidelberg teilnehmen und sich so die nötigen (nationalen) Kenntnisse aneignen kann, wie Chézy richtig erkennt: Im Worte liegt die reichste Schöpferkrat des menschlichen Geistes, da Töne, Farbe und Licht in ihm enthalten sind. Das Wort dringt überall hin, dem Gemälde ist nur eine Stelle beschieden, die Musik will ausgeführt seyn, das Wort ist in sich selbst vollendet.48 Die beiden hier vorgestellten Reisehandbücher Chézys zeigen deutlich, dass die Entwicklung des Reiseführers im frühen 19. Jahrhundert nicht in Isolation erfolgte, sondern Teil einer breiten und vielschichtigen literarischen Entwicklung war, an der auch Schritstellerinnen Anteil hatten. 48 Chézy. Gemälde (wie Anm. 14). S. iv. Inhalt I. Schwerpunktthema: Reiseliteratur des Vormärz Christina Ujma (Berlin) Wege in die Moderne Reiseliteratur von Schritstellerinnen und Schritstellern des Vormärz 13 I. Revolutionierung des Reisens Christoph Schmitt-Maaß (Halle/S.) „Nach der Freiheit Paradiesen / Nehmen wir den raschen Zug“ (Lenau) Dialektik der Bahnreise im Dienste von Freiheit, Demokratie und Militärstrategie – Wahrnehmungen durch und Auswirkungen auf die Poetologie der Vormärz-Literatur ..................................................... 31 Jenny Warnecke (Freiburg) Die Eisenbahn: eine zugkrätige Metapher der Revolution von 1848 in Louise Astons Roman Revolution und Contrerevolution (1849) .......... 45 II. Reisen, Leben, Schreiben Karin Baumgartner (Salt Lake City) Das Reisehandbuch als weibliche Autragsarbeit im Vormärz: Helmina von Chézys Gemälde von Heidelberg (1816) und Norika (1833) ............................................................................................ 57 Beate Borowka-Clausberg (Hamburg) „Ich reise um zu leben.“ Ida Gräin Hahn-Hahns literarisierte Lebensfahrt mit Kalesche und Eisenbahn ................................................................................................... 69 Ulrike Stamm (Berlin) herese von Bacheracht: Eine Reisende des Vormärz zwischen Engagement und Sentiment .......................................................... 81 Christiane Schönfeld (Galway) Malwida von Meysenbug’s Journey into Nachmärz Political and Personal Emancipation in Eine Reise nach Ostende (1849) 93 III. Frankreichreisen zwischen Kunstsalon und Lebenskunst Friderike Kitschen (Paris) „Chiaroscur-Gemählde“ Berichte deutscher Reisender aus dem Pariser Kunstleben 1830-1854 105 François Melis (Berlin) Friedrich Engels’ Fußwanderung von Paris nach Bern im Herbst 1848 119 IV. Zwischen Irritation und Bewunderung – Englandreisen im Vor- und Nachmärz Hans J. Hahn (Oxford) Johanna Schopenhauers ‚Englandkunde‘ .................................................... 135 Elisa Müller-Adams (Sheield/Trier) „Das gigantische England und meine kleine Feder“. Gender und Nation in Englandreiseberichten von Fanny Lewald und Emma Niendorf ...................................................... 147 V. Zwischen Irritation und Herablassung, Reisende Engländer im Deutschland des Vormärz Barbara Wagner (Baden-Baden) Nach der Grand Tour Reisende Briten im literarischen Fokus ........................................................ 159 Margaret A. Rose (Cambridge) he Flâneur and the Revolutions of 1848 .................................................... 171 VI. Italien – Das Land der Inspiration Hans-Günter Klein (Berlin) Fanny Hensel in Rom Erlebnisse der Selbstindung, des Aufbruchs und der Befreiung aus gesellschatlichen Fesseln ................................................ 183 Karin Wozonig (Wien) Betty Paolis Reise nach Venedig im Jahr 1846 ............................................ 193 VII. Orientalismus und Unterwicklung – Reise an die Ränder Europas Lars Lambrecht (Hamburg) Karl Nauwerck in Sizilien Eine Edition zweier früher sozialkritischer Bildungsberichte .................. 205 Eoin Bourke (Galway) England’s Backyard – Vormärz Travel Writers on the Irish Question 217 Monika Straňáková (Nitra/Osnabrück) „Es ist hier vieles ganz anders, als man bei uns glaubt…“ Fanny Tarnows Reise nach St. Petersburg .................................................... 