Andreas Hummel
„Castrum Meldingun“ – eine lange Zeit vergessene
Burg im Weimarer Land1
Dann ist es Nacht. Ein Name mit
gutem Klang ist zu Grabe gegangen.
Und wer heute nach Jena fährt und
den Blick nach rechts über das friedliche Dorf schweifen lässt, ahnt nicht,
wie die Fluren erzählen könnten von
einem heißblütigen Stamm von Edlen, die hier herrschten, kämpften und
starben2. Wer hier in verklärender Art
und Weise von den in Mellingen gesessenen Herren schwärmt, ist unbekannt. Doch auch heute, 80 Jahre
später, künden nur wenige Dinge
davon, dass in diesem verschlafenen
Dorf einst ein reich begütertes Rittergeschlecht saß. Heute kann man im
Gegensatz zu den 1920er-Jahren auf
dem Kapellenberg jedoch die inzwischen ergrabene und in Teilen rekonstruierte Burganlage besichtigen, in
der die Herren von Mellingen wohl
über 100 Jahre lang ihren Wohnsitz
hatten.
Der Ort Mellingen und die
Heinrichsburg
Mellingen ist eine Gemeinde im Süden
des Landkreises Weimarer Land, wo
die Magdel in die Ilm mündet. In der
Nähe dieser Gewässer treten fruchtbare Löss- und Schwarzerdeböden
auf. Obwohl das Klima im Weimarer
Land als unbeständig charakterisiert
werden muss und die Niederschläge
in Mellingen durchschnittlich geringer ausfallen als jene der näheren Umgebung, sind die Siedlungsgrundlagen
insgesamt dennoch als gut zu bewerten. Hinweise dafür sind die zahlreichen ur- und frühgeschichtlichen
Fundstellen in und um Mellingen3.
Die ältere Literatur berichtet von
Resten einer Stadtmauer sowie fünf
Toren, die in Mellingen noch im 19.
Jahrhundert sichtbar gewesen sein sollen4. Sie stammten von der spätmittel-
alterlichen Ortsbefestigung, von der
heute nur noch ein undeutlicher Wall
erhalten ist5. Von den beiden Mellinger Burgen, der Heinrichsburg und der
Burg auf dem Kapellenberg, nimmt
man an, dass sie wohl im Sächsischen
Bruderkrieg (1448) zerstört und anschließend nicht wieder aufgebaut
wurden6.
Erstere, auch als Himmelsburg bezeichnete Anlage liegt etwa 1 km
südlich des Ortes. Im Südosten des
Bergrückens sind noch geringe Reste
eines Walls und Grabens zu erkennen;
aufgehendes Mauerwerk ist jedoch
nicht mehr erhalten. Ausgrabungen
Anfang des 20. Jahrhunderts machten Umfassungsmauern sichtbar und
brachten ur- und frühgeschichtliche
Funde (Silices, Keramik, eine Urne
und Reitersporen) ans Tageslicht7.
Die ältere Forschung nimmt ein ho-
Abb. 1a und 1b. Luftbild Mellingens (Google-Earth) mit
den beiden Burgen Heinrichsburg (1) und Kapellenberg
(2) (unmaßstäbliche Zeichnung aus: Timpel/Grimm 1975,
Abb. 10, S. 24).
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Abb. 2. Fläche 2a (II) mit den Erweiterungsflächen 2b, 2c und 2d. Der rekonstruierte Turm ist hier im Inneren noch
rund dargestellt (Zeichnung: Frank Jelitzki; TLDA [Thüringisches Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie]).
hes Alter beider Burgen an. Auf der
Heinrichsburg sollen zudem im Mittelalter die Herren von Mellingen
gesessen haben8. Eine Bestätigung
dessen findet sich aber nicht. Während im Bereich der Heinrichsburg
bisher keine hochmittelalterlichen
Funde festgestellt wurden, ist auch in
den schriftlichen Quellen nie von zwei
Burgen die Rede.
Die Burg auf dem Kapellenberg
Der am südöstlichen Ortsrand von
Mellingen befindliche Kapellenberg
liegt auf einem nach Nordwesten
vorspringenden Bergsporn in imposanter fortifikat rischer Lage nahe der
Einmündung des Lehnstedter Baches
in die Ilm. Das auf 240 m ü. NN
befindliche Plateau wird im Norden,
Süden und Westen durch natürliche
Steilhänge begrenzt. Das Burgareal
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hat eine Fläche von etwa 60 m Durchmesser. Es wurde von einem 2 bis
5 m tiefen und 6 bis 8 m breiten Graben abgetrennt9, der heute nicht mehr
vorhanden ist. Durch Bauten aus den
letzten beiden Jahrhunderten (Kegelbahn 1847, Gaststätte 1956) wurden
große Teile des Burgareals zerstört.
Die Lage der Burg auf dem Kapellenberg im Kreuzungsbereich mehrerer
Ortsverbindungen sowie an einem
Ilm-Übergang war verkehrsgeografisch sehr günstig. Vor allem die im
weiter östlich gelegenen Saaletal
verlaufenden wichtigen Verkehrslinien sind in diesem Zusammenhang
zu sehen. Sie wurden hier als Sattelpass-, Gräfenthaler, Juden- und
Kupferstraße bezeichnet und führten
von Nürnberg-Bamberg über den
Thüringer Wald über Rudolstadt und
Mellingen nach Querfurt. Auch die
wichtige Ost-West-Verbindung von
Erfurt nach Zeitz-Altenburg-Meißen
führte durch das Mellinger Gebiet.
