Monografien der Stadtarchäologie Wien
Museen der Stadt Wien – Stadtarchäologie
I. Gaisbauer/M. Mosser (Bearb.), Straßen und Plätze. MSW 7 (Wien 2013). – Urheberrechtlich geschützt, Vervielfältigung und
Weitergabe an Dritte nicht gestattet. © Museen der Stadt Wien – Stadtarchäologie
Monografien der Stadtarchäologie Wien
Band 7
I. Gaisbauer/M. Mosser (Bearb.), Straßen und Plätze. MSW 7 (Wien 2013). – Urheberrechtlich geschützt, Vervielfältigung und
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Ingeborg Gaisbauer/Martin Mosser (Bearb.)
Straßen und Plätze.
Ein archäologisch-historischer Streifzug
Wien 2013
I. Gaisbauer/M. Mosser (Bearb.), Straßen und Plätze. MSW 7 (Wien 2013). – Urheberrechtlich geschützt, Vervielfältigung und
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Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek
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Impressum
Herausgeber: Stadtarchäologie Wien. Leitung: Karin Fischer Ausserer
Umschlag: Fotos: Wien, Knoten Inzersdorf: Stadt Wien, MA 41 – Stadtvermessung; Wien, Freyung, mittelalterliches Pflaster: Christine
Ranseder
Umschlaggestaltung: Martin Mosser, Christine Ranseder
Redaktion: Ursula Eisenmenger-Klug, Ute Stipanits
Gestaltung: Christine Ranseder
Satz: Roman Jacobek
Druck: Robitschek & Co. Ges.m.b.H., 1050 Wien
Auslieferung/Vertrieb: Phoibos Verlag
Anzengrubergasse 16/9, A-1050 Wien, Austria
Tel.: (+43) 1/544 03 191; Fax: (+43) 1/544 03 199
http://www.phoibos.at
office@phoibos.at
Kurzzitat: MSW 7
© Museen der Stadt Wien – Stadtarchäologie
Druckausgabe: ISBN 978-3-85161-103-8
E-Book (PDF): ISBN 978-3-85161-104-5; DOI http://dx.doi.org/10.7337/3851611045
Wien 2013
I. Gaisbauer/M. Mosser (Bearb.), Straßen und Plätze. MSW 7 (Wien 2013). – Urheberrechtlich geschützt, Vervielfältigung und
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Inhaltsverzeichnis
Vorwort
7
Alfred Schäfer, Straßenerschließung in der südlichen Vorstadt der Colonia
Claudia Ara Agrippinensium – Köln
9
Thomas Frank, Dendrochronologie der römerzeitlichen Holzfunde vom
Waidmarkt in Köln
23
Georg Breitner/Maja Bettina Bremen, Das römische Straßennetz in Trier:
Perspektiven neuer Forschungen
33
Matthias Flück, „… wohl aber passierte hier manches Kriegerhäuflein die
Heerstrassen und die Fähren …“. Straßen und Plätze in und um das römische
Legionslager Vindonissa (Windisch, Schweiz)
43
Julia Kopf/Karl Oberhofer, Alte und neue Forschungsergebnisse zur Hauptstraße
der römerzeitlichen Siedlung Brigantium/Bregenz
65
Ronald Risy, Straßen und Plätze in und um Aelium Cetium – St. Pölten,
Niederösterreich
89
Michaela Kronberger/Martin Mosser, Die Straßen von Vindobona
107
Christian Gugl, Straßen und Platzanlagen in römischen Lagervorstädten, aus
Carnuntiner Sicht betrachtet
157
Sergiy Taranenko, Streets and Roads in Kyiv from the 10th to the 13th Century:
Procedure of Identification
181
Martin Mosser/Ingeborg Gaisbauer/Sigrid Czeika/Sabine Jäger-Wersonig, „… es ist
ser ibler weg gewest …“. Alte Wegeverbindungen südlich von Wien
201
Anhang
Abkürzungsverzeichnis
AutorInnen
247
247
249
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Vorwort
7
Vorwort
Im Bestreben, sich über stadtarchäologische Themenkomplexe und Fragestellungen mit vergleichbaren Institutionen auszutauschen, initiierte in den Jahren 2008 und 2009 das Budapester Aquincum Museum gemeinsam
mit dem Wien Museum und der Stadtarchäologie Wien zwei Workshops in den jeweiligen Städten. Der
intensive Erfahrungsaustausch berührte neben Fragen der Organisation, rechtlichen Gesichtspunkten und
Öffentlichkeitsarbeit vor allem auch wissenschaftliche Aspekte, die durch die relativ gut vergleichbare historische Entwicklung von Budapest und Wien zu neuen Anregungen und Forschungsansätzen führten.1 Fragen
zur Siedlungsentwicklung, die Kontinuitätsproblematik und schließlich spezielle, auf die typisch städtische
Infrastruktur ausgelegte Themen wie Stadtbefestigung, Wasser- und Rohstoffversorgung, Architektur und
Verkehr etc. sind Inhalte, die von den beiden Veranstaltern in der Folge auch mit Institutionen anderer
vergleichbarer Städte diskutiert werden wollten. Hierzu bot sich der jährlich von der Stadtarchäologie Wien
veranstaltete Kongress (Conference on Cultural Heritage and New Technologies) mit einer eigenen „stadtarchäologischen“ Session geradezu an. Im Jahr 2010 gelang erstmals das Vorhaben, entsprechende Themen
aus der Sichtweise von Archäologen verschiedener mitteleuropäischer Städte in Überblicksreferaten zu präsentieren.2 In der Schlussdiskussion waren es die beiden Schweizer Tagungsteilnehmer Dölf Wild und Armand
Baeriswyl, die den Vorschlag unterbreiteten, für eine kommende Konferenz als Spezialthema aus stadtarchäologischer Sicht sich dem Themenkomplex „Straßen und Plätze“ zu nähern. Die Idee wurde von den Veranstaltern bereitwillig aufgenommen und ein Jahr später in die Tat umgesetzt. Unverhofft konnte gerade im Jahr
2011 die Stadtarchäologie in Wien durch zwei recht spektakuläre Straßenneufunde einen neuen Forschungsschwerpunkt setzen, der – fast zufällig – ausgezeichnet zum Tagungsthema passen sollte. Zahlreiche nationale
und internationale Beiträge regten zu Erfahrungsaustausch und intensiven Diskussionen an, die schließlich,
neben der üblichen Veröffentlichung der Tagungsbeiträge,3 zur Idee einer eigenen ausführlichen Sammelpublikation zum Thema „Straßen und Plätze“ führten. In diesem Kontext waren durchaus auch epochenübergreifende Artikel eingeplant, in denen auf bestimmte Themenkomplexe fokussiert werden sollte. Folgende
Punkte sollten besondere Beachtung finden:
1) Kontinuität und/oder Diskontinuität von Straßen und Plätzen; kurzfristige oder langfristige Nutzung von
Wegenetzen; warum werden Straßen und Plätze aufgegeben, warum weitergenutzt?
2) Funktionalität: Welchen Zweck erfüllen Straßen und Plätze innerhalb/außerhalb eines Siedlungsraumes?
Probleme der Interpretation archäologischer Überreste von Wegen, Straßen und Plätzen. Wie sehen ihre
Oberflächen aus? Wovon hängt ihre Gestaltung ab? Welche Entwicklungen sind erkennbar? Welche Funde
wurden geborgen und welche Merkmale weisen sie auf? Frage nach dem Verlauf der Straßen und ihrer
Beeinflussung durch die Geländeform. Wie können Straßenverläufe bzw. Wegenetze in Städten und ihrem
Umland rekonstruiert werden?
3) Methodik: Welche archäologisch/historischen „Werkzeuge“ stehen zur Verfügung, um Straßen und Plätze
interpretieren zu können. Stichwort: archäologische Methoden (Grabung, Luftbildauswertung, Georadar …),
naturwissenschaftliche Analysen, Quellenkunde, rechtliche Fragestellungen (Eigentumsverhältnisse: öffentlich/privat); Begriffsdefinitionen.
Auch wenn nicht alle hier angeführten Punkte von den AutorInnen gleichermaßen abgedeckt werden konnten,
so ist in den hier vorliegenden Aufsätzen doch in gewisser Weise ein roter Faden zu erkennen, indem die
genannten Fragestellungen zur Diskussion gebracht werden. Dass der chronologische Schwerpunkt auf Verkehrswegen der Römerzeit, der geografische auf dem mitteleuropäischen Raum liegt, war nur bedingt so
1
2
3
Vgl. Vindobona–Aquincum. Probleme und Lösungen in der Stadtarchäologie. Budapest, 20.–22.11. 2008. Aquincum Nostrum II 5
(Budapest 2009); Vindobona–Aquincum. Herausforderungen und Ergebnisse in der Stadtarchäologie. Wien, 3.–4.12. 2009. Aquincum
Nostrum II 6 (Budapest 2010).
Proceedings of the 15th International Conference on Cultural Heritage and New Technologies, November 15–17, 2010 (Wien 2011)
11–105.
Proceedings of the 16th International Conference on Cultural Heritage and New Technologies, November 5–7, 2011 (Wien 2012).
I. Gaisbauer/M. Mosser (Bearb.), Straßen und Plätze. MSW 7 (Wien 2013). – Urheberrechtlich geschützt, Vervielfältigung und
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Vorwort
geplant und ergab sich in dieser Form durch die entsprechenden Ab- und Zusagen der Beitragenden. Auffallen
wird, dass Wien mit zwei im Durchschnitt weit ausführlicheren Aufsätzen vertreten ist. Wir hoffen, dass die
MitautorInnen ein Nachsehen mit den OrganisatorInnen der Publikation haben, welche hier den „Heimvorteil“
nutzten, um einerseits den neuesten Forschungsstand zu den römischen Straßen im Wiener Raum zusammenzufassen und andererseits eine für Wien bislang einmalige, vollständig vorgelegte archäologische Dokumentation eines spätmittelalterlich/neuzeitlichen Straßenabschnittes zu präsentieren. Darüber hinaus sind Beiträge
zu den Straßen bzw. spezifischen Platzanlagen von drei römischen Legionsstandorten (Vindonissa, Vindobona
und Carnuntum) enthalten, im Weiteren wurden für die Städte Köln, Trier, Bregenz und St. Pölten das
jeweilige noch rekonstruierbare römische Straßennetz, zum Teil anhand von Fallbeispielen jüngerer Grabungen, analysiert. Dabei konnte vielfach Bezug auf teilweise vorhandene mittelalterliche Weiternutzungen
genommen werden, wobei das im Mittelalter entstandene, archäologisch nachweisbare Straßennetz von Kiew
in diesem Rahmen eine Sonderstellung einnimmt. Wir hoffen, dass mit diesem Buch für alle Interessierten ein
überaus spannender und lesenswerter Querschnitt zum Thema „Straßen und Plätze“ vorliegt, der trotz vieler
dazu bereits erschienener Publikationen aufgrund der genannten Schwerpunktsetzungen zu stadtarchäologischen Themen zahlreiche neue wissenschaftliche Aspekte aufgreift und weiterentwickelt.
Ingeborg Gaisbauer/Martin Mosser/Sylvia Sakl-Oberthaler
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„… wohl aber passierte hier manches Kriegerhäuflein die Heerstrassen und die Fähren …“
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„… wohl aber passierte hier manches Kriegerhäuflein
die Heerstrassen und die Fähren …“1
Straßen und Plätze in und um das
römische Legionslager Vindonissa (Windisch, Schweiz)
Matthias Flück
Die Entdeckung des Legionslagers und seiner Straßen
Die Untersuchung von Straßen im Legionslager Vindonissa hat in der Anfangsphase der Erforschung des
Legionslagers zu Beginn des 20. Jahrhunderts nur eine untergeordnete Rolle gespielt. Primär wurden in dieser
Zeit die Befestigungsanlagen mit den entsprechenden Torbauten gesucht und gefunden.2 Nach einem ersten
Straßenaufschluss im Lagerzentrum 18983 wurden die ersten Straßenabschnitte denn auch im Zusammenhang
mit den Ausgrabungen am Nordtor (1906)4, Westtor (1919)5 und Südtor (1921/22)6 freigelegt (Abb. 1).
