PHOIBOS
Verlag
2004
53
2
biblos
Beiträge zu Buch,
Bibliothek und Schrift
Europa
Die Nationalbibliotheken
der neuen EU-Länder
P H OI B OS
Verlag
2004
53
2
biblos
Beiträge zu Buch,
Bibliothek und Schrift
Europa
Die Nationalbibliotheken
der neuen EU-Länder
Biblos
Beiträge zu Buch,
Bibliothek und Schrift
Herausgegeben
von der Österreichischen
Nationalbibliothek
Herausgeberin
Dr. Johanna Rachinger.
Generaldirektorin der
Österreichischen Nationalbibliothek
Redaktionsteam
Christian Gastgeber (verantwortlicher
Redakteur): Michaela Brodl, Wilma
Buchinger, Ernst Gamillscheg, Hermann Harrauer, Wilhelm Hemecker,
Eva Hüttl-Hubert, Monika KieglerGriensteidl, Bettina Kann, Anton
Knoll, Heide Kramer, Daniela Lachs,
Gabriele Mauthe, Jan Mokre, Rosemary Hilmar, Solveigh Rumpf-Dorner,
Alfred Schmidt, Ursula Tichy
Postanschrift
Redaktion Biblos,
Christian Gastgeber,
Österreichische Nationalbibliothek,
Josefsplatz 1, A-1015 Wien
Verlag
Phoibos Verlag, Wien
Umschlagbild
„Europapapyrus“,
P.Vind. G 26.011 k (a)
(240–270 n. Chr.)
Papyrussammlung der
Österreichischen Nationalbibliothek
Medieninhaberin
Österreichische Nationalbibliothek
A-1015 Wien, Josefsplatz 1
Herausgeberin:
Dr. Johanna Rachinger,
Biblos, A-1015 Wien, Josefsplatz 1
(Österreichische Nationalbibliothek)
Auslieferung: Phoibos Verlag,
Anzengrubergasse 16/4,
A-1050 Wien.
Tel.: (+ 43 1) 544 03 191;
Telefax: (+ 43 1) 544 03 199,
e-mail: office@phoibos.at
Bezugsbedingungen
Jahresabonnement € 45,- (Inland,
ohne Versandspesen): Einzelheft
€ 25.- (Inland, ohne Versandspesen).
Biblos erscheint halbjährlich.
Wissenschaftliche Arbeiten in
deutscher, englischer, französischer
und italienischer Sprache werden
zur Veröffentlichung angenommen,
die noch nicht veröffentlicht oder
einem anderen Publikationsorgan
angeboten wurden. Der Nachdruck, auch in Auszügen, bedarf
der Zustimmung des Herausgebers
bzw. der Redaktion. Manuskripte
sind auf Disketten einzusenden.
Das Inhaltsverzeichnis ist abfragbar
unter: http://www.onb.ac.at/biblos
Basiskonzept
Bohatsch Visual Communication
Druck
REMAPrint, Druck- und Verlagsgesellschaft m.b.H, 1160 Wien, Neulerchenfelder Straße 35
© 2004 by Phoibos Verlag Wien
ISSN 0006-2022
Inhalt
6
Geleitwort
7
Darko Balažic
Narodna in univerzitetna knjižnica
(National- und Universitätsbibliothek)
Ljubljana (Slowenien)
13
Vojtěch Balík
Die tschechische Nationalbibliothek
19
Philip Borg
The National Library of Malta
25
Lídia Ferenczy
Die Nationalbibliothek Ungarns
Die Széchényi-Nationalbibiothek
31
Vytautas Gudaitis
Martynas Mažvydas National Library of Lithuania
37
Jarmila Majerová
The Slovak National Library
Past – Present – Future
43
Antonis Maratheftis
Cyprus Library
47
Wojciech Tyszka
The National Library in Warsaw
53
Tiiu Valm
National Library of Estonia
59
Andris Vilks
The National Library of Latvia
67
Dušan Buran
Fragmente illuminierter gotischer Handschriften
aus zwei slowakischen Archiven
81
Eva-Maria Hois
„Man lernt das Eigene nicht so recht kennen und schätzen,
wenn man nicht auch das Fremde kennt.“
Das Österreichische Volksliedwerk und seine Nachbarn
Beispiele aus Geschichte und Gegenwart
Inhalt
93
Eva Hüttl-Hubert
Mehr als ein Ort der Erinnerung
Die Österreichische Nationalbibliothek und ihre Slavica
109
Thomas Leibnitz
„Sind die Windischgrazer in den letzten Tagen ordentlich gewaschen
worden? Keine Überschwemmungen?“
Neuerworbene Briefe Hugo Wolfs an seinen Vater in Windischgraz (Slovenj
Gradec)
123
Brigitte Mersich, Max Krauss, Christian Gastgeber
Hugo Blotius und seine Auslandskontakte in den Osten
Der Briefwechsel mit dem Notar des ungarischen Kanzlers, Tiburtius
Himelreich
137
Maria Theisen
Die Kartäusermönche von Smíchov (1342–1419)
Textzeugen des Prager Hortus Beatae Mariae
in der Österreichischen Nationalbibliothek
149
Buchbesprechungen
Duchkowitsch, Wolfgang, Fritz Hausjell, Bernd Semrad (Hrsg.): Die Spirale
des Schweigens. Zum Umgang mit der na
tionalsozialistischen Zeitungswissenschaft,
Münster: LIT Verlag 2004, 277 Seiten
(Kommunikation.Zeit.Raum, Band 1),
ISBN 3-8258-7278-5 (Susanne Blumesberger)
Kümmerling-Meibauer, Bettina:
Klassiker der Kinder- und Jugendliteratur.