Die Burg auf dem Kapellenberg befand sich damit in unmittelbarer Nähe
dieser Verkehrswege10.
Die Ausgrabungen von 2000
bis 2004
Am Anfang dieses Jahrhunderts befanden sich auf dem Kapellenberg
keine sichtbaren Bebauungsspuren.
Die Burgstelle war im Gelände kaum
erkennbar. Durch die modernen Eingriffe blieben nur etwa 800 m2 der
Fläche ungestört11. Lediglich der Flurname auf der Burg sowie Aufsätze
um 1900, die den erwähnten Graben
und auch slawische Scherben nennen,
boten Hinweise auf die Anlage.
Aufgrund eines geplanten Mehrzweckhallen-Neubaues an dieser Stelle führte das Thüringische Landesamt
für Denkmalpflege und Archäologie
(TLDA) eine Sondierung durch, bei
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Abb. 3. Fläche II, Planum 1. Rest der Turmmauer mit Brandschicht im Südwesten (Turminnenbereich). Blick nach Südosten (Foto: TLDA).
der ein etwa 30 m langer Kreuzschnitt
sowie zwei Flächen (5 x 7 m) im
Ost- und Westwinkel dieses Schnittes
angelegt wurden. Die Fläche II, der
Turmbereich, wurde im Rahmen der
bereits erwähnten Magisterarbeit des
Verfassers näher untersucht.
Das gesamte Burgareal ist vom Osten her zugänglich. Nach Norden beginnt hier der Steilhang, der zusätz-
lich durch eine Ringmauer geschützt
ist. Südlich und südwestlich der Mauer befinden sich kleinere Gebäude, u.
a. ein Gebäude mit eingetieftem Keller und ein rechteckiges Gebäude, das
im Aufgehenden wohl aus Fachwerk
bestand. Gegenüber der Ringmauer,
im Westen des Kapellenbergs, befi den sich die ergrabenen Turmreste.
Zwischen Turm und Nordwestabhang
steht das angesprochene Kegelbahngebäude, zwischen Turm und Südwestabhang die heutige Gaststätte.
In den bis 2004 geöffneten Flächen
im Süden und Osten des Burgareals,
in denen man auf die genannten Gebäudereste stieß, konnten Pingsdorfer
Keramik, das Fragment eines Knochenkammes, ornamentierte Beschläge aus Knochen, eine eiserne Schere,
Spinnwirtel, etliche Eisennägel und
ein bronzener Ziernagel geborgen
werden. Eine Bearbeitung der Funde
steht jedoch noch aus.
F. Jelitzki fasst zusammen, dass das
Burgareal aus Auffüllschichten des 11.
bis 14. Jahrhunderts besteht und durch
Abb. 4. Fläche II, vollständiger Mauerbefund des Turms (Zeichnung: TLDA; Umzeichnung: Verf.).
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ein 2,5 bis 3,2 m starkes Schichtpaket
mit drei größeren Brandhorizonten
gekennzeichnet ist. Die Befundsituation verweist auf eine flächenhafte
hölzerne Bebauung und auf eine Einplanierung und Neunutzung von Teilen des Burgareals12.
Der Besucher findet heute auf dem
Kapellenberg neben der Kegelbahn
und dem Gaststättenbau im Südosten einen 1956 angelegten Sportplatz
vor. Die ergrabenen Reste der Burg
(Ringmauer, Gebäude, Turm) wurden
bis zur Höhe von 1,50 m wieder aufgemauert.
Die Fläche II – der Turmbereich
Nachdem man zunächst ein 1,50 x
3,50 m großes Mauersegment, einen
Brandhorizont und Abbruchmaterial
freigelegt hatte, wurde anschließend
auch der zur Mauer gehörige Fundamentgraben sichtbar. Um den Turm13
verlief in einem Abstand von etwa
3 m ein Palisadengraben. Zusätzlich
konnte ein 10 cm starker Laufhorizont, der teilweise eine Pflasterung
aufwies, festgestellt werden.
In Richtung der Gaststätte erweiterte
man in den Jahren von 2001 bis 2004
die ursprüngliche Grabungsfläche (2b
/ 2c / 2d). Dabei wurde hier der Abbruchhorizont des Turms festgestellt.
Man fand keine charakteristische
Schichtenfolge, sondern lediglich
durchmischtes Material, weshalb in
diesem Bereich die Grabungsdokumentation nur sporadisch erfolgte.
Der in Abb. 4 erkennbare, vollständig ergrabene Mauerbefund lässt
den Kreisbogen, den die Turmmauer beschreibt, gut erschließen. Sie ist
hier in voller Breite erhalten, da in
dieser Tiefe auch die aus teilweise
quaderförmigen Hausteinen (Grenzdolomit und Muschelkalk) bestehende äußere Mauerschale vorhanden ist.
Möglicherweise kann es sich hier um
mehrere Bauphasen handeln, da die
Mauer im unteren Bereich in Lehm
und weiter oben in Kalkmörtel gelegt ist. Die in Lehm gesetzten Steine
befinden sich in einer Tiefe von 3,00
bis 1,80 m. Die Mauer der vermeintlichen jüngeren Bauphase darüber
springt nach innen vor und ist bis zu
50 cm dicker als die untere (Abb. 6).
Zwischen den Bauphasen lag zudem
ein dünnes, 2 cm hohes Humusband.
Vielleicht gibt der Befund einen Hinweis auf eine Bauplanänderung. Man
baute nun eine stärkere, in KalkmörBurgen und Schlösser 3/2011
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tel gesetzte Mauer und errichtete diese auf der alten.