Dadurch war es S. Heuberger, einem der Pioniere der Vindonissa-Forschung, bereits 1908 möglich, den
Verlauf der nordsüdlichen Lagerhauptstraße zu rekonstruieren.7 Große Bedeutung wurde der Erforschung
der Straßen vor allem bei der Frage nach der Orientierung des Lagers und der Benennung der Straßenachsen
und Tore zugemessen. Da die Lokalisierung des Praetoriums bis in die 1960er Jahre nicht sicher war, ist die
heute als via decumana/via praetoria angesprochene, nordsüdliche Lagerhauptstraße zu Beginn der Vindonissa-Forschung als via principalis bezeichnet worden.8 Diese Benennung findet ihre Ursache in der vermeintlichen Lokalisierung des Praetorium im Bereich des nachmalig als Lagerheiligtum identifizierten
Gebäudekomplexes unmittelbar nordwestlich des groma-Kreuzungspunktes.9 In seiner Monographie von
1935 publizierte R. Laur-Belart erstmals eine zusammenfassende Übersicht über die damals bekannten Straßenbefunde von Vindonissa. Bei der via praetoria/decumana werden die relativ bescheidene Straßenbreite von
3,6–4,5 m, die beidseitig der Straße gebauten steinernen Abwasserkanäle sowie die Bauweise aus einem
Unterbau mit großen Kieseln und einer „nur 10 cm starken Kiesschicht“10 ausführlich thematisiert. Auch
ein unter der Straße verlaufender Graben, ebenfalls als Abwasserkanal angesprochen, wird erwähnt. Wie
neuere Ausgrabungen und Auswertungen eines Teilstückes dieser Straße zeigten, gehören der Kiesel-Unterbau
und der Abwassergraben unter der Straße zu einer älteren Bauphase dieser Straße (Abb. 2).11
Die heute als via principalis bekannte westöstliche Lagerhauptstraße wurde in Anlehnung an das 1919 entdeckte Westtor als „Westtorstrasse“ bezeichnet. Dass diese Straße mit bis zu 7,4 m Breite inklusive der
seitlichen Straßenkanäle deutlich breiter ausfällt als die nordsüdliche Straße hinderte R. Laur-Belart nicht
daran, diese weiterhin als via principalis zu bezeichnen.12 Auch über die „Westtorstrasse“ wurden früh
1
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Beschreibung der verkehrsgeografischen Lage von Vindonissa-Windisch bei Koprio 1911, 174.
M. Hartmann, Vindonissa. Oppidum – Legionslager – Castrum (Windisch 1986) 11–23; Ch. Meyer-Freuler, „… auf diesem unvergleichlich schönen Ausgrabungsfeld“. Die frühen Grabungen in Vindonissa und das Interesse der deutschen Archäologen an der
Erforschung des Legionslagers bis zum 1. Weltkrieg. In: Ch. Ebnöther/R. Schatzmann (Hrsg.), Oleum non perdidit. Festschr. für
Stefanie Martin-Kilcher zu ihrem 65. Geburtstag. Antiqua 47 (Basel 2010) 23–35.
Windisch-Breite 1898. Vgl. E. Fröhlich, Bericht über die Ausgrabungen zu Windisch im Jahre 1898. Anz. Schweizer. Altkde. N. F. 1,
1899, 184.
Windisch-Nordtor 1905–1907 (V.05.1). Vgl. Heuberger 1907.
Windisch-Westtor 1919–1920 (V.19.1). Vgl. S. Heuberger, Grabungen der Gesellschaft Pro Vindonissa im Jahre 1918. II. Auf der
Suche nach dem Westtore. Anz. Schweizer. Altkde. N. F. 22, 1920, 3–11; ders., Grabungen der Gesellschaft Pro Vindonissa im Jahre
1919. Am Westtore des Legionslagers. Anz. Schweizer. Altkde. N. F. 23, 1921, 76–88.
Windisch-Südtor 1921–1922 (V.21.1). Vgl. Heuberger/Fels 1923.
Heuberger 1909, 43–44. Zur Forschungsgeschichte der nordsüdlichen Lagerhauptstraße vgl. Trumm/Flück (im Druck).
Vgl. die Diskussion in Heuberger/Fels 1923.
Vgl. etwa Laur-Belart 1935, 44–46 Taf. 2; 16; Lawrence 2009, 4–6.
Laur-Belart 1935, 38.
Trumm/Flück (im Druck).
Laur-Belart 1935, 40–41.
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Matthias Flück
Abb. 1: Gesamtplan der bekannten archäologischen Befunde des späten 1. Jh. in Vindonissa (Stand 2012). Die Nummern bezeichnen die
Straßen und Plätze der zweiten Hälfte des 1. Jh. n. Chr. in Tab. 1–4 (M 1:8000) (Plan/Plangrundlage: M. Flück/R. Bellettati, Kantonsarchäologie Aargau).
Einzelheiten zur Bauweise bekannt: Beidseitig wird der Kieskoffer der Straße von gemauerten Abwasserkanälen begleitet, auf denen ehemals steinerne Abdeckplatten und steinerne Säulenbasen lagen.13 Der ungewöhnliche Verlauf der westöstlichen Lagerhauptstraße mit dem leichten Knick nach Nordosten im Bereich der
Principia bzw. des Praetoriums veranlasste R. Laur-Belart dazu, diese Straße als „verkehrsfeindlich“ zu bezeichnen.14
Im Verlaufe der ersten Jahrzehnte der Erforschung des Legionslagers wurden an verschiedenen Stellen auch
Aufschlüsse von Lagergassen dokumentiert, die zusammen mit den wachsenden Erkenntnissen zur Innenbebauung des Lagers das Bild der inneren Gliederung des Lagers entstehen ließen (Abb. 3).15
Während sich das Straßenraster der Legionslager der 21. und 11. Legion aus der zweiten Hälfte des 1. Jahrhunderts mit der Zeit durch zahlreiche lokale Nachweise verdichtete und in seiner Interpretation plausibler
wurde, bleibt die Straßenführung in den Lagern der 13. Legion aus tiberisch-claudischer Zeit noch mit vielen
13
14
15
Laur-Belart 1935, 40–41; Fellmann 1955–1956, 7–12; Bellettati/Meyer-Freuler 1994.
Laur-Belart 1935, 41.
Laur-Belart 1935, 41–42.
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„… wohl aber passierte hier manches Kriegerhäuflein die Heerstrassen und die Fähren …“
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Abb. 2: Rekonstruktionszeichnung zur Situation an der via praetoria zur Zeit der 21. Legion (45/47–69 n. Chr.) (Zeichnung: Ph. Bürli,
Kantonsarchäologie Aargau).
Fragezeichen behaftet. Die nordsüdliche Lagerhauptstraße (via praetoria/via decumana) scheint bereits im
jüngsten Lager der 13. Legion an derselben Stelle verlaufen zu sein, wie dies im Lager der 21. und 11. Legion
der Fall war.16 Die westöstliche Lagerhauptstraße (via principalis) hingegen befand sich nachweislich nicht
auf demselben Trassee, wie diejenige der 21. und 11. Legion.17 Aufschlüsse im Bereich der Principia der 21.
und 11. Legion deuten an, dass die Vorgängerstraße vermutlich nur wenige Meter weiter nördlich verlief.18
In den folgenden Jahrzehnten der Vindonissa-Forschung wurden immer wieder Teilstücke von Haupt- und
Nebenstraßen innerhalb des Lagers ausgegraben und dokumentiert, eine ausführliche Synthese der verschiedenen Befunde steht allerdings bis heute aus.
Straßen intra muros
Aufgrund von neueren Grabungs- und Auswertungsergebnissen im Südteil des Legionslagers lassen sich
ausgewählte Straßenbefunde des gesamten 1. Jahrhunderts vergleichen (Tab. 1, Abb. 1). Von den Lagerhauptstraßen steht die West-Ost-Verbindung via principalis zumindest in ihrem östlichen Teil in der Kontinuität einer spätlatènezeitlichen Straße aus dem 1. Jahrhundert v. Chr.19 Im Gegensatz dazu scheint die
nordsüdliche Lagerhauptstraße (via decumana/via praetoria) erst mit der Anlage des ersten Legionslagers
ex nihilo errichtet worden zu sein. Über die Zeit der militärischen Besatzung des 1. Jahrhunderts n. Chr. hinaus
bestand vermutlich insbesondere die West-Ost-Straßenverbindung weiter, während die nordsüdliche Straße
vermutlich nur noch im Bereich der Kreuzung mit der West-Ost-Straße in Benutzung blieb. Gerade auf dem
16
17
18
19
Trumm/Flück (im Druck).
Bellettati/Meyer-Freuler 1994, 22–23.
Hagendorn et al. 2003, 140; Trumm 2010, 44 Abb. 5 (hier ist neben dem betreffenden Straßenabschnitt im Lagerzentrum auch der
Verlauf der jüngeren via principalis eingetragen).
Vgl. den Nachweis eines Tores innerhalb der spätlatènezeitlichen Pfostenschlitzmauer, welches genau im Bereich der späteren via
principalis des Legionslagers liegt (Pauli-Gabi 2004, 14–19). Die Lage eines spätlatènezeitlichen Gräberfeldes könnte auf eine
westliche Ausfallstraße im Bereich der späteren via principalis hindeuten (Pauli-Gabi et al. 2006, 85; 87 Abb. 5); ebenso der
Ausschnitt einer spätlatènezeitlichen Straße östlich außerhalb des späteren Legionslagers (M. Roth, Die keltischen Schichten aus
der Grabung Risi 1995 Nord und deren Parallelisierung mit anderen Fundplätzen. Jahresber. Ges. Pro Vindonissa 2000, 12–18).
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Matthias Flück
Abb. 3: Aufsicht auf das Siedlungsmodell von Vindonissa. Dargestellt ist eine rekonstruierte Szenerie im späten 1. Jh. n. Chr. (Forschungsstand 2008) (Vindonissa-Museum Brugg, Foto: B. A. Polyvás, Kantonsarchäologie Aargau).
südlichen Abschnitt dieser Straße sind in neueren Grabungen Befunde im Bereich der Straße nachgewiesen,
die auf eine Außerbetriebnahme im Verlauf des späten 2. Jahrhunderts bis zum frühen 3. Jahrhundert hindeuten.20 Auch für Lagergassen abseits der Hauptverbindungsstraßen des Legionslagers ist bereits ab der zweiten
Hälfte des 2. Jahrhunderts – rund 50 Jahre nach dem Abzug der 11. Legion – ein Überbauen der Straßen mit
Gebäuden in Pfostenbauweise belegt.21 Die via sagularis ist auf allen Seiten des Lagers mehrfach belegt; auch
für sie ist in der Zeit nach der Aufgabe des Legionslagers keine Kontinuität, teilweise sogar das Überbauen mit
Holzgebäuden nachgewiesen.22 Als einzige Straße des Legionslagers „überlebt“ der Ostteil der via principalis
bis heute als östlicher Teil der Dorfstraße. Die Aufgabe des Westteils ist ziemlich sicher mit dem Bau des
Klosters Königsfelden 1308 und der Neugliederung des entsprechenden Areals im Westteil des ehemaligen
Legionslagers zu erklären.23
Plätze intra muros
Offene Platzanlagen24 sind innerhalb der Legionslager des 1. Jahrhunderts in Vindonissa kaum bekannt. Neben
den teilweise großflächigen Innenhöfen von Großbauten (Tab. 2, Abb. 1) gelang jüngst für die Zeit der Lager
der 21. und 11. Legion der Nachweis eines möglicherweise unbebauten Platzes.25
20
21
22
23
24
25
Trumm/Flück (im Druck).
Trumm/Flück (im Druck).
Trumm/Flück (im Druck).
Koprio 1911, 81; Baumann 1983, 25–75 bes. 41–42.
„Platz“ wird hier im städtebaulichen, antiken Sinne als „unbebaute, verkehrsfreie Fläche innerhalb einer Stadt“ (H. Koepf/G. Binding,
Bildwörterbuch der Architektur4 [Stuttgart 2005] 367–368) verstanden.