Ein internationales Lexikon. Sonderausgabe. Stuttgart, Weimar: J.B. Metzler
2004, 3 Bände, 1236 Seiten, ISBN 3-47602021-5 (Susanne Blumesberger)
Mahr, Peter: Einführung in die Kunstphilosophie. Das Ästhetische und seine Objekte,
Wien: Löcker 2003, 291 Seiten, ISBN:
3-85409-375-6 (Martin J. Jandl)
Segno e Testo. International Journal of Manuscripts and Text Transmission. Università
degli Studi di Cassino 1 (2003), 390
Seiten mit Abb., ISBN 2-503-52246-7
(Ernst Gamillscheg)
Veigl, Hans: Wittgenstein in Cambridge,
Wien: Holzhausen 2004, 292 Seiten
mit 9 Abbildungen, ISBN 3-85493-073-9
(Alfred Schmidt)
Wimmer, Franz Martin: Interkulturelle
Philosophie. Eine Einführung, Wien: WUV
Universitätsverlag 2004, 263 Seiten
(UTB für Wissenschaft, Bd. 2470), ISBN
3-85114-784-7 (Victoria Frysak)
Inhalt
154
Nachrichten
Das Volkslied in Österreich. Volkspoesie und
Volksmusik der in Österreich lebenden Völker. Wien 1918. Kommentierte Neuausage durch Walter Deutsch, und Eva
Maria Hois (Corpus Musicae Popularis Austriacae, Sonderband) Wien: Böhlau 2004,
358 Seiten, 186 Seiten Faks. und zahlr.
Abb. (Eva-Maria Hois)
Der Alte Autographenkatalog der Handschriftensammlung der Österreichischen
Nationalbibliothek als Aleph-Datenbank
(http://aleph.onb.ac.at/ALEPH/-/start/
onb06)
159
Autorenverzeichnis
160
Abbildungsverzeichnis
Phantastik auf Abwegen. Fritz von Herzmanovsky Orlando im Kontext, hrsg. von Bernhard Fetz, Klaralinda Ma und Wendelin
Schmidt-Dengler, 2004: folio Verlag, 204
Seiten (Bernhard Fetz)
Selbstbedienung – RFID macht’s möglich (Birgit
Lindl)
Spiel am Nil. Unterhaltung im Alten Ägypten.
Ausstellung des Papyrusmuseums der
Österreichischen Nationalbibliothek, 3.
Dezember 2004 bis 1. Juli 2004 (Harald
Froschauer)
Geleitwort
Mit der Aufnahme von zehn neuen Ländern in die Europäische Union haben sich auch in der internationalen Zusammenarbeit, im Wissensaustausch und in der wissenschaftlichen Kooperation zur Aufarbeitung des jeweiligen nationalen Erbes neue Dimensionen eröffnet:
Kulturprogramme und Kooperationsprojekte werden verstärkt die wissenschaftliche und digitale Erschließung des kulturellen Erbes unterstützen und die notwendige Zusammenschau der Objekte fördern.
Dieser Band soll die nationalen geistigen Schatzkammern der zehn
neuen Beitrittsländer präsentieren und ihre Funktionen und Arbeitsbereiche vorstellen. Eingeleitet werden die Darstellungen mit einer kurzen Geschichte der jeweiligen Bibliothek. Dabei verdeutlichen die einzelnen Beiträge sehr gut, wie schwierig es in Einzelfällen ist, von einer
Nationalbibliothek zu sprechen – in Ländern, die eine bewegte historische Vergangenheit mit verschiedensten Teilungsprozessen hinter sich
haben.
Einmal mehr dokumentiert sich in den Beiträgen auch, dass sich die
Nationalbibliotheken der Notwendigkeit der Präsentation ihrer Objekte
in Ausstellungen bzw. der damit einhergehenden Wissensvermittlung
verpflichtet fühlen und im Sinne einer modernen Bibliothek – neben
den obligatorischen Digitalisierungsprojekten, die recht ausführlich
und beeindruckend ausgeführt werden – die Institution Bibliothek als
Ort der wissenschaftlichen Aufarbeitung, Forschung und Veröffentlichung von Forschungsergebnissen mit eigenen Fachorganen ansehen.
Die Wichtigkeit einer derartigen Kooperation unter den Bibliotheken und einer Zusammenarbeit in der Aufarbeitung wird im zweiten
Teil dieses Bandes deutlich vor Augen geführt, in dem einige Objekte
der Österreichischen Nationalbibliothek vorgestellt und im kulturellen
Kontext präsentiert werden, die zu den neuen EU-Staaten in Bezug stehen; bzw. stellt Dušan Buran u.a. ein Fragment eines Pergamentcodex
des Wiener Malers Ulrich Schreier aus dem Stadtarchiv Bratislava vor.
Die notwendige länderübergreifende Aufarbeitung zeigt kaum ein
Projekt besser als die mittlerweile hundertjährige Sammel- und Forschungstätigkeit im Archiv des Österreichischen Volksliedwerkes, nunmehr bei der Österreichischen Nationalbibliothek. Aus der Anfangszeit
der Wiener Hofbibliothek ist als Beispiel Hugo Blotius gewählt, dessen
Korrespondenz zu Gelehrten und einflussreichen Persönlichkeiten im
gesamten Europa recht gut verdeutlicht, wie notwendig eine Kooperationen mit den Nationalbibliotheken zu Ergänzung durch die Gegenkorrespondenz ist.
Eine Einführung zu den slawischen Beständen der Österreichischen
Nationalbibliothek soll diesen – historisch bedingt – einzigartigen Fundus wieder einmal in den Mittelpunkt stellen, einen Fundus, der auch
die Internationalität von der Wiener Hofbibliothek bis zur gegenwärtigen Österreichischen Nationalbibliothek unterstreicht und zur umfassenden Bearbeitung auf die angesprochenen Kooperationen gerade
auch mit den neuen EU-Staaten unbedingt angewiesen ist.
6
Fragmente illuminierter gotischer Handschriften aus zwei
slowakischen Archiven*
Dušan Buran
Abb. 1:
Die Weihe des
Hl. Appollinaris
von Ravenna.
Detail der Initiale
S(acerdotes).
Fragment eines
Missales.
Meister der
Paulusbriefe,
um 1400.
MVSR, Štátny
archív Banská
Bystrica – pobočka Kremnica
(ohne Sign.)
Die wissenschaftliche Aufarbeitung mittelalterlicher Handschriften
slowakischer Provenienz nach kunsthistorischen, paläographischen
und literaturhistorischen Gesichtspunkten hat in der Slowakei noch
keine lange Tradition, ebensowenig das Arbeiten in interdisziplinären
Fachteams. So gründet die Kenntnis slowakischer Buchkunst hauptsächlich auf den Ergebnissen individueller Forschungsarbeiten – die
wichtigsten Beiträge auf diesem Gebiet stammen von Alžbeta Güntherová und Július Sopko1. Allein der Gegenstand ihrer Forschung unterlag
in der Vergangenheit allzu oft der unsicheren Existenz der Handschriftensammlungen; als problematisch erweisen sich häufige Schenkungen oder gar der Verkauf von Codices durch ihre ursprünglichen Besitzer (inklusive der katholischen Kirche) oder aber auch ihre Zerstörung,
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biblos 53 | 2004 | 2 | Dušan Buran • Fragmente illuminierter gotischer Handschriften | 67–79
ganz zu schweigen von den enormen Verlusten, die das kommunistische Regime nach 1948 verursacht hat. Daher nimmt es nicht Wunder,
dass noch heute einige bisher von der Fachliteratur kaum bemerkte
Handschriften bzw. Fragmente ans Tageslicht kommen.
