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Waiblingen. Eine Stadt im Spätmittelalter

Ellen Widder: Waiblingen. Eine Stadt im Spätmittelalter, Waiblingen 2005 (Waiblingen in Vergangenheit und Gegenwart 16. Sonderband).

Vorwort des Herausgebers Zu den satzungsgemäßen Zielen des Heimatvereins e.V. gehört es, „die Erforschung der Geschichte der Stadt Waiblingen zu fördern“. Der Verein tut dies vor allem durch Veröffentlichungen im Rahmen seiner seit vielen Jahren erscheinenden Schriftenreihe „Waiblingen in Vergangenheit und Gegenwart“. Er freut sich deshalb ganz besonders, die Arbeit von Frau Professor Dr. Ellen Widder über Waiblingen im Spätmittelalter in Form des vorliegenden Sonderbandes dieser Schriftenreihe herausbringen zu können. Eine erste Fassung war bereits im Jahre 2003 in dem von Professor Dr. Sönke Lorenz herausgegebenen stattlichen Band „Waiblingen – Eine Stadtgeschichte“ erschienen. Seinerzeit konnten jedoch die umfangreichen Anmerkungen und Belegstellen, die für die weitere wissenschaftliche Arbeit unverzichtbar sind, nicht mit zum Abdruck gelangen. Der erheblich überarbeitete und erweiterte Text und die Anmerkungen liegen nun vereint vor, allerdings leider unter Verzicht auf die instruktiven Abbildungen, die man wie bisher in der „Stadtgeschichte“ einsehen muss. Unser Dank gilt Frau Professor Dr. Widder für die gute Zusammenarbeit sowie der Stadt Waiblingen für die Unterstützung bei der Herausgabe des Werkes. Heimatverein Waiblingen e.V. Michael Gunser Dr. Joachim Peterke Jürgen Mertens Vorsitzender Schriftleiter Stellv.Vorsitzender V Vorwort der Verfasserin Manche Bücher entstehen fast zufällig. So ist es auch in diesem Fall gewesen. Ursprünglich war lediglich ein größerer Aufsatz über "Waiblingen im Spätmittelalter" geplant, doch entpuppte sich die Behandlung des Themas trotz oder gerade wegen des berühmten Namens, den die Stadt trägt, als eine größere Aufgabe, und der Text wurde immer länger, die Dokumentation immer umfangreicher. Es freut mich, daß der Heimatverein Waiblingen sich der Angelegenheit angenommen und dieses Buch mit finanzieller Unterstützung durch die Stadt Waiblingen als Sonderband in seine Reihe "Waiblingen in Vergangenheit und Gegenwart" aufgenommen hat. An dieser Stelle ist nicht nur ihnen, sondern einer Vielzahl von weiteren Beteiligten Dank abzustatten. Dieser gilt zum einen meinem Tübinger Kollegen Sönke Lorenz für seine Ende der 1990er Jahre entstandene Idee, mir dieses Thema für die von ihm 2003 herausgegebene Stadtgeschichte von Waiblingen anzutragen. Zum zweiten Herrn Jürgen Mertens, Waiblingen, der stellvertretend für den dortigen Heimatverein mich davon überzeugt hat, den ursprünglichen Aufsatz zu einem Buch zu erweitern. Herr Mertens gebührt auch der Verdienst, mit großer Geduld, Rat und Hilfe manche semesterbedingte Verzögerung der Drucklegung verkürzt zu haben. In diesen Dank möchte ich auch seine Frau Gisela Mertens einschließen. Herr Mertens hat auch das dem Buch angefügte Orts- und Namensregister erstellt, wofür ihm ebenfalls sehr zu danken ist. In Tübingen ist dem Sekretariat und den studentischen Hilfskräften der Abteilung Mittelalter des Historischen Seminars der Eberhard-Karls-Universität herzlich für ihre Unterstützung zu danken, namentlich Gisela Jäger, Sabine Büttner, Stefanie Palm, Lydia Haydt, Götz Homocki und Niklas Konzen. Schließlich sei Hannah Belecki ausdrücklich gedankt für die bereitwillige Übernahme der Schlußredaktion. Aus der Ferne sei Dank geleistet den Lehrern und späteren Kollegen aus dem Institut für vergleichende Städtegeschichte in Münster, namentlich Heinz Stoob (^), Peter Johanek und Wilfried Ehbrecht. Sie haben mir die Freude an den mittelalterlichen Städten VI seit meiner Studienzeit vermittelt. Zu guter Letzt danke ich meinem Mann und Kollegen Mark Mersiowsky nicht nur für die technische und grafische Unterstützung, sondern auch für endlose abendliche Diskussionen zum Thema Waiblingen und seine Geschichte. Tübingen-Hirschau, im August 2005. VII INHALT Inhalt Vorwort des Herausgebers ........................................................................................ V Vorwort der Verfasserin .......................................................................................... VI Inhalt ........................................................................................................................... IX Waiblingen: Mythos und historischer Roman. Anstatt einer Einleitung ....................................................................................................1 Die spätmittelalterliche Stadt Waiblingen. Zum Forschungsstand .........................................................................................13 Eine Stadt entsteht. Waiblingen im 13. Jahrhundert ...........................................21 Zur Überlieferungsproblematik .......................................................................21 Kirchliche Organisationsformen. Landkapitel und Pfarrei im 13. Jahrhundert .........................................................................32 Kirche und Patronat im 13. Jahrhundert. Neue Einsichten und offene Fragen...................................................................37 Der rector puerorum Algozus, erster Schulrektor in Waiblingen?.................................................................................................49 Städtische Entwicklung und Amtsträger im 13. Jahrhundert ..................................................................................................57 Emanzipationsversuche um 1300............................................................................65 Erstes Stadtsiegel und Hildebrand, der „Schreiber von Waiblingen“.................................................................................................65 Die Grafen von Württemberg und Waiblingen im 13. Jahrhundert ..................................................................................................71 IX INHALT Württemberg, Waiblingen und das Reich um 1300. Das „Städtlein“ Neu-Waiblingen ............................................................ 84 „Kapitulationsurkunde“ oder erstes erhaltenes Stadtrecht? Das Dokument von 1312 ..................................................... 96 Topographie und Stadtentwicklung im 14. Jahrhundert .................................. 110 Das Waiblinger Urbar von 1351................................................................... 110 Württembergischer Besitz in Waiblingen im 14. Jahrhundert ............................................................................................... 114 Waiblingen. Eine Residenz der Grafen von Württemberg? ........................................................................................... 117 Die Stadt und ihr Umland .............................................................................. 126 Gesellschaft und Wirtschaft im 14. und 15. Jahrhundert ................................. 137 Bausteine zu einer Wirtschafts- und Sozialgeschichte Waiblingens im Spätmittelalter ............................................................. 137 Eine jüdische Gemeinde in Waiblingen ...................................................... 151 Kirche und Frömmigkeit im 14. und 15. Jahrhundert ............................... 154 Zusammenfassung .................................................................................................. 169 Quellen- und Literaturverzeichnis ....................................................................... 175 Orts- und Personenregister (Jürgen Mertens) .................................................... 