In der Grabung Windisch-Königsfelden (Gemüsegarten Nord) 1976 (V.76.1) wurden im Bereich der nordwestlichen Lagerecke auf
einer Fläche von rund 2200 m2 keine Steingebäude nachgewiesen (Benguerel et al. 2010, Beil. 4).
I. Gaisbauer/M. Mosser (Bearb.), Straßen und Plätze. MSW 7 (Wien 2013). – Urheberrechtlich geschützt, Vervielfältigung und
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Abb. 1
1
Name
via praetoria
Datierung
45/47–69/72
n. Chr.
Besatzung Orientierung
21. Legion Nord-Süd
Länge
112 m
Breite
mind.
5m
1
via praetoria
72–101
n. Chr.
11. Legion Nord-Süd
112 m
3,6–
4,0 m
2
via decumana 45/47–69/72
n. Chr.
21. Legion Nord-Süd
328 m
mind.
4,0 m
2
via decumana 72–101
n. Chr.
11. Legion Nord-Süd
328 m
4,0–
4,5 m
3
via principalis
45/47–101
n. Chr.
West-Ost
21. und
11. Legion
558 m
5,4–
6,2 m
4
via sagularis
(südl. Lagerfront)
via sagularis
(südl. Lagerfront)
Lagergasse
S2
Lagergasse
S3
Lagergasse
S3
45/47–69/72
n. Chr.
21. Legion West-Ost
mind.
33,5 m
69/72–101
n. Chr.
11. Legion West-Ost
45/47–101
n. Chr.
45/47–69/72
n. Chr.
72–101
n. Chr.
21. und
West-Ost
11. Legion
21. Legion West-Ost
Lagergasse
14/17–25/30
n. Chr.
13. Legion NordnordwestSüdsüdost
4
5
6
6
–
11. Legion West-Ost
Bauweise
0,1–0,15 m mächtige
Geröllpackung, darüber
mind. 0,15 m mächtige
Kiesschicht
0,15–0,25 m mächtige
Kiesschicht, in der Straßenmitte bis 0,5 m mächtig
(wegen darunterliegendem,
älterem Abwasserkanal)
0,1–0,15 m mächtige Geröllpackung, darüber mind.
0,15 m mächtige Kiesschicht
0,15–0,25 m mächtige
Kiesschicht, in der Straßenmitte bis 0,5 m mächtig
(wegen darunterliegendem,
älterem Abwasserkanal)
bis zu 0,5 m mächtige
Kiesschicht
Straßenkanal
mittig unter der Straße
verlaufender, holzverschalter Abwasserkanal
Kontinuität
über claudischer Vorgängerstraße (via praetoria?)
beidseitig, aus Stein gemauert; Auflager für Portikussäulen
über claudisch-neronischer Heuberger 1909; Fels
Vorgängerstraße
1913; Heuberger/Fels
1923; Trumm/Flück (im
Druck)
mittig unter der Straße
verlaufender, holzverschalter Abwasserkanal
über claudischer Vorgängerstraße (via praetoria?)
beidseitig, aus Stein gemauert; Auflager für Portikussäulen
über claudisch-neronischer Heuberger 1907; Fels
1913; Laur-Belart 1932
Vorgängerstraße
beidseitig, aus Stein gemauert; Auflager für Portikussäulen
4,2 m
0,2 m mächtige
Kiesschicht
–
spätlatènezeitliche WestOst-Straße (Ostteil); moderne Dorfstraße von
Windisch (Ostteil)
über claudischer Vorgängerstraße (via sagularis)
mind.
33,5 m
9,0 m
0,2 m mächtige
Kiesschicht
mind.
34 m
mind.
38 m
mind.
38 m
4,5–
4,75 m
3,2–
6,4 m
3,2 m
0,1–0,4 m mächtige
Kiesschicht
0,05–0,3 m mächtige
Kiesschicht
0,05–0,2 m mächtige
Kiesschicht
1 Traufwassergräbchen im über claudisch-neronischer Heuberger/Fels 1923;
Straßenkies
Vorgängerstraße (via sagu- Trumm/Flück (im Druck)
laris)
–
–
Trumm/Flück (im Druck)
–
3,0–
3,5 m
0,1 m mächtige
Kiesschicht
1 Traufwassergräbchen im
Straßenkies
beidseitig, aus Stein gemauert; Auflager für Portikussäulen
–
Literatur
Fels 1913; Heuberger/Fels
1923; Trumm/Flück (im
Druck)
Heuberger 1907; Fels
1913; Laur-Belart 1932
Heuberger 1926; Fellmann
1955–1956; Bellettati/
Meyer-Freuler 1994; PauliGabi 2004
Heuberger/Fels 1923;
Trumm/Flück (im Druck)
über claudischer VorgänTrumm/Flück (im Druck)
gerstraße
über claudisch-neronischer Trumm/Flück (im Druck)
Vorgängerstraße
–
Windisch-Spillmannwiese
2003–2006 (V.003.1), unpubl.
„… wohl aber passierte hier manches Kriegerhäuflein die Heerstrassen und die Fähren …“
47
I. Gaisbauer/M. Mosser (Bearb.), Straßen und Plätze. MSW 7 (Wien 2013). – Urheberrechtlich geschützt, Vervielfältigung und
Weitergabe an Dritte nicht gestattet. © Museen der Stadt Wien – Stadtarchäologie
Tab. 1: Tabellarische Zusammenstellung einer Auswahl von Straßen innerhalb des Legionslagers Vindonissa (1. Jh.).
48
Abb. 1
–
Name
Datierung
Lagergasse 5. 14–25/30
Hp
n. Chr.
–
Lagergasse 6.
Hp
(via principalis?)
Lagergasse 6.
Hp
–
–
–
–
–
Besatzung Orientierung
13. Legion Nord-Süd
Länge
mind.
30 m
Breite
2,5 m
25/30–40
n. Chr.
13. Legion West-Ost
mind.
30 m
13 m
25/30–40
n. Chr.
13. Legion Nord-Süd
mind.
60 m
6m
Lagergasse
Bp 3
Lagergasse
Bp 4
Lagergasse
Bp 4
25–45/47
n. Chr.
45/47–101
n. Chr.
45/47–101
n. Chr.
13. Legion West-Ost
6m
21.
11.
21.
11.
mind.
25 m
mind.
12,5 m
mind.
30 m
Lagergasse
V.002.8
45/47–101
n. Chr.
21. und
Nord-Süd
11. Legion
Nord-Süd
und
Legion
und
West-Ost
Legion
mind.
17 m
6,2 m
8,0 m
4,0 m
Bauweise
0,2 m mächtige
Lehm-Kiesschicht mit
Holzfasern; möglicherweise Holzunterbau
0,4 m mächtige,
mehrphasige Kiesschicht,
teilweise Unterbau aus
Geröllen
0,2 m mächtige
Kiesschicht mit
Unterbau aus Geröllen
0,1–0,2 m mächtige
Kiesschicht
0,05–0,2 m mächtige
Kiesschicht
Kiesschicht mit
lokalem Geröll-Unterbau
über älteren Gruben
0,3 m mächtige
Kiesschicht
Straßenkanal
–
Kontinuität
Bereich bleibt Lagergasse
bis Mitte des 1. Jh.
Literatur
Hagendorn et al. 2003
1 Abwassergräbchen am
südlichen Straßenrand, 1
Teuchelleitung in der Straßenmitte
mittig unter der Straße
verlaufender, holzverschalter Abwasserkanal
–
Bereich bleibt Straße bis
Mitte des 1. Jh.
Hagendorn et al. 2003
Bereich bleibt Straße bis
Mitte des 1. Jh.
Hagendorn et al. 2003
–
Benguerel et al. 2010
–
–
Benguerel et al. 2010
–
–
Benguerel et al. 2010
gemauerter Abwasserkanal –
an der Ostseite
Pauli-Gabi 2002
Matthias Flück
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Weitergabe an Dritte nicht gestattet. © Museen der Stadt Wien – Stadtarchäologie
Tab. 1 Fortsetzung
„… wohl aber passierte hier manches Kriegerhäuflein die Heerstrassen und die Fähren …“
49
Tab. 2: Tabellarische Zusammenstellung von römischen Platzbefunden im Legionslager Vindonissa ohne die Innenhöfe mutmaßlicher
Privathäuser.
Abb. 1 Lokalisierung
–
principia Hof 1
–
principia Hof 2
12
principia Hof 1
Datierung
45/47–69/72 n. Chr.
45/47–69/72 n. Chr.
72–101 n. Chr.
Größe
2343 m2
2875 m2
2062 m2
Bauweise
Kiesplatz (Innenhof)
Kiesplatz (Innenhof)
Kiesplatz (Innenhof)
13
principia Hof 2
72–101 n. Chr.
2125 m2 Kiesplatz (Innenhof)
14
principia Hof 3
72–101 n. Chr.
781 m2
15
„Magazinbau“
72–101 n. Chr.
16
Lagerheiligtum
72–101 n. Chr.
–
17
valetudinarium
valetudinarium
25/30–45/47 n. Chr.
45/47–101 n. Chr.
18
nordwestliche
Lagerecke
45/47–101 n. Chr.
1408 m2 Kiesplatz mit Straße
(Innenhof)
1317 m2 Kiesplatz, Podiumstempel im Zentrum
(Innenhof)
654 m2 Kiesplatz (Innenhof)
843 m2 Kiesplatz, sacellum
im Zentrum
(Innenhof)
2200 m2 unbebaute Fläche (?)
Kiesplatz (Innenhof)
Kontinuität
?
?
Innenhof der claudischneronischen principia
Innenhof der claudischneronischen principia
Innenhof der claudischneronischen principia
–
Innenhof eines
neronischen
Heiligtums (?)
–
Innenhof des
tiberisch-claudischen
valetudinarium
–
Literatur
Fellmann 1956–1957
Fellmann 1956–1957
Fellmann 1956–1957
Fellmann 1956–1957
Fellmann 1956–1957
Moosbrugger-Leu
1959–1960
Lawrence 2009
Simonett 1937
Simonett 1937
Benguerel et al. 2010
Straßen extra muros
Da die Erforschung von Vindonissa lange Zeit, abgesehen von Großbauten außerhalb des Lagers (Amphitheater, „Forum“), fast ausschließlich auf das Legionslager selbst beschränkt war, wurden Straßen und Platzanlagen außerhalb des Lagers erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts eingehender untersucht und
analysiert (Tab. 3 und 4). Mit der Zunahme der Großgrabungen im Bereich der Zivilsiedlung – vornehmlich
westlich und südlich des Legionslagers – ab dem Beginn des 21. Jahrhunderts hat insbesondere für diese
Bereiche das Wissen um die Straßenführung stark zugenommen.26 Südlich des Legionslagers sind einzelne,
meist nur auf wenigen Metern Länge ausgegrabene Straßenbefunde bekannt, die allerdings die mutmaßlichen
Hauptverkehrsachsen erkennen lassen (Abb. 1 und 3). Unmittelbar südlich des Legionslagers verläuft bereits
ab spättiberischer Zeit eine West-Ost-Straße, welche südlich des Südtores des Legionslagers die aus dem Lager
hinaus verlängerte via praetoria schneidet.27 Nach rund 100 m stößt sie an den heutigen Plateauabhang zur
Reuss. Da dieser allerdings nachweislich nicht der antiken Topographie entspricht, ist eine Fortsetzung der
Straße Richtung Unterwindisch, also nach Nordosten, durchaus möglich; auch ein Straßenverlauf entlang der
Hangkante nach Süden, in Richtung eines mutmaßlichen Reussübergangs28 scheint ein realistisches Szenario29. Insbesondere, da im Bereich dieser möglichen Straßenführung ein größerer Gebäudekomplex (mansio?)
belegt ist (Abb. 1, unten rechts).30
Die oben erwähnte südliche Fortsetzung der via praetoria ist durch Grabungen in den 1960er und 1970er
Jahren bekannt,31 sie geht, westlich flankiert von einem großen Gräberfeld des 1. und frühen 2. Jahrhunderts,32
in direkter Richtung nach Süden. Wohin diese Straße dann weiter führte, bleibt derzeit offen, da in der
Zentralschweiz ein entsprechender römischer Zentralort derzeit nicht bekannt ist.33
26
27
28
29
30
31
32
33
Pauli-Gabi 2005; Schucany 2011; Flück 2011. Zur Entwicklung der Ausgrabungssituation in Vindonissa seit 1998 vgl. Trumm 2011a,
3–4.