Die hier vorgestellten Fragmente wurden bei der Vorbereitung der
von der Slowakischen Nationalgalerie in Bratislava organisierten Ausstellung Geschichte der slowakischen bildenden Kunst – Gotik2 wiedergefunden. Es handelte sich dabei – zweckmäßig – um keine systematische
Untersuchung, eher war eine Revision der Grundkenntnisse über die
wichtigsten illuminierten Handschriften in den slowakischen Institutionen das primäre Ziel. Trotzdem sind dabei einige bis dahin kunsthistorisch unbekannte Folia mit ausgeschmückten Initialen aufgetaucht,
welche hinsichtlich ihrer Qualität sowie ihrer kulturhistorischen Zusammenhänge nicht wieder in Vergessenheit geraten sollten. Ziel des
folgenden kurzen Beitrags ist daher lediglich eine knappe kunsthistorische Klassifizierung dreier Pergamentblätter, welche im Kremnitzer
Archiv aufbewahrt werden, und eines Inkunabel-Fragmentes im Stadtarchiv zu Bratislava (Preßburg). Es ist damit zu rechnen, dass zu diesen
Fragmenten in anderen Sammlungen möglicherweise noch weitere Bestandteile identischer Codices gefunden werden.
Staatsarchiv Neusohl – Zweigstelle Kremnitz
(MV SR, ŠA Banská Bystrica, pob. Kremnica)
Im Kremnitzer Archiv werden mehrere Pergamentblätter diverser
Handschriften aufbewahrt, welche zu Beginn des 17. Jahrhunderts sekundär wiederverwendet wurden. Drei von ihnen beinhalten auch figurale Deckfarben-Initialen, die es uns erlauben, nicht nur die ursprünglichen Codices relativ zuverlässig zu datieren, sondern diese stilkritisch
einzuordnen bzw. Hypothesen hinsichtlich ihrer Entstehungsorte zu
formulieren. Alle im folgenden vorgestellten Folia waren Bestandteile
des Einbands jüngerer Bücher, deren Titel sowie Veröffentlichungsjahr
(1603 bzw. 1611) auf heute noch klar lesbaren Inschriften erhalten sind.
Der Zustand der Blätter entspricht zum einen dem Alter des Pergaments, zum anderen der sekundären Verwendung3.
Fragment A
Maße: 421 × 290 mm; Schrift in zwei Spalten mit sorgfältig aufgetragener kaligraphischer Minuskel (gothica textualis), 24 Zeilen pro Spalte,
Spaltenbreite 85 mm, Buchstabenhöhe ± 10 mm
Der liturgische Text gehört zum Fest der Purifizierung Jungfrau Mariens bzw. des hl. Simeon (2. Februar) und erweist sich somit als Teil des Officium de sanctis eines Missales4. Das eigentliche Thema der historisierten
Initiale S(uscepimus) in der linken Spalte verso ist die Darbringung Christi
im Tempel (Abb. 2): Der Buchstabe wird in einem dünnen blauen Rahmen
eingefasst, die goldene Fläche des Hintergrunds ist nahezu vollständig
abgeschliffen. Der kaum erkennbare Buchstabenkörper zeigt sich heute in hellem Ocker, der Buchstabenschaft wird durch einen stilisierten
Akanthus gegliedert. Die Szene ist vor eine blaue Fläche gesetzt, ihre
Handlung besteht aus drei (vier) Gestalten, die dem Buchstabenkörper
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Abb. 2: Darbringung Christi, Detail der Initiale S(uscepimus). Fragment eines Missales.
Meister der Paulusbriefe, um 1400.
MV SR, Štátny archív Banská Bystrica – pobočka Kremnica (ohne Sign.)
vorgeblendet sind: Maria und Simeon stehen einander gegenüber und
halten das Kind über den Opfertisch. Das Gold der Nimben von Gottesmutter und Kind ist weitgehend abgeschliffen, bei letzterem war die
goldene Folie mit einem roten Kreuz versehen. Der blaue Mantel von
Maria und der grüne von Simeon werden durch jeweils einen markanten Faltenzug strukturiert. Die Tendenz zur symmetrischen Komposition wird noch von zwei weiteren, im Hintergrund stehenden Figuren
unterstrichen: rechts dem hl. Joseph, links (vermutlich) von der eine
Kerze haltenden Prophetin Hannah (ein Teil ihrer Figur ist durch Risse
beschädigt). Die Haare und Gesichter (besonders beliebt sind Dreiviertelprofile) werden von der relativ groben Zeichnung in brauner Tinte
hervorgehoben – ein Merkmal, das grundsätzlich auch zur stilistischen
Einordnung beiträgt. Da allen wichtigen Kriterien nach auch das zweite aufgefundene Blatt ursprünglich zur selben Handschrift gehören
musste, werden wir uns aber erst nach seiner kurzen Vorstellung der
Stileinordnung zuwenden.
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Fragment B
Maße: 420 × 311 mm; Schrift, Struktur und Spalten- sowie Buchstabengröße wie bei Fragment A
Der Text ist Bestandteil der Liturgie zum Fest des hl. Apollinaris (27.
Juli). Auf der Rectoseite wird der Anfang des Offiziums rot hervorgehoben: S(anct)i Appollinaris ... Die historisierte Initiale S-acerdotes im oberen
Teil der linken Spalte auf der Versoseite stellt die Szene der Bischofsweihe des hl. Apollinaris dar (Abb. 1)5. Ähnlich wie bei der vorigen Initiale verdecken die beiden Gestalten fast den ganzen Buchstabenkörper:
Dem in einen roten Mantel gekleideten Heiligen, der mit zum Gebet
gefalteten Händen niederkniet, wird von Petrus die Mitra auf das Haupt
(mit erkennbarer Tonsur) gesetzt. Der Papst sitzt dabei auf einem einfachen, zur Bildfläche diagonal gestellten Holzstuhl, sein grüner Mantel
mit rotem Futter variiert die Farbkombination vom Mantel des hl. Apollinaris. Das blaue Kleid darunter, das weiße Amikt, ein Teil der Infel
und die rote Papst-Tiara weisen auf die hierarchisch übergeordnete Stellung des Apostels hin. Das Gold der Heiligenscheine ist abgeschliffen,
ebenfalls der Goldgrund auf dem Hintergrund der Initiale. Die blaue
Fläche hinter der Szene wird lediglich von einer zarten weißen, mit
kargem Blattornament besetzten Linie gegliedert, die die Innenkontur
des Buchstabens verziert.
