Sonderdruck aus:
FVF
Forum Vormärz Forschung
Jahrbuch 2008
14. Jahrgang
Wege in die Moderne
Reiseliteratur von
Schritstellerinnen und Schritstellern
des Vormärz
herausgegeben von
Christina Ujma
AISTHESIS VERLAG
Karin Baumgartner (Salt Lake City)
Das Reisehandbuch als weibliche Autragsarbeit im Vormärz:
Helmina von Chézys Gemälde von Heidelberg (1816) und
Norika (1833)
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts teilt sich die Reiseliteratur in zwei Gattungen. Zum einen werden Reiseberichte veröfentlicht, die von Reisen in
nahe und ferne Länder berichten. Gleichzeitig entsteht jetzt der Reiseführer, dessen Inhalt die zuküntige Reise des Lesers ist. Im Gegensatz zum Reisebericht konstruiert diese Gattung einen Katalog von Sehenswertem und
lädt den Leser zur Identiikation mit dem auktorialen Erzähler ein.1 Dieser
Strang kulminiert 1839 im ersten Reisehandbuch zum Rheinland, das von
Karl Baedeker herausgegeben wird und im zunehmenden Massentourismus,
der in der zweiten Hälte des 19. Jahrhunderts entsteht.2
Diese Schnittstelle zu Beginn des 19. Jahrhunderts ist bisher von der Forschung kaum beachtet worden, welche sich vor allem auf Literatur konzentriert, die von Reisen in die Ferne erzählt und für die Zeit des Biedermeier und
des Vormärz insbesondere den kompensatorischen Aspekt dieser Literatur
herausarbeitet.3 Neuere, produktive Ansätze setzen sich mit der Reiseliteratur
von Frauen auseinander und fragen, ob es beispielsweise eine weibliche Gattung der Reiseliteratur gibt, wie Frauen das Reisen literarisch und theoretisch
verwerten4, und durch welche technologischen Neuerungen das touristische
1
2
3
4
Rudy Koshar. German Travel Cultures. Oxford: Berg, 2000. S. 15.
Es gibt natürlich bereits frühere Versionen des Stadtführers, vor allem für
Großstädte wie Paris und London; z.B. London and Its Environs Described.
Containing an Account of Whatever is Most Remarkable for Grandeur, Elegance,
Curiosity or Use…Decorated and Illustrated. 6 Bd. London: R. and J. Dodsley,
1961 und Louis-Sébastien Mercier. Tableau de Paris. Nouvelle édition corrigée &
augmentée. 12 Bd. Amsterdam: Printed for the author, 1783-88.
Wulf Wülling. „Reiseliteratur und Realitäten im Vormärz. Vorüberlegungen
zu Schemata und Wirklichkeitsindung im frühen 19. Jahrhundert“. Reise und
soziale Realität am Ende des 18. Jahrhunderts. Hg. Wolfgang Griep/Hans-Wolf
Jäger. Winter: Heidelberg, 1983. S 371-394; hier 371.
Erdmut Jost argumentiert, dass die Reiseliteratur Frauen die Möglichkeit bot,
das heorieverbot der Zeit zu umgehen und durch die Gattung eigene theoretische Konzepte zu entwickeln. Erdmut Jost. Landschatsblick und Land-
58
Karin Baumgartner
Reisen für Frauen überhaupt möglich wurde.5 Im Gegensatz dazu wird die
Geschichte und die Gattung des Reiseführers vor allem im Forschungsfeld
‚Tourismus‘ erarbeitet, welches sich auf das späte 19. Jahrhundert und auf das
20. Jahrhundert bezieht – also auf den Massentourismus.6 Die Frühformen
des Reiseführers, besonders Reisehandbücher aus weiblicher Feder, sind bislang jedoch kaum erforscht worden.7
Dieser Aufsatz leistet einen Beitrag zur Erforschung des Reisehandbuchs
von weiblichen Autorinnen. Speziisch beziehe ich mich auf das Werk von
Helmina von Chézy, die zwischen 1816 und 1833 zwei Reisehandbücher
herausgab. Zur Diskussion steht hier die hese von Irmgard Scheitler, die
sagt, dass Reiseliteratur von Frauen das weibliche Schreiben thematisiert
und als ein autobiographisches Dokument mit hohem Authentizitätsanspruch gelesen werden muss.8 Die Reisehandbücher Chézys widerlegen eine
solche hese jedoch, da es sich bei diesen um Autragsarbeiten handelt, die
vor allem aus inanziellen Gründen geschrieben wurden und die Autorin als
professionelle Schritstellerin zeigen. Die subjektiven Erfahrungen, die in
Chézys Reisehandbüchern prominent verarbeitet werden, haben nicht die
Aufgabe das eigene weibliche Schreiben zu thematisieren, sondern erlauben
dem Leser eine authentisch-individuelle Reiseerfahrung durch die Identiikation mit der Erzählerstimme. Die Reisehandbücher Chézys lehren den
Leser, eine präformierte als eine subjektive Erfahrung zu erleben und tragen
damit zu einer radikalen Abwendung der Gattung von der Apodemik – und
zu deren Modernisierung – bei.
Helmina von Chézy (1783-1856) war bereits eine angesehene Autorin
als ihr das Verlagshaus Engelmann das Reisehandbuch zu Heidelberg als
5
6
7
8
schatsbild. Wahrnehmung und Ästhetik im Reisebericht 1780-1820. Freiburg:
Rombach, 2005. S. 18.