Meyer-Freuler 1989, 95 f.; Pauli-Gabi 2005, 68–70; Trumm 2008, 41; Trumm/Flück (im Druck).
Hier ist bis 1528 eine Seilfähre bezeugt, vgl. Koprio 1911, 139–143; Baumann 1983, 300–331; U. A. Müller-Lhotska, Zur Verkehrsgeschichte von Windisch. Von der Prähistorie bis ins 19. Jahrhundert (Murten 1993) 26–27.
Eine solche Straßenführung wurde beim neuen Siedlungsmodell von Vindonissa im Vindonissa-Museum in Brugg rekonstruiert (vgl.
Abb. 3).
Windisch-Fahrgut 2007 (V.007.6); gemäß den Aufschlüssen der Prospektion dürfte es sich um einen rund 16 × 32 m großen Bau mit
komplexer Raumanlage handeln (Th. Pauli-Gabi, Ausgrabungen in Vindonissa im Jahr 2007. Jahresber. Ges. Pro Vindonissa 2007,
88–90; Trumm 2011a, 15).
Zusammenfassend Hintermann 2000, 19–22.
„Südfriedhof“ von Vindonissa, vgl. Hintermann 2000.
Vgl. L. Flutsch/U. Niffeler/F. Rossi (Hrsg.), Die Schweiz vom Paläolithikum bis zum frühen Mittelalter 5. Römische Zeit (Basel 2002)
83 Abb. 54.
I. Gaisbauer/M. Mosser (Bearb.), Straßen und Plätze. MSW 7 (Wien 2013). – Urheberrechtlich geschützt, Vervielfältigung und
Weitergabe an Dritte nicht gestattet. © Museen der Stadt Wien – Stadtarchäologie
50
Abb. 1
–
Name
Straße
V.006.17
Datierung
14/17–45/47
n. Chr.
Besatzung Orientierung
13. Legion NordwestSüdost
Länge
mind.
0,8 m
Breite
7,5 m
7
Straße S5
25/30–45/47
n. Chr.
13. Legion West-Ost
mind.
300 m
mind.
6m
7
Straße S5
45/47–69/72
n. Chr.
21. Legion West-Ost
mind.
300 m
6m
7
Straße S5
69/72–101
n. Chr.
11. Legion West-Ost
mind.
300 m
6m
8
Straße V.79.4 1.–2. Jh.
n. Chr.
Straße Pos.
45/47–An301
fang 2. Jh.
n. Chr.
Nord-Süd
mind.
150 m
mind.
208 m
rund
5m
6m
mind.
240 m
5–8 m
Südost-Nord- mind.
west
168 m
5–8 m
9
10
11
Straße Richtung Aventicum
Straße Richtung Augusta
Raurica
–
21. und 11. Nord-Süd
Legion
14/17–15./17. 13., 21.
Jh.
und 11.
Legion
14/17–An13., 21.
fang 21. Jh.
und 11.
Legion
SüdwestNordost
Bauweise
0,1 m mächtiger Unterbau
aus Geröllen, darüber
0,25 m mächtige Kiesschicht
0,25 m mächtige Kiesschicht
Straßenkanal
beidseitig V-förmiges
Straßengräbchen
Kontinuität
–
Literatur
Pauli-Gabi et al. 2006
–
–
0,2 m mächtiger Unterbau
aus Geröllen, darüber
0,15 m mächtige Kiesschicht
0,15 m mächtige Kiesschicht
südseitig V-förmiges Straßengräbchen
über spättiberisch-claudischer Vorgängerstraße
Meyer-Freuler 1989; PauliGabi 2005; Trumm 2008;
Trumm/Flück (im Druck)
Meyer-Freuler 1989; PauliGabi 2005; Trumm 2008;
Trumm/Flück (im Druck)
südseitig V-förmiges Straßengräbchen
0,1–0,2 m mächtige Kiesschicht
0,2 m mächtiger Unterbau
aus Kalkbruchsteinen und
Geröllen, darüber 0,1 m
mächtige Kiesschicht
bis zu 1,0 m mächtige,
mehrphasige Kiesschicht
ostseitig Straßengräbchen
über claudisch-neronischer Meyer-Freuler 1989; PauliVorgängerstraße
Gabi 2005; Trumm 2008;
Trumm/Flück (im Druck)
–
Hartmann 1979–1980;
Hintermann 2000
über tiberisch-claudischer Flück 2011; Flück 2012
Vorgängerstraße
bis zu 1,24 m mächtige,
mehrphasige Kiesschicht
–
südseitig V-förmiger Straßengraben
ab frühtiberischer Zeit bis
in die frühe Neuzeit
–
ab frühtiberischer Zeit bis
in das 21. Jh.
Schucany/Wey 2009;
Schucany 2011; Trumm
2011b
Schucany 2011
Matthias Flück
I. Gaisbauer/M. Mosser (Bearb.), Straßen und Plätze. MSW 7 (Wien 2013). – Urheberrechtlich geschützt, Vervielfältigung und
Weitergabe an Dritte nicht gestattet. © Museen der Stadt Wien – Stadtarchäologie
Tab. 3: Tabellarische Zusammenstellung einer Auswahl von Straßen außerhalb des Legionslagers Vindonissa (1.–21. Jh.).
„… wohl aber passierte hier manches Kriegerhäuflein die Heerstrassen und die Fähren …“
51
Westlich des Legionslagers ermöglichen verschiedene ausschnitthafte Aufschlüsse und Prospektionsergebnisse
im Westteil des Plateaus34 und großflächige Aufschlüsse aus Großgrabungen im Bereich der westlichen
Zivilsiedlung die Rekonstruktion von Straßenachsen (Abb. 3).35 Hier gabelt sich die aus dem Legionslager
in gerader Linie heraus nach Westen führende Fortsetzung der via principalis in einen nach Nordwesten
(Passübergang am Bözberg [mons Vocetius?] – Colonia Augusta Rauricorum)36 und einen gegen Westen
(schweizerisches Mittelland, Aventicum)37 führenden Straßenzweig (Abb. 1 und 3).
Nördlich des Plateaus von Vindonissa ist bislang keine sichere, in römische Zeit datierende Straßenverbindung
nachgewiesen. Auch wenn diese – nicht zuletzt dank einer bildlich und archäologisch belegten westöstlichen
Straßenverbindung am Hangfuß und einer direkt daran gelegenen Mühle aus dem 17. Jahrhundert – durchaus
realistisch ist.38
Östlich des Legionslagers sind im Bereich der zwischen Reuss und Aare gelegenen Niederterrasse, welche
rund 30 m tiefer liegt als das Plateau des Legionslagers, keine Aufschlüsse von der aus dem Osttor des
Legionslagers hinaus führenden Straßenverbindung bekannt. Allerdings lassen die Topographie und die Anordnung der bekannten römischen Gebäudestrukturen den Schluss zu, dass die vom Plateau auf die Terrasse
hinunter führende, römische Straße in ihrem Verlauf in etwa der neuzeitlichen bis modernen Straße entsprach.39
Plätze extra muros
Offene Plätze sind außerhalb des Legionslagers bislang erst in vier Fällen sicher nachzuweisen. Dabei handelt
es sich in je zwei Fällen um Platzanlagen in Gebäudeinnenhöfen bzw. um gekieste Plätze in direkter Nachbarschaft von Straßen (Tab. 4). Allen Plätzen ist die Oberflächengestaltung in Form einer verdichteten Kiesschüttung gemeinsam. Zur Nutzung der Plätze liegen wenige Anhaltspunkte vor: Im Fall des über 12 000 m2
großen Innenhofes des lange Zeit als Forum interpretierten Großbaus südwestlich des Lagers deuten der
Gebäudegrundriss und die Fundarmut zusammen mit schriftlichen Quellen sowie Analogien zu anderen Fundplätzen auf eine Nutzung als militärischer Übungsplatz (campus) hin.40 Beim zweiten innerhalb eines Gebäudes liegenden Platz von etwas über 500 m2 Fläche steht eine eingehende Auswertung noch aus. Gemäß der
unpublizierten Grabungsdokumentation sind keine Befunde oder Funde vorhanden, welche auf eine spezifische Nutzung hindeuten. Es könnte sich um einen gekiesten Innenhof in einem größeren – aufgrund seiner
unmittelbaren Nachbarschaft zu einer mutmaßlichen Anlegestelle der Reuss möglicherweise mit Warenumschlag in Verbindung stehenden – Gebäude handeln.41 Die zwei Plätze in direkter Nähe zu Straßen wurden
beide in neueren Grabungen nachgewiesen. Im Fall des fast 1350 m2 großen Platzes innerhalb der westlichen
Zivilsiedlung lassen sich mehrere Erneuerungen der Kiesschüttung nachweisen, die zur Nivellierung des
Untergrundes jeweils mit größeren Mengen an Lehmplanien fundamentiert wurden. Durch ältere, unter dem
Platz liegende Gruben war dieser von starken Setzungs- und Senkungserscheinungen betroffen. Für die
Nutzung des Platzes scheint es wichtig gewesen zu sein, diesen trocken und eben zu halten. Mehrfach
nachgewiesene organische Bestandteile und Phosphatausfällungen könnten auf die örtliche Anwesenheit
von Tieren hindeuten.42 Ein mit diesem Befund gut vergleichbarer Platz südlich des Legionslagers wird unten
detaillierter vorgestellt.
34
35
36
37
38
39
40
41
42
Pauli-Gabi et al. 2006; J. Trumm, Ausgrabungen in Vindonissa im Jahr 2010. Jahresber. Ges. Pro Vindonissa 2010, 86–88; Trumm
2011a, 9–10.
Schucany 2011 (Vorbericht); Trumm 2011b, 93 f.
Schucany 2011, 50–53.
Schucany/Wey 2009, 45 Abb. 3; 47; Schucany 2011, 50–53; Trumm 2011b, 93 f.
Zu Straße und Mühle vgl. Baumann 1983, 281–283; Pauli-Gabi 2005, 58–60.
Trumm 2011a, 9–11.
Trumm (Anm. 34) 88–91; Trumm 2011b, 89 f.
Grabung Windisch-Tschanz 1992 (V.92.3) und Windisch-Tschanz 1993 (V.93.1). Zur Uferverbauung und Anlegestelle vgl. Th. PauliGabi, Ein Flusshafen in Vindonissa. Jahresber. Ges. Pro Vindonissa 2002, 27–36.
Schucany 2011, 67.
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52
Matthias Flück
Abb. 4: Windisch-Dorfzentrum 2011–2012 (V.011.1). Ausschnitt Westprofil auf Linie 803.50. Stratigraphie mit Längsschnitt der drei
Straßen Pos. 303, 302 und 301 aus dem 1. Jh. n. Chr. (Umzeichnung: M. Fricker, Kantonsarchäologie Aargau).
Tab. 4: Tabellarische Zusammenstellung von römischen Platzbefunden außerhalb des Legionslagers Vindonissa ohne die Innenhöfe
mutmaßlicher Privathäuser.
Abb. 1 Lokalisierung
19
„Campus“
–
–
20
Größe
Bauweise
12 600 m2 Kiesplatz
(Innenhof)
Platz südl. des
25/30–45/47 n. Chr.
4350 m2 Kiesplatz
östl. einer Straße
Legionslagers
Kiesplatz
„Forum“ östliche 2. Hälfte 1. Jh. n. Chr. 504 m2
(Innenhof)
Zivilsiedlung
Platz westliche
Zivilsiedlung
Datierung
45/47–101 n. Chr.
Mitte 1. Jh. bis
69/72 n. Chr.