204 X Waiblingen: Mythos und historischer Roman. Anstatt einer Einleitung Als mir vor einigen Jahren angeboten wurde, in einem Sammelband zur Stadtgeschichte Waiblingens die Zeit des Spätmittelalters zu behandeln, erschien mir das Thema überaus reizvoll. Die im heutigen Baden-Württemberg gelegene Stadt Waiblingen, über Bad Cannstatt und Fellbach dem östlichen Teil des Großraumes Stuttgart fest verbunden, ist bei weitem kein x-beliebiger Ort. Anders als viele Städte und Gemeinden dieses Landes dürfte sie jedem Mittelalterhistoriker und fast jedem Kulturinteressierten in irgendeiner Form schon einmal begegnet sein: auf einer Studienreise in die Toskana als Namengeberin der dort das Spätmittelalter prägenden sog. Ghibellinenstädte und Ghibellinengeschlechter oder als Schauplatz des historischen Romans „Die Kronenwächter“ des Romantikers Achim von Arnim. Zugegebenerweise waren es weniger die „Kronenwächter“ als vielmehr meine eigene wis senschaftliche Beschäftigung mit der italienis chen Geschichte des Spätmittelalters,1 die den Impuls gaben, das Thema aufzugreifen. Allerdings hatte ich zunächst keinerlei Vorstellungen von der Komplexität der Materie. Ich mußte aber bald feststellen, daß der ‚Nachruhm’ der Waiblinger Vergangenheit schwer auf der Stadt und ihrer Geschichte lastete und manches verdeckte, verdrängte oder überstrahlte.2 Andererseits muß man auch daran erinnern, daß die Stadt seit Jahrzehnten über eine engagierte und geschichts interessierte Bürgerschaft und einen ebensolchen Magistrat verfügt. Ohne deren große Anstrengungen würde die vom Waiblinger Heimatverein getragene Zeitschrift „Waiblingen in 1 Ellen WIDDER: Itinerar und Politik. Studien zur Reiseherrschaft Karls IV. südlich der Alpen, Köln, Weimar, Wien 1993 (Forschungen zur Kaiser- und Papstgeschichte des Mittelalters. Beihefte zu J. F. Böhmer, Regesta Imperii 10). 2 Vgl. dazu die Replik von Joachim PETERKE: Waiblingen – karolingischer Königshof oder Kaiserpfalz, in: Waiblingen in Vergangenheit und Gegenwart 15 (2004), S. 28-45, auf das Buch von Sönke LORENZ: Waiblingen – Ort der Könige und Kaiser, Waiblingen 2000 (Gemeinde im Wandel 13). 1 WAIBLINGEN IM SPÄTMITTELALTER Vergangenheit und Gegenwart“ ebenso wenig existieren wie die 2003 erschienene Stadtgeschichte.3 Die hier als Sonderband der Reihe „Waiblingen in Vergangenheit und Gegenwart“ vorgelegte Geschichte der Stadt Waiblingen im Spätmittela lter behandelt den Zeitraum von der ersten Hälfte des 13. bis zum Ende des 15. Jahrhunderts. Sie ist die erheblich überarbeitete, erweiterte und mit wis senschaftlichem Apparat versehene Fassung meines Beitrages „Die erste Stadt Württembergs? Waiblingen im Spätmittelalter“ in der oben erwähnten Stadtgeschichte.4 Ich möchte in diesem Zusammenhang die Betonung auf den Begriff Stadt legen, da wir zwar bereits zuvor mehrfach den Ort Waiblingen in der historischen Überlieferung erwähnt finden, Hinweise auf städtische Qualitäten und Funktionen sich aber nicht nachweisen lassen. Hiervon soll im Folgenden noch genauer die Rede sein. Doch haben wir von wissenschaftlicher Seite für unseren Zeitraum mit einer Reihe von Schwierigkeiten zu kämpfen. So lassen uns die historischen Quellen über weite Strecken im Stich, weisen erhebliche Lücken auf oder sind – besonders was das 14. und 15. Jahrhundert angeht – nur sehr unzulänglich erschlossen. Historiker sind in dieser Hinsicht Kummer gewöhnt, da der Umfang der erhalten gebliebenen mittelalterlichen Überlieferung keineswegs immer ihren Wissensdurst stillt. Dieses Problem läßt sich auch mit dieser Studie nicht vollständig lösen. Sie stellt lediglich den Versuch eines Überblickes über knapp drei Jahrhunderte Stadtgeschichte dar. Sie fußt auf dem aktuellen Forschungsstand der Stadtgeschichtsschreibung, will strukturelle Entwicklungen und methodische Probleme bei der stadthistorischen Erforschung aufzeigen und zur weiteren wissenschaftlichen Beschäftigung mit der spätmittelalterlichen Waiblinger Geschichte anregen.5 Bei der Erschließung und Auswertung der Quellen ist noch keineswegs das letzte Wort gesprochen und die letzte Arbeit getan. 3 Waiblingen. Eine Stadtgeschichte, hg. v. Sönke LORENZ, Filderstadt 2003 (Gemeinde im Wandel 13/2). 4 WIDDER, Die erste Stadt Württembergs?, S. 81-147, 459. 5 An der Universität Tübingen ist eine Dissertation von Herrn Jürgen M ERTENS, Waiblingen, über „Waiblingen im Spätmittelalter“ z. Zt. im Entstehen begriffen. 2 EINLEITUNG Künftige Untersuchungen müssen die archivalischen Bestände noch stärker in den Blick nehmen. Dies konnte hier nur ansatzweise geschehen, hätte aber auch den Umfang der Arbeit gesprengt. Ein weiterer wis senschaftlich reizvoller Aspekt wäre die vergleichende Beschäftigung mit der Stadtgeschichte Südwestdeutschlands, namentlich die der spätmittelalterlichen Grafschaft Württemberg. Auch hier ist noch ein großes Feld zukünftiger Betätigung. Zunächst noch einige Worte zum vielbeklagten Quellenmangel, den ein Stadtbrand im Jahre 1634 verursachte. Ihm fielen damals die Bestände des Stadtarchivs zum Opfer. 6 Reiche und wohlgeordnete mittelalterliche Stadtarchive sind jedoch auch andernorts eher Mangelware. Über solche tragischen Einzelereignisse hinaus haben nämlich vergangene Zeiten keineswegs immer all das aufbewahrt, was spätere Geschichtsforscher einmal für wichtig erachten würden. Im Falle von Waiblingen ist dieser Umstand nicht nur für die lokale Forschung, sondern auch für die akademische Ge schichtswissenschaft um so bedauerlicher, da seine Geschichte anhand der erhaltenen Schriftspuren bis in das Frühmittelalter zurückverfolgt werden kann.7 Doch nicht nur das hohe Alter und die historische Bedeutung verdienen Interesse. Bereits im Mittelalter hat der Name Waiblingen ein Eigenleben entfaltet, das hier zu Beginn dieses Beitrages wenigstens angesprochen werden sollte. In weiter Ferne jenseits der Alpen erlangte er eine Bedeutung, die die 6 Joachim PETERKE: Urkunden zur mittelalterlichen Geschichte Waiblingens, in: Waiblingen in Vergangenheit und Gegenwart 9 (1987), S. 109-121, S. 109; Wilhelm GLÄSSNER: Zerstörung und Wiederaufbau von Stadt und Amt Waiblingen im 17. Jahrhundert, in: Waiblingen in Vergangenheit und Gegenwart 4 (1974), S. 30-68, bes. S. 33-35. Der Verlust wird in der Waiblinger Lokalforschung aufgrund der hochmittelalterlichen Bedeutung der Stadt als sehr hoch beziffert; vgl. die ironisch (?) gemeinten Bemerkungen von Helmut KÄMPF: Waiblingen – Stauferstadt?, in: Waiblingen in Vergangenheit und Gegenwart 2 (1967), S. 23-30, hier S. 26. 7 Trotz der einschränkenden Bemerkungen von Joachim PETERKE: Waiblingen – karolingischer Königshof oder Kaiserpfalz, in: Waiblingen in Vergangenheit und Gegenwart 15 (2004), S. 28-45, gilt bislang die Zuweisung zum hier behandelten Waiblingen als gesichert; eine ausführlichere Behandlung der Frage böte sich an. 3 WAIBLINGEN IM SPÄTMITTELALTER engen Grenzen der Lokalgeschichte sprengte und sich bald von ihren historischen Wurzeln und Bedingtheiten abkoppelte. Man kann in diesem Zusammenhang fast von einem „Mythos Waiblingen“ sprechen. Das Wortpaar Guelfi e Ghibellini, ins Deutsche zurückübersetzt als ‘Guelfen und Ghibellinen’ hat im spätmittelalterlichen Italien eine außergewöhnliche Wirkungsgeschichte erlebt. Sie entstand im Laufe des 12. Jahrhunderts.8 Den Schlachtruf „Waiblingen“ (italienisiert zu ghibellino) gebrauchten spätestens im letzten Viertel des Säkulums die italienischen Anhänger Kaiser Friedrichs I. Barbarossa bei ihren Auseinandersetzungen mit ihren Gegnern. Der damit korrespondierende Begriff Guelfe (ital. Guelfo) ist um einiges jünger. Er bezieht sich natürlich auf das mit den Staufern konkurrierende Herrschergeschlecht der Welfen und erschien im Zuge der Auseinandersetzungen zwischen dem Staufer Friedrich II. und dem Welfen Otto IV. in den ersten Jahrzehnten des 13. Jahrhunderts auf der politischen Bühne Nord- und Mittelitaliens.9 Nach dem Ausscheiden der Welfen aus dem reichspolitischen Kräftespiel ging diese Parteienbezeichnung auf die Anhänger der Päpste als Gegenspieler der Staufer und deren Nachfolger über. Beide Bezeichnungen koppelten sich bereits im 13. Jahrhundert von ihren historischen Entstehungsbedingungen weitgehend ab. Im 14. Jahrhundert verblasste auch die Erinnerung an die süddeutschen Ursprünge und die ursprüngliche Bedeutung. Letztendlich bezog sich das Begriffspaar nur noch auf konkurrierende politische Parteien in den reichen Städten Ober- und Mittelitaliens im Spätmittelalter.10 8 Vgl. dazu das Urteil Macchiavellis in seiner im frühen 16. Jahrhundert geschriebenen Geschichte von Florenz: Niccolò Macchiavelli, Geschichte von Florenz, hg. v. Ludwig GOLDSCHNEIDER, Wien 1934, S. 34f. 9 Vgl. Bernd Ulrich HUCKER: Kaiser Otto IV. Der wiederentdeckte Kaiser, Frankfurt a.M., Leipzig 2003, S. 452-454. 