Charakteristisch für den figuralen Stil beider Initialen ist die relativ grobe, dem Holzschnitt ähnliche Konturierung; die Gesichter, Hände sowie die ganzen Gestalten sind einfach, ja routiniert gemalt. Die
Mäntel werden lediglich von ein paar kargen Falten gegliedert. Zu ihrer schematischen bis „abstrakten“ Struktur trägt der besonders oft in
vertikalen oder diagonalen, schleifenartigen Faltenzügen eingesetzte
Farbkontrast bei, der Innen- und Außenseiten der Kleider distinguiert.
Obwohl nicht gänzlich darauf verzichtet wird, bleibt die Modellierung
im Inkarnat sehr zurückhaltend. Die Figuren agieren in keinem Raum,
sondern sind einander im Prinzip nur additiv zugeordnet.
Der Stil der illuminierten Initialen ist damit insgesamt sehr einfach
und mit einer konkreten, aus Prag um 1400 bekannten Malerhandschrift
identifizierbar. Alle erwähnten Merkmale charakterisieren nämlich einen Prager Illuminator, der seinen „Notnamen“ der Ausstattung einer
Handschrift zu verdanken hat, welche die Briefe des Apostels Paulus
enthält (Wien, ÖNB, cod. 2789)6: Der „Meister der Paulusbriefe“ ist aus
dem Werkstattumkreis der so genannten Wenzelshandschriften hervorgegangen, arbeitete aber auch im Auftrag außerhalb des königlichen
Hofes. Seine Tätigkeit konnte zwischen den 80er Jahren des 14. Jahrhunderts bis 1411 verzeichnet werden. Er arbeitete am Buchschmuck
zahlreicher bedeutender Handschriften mit, z. B. an der Vita Caroli (Karl
IV. Wien, ÖNB, cod. 619), einem deutsch verfassten Gebetsbuch (Berlin,
Staatsbibl. SMPK, ms. Germ. Oct. 489)7 oder einem Brünner (?) Missale
(Brno, Universitätsbibliothek R 397) sowie vielen weiteren Missalien,
Psalterien, theologischen Werken und deren Fragmenten8.
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Abb. 3: Thronender
Christus, Detail der
Initiale A(d te levavi).
Fragment eines
Missales,
um 1420–1430.
MVSR, Štátny archív
Banská Bystrica – pobočka Kremnica (ohne
Sign.)
Fragment C
Das Doppelfolio eines Missales unbekannter Herkunft gehört nicht
zu demselben Kodex wie die vorhin besprochenen Fragmente. Dies belegt nicht nur das Maß (340 × 440 mm), sondern auch eine kleinere
Schrift (unregelmäßige kaligraphische Minuskel) und schließlich auch
die Struktur der Ausstattung. Es handelt sich hier um einen Bestandteil eines Missale mit der Initiale A(d te levavi) (Abb. 3). Diese ist vor
einen goldenen Hintergrund platziert, im oberen Teil des Buchstabens
wurden die zwei von grünem Akanthusornament gefüllten Buchstabenschäfte miteinander verflochten. Ein Rankenausläufer findet sich
im Interkolumnium sowie am inneren und oberen Rand der Seite. Die
Initiale wird von der Figur des thronenden Christus dominiert. Er sitzt
vor der blauen Hintergrundsfolie, sein Thron in Form von reich drapiertem hellbraunen Tuch ist eigentlich nur zu erahnen. Sein Körper
ist streng frontal erfasst, der reich modellierte weiße Mantel wird in
der Kniepartie von einem diagonalen Faltenzug mit blauem Futter gegliedert. In der Linken hält Christus die Kugel der Weltherrschaft, die
Rechte hat er zum Segensgestus erhoben. Den Heiligenschein deuten
nur kreuzförmige Strahlen an, das Inkarnat des Gesichts ist in rosagrauen Farbtönen modelliert; der Bart und symmetrisch gezeichnete Haare
sind wiederum in rosaockerem Ton gemalt. Der weitere Akanthusdekor dieser Seite bleibt ohne besonderen Anspruch und ordnet sich völlig der Initiale unter. Im Text des Blattes sind eine blaue und zwei rote
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Lombarden hervorgehoben (e, i, a). Schließlich gehörten zu derselben
Handschrift wahrscheinlich noch weitere zwei Folia aus dem Kremnitzer Archiv, deren Ausstattung allerdings ausschließlich aus ornamentalen Initialen (D[ominus] und I[ster]) besteht.
Martin Roland hat kürzlich auf das Spezifikum der Ikonographie des
thronenden Christus in der Initiale A(d te levavi) am Beispiel mehrerer
Kodizes hingewiesen. Bei einem Missale davon (Wien, ÖNB, cod. 4812)
hat die ältere slowakische und ungarische Forschung die Preßburger
Provenienz postuliert9. Dieses Motiv, nach mehreren Analogien nachweislich böhmisch-mährischen Ursprungs, ersetzte die bis dahin übliche Gestalt des Königs David. Während dieser bis und um 1400 in Preßburg dargestellt wurde10, ist in den 30er Jahren des 15. Jahrhunderts
die Innovation mit dem thronenden Christus auch hier zu vermerken
(wenn auch in der Literatur wiederum etwas widersprüchlich identifiziert)11. Roland hat zwar die Preßburger Herkunft des Missales ÖNB
4812 widerlegt, gleichzeitig aber mit mehreren Beispielen die Häufigkeit der Initiale A(d te levavi) mit dem thronenden Christus zu Beginn
des 15. Jahrhunderts zwischen Wien und Brünn nachweisen können.
Hinzuzufügen ist noch, dass der Wiener Meister Michael sie auch in
einem Missale der Preßburger Kapitelbibliothek verwendete (Budapest,
OSzK, cod. 218). Es ist daher zu hinterfragen, wo die hier vorgestellten
Missalien geschrieben und ausgestattet wurden bzw. für welche Altäre
und Kirchen sie bestimmt waren.
Im Kremnitzer Archiv gibt es keine Dokumente bezüglich der Erwerbung der Fragmente, weil sie schon hier ihrer ursprünglichen Funktion
entfremdet wurden12. Hinsichtlich des Stils ist zu vermuten, dass alle
drei um 1400, das letzte wohl etwas später (bis ca. 1430) entstanden
sein dürften. Ebenfalls ist bekannt, dass die Kremnitzer 1426 ein neues
Stadtbuch anlegten, das mit Miniaturen des Wiener Illuminators Michael und des so genannten „Meisters des Kremnitzer Stadtbuches“ versehen war (letzterer hat in den 20er und 30er Jahren neben Wien und
Klosterneuburg auch für die Preßburger Kapitelbibliothek gearbeitet).