Siehe Irmgard Scheitler. Gattung und Geschlecht: Reisebeschreibungen deutscher
Frauen 1780-1850. Tübingen: Niemeyer, 1999; Annegret Pelz. Reisen durch die
eigene Fremde. Reieliteratur von Frauen als autogeographische Schriten. Köln:
Böhlau, 1993; Tamara Felden. Frauen reisen: zur literarischen Repräsentation
weiblicher Geschlechterrollenerfahrung im 19. Jahrhundert. New York: Lang,
1993.
Koshar. German Travel Cultures (wie Anm. 1). S. 15.
Ich deiniere das Reisehandbuch als eine speziische Gattung der Reiseliteratur,
das dem zuküntig Reisenden relevante Information zum Zielort auf eine übersichtliche Weise präsentiert.
Scheitler. Gattung und Geschlecht (wie Anm. 5). S. 245.
Das Reisehandbuch als weibliche Autragsarbeit im Vormärz
59
Autragsarbeit anbot. Als Enkelin der „deutschen Sappho“, Anna Louisa
Karsch, hatte sie bereits mit zwanzig Jahren ersten Ruhm als Herausgeberin
von Cottas Journal Französische Miscellen (1803) erzielt. Von 1801 bis 1810
lebte sie in Paris, zuerst als Plegetochter von Madame de Genlis, danach
zusammen mit Friedrich und Dorothea Schlegel, später als Ehefrau von
Antoine-Léonard de Chézy, dem berühmten Orientalisten. Im September
1810 zog sie mit ihren beiden Söhnen nach Heidelberg, wo sie als alleinerziehende Mutter und professionelle Schritstellerin lebte. Weitere Stationen ihres Lebens waren Frankfurt/M., Darmstadt, Köln, Namur, Berlin,
Dresden, Wien (und Oberösterreich), München und Genf, wo sie 1856
starb. Chézys Leben war gezeichnet durch eine außerordentliche geographische Mobilität mit einer gleichzeitigen Verweigerung der häuslichen Rolle,
was zu ihrem schlechten Ruf beitrug.9
Als Herausgeberin der Französische[n] Miscellen veröfentlichte sie bereits
1803 Reiseberichte aus Paris. Ein dreiteiliger Aufsatz („Einen Tag in Paris
verleben“, „Der zweite Tag in Paris“, „Der dritte Tag in Paris“) beschrieb Paris
als moderne Metropole und lehrte die Daheimgebliebenen, wie die moderne
Stadt zu sehen sei.10 Chézys Artikelreihe gehörte somit zu einer neuen Art
Reisebeschreibung, die als „Schule des Sehens“ fungierte.11 1805 und 1806
gab sie das zweibändige Werk Leben und Kunst in Paris seit Napoleon dem
Ersten heraus, das sowohl Reisebeschreibungen aus Paris, als auch Kunstbetrachtungen und Übersetzungen enthält und die Arbeit ihres Mannes
popularisierte.12
Die beiden hier zur Diskussion stehenden Texte sind Gemälde von Heidelberg, Mannheim, Schwetzingen, dem Odenwalde und dem Neckarthale.
Wegweiser für Reisende und Freunde dieser Gegenden, herausgegeben von
Helmina von Chézy, geb. von Klenck (1816) und Norika. Neues ausführliches Handbuch für Alpenwanderer und Reisende durch das Hochland in
9
Karin Baumgartner. „Wanderer between the Worlds, Wanderer between the
Words: Crossing Borders as Aesthetic Approach in the Works of Helmina von
Chézy (1783-1856)“. Schwellenueberschreitungen. Politik in der Literatur von
Frauen, 1780-1919. Hg. Caroline Bland/Elisa Müller-Adams. Bielefeld: Aisthesis, 2007. S. 209-226.
10 Karin Baumgartner. „Constructing Paris: Flânerie, Female Spectatorship, and
the Discourses of Fashion in Französische Miscellen (1803)“. Monatshete 100.3
(2008): S. 351-68.
11 Jost. Landschatsblick (wie Anm. 4). S. 17.
12 Helmina von Hastfer [Helmina von Chézy]. Leben und Kunst in Paris seit
Napoleon dem Ersten. Weimar: Landes-Industrie-Comptoir, 1805/06.
60
Karin Baumgartner
Oesterreich ob der Enns, Salzburg, die Gastein, die Kammergüter, Lilienfeld,
Mariazell, St. Florian und die obere Steyermark. Von Helmina Wittwe von
Chézy, geborne Freiin Klencke (1833).13 Beide Texte basieren auf früheren,
populären Reisehandbüchern zur gleichen Gegend und wurden aus inanziellen Gründen geschrieben. 1816 schuldete sie ihrem Verleger Engelmann
den Text zu Neue Auserlesene Schriten der Enkelin der Karschin, der erst
1817 erschien und trug ihre „Schuld“ durch Arbeit am Reisehandbuch ab.
Sie beendete nur einen ersten Teil von 64 Seiten zur Schlossruine und zur
Stadt Heidelberg; der Rest des Werks wurde von männlichen Mitarbeitern
fertiggestellt.14 Es ist unklar, warum Engelmann die Herausgeberschat dieses populären Handbuchs Chézy übertrug, denn die frühere Version wurde
vom berühmten Aloys Schreiber, Professor der Ästhetik an der Universität
Heidelberg, herausgegeben.15 Da Schreiber Heidelberg 1813 verließ, um
Archivar und Hohistoriograph am badischen Hof in Karlsruhe zu werden,
ist zu vermuten, dass er Autragsarbeiten wie dieses Handbuch nicht länger
inanziell benötigte. Mit der Übertragung der Herausgeberschat auf die
Journalistin und Lyrikerin Chézy berücksichtigte Engelmann sicherlich den
geänderten Publikumsgeschmack, der nach einer neuen Art von emotionalindividueller Reiseliteratur verlangte, und benutzte die Gelegenheit, die
berühmte Enkelin der Karschin an sein Verlagshaus zu binden.