10 Peter HERDE : Guelfen und Neoguelfen. Zur Geschichte einer nationalen Ideologie vom Mittelalter zum Risorgimento, Stuttgart 1986 (Sitzungsberichte der Wissenschaftlichen Gesellschaft an der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität Frankfurt am Main 22,2); S. 35-84; Francesco CARDINI: Ghibellinen, in: Lexikon des Mittelalters, Bd. 4, München, Zürich 1989, Sp. 1437f.; Werner HECHBERGER: Staufer und Welfen 1125 – 1190. Zur Verwendung von Theorien in der Geschichtswissenschaft, Köln, Weimar, Wien 1996 (Passauer Historische 4 EINLEITUNG Doch auch in der deutschen Geschichte wurde Waiblingen zum Erinnerungsort. Es kann hier keine literaturgeschichtliche Analyse der Rolle Waiblingens in der Zeit der deutschen Romantik erfolgen, doch dürfte der 1817 erschienene Roman Achim von Arnims „Die Kronenwächter“ wesentlich zur mythischen Verklärung Waiblingens beigetragen haben.11 Als ich meinen Beitrag in der Stadtgeschichte Waiblingens verfaßte, bin ich aus Platzgründen nicht näher auf seine Darstellung der spätmittela lterlichen Stadt eingegangen. Mit seinem Buch prägte er den Typ des deutschen historischen Romans.12 Arnim, ein enger Freund von Clemens Brentano, mit dem er gemeinsam ab 1805 die berühmte Liedersammlung „Des Knaben Wunderhorn“ herausgab,13 war nicht nur ein herausragender Vertreter der deutschen Romantik, sondern engagierte sich wie viele seiner intellektuellen Zeitgenossen auch in der deutschen Freiheitsbewegung. Aus diesem Kontext heraus ist auch sein Roman „Die Kronenwächter“ zu begreifen,14 der in vielem auf moderne Zeitgenossen schwer verständlich, wenn nicht sogar streckenweise krude wirkt. Forschungen 10). Zu Italien im Spätmittelalter vgl. Alfred HAVERKAMP : Italien im hohen und späten Mittelalter 1056-1454, in: Europa im Hoch- und Spätmittelalter, hg. v. Ferdinand Seibt, Stuttgart 1987 (Handbuch der Europäischen Geschichte 2), S. 546-681; Kleine italienische Geschichte, hg. v. Wolfgang Altgeld, Stuttgart 2002. 11 Achim von Arnim, Die Kronenwächter, hg. v. Paul Michael L ÜTZELER, Frankfurt a.M. 1989 (Bibliothek deutscher Klassiker 42). Dazu: Wilhelm VOSSKAMP : Die Kronenwächter. Bertholds erstes und zweites Leben, in: Kindlers Neues Literatur-Lexikon, hg. v. Walter JENS, Studienausgabe, Bd. 1, München 1988, S. 736-738. 12 Dazu das differenzierte Resümee bei: Hugo AUST: Der historische Roman, Stuttgart, Weimar 1994 (Sammlung Metzler 278), S. 59-62. 13 Dazu: Wolfgang FRÜHWALD: Des Knaben Wunderhorn. Alte deutsche Lieder, in: Kindlers Neues Literatur-Lexikon, hg. v. Walter JENS, Studienausgabe, Bd. 1, München 1988, S. 734-736. 14 Vgl. Paul Michael L ÜTZELER: Kommentar, in: Achim von Arnim, Die Kronenwächter, hg. v. Paul Michael L ÜTZELER, Frankfurt a.M. 1989 (Bibliothek deutscher Klassiker 42), S. 617-769, hier 645-647, 662-671. 5 WAIBLINGEN IM SPÄTMITTELALTER Wesentliche Handlungselemente des Romans spielen im Waiblingen der beiden Jahrzehnte vor und nach 1500. Achim von Arnim hat damit der Stadt ein literarisches Denkmal gesetzt und im Roman zum Teil detailliert geschildert. Zentraler Punkt in der Darstellung ist „ein hoher Wachtturm“, der mit vier schiefergedeckten „kleinen Türmchen und einem höhern in der Mitte [...] der Stadt schon aus der Ferne ein wehrhaftes Ansehen gab“.15 Im Buch bewacht der Turm, der übrigens darin später einstürzt,16 die Hauptverkehrsader der Stadt, über die sie ihre wichtigsten Handels güter ‘in Richtung Augsburg’ exportiert. Das spätmittelalterliche Waiblingen beschreibt der Verfasser als „Vorratskammer der Neckarweine“, weitere Wirtschaftsaktivitäten bilden im Roman Gerbereien und der Schlachtviehhandel.17 Bereits in den einleitenden Teilen werden Waiblingen und Augsburg, obgleich an ökonomischer und politischer Bedeutung nicht gerade gleichrangig, als ‘Kaiserstädte’ ebenbürtig in Parallele gesetzt: Waiblingen ist die Stadt der Staufer, Augsburg hingegen die Stadt der damals regierenden habsburgischen Kaiser, insbesondere die Maximilians I. 18 Der oben erwähnte Turm ist der Handlungsort des ersten Teils der Geschichte. Ihn bewohnt ein alter Haudegen namens Martin, der dort im Auftrag des Rates Wächterdienste leistet, gemeinsam mit seiner Frau Hildegard. Dritter im Bunde ist ein alter Ratsschreiber namens Berthold. Die Drei spielen die zentrale Rolle bei der Erziehung eines ihnen durch mysteriöse Umstände anvertrauten Findelkindes. Es ist hier nicht der Ort, die Geschichte dieses jungen Bertholds, eines ‘in die falsche Zeit’ hineingeborenen Staufernachkömmlings, nachzuerzählen. Wir erfahren aus ihr wenig über die Stauferzeit, viel jedoch über die Stauferrezeption der Romantik im Zeitalter der Befreiungskriege und des sich ankündigenden Nationalstaates. Doch will es scheinen, als ob das Bild, das Achim von Arnim vom spätmittelalterlichen Waiblingen und vom „Staufermythos“ entworfen hat, trotz mancher Unschärfen das Bild von der 15 Achim von Arnim, Die Kronenwächter, S. 16. 16 Achim von Arnim, Die Kronenwächter, S. 94f. 17 Achim von Arnim, Die Kronenwächter, S. 17. 18 Achim von Arnim, Die Kronenwächter, S. 27f. 6 EINLEITUNG spätmittelalterlichen Stadt bis auf den heutigen Tag beeinflußt, wenn nicht sogar bestimmt.19 Waiblingen ist für ihn vor allem die Stadt Friedrich Barbarossas , der mitten in ihr seine Pfalz, derjenigen Gelnhausens ähnlich, gebaut hat.20 Referenz für diese historischen Ereignisse ist im Roman eine Chronik, die der alte Ratsschreiber Berthold „in jungen Jahren [...] von unserem Städtlein geschrieben“ hat und deren Belege er „geschrieben funden auf altem Pergament“. Zu ihrer Glaubwürdigkeit heißt es knapp, „wer würde sich die Mühe geben, Lügen aufzuschreiben“.21 Dieser Chronik ist auch zu entnehmen, daß Waiblingen im Ge gensatz zum Zeitpunkt der Handlung des Romans in der Zeit der „alten schwäbischen Könige, aus dem Hause der Hohenstaufen“ eine „große Stadt“ gewesen sei.22 In Arnims Darstellung verschränkt sich diese ‘Quellenbasis’ mit der von ihm erzählten Geschichte. So schildert der Stiefvater Martin seinem Ziehsohn, dem jungen Berthold, das Stauferschloß als „gar sehr prächtig, es bestand aus einem Hauptgebäude und einem Seitenflügel zum Anschauen der Ritterspiele. Hinter demselben war ein seltsamer Garten von fremden Pflanzen. Alle Zimmer waren kostbar mit Teppichen und Waffen des Morgenlandes verziert, aber am reichsten die Kapelle zu Ehren der heiligen drei Könige, deren Leichen dort eine Nacht geruhet, als sie der Kaiser von Mailand nach Cölln sendete, wo sie noch ruhen und große Wunder verrichten“.23 Die Pfalz, „welche die große Feuersbrunst einstürzte“,24 lag laut Roman noch im späten 15. Jahrhundert als 19 Vgl. den von der Stadtverwaltung Waiblingen im Jahre 2004 herausgegebenen Prospekt „Waiblingen historisch, Stadt des Staufermythos [auf den Spuren der Barbarossa-Sage]“. Darin bildet der Roman Achim von Arnims den Dreh- und Angelpunkt; Hans SCHULTHEISS u.a.: Waiblingen historisch, Stadt des Staufermythos [auf den Spuren der Barbarossa-Sage]. Prospekt der Stadtverwaltung Waiblingen – Wirtschaftsförderung und Stadtmarketing, 2004. 20 Achim von Arnim, Die Kronenwächter, S. 28f. 21 Vgl. Achim von Arnim, Die Kronenwächter, S. 25-30, Zitat S. 27. 22 Achim von Arnim, Die Kronenwächter, S. 204. 23 Achim von Arnim, Die Kronenwächter, S. 28f. 24 Achim von Arnim, Die Kronenwächter, S. 29. 