1350 m2
Kontinuität
nicht überbauter
Platz bis 2012
nicht überbauter
Platz bis 2012
–
Kiesplatz
–
zwischen zwei Straßen
Literatur
Trumm 2011a
Flück 2011; Flück 2012
Windisch-Tschanz 1992
(V.92.1) unpubl.;
Windisch-Tschanz 1993
(V.93.1) unpubl.
Schucany 2011
Eine Situation im Detail: Straßen und ein Platz südwestlich des Legionslagers
(V.011.1)
Ausgelöst durch ein großes Wohn- und Geschäftsbauprojekt konnte in der Ausgrabung Windisch-Dorfzentrum
2011–2012 (V.011.1) während rund elf Monaten Grabungsdauer erstmals ein größeres Areal südlich des
Legionslagers Vindonissa untersucht werden (Abb. 1).43 Innerhalb des rund 4400 m2 großen Grabungsareals
stieß man – aufgrund bekannter Befunde aus Altgrabungen nicht ganz unerwartet – auf Reste mehrerer
römischer Straßen. Allen Straßen ist ihre grundsätzliche Orientierung in Nord-Süd-Richtung gemeinsam.
Ansonsten weisen sie jedoch deutliche Unterschiede in Anlage, Bauweise, Nutzungsdauer und siedlungstopographischem Kontext auf.
43
Publizierte Vorberichte zur Grabung Windisch-Dorfzentrum 2011–2012 (V.011.1): Flück 2011; M. Flück, Im Schatten des Aquaeduktes – Die erste Etappe der Ausgrabung Windisch-Dorfzentrum 2011–2012 (V.011.1). Newsletter der Ges. Pro Vindonissa,
Dezember 2011, 1–3; Flück 2012.
I. Gaisbauer/M. Mosser (Bearb.), Straßen und Plätze. MSW 7 (Wien 2013). – Urheberrechtlich geschützt, Vervielfältigung und
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Abb. 5: Windisch-Dorfzentrum 2011–2012 (V.011.1). Blick auf den
Straßenkies der ältesten Straße Pos. 303 mit den deutlich sichtbaren, in Südwest-Nordost-Richtung verlaufenden Wagenspuren.
Am linken Feldrand ist der Straßenrand der nächstjüngeren, anders orientierten Straße Pos. 302 zu sehen. In der rechten Bildhälfte wird die Stratigraphie von den Fundamentgruben zweier
Aquäduktpfeiler gestört (Foto: Kantonsarchäologie Aargau).
53
Abb. 6: Windisch-Dorfzentrum 2011–2012 (V.011.1). Östlicher
Rand der ältesten Straße Pos. 303, in direktem Anschluss daran
zeichnet sich als rund 1,2 m breiter dunkler Streifen der verfüllte
zugehörige Straßengraben Pos. 400 ab. Dieser wird zusätzlich von
einer jüngeren Grube (Bildmitte) gestört (Foto: Kantonsarchäologie Aargau).
Die erste Straße (Straße Pos. 303)
In aufsteigender chronologischer Folge lässt sich als erste die Straße Pos. 303 nennen. Da der westliche Rand
der Straße nicht erfasst ist, lässt sich ihre Breite lediglich auf mindestens 8,5 m abschätzen. Die Straße besteht
aus einer nur rund 5–10 cm mächtigen Schüttung aus Fein- und Mittelkies und weist eine Orientierung in
Südwest-Nordost-Richtung auf (Abb. 4–6). Ein Unterbau scheint nicht bestanden zu haben. Der natürlichen
Topographie folgend steigt die Straße auf ihrer nachgewiesenen Länge von rund 47 Metern mit rund 7% gegen
Süden an. Über die gesamte Straßenoberfläche lassen sich 5–10 m breite und 2–7 cm tiefe Vertiefungen von
teilweise mehreren Metern Länge nachweisen. Es dürfte sich dabei um Wagenspuren handeln. Die Abstände
der einzelnen Rinnen betragen regelmäßig 0,5–0,6 m, was für die Wagen Spurweiten von 1,0–1,2 m erschließen lässt (Abb. 5).44
44
Auf der Straße nach Augusta Raurica im Bereich der Zivilsiedlung West von Vindonissa sind Wagenspuren mit 1,4 m Spurenweite
nachgewiesen (Schucany 2011, 52). Achsenabstände römischer Wagen bewegen sich typischerweise zwischen 1,2–1,45 m. Vgl.
J. Haser/Ch. Maise, Zum Nachbau eines römischen Reisewagens – Grundlagen und Aufwandsberechnung. Jahresber. Augst u.
Kaiseraugst 24, 2003, 200.
I. Gaisbauer/M. Mosser (Bearb.), Straßen und Plätze. MSW 7 (Wien 2013). – Urheberrechtlich geschützt, Vervielfältigung und
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54
Matthias Flück
Unmittelbar östlich an den Straßenkies von Pos. 303
setzt direkt der V-förmige, parallel zur Straße Pos.
303 verlaufende Graben Pos. 400 an (Abb. 6). Er
weist eine obere Breite von 1,2 m (d. h. 4 röm.
Fuß) und eine maximale Tiefe von 0,6 m (d. h. 2
röm. Fuß) auf. Die Lage des Grabens und seine stratigrafische Einordnung sprechen eindeutig für eine
Nutzung als Straßengraben. Nach der Aufgabe von
Straße und Graben wurden beide Baustrukturen mit
bis zu 0,4 m mächtigen Planieschichten überdeckt
bzw. verfüllt.
Das Fundmaterial aus dem Straßenkies selbst, jedoch
auch jenes aus der Verfüllung des flankierenden Straßengrabens Pos. 400 und der über der Straße Pos. 303
liegenden Planieschicht, lässt es zu, den Bau der
Straße in frühtiberische Zeit zu setzen; für die Aufgabe des Systems von Straße und Graben besteht ein
münzdatierter Terminus ante quem von 30 n. Chr.45
Ein Platz neben der Straße (Bauperiode 3)
Auf den bis zu 0,4 m mächtigen Planieschichten über
der ältesten Straße Pos. 303 und im zugehörigen
Straßengraben Pos. 400, die zur Hauptsache aus
Siedlungsabfällen und Baumaterial, mutmaßlich aus
Abb. 7: Windisch-Dorfzentrum 2011–2012 (V.011.1). Am linken
Bildrand ist die Oberfläche der Straße Pos. 302 mit stark verdem gleichzeitigen Legionslager, bestehen, wird eine
dichtetem Kieskoffer zu sehen. Östlich (rechts im Bild) schließt
neue Straße (Pos. 302) angelegt. Im Vergleich zur
das Negativ der Holzkonstruktion mit mehreren Pfostennegativen
an, welche zur Straßenrandbefestigung gehört. Die rechte Bildälteren Straße Pos. 303 ist einerseits die abweichende
hälfte wird vom Platz eingenommen, der, wie oberhalb der BildOrientierung der neuen Straße augenfällig; anderermitte sichtbar, über direkte Verbindungen zur Straße verfügt (Foto:
seits weist die neue Straße eine deutlich aufwändigeKantonsarchäologie Aargau).
re Bauweise auf (Abb. 4 und 7). Die neue Straße
verläuft um rund 12° gegen Norden von der älteren Straße abweichend.46 Auf einer rund 0,1–0,2 m dicken
Packung aus lagig und dicht an dicht verlegten Kalkbruchsteinen47 (bis zu 0,35 m Länge), größeren Geröllen
(bis zu 0,25 m Durchmesser) sowie vereinzelten Kalktuffen (bis 0,30 m Länge) liegt ein an der Oberfläche
stark verdichteter und mit Brandkalk gefestigter Kieskoffer aus sortiertem Fein- und Mittelkies, der zwischen
0,1–0,2 m mächtig ist. Bei diesem Kies dürfte es sich um umgesetzten anstehenden Schotter (Bt-Horizont)
handeln, wie er örtlich vorkommt. Am Ostrand der Konstruktion ist eine abschließende Steinreihe aus mehrheitlich hochkant gestellten, plattigen Kalksteinen eingebaut (Abb. 8). Gegen Osten schließt unmittelbar an
diese „Abschlusssteine“ ein rund 0,3 m breites, U-förmiges Gräbchen an. Innerhalb des Gräbchens sind in
Abständen von rund 1,7–1,8 m angespitzte Pfosten von 5–10 cm Durchmesser gesetzt. In mehreren Profilaufschlüssen ist deutlich zu sehen, dass die angespitzten Hölzer bis zu 0,2 m tiefer als das Gräbchensohlenniveau
eingeschlagen wurden. Wie die Pfostennegative unmissverständlich andeuten, war im Gräbchen eine Holzkonstruktion eingebaut. An mindestens drei Stellen (Feld 2 und Feld 3) ist das erwähnte Gräbchen auf rund
45
46
47
Ich danke M. Nick (Kantonsarchäologie Aargau) für die Münzbestimmungen.
Die Orientierungsänderung lässt sich mit den Umbauten der Lager der 13. Legion und der entsprechenden Anpassung des Verlaufes
der südlichen Ausfallstraße erklären. Sie wird in einem anderen Aufsatz ausführlicher thematisiert: M. Flück, Windisch-Dorfzentrum
2011–2012 (V.011.1). Vorbericht zur Grabung (Arbeitstitel). Jahresber. Ges. Pro Vindonissa 2012 (in Vorbereitung).
Gemäß der Untersuchung des Geologen F. Matousek handelt es sich um Hauptmuschelkalk (Trochitenkalk und Plattenkalk) und um
Trigonodusdolomite aus dem Oberen Muschelkalk: F. Matousek, Römischer Aquaedukt Vindonissa. Geologische Bestimmung der
Bausteine einiger originaler Pfeilerfundamente und Strassenreste (Baden 2011, unpublizierter Vorbericht) 6.
I. Gaisbauer/M. Mosser (Bearb.), Straßen und Plätze. MSW 7 (Wien 2013). – Urheberrechtlich geschützt, Vervielfältigung und
Weitergabe an Dritte nicht gestattet. © Museen der Stadt Wien – Stadtarchäologie
„… wohl aber passierte hier manches Kriegerhäuflein die Heerstrassen und die Fähren …“
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1,5 m Länge unterbrochen (Abb. 7). Hier verläuft der
östlich des Gräbchens nachgewiesene Kiesbelag (siehe unten) direkt weiter gegen Westen bis auf das
Niveau des Kieskoffers der Straße Pos. 302. Zu beiden Seiten der Unterbrechungen des Gräbchens findet
sich je ein Pfostennegativ, welches auf einen Abschluss eines Teilstückes der Holzkonstruktion hindeutet.48
Zusammenfassend lässt sich folglich zur Straße Pos.
302 eine sehr aufwändige Konstruktion mit Unterbau, Branntkalkfestigung der Fahrbahn und einem
seitlichen Straßenverbau nachweisen. Sie unterscheidet sich damit nicht nur bezüglich ihrer Orientierung, Abb. 8: Windisch-Dorfzentrum 2011–2012 (V.011.1). Seitenansicht
sondern auch bezüglich ihrer Bauweise deutlich von der Straßenrandbefestigung der Straße Pos. 302. Im Profil im Vordergrund ist rund 10 cm unterhalb der Schnur der Kies der ältesten
der vorangehenden Straße Pos. 303.
Straße Pos. 303 zu sehen, Blick nach Westen (Foto: KantonsarVon der Oberfläche der Straße stammt u. a. ein As des chäologie Aargau).
Caligula, geprägt zwischen 37 und 41 n. Chr.,49 sowie eine gestempelte Terra-Sigillata-Bodenscherbe des AQVIT[ANVS]50 . Diese Funde liefern für die Aufgabe
der Straße einen Terminus post quem in frühclaudischer Zeit.
Unmittelbar östlich an die Straße Pos. 302 schließt ein maximal 11 m breiter Kiesbelag von nur rund 0,1 m
Dicke an (Abb. 7). Aufgrund von fehlenden Bebauungsspuren wird dieser Befund als offener Platz in direktem
östlichem Anschluss an die Straße Pos. 302 gedeutet. Die Unterbrüche in der oben erwähnten Straßenrandbefestigung lassen mit ihrer durchgängigen Kiesschicht einen direkten Zugang bzw. eine direkte Zufahrt von der
Straße auf den Platz und umgekehrt zu.