Somit ist es wahrscheinlich, dass auch die Pergamentteile des Kremnitzer Stadtbuchs über Preßburg vermittelt worden sind13. Die Initialen
unserer Fragmente weichen allerdings vom Stil des Stadtbuchs etwas
ab, in erster Linie aufgrund ihrer unmittelbaren Orientierung an der
böhmischen Kunst. Die Frage, inwieweit zwischen dem Preßburger Kapitel und der Kremnitzer Pfarre um oder kurz nach 1400 ein intensiverer Kulturaustausch funktionierte, lässt sich nur schwer allein auf Basis
dieser Handschriften-Fragmente beantworten. Auch die Urkundenbasis
aus jener Zeit liefert keine Stützpunkte. Ein paar spätere Ereignisse lassen aber erahnen, dass der Kontakt zwischen den beiden Städten bereits
zu Beginn des 15. Jahrhunderts etabliert war. Sie könnten zumindest
die Wege andeuten, auf denen die mittlerweile auseinander geratenen
illuminierten Folia der Missalien in das Gebiet der mittelslowakischen
Bergstätte geliefert worden sind.
1439 verpflichtete sich z. B. der Preßburger Senat, der Kremnitzer St.
Andreas Kirche die enorme Summe von 1000 Gulden zu bezahlen14. Die
Kremnitzer haben wiederum im St. Martinsdom zu Preßburg spätestens
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biblos 53 | 2004 | 2 | Dušan Buran • Fragmente illuminierter gotischer Handschriften | 67–79
1443 einen St. Georg- und Adalbert-Altar unterhalten, dessen Altarist
ein gewisser Nikolaus Kelner von Breslau war15. Seit den 1450er Jahren
bis 1471 ist ein langwieriger, bis auf die kuriale Ebene gehender Streit
zwischen dem Kremnitzer und dem Preßburger Senat dokumentiert.
Er hing mit der Kremnitzer Kapelle der Maria, Mutter der Barmherzigkeit zusammen, in welcher der Senat einen Kaplan namens Andreas
unterhielt, nicht aber bezahlen wollte16. Unter den Codices der Kremnitzer Pfarrbibliothek befinden sich bis heute mehrere Handschriften
Preßburger Provenienz, die meisten davon erst aus der 2. Hälfte des
15. Jahrhunderts. Lediglich ein Speculum humanae salvationis, geschrieben durch Nikolaus von Breslau, lässt sich früher mit Preßburg in Verbindung bringen, vorausgesetzt, dass in der Person des Schreibers der
bereits erwähnte Altarist Nikolaus zu erkennen ist, welcher vor 1446
im Martinsdom auch das Amt eines Predigers inne hatte17.
Die zweite These ginge von der Vermutung aus, dass die Kremnitzer Missalien von Preßburg ganz und gar unabhängig bestellt worden
wären18. Die Stilorientierung der Kremnitzer Stadteliten auf die Kunst
des internationalen Stils, besonders böhmischer oder österreichischer
Prägung – belegt neben den Miniaturen des Stadtbuches durch drei
Fragmente einer Steinskulptur aus dem ehemaligen Rathaus19 – deutet
auf ziemlich stabile Präferenzen der Auftraggeber, die in den führenden mitteleuropäischen Zentren ihre Kunstwerke bestellt haben dürften. Zur Vermutung, dass das Missale unmittelbar in Prag in Auftrag
gegeben wurde, steht jedoch die Qualität der gemalten Initialen in gewissem Widerspruch, gehörte doch der Meister der Paulusbriefe bzw.
sein Atelier eher zu den durchschnittlichen Illuminatoren seiner Zeit,
welche sowohl in Mähren, als auch in der Westslowakei erreichbar sein
konnten.
Stadtarchiv Preßburg (MV SR, Archív hlavného mesta SR Bratislavy)
Fragment einer Inkunabel (Psalmenkommentar)
Das Papierblatt mit dem Psalmenkommentar (Abb. 4) und einer Miniatur des Königs David in der rechten Spalte (ABM, EC Lad 2/51) ist in
der kodikologischen oder musikologischen Literatur nicht ganz unbekannt. Július Sopko publizierte eine knappe Beschreibung des Blattes
in der dritten Folge seines Inventars20, ein Bild mit kurzem Kommentar brachte auch die slowakische Denkmal- und Museenzeitschrift21.
Der mit Blattgold versetzte, mit Rosetten und einfachen Punkten punzierte Rahmen verleiht der Seite ein luxuriöses Aussehen, obwohl es
sich um einen relativ zugänglichen Druck handelt. Die eigentliche
Szene situierte man vor eine landschaftliche Kulisse: Im unteren Drittel sieht man ein grünes Terrain mit Erdbeerblume (?) und Klee, über
dem niedrigen Horizont einen blauen Himmel mit ein paar zum oberen Rand hin immer dunkler abschattierten Wolken. In die Mittelachse
des Bildes platzierte der Illuminator die Figur Davids, der auf einem
einfachen Holzthron sitzt und Harfe spielt. Sein Sitz ist gegenüber der
Bildfläche diagonal gestellt, der Körper in Dreiviertelwendung gezeigt
– Elemente, die der Szene etwas räumliche Wirkung verschaffen, obwohl die Landschaft letztenendes sehr schematisch ist. Der rosafarbene
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Abb. 4: Ein Blatt der Inkunabel (Psalmenkommentar) mit der Miniatur König Davids.
Ulrich Schreier, um 1470–1480.
MV SR, Archív hlavného mesta SR Bratislavy (EC Lad 2/51).
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Abb. 5a (links): Grabstein des Preßburger Probstes Georg Peltell von Schönberg, 1470.
Bratislava, St. Martinsdom.
Abb. 5b (rechts): Detail
Mantel mit scharf geknickten Falten, der braune Pelzkragen, aber auch
die Harfe und das Holz des Instruments sind detailreich ausgemalt.
Rechts neben der Gestalt ragt vor dem Horizont der trockene Stamm
eines Baums hervor, auf einem Ast sitzt ein Vogel. Das Gesicht Davids,
leicht beschädigt durch einen Riss, wurde in schwarzer Zeichnung auf
grautonigem Inkarnat angelegt, nur die Lippen sind rot gefärbt. In derselben Spalte befindet sich auch die Initiale des ersten Psalmes B(eatus;
Beatus, cui omnia optata succedent ...): Sie zeigt ein blaues B vor rosa Hintergrund, im Binnenfeld des Buchstabens eine mit fünfblättrigen Rosetten und Eichenblättern punzierte goldene Fläche – allesamt Motive,
die aus den Handschriften der Preßburger Kapitelbibliothek des späten
15. Jahrhunderts gut bekannt sind. Von der Initiale wächst eine lange Akanthusranke in das Interkolumnium hinein, weit reicherer Dekor befindet sich auf dem äußeren, besonders aber unterem Rand des
Blattes: Blumen mit langen behaarten Narben, unten noch ein bunter
Vogel sowie goldene Punkte ohne Punzierung (teilweise abgeschliffen).