7 WAIBLINGEN IM SPÄTMITTELALTER „wüste[n] Brandstätte“ inmitten von Waiblingen.25 Die Ruine gehörte um diese Zeit den Grafen von Würt temberg, die sie öffentlich zum Verkauf hatten anbieten lassen.26 Der junge Berthold, von dessen staufischer Abkunft bereits die Rede war und der wie sein gleichnamiger Ziehvater ebenfalls eine Ausbildung zum Stadtschreiber absolviert hat, erwirbt mittels eines geheimnisvollen Erbes die Waiblinger Pfalz und renoviert sie von Grund auf. Gemeinsam mit einem befreundeten Schneider gründet er darin eine Textilmanufaktur. In diesem Kontext erfahren wir weitere Details zu Waiblingen. So wird damals eine „verfallende Mühle an an der Rems [...] zum Walken eingerichtet“.27 Auch über das geistliche Leben weiß der Roman zu berichten: In Waiblingen gibt es ein Augustinerkloster,28 dessen Prior wiederum Aufsichtsbefugnisse über ein örtliches Nonnenkloster besitzt. In diesem werden die heranwachsende Tochter des Bürgermeisters sowie die des Stadtvogtes erzogen.29 In der Klosterkirche liegt ein „Kreuzritter“ begraben.30 Um den Neubau dieser Kirche und insbesondere über die Einwölbung des Chores entbrennt zwischen Prior, Bauleuten und der Äbtissin ein Streit. In dessen Folge kommt es zu Ereignissen, die die Romanhandlung beschleunigen und dramatisieren.31 Derweil vollzieht die Handlung, die in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts spielte, einen Zeitsprung von mehreren Jahrzehnten in das zweite Jahrzehnt des 16. Jahrhunderts. Waiblingen besitzt einen Bürgermeister und einen Vogt des württembergischen Landesherrn. Berthold, der Held des Romans, der sich unternehmerisch erfolgreich in der Textilproduktion betätigt hat, kommt zu Wohlstand und wird selbst Bürgermeister. Erst im vorgerückten Lebensalter heiratet er; aus diesem Anlaß läßt er nahe der von ihm neuerbauten Pfalz einen 25 Achim von Arnim, Die Kronenwächter, S. 34f. 26 Achim von Arnim, Die Kronenwächter, S. 45f. 27 Achim von Arnim, Die Kronenwächter, S. 58. 28 Achim von Arnim, Die Kronenwächter, S. 63. 29 Achim von Arnim, Die Kronenwächter, S. 57. 30 Achim von Arnim, Die Kronenwächter, S. 66. 31 Achim von Arnim, Die Kronenwächter, vgl. L ÜTZELER, Kommentar, S. 692f. 8 S. 64-68. Zu den Vorlagen EINLEITUNG Brunnen errichten. Das Brunnenhaus wird mit Glasfenstern geschmückt, die Szenen aus der Vergangenheit Waiblingens und der Staufer zeigen.32 In der Gegend um die Stadt liegen landesherrliche Jagdgründe, die der württembergische Herzog Ulrich um diese Zeit aufsucht und dadurch weitere Entwicklungen der Handlung einleitet. 33 Es ist die Zeit der beendeten Weinlese, „die an diesem Tage ihre Freudenfeste zu feiern begann“.34 Der Herzog beschließt, mit seinem Gefolge daran teilzunehmen und „so wurde nun in feierlichem Zuge nach den Weinbergen ausgegangen“. Schließlich erre icht die Gesellschaft eine Burgruine oberhalb der Stadt und „als sie endlich an die Stelle unter dem zerstörten Schlosse gekommen waren [...], welch ein Anblick: vor ihnen Weiblingen [!] mit vielen andern Ortschaften im Tal, unter ihnen der Fluß, umher alle gleich dicht mit Menschen, wie mit Reben bepflanzten Berge“. 35 Die Stadt wird schließlich in die politischen Entwicklungen des frühen 16. Jahrhunderts hineingezogen, wobei ihr durch den Schwäbischen Bund die Reichsfreiheit in Aussicht gestellt wird.36 Man muß sich die Frage stellen, ob in einer wissenschaftlichen Untersuchung zur mittelalterlichen Stadt Waiblingen einem Roman des frühen 19. Jahrhunderts soviel Platz eingeräumt werden sollte. Doch sind gerade den mit den örtlichen Gegebenheiten Vertrauten darin einige ‘alte Bekannte’ begegnet. So wird bis auf den heutigen Tag der von Arnim beschriebene ‘hohe Wachtturm’ mit dem Hochwachtturm gleichgesetzt.37 Dabei stört es offenbar nicht, daß der 32 Achim von Arnim, Die Kronenwächter, S. 189-229. 33 Achim von Arnim, Die Kronenwächter, S. 277f. 34 Achim von Arnim, Die Kronenwächter, S. 279. 35 Achim von Arnim, Die Kronenwächter, S. 279. 36 Achim von Arnim, Die Kronenwächter, S. 393, 297, 300. Vgl. dazu im Kommentar der Hinweis auf die Reichsfreiheit im 14. Jahrhundert; L ÜTZELER, Kommentar, S. 734. 37 Vgl. die von der Stadtverwaltung im Jahr 2004 geplante Einrichtung einer „Achim-von-Arnim-Stube“ auf dem Hochwachtturm in Waiblingen, um „Arnims wichtigste[n] Romanschauplatz nachzuerleben“; SCHULTHEISS, Waiblingen historisch, S. [5]. 9 WAIBLINGEN IM SPÄTMITTELALTER Hochwachtturm weder ein Stadttor bewachte, noch auf der Mauerseite in Richtung Augsburg, d.h. nach Osten hin lag, geschweige denn Ende des 15. Jahrhunderts einstürzte. Auch die im Roman behandelte „Nonnenkirche“ ist heute noch in der Nähe der Pfarrkirche anzutreffen. Aufgrund dieser Parallelen muß man sich in der Tat die Frage stellen, woher Achim von Arnim sein Wissen bezog.38 Die Beschreibung ist streckenweise so dicht geraten, daß sich der Leser geradezu in das spätmittelalterliche Waiblingen zurückversetzt fühlt. Hinzu kommt, daß Arnim kein reines Phantasieprodukt schuf, sondern in geschickter Form ihm vorliegende Informationen zum historischen Waiblingen einbaute. Doch sollte man nicht vergessen, daß es sich dabei um ein Stück Literatur handelt und nicht um eine quellengestützte historische Rekonstruktion.39 Es fußte jedenfalls nicht auf eigener Anschauung, wie wir nicht nur selbst erleben können, wenn wir das ‘zerstörte Schloß oberhalb der Stadt’ mit dem weiten Blick über das Remstal suchen, sondern auch aus den Briefen des Autors an seine Frau, Bettine von Arnim, erfahren. Am 2. November 1820 schrieb er aus Frankfurt am Main über seinen Aufenthalt in Stuttgart und Umgebung: Ich sah den Don Juan im Schauspielhause recht wohl zusam mengespielt, fuhr nach Cannstatt auf einem Charlottenburger Wagen und lernte da erst den rechten Wert der Stuttgarter Gegend 38 Die Quellen des Romans sind verschiedentlich untersucht worden; vgl. die Zusammenstellung der Nachweise bei L ÜTZELER, Kommentar, S. 677-765. Auf die Quellen zu Waiblingen geht die Untersuchung von Wilhelm nur am Rande ein; vgl. Aimé WILHELM: Studien zu Quellen und Motiven von Achim von Arnims Kronenwächtern, Winterthur 1955, S. 51f., 76-78, 83, 96-101. 39 Zu den ‘Kronenwächtern’ als „Roman des Romans aus Mangel an der Geschichte“; vgl. Joseph KIERMEIER-DEBRE : „...Was bloß erzählt und nicht geschehen...“. Dichtung und Geschichte: Achim von Armins Poetik im Einleitungstext zu seinem Roman Die Kronenwächter, in: Grenzgänge. Studien zu L. Achim von Arnim, hg. v. Michael ANDERMATT, Bonn 1994 (Modern German Studies 18), S. 117-146, hier S. 138; ferner: Fabian LAMPART : Zeitaporie und Geschichtstropen in Achim von Arnims Die Kronenwächter, in: Travellers in Time and Space. Reisende in Zeit und Raum. The German Historical Novel. Der deutschsprachige historische Roman, hg. v. Osman DURRANI und Julian PREECE , Amsterdam, New York 2001 (Amsterdamer Beiträge zur neueren Germanistik 51), S. 179-197. 10 EINLEITUNG kennen, doch sollte sich bald noch mehr der Glauben bilden, daß diese Stadt vor allen andern Hauptstädten Deutschlands schön gelegen. Mit Ängstlichkeit und vielen Um schweifen bestellte ich einen Wagen nach Waiblingen. Welche himm lischen Täler an der Rems . Mit klopfendem Herzen stand ich an dem Tore von Waiblingen mit meinem Wagen. Ich blickte hinein, aber es sah mir ganz anders aus, als ich es mir gedacht habe, da ließ ich weiter fahren nach Schorndorf, es muß so gewesen sein, wie ich es mir dachte. Dreihundert Jahre ändern viel, aber die Weiden stehen noch, wo sich der Reiter am Wege nach Schorndorf verliert.40 Tatsächlich lagen Achim von Arnim zwar keine ‘alten Pergamente’, wohl aber historische Werke der frühen Neuzeit und sicher auch historische Stadtansichten vor. Hier ist vor allem auf die 1733 in Frankfurt in deutscher Übersetzung erschienene Schwäbische Chronik des Martin Crusius41 zu verweisen sowie für Waiblingen speziell das handschriftlich überlieferte, 1666 begonnene und 1670 fortgeführte Chronicon Weiblingense des Wolfgang Zacher.42 Dort wird der Verkauf eines Hauses am Waiblinger Markt samt Küchengarten und Scheuer durch die Grafen Ludwig und Ulrich von Württemberg im Jahre 1439 an ihren Bürger Berthold Müßiggänger zu Waiblingen erwähnt. Diese Immobilie lag neben der Zwerchgasse und direkt vor dem Rohrbrunnen. Gleichzeitig erwähnt Zacher, daß in diesem Haus vor Alters die Herzöge von 40 Zitiert nach: LÜTZELER, Kommentar, S. 673. 