Zahlreiche Phosphat-, Eisenoxid- und Manganausfällungen sowie deutliche Holzkohle- und Metallschlackekonzentrationen, die sich insbesondere im Westteil auf der Kiesoberfläche fanden, könnten darauf hinweisen,
dass die Kiesoberfläche zu handwerklichen Zwecken genutzt wurde oder hier zumindest wiederholt Abfälle
und Nebenprodukte von Metallverarbeitung beseitigt wurden. Die deutlichen Phosphat- und Eisenoxidausfällungen, welche teilweise zu regelrechten Verkrustungen der Kiesoberfläche geführt hatten, könnten durch den
Eintrag von Fäkalien (Reit- und Zugtiere?) und/oder Staunässe durch nicht abfließendes Niederschlagswasser
bedingt worden sein (siehe auch Beitrag Kronberger/Mosser, 150).51
In unmittelbarer Nachbarschaft zur Nord-Süd verlaufenden Straße Pos. 302 lässt sich also im Bereich eines
Platzes eine Aktivitätszone nachweisen, die vermutlich aus einer Begehung und dem zeitweiligen Aufenthalt
von Menschen und Tieren resultiert. Die 1,5 m breiten Verbindungsstreifen zwischen Straße und Platz dürften
als Einfahrten zu interpretieren sein, welche den Wagen von der Straße her eine direkte Zufahrt auf den Platz
ermöglichten. Diese logistisch-verkehrstechnische Anbindung des Platzes scheint deutlich für Warenumschlag
an dieser Stelle zu sprechen.
Die Stratigraphie der Planieschichten über der Straße Pos. 302 und dem östlich anschließenden Platz deutet an,
dass beide Infrastrukturbauten gleichzeitig aufgegeben und wie im Fall der ältesten Straße Pos. 303 mit
Planieschichten überdeckt wurden.
48
49
50
51
Vgl. identische Holzkonstruktionen an Straßen in Augusta Raurica bei R. Hänggi, Zur Baustruktur der Strassen von Augusta
Rauricorum. Mit einem Exkurs zu den Latrinen. Jahresber. Augst u. Kaiseraugst 10, 1989, 84–88.
KAAG, Inv.-Nr. V.011.1/205.1. As des Gaius für Agrippa, 37–41 n. Chr., A(3/3), K(3/3) (RIC I2 112, 58).
FK 1011: M. Polak, South Gaulish Terra Sigillata with Potters’ Stamps from Vechten. RCRF Acta Suppl. 9 (Nijmegen 2000) 170 A71.
Ich danke Ph. Rentzel (Geoarchäologie, Institut für Integrative und Prähistorische Archäologie, Universität Basel) für die Diskussionen
während seiner Feldbesuche auf der Grabung. Anlässlich der Grabung wurden im Bereich des Platzes mehrere mikromorphologische
Proben entnommen, deren Analyse allerdings noch aussteht.
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Matthias Flück
Abb. 9: Windisch-Dorfzentrum 2011–2012 (V.011.1). Übersicht über den Westteil des Grabungsareals von Windisch-Dorfzentrum. Im
Vordergrund sind drei Pfeilerfundamente der römischen Aquäduktbrücke zu sehen. Rechts davon verläuft in zweitausendjähriger Kontinuität die moderne Hauserstrasse. Im westlichen Anschluss daran (rechter Bildrand) stand in der zweiten Hälfte des 1. Jh. der Campus
(Foto: Kantonsarchäologie Aargau).
Im übergeordneten Kontext kann die Änderung der Straßenorientierung von Pos. 303 zu 302 im 3. Jahrzehnt
n. Chr. in den Besatzungszeitraum der 13. Legion gesetzt und mittels einer rekonstruierten Verlängerung der
Straßenfluchten nach Norden mit dem Umbau des älteren Lagers der 13. Legion zum jüngeren Lager der 13.
Legion in Bezug gesetzt werden.52 Offensichtlich wurde beim Umbau des Legionslagers die Orientierung der
südlichen Ausfallstraße an die neue Lagerorientierung angepasst.
Ein Bauprogramm von Infrastrukturbauten: Straße und Aquäduktbrücke (Bauperiode 4)
Vor dem Bau der jüngsten Straße Pos. 301 wurden auf die Straße Pos. 302 der Bauperiode 3 Planieschichten
von bis zu 0,3 m Dicke aufgebracht. Im Gegensatz zu den stark kieshaltigen Planien zwischen der ältesten und
zweitältesten Straße Pos. 303 und Pos. 302 sind die Planieschichten zwischen Pos. 302 und Pos. 301 deutlich
kiesärmer und enthalten augenfällig lehmigere Sedimente.
Hier dürften größere Mengen an Baumaterial (Wandlehm, teilweise bemalter Wandverputz, Mosaiksteine)
sowie Siedlungs- und Werkabfälle beseitigt worden sein. Sehr viele großfragmentierte Keramikscherben,
Knochen (vornehmlich Schlachtabfälle), Bronzebarren, zahlreiche Tracht- und Schmuckbestandteile, Werkzeuge und Geräte aus Eisen, Militaria, Glasobjekte oder geschnitzte Knochen- und Geweihobjekte deuten auf
Siedlungsabfälle hin. Vorbehaltlich einer eingehenden Auswertung dieses Fundspektrums, einschließlich der
Tierknochen, scheint es sich hier um Siedlungsabfälle einer sozial relativ privilegierten Anwohnerschaft, die
vermutlich im gleichzeitigen Legionslager der 13. Legion zu suchen ist, zu handeln.
52
Zu den Lagern der 13. Legion in Vindonissa vgl. Hagendorn et al. 2003, 161–172; 464–467; Pauli-Gabi 2004, 19–25; M. Flück,
Östlich des Keltengrabens. Auswertung der Grabung Windisch-Dorfschulhaus 1986/86. Jahresber. Ges. Pro Vindonissa 2007, 31;
Benguerel et al. 2010, 180–187; Trumm 2010, 46–49.
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Ähnlich wie die Vorgängerstraße Pos. 302 setzt sich
auch Pos. 301 aus einem Unterbau mit Straßendecke
zusammen: Der Unterbau besteht aus dicht an dicht
verlegten Kalkbruchsteinen (bis zu 0,3 m Kantenlänge) und wenigen Geröllen (bis zu 0,25 m Durchmesser). Auffallend häufig sind die Steine hochkant
gestellt oder zumindest schräg aneinander geschichtet
worden; mehrfach ist unterhalb dieser Lage von gröberen Steinen eine Schicht aus Grobkies und Geröllen (bis zu 0,15 m Durchmesser) nachgewiesen, die
ebenfalls noch zum Straßenunterbau gezählt wird
(Abb. 4). Für diesen Unterbau lässt sich eine maximale Mächtigkeit von rund 0,25 m eruieren. Unmit- Abb. 10: Windisch-Dorfzentrum 2011–2012 (V.011.1). Ansicht eitelbar darüber liegt eine 0,1 bis maximal 0,2 m dicke nes Pfeilerfundamentes der Aquäduktbrücke (Foto: Kantonsarchäologie Aargau).
Feinkiesschicht mit wenig Mittelkies. Die Kiesel sind
insbesondere an der Oberfläche stark verdichtet und einheitlich horizontal eingeregelt. An der Oberfläche ist
der Straßenkies deutlich verschmutzt.
Die Nachweise dieser intakten Kiesoberfläche beschränken sich auf wenige Quadratmeter und konzentrieren
sich, wie oben bereits angemerkt, hauptsächlich auf den östlichen Straßenrand. Die westlich anschließenden
Straßenbereiche sind durch sekundäre Eingriffe tiefgründig gestört. Einzig die untere Grobkies- und Gerölllage
des Unterbaus blieb über weitere Strecken unangetastet. Dies könnte darauf hindeuten, dass die großen
Kalkbruchsteine im oberen Teil des Unterbaus von Pos. 301 das Ziel der Beraubung waren.
Aus den Planieschichten zwischen der Straße Pos. 302 und dem Unterbau der Straße Pos. 301 stammen 10
Münzen.53 Unter diesen sind insbesondere zwei nahezu prägefrische Asse des Claudius, geprägt zwischen 41
und 50 n. Chr.,54 für die Anfangsdatierung der Straße Pos. 301 maßgeblich. Das Spektrum von Terra Sigillata,
Terra-Sigillata-Imitationen und Feinkeramik passt mit Drag. 15/17, Drag. 18, Drag. 24, Drag. 27, Drag. 29,
Drack 4, Drack 21 und Feinkeramik aus Lyon gut in diesen Zeitraum.
Östlich, im Abstand von 0,75–1,00 m zur Straße Pos. 301, sind auf einer ausgegrabenen Strecke von knapp 50
Metern zehn Fundamente von Brückenpfeilern eines Aquäduktes nachgewiesen (Abb. 9). Es handelt sich dabei
um quadratische, bis zu 1,6 m tief erhaltene Fundamente von rund 2,4 × 2,4 m Außenlänge. Zwischen den
Fundamenten sind Lücken von rund 2,2–2,4 m – also in etwa eine Pfeilerbreite – ausgespart. Die Fundamente
bestehen aus lagig in vertikaler Position gesetzten Kalkbruchsteinen55, die jeweils von einer maximal 5 cm
mächtigen Schicht aus kalkarmem Mörtel überdeckt werden (Abb. 10). Nach maximal acht Steinlagen lässt
sich eine Änderung des Mauerwerks feststellen: Anstelle der Bruchsteine bilden nun quaderförmig zugehauene
Muschelkalksteine eine Art Mauerschale. Hier dürfte sich der Übergang zum aufgehenden Mauerwerk durch
einen Fundamentrücksprung in Form eines Absatzes oder einer Fase andeuten.
Die Höhe dieses Wechsels von Fundamentbauweise zu Sichtbauweise passt genau auf die Oberkante der
erhaltenen Teile der jüngsten Straße Pos. 301. Dies spricht zusammen mit der Datierung der Pfeilerfundamente
eindeutig für einen gemeinsamen Bau von Straße und Aquäduktbrücke kurz vor oder um die Mitte des 1.
Jahrhunderts.
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FK 135: As indet., A(0/0), K(4/4). FK 197: Dupondius des Gaius für Divus Augustus, 37–41 n. Chr., A(2/2), K(3/3) (RIC I2 112, 45).
FK 206: As des Claudius, 41–50 n. Chr., A(0/2), K(3/2) (RIC I2 128, 100). FK 207: As des Gaius für Germanicus, 37–41 n. Chr., A(2/
3), K(3/3) (BMC I 155, 54). FK 226: As des Augustus, 16–6 v. Chr., A(0/0), K(4/4). FK 228: Republik-As indet., halbiert, A(5/5), K
(2/3). FK 237: As des Gaius für Agrippa, 37–41 n. Chr., A(2/2), K(2/2) (RIC I2 112, 58). FK 761: As des Claudius, 41–50 n. Chr., A(0/
0), K(4/4) (RIC I2 128, 100). FK 762: As indet., 1. Jh. n. Chr. A(0/0), K(5/4). FK 1612: As des Caligula für Agrippa, 37–41 n. Chr., A
(0/0), K(3/4) (RIC I2 112, 58).
FK 206 und 761 (siehe Anm. 53).
Hauptmuschelkalk (Trochitenkalk und Plattenkalk) und Trigonodusdolomite aus dem Oberen Muschelkalk: Matousek (Anm. 47) 5.
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Matthias Flück
Abb. 11: Windisch-Dorfzentrum 2011–2012 (V.011.1). Blick auf sechs freigelegte Fundamente von Aquäduktpfeilern. Am westlichen
Feldende (oben) verläuft parallel dazu der befestigte Rand der Straße Pos. 302 (Foto: Kantonsarchäologie Aargau).
Bereits in antiker Zeit wurden die Aquäduktpfeiler abgebrochen und das Steinmaterial wurde teilweise bis auf
die untersten Steinlagen des Fundamentes ausgebeutet. Unmittelbar auf den erhaltenen Teilen der Straße Pos.