Auch Norika erschien aus inanziellen Gründen: Chézy brauchte Geld,
um nach dem Tod ihres Mannes nach Paris zu reisen und ihre Erbschatsangelegenheiten zu regeln.16 Zu diesem Zeitpunkt hatte sie jedoch bereits seit
vier Jahren Texte zum Salzkammergut und dem österreichischen Hochland
gesammelt und stellte nun ein lose organisiertes Reisehandbuch zusammen
aus eigenen Beiträgen und Texten ihres ältesten Sohns Wilhelm. Während
das Handbuch zu Heidelberg insgesamt der Apodemik verplichtet blieb
13 Das von Irmgard Scheitel Helmina zugeschriebene Rundgemälde von BadenBaden, seinen näheren und ferneren Umgebungen. Ein Taschenbuch für Kurgäste
und Reisende (1835) wurde von Sohn Wilhelm von Chézy geschrieben. Scheitel. Gattung und Geschlecht (wie Anm. 5). S. 11.
14 Helmina von Chézy (Hg.). Gemälde von Heidelberg, Mannheim, Schwetzingen, dem Odenwalde und dem Neckarthale. Wegweiser für Reisende und Freunde
dieser Gegenden. Heidelberg: Engelmann, 1816. S. viii; Helmina von Chézy.
Unvergessenes. Denkwürdigkeiten aus dem Leben. 2 Bd. Leipzig: Brockhaus,
1858. Bd. 2, S. 172.
15 Aloys Schreiber. Heidelberg und seine Umgebungen, historisch und topographisch
beschrieben. Heidelberg: Engelmann, 1811.
16 Chézy. Unvergessenes (wie Anm. 14). Bd. 2, S. 389.
Das Reisehandbuch als weibliche Autragsarbeit im Vormärz
61
und sich vor allem an gebildete Männer wandte, versprach Norika einen viel
moderneren, touristischen Ansatz, der Erlebnisberichte, Wandervorschläge,
Hinweise auf Hotels, Restaurants, Wetter, nötige Kleidung und Proviant
mischte. Gemeinsam ist beiden Handbüchern, dass sie den Reisenden als
Fußwanderer oder Spaziergänger deinieren, der sich aus der Kutsche, dem
fahrenden Wohnzimmer, entfernt und die Natur unmittelbar zu Fuß entdeckt. Die sachlich-wissenschatliche Sprache der früheren Handbücher
wird durch eine emotional aufgeladene, subjektivierte Sprache ersetzt, und
das erzählende Ich steht der Natur nicht gegenüber, sondern in ihr und lässt
sie auf sich wirken.
Das Standardwerk zur Tourismusforschung, Wolfgang Günters Handbuch
für Studienreiseleiter, deiniert als den Anfangspunkt des modernen Tourismus die bürgerliche Bildungsreise und deren Verquickung mit dem nationalen Projekt im 19. Jahrhundert:
Im Unterschied zur Forschungsreise sucht sie ihre Ziele zumeist im Umkreis
der eigenen Kultur […]. Da sie sich in der Regel Orten zubewegt, die im
Selbstverständnis eines bestimmten Kulturkreises als bedeutend und sehenswert gelten, bewegt sie sich auf die Geschichte zu, auf die in ihr vermittelten
Monumente, Überreste und Schauplätze.17
Bereits in dieser Anfangsphase stehen dem reisenden Bürgertum Reisehandbücher zu verschiedenen Regionen Deutschlands zur Verfügung, die
vor allem nationale Signiikanz haben, wie beispielsweise das Rheinland,
das Neckartal und Heidelberg. Es sind Orte, wo der gebildete Bürger seine
nationale Identität in der Auseinandersetzung mit der französisch-deutschen
Geschichte bestätigt indet.18 So schrieb auch Aloys Schreiber sein erstes,
erfolgreiches Reisehandbuch zur Rheinreise.19 Dieses Handbuch, wie auch
17 Wolfgang Günter. „Geschichte der Bildungsreise“. Handbuch für Studienreiseleiter. Pädagogischer, psychologischer und organisatorischer Leitfaden für Exkursionen und Studienreisen. Hg. Wolfgang Günter. Starnberg: Studienkreis für
Tourismus, 1982. S. 7.
18 Peter Brenner. Der Reisebericht in der deutschen Literatur. Ein Forschungsüberblick als Vorstudie zu einer Gattungsgeschichte. (2. Sonderhet. Internationales
Archiv für Sozialgeschichte der deutschen Literatur). Tübingen: Niemeyer,
1990. S. 340f.
19 Aloys Schreiber und F. L. Hofmeister. Anleitung den Rhein von Schahausen bis
Holland, die Mosel von Coblenz bis Trier, die Bäder am Taunus, das Murgthal,
62
Karin Baumgartner
sein Handbuch zu Heidelberg sind der Apodemik verplichtet – dem Reisen
auf einen bestimmten Zweck hin, das den Reisenden zum nützlichen Staatsbürger erziehen soll.20 Während sich die Apodemik des 18. Jahrhunderts
dem Studium des Menschen verschrieben hatte, wurde der Blick nun ausgeweitet auf die nationale Geschichte, aber auch Sachwissen zu Wirtschat,
Geographie und Geologie wurden miteinbezogen. Insgesamt machten die
Reisehandbücher des frühen 19. Jahrhunderts Anspruch auf Wissenschatlichkeit, wiesen eine klare Gliederung von konkreter Sachinformation auf
und beinhalteten hervorragende Karten.21
Auch Gemälde von Heidelberg ist dem nationalen Projekt verplichtet.