229 Ulrike Brisson (Worcester) Ida Hahn-Hahns Orientbild zwischen Vorstellung und Wirklichkeit 243 Sylvia Peuckert (Frankfurt/M.) Vom Vor- in den Nachmärz: Albert Dulks Ägyptenreise ......................... 255 VII. Ausklang Christina Ujma (Berlin) / Rotraud Fischer (Darmstadt) Salon statt Revolution – Exilsalons des Nachmärz .................................... 271 II. Rezensionen Erdmut Jost: Landschatsblick und Landschatsbild. Wahrnehmung und Ästhetik im Reisebericht 1780-1820. Sophie von La Roche – Friederike Brun – Johanna Schopenhauer ∙ Irmgard Egger: Italienische Reisen. Wahrnehmung und Literarisierung von Goethe bis Brinkmann∙ Guntram Zürn: Reisebeschreibungen Italiens und Frankreichs im Morgenblatt für gebildete Stände (1830-1850) ∙ Flucht ins Land der Schönheit: Briefwechsel zwischen Georg Gottfried Gervinus und Karl Hegel auf ihrem Weg aus den politischen Konlikten des deutschen Vormärz nach Italien – und zurück (18371839)∙ Brigitte von Schönfels: Das Erlebte ist immer das Selbsterlebte. Das Reisefeuilleton in deutschen Zeitungen zwischen der Revolution von 1848 und der Reichseinigung (von Christina Ujma) ........................ 287 Caroline Bland/Elisa Müller-Adams (Hgg.): Schwellenüberschreitungen. Politik in der Literatur von deutschsprachigen Frauen 1780-1918 ∙ Caroline Bland/Elisa Müller-Adams (Hgg.): Frauen in der literarischen Öfentlichkeit 1780-1918 (von Gabriele Schneider) .......... 293 Wolfram Siemann, Christof Müller-Wirth (Hg.): Deutsche Tribüne (1831-1832) (von Bernhard Walcher) ......................... 299 Bernd Füllner/Karin Füllner (Hgg.): Von Sommerträumen und Wintermärchen. Versepen im Vormärz (von Claude Conter) .................. 303 Sebastian Böhmer: Fingierte Authentizität. Literarische Welt- und Selbstdarstellung im Werk des Fürsten Pückler-Muskau am Beispiel seines „Südöstlichen Bildersaals“ ∙ Ulf Jacob: „Ich möchte manchmal ganz sehnlich, ich wäre todt.“ Andeutungen über das Melancholische in Hermann Fürst von Pückler-Muskaus Persönlichkeit und künstlerischem Werk ∙ Ulf Jacob: Pückler-Diskurs im Werden. Neue Veröfentlichungen über Hermann Fürst von Pückler-Muskau (von Inge Rippmann) ........................................................................................ 312 Alexander Ritter (Hg.): Charles Sealsield im Schweizer Exil 1831-1864. Republikanisches Refugium und internationale Literatenkarriere (von Barbara Turmfart) ................................................... 315 Christoph Hendel: Zwischen der ‚manus mortua der Aristokratie‘ und dem ‚todten Meere des Bürgerthums‘. Zum ideologischen System in den Erzähltexten Charles Sealsields (von Wynrid Kriegleder) .......... 317 Ludwig Rellstab: Henriette, oder die schöne Sängerin. Eine Geschichte unserer Tage (von Maria Porrmann) .............................. 322 „Partei, Partei, wer sollte sie nicht nehmen…“. Texte rheinischer und westfälischer Autoren in Vormärz und Revolution (von Olaf Briese) .... 328 Andreas Nolte: „Ich bin krank wie ein Hund, arbeite wie ein Pferd, und bin arm wie eine Kirchenmaus“. Heinrich Heines sprichwörtliche Sprache (von Guntram Zürn) ........................................................................ 331 Eckart Kleßmann: Universitätsmamsellen. Fünf aufgeklärte Frauen zwischen Rokoko, Revolution und Romantik (von Mechthilde Vahsen) 334 Claudia Hauser: Politiken des Wahnsinns. Weibliche Psychopathologie in Texten deutscher Autorinnen zwischen Spätauklärung und Fin de siècle (von Hiram Kümper) ................................................................. 336 III. Mitteilungen Personalia ............................................................................................................ 341 Bericht des Vorsitzenden 2007/2008 ........................................................... 343 Aufruf zur Mitarbeit ......................................................................................... 347