301 liegender Kalksteinschutt, der auch vereinzelte Fragmente von Terrazzomörtel enthält, weist zusammen
mit den ab dem Niveau der Straße Pos. 301 eingreifenden Raubgruben der Pfeilerfundamente darauf hin, dass
der Abbruch der Pfeiler und das Auskernen der Fundamente noch zur Zeit des Bestehens der Straße Pos. 301
oder kurz nach ihrer Aufgabe stattfanden. Das wenige Fundmaterial aus den Raubgruben der Pfeiler deutet mit
anderen Indizien, teilweise aus Altgrabungen, auf einen Abbruch der Aquäduktbrücke in der ersten Hälfte des
2. Jahrhunderts hin.
Ob die großflächige Zerstörung des Ostteils der Straße Pos. 301 auch ihre vollständige Zerstörung bedeutete,
ist ungewiss. Jedenfalls lässt die Kontinuität dieser Straßenverbindung bis in das 21. Jahrhundert annehmen,
dass die Straße in irgendeiner Form weiterbestand (Abb. 11). Möglicherweise wurde die Straße lediglich an
ihrem Ostrand aufgelassen, jedoch weiter westlich weiter genutzt oder neu gebaut. Die Art und Weise der
Zerstörung der jüngsten Straße deutet jedenfalls nicht auf einen einmaligen, systematischen und vollständigen
Abbruch, sondern eher auf verschiedene, zeitlich gestaffelte Eingriffe zur Gewinnung von Baumaterial.
Nur für die Bauperiode 4, welche der zweiten Hälfte des 1. Jahrhunderts entspricht, lässt sich ein eigentliches
Bauprogramm mit dem Bau einer neuen Straße und einer Aquäduktbrücke nachweisen. Aufgrund der Besatzungschronologie des Legionslagers Vindonissa kann die Umsetzung dieses Bauprogramms zweifellos mit der
21. Legion verbunden werden. Kurz nach ihrer Ankunft, welche gemäß neuesten Forschungen zwischen 45
und 47 n. Chr. stattfand, scheint die Legion bald diese umfangreichen Infrastrukturbauten südlich des Le-
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Abb. 12: Windisch-Dorfzentrum 2011–2012 (V.011.1). Lebensbild einer möglichen Szenerie im letzten Drittel des 1. Jh. mit dem campus als
Exerzierplatz der Legion links, der Aquäduktbrücke und einer nicht überbauten Zone östlich (rechts) davon (Grafik: M. Fricker, Kantonsarchäologie Aargau).
gionslagers realisiert zu haben.56 Im Gegensatz zum Straßenumbau von Pos. 303 zu 302, der eine deutliche
Änderung der Straßenorientierung mit sich brachte, wurde die Orientierung der Straße Pos. 302 nun beibehalten. Offensichtlich überstanden sowohl die Straße als auch die Aquäduktbrücke den Legionswechsel von
der 21. zur 11. Legion zwischen 69 und 72 n. Chr. und wurden auch in flavischer Zeit weiter genutzt.57
Östlich der Aquäduktbrücke
Im unmittelbar östlich an die Aquäduktbrücke anschließenden, auf rund 80 m Breite untersuchten Areal
wurden keinerlei Spuren einer zeitgleichen, längerfristigen Besiedlung nachgewiesen. Die sehr geringe Sedimentationsrate, welche in diesem Bereich zu einer maximal 1,0 m mächtigen, antiken Stratigraphie geführt hat,
deutet im Vergleich mit der bis zu 1,7 m mächtigen, antiken Stratigraphie im Westteil des Areals auf eine
fehlende Bebauung oder Besiedlung hin. Die Erhaltung der archäologischen Schichten und deren Übergänge
legen ungeschützte Außenniveaus sowie starke Bioturbation und Humifizierung nahe.
Als isolierte Befunde sind graben- oder gräbchenartige Strukturen von teilweise über 30 m Länge vorhanden,
die sich allerdings am ehesten mit Parzellierungen oder Umfriedungen von möglicherweise landwirtschaftlich
genutzten Arealen in Verbindung bringen lassen (Abb. 12).
Als Schlussfolgerung aus diesen Ausgrabungsergebnissen lässt sich südlich der Legionslager der 21. und 11.
Legion (45/47–101 n. Chr.) ein mindestens 50 m breiter Streifen unmittelbar vor der Lagerumwehrung ausscheiden, der nicht als Siedlungsgebiet genutzt wurde. Entgegen früherer Annahmen (Abb. 3) scheint sich also
die Zivilsiedlung südlich des Legionslagers auf wenige Gebäude entlang der Ausfallstraße der via praetoria
beschränkt zu haben (Abb. 1).58 Neue Prospektionsergebnisse vor der Westfront der Lager der 21. und 11.
Legion bestätigen auch hier eine unbebaute Zone von mindestens 50 m Breite (Abb. 12). Damit reduziert sich
die Größe der Zivilsiedlung von Vindonissa auf rund 45 Hektar.59
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Zur Ankunft und Stationierung der 21. Legion in Vindonissa, vgl. Trumm/Flück (im Druck).
Zur 11. Legion in Vindonissa, vgl. Trumm/Flück (im Druck).
Auch für diese Gebäude ist eine Datierung in das 1. Jh. nicht gesichert. Die entsprechenden Ausgrabungen aus den 1960er Jahren
wurden noch nicht ausgewertet.
Trumm 2011a, 19–20.
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Matthias Flück
Nach den Legionen – Brüche und Kontinuitäten
Ab dem 2. Jahrhundert gehen die Spuren von Besiedlung und Begehung des gesamten Areals stark zurück.
Fast 300 Jahre römischer Präsenz in Vindonissa finden ihren Niederschlag in Form von wenig mittelkaiserzeitlicher Keramik und rund 100 spätantiken Münzen. Die zivile Siedlungstätigkeit scheint sich in Vindonissa
ab der Mitte des 2. Jahrhunderts fast ausschließlich auf das Gebiet des vormaligen Legionslagers beschränkt zu
haben. Entlang der ehemaligen via principalis entstand ein kleiner Straßenvicus mit Bad und Tempelanlagen.60 Die ehemalige, militärische Infrastruktur scheint dabei vorrangig zur Gewinnung von Baumaterial
oder zur Anlage von Bestattungsplätzen genutzt worden zu sein.61 Das untersuchte Gebiet von WindischDorfzentrum 2011–2012 (V.011.1) befand sich im 4. und frühen 5. Jahrhundert zwischen dem castrum
Vindonissense auf dem Windischer Sporn und dem spätrömisch-frühmittelalterlichen Gräberfeld von Windisch-Oberburg.62 Damit könnten eine zeitweilige Begehung des Areals und damit die Münzfunde aus dieser
Zeit erklärt werden. Mit den jüngsten römischen Münzen verschwindet das untersuchte Gebiet im „Dunkel der
Geschichte“. Bis in die frühe Neuzeit war das gesamte, rund 16 875 m2 große Areal nie bebaut und dürfte als
Teil des klösterlichen Gutes lediglich zu extensiver Landwirtschaft genutzt worden sein.63 Auch die frühesten
Bildquellen aus dem 17. Jahrhundert64 zeigen im östlichen Anschluss an die kontinuierlich bestehende Hauserstrasse65 lediglich ein mit Baumgärten bepflanztes Stück Land, dessen Bebauung erst im letzten Viertel des 17.
Jahrhunderts mit einem Gebäude in der nordwestlichen Ecke einsetzte (Abb. 13).66 Bis zum Bau des „MeierHofes“ in der nordöstlichen Ecke des Areals im frühen 18. Jahrhundert sollte dies das einzige Gebäude
bleiben. Im Verlaufe des 19. Jahrhunderts begann sich die Häuserzeile entlang der West-Ost verlaufenden
Zürcherstrasse allmählich zu schließen; der Rest der Fläche weiter südlich blieb bis in das frühe 20. Jahrhundert unbebaut. Als erste Baumaßnahme im Südteil des Areals wurden zwischen 1930 und 1934 zwei
Einfamilienhäuser erbaut.67 Bereits 1931 war im Ostteil ein Gewächshaus für eine Gärtnerei errichtet worden.
Die Kontinuität des unbebauten Areals hat also mindestens 1600 Jahre angehalten und wird mit dem aktuellen
Bauprojekt erstmals in seiner Geschichte unterbrochen. Im Gegensatz dazu steht die Kontinuität der Hauserstrasse, welche auf einer vor rund 2000 Jahre angelegten Straße fußt und als Kantonsstraße „K118“ zu Beginn
des 21. Jahrhunderts täglich über 20 000 Fahrzeuge bewältigt.68
Im Vergleich zur römischen Zeit, wo die Ausfallstraßen zum Legionslager Vindonissa während des 1. Jahrhunderts nachweislich der Ausdehnung und Ausrichtung der Lager angepasst wurden, scheinen in unseren
Tagen die Straßen im Kontext der raschen baulichen Veränderung die einzigen Konstanten zu sein.
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Flück (Anm. 52) 41; Benguerel et al. 2010, 190; Trumm 2011a, 17 Abb. 4.
Vgl. Bestattungen des 2. bis 4. Jh. im Bereich des Amphitheaters (G. Matter/Ch. Auf der Maur, Das Amphitheater von Vindonissa –
Archäologische Ergebnisse der Gesamtsanierung 2006–2011. Jahresber. Ges. Pro Vindonissa 2011, 41) und des „Forum“ (Trumm
2011b, 90).
Zusammenfassend zur Spätzeit von Vindonissa: Trumm 2010, 50–52; Trumm/Flück (im Druck).
Dasselbe gilt auch für den Innenhof des römischen campus, der nach seiner Nutzung als Schrebergarten im 20. Jh. zu Beginn des 21.
Jh. erstmals vollständig überbaut wird (Trumm 2011b, 89 f.). Bezeichnenderweise trägt dieses Areal den Flurnamen „Klosterzelg“, so
viel wie „bearbeitetes Feld“ (Baumann 1983, 208–209).
Etwa auf der Karte von „Königsfelden mitt seiner zugehörigen Landschaftt, genant das Eigen-Amnt“ von Hans Conrad Gyger,
angefertigt um ca. 1660.
Die älteste urkundliche Erwähnung unter der Bezeichnung „Herweg“ von 1457 (Aargauer Urkunden 7 Brugg: 73 Nr. 128 von 1457,
zitiert bei R. Bösch/C. Doswald/M. Giger/Ph. von Cranach, Inventar historischer Verkehrswege der Schweiz IVS. Kanton Aargau
[Bern 2007] AG 43.2) lässt auf einen mittelalterlichen Fernweg schließen. 1577 wird die Straße in der „Chorographia Bernensis“ als
„gewöhnliche Strasse“ (via) zwischen Kloster Königsfelden und Lenzburg bezeichnet: Müller-Lhotska (Anm. 28) 30–33. Bis in das
frühe 20. Jh. hieß diese Straße „Lenzburgerstrasse“.
Gebäude von R. Ammon, erbaut von 1674–1675 (vgl. M. Baumann, Die „Harmonie“ in Oberburg. Die Geschichte des Hauses
Zürcherstrasse 18 in Windisch. Brugger Neujahrsblätter 111, 2001, 105).
Vgl. Baupläne des Architekten E. Brügger von 1933 (Plan in der Grabungsdokumentation der KAAG).
2008 wurden auf der Hauserstrasse (vgl. Abb. 9) im Bereich westlich der Grabungsfläche von Windisch-Dorfzentrum 2011–2012
(V.011.1) an einem Tag 21 239 Fahrzeuge gezählt, wovon 6,3% Lastwagen waren (Belastungsplan 7b der Region Brugg-Mellingen der
Abteilung Mobilität und Verkehr des Departementes Bau, Verkehr und Umwelt des Kantons Aargau. Einsehbar unter: www.ag.ch/de/
bvu/mobilitaet_verkehr/mobilitaet/verkehrsdaten/verkehrserhebungen_miv/belastungsplaene/belastungsplaene_1.jsp (19.03. 2012).