Das Werk richtet sich an den Fremden, der Heidelberg aus patriotischen
Gründen besucht. Dieser Fremde wird jedoch als Deutscher iguriert, der
die aufgelisteten nationalen Symbole – der Rhein, alt-deutsche Kunst, patriarchalische Sitten und Feudalismus – richtig erkennen und einordnen kann.
Ein Besuch in Heidelberg hat so den Zweck, aus einem Bewohner (des geographischen) Deutschlands einen (National-) Deutschen zu machen, ihn zu
sich selbst inden zu lassen und ihm so nationale Authentizität zu geben.22
Heidelberg fungiert in dieser Konstruktion als ein nationales Symbol, das in
einen pseudo-religiösen Kontext eingebunden wird: „[Heidelberg] wird treu
und innig den Fremdling zur Wallfahrt laden, wie ein Altarbild zur Andacht
und Erhebung der Beschauer“.23 Das Nachwort des Verlegers und dessen
Hinweise auf die mitarbeitenden, patriotisch gesinnten Historiker und Statistiker und das ausführliche Orts- und Sachregister verstärken den Eindruck
einer auf das Nationale ausgerichteten Apodemik des gesamten Werks.
Ruinen, vor allem die Heidelberger Schlossruine, nehmen einen zentralen Platz in diesem Reisehandbuch ein. Sie erlauben Chézy, eine deutsche
Vergangenheit an die post-Napoleonische Gegenwart zu knüpfen und nationale Einheit als eine Traditionslinie darzustellen, die vom Frühmittelalter
zur 1810 verstorbenen, nationalen Symboligur, Königin Luise, reicht.24
20
21
22
23
24
Neckarthal und den Odenwald zu bereisen: Mit einer Charte. Heidelberg: Engelmann, 1812. Das Buch war so erfolgreich, dass es ins Französische und Englische übersetzt wurde.
Jost. Landschatsblick (wie Anm. 4). S. 127.
Alex W. Hinrichsen. „Zur Entstehung des modernen Reiseführers“. Zur Sonne,
zur Freiheit! Beiträge zur Tourismusgeschichte. Hg. Hasso Spode. Berlin: Verlag
für universitäre Kommunikation, 1991. S. 21-32; hier S. 24.
Chézy. Gemälde (wie Anm. 14). S. v.
Chézy. Gemälde (wie Anm. 14). S. i.
Chézy. Gemälde (wie Anm. 14). S. 18.
Das Reisehandbuch als weibliche Autragsarbeit im Vormärz
63
Insbesondere die Schlossruine und deren Zerstörung durch französische
Truppen im pfälzischen Erbfolgekrieg bietet Chézy die Gelegenheit, deutsche Identität zu beschwören. Insgesamt sind die von Chézy geschriebenen
Seiten nicht nur ein „Wegweiser für Reisende und Freunde dieser Gegend“,
sondern vielmehr ein Wegweiser zum nationalen Selbstverständnis.
Gemälde von Heidelberg vollzieht jedoch den Schritt von der traditionellen Apodemik zur modernen Landschatsbetrachtung. Eine Zäsur geht
mitten durch den Text: die von Chézy geschriebenen Teile vertreten eine
moderne Sehweise, während der Rest des Buchs weiterhin der Apodemik
verplichtet bleibt.25 Chézy weist in ihrem Vorwort auf diese doppelte Funktion des Werks hin. Als Zweck des Buches gibt sie an: „Was nun der Umkreis
der benannten Landstriche in Kunst und Natur Liebliches und Anziehendes
entfaltet, darauf will dies Büchlein aufmerksam machen, damit der Reisende
seinen Zweck nicht verfehle“.26 Dieser Zweck ist jedoch eingebunden in die
subjektive Sehweise der Autorin und ihre Relexionen zu Heimweh und
Nostalgie. So signalisiert sie ihren Lesern, dass die Lektüre zwar nützliche
Aspekte enthält, dem individuellen Leser aber auch zeigt, was er persönlich
in Heidelberg sehen, erleben und vor allem empinden soll. In dieser Hinsicht beschreibt die Autorin das Handbuch nicht nur als nützlich, sondern
als eine „Erquickung“ und bittet den Leser, „ihm die Gesinnung zuwenden
zu wollen, mit der es ihm dargebracht wird“.27 Sie strukturiert so eine emotionale Kongruenz zwischen der Erzählerstimme und dem impliziten Leser,
die sich drastisch unterscheidet von der distanzierten Beziehung zwischen
Experten und Laien in früheren Reisehandbüchern.
Gemälde von Heidelberg steht so an der Schwelle von objektiver zu subjektiver Wahrnehmung: anstatt mit der größten Sehenswürdigkeit, dem
Heidelberger Schloss, beginnt Chézy ihre Ausführungen mit einer Beschreibung der Spazierwege rund um Heidelberg, die den Fremden auf Umwegen
dem Schloss annähern: „[E]in unauhörlicher Wechsel von bedeutenden
Gesichtspunkten beschätigt und beseelt mit jedem Augenblick aufs neue“.28
Der „einzige richtige“ Blick der Apodemik wird hier durch vielfache, subjektive Eindrücke ersetzt, denen sich der Reisende aussetzt. Chézy geht sogar
25 Siehe den Anfang des apodemischen Teils: „Heidelberg liegt unter dem 49o, 24'
geographischer Breite, und 26 o, 18' 27'' der Länge, und dehnt sich auf der linken
Seite des Neckars…“ Chézy. Gemälde (wie Anm. 14). S. 65.