Ein wichtiges Identifikationsmerkmal stellt das Wappen in der Verzierung des unteren Randes dar: Im roten Schild ein schwarzer Greif
mit einer goldenen Krone auf dem Kopf. Der halbkreisförmige Schild
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biblos 53 | 2004 | 2 | Dušan Buran • Fragmente illuminierter gotischer Handschriften | 67–79
Abb. 6: Initiale S(acerdos) mit einer von zwei Engeln flankierten Monstranz.
Antiphonar des Pressburger Kanonikers Johannes Han. Ulrich Schreier, 1487–1488.
MV SR, Archív hlavného mesta SR Bratislavy (EC Lad 4).
ist dreimal graurot geteilt, auf grauem (ursprünglich wohl silbernem)
Balken eine subtile, kaum sichtbare Damaszierung. Am unteren Rand
bemerkt man noch den Archivstempel AMB und die Nummer 598/934.
Diese Inventarnummer deutet auf eine Erwerbung in der Zwischenkriegszeit, als über mehrere (auch ausländische) Antiquariate relativ
viele derart heimatlose Fragmente in das Preßburger Stadtarchiv gelangten; manche von ihnen müssen daher nicht unbedingt auch von
Preßburger Provenienz sein. Dass dies in unserem Fall aber doch für
Preßburg zutrifft, beruht auf zwei Erkenntnissen: Das Wappen ist mit
größter Wahrscheinlichkeit das Familienwappen des wichtigsten spätmittelalterlichen Preßburger Probstes und Vize-Kanzlers der dortigen
Academia Istropolitana, Georgs Schomberg (Georg Peltell von Schönberg,
† 1486). Ein ähnliches Wappen ist an seinem Grabmal im St. Martinsdom angebracht (1470)22 (Abb. 5a, 5b). Die Motivik beider Wappen inklusive der Teilung ist nahezu identisch, der einzige Unterschied besteht darin, dass der Greif der Miniatur nach links, während der am
Grabstein nach rechts gewendet ist. Ein detaillierter Aufsatz über die
Persönlichkeit des Probstes wird gerade von Miriam Hlavačková vorbereitet23, daher erübrigt sich hier eine Skizze seiner Biographie.
76
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Beachten wir stattdessen den Illuminator, der uns aus dem Umkreis
der Preßburger Kapitelbibliothek gut bekannt sein darf: Bereits der erste Blick auf den typischen Figuralstil sowie den Dekor verrät die Arbeit
des Salzburger und Wiener Malers Ulrich Schreier, der für Preßburg
das große, zweibändige Antiphonar des Kanonikers Johannes Han und
zumindest noch ein weiteres Missale ausgeschmückt hat24. Ähnlich
wie in seinen zahlreichen österreichischen oder den erwähnten Preßburger Arbeiten finden sich auch hier die typische luftige Landschaft
im Hintergrund, die in der Werkstatt Schreiers benutzten Punzen, aber
auch seine typische Ornamentik mit Blumen und Vögeln. Schließlich
wäre dieser Psalmenkommentar nicht die einzige Inkunabel in Preßburg, die in seiner Werksatt ausgestattet war25.
Aus der Kombination von Wappen und Miniatur bzw. der Verbindung der beiden erwähnten Persönlichkeiten in der Position von Auftraggeber und Künstler lassen sich anhand dieses (bisher übrigens einzigen) Belegs ihres Kontaktes nur bedingt weitgehendere Schlüsse ziehen. Hypothetisch kann man spekulieren, dass es wahrscheinlich der
Probst Georg Peltell von Schönberg selbst war, der bereits in den 70er
Jahren des 15. Jahrhunderts die Auftragsvergabe der Preßburger Kapitelbibliothek an das Wiener Atelier Ulrich Schreiers initiierte. Somit
war es der Verdienst gerade dieses österreichischen und Preßburger
Geistlichen und Diplomaten im Dienst des ungarischen Königs Matthias Corvinus sowie des Kaisers Friedrich III., Ulrich Schreier für die
Kapitelbibliothek (und vielleicht auch die Universitätsbibliothek der
Academia Istropolitana26) zu engagieren. Unmittelbar nach Peltells Tod
(1486) setzte der Kanoniker Johannes Han diese Zusammenarbeit fort.
Deren berühmtestes Ergebnis stellt nun der opulente Kodex Han dar,
der 1487–1488 vollendet wurde27.
* Für Hilfe beim Studium in
den Archiven möchte ich mich
bei Frau Mag. Adriana Ezrová,
Direktorin des Kremnitzer
Archivs (MV SR, ŠA Banská
Bystrica, pob. Kremnica), sowie
Frau Dr. Anna Buzinkayová,
Direktorin des Preßburger
Stadtarchivs (MV SR, Archív
hlavného mesta SR Bratislavy),
bedanken. Mag. Maria Theisen
(Otto-Pächt-Archiv, Wien) danke
ich für die Sprachkorrektur
des Manuskripts. Die Veröffentlichung von Fragmenten
weiterer illuminierter Handschriften, insbesondere aus dem
Preßburger Stadtarchiv und des
dortigen Stadtmuseums, plane
ich in nächster Zeit.
1
A. Güntherová,
J. Mišianik, Stredoveká knižná
mal’ba na Slovensku, Bratislava
1961 (2. Aufl. 1977); J. Sopko,
Stredoveké latinské kódexy v
slovenských knižniciach, Martin
1981; J. Sopko, Stredoveké latinské
kódexy slovenskej proveniencie v
Mad’arsku a v Rumunsku, Martin
1982; J. Sopko, Kódexy a neúplne
zachované rukopisy v slovenských
knižniciach, Martin 1986.
2
Slowakische Nationalgalerie, Bratislava, 20.
November 2003 bis 21. März
2004.
3
Unmittelbar vor der
Ausstellung wurden die hier
behandelten Kremnitzer Blätter
im Restaurierungsatelier der
Slowakischen Nationalgalerie
durch Jana Krajčovičová
restauriert. Die schwersten
Schäden erlitten sie durch das
Knicken des Pergaments, wobei
einige Risse entstanden. Die
bildlosen Seiten bedeckte eine
dicke Schicht von Klebstoff. Zu
restauratorischen Ergänzungen
kam es lediglich bei dem Loch
in der Darbringungsszene, das
mit einem Stück Pergament
bedeckt wurde. Außerdem
blieben teilweise die Farb- und
Goldschichten abgeschliffen.