Dass die erste Bauphase als
Fundament von Anfang an
so geplant war, ist unwahrscheinlich, da die Mauer
bis zu einem halben Meter
schmaler als jene ist.
Die erhaltenen Mauerreste
sind bis zu 5,20 m lang, was
etwas mehr als einem Achtel der gesamten Burgturmmauer entspricht. Wenige
Pfostenlöcher außerhalb der
Mauer könnten von Kranoder Gerüstbalken, innerhalb
der Mauer von hölzernen Inneneinbauten, wie einer Haspel oder Leiter, stammen.
Durch den Mauerbefund
der Fläche II sowie weitere Mauerreste in den Erweiterungsflächen war es
möglich, den Außendurchmesser des Turms auf etwa
12,40 m zu bestimmen.
Bei einer Mauerdicke von
etwa 2,60 m bleibt ein InAbb. 5. Fläche II, Detail der Turm-Außenschale
(Blick nach Nordwesten) (Foto: TLDA).
Abb. 6. Fläche II, Profil 8 mit der nach innen vorspringenden Turmmauer
(Zeichnung: TLDA; Umzeichnung: Verf.).
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Bronze- bzw. frühen Eisenzeit zuzuweisen sind. Sie zeigen die früheste
Besiedlung des Kapellenbergs an.
Abb. 7. Keramikfunde aus dem Turmbereich (Zeichnung: Verf.).
nendurchmesser von 7,20 m. An den
Innenmauern konnten teilweise noch
die Verputzung und Spuren von Schalungshölzern beobachtet werden. Diese Tatsache sowie die Aussagen der älteren Forschung14 legen zudem nahe,
dass der Turm im Inneren sechseckig
war.
Um Rückschlüsse auf die Bauzeit
des Turms zu gewinnen, wurde in der
Arbeit ein Vergleich mit Bergfrieden
Mitteldeutschlands vorgenommen.
Es ist grundsätzlich anzumerken, dass
einfaches Bruchsteinmauerwerk, bestimmte Mörtel- und Fugenritzungen
sowie die Größe der bearbeiteten
Quader für Datierungsfragen kaum
geeignet sind15. Bautechnische Details, vorhandene Hölzer und Bauzier
ließen sich beim Mellinger Turmrest
nicht mehr feststellen.
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Der Vergleich mit mitteldeutschen
Bergfrieden, der hier nicht detailliert
wiedergegeben werden soll, erbrachte
letztlich nur jene Erkenntnis, dass es
Sechsecktürme vom 11. Jahrhundert
bis zum Anfang des 15. Jahrhundert
gibt. Die Form des Grundrisses bildet
keinen Ansatzpunkt für eine schärfere
Datierung16. Umso wichtiger ist es,
das archäologische Material für diese
Fragestellung heranzuziehen.
Das Fundmaterial17
Von der Fläche II wurden insgesamt
etwa 200 Scherben, alle Knochenartefakte und die wichtigsten Metallfunde
bearbeitet. Dazu zählen auch zwei
vorgeschichtliche Scherben, die sich
unter dem mittelalterlichen Laufhorizont befanden und wohl der späten
Unter der mittelalterlichen Keramik
dominieren vor allem Töpfe bzw.
topfartige Gefäße und schalenartige Gefäße. Hinzu kommen wenige
Schüsseln, ein tellerartiges Gefäß
und zwei Kannen mit Ausgusstülle.
Es konnte zwischen sieben verschiedenen Randformen unterschieden
werden: 1. einfache, abgerundete
Ränder, 2. an der Außenseite ausgezogene bzw. verdickte Ränder, 3.
an der Oberkante ausgezogene bzw.
verdickte Ränder, 4. in der Scherbenmitte ausgezogene Ränder, 5. keulenförmig verdickte Ränder, 6. Ränder
mit geradem eckigen Abschluss und
7. trapezförmig verdickte Ränder.
Randform 3 macht etwa ein Drittel
der bearbeiteten Randscherben aus.
Tendenziell scheint Randform 5 die
jüngste zu sein. Insgesamt verteilen
sich die Formen aber gleichmäßig auf
die Schichten. Bei den Verzierungsarten wurde zwischen fünf Varianten
unterschieden: 1. Rillenverzierung,
2. Wellenverzierung, 3. Kanneluren,
4. Einstichdekor und 5. Verzierungskombinationen. Die Verzierungstypen 1 und 2 erstrecken sich auf fast
80 % der verzierten Scherben. Unter
den Verzierungskombinationen sind
eine Welle zwischen zwei Rillen bzw.
eine Tüllenkanne mit unregelmäßiger
Welle auf dem Gefäßrand, einer Welle
auf der Gefäßschulter und einer Tupfenleiste auf dem Innenrand zu erwähnen. Nur ein geringer Teil der bearbeiteten Scherben war stratigrafisch
relevant. Randform 2 ist häufiger als
Randform 1 in den oberen Schichten.
Ein Vergleich der mittelalterlichen
Keramik vom Mellinger Kapellenberg
erbrachte viele Übereinstimmungen
mit Wolfgang Timpels Gruppe E1, der
graubraunen Standbodenware des 12.
Jahrhunderts18. Bestimmte Merkmale
dieser Gruppe, z. B. das Auftreten von
Kannen mit Standböden und zylindrischen Ausgusstüllen, treten auch
schon im späten 11. Jahrhundert auf.