26 Chézy. Gemälde (wie Anm. 14). S. viii.
27 Chézy. Gemälde (wie Anm. 14). S. v.
28 Chézy. Gemälde (wie Anm. 14). S. 3f.
64
Karin Baumgartner
noch einen Schritt weiter: Das Verhältnis zwischen Wahrnehmungssubjekt und der Umgebung ist weder eine der Dominanz und Kontrolle (wie
beispielsweise im Panorama) noch eine der Distanz (wie im Barock), sondern dem Konzept der „begehbaren Landschat“ verplichtet. Sie belebt die
Landschat mit aktiven Verben, so dass das sehende Subjekt zum passiven
Aufnahmeorgan wird: Skulpturen blicken aus Nischen heraus, das Elisabethhor lockt, ferne Täler schwimmen und dämmern dem Blick entgegen, die
Aussieht entwickelt sich mit jedem Schritt, und eine alte Grotte erhebt sich
aus dem Grün.29 Dies führt zu einem Austausch zwischen Fremdling und
Landschat, der den Besucher heimisch werden lässt: „Das Friedliche des
ganzen Eindrucks dringt wohlthuend in das Gemüth, das hier unwiderstehlich einheimisch wird, wie fern her auch der Fremdling gekommen“.30 Chézy
vertritt hier also eine Sehweise, die die subjektive Erfahrung privilegiert.
Damit steht dieses erste Reisehandbuch dem Reisebericht aber noch näher
als dem modernen touristischen Reiseführer, den Peter Brenner als formal
präformiert und inhaltlich normiert deiniert.31 Chézy lenkt den Blick ihrer
Leser zwar auch auf Sehenswürdigkeiten; ihre ausschweifende Erzählweise
erlaubt dem Touristen jedoch nicht, den Text als Reiseführer zu lesen, da
jede normierende Wahrnehmung gleich wieder hinterfragt wird: „Der Karlsplatz. […] Jetzt ist dieser Platz wohl [Hervorhebung K.B.] einer der schönsten in Heidelberg“.32 Die beschriebene Landschat wird hier zum schöpferischen, geistigen Akt des Subjekts, der zwar vom Vorgefundenen angeregt
wird, jedoch eine abgelöste Leistung des Betrachters darstellt.33 Somit bietet
Chézy ihren Lesern die Möglichkeit eine präformierte als eine subjektive
Wahrnehmung zu erfahren und sich auf individuelle Art und Weise mit dem
Gesehenen auseinanderzusetzen.
Das Resultat der editorischen Zusammenarbeit zwischen der Autorin,
Engelmann und den verschiedenen anderen Mitarbeitern ist uneben wie der
Rezensent der Jenaischen Allgemeinen Literatur-Zeitung anmerkte. Er kriti29 Chézy. Gemälde (wie Anm. 14). S. 5f.
30 Chézy. Gemälde (wie Anm. 14). S. 11.
31 Peter Brenner. „Die Erfahrung der Fremde. Zur Entwicklung einer Wahrnehmungsform in der Geschichte des Reiseberichts“. Der Reisebericht. Die Entwicklung einer Gattung in der deutschen Literatur. Hg. Peter J. Brenner. Frankfurt/M.:
Suhrkamp, 1989. S. 14-49; hier S. 39. Zur Partikularität von Chézys Sehweise,
siehe Baumgartner. „Constructing Paris“ (wie Anm. 10). S. 360f.
32 Chézy. Gemälde (wie Anm. 14). S. 67.
33 Jost, Landschatsblick (wie Anm. 4). S. 78f.
Das Reisehandbuch als weibliche Autragsarbeit im Vormärz
65
sierte besonders den von Helmina geschriebenen Teil als zu poetisch und
wenig wissenschatlich:
Sie beschätigt unsere Einbildungskrat, und giebt ihr Spielraum, sich die
reizendste Nacht-Landschat, die irgendeines Guido Pinsel auf Leinwand hingezaubert, denken zu können, und mit ihr die Einsamkeit seines Studierzimmers zu versüßen. Aber im Grunde lehrt sie uns nichts.34
Für den Rezensenten erfüllen nur die von den männlichen Mitarbeitern
geschriebenen Teile den Anspruch des Werkes, einen „Wegweiser für Freunde
dieser Gegend“ zu bieten.35 Der Rezensent unterwirt das ganze Buch einer
veralteten Kongruenz von Sehen und Sprache und beschreibt die von Chézy
geschriebenen Teile als Abweichung von dieser Norm. Er verweist diese ins
Gebiet der (sentimentalen) Kunst und macht für die restlichen Teile des
Buches die „objektive Realitätsabbildung“ geltend. Dem Rezensenten fehlt
also noch jegliches Bewusstsein für den Reiseführer als literarisches Kunstprodukt, dessen Ziel es ist, Bilder in Worte zu verwandeln36, und so sieht er
nur Deizite und nicht Bemühungen um eine Modernisierung der Gattung.
In ihrem zweiten Reisehandbuch, Norika, treibt Chézy ihr theoretisches
Konzept weiter. Das Handbuch beschreibt detailgetreu Wanderungen
durch die Landschat („Auslug über die Grünau nach Stit Kremsmünster
und Steyer“) und Sehenswürdigkeiten („Röthelbachhöhle“), analysiert aber
auch die Ursachen der Verarmung der lokalen Bevölkerung („Ursachen der
Verarmung“).37 Im Vergleich zu Johann Steiners Reisegefährten durch die
Oesterreichische Schweiz 38, der zwar auch als Reiseführer gedacht war und
auf den sich Chézy mehrfach bezieht, wählt Chézy nicht die historisch,
geographisch, statistisch und „pitoreske“ Gliederung die Steiner seinem
Werk unterlegt, sondern arrangiert ihr Handbuch nach Wanderungen und
34 „Ergänzungsblätter“. Jenaische Allgemeine Literatur-Zeitung 68 (1816): S. 155159; hier S. 155f.