41 Martin Crusius, Schwäbische Chronick, Worinnen zu finden ist, was sich von Erschaffung der Welt an biß auf das Jahr 1596 in Schwaben, denen benachbarten Gegenden auch vieler anderer Orten zugetragen [...]. Aus dem Lateinischen erstmals übersetzt und mit einer Continuation vom Jahr 1596 biß 1733 auch einem vollständigen Register versehen [...]. Ausgefertigt von Johann Jacob Moser, 2 Bde., Frankfurt 1733. 42 Wolfgang Zacher, Chronicon Weiblingense, Landesbibliothek Stuttgart, Cod. Hist. 2° 109. Möglicherweise handelte es sich dabei um die handschriftlich erhaltene Schwäbische Chronik, die Clemens Brentano laut einem Brief vom September 1805 für Achim von Arnim erhalten hatte; vgl. L ÜTZELER, Kommentar, S. 622. 11 WAIBLINGEN IM SPÄTMITTELALTER Schwaben gewohnt hätten. Ferner hätten diejenigen, die um das Jahr 1164 auf Befehl Kaiser Friedrich Barbarossas die Reliquien der Heiligen Drei Könige aus dem damals zerstörten Mailand geholt und nach Köln gebracht haben, dort übernachtet.43 Es fasziniert auch noch nach fast zweihundert Jahren, wie Arnim aus den ihm zur Verfügung stehenden Informationen seinen Roman und dessen Schauplätze formte. Die Mitteilung bei Zacher über den Hausverkauf von 1439 diente ihm als Inspiration für den Namen seines Helden Berthold 44 sowie für die Schilderung der Barbarossa-Pfalz und ihrer Topographie inmitten der Stadt. Nur ergänzt werden sollte, daß seine Vorlage, die Zachersche Chronik, zumindest was den Verkauf anbetrifft, tatsächlich auf einer urkundlichen Überlieferung fußte.45 Das Motiv der Manufaktur in den Räumen der Pfalz übernahm Armin offenbar aus Gelnhausen, wo zu seiner Zeit eine Seilmanufaktur installiert war.46 43 Anno. 1439 haben Ludowicus et Ulricus gebrüder, + Graven zu Württemberg, ihrem Bürger, Berchtold Müßiggänger zu Waiblingen, eine behaußung daselbsten an dem Markt, neben der Zwerchgassen, gleich vorm Rohrbrunnen über, sampt Kuchengardten und Scheuern darhinder, zu kauffen gegeben, in welchem Hauß vor Alters, die Hertzoge von Schwaben gewohnt. Aldar haben auch die jenige yber Nacht geruhet, welche auff Kayser Friderici Barbarossa befelch, umbs Jahr 1164. die reliquien der hayligen drey Könige, auß dem damals zerstörten Mayland, nacher Cöllen am Rein geführt; Zacher, Chronicon Weiblingense, S. 155. – Zu den Hintergründen der Betonung einer engen Beziehung zwischen Barbarossa und Waiblingen vgl. RIEGG , Town Chronicles in the Holy Roman Empire, S. 4: „The aim of a chronicler stressing the intimate relationship between town and king was to point out that his town had been an imperial town in former times – a claim being partly founded, partly unfounded in reality“. 44 Auch die Figur von Bertholds alter ego Anton, dem Maler, entlehnte er aus der Zacherschen Chronik; vgl. L ÜTZELER, Kommentar, S. 738. 45 Vgl. Württembergische Regesten, Nr. 985: „Die Grafen Ludwig I. und Ulrich V. verkaufen ihr altes Haus am Markt zu Waiblingen mit Zubehör an Bethold Müßiggang, Bürger daselbst“ (1439 Juni 2, o.O.). Die Urkunde bzw. ihr Text zählt zu den Kriegsverlusten 1944; vgl. Hauptstaatsarchiv Stuttgart, Württembergische Regesten. Internetversion unter Datum. 46 Vgl. den Brief Arnims an Wilhelm Grimm vom 22. Oktober 1822; L ÜTZELER, 12 EINLEITUNG Anders als der Roman „Die Kronenwächter“ wird das hier vorgelegte Buch nicht als ‘Geschichtserzählung’ daherkommen. Die Schilderung von Hauptund Staats aktionen wird sich in engen Grenzen halten, vom Staufermythos wird nur am Rande die Rede sein. Dafür werden die erhaltenen spätmittelalterlichen Originaldokumente zu Waiblingen vorgestellt, dis kutiert und in ihrer Aussagefähigkeit überprüft werden. Ich werde dies in einer Form tun, die hoffentlich auch Nichtfachleuten die Möglichkeit eröffnet, den Methoden und Vorgehensweisen der akademischen Geschichtswis senschaft zu folgen und ihre gewonnenen Ergebnisse nachzuvollziehen. Daß Geschichte auch ohne romanhaft gestaltete Ge schichtserzählung und starker Beteiligung fiktiver Anteile ‘spannend’ sein kann, möge sich im Folgenden erweisen. Die spätmittelalterliche Stadt Waiblingen. Zum Forschungsstand Das früh- und hochmittelalterliche Waiblingen spielt bis auf den heutigen Tag als Pfalzort, Schauplatz bedeutender Reichsversammlungen und als sagenhafter Herkunftsort des salischen Geschlechtes und staufischer Ansippungsbemühungen eine relativ bedeutende Rolle in der Geschichtswis senschaft – zumal wenn man diese an der doch recht kargen Quellenüberlieferung mißt. Im Zuge der großen Salierausstellung in Speyer 1992 untersuchte Dieter Mertens die Funktion des Ortes im Zusammenhang mit dem salischen Herrschaftsausbau.47 1996 behandelte Caspar Ehlers Waiblingen im Kontext der Domkirche von Speyer und ihrer Bedeutung für die früh- und hochmittelalterlichen römisch-deutschen Könige und Kaiser. 48 Schließlich widmete Kommentar, S. 622f. 47 Dieter MERTENS: Vom Rhein zur Rems. Aspekte salisch-schwäbischer Geschichte, in: Salier, Adel und Reichsverfassung, hg. v. Stefan WEINFURTER, Sigmaringen 1992 (Die Salier und das Reich 1), S. 221-252. 48 Caspar EHLERS: Metropolis Germaniae. Studien zur Bedeutung Speyers für das Königtum (751-1250), Göttingen 1996 (Veröffentlichungen des Max-PlanckInstituts für Geschichte 125), bes. S. 166-172; vgl. ferner die Verweise ebd., 13 WAIBLINGEN IM SPÄTMITTELALTER Sönke Lorenz Waiblingen als „Ort der Könige und Kaiser“ vor wenigen Jahren eine eigene monographische Studie.49 Blicken wir auf die spätmittelalterliche Geschichte der Stadt Waiblingen, dann wirkt diese weit weniger spektakulär. Gilt das städtereiche Nord- und Mittelitalien als eine der modernsten Regionen der damaligen Zeit, so geraten wir bei der Behandlung Waiblingens – salopp gesprochen – geradewegs in die deutsche Provinz. Immerhin ist die Frage legitim, wie provinziell Waiblingen im späteren Mittelalter wirklich war. Auch darf man sich fragen, ob der Staufermythos für die Entwicklung Waiblingens eine wie auch immer geartete Rolle spielte. Sicher ist dies eine Frage, die es im Folgenden mit zu behandeln gilt. Kann man plakativ von der endgültigen Ablösung der salisch-staufischen „Reichsherrlichkeit“ durch die württembergische „Erfolgsstory mit regionaler Perspektive“ reden? Ein Blick auf den Forschungsstand verdeutlicht, daß vielen Untersuchungen und Studien diese Sichtweise eigen ist. Die Geschichte der mittela lterlichen Stadt Waiblingen ist „nur noch“ ein Forschungsgegenstand der Landes- und Stadtgeschichte. Im landesgeschichtlichen Kontext interessiert die Stadt als Baustein in der Herrschaftsbildung bzw. im Herrschafts ausbau der Grafen von Württemberg. Naheliegenderweise rückte hierbei das 13. Jahrhundert besonders in den Blick und so ganz konnte man von ‘des Reiches Herrlichkeit’ nun doch nicht lassen: Konsultiert man die Fachliteratur, so ist es die Zeit, in der – je nach Auffassung – die Württemberger das staufische Erbe im mittleren Schwaben antraten bzw. durch geschickten Parteiwechsel zur rechten Zeit ihre Herrschaft aus der zur Disposition stehenden staufischen „Erbmasse“ aufbauten. Hierbei scheint der Forschungsstand zu Waiblingen eigenartig festgeschrieben. Bis auf den heutigen Tag besteht nahezu Einigkeit darüber, daß Waiblingen „um 1250“ von Graf Ulrich I. dem Stifter von Württemberg „gegründet“, d.h. durch einen herrscherlichen Rechtsakt zur Stadt erhoben wurde. Grundlage für dieses Theorem ist immer noch der im Jahre 1950 erschienene, sehr kurze Aufsatz des ehemaligen Tübinger Landeshistorikers Hansmartin S. 428. 49 14 LORENZ: Waiblingen – Ort der Könige und Kaiser. EINLEITUNG Decker-Hauff „Waiblingen und die wirtembergischen Stadtgründungen um 1250“. 50 Decker-Hauff fußte bei seinen Überlegungen in erster Linie auf der 1936 erschienenen Studie des damaligen Stuttgarter Stadtarchivars und späteren Direktors des Badischen Generallandesarchivs Karl Stenzel. 