Als Vergleichsfundstellen wurden
der Jenaer Hausberg, Befestigung III
und IV, der Burghügel Jena-Löbnitz,
Gommerstedt, Camburg, Altenrömhild, der Burghügel Lodenschütz, die
befestigte Siedlung Gebesee, die Wüstung Möbis und das Sockelgeschoss
der Eisenacher Wartburg herangezogen. Die Datierung der Keramik an
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das Ende des 11. und ins 12. Jahrhundert konnte dadurch bestätigt werden. Einige Keramikeigenschaften
verweisen jedoch bereits auf das 13.
Jahrhundert.
Unter den Knochen- und Geweihartefakten liegen mit Ausnahme eines
Spielsteins und Messergriffschalenbruchstücken überwiegend nur Abfall- oder Werkstücke vor. Eindeutig
erkennbare Halbfabrikate wurden
nicht gefunden. Es konnten Durchlochungen, Schnitz-, Säge- und
Schleifspuren beobachtet werden.
Der hervorzuhebende Spielstein
mit Kreisaugenverzierung hat einen
Durchmesser von 3,8 cm. Möglicherweise war er Bestandteil des zeitgenössischen Spiels Tric-Trac oder tabulae. Ähnliche Spielsteine befinden
sich aus dem im 11. und 12. Jahrhundert auf Burgen in ganz Europa19.
Zu den Metallfunden gehören 16 eiserne Tüllenpfeilspitzen, gleichmäßig zugespitzte Vierkantpfeileisen
mit Tüllenschäftung, die im thüringischen Gebiet nur selten anzutreffen
sind. Womöglich stehen sie mit einer
historisch bezeugten Belagerung im
Zusammenhang. Die vollständigen
Stücke haben ein Gewicht von etwa
10 g und wurden wahrscheinlich mit
dem Bogen verschossen. Nach Bernd
Zimmermann treten derartige Pfeilspitzen vom 10. bis zum 15. Jahrhundert auf20, hauptsächlich vom 10. bis
zum 13. Jahrhundert21.
Auch konnte im Turmbereich ein
vollständiger Armbrustbolzen mit
doppelpyramidaler Spitze und rechteckigem Blattquerschnitt gefunden
werden. Dieser Typ tritt vom 10. bis
13. Jahrhundert auf und ist oft mit Stachelsporen und Wellenrandhufeisen
vergesellschaftet22. Er konnte auch
auf dem Mellinger Kapellenberg in
der gleichen Fläche geborgen werden.
Neben einem chronologisch wenig
relevanten Lanzenspitzenfragment
ist vor allem ein nahezu vollständig
erhaltener schmiedeeiserner Schlüssel mit rundem Griff und schlichtem Schlüsselbart zu erwähnen. Der
einem Truhen- oder Türschloss dienende Schlüssel ist typisch für die
romanische Zeit23. Eine Besonderheit
stellen drei vergoldete, mit Buckeln
verzierte Beschläge aus Bronze dar.
Sie entstammen mit hoher Wahrscheinlichkeit dem Gespränge von
Reiterschilden24. Ein weiteres vergoldetes Stück ist etwa 20 cm lang, hat
drei gewölbte Platten und weist vier
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Abb. 8. Tüllenpfeilspitzen aus dem Turmbereich (Foto: Verf.).
9
10
11
Abb. 9. Schmiedeeiserner Schlüssel aus dem Turmbereich (Foto: Verf.).
Abb. 10 und 11. Vergoldete Beschläge aus dem Turmbereich (Foto: Verf.).
Durchlochungen auf. Auch hierbei
wird es sich um einen Schildbeschlag
handeln25.
Erwähnenswert ist auch ein halbierter
silberner Brakteat, auf dem eine stehende Figur mit einer Fahne sowie ein
turmartiges Gebäude im Hintergrund
zu erkennen ist. Das Stück hat keine
Umschrift und ist der Machart nach in
die zweite Hälfte des 12. Jahrhunderts
zu setzen26. Die Knochenartefakte und
Metallfunde bestätigen den bei der
Keramik gewonnenen Datierungsansatz (Ende 11. bis Anfang 13. Jahrhundert), in den auch beide Bauphasen
des Turms fallen.
Auf dem gesamten Grabungsgelände
konnte kein palasartiges Gebäude lokalisiert werden. Möglicherweise lag
ein solches nahe dem Turm unter der
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Abb. 12. Halbierter Silberbrakteat aus dem
Turmbereich
(Foto:
Verf.).
heutigen Gaststätte oder der Kegelbahn. Es fanden beim Bau derselben
keine begleitenden archäologischen
Untersuchungen statt. Dort ist auch
die Kapelle zu vermuten, da es sonst
keinerlei Hinweise gibt, worauf sich
der Flurname „Kapellenberg“ beziehen könnte. Im gesamten Grabungsareal gab es zudem keine Gebäudereste, denen man eine sakrale Verwendung zusprechen könnte27. Der
genannte Palisadengraben riegelte
diesen Kernbereich der Burg wohl
ab. Erst als die Burg vermutlich im
späten 12. Jahrhundert erweitert und
die große Ringmauer angelegt wurde,
verlor der Graben seine Funktion.
Die Herren von Mellingen
Anhand der historischen Quellen lässt
sich feststellen, dass die Herren von
Mellingen zahlreiche Besitzungen
in Thüringen hatten. Vorrangig sind
hier die Orte Mellingen, Blankenhain,
Schauenforst, Berka, Azmannsdorf,
Udestedt, Denstedt sowie Oberweimar und Erfurt zu nennen. In den
Mellingen betreffenden Quellen wird
nur selten direkt eine Burg genannt.