4
Eine gründliche
Einführung zu Simeon bzw.
zum Fest der Purificatio Virginis
Mariae bei E. Lucchesi-Pali, L.
Hoffschotte, Darbringung Jesu im
Tempel, in: Lexikon der christlichen
Ikonographie. Hg. v. W. Braunfels,
Rom, Freiburg, Basel, Wien
1968–1976 (Reprint 1994, weiter
zit. als LCI), Bd. 1, Sp. 473–477.
5
St. Apollinaris von
Ravenna gehörte zu den
77
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Lehrlingen des hl. Petrus,
angeblich hatte er diesen
von Antiochien nach Rom
begleitet. Sein Martyrium erlitt
er wahrscheinlich im Jahr 75;
die Basilika über seinem Grab
– San Apollinare in Classe – ist
unmittelbar nach seinem Tod
zu einem verehrten Zentrum
seines Kultes geworden. Vgl.
A. Seeliger-Zeiss, Apollinaris von
Ravenna, in: LCI 1968–1976 (s.
Anm. 4), Bd. 5, Sp. 229–231.
6
Am besten charakterisiert
diesen Stil G. Schmidt, Malerei,
in: Gotik in Böhmen. Hg. v. Karl
M. Swoboda, München 1969,
239 u. 437 (Anm. 363 mit der
Liste der ihm zugeschriebenen
Handschriften); vgl. ebenfalls
J. Krása, Rukopisy Václava IV.
Praha 1974, 191–192 u. 257–258.
Aus neuerer Lit. besonders M.
Roland, Die Handschriften der
alten Wiener Stadtbibliothek in der
Österreichischen Nationalbibliothek.
Wien 1999, 82–83.
7
R. Cermann, Gebetbuch
einer Fürstin?, in: Aderlass und
Seelentrost. Die Überlieferung
deutscher Texte im Spiegel
Berliner Handschriften und
Inkunabeln. Hrsg. v. P. J. Becker
u. E. Overgaauw, Berlin 2003,
266–267.
8
Eine eingehende
Untersuchung der Kunst des
Meisters der Paulusbriefe sowie
seiner Werkstattpraxis steht
noch aus. Am internationalen
Kolloquium anlässlich der
Preßburger Ausstellung hat
Hana Hlaváčková (Prag) ein
ähnlich konzipertes Referat
vorgetragen (Mistr Pavlových
epištol). Zusammen mit weiteren
Beiträgen der Tagung soll es
im Jahrbuch der Slowakischen
Nationalgalerie Galéria 2004
veröffentlicht werden.
9
M. Roland, Die Handschriften aus der BöhmischÖsterreichischen Hofkanzlei in der
Österreichischen Nationalbibliothek,
Codices manuscripti 31 (2000)
17ff.; M. Roland, Illuminierte
Missalien in Brünn, Preßburg und
Österreich in der ersten Hälfte des
15. Jahrhunderts. Methodische
Ansätze zur Lokalisierung von
Cod. 4812 der Österreichischen
Nationalbibliothek, in: The
History of Written Culture in the
“Carpatho-Danubian” Region
(Latin Paleography Network I),
hrsg. v. H. Pátková, P. Spunar, J.
Ediv, Bratislava 2004 121–153;
Aus älterer Lit. vor allem:
Güntherová, Mišianik 1961
(s. Anm. 1), 49, Abb. 85–90;
G. Török, Pozsonyi missale, in:
Müvészét Zsigmond király korában
1387–1437 (Ausst. Kat.), hrsg. v. L.
Beke, E. Marosi, Budapest 1987,
Bd. 2, 370–371.
10 Vgl. z. B. das Fragment
vom Preßburger Missale VI
(Bratislava, Mestské múzeum,
Sign. A/2) oder das Preßburger
Missale D (Budapest, Országos
Széchényi Könyvtár, clmae 216,
fol. 11r): J. Šedivý, D. Buran,
Bratislavský misál VI – fragmenty;
Bratislavský misál D, in: Dejiny
slovenského výtvarného umenia
– Gotika, hrsg. v. D. Buran,
Bratislava 2003, 784–785 (weiter
zit. als Gotika 2003); I. Berkovits,
Illuminierte Handschriften aus
Ungarn vom 11.–16. Jahrhundert,
Hanau/M. 1968, Abb. XVI.
11 Im Preßburger Missale
des Wiener Meisters Michael
(Budapest, Országos Széchenyi
Könyvtár, clmae 218, fol. 9r). In
diesem Sinne identifizierten
den „König David“ Güntherová,
Mišianik 1961 (s. Anm. 1), 49,
199, Abb. 91; Berkovits 1968 (s.
Anm. 10), 109, Abb. XIX sowie
Sopko 1982 (s. Anm. 1), 47
(Abb. auf. S. 336 mit verwechselter Bildunterschrift) und
schließlich D. Buran, J. Šedivý,
Bratislavský misál E, in: Gotika
2003 (s. Anm. 10), 785 – Die
Figur hat zwar die HerrscherInsignien (Zepter, Weltkugel,
Krone), jedoch charakterisiert
sie der Kreuznimbus als thronenden Christus. Ein derartiger
Heiligenschein mit Strahlen
in Form eines Kreuzes war
im Atelier Meister Michaels
ausschließlich Christus vorbehalten. Vgl. z. B. die Szenen im
Kremnitzer Stadtbuch – ebenda,
S. 786. Im Gegensatz dazu ist
mir die Gestalt König Davids
mit einem Nimbus weder aus
Preßburger noch aus niederösterreichischen Handschriften
bekannt.
12 Eine Erwähnung der
Fragmente mit Miniaturen der
„böhmischen Schule“ geriet
doch in die Literatur: T. Lamoš,
Vznik a počiatky banského a mincového mesta Kremnice 1328–1430,
Banská Bystrica 1969, 208.
13 D. Buran, Kremnická
mestská kniha, in: Gotika 2003 (s.
Anm. 10), 785–786 (mit wichtigster älteren Lit.).
14 AMB Bratislava, No. 1628,
Lad. 15, No. 1103; D. Lehotská,
Archív mesta Bratislavy. Inventár
stredovekých listín, listov a iných
príbuzných písomností, Praha
1956, 229.