51 Stenzels solide gearbeitete Abhandlung verstand sich ganz im Sinne der historischen Bedeutung Waiblingens als ein „Beitrag zur Geschichte des deutschen Kaiser- und Reichsgedankens im Mittelalter“, so ihr Untertitel. Sie befaßte sich aus diesem Grund mit der spätmittelalterlichen Zeit nur ganz am Rande. Von daher fiel es Decker-Hauff zu, Waiblingen als Thema der württembergischen Landesgeschichte gewissermaßen zu entdecken und ‘einzuführen’. Für Decker-Hauff war es der Bruch der Württemberger mit den Staufern im Vorfeld der „Entscheidungsschlacht von Frankfurt“ im August 1246, mit dem sie den „Untergang der Herzogsgewalt in Schwaben“ besiegelten. Für ihn entstand damals die „‘Herrschaft Wirtemberg’, auf ihrem Grund und Boden wuchsen die Städte Schorndorf, Waiblingen, Marbach, Leonberg und Stuttgart, sie alle gehören nach der seitherigen Annahme in ein und denselben politischen und geographischen Zusammenhang“. Allerdings mußte der Verfasser selbst einräumen, daß der „ganze Zeitraum dieser Städtegründung [...] freilich in keinem einzigen Fall urkundlich gesichert“ ist.52 Einzig für Leonberg existiert eine historiographische Nachricht zum Jahr 1248 in den nur fragmentarisch erhaltenen Sindelfinger Annalen.53 Decker-Hauff räumte auch ein, 50 Hansmartin DECKER-HAUFF: Waiblingen und die wirtembergischen Stadtgründungen um 1250, in: Schwäbische Heimat 1 (1950), S. 113-116. 51 Karl STENZEL: Waiblingen in der deutschen Geschichte. Ein Beitrag zur Geschichte des deutschen Kaiser- und Reichsgedankens im Mittelalter, 2. Aufl. Waiblingen 1936; weitgehend unverändert abgedruckt in: Waiblingen in Vergangenheit und Gegenwart 3 (1971), S. 7-76. Eine erste Fassung erschien in den Württembergischen Vierteljahresheften für Landesgeschichte 38 (1932), S. 164-212. Zu Stenzel vgl. den Nachruf von Max M ILLER, in: Zeitschrift für württembergische Landesgeschichte 9 (1949/50), S. 288-290. 52 DECKER-HAUFF, Waiblingen und die wirtembergischen Stadtgründungen, S. 114. 53 Anno 1248 civitas Levinberch fundata fuit et inchoata novis aedificijs et muro a comite de Wirtinberch temporibus Friderici imperatoris, qui sequenti anno obijt; Annales Sindelfingenses 1083-1482, bearb. v. Hermann WEISERT, Sindelfingen 15 WAIBLINGEN IM SPÄTMITTELALTER daß der Zeitraum „um 1250“ „mit weiten Grenzen!“ zu veranschlagen war, scheute sich aber nicht, im gleichen Zusammenhang zu formulieren, daß „die Annahme ‘um 1250’ im Falle Waiblingen tatsächlich ziemlich genau den Mittelwert der Jahre, zwischen denen der Ort aus einem schwäbis chen Urdorf zu einer wirtembergischen Stadt aus- und umgebaut wurde“, trifft. Dabei fiel – so Decker-Hauff – den Stadtgründungen eine geostrategische Position zu, sollten sie doch „die beiden staufischen Kerngebiete Pfalz und Oberschwaben“ durch einen Ost-West-Riegel mit den Zentren Schorndorf, Marbach, Leonberg und Waiblingen unterbrechen. In diesem Konzept fiel Waiblingen eine Schlüsselrolle zu, lag es doch „genau in der Mitte des so eingehegten Gebietes“ und war damit „unverkennbar als Hauptort gedacht“. Als Beleg wird auf die „alte Bedeutung des Platzes“ Bezug genommen, den „Glanz eines berühmten Namens und die Gunst der geographischen Lage“.54 Hinzu trat möglicherweise – so Decker-Hauff – der Gedanke eines „politischen Programm[s]“ der Württemberger als „Nachfolger des staufischen Hauses [...] im schwäbisch-fränkischen Grenzgebiet“ mit Aspirationen auf die Herzogswürde. Der Verfasser interpretierte die Gründungen konsequent in diese Richtung, d.h. als „ausgreifendes antistaufisches Verhalten“, das vor der Schlacht von Frankfurt nicht denkbar gewesen wäre. Als Terminus ante quem, d.h. als spätestmöglicher Zeitpunkt der Stadtwerdung, setzte Decker-Hauff 1253 an aufgrund einer auf dieses Jahr datierten Urkunde, „die den Bestand einer Stadtgemeinde Waiblingen – oder doch mindestens eine werdende Stadtsiedlung nachweist“. Von daher aber könne auch Waiblingen kaum wesentlich jünger als die übrigen drei Stadtgründungen sein. Zum Konzept der Mittelpunktfunktion Waiblingens im württembergischen Territorium wußte Decker-Hauff zu postulieren, daß dies kaum über 1253 Bestand hatte, da in derselben Urkunde Besitz in Waiblingen vergeben wurde. Zu den Gründen hierfür äußerte er sich nicht, stellte aber mehrere Vermutungen an, die mit Waiblingen direkt nicht in Zusammenhang stehen. Zunächst blieb „der Wirtemberg noch bis zum Beginn des nächsten Jahrhunderts bevorzugte 1981, Nr. (39), S. 28. Zur Quelle vgl. die Einleitung des Bearbeiters, ebd., S. 3-14; ferner Repertorium Fontium Historiae Medii Aevi, Bd. 2, Rom 1967, S. 336. 54 16 DECKER-HAUFF, Waiblingen und die wirtembergischen Stadtgründungen, S. 115. EINLEITUNG Residenz“, später dann sei Waiblingen zumindest „noch oft gerne aufgesuchter Aufenthalt der Grafen, Absteigequartier zu Jagden und Festen, Wittums gut und Witwenwohnung, vielleicht auch Sitz jüngerer Söhne gewesen“.55 Konsultiert man die Literatur, dann bemerkt man, daß der knappe und ohne Quellen- und Literaturbelege versehene Aufsatz von 1950 eine enorme Wirkung zeitigte. Der darin vertretene Ansatz blieb bestehen, obwohl Decker-Hauff in einem Beitrag aus dem Jahre 1985 einen neuen Deutungsvorschlag vorlegte und begründete.56 Nicht mehr 1250 schien ihm ein geeigneter Zeitansatz, die wenigen Jahre „ab Frühjahr 1247“ erschienen ihm nun „viel zu knapp“ bemessen, zumal die Württemberger „durch das Großprojekt der Ost- und Westsicherung ihrer neuen Grafschaft durch zwei Städtegründungen – Schorndorf und Leonberg – mehr als ausgelastet“ waren.57 Er datierte die Stadtgründung auf „um 1220“, wobei er Graf Hartmann von Württemberg als staufischen „Burghüter von Waiblingen“ in der Zeit „von etwa 1200 bis zu seinem Tode 1240“ interpretierte und die Stadtgründung Waiblingens im Auftrage Friedrichs II. erfolgen ließ.58 Problematisch an dieser Deutung ist wieder die Tatsache, daß wir keinerlei Quellen besitzen, die diesen Sachverhalt in irgendeiner Weise stützen. Dieser deutlichen Modifikationen zum Trotze hat sich dennoch bis zum heutigen Tag der im Jahre 1950 von Decker-Hauff vertretenen Zeitansatz „um 1250“ gehalten. Dies lag nicht zuletzt am Gang der Forschung und an der Zurkenntnisnahme ihrer Ergebnis se. Decker-Hauffs Hypothesen – als solche muß man sie bezeichnen – fanden ihren Niederschlag in dem 1962 von Erich Keyser herausgegebenen, Württemberg betreffenden Band des Deutschen 55 DECKER-HAUFF, Waiblingen und die wirtembergischen Stadtgründungen, S. 116. 56 Hansmartin DECKER-HAUFF: Waiblingen einst, in: Hansmartin DECKER-HAUFF/ Ulrich GAUSS: Waiblingen. Porträt einer Stadtlandschaft, Stuttgart 1985, S. 7-28, hier S. 13-17; dazu auch Gerhard FRITZ: Waiblingen und Umgebung im 12. und 13. Jahrhundert. Studien zur Waiblinger Stadtgeschichte, in: Waiblingen in Vergangenheit und Gegenwart 11 (1990), S. 21-49, S. 22f. 57 DECKER-HAUFF, Waiblingen einst, S. 14 (Zitat), 16. 58 DECKER-HAUFF, Waiblingen einst, S. 16. 17 WAIBLINGEN IM SPÄTMITTELALTER Städtebuches.59 Im gleichen Jahr wurde der Artikel vom Heimatverein „Alt-Waiblingen“ e.V. im ersten Band seiner Zeitschrift „Waiblingen in Vergangenheit und Ge genwart“ abgedruckt.60 Damit waren gewissermaßen die wesentlichen Ge schichtsdaten fixiert und wurden in die Lokalgeschichte wie auch in die allgemeine Geschichtsforschung eingeführt.61 Sie fanden dabei ihre Rezeption sowohl in der vergleichenden Städteforschung als auch in der württembergischen Landesgeschichte. Dies belegt zum einen die Aufnahme in das 1987 erschienene Buch „Städte im deutschen Südwesten“ von Jürgen Sydow, einem der Nestoren des Anfang der 1970er Jahre gegründeten Südwestdeutschen Arbeitskreises für Stadtgeschichte.62 Für die württembergische Landesgeschichte ist auf den 1995 gedruckten Überblick von Dieter Mertens 59 Waiblingen, Landkreis Waiblingen, in: Württembergisches Städtebuch, hg. v. Erich KEYSER, Stuttgart 1962, S. 286-288. 60 Erich KEYSER:, Waiblingen – im „Württembergischen Städtebuch“, in: Waiblingen in Vergangenheit und Gegenwart 1 (1962), S. 134-142. 61 Vgl. Wilhelm GLÄSSNER: Das Königsgut Waiblingen und die mittelalterlichen Kaisergeschlechter der Karolinger, Salier und Staufer. Waiblingens Bedeutung im Mit telalter, in: Waiblingen in Vergangenheit und Gegenwart 5 (1977), S. 1-96, S. 88f.; Karolinger, Salier und Staufer in Waiblingen. Ausstellungskatalog, bearb. v. Hansmartin DECKER-HAUFF, Waiblingen 1977. 