Vielmehr sind lediglich die Herren
von Mellingen in Zeugenlisten oder
als Teilnehmer an Rechtsgeschäften
erwähnt.
Das vornehmlich im Weimarer und
Erfurter Raum ansässige Geschlecht
war an zahlreichen politischen Auseinandersetzungen innerhalb Thüringens beteiligt (thüringisch-hessischer
Erbfolgekrieg, thüringischer Grafenkrieg, sächsischer Bruderkrieg). Dabei agierten sie zumeist als Lehensleute der Grafen von Weimar-Orlamünde
und fochten auf deren Seite gegen
den Landgrafen von Thüringen. Auch
befanden sich Mellinger in der Po152
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sition von Burgmannen,
wie beispielsweise in
Blankenhain, Burgscheidungen, Dornburg und
Eckartsberga.
Bei der Ersterwähnung
113728 wird deutlich,
dass ein Lehensverhältnis mit dem Mainzer Erzbischof bestand. Zufolge des Verzeichnisses der
Besitzungen der Mainzer Kirche vermachten Gerwig von Mellingen und
seine Gemahlin ihre Burg mit allen
ihren Besitzungen und Ministerialen
dem Mainzer Bischof29. Im Jahre 1174
wird das Geschlecht zum zweiten Mal
genannt.
Im Jahr darauf wird von einer Zerstörung des landgräflichen Mellingen
berichtet, als Graf Bernhard von
Aschersleben (1120 bis 1212, jüngster
Sohn Albrechts des Bären) während
der Auseinandersetzungen zwischen
dem Thüringer Landgrafen und den
Askaniern den Ort dem Erdboden
gleich machte30. Hierbei wurde sicher
auch die Burg auf dem Kapellenberg
zerstört.
Bei den Grabungen aufgefundene
Vierkantpfeileisen, die in Thüringen
nur wenig Vergleichsbeispiele haben,
sowie Brandschichten im Turminnenbereich verweisen vielleicht auf diese
Belagerung Bernhards. Bewiesen ist
das jedoch nicht, zumal im Ascherslebener Gebiet derartige Pfeilspitzen
nicht gehäuft auftreten31.
Im Jahre 1184 fand in Erfurt ein vom
König Heinrich VI. einberufener
Hoftag statt, an dem auch Berengar
von Mellingen teilnahm. Es sollten
Streitigkeiten zwischen dem Landgrafen Ludwig III. und dem Mainzer
Erzbischof geschlichtet werden. Als
unverhofft der Saal der Dompropstei
einstürzte, kamen viele Grafen, Edle
und auch Berengar um, da sie in die
darunter befindliche Kloake stürzten.
Von diesem Berengar sind zwei Söhne, Berengar und Ludwig d. Ä., bekannt. In der Forschung leitete man
von ihnen die beiden Stämme des Geschlechts ab: den älteren (von Mel-
lingen) und den jüngeren (von Blankenhain/von Schauenforst).
Für die Herren von Mellingen ist die
Tatsache wichtig, dass ihnen spätestens im Jahre 1220 das mainzische
Unterkämmerer-Amt zu Erfurt von
dem mächtigen mainzischen Ministerialengeschlecht der Herren von
Apolda übertragen wurde32. Sie hatten
es bis 1268 inne, was das zahlreiche
Auftreten der Mellinger mit dem Zusatz Kämmerer als Zeugen in Erfurter
Urkunden eindrucksvoll belegt. Mit
diesem Amt waren Verwaltungsaufgaben, die Stellvertretung des Erzbischofs in der Stadt und der Vorsitz im
Strafgericht verbunden.
Außerdem hatte Heinrich von Mellingen von 1212, eventuell schon ab
1196, bis 1249 das Amt des Schultheißen im Erfurter Stadtteil Brühl
inne33. Folglich sind die Herren von
Mellingen hinsichtlich Macht, Einfluss und Ansehen zur vordersten
Reihe der erzbischöflichen Vasallen
zu zählen.
Letztlich soll das Auftreten der Herren
von Mellingen in geistlichen Positionen nicht unerwähnt bleiben. Beispielsweise war Albert von Mellingen
von 1216 bis 1230 Domherr in Erfurt.
Weitere Mellinger sind als klösterliche Laienbrüder, Kapläne und Priester bezeugt.
Im 14. und 15. Jahrhundert werden
Nachrichten über Herren von Mellingen spärlich; sie erlöschen, als das
Geschlecht am Ende des 15. Jahrhunderts ausstarb.
Ergebnisse
Anhand der Auswertung der Befunde
und Funde ist der innen sechseckige
und außen runde Turm wohl am Ende
des 11. und Anfang des 12. Jahrhunderts errichtet worden. Es sind zwei
Bauphasen zu unterscheiden, von denen die zweite in die Zeit um 1200 zu
setzen ist. Während die Brandschichten im Inneren des Turms auf dessen Zerstörung hindeuten, zeigen die
Konzentrationen von aufgestapelten
Bruchsteinen in den Erweiterungsflächen den kontrollierten Abriss von
Teilen der Turmmauer.
Von den bearbeiteten Funden im
Turmbereich sind alle ans Ende des
11., ins 12. und an den Anfang des
13. Jahrhunderts zu datieren. Sie
veranschaulichen die verschiedenen
Tätigkeiten auf der Mellinger Burg,
wobei einige Fundstücke besondeBurgen und Schlösser 3/2011
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Castrum Meldingun
re Erwähnung verdienen, da sie in
dieser Breite keinesfalls alltäglich
sind: Neben Feinkeramik Pingsdorfer Art, einem Spielstein aus Knochen, einem vergoldeten Ziernagel,
teilweise kunstvoll verzierten Messergriffschalen aus Knochen, einem
halbierten Silberbrakteat sowie einer floral verzierten Zierscheibe aus
Bronze wurden mehrere vergoldete
Beschläge auf dem Kapellenberg gefunden, von denen drei als Gespränge
hochmittelalterlicher Reiterschilde zu
interpretieren sind.