15 Der Altar ist bereits im
14. Jahrhundert nachgewiesen und laut einem jüngeren
Inventar (1517) gehörte zu
seiner Ausstattung auch „unus
liber Missalis in pergameno cum
iluminaturis et bone scripture“.
Vgl. M. Hlavačková, Oltárne
benefíciá v bratislavskom Dóme sv.
Martina v 15. storočí, in: Galéria
2001 – Ročenka Slovenskej národnej
galérie, Bratislava 2001, 94.
16 Liste sowie Inhalt der
Urkunden vgl. eingehender bei
Lehotská 1956 (s. Anm. 14), 263,
272, 306, 315.
17 Sopko 1981 (s. Anm. 1),
187, und ein Brief im AMB
No. 2129, Lad. 31, No. 3996;
Lehotská 1956 (s. Anm. 14), 297.
18 Das Inventar der Handschriften der Kremnitzer
Pfarrbibliothek (meist jedoch
ohne Buchmalerei) bearbeitete Sopko 1981 (s. Anm. 1),
182–216. Die Zahl der Kodizes
sowie deren inhaltliche
Struktur deuten darauf hin, dass
die Pfarrbibliothek auch über
anspruchsvollere Handschriften
78
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verfügt haben dürfte, als bis
heute erhalten geblieben sind.
19 M. Bartlová, Tri fragmenty
z radnice v Kremnici, in: Gotika
2003 (s. Anm. 10), 660.
20 Sopko 1986 (s. Anm. 1),
S. 58, č. 479. 385 × 285 mm. Das
Blatt ist an mehreren Stellen
beschädigt, besonders zerrissen
am Rand oder perforiert (auch
in der Miniatur).
21 J. Kalinayová,
Hudobné motívy v liturgických kódexoch, in: Pamiatky a múzeá, 1997
No. 2, 24–25.
22 Wappenbuch des Adels von
Ungarn sammt den Nebenländern
der St. Stephans-Krone, hrsg. v. J.
Siebmacher u. G. v. Csergheo,
Nürnberg 1885–1892, Heft
22–28, Taf. 403.
23 M. Hlavačková, Prepošt
Bratislavskej kapituly Juraj zo
Schönbergu († 30. 9. 1486) a Dóm sv.
Martina, in: Galéria 2004 – Ročenka
Slovenskej národnej galérie,
Bratislava 2004 (im Druck). Der
Autorin möchte ich für das
noch unpublizierte Manuscript
an dieser Stelle meinen herzlichen Dank ausdrücken. Die
Fragen der Wappenattribution
wurden mit Radoslav Ragač
freundlicherweise diskutiert.
Zum Grabstein (heute in der St.
Annenkapelle des Preßburger
Doms): K. Chamonikola,
V. Luxová, Náhrobok Juraja
Schomberga, in: Gotika 2003 (s.
Anm. 10), 667.
24 Im Detail: D. Buran,
Antifonár kanonika Jána Hana,
misál knižnice Batthyaneum a
iluminované rukopisy bratislavskej
kapituly na sklonku 15. storočia, in:
Galéria 2000 – Ročenka Slovenskej
národnej galérie. Bratislava 2000,
S. 45-66. Vgl. auch D. Buran, J.
Šedivý, Listiny a knižné maliarstvo
na sklonku stredoveku, in: Gotika
2003 (s. Anm. 10), 517ff.
Mittelalter (Einzelschriften
zur Bücher- und Handschriftenkunde 6). München
1927; K. Holter, Buchmalerei,
in: Spätgotik in Salzburg. Die
Malerei 1400 – 1530 (Ausst. Kat.),
Salzburg 1972, 239. Zuletzt:
M. Roland, Buchmalerei, in:
Spätmittelalter und Renaissance.
(Geschichte der bildenden Kunst
in Österreich 3), hrsg. v. A.
Rosenauer, München, Berlin,
London, New York 2003,
529–533, 542–543; Zum Kreis
der „Preßburger“ Arbeiten
Schreiers gehört auch die
Inkunabel mit dem Text von
Petrus Lombardus’ Glossa
magistralis Psalterii (Nürnberg
1478), die in einem (mir leider
unzugänglichen) Katalog
des Wiener Antiquariats von
Hans P. Kraus 1936 publiziert
wurde (Kat. X – Juni 1936,
23, No. 70) – G. Laurin, Preßburger Lederschnittbände Ulrich
Schreiers, in: Börsenblatt für
den Deutschen Buchhandel
– Frankfurter Ausgabe 12 (1964)
350.
26 V. Jankovič, Stredoveká
bratislavská univerzita vo svetle
nových prameňov. In: Historický
časopis, 40, 1992, 145–170; P.
Ratkoš, Vzt’ah Jána zo Stredny
a Juraja Schönberga k Univerzite
Istropolitana, in: Humanizmus a
renesancia na Slovensku v 15. a 16.
storočí, hrsg. v. L. Holotík u. A.
Vantuch, Bratislava 1967, 66–87.
27 Neben der in Anm. 24
zitierten Literatur s. auch
Bratislavský antifonár II / Antiphonary of Bratislava II. (Memoria
Slovaciae – Medii aevi manuscripta). CD-Rom Faksimile.
Hg. v. D. Buran, J. Hanus, L’.
Jankovič, Martin 2000.
25 Zu Schreier: H. Zirnbaurer,
Ulrich Schreier. Ein Beitrag zur
Buchmalerei Salzburgs im späten
79
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„Ich lehnte mich an Sie an, ihr Geist half meiner Schwachheit auf“, schreibt Hans Werner Henze über
Ingeborg Bachmann. Der aufstrebende Komponist
erkannte rasch eine Seelenverwandte in der
jungen Dichterin, das war 1952 in Göttingen.
Und schon im folgenden Jahr setzte ein leidenschaftlicher und immer vertrauter werdender
Briefwechsel ein. Einig sind sie sich darin im Haß
auf Nazideutschland, wollen mit Günter Grass
die junge Sozialdemokratie unterstützen und
sind doch im Herzen immer bei ihrer „Pflicht“,
der Kunst, in der sie gemeinsam an Liedern und
einer großen Oper arbeiten. Als die Beziehung
zu Max Frisch auseinandergeht, gesteht Ingeborg
Bachmann ihrem Freund: „Du bist mir der kostbarste
Mensch“, und Henze lädt sie in schwärmerischen,
tröstenden und ernsten Briefen zu sich nach Rom
und Neapel ein, um bei ihr sein zu können und
das Eigentliche zu tun: schreiben, komponieren
und Ruhe finden in einem Leben, „für das man vielleicht nicht stark genug ist“.
160
biblos 53 | 2004 | 2 | Abbildungsverzeichnis | 160