62 Jürgen SYDOW : Städte im deutschen Südwesten. Ihre Geschichte von der Römerzeit bis zur Gegenwart, Stuttgart u.a. 1987, S. 108: „auch als Städtegründer sind sie [i.e. die Grafen von Württemberg] nicht häufig tätig geworden. Erst nachdem in der Schlacht von Frankfurt 1246 Graf Ulrich I. zu den Gegnern Kaiser Friedrichs II. übergegangen war, gründete er Leonberg, Schorndorf und Waiblingen als ausgesprochene Festungsstädte zur Verteidigung seines vergrößerten Territoriums“; ferner DERS.: Adelige Stadtgründer in Südwestdeutschland, in: Südwestdeutsche Städte im Zeitalter der Staufer, hg. v. Erich M ASCHKE und Jürgen SYDOW , Sigmaringen 1980 (Stadt in der Geschichte 6), S. 173-192, hier S. 185-187. – Bereits 1974 erfolgte die Rezeption im Österreichischen Arbeitskreis für Stadtgeschichtsforschung: Rudolf SEIGEL : Die württembergische Stadt am Ausgang des Mittelalters – Probleme der Verfassungs- und Sozialstruktur, in: Die Stadt am Ausgang des Mittelalters, hg. v. Wilhelm RAUSCH , Linz/Donau 1974 (Beiträge zur Geschichte der Städte Mitteleuropas 3), S. 177-193, hier S. 177-179. 18 EINLEITUNG im Handbuch der Baden-Württembergischen Ge schichte zu verweisen.63 Nur am Rande sollte hier erwähnt werden, daß auch die Denkmalpflege dieses Datum übernahm, wie der 1987 gedruckte Ortskernatlas von Waiblingen belegt.64 63 Dieter MERTENS: Württemberg, in: Handbuch der baden-württembergischen Geschichte, Bd. 2: Die Territorien im Alten Reich, hg. v. Meinrad SCHAAB und Hansmartin SCHWARZMAIER, Stuttgart 1995, S. 1-246, hier S. 18 (mit ebd., Anm. 88): „Im Zeichen der anhaltenden Kämpfe – besonders vom nach wie vor staufischen Esslingen ging massiver Widerstand aus – unternahm es Ulrich sogleich, den neu gewonnenen Herrschaftsraum durch den Ausbau befestigter Städte zu sichern und zu strukturieren: Leonberg und Stuttgart westlich des Neckar; östlich, im Remstal, Waiblingen und Schorndorf“. 64 Vgl. Edeltrud GEIGER: Stadt Waiblingen, Rems-Murr-Kreis, Stuttgart 1987 (Ortskernatlas Baden-Württemberg 1.6), S. 10. 19 Eine Stadt entsteht. Waiblingen im 13. Jahrhundert Zur Überlieferungsproblematik Blickt man in die Überlieferung, dann stellt man bei nüchterner Betrachtung fest, daß die Quellenlage für die oben beschriebenen Hypothesen zur Stadtentstehung Waiblingens aus der Feder Hansmartin Decker-Hauffs allenfalls als hauchdünn zu bezeichnen ist. Ihm zugute halten muß man, daß die vergleichende historische Städteforschung seit den 1950er Jahren große Fortschritte gemacht hat.1 Niemand wird heute ernsthaft behaupten wollen, daß sich die Entwicklung vom ‘schwäbischen Urdorf zu einer württembergischen Stadt’ in wenigen Jahren vollzogen hat, bestimmt und geleitet von den großen historischen Daten der Reichsgeschichte. Zudem müßte man sich die berechtigte Frage stellen, wenn Waiblingen denn ein so bedeutender Stauferbesitz 1 Vgl. z.B. Eberhard I SENMANN: Die deutsche Stadt im Spätmittelalter 1250-1500. Stadtgestalt, Recht, Stadtregiment, Kirche, Gesellschaft, Wirtschaft, Stuttgart 1988; Stadtluft, Hirsebrei und Bettelmönch. Die Stadt um 1300, hg. v. Marianne und Niklas FLÜELER, Stuttgart 1992; Evamaria ENGEL : Die deutsche Stadt des Mittelalters, München 1993; Ernst PITZ u.a.: Stadt, in: Lexikon des Mittelalters, Bd. 7, München 1995, Sp. 2169-2208; ebd., Bd. 8, München 1997, Sp. 1-8; Bibliographie zur deutschen historischen Städteforschung, bearb. v. Brigitte SCHRÖDER u.a., Teil 1: Nord-, Mittel- und Ostdeutschland, Köln u.a. 1986; Teil 2: West- und Süddeutschland, 1996; Index, 1996 (Städteforschung B 1); Bernd-Ulrich HERGEMÖLLER: Einleitung, in: Quellen zur Verfassungsgeschichte der deutschen Stadt im Mittelalter, hg. v. DEMSELBEN, Darmstadt 2000 (Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters. Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe 34), S. 1-32; Spätmittelalter am Oberrhein. Alltag, Handwerk und Handel 1350-1525. Aufsatzband, hg. v. Sönke LORENZ und Thomas Z OTZ, Stuttgart 2002; ferner den dazugehörigen Katalogband, hg. v. Harald SIEBENMORGEN , Stuttgart 2002. Weitere Informationen zum aktuellen Stand vergleichender Stadtgeschichtsforschung finden sich im Internet unter: http://www.uni-muenster.de/Staedtegeschichte/ (25.07.05). 21 WAIBLINGEN IM SPÄTMITTELALTER gewesen war, ob nicht vielleicht doch irgendeiner der Staufernachfolger auf dem deutschen Königsthron im letzten Viertel des 13. Jahrhunderts sich der Tatsache usurpierten Reichsgutes hätte erinnern müssen. Aufgabe einer modernen Geschichtswissenschaft kann nicht das Weiterspinnen „großer“ Konzepte mit schmaler Quellenbasis sein, sondern die geduldige Analyse der Überlieferung. Dabei sollte man sich allerdings hüten, ihren Aussagewert mit spekulativen Deutungen zu überfrachten. Ebenso sollte man sich davor hüten, in Ermangelung von zeitgenössischen Quellen stattdessen auf die frühneuzeitliche Historiographie zurückzugreifen. Waiblingen ist in drei württembergischen Chroniken des späten 16. Jahrhunderts mitbehandelt. Diese stammen aus den Federn von David Wolleber, Jakob Frischlin und Martin Crusius.2 Alle drei Autoren zielten mit ihren Darstellungen keineswegs auf historisch-kritische Objektivität, sondern verfolgten vornehmlich andere Interessen3 und waren zudem unterschiedlich gut informiert. Methodisch ist es hochproblematisch, unkritisch ihren Ausführungen zu folgen bzw. sie für bare Münze zu nehmen; diese sind nur dann in die Überlegungen einzubeziehen, wenn sie erkennbar auf heute verlorenen Quellen beruhen.4 Nehmen wir daher den methodisch soliden, fachlich allein gangbaren Weg und werfen einen Blick auf die zeitgenössische Quellenüberlieferung. Die wesentlichen Aussagen zu den hier interessierenden Fragen erwartet man aus Stadtgründungsurkunde, Stadtrechtsverleihung, Stadtrecht oder zeitgenössischen Berichten über städtische Ämter und Funktionen. Nicht nur im Falle Waiblingen laufen wir mit solchen Vorstellungen ins Leere. 2 Vgl. die Anthologie von Wilhelm GLÄSSNER: Waiblingen in Chroniken des 16. Jahrhunderts. David Wolleber, Jakob Frischlin, Martin Crusius, Waiblingen 1978 (Veröffentlichungen des Archivs der Stadt Waiblingen 1). – Hinzuweisen wäre hier auch auf das im ersten Kapitel behandelte, handschriftlich in der Landesbibliothek Stuttgart aufbewahrte Chronicon Weiblingense des Wolfgang Zacher. Es entstand in den Jahren von 1666 bis 1670. 3 Zur städtischen Historiographie als Forschungsproblem vgl. RIEGG , Town Chronicles in the Holy Roman Empire. 4 Vgl. hierzu auch die instruktiven Ausführungen bei RIEGG , Town Chronicles in the Holy Roman Empire. 22 WAIBLINGEN IM 13. JAHRHUNDERT Denn die Quellenüberlieferung sieht völlig anders aus. Sie umfaßt nicht das, was uns als Historiker zumal in diesem Falle gerade interessiert, sondern folgt einer anderen Logik. Man muß sich nämlich darüber im Klaren sein, daß die mittelalterlichen Quellen keineswegs für alle Bereiche gleichmäßig überliefert sind. Von den Verlusten städtischer Archivalien war unter Hinweis auf den Stadtbrand von 1634 bereits die Rede gewesen. Doch darüber hinaus sind auch ganz normale ‘Verzerrungen’ in der Quellenüberlieferung zu erwarten. Archive von Bürgerfamilien haben sich aus dem Mittelalter nur in den seltensten Fällen erhalten. Dasselbe gilt auch für Adelsfamilien, deren erhaltenes Schriftgut – wenn überhaupt – häufig erst im späten 14. und 15. Jahrhundert einsetzt. Die Urkundenschätze besser verwahrt haben die geistlichen Institutionen. Doch auch sie trafen eine Auswahl der Rechtstitel, die ihnen für die dauernde Aufbewahrung wichtig erschien. Nicht die Tagesgeschäfte, die Rechtsangelegenheiten mit kurzer Laufzeit, überdauerten die Zeiten, sondern es waren fast ausschließlich Gü tertransaktionen und Rechtsverleihungen mit langer Gültigkeit, die aufbewahrt wurden. Noch heute pflegen wir nach dem Kauf einer Immobilie selbstverständlich den Kaufvertrag sorgfältig aufzubewahren. Erst wenn wir das Grundstück oder Haus weiterverkaufen, verliert er an Bedeutung und damit an Aufbewahrungsrelevanz. Noch wichtiger als heute war diese Form der Rechtssicherung und -wahrung im Mittelalter, wo Rechtssicherheit weder durch eine Eintragung ins Grundbuch noch durch ein allgemein verbindliches und durchsetzbares Recht gegeben war. Von daher kann es kaum verwundern, daß uns in der mittelalterlichen Überlieferung bis weit in das 14. Jahrhundert hinein aus der Sphäre des Rechts- und Alltagslebens fast nur Urkunden erhalten sind; unter ihnen überwiegen Rechtsgeschäfte mit langer Laufzeit.5 Betrachtet man die überliefernden Institutionen, dann stellen geistliche Körperschaften daran 5 Peter RÜCK : Die Ordnung der herzoglich savoyischen Archive unter Amadeus VIII. (1398–1451), in: Archivalische Zeitschrift 67 (1971), S. 11–101, hier S. 94 mit Anm. 425; ferner ebd., S. 53, Anm. 225; Arnold ESCH : Überlieferungs-Chance und Überlieferungs-Zufall als methodisches Problem des Historikers, in: Historische Zeitschrift 240 (1985), S. 529–570, S. 534-536. 