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Abb. 13: Ausschnitt aus der Karte „Königsfelden mitt seiner zugehörigen Landschaftt, genant das Eigen-Amnt“ von Hans Conrad Gyger,
1660/70. Die Karte wurde um 180° gedreht und der Grundriss des Legionslagers der 11. Legion sowie die Straßenverbindungen außerhalb
des Lagers darübergelegt. Durch die teilweise nicht maßstäbliche und verzerrt wiedergegebene Darstellung in der historischen Karte
ergeben sich im Vergleich mit dem maßstäblichen Grundriss des Legionslagers Verschiebungen (Bearbeitung: M. Flück/Plangrundlage:
Bibliothek am Guisanplatz Bern, Kantonsarchäologie Aargau).
Zusammenfassung
Der Aufsatz69 stellt die bekannten Straßen- und Platzbefunde in und um das römische Legionslager von
Vindonissa zusammen. Dabei werden im ersten Teil in einem kurzen Abriss der Forschungsgeschichte zur
Entdeckung und Erforschung die Straßen intra muros vorgestellt. Bei den Lagerhauptstraßen behält einzig die
ehemalige via principalis, welche in ihrem Ursprung auf einer spätlatènezeitlichen Straßenachse gründet, nach
der Aufgabe des Legionslagers 101 n. Chr. ihre Bedeutung als West-Ost-Achse. Das Straßenraster außerhalb
des Legionslagers wurde insbesondere im Zusammenhang mit Grabungen und Sondierungen der letzten
beiden Jahrzehnte erforscht. Platzanlagen außerhalb von Gebäuden sind im Legionslager bislang nicht nachzuweisen, aus dem Gebiet extra muros hingegen können mehrere Beispiele dafür angeführt werden.
Anhand aktueller Grabungs- und Auswertungsergebnisse der Großgrabung Windisch-Dorfzentrum 2011–2012
(V.011.1) können den bislang bekannten Straßen- und Platzbefunden neue Befunde gegenübergestellt werden.
Hier lassen sich drei Straßen(phasen) und eine Platzanlage aus dem 1. Jahrhundert nachweisen. In ihrer
nachrömischen Kontinuität lässt sich diese südliche Ausfallstraße bis in das 21. Jahrhundert verfolgen. Dasselbe gilt für größere Platzanlagen südlich des Legionslagers, welche – nach zweitausendjähriger Existenz als
nicht überbautes Areal – erst in diesen Tagen großflächigen Wohn- und Geschäftsbauten weichen müssen.
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Für Hinweise und Anregungen danke ich J. Trumm und D. Berger (Kantonsarchäologie Aargau).
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Matthias Flück
Summary70
The following paper compiles the known structures belonging to roads and open spaces in and around the
Roman legionary camp of Vindonissa. In the first part, a short summary of the history on the discovery and the
research of the streets intra muros is given. Of the main roads of the legionary camp, only the via principalis,
which itself is built upon a Late-Latène road, maintains its significance as a West-East road after the camp has
been abandoned. The road disposition outside the walls of the camp has come into focus within the context of
recent excavations and trial trenches. Up to now, within the legionary camp, it has not been possible to prove
open squares outside of the buildings. Extra muros, however, several examples can be listed.
Recent results from excavations and studies from the excavation Windisch-Dorfzentrum 2011–2012 (V.011.1)
now complement the known structures belonging to roads and open squares. Here, three roads and an open
square dating to the 1st century AD were uncovered. The post-Roman continuity of this southern arterial road
can be traced up to the 21st century. The same goes for large open spaces to the south of the legionary camp,
which – after two thousand years of lying idle – now have to make way for large-scale living and commercial
centres.
Abgekürzt zitierte Literatur
Baumann 1983 – M. Baumann, Geschichte von Windisch vom Mittelalter zur Neuzeit (Windisch 1983).
Bellettati/Meyer-Freuler 1994 – R. Bellettati/Ch. Meyer-Freuler, Vindonissa. Ein aufschlussreiches Profil im Osttrakt des
Klosters Königsfelden. Jahresber. Ges. Pro Vindonissa 1994.
Benguerel et al. 2010 – S. Benguerel/V. Engeler-Ohnemus/H. W. Doppler/Ch. Meyer-Freuler/B. Stopp, Zum Lagerausbau im
Nordwesten von Vindonissa. Veröff. Ges. Pro Vindonissa 21 (Brugg 2010).
Fellmann 1955–1956 – R. Fellmann, Die Grabungen im Legionslager Vindonissa im Jahre 1955 und Nachlese aus den Grabungen
der Jahre 1953–1955. Jahresber. Ges. Pro Vindonissa 1955–1956, 5–34.
Fellmann 1956–1957 – R. Fellmann, Die Principia des Legionslagers Vindonissa. Jahresber. Ges. Pro Vindonissa 1956–1957, 5–69.
Fels 1913 – C. Fels, Grabungen der Gesellschaft Pro Vindonissa im Jahre 1912. I. An der Via principalis. Anz. Schweizer. Altkde.
N. F. 15, 1913, 284 f.
Flˇck 2011 – M. Flück, Windisch-Dorfzentrum. Jahresber. Ges. Pro Vindonissa 2011, 87–89.
Flˇck 2012 – M. Flück, Windisch AG, Dorfzentrum (V.011.1). Jahrb. Arch. Schweiz 95, 2012, 197–199.
Hagendorn et al. 2003 – A. Hagendorn et al., mit Beiträgen von F. Bouchet et al., Zur Frühzeit von Vindonissa. Auswertung der
Holzbauten der Grabung Windisch-Breite 1996–1998. Veröff. Ges. Pro Vindonissa 18 (Brugg 2003).
Hartmann 1979–1980 – M. Hartmann, Vindonissa. Stand der Erforschung. Jahresber. Ges. Pro Vindonissa 1979–1980, 5–22.
Heuberger 1907 – S. Heuberger, Grabungen der Gesellschaft Pro Vindonissa im Jahre 1906. Grabungen am Nordtor des Lagers von
Vindonissa Herbst 1905 bis Juni 1907. Anz. Schweizer. Altkde. N. F. 9, 1907, 94–106.
Heuberger 1909 – S. Heuberger, Grabungen der Gesellschaft Pro Vindonissa im Jahre 1908. Anz. Schweizer. Altkde. N. F. 11, 1909,
31–56.
Heuberger 1926 – S. Heuberger, Grabungen der Gesellschaft Pro Vindonissa im Jahre 1924. Anz. Schweizer. Altkde. N. F. 28, 1926,
213–220.
Heuberger/Fels 1923 – S. Heuberger/C. Fels, Grabungen der Gesellschaft Pro Vindonissa in den Jahren 1921 und 1922. I. Südwall
mit Wehrturm und Südtor. Anz. Schweizer. Altkde. N. F. 25, 1923, 83–100.
Hintermann 2000 – D. Hintermann, Der Südfriedhof von Vindonissa. Veröff. Ges. Pro Vindonissa 17 (Brugg 2000).
Koprio 1911 – S. Koprio, Windisch zur Zeit des Mittelalters 400–1528; unter Berücksichtigung der Geschichte des Eigenamtes
(Brugg 1911).
Laur-Belart 1932 – R. Laur-Belart, Grabungen der Gesellschaft Pro Vindonissa im Jahre 1931. Anz. Schweizer. Altkde. N. F. 34,
1932, 81–105.
Laur-Belart 1935 – R. Laur-Belart, Vindonissa. Lager und Vicus. Röm.-Germ. Forsch. 10 (Berlin/Leipzig 1935).
Lawrence 2009 – A. Lawrence, Neue Forschungen zum sog. Marsheiligtum im Zentrum des Legionslagers Vindonissa. Der Beitrag
der Grabungen von 1972 (Windisch-Wartmann/Spillmann 1971–72 [V.71.6]). Jahresber. Ges. Pro Vindonissa 2009, 3–25.
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Ich danke A. Lawrence (Universität Bern) für die Übersetzung.
I. Gaisbauer/M. Mosser (Bearb.), Straßen und Plätze. MSW 7 (Wien 2013). – Urheberrechtlich geschützt, Vervielfältigung und
Weitergabe an Dritte nicht gestattet. © Museen der Stadt Wien – Stadtarchäologie
„… wohl aber passierte hier manches Kriegerhäuflein die Heerstrassen und die Fähren …“
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Meyer-Freuler 1989 – Ch. Meyer-Freuler, Das Praetorium und die Basilika von Vindonissa. Die Ausgrabungen im südöstlichen
Teil des Legionslagers (Grabungen Scheuerhof 1967/68, Wallweg 1979 und Koprio 1980). Veröff. Ges. Pro Vindonissa 9
(Brugg 1989).
Moosbrugger-Leu 1959–1960 – R. Moosbrugger-Leu, Grabungen 1959 Areal Oelhafen. Jahresber. Ges. Pro Vindonissa 1959–
1960, 5–23.
Pauli-Gabi 2002 – Th. Pauli-Gabi, Ausgrabungen in Vindonissa im Jahr 2002. Jahresber. Ges. Pro Vindonissa 2002, 37–49.
Pauli-Gabi 2004 – Th. Pauli-Gabi, Ausgrabungen im Gebiet der spätlatènezeitlichen Befestigung von Vindonissa. Ein Vorbericht zu
den Ergebnissen der Grabung Römerblick 2002–2004 (V.002.11). Jahresber. Ges. Pro Vindonissa 2004, 13–39.
Pauli-Gabi 2005 – Th. Pauli-Gabi, Sondierungen am Schutthügel und im Vorgelände des Nordtores von Vindonissa. Jahresber. Ges.
Pro Vindonissa 2005, 53–60.
Pauli-Gabi et al. 2006 – Th. Pauli-Gabi, mit Beiträgen von D. Berger/C. Schucany/J. Trumm, Ausgrabungen in Vindonissa im Jahr
2006. Jahresber. Ges. Pro Vindonissa 2006, 83–101.
Schucany 2011 – C. Schucany, Das zivile Quartier westlich des Legionslagers Vindonissa. Die Ausgrabungen Windisch-„Vision
Mitte“ 2006–2009. Jahresber. Ges. Pro Vindonissa 2011, 47–79.
Schucany/Wey 2009 – C. Schucany/O. Wey, Am Nordwestrand der Zivilsiedlung von Vindonissa. Die Ausgrabungen im Areal der
Brugg Kabelwerke 2007–2008 (Bru.007.3). Jahresber. Ges. Pro Vindonissa 2009, 43–61.
Simonett 1937 – Ch. Simonett, Grabungen der Gesellschaft Pro Vindonissa in den Jahren 1935 und 1936 auf der Breite (K.-P. 1446).
Anz. Schweizer. Altkde. N. F. 39, 1937, 81–92.
Trumm 2008 – J. Trumm, Ausgrabungen in Vindonissa im Jahr 2008. Jahresber. Ges. Pro Vindonissa 2008, 37–50.
Trumm 2010 – J. Trumm, Vindonissa – Stand der Erforschung I. Vorgeschichte, keltische Zeit und der militärische Komplex.
Jahresber. Ges. Pro Vindonissa 2010, 37–53.
Trumm 2011a – J. Trumm, Vindonissa – Stand der Erforschung II. Der zivile Komplex. Jahresber. Ges. Pro Vindonissa 2011, 3–22.
Trumm 2011b – J. Trumm, mit Beiträgen von M. Flück/G. Matter/B. Wigger, Ausgrabungen in Vindonissa im Jahr 2011. Jahresber.
Ges. Pro Vindonissa 2011, 81–101.
Trumm/Flˇck (im Druck) – J. Trumm/M. Flück, Am Südtor von Vindonissa. Die Steinbauten der Grabung Windisch-Spillmannwiese 2003–2006 (V.003.1) im Süden des Legionslagers. Veröff. Ges. Pro Vindonissa 22 (im Druck).
I. Gaisbauer/M. Mosser (Bearb.), Straßen und Plätze. MSW 7 (Wien 2013). – Urheberrechtlich geschützt, Vervielfältigung und
Weitergabe an Dritte nicht gestattet. © Museen der Stadt Wien – Stadtarchäologie