35 „Ergänzungsblätter“ (wie Anm. 34). S. 156.
36 Jost. Landschatsblick (wie Anm. 4). S. 20.
37 Helmina von Chézy. Norika. Neues ausführliches Handbuch für Alpenwanderer
und Reisende. München: Fleischmann, 1833. S. xx-xxi.
38 Johann Steiner. Der Reisegefährte durch die österreichische Schweitz oder das ob
der ennsische Salzkammergut, in historisch, geographisch, statistisch, kammeralisch und pitoresker Ansicht. Ein Taschenbuch zur geselligen Begleitung in diesen
Gegenden. Linz: J. Fink, 1820.
66
Karin Baumgartner
Fußreisen durch die Gegend.39 Historische, geographische und statistische
Angaben werden direkt in die relevanten Textstellen eingebaut, und der
Leser, der wie der Rezensent oben an „nahrhatere Kost“ kommen will, muss
der Erzählerstimme auf ihre Wanderungen folgen und die Geschichte der
Gegend durch ihre Landschat kennen lernen.
Die Beziehung zwischen Erzählerstimme und Leser ist eine der Freundschat und Intimität – das Verhältnis von ich und „Du“. Wie in Gemälde von
Heidelberg ist der reisende Fremde ein Bildungsbürger, der die Landschat
zwar nicht aus patriotischen Gründen bereist, sondern wegen ihrer Schönheit und ihrer archeologischen Funde. Wieder wird die Landschat subjektiv
beschrieben, aber deutlicher als in Gemälde von Heidelberg verweist Chézy
auf die notwendige interpretative und imaginative Leistung ihrer Leser:
Es ist etwas Missliches um das Ausmalen in solchen Beschreibungen, ich vermeide es gerne, manchmal ich der Versuchung nicht immer widerstehen kann,
wie hier gesehen. Man muß der Phantasie des Lesers etwas überlassen, um dem
Reiz der Beschauung nicht vornherein alles Überraschende rauben. Darum
sage ich Dir nichts mehr vom Gaisberg.40
Der subjektive Eindruck beim Lesen wird bestärkt durch den Gebrauch des
Präsens, das dem Leser die Illusion gibt, das Neue gleichzeitig mit der Erzählerstimme zu entdecken. Wie in Gemälde von Heidelberg wird auch hier
die touristische Reise als eine sinnliche Erfahrung beschrieben, die speziell
durch die Fußreise ermöglicht wird. Diese erlaubt dem Reisenden, sich in
der Landschat zu bewegen, Regen und Sonnenschein zu fühlen, und so die
Landschat durch den eigenen Körper kennenzulernen.
Norika kommt dem modernen Reiseführer am nächsten, wenn die Erzählerstimme eine bestimmte Route als die bessere empiehlt, vor schlechtem
Essen oder überteuerten Gasthöfen warnt und dem Leser eine ausführliche
Liste mit der zur Wanderung nötigen Ausrüstung gibt:
Steigeisen, Alpenstock, Flanell-Brusttuch, Wundschuh sind nothwendig und
der Hut mit breiter Krempe muß Bänder unterm Kinn […] haben […]. Ein
Fernrohr und ein kleines Päckchen mit seiner Wäsche, weil diese leicht zu tragen und schnell zu trocknen, […] empfehl ich dringend dem Wanderer, […]
39 Martha Khil. „Johann Baptist Steiner. Der Verfassser des ‚Reisegefährten durch
die Oesterreichische Schweitz‘“. Oberösterreichische Heimatblätter 6.4 (1952):
S. 578-587; hier S. 586.
40 Chézy. Norika (wie Anm. 37). S. 42f.
Das Reisehandbuch als weibliche Autragsarbeit im Vormärz
67
indem ich ihm den Leitfaden durch die Felsenlabyrinthe des schönen Landes
sorglich um die Hand winde.41
Solche pragmatischen und detailgetreuen Angaben machen Norika zum
Typus des Reiseführers im Stil des Baedekers.
Gleichzeitig unterscheidet sich Norika aber fundamental vom typischen
Baedeker durch Chézys politische Stellungnahme und ihren Verweis auf die
Zensur, der sich das Werk unterziehen musste. Norika ist der Kaiserin Carolina Augusta von Österreich gewidmet, ein Hinweis darauf, dass das Salzkammergut seit dem 16. Jahrhundert unter besonderer und direkter Verwaltung
der Habsburger stand.42 Die Region war aufgrund der reichen Salz- und Erzvorkommen eine alte Handelsregion, deren Wohlstand vor allem dem Adel
und dem Bürgertum zugute kam. 1819 wurde das erste Solebad eingerichtet
und die Gegend wurde touristisch erschlossen.43 Trotz der Salz- und Erzvorkommen war der größte Teil der Bevölkerung aber arm, denn die Habsburger
Regierung hatte es versäumt, eine verkehrstechnische Infrastruktur in diesem
bergigen Gebiet anzulegen, so dass das Hochland nur zögernd dem Tourismus erschlossen werden konnte. Zahlreiche Hungersnöte waren die Folge.
In ihren Memoiren erinnert sich Chézy: „Die Bergleute sahen bleich und
abgezehrt aus“ und bestanden „beinah nur [aus] Haut und Knochen.“44 Sie
kritisiert die politische Apathie der Kaiserin, die Schutzherrin des Salzkammerguts war, und das durch und durch korrupte Regime der Habsburger.45
In den Zeilen des Reisehandbuchs thematisiert Chézy wiederholt die Misswirtschat der Habsburger und weist in ihrem Schlusswort darauf hin, dass
sie Norika geschrieben habe, um die Gegend dem Tourismus zu öfnen, d.h.
zur wirtschatlichen Entwicklung beizutragen.46 Gleichzeitig nimmt Chézy
die soziale Verantwortung der Schreibenden wahr – eine weitere Modernisierung der Gattung – und weist auf die wachsende Macht der Presse hin, soziale
Missstände öfentlich zu machen und dadurch Veränderungen zu erzielen.47
41 Chézy. Norika (wie Anm. 37). S. 48.
42 Wolfgang Hackl. Eingeborene im Paradies. Die literarische Wahrnehmng des
alpinen Tourismus im 19. und 20. Jahrhundert. Tübingen: Niemeyer, 2004.