Da beim Bau der Kegelbahn und
der Gaststätte auf archäologische
Untersuchungen verzichtet worden
war, muss es offen bleiben, ob sich
in Turmnähe einst ein steinernes Gebäude mit herrschaftlicher Funktion
befunden hat.
Wenn die Annahme richtig ist, dass
die Brandschichten mit den Ereignissen im Jahre 1175 im Zusammenhang
stehen, dann ist gleichfalls sicher, dass
die Burg danach zumindest in Teilen
wieder aufgebaut und genutzt wurde.
Zum einen datiert das bearbeitete Material teilweise an den Anfang des 13.
Jahrhunderts34, zum anderen sind die
Herren von Mellingen durch ihre Ämter in Erfurt erst hauptsächlich im 13.
Jahrhundert vermehrt nachweisbar.
Eine Veränderung trat erst Ende dieses
Jahrhunderts ein, als ihr städtischer
Einfluss zunehmend verloren ging. Es
bleibt offen, wo das Geschlecht im 13.
Jahrhundert seinen Wohnsitz hatte.
Während man zunächst weitere Rittersitze (Berka, Blankenhain, Schauenforst, Denstedt, Azmanndorf usw.)
hinzu erwarb und sich dort auch sicher
niederließ, kann diese Frage für die
Burg auf dem Kapellenberg anhand
der archäologischen Auswertung des
Turmbereiches und der Hinzuziehung aller Mellingen betreffenden
schriftlichen Quellen des 12. und
13. Jahrhunderts nicht vollends geklärt werden. Umso wichtiger ist eine
Untersuchung der restlichen Burgareale. Möglicherweise muss man
die bisher anhand des Turmbereichs
Anmerkungen
1
Der Beitrag geht auf einen auf der Marksburg am 30.01.2010 vom Verf. gehaltenen
Vortrag zurück und gibt einen Überblick
über die im Juni 2009 an der FriedrichSchiller-Universität Jena bei Herrn Prof.
Dr. Peter Ettel eingereichten Magister-
Burgen und Schlösser 3/2011
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postulierte Nutzungszeit bis zum Anfang des 13. Jahrhunderts korrigieren.
Die spätmittelalterliche Keramik und
die Zerstörung der Burg im Jahre 1448
belegen zumindest eine erneute, wohl
aber nicht so umfängliche Nutzung
des Kapellenbergs im 15. Jahrhundert.
Ausblick
Das 1137 erstmals erwähnte Geschlecht der Herren von Mellingen saß
mit hoher Wahrscheinlichkeit auf der
Burg auf dem Kapellenberg. Das dort
aufgefundene archäologische Material reicht jedoch bis ins 11. Jahrhundert
zurück. Grundsätzlich ist zu bemerken, daß die (oft nur zufällig überlieferte) urkundliche Ersterwähnung
nicht zwingend mit der überlieferten
Bausubstanz in Zusammenhang gebracht werden darf, ein Fehler, den
die ältere Forschung häufig gemacht
hat35. Auch die Mellinger Burg ist
ein Paradebeispiel dafür. Durch die
Auswertung wurde deutlich, dass es
größere zeitliche Unterschiede zwischen den archäologischen und den
schriftlichen Quellen gibt. Zudem
wurde die Burg – Ausnahme ihre Ersterwähnung im Jahre 1137 – nur selten
explizit genannt.
Gerhard Billig und Ingolf Gräßler
stellen heraus, dass die Bedeutung der
schriftlichen Quellen ungleich höher
ist als jene der baulichen und archäologischen Befunde. Ohne Arbeit
mit schriftlichen Quellen bliebe die
gesamte Burgenkunde, denn Burgengeschichte könnte man dann nicht
mehr sagen, anonym … Einzig die
Schriftquellen aber ermöglichen die
Verbindung der Burgen mit Personen,
Personengruppen und sozialen Befindlichkeiten. Ohne Schriftquellen,
und in Bezug auf die einzelne Burg
sind das vorwiegend Urkunden, einzig als Baurelikte blieben die Burgen
stumm und tot36.
Selbstredend ist das Heranziehen
schriftlicher Quellen bei der Auswertung mittelalterlicher Burgen
arbeit. Ihm sowie Herrn Prof. Dr. Andreas Schäfer (Otto-Friedrich-Universität
Bamberg), Frau Dr. Ines Spazier, Herrn
Dipl.-Ing. Frank Jelitzki, dem örtlichen
Grabungsleiter in Mellingen (beide Thüringisches Landesamt für Denkmalpflege
unerlässlich. Das Beispiel Mellingen
macht jedoch auch einmal mehr die
begrenzte Aussagefähigkeit von historischen Quellen deutlich. Trotz einer Fülle von Mellingen betreffenden
Quellen sind nähere Aussagen für die
Datierung der Burg nahezu unmöglich. Weder zeigt sich, wann die Burg
erbaut und zum ersten Mal genutzt
worden ist, noch gibt es Hinweise auf
Bauphasen und das Baugeschehen.
Ausnahme bilden jene Quellen, die
vom Jahre 1175 berichten, als Mellingen und damit wohl auch die Burg
zerstört wurde.