S. 45.
43 Hackl. Eingeborene (wie Anm. 42). S. 45.
44 Chézy. Unvergessenes (wie Anm. 14). Bd. 2, S. 281
45 Chézy. Unvergessenes (wie Anm. 14). Bd. 2, S. 275
46 Chézy. Norika (wie Anm. 37). S. 277.
47 „Ich hielt uns Dichter für berufen, den Nothschrei zu erheben, da wir es im
Liede können“. Chézy. Unvergessenes (wie Anm. 13). S. 286.
68
Karin Baumgartner
In den von Chézy geschriebenen Reisehandbüchern lässt sich die Entwicklung dieser literarischen Gattung im Vormärz nachvollziehen. Weder
Gemälde von Heidelberg noch Norika sind Reiseberichte im traditionellen Sinn. Vielmehr handelt es sich um professionelle Autragsarbeiten, die
einem gebildeten Publikum die touristische Reise nach Heidelberg und ins
Salzkammergut ermöglichen sollen. Beide Reisehandbücher sind kommerziell ausgerichtet und auf den Publikumsgeschmack der Zeit zugeschnitten.
Chézy modernisiert diese Gattung radikal, indem sie die Apodemik durch
die moderne, subjektive Reiseerfahrung ersetzt und so dem touristisch Reisenden erlaubt, eine präformierte Erfahrung als eine individuelle zu erleben.
Mit ihren Reisehandbüchern trägt Chézy aber auch zu einer sich verschnellenden Demokratisierung der Reiseerfahrung bei, die in der Literatur stattindet. Durch die Literatur können Reiseerlebnisse nämlich dupliziert und
demokratisiert werden, da jedes Mitglied einer Leihbibliothek durch die
Lektüre eines Reisenhandbuchs an einem Stadtspaziergang durch Heidelberg teilnehmen und sich so die nötigen (nationalen) Kenntnisse aneignen
kann, wie Chézy richtig erkennt:
Im Worte liegt die reichste Schöpferkrat des menschlichen Geistes, da Töne,
Farbe und Licht in ihm enthalten sind. Das Wort dringt überall hin, dem
Gemälde ist nur eine Stelle beschieden, die Musik will ausgeführt seyn, das
Wort ist in sich selbst vollendet.48
Die beiden hier vorgestellten Reisehandbücher Chézys zeigen deutlich, dass
die Entwicklung des Reiseführers im frühen 19. Jahrhundert nicht in Isolation erfolgte, sondern Teil einer breiten und vielschichtigen literarischen
Entwicklung war, an der auch Schritstellerinnen Anteil hatten.
48 Chézy. Gemälde (wie Anm. 14). S. iv.
Inhalt
I. Schwerpunktthema: Reiseliteratur des Vormärz
Christina Ujma (Berlin)
Wege in die Moderne
Reiseliteratur von Schritstellerinnen und Schritstellern des Vormärz
13
I. Revolutionierung des Reisens
Christoph Schmitt-Maaß (Halle/S.)
„Nach der Freiheit Paradiesen / Nehmen wir den raschen Zug“ (Lenau)
Dialektik der Bahnreise im Dienste von Freiheit, Demokratie
und Militärstrategie – Wahrnehmungen durch und Auswirkungen
auf die Poetologie der Vormärz-Literatur ..................................................... 31
Jenny Warnecke (Freiburg)
Die Eisenbahn: eine zugkrätige Metapher der Revolution von 1848
in Louise Astons Roman Revolution und Contrerevolution (1849) .......... 45
II. Reisen, Leben, Schreiben
Karin Baumgartner (Salt Lake City)
Das Reisehandbuch als weibliche Autragsarbeit im Vormärz:
Helmina von Chézys Gemälde von Heidelberg (1816)
und Norika (1833) ............................................................................................ 57
Beate Borowka-Clausberg (Hamburg)
„Ich reise um zu leben.“
Ida Gräin Hahn-Hahns literarisierte Lebensfahrt mit Kalesche
und Eisenbahn ................................................................................................... 69
Ulrike Stamm (Berlin)
herese von Bacheracht: Eine Reisende des Vormärz
zwischen Engagement und Sentiment .......................................................... 81
Christiane Schönfeld (Galway)
Malwida von Meysenbug’s Journey into Nachmärz
Political and Personal Emancipation in Eine Reise nach Ostende (1849)
93
III. Frankreichreisen zwischen Kunstsalon und Lebenskunst
Friderike Kitschen (Paris)
„Chiaroscur-Gemählde“
Berichte deutscher Reisender aus dem Pariser Kunstleben 1830-1854
105
François Melis (Berlin)
Friedrich Engels’ Fußwanderung von Paris nach Bern im Herbst 1848 119
IV. Zwischen Irritation und Bewunderung –
Englandreisen im Vor- und Nachmärz
Hans J. Hahn (Oxford)
Johanna Schopenhauers ‚Englandkunde‘ .................................................... 135
Elisa Müller-Adams (Sheield/Trier)
„Das gigantische England und meine kleine Feder“.