Archäologische Quellen dürfen hinsichtlich ihrer Aussagefähigkeit keinesfalls unterschätzt werden, geben
sie doch die Hauptinformationen für
die Nutzungszeit der Mellinger Burg
vom ausgehenden 11. bis zum beginnenden 13. Jahrhundert. Würde man
nur die schriftlichen Nachrichten zu
Grunde legen, fiele die Bestimmung
der Nutzungszeit der Burg wesentlich unsicherer aus. Erstmals wird sie
1137 erwähnt. Die Herren von Mellingen sind jedoch bis ans Ende des
15. Jahrhunderts nachweisbar, ohne
dass gänzlich klar ist, wo sie ihren
Wohnsitz hatten.
Die Masse und Qualität des Fundmaterials allein aus dem Turmbereich sowie das Fehlen mittelalterlicher Fundstellen mit vergleichbaren Funden in
und um Mellingen legen jedoch nahe,
dass die Herren von Mellingen die
Burg auf dem Kapellenberg zumindest bis zum Anfang des 13. Jahrhunderts genutzt haben.
Ein Anliegen für künftige Forschungen sollte neben der archäologischen
Auswertung der Befunde und Funde
der anderen Burgareale auch ein noch
intensiverer Blick auf die schriftlichen
Quellen, vor allem jene aus dem
Spätmittelalter, sein, da sie eventuell
Rückschlüsse darauf geben können,
wo die Angehörigen des Geschlechts
der Herren von Mellingen im 13. bis
15. Jahrhundert ihren Wohnsitz hatten.
und Archäologie Weimar) sowie Herrn
Prof. Dr. Stefan Tebruck (Justus-LiebigUniversität Gießen) und Herrn Dr. Frank
Reinhold (ehemals wissenschaftlichem
Mitarbeiter der Sächsischen Akademie
der Wissenschaften zu Leipzig) möchte
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Andreas Hummel
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Verf. an dieser Stelle noch einmal herzlich für die Betreuung, Diskussionen und
Hilfestellungen danken.
Die Heinrichsburg und die Herren von
Meldingen. Ein erloschenes thüringisches
Rittergeschlecht. In: Thüringer Bauernspiegel, H. 9, 6. Jg., 1929, S. 263.
Vgl. Andreas Hummel, Die Burg auf dem
Kapellenberg in Mellingen bei Weimar:
archäologische und historische Untersuchungen, unveröff. Magisterarbeit an
der Friedrich-Schiller-Universität Jena,
2009, S. 8 Anm. 15 und S. 16 Anm. 66.
Vgl. Arnold Berg, Die Herren von Blankenhain und von Schauenforst und die
von Meldingen. In: Archiv für Sippenforschung 13,1936, H. 10, S. 306.
Vgl. Wolfgang Timpel/Paul Grimm, Die
ur- und frühgeschichtlichen Bodendenkmäler des Kreises Weimar, Weimar 1975,
S. 90.
Vgl. D. Förtsch, Geschichte der Gemeinde Mellingen, Weimar 1898, S. 13.
Vgl. Timpel/Grimm (wie Anm. 5), S. 36.
Vgl. Thüringer Bauernspiegel (wie Anm.
2), S. 260.
Vgl. Alfred Götze, Thüringer Wallburgen.
In: Zeitschrift für Ethnologie mit Verhandlungen der Berliner Gesellschaft für
Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte, Berlin 1896, S. 116.
Vgl. Thüringer Bauernspiegel (wie Anm.
2), S. 260; Roman Grabolle, Die frühmittelalterliche Burg auf dem Johannisberg
bei Jena-Lobeda im Kontext der Besiedlung des mittleren Saaletals (Jenaer
Schriften zur Vor- und Frühgeschichte,
Bd. 3), Jena-Langenweißbach 2007, 61 f.
und Bernd W. Bahn, Gedanken zur Wegeund Straßenforschung in Mitteldeutschland. In: Archäologie in Sachsen-Anhalt,
Bd. 8, 1998, S. 4 ff.
Vgl. Frank Jelitzki, Alfred hat’s gewusst.
In: AID 2002, 1, S. 55.
Ebd., S. 55.
Nach Diskussionen auf der Tagung am
30.01.2010 soll statt des Begriffes „Bergfried“ der neutrale Begriff „Turm“ im Zusammenhang mit der Mellinger Burg verwendet werden. Ob der Mellinger Befund
letztlich als Wohnturm oder Bergfried
interpretiert werden sollte, muss offen
bleiben. Einerseits bietet er mit dem errechneten Durchmesser von 12,40 m und
der Mauerdicke von etwa 2,60 m (siehe
unten) noch eine recht große Innenfläche,
andererseits kann man ihm eine mögliche
Wehrfunktion nicht absprechen.
Förtsch (wie Anm. 6), S. 5 und Thüringer
Bauernspiegel (wie Anm. 2), S. 263.
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Vgl. Reinhard Schmitt, Zum Stand der
Bergfriedforschung in Sachsen-Anhalt.
In: Burgenforschung aus Sachsen 3/4,
Waltersdorf 1994, 165 f.
Vgl. Yves Hoffmann, Backsteintürme des
12. und 13. Jahrhunderts auf Burgen in
Obersachsen und Ostthüringen. In: Das
Obere Schloss in Greiz. Ein romanischer
Backsteinbau in Ostthüringen und sein
historisches Umfeld, Arbeitshefte des
thüringischen Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie, NF 30, Altenburg-Erfurt 2008, S. 139.
Zur detaillierten Deutung des Fundmaterials mit ausführlichen Literaturangaben,
vgl. Hummel (wie Anm. 3), S. 51–84.
Wolfgang Timpel, Die früh- und hochmittelalterliche Keramik im westlichen
Thüringen (8.-12. Jh.) (Weimarer Monographien zur Ur- und Frühgeschichte, Bd.
33), Stuttgart 1995, S. 43 ff.
Vgl. Antje Kluge-Pinsker, Spielpläne und
figürlich verzierte Brettspielsteine. In:
Das Reich der Salier 1024 – 1125. Katalog
zur Ausstellung des Landes RheinlandPfalz, Sigmaringen 1992, S. 62.
Vgl. Bernd Zimmermann, Mittelalterliche Geschossspitzen: kulturhistorische,
archäologische und archäometallurgische
Untersuchungen (Schweizer Beitr. Kulturgesch. u. Archäologie Mittelalter 26),
Basel 2000, S. 42.
Vgl. Karin Kühtreiber, Burg Dunkelstein
– Ergebnisse der archäologischen Untersuchungen eines hochmittelalterlichen
Adelssitzes im südöstlichen Niederösterreich, unpubl. Diss. Univ. Wien 2006, Bd.
1, S. 169–173.
Vgl. Bernd Zimmermann (wie Anm. 20),
S. 337.
Vgl. Jean-Josef Brunner, Der Schlüssel
im Wandel der Zeiten, Bern/Stuttgart
1988, S. 90 ff.
Vgl. Wolfgang Schlüter (ohne Titel). In:
Christoph Stiegemann/Matthias Wemhoff
(Hrsg.), Canossa 1077. Erschütterung der
Welt. Geschichte, Kunst und Kultur am
Aufgang der Romanik, Bd. II – Katalog, München 2006, S. 176 f., Nr. 221.
Auf der Burg Romrod (Vogelsbergkreis,
Hessen) ließen sich ähnliche Stücke zu
einem solchen Schild-Gespränge rekonstruieren. Vgl. Waltraud Friedrich, Ritterliches Leben in der Baustelle. Vom hölzernen Provisorium zur Burg Romrod,.
In: Archäologie mittelalterlicher Burgen
(Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft
für Archäologie des Mittelalters und der
Neuzeit 20), Paderborn 2008, S. 175–184,
hier S. 181 u. Abb. 12.
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Ein ähnliches Exemplar befand sich
auf der Burgruine Steinenschloss (Lkr.
Südwestpfalz), vgl. Hans-Jürgen Kotzur
(Hrsg.), Kein Krieg ist heilig. Die Kreuzzüge, Mainz 2004, S. 334 mit Abb. 18.3.
Freundl. Hinweis von Dipl.-Inf. Mario
Schlapke (Weimar) und Dr. Rainer Grund
(Dresden).
Freundl. Hinweis von Frank Jelitzki.
Regesta diplomatica necnon epistolaria historiae Thuringiae, hrsg. von Otto Dobenecker, Bd. I (500-1152), Jena 1896, Nr. 1337;
ed. Codex diplomaticus Saxoniae regiae.
1. Hauptteil, 2. Bd., Abt. A: Urkunden der
Markgrafen von Meißen und Landgrafen
von Thüringen 1100-1195, hrsg. von Otto
Posse, Leipzig 1889, S. 90, Nr. 124, sowie
Mainzer Urkundenbuch, Bd. I. Die Urkunden bis zum Tode Erzbischofs Adalberts
I. (1137), bearb. von Manfred Stimming,
Arbeiten der Historischen Kommission für
den Volksstaat Hessen, Darmstadt 1932,
ND 1972, S. 536, Nr. 616.
Die Zuweisung Gerwigs zu den Herren
von Mellingen ist jedoch nicht ganz sicher, da dieser Name unüblich für dieses
Geschlecht ist. Häufig findet man die Namen Ludwig, Berengar und Heinrich. Vornehmlich für das 13. Jahrhundert macht
diese Tatsache die historische Auswertung schwierig, da gleichzeitig mehrere
dieser Namen überliefert sind.
Hans Patze, Die Entstehung der Landesherrschaft in Thüringen, I. Teil (Mitteldeutsche Forschungen, Bd. 22), Köln/
Graz 1962, S. 231.
Freundl. Hinweis von Olaf Kürbis, Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt.
Vgl. Berg (wie Anm. 4), S. 307 und
Förtsch (wie Anm. 6), S. 11.
Vgl. Stephanie Wolf, Erfurt im 13. Jahrhundert: Städtische Gesellschaft zwischen Mainzer Erzbischof, Adel und Reich, Köln u.a.
2005, S. 28 f. Anm. 58 und S. 86 Anm. 11.
Auf dem Kapellenberg wurde auch wenig spätmittelalterliche und neuzeitliche,
glasierte Ware gefunden. Sie wurde im
gesamten Burgbereich geborgen. Eine
Bearbeitung steht noch aus.
Reinhard Schmitt, Mittelalterliche Burgen
in Sachsen-Anhalt. Statistische Angaben.
In: Burgen und Schlösser in SachsenAnhalt, H. 9, Halle/Saale 2000, S. 29.
Gerhard Billig/Ingolf Gräßler, Zur historischen Aussage der Maße von Türmen
mittelalterlicher Burgen am Beispiel der
Anlagen im Freistaat Sachsen. In: Burgenforschung aus Sachsen 15/16, Weißbach
2003, S. 82 f.
Burgen und Schlösser 3/2011
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