Gender und Nation in Englandreiseberichten
von Fanny Lewald und Emma Niendorf ...................................................... 147
V. Zwischen Irritation und Herablassung,
Reisende Engländer im Deutschland des Vormärz
Barbara Wagner (Baden-Baden)
Nach der Grand Tour
Reisende Briten im literarischen Fokus ........................................................ 159
Margaret A. Rose (Cambridge)
he Flâneur and the Revolutions of 1848 .................................................... 171
VI. Italien – Das Land der Inspiration
Hans-Günter Klein (Berlin)
Fanny Hensel in Rom
Erlebnisse der Selbstindung, des Aufbruchs und
der Befreiung aus gesellschatlichen Fesseln ................................................ 183
Karin Wozonig (Wien)
Betty Paolis Reise nach Venedig im Jahr 1846 ............................................ 193
VII. Orientalismus und Unterwicklung – Reise an die Ränder Europas
Lars Lambrecht (Hamburg)
Karl Nauwerck in Sizilien
Eine Edition zweier früher sozialkritischer Bildungsberichte .................. 205
Eoin Bourke (Galway)
England’s Backyard – Vormärz Travel Writers on the Irish Question
217
Monika Straňáková (Nitra/Osnabrück)
„Es ist hier vieles ganz anders, als man bei uns glaubt…“
Fanny Tarnows Reise nach St. Petersburg .................................................... 229
Ulrike Brisson (Worcester)
Ida Hahn-Hahns Orientbild zwischen Vorstellung und Wirklichkeit
243
Sylvia Peuckert (Frankfurt/M.)
Vom Vor- in den Nachmärz: Albert Dulks Ägyptenreise ......................... 255
VII. Ausklang
Christina Ujma (Berlin) / Rotraud Fischer (Darmstadt)
Salon statt Revolution – Exilsalons des Nachmärz .................................... 271
II. Rezensionen
Erdmut Jost: Landschatsblick und Landschatsbild. Wahrnehmung
und Ästhetik im Reisebericht 1780-1820. Sophie von La Roche –
Friederike Brun – Johanna Schopenhauer ∙ Irmgard Egger:
Italienische Reisen. Wahrnehmung und Literarisierung von Goethe
bis Brinkmann∙ Guntram Zürn: Reisebeschreibungen Italiens und
Frankreichs im Morgenblatt für gebildete Stände (1830-1850) ∙
Flucht ins Land der Schönheit: Briefwechsel zwischen Georg
Gottfried Gervinus und Karl Hegel auf ihrem Weg aus den politischen
Konlikten des deutschen Vormärz nach Italien – und zurück (18371839)∙ Brigitte von Schönfels: Das Erlebte ist immer das Selbsterlebte.
Das Reisefeuilleton in deutschen Zeitungen zwischen der Revolution
von 1848 und der Reichseinigung (von Christina Ujma) ........................ 287
Caroline Bland/Elisa Müller-Adams (Hgg.): Schwellenüberschreitungen. Politik in der Literatur von deutschsprachigen Frauen 1780-1918
∙ Caroline Bland/Elisa Müller-Adams (Hgg.): Frauen in der
literarischen Öfentlichkeit 1780-1918 (von Gabriele Schneider) .......... 293
Wolfram Siemann, Christof Müller-Wirth (Hg.):
Deutsche Tribüne (1831-1832) (von Bernhard Walcher) ......................... 299
Bernd Füllner/Karin Füllner (Hgg.): Von Sommerträumen und
Wintermärchen. Versepen im Vormärz (von Claude Conter) .................. 303
Sebastian Böhmer: Fingierte Authentizität. Literarische Welt- und
Selbstdarstellung im Werk des Fürsten Pückler-Muskau am Beispiel
seines „Südöstlichen Bildersaals“ ∙ Ulf Jacob: „Ich möchte manchmal
ganz sehnlich, ich wäre todt.“ Andeutungen über das Melancholische
in Hermann Fürst von Pückler-Muskaus Persönlichkeit und
künstlerischem Werk ∙ Ulf Jacob: Pückler-Diskurs im Werden.
Neue Veröfentlichungen über Hermann Fürst von Pückler-Muskau
(von Inge Rippmann) ........................................................................................ 312
Alexander Ritter (Hg.): Charles Sealsield im Schweizer Exil
1831-1864. Republikanisches Refugium und internationale
Literatenkarriere (von Barbara Turmfart) ................................................... 315
Christoph Hendel: Zwischen der ‚manus mortua der Aristokratie‘
und dem ‚todten Meere des Bürgerthums‘. Zum ideologischen System
in den Erzähltexten Charles Sealsields (von Wynrid Kriegleder) .......... 317
Ludwig Rellstab: Henriette, oder die schöne Sängerin.
Eine Geschichte unserer Tage (von Maria Porrmann) .............................. 322
„Partei, Partei, wer sollte sie nicht nehmen…“. Texte rheinischer und
westfälischer Autoren in Vormärz und Revolution (von Olaf Briese) .... 328
Andreas Nolte: „Ich bin krank wie ein Hund, arbeite wie ein Pferd,
und bin arm wie eine Kirchenmaus“. Heinrich Heines sprichwörtliche
Sprache (von Guntram Zürn) ........................................................................ 331
Eckart Kleßmann: Universitätsmamsellen. Fünf aufgeklärte Frauen
zwischen Rokoko, Revolution und Romantik (von Mechthilde Vahsen) 334
Claudia Hauser: Politiken des Wahnsinns. Weibliche Psychopathologie in Texten deutscher Autorinnen zwischen Spätauklärung und
Fin de siècle (von Hiram Kümper) ................................................................. 336
III. Mitteilungen
Personalia ............................................................................................................ 341
Bericht des Vorsitzenden 2007/2008 ........................................................... 343
Aufruf zur Mitarbeit ......................................................................................... 347