23 WAIBLINGEN IM SPÄTMITTELALTER einen besonders hohen Anteil. 6 Das gilt in besonderem Maße für die Frühzeit der städtischen Überlieferung im 13. Jahrhundert.7 Diese heute auf uns gekommene Überlieferung bildet – bildlich gesprochen – lediglich die Spitze eines Eis berges. Sie ist splitter- und trümmerhaft und sicher nicht mehr als ein Schatten einstiger Schriftproduktion. Warum diese etwas ausführlicher geratenen einleitenden Bemerkungen notwendig sind, läßt sich am Beispiel Waiblingen anschaulich zeigen. Ein Großteil der erhaltenen mittelalterlichen Urkunden fixierten Schenkungen an bzw. beinhalten Verträge mit geistlichen Institutionen wie Klöstern und Spitälern und wurde von diesen gut aufgewahrt und damit der Nachwelt überliefert.8 Von daher ist es nicht beliebig, wie man dies interpretiert. Es geht in diesen Schriftstücken nicht um die Dokumentation der städtischen Verfassungsentwicklung und des Alltagslebens ihrer Bewohner. Ein Blick auf die quantitative und qualitative Seite der Überlieferung verdeutlicht dies. Erhalten haben sich Erwähnungen Waiblingens und die Behandlung Waiblinger Betreffe in drei Urkunden des Prämonstratenserklosters Adelberg, von denen die älteste im Stift Backnang überliefert wurde, 9 ferner in einer Urkunde des 6 ESCH , Überlieferungs-Chance und Überlieferungs-Zufall, S. 536-539. 7 Vgl. allg. dazu den Sammelband: La diplomatique urbaine en Europe au moyen âge. Actes du congrès de la Commission internationale de Diplomatique, Gand, 25-29 août 1998, hg. v. Walter PREVENIER und Thérèse de HEMPTINNE, Leuven/Apeldoorn 2000 (Studies in Urban Social, Economic and Political History of the Medieval and Early Modern Low Countries 9). 8 Mark MERSIOWSKY: Städtisches Urkundenwesen und Schriftgut in Westfalen vor 1500, in: La diplomatique urbaine en Europe au moyen âge. Actes du congrès de la Commission internationale de Diplomatique, Gand, 25-29 août 1998, hg. v. Walter PREVENIER und Thérèse de HEMPTINNE, Leuven/Apeldoorn 2000 (Studies in Urban Social, Economic and Political History of the Medieval and Early Modern Low Countries 9), S. 321-356, hier S. 330-332. 9 Eine nicht näher datierte Urkunde von 1225 nennt drei Aussteller, darunter den plebanus, d.h. den Pfarrer von Waiblingen. Als erster Aussteller firmiert der Propst von Adelberg. Das Dokument hat sich nur in der Abschrift des frühneuzeitlichen Gelehrten Gabelkofer erhalten. Deren Vorlage stammte aus dem Augustinerchorherrenstift Backnang, der mittelalterlichen Grablege der Markgrafen von Baden; Edition bei STENZEL, Waiblingen, 1971, S. 56, Anm. 35 24 WAIBLINGEN IM 13. JAHRHUNDERT Klarissenklosters in Pfullingen,10 in jeweils einer des Domin ikanerinnenklosters in Weiler bei Esslingen,11 einer des Frauenklosters Sirnau in Esslingen,12 einer des Stiftes Ellwangen,13 einer des Stiftes Beutelsbach14 sowie (Übers. ebd., S. 67). Zu Backnang vgl. REUSTLE , Backnang, Kollegiatstift, S. 181f.; KIESS, Backnang, S. 34f. – Die zweite Urkunde datiert vom 5. September 1253. Sie ist im Original erhalten und beinhaltet eine Besitzschenkung in Waiblingen durch die Gräfin Mathilde (Mechthild) von Württemberg an das Kloster; Edition: WUB, Bd. 5, Nr. 1267, S. 31. – Vom Jahre 1273 datiert ein im Original erhaltener Schiedsspruch über die Besitzungen Adelbergs in Waiblingen; Edition: WUB, Bd. 7, Nr. 2313, S. 221f. – Zu Adelberg vgl. Karl Otto M ÜLLER: Urkundenregesten des Prämonstratenserklosters Adelberg (1178-1536), Stuttgart 1949 (Veröffentlichungen der württembergischen Archivverwaltung 4); ALBUS, Adelberg, S. 167f.; AKERMANN , Adelberg, S. 5f.; Norbert BACKMUND: Monasticon Praemonstratense, Bd. 1,1, 2. Aufl. 1983, S. 4345; ferner die verschiedenen Beiträge in dem Sammelband: Barbarossa und die Prämonstratenser, hg. v. Karl-Heinz RUESS, Göppingen 1989 (Schriften zur staufischen Geschichte und Kunst 10). 10 Die im Original erhaltene und in Pfullingen ausgestellte Urkunde datiert vom 15. November 1262; Edition: WUB, Bd. 6, Nr. 1685, S. 85. – Zum Kloster vgl. Raimund WAIBEL: 750 Jahre Klarissenkloster der heiligen Cäcilie in Pfullingen. 1252-2002, Pfullingen 2002 (Beiträge zur Pfullinger Geschichte 11); DERS., Pfullingen, Klarissen, S. 383f. 11 Die Urkunde datiert vom 13. März 1280 und wurde in Waiblingen ausgestellt; Teiledition: WUB, Bd. 8, Nr. 2946, S. 210. – Zum Kloster vgl. Susanne UHRLE : Das Dominikanerinnenkloster Weiler bei Esslingen (1230-1571/92), Stuttgart 1968 (Veröffentlichungen der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg, Reihe B, 49); WEHRLI-JOHNS, Weiler, Dominikanerinnen, S. 505f. 12 Die Urkunde datiert vom 10. März 1299 und wurde in Esslingen ausgestellt; Regest: Urkundenbuch der Stadt Esslingen, Bd. 1, bearb. v. Adolf D IEHL , Stuttgart 1899 (Württembergische Geschichtsquellen 4), Nr. 311, S. 134f. – Zum Kloster vgl. Friedrich FEZER: Die Konvente von Sankt Klara und Sirnau. Ein Beitrag zur Sozial- und Standesgeschichte der Esslinger Frauenklöster, in: Esslinger Studien 23 (1984), S. 45-100; PARET /U HLAND , Esslingen, S. 197; HALBEKANN, Sirnau, Dominikanerinnen, S. 459f. 13 Die Urkunde datiert vom 17. November 1272 und wurde in Waiblingen ausgestellt. Die Provenienz geht aus der Edition im WUB, Bd. 7, Nr. 2304, S. 214f. 25 WAIBLINGEN IM SPÄTMITTELALTER in drei Urkunden des Spitals zu Esslingen.15 Typischerweise besonders zahlreich vertreten sind Urkunden in den Archiven des Zisterzienserordens,16 so stammen zwei aus dem Zisterzienserkloster Salem am Bodensee17 und ganze nicht eindeutig hervor. – Zu Ellwangen vgl. PFEIFER, Ellwangen, Kollegiatstift, S. 224-227. 14 Die Urkunde datiert vom 21. Dezember 1287 und wurde in Waiblingen ausgestellt. Edition: WUB, Bd. 9, Nr. 3683, S. 167f.; Regest: Regesta Episcoporum Constantiensium, Bd. 1, Nr. 2678, S. 306. – Das Stift wurde 1321 nach Stuttgart verlegt; KALLER/WEBER, Beutelsbach, S. 80; AUGE , Beutelsbach, S. 189f.; Joachim FISCHER u.a.: Württemberg im Spätmittelalter. Ausstellung des Hauptstaatsarchiv Stuttgart und der Württ. Landesbibliothek, Stuttgart 1985, Nr. 52, S. 62. 15 Die erste Urkunde datiert vom 17. Februar 1270; Regest: UB Esslingen 1, Nr. 110, S. 26. – Eine weitere vom 9. November 1296; Regest: UB Esslingen 1, Nr. 287, S. 122. – Eine dritte, in Esslingen ausgestellte vom 1. August 1297; Edition: WUB, Bd. 11, Nr. 5031, S. 64f.; Regest: UB Esslingen 1, Nr. 300, S. 129f. – Zum Esslinger Spital vgl. Werner HAUG : Das St.-Katharinen-Hospital der Reichsstadt Esslingen. Geschichte, Organisation und Bedeutung, Esslingen a.N. 1965 (Esslinger Studien 1). Zum 13. Jahrhundert vgl. ebd., bes. S. 2-17. Zum Besitz in Waiblingen allg. ebd., Register, S. 164; ferner HALBEKANN , Esslingen, Bruder- und Schwesternkonvent am Katharinenspital, S. 239. 16 Zu den Zisterziensern und ihren Archiven als Überlieferungsinstitutionen früher städtischer Urkunden vgl. M ERSIOWSKY, Städtisches Urkundenwesen, S. 330f. (mit Literatur ebd., S. 331, Anm. 40). Allg. zum zisterzienischen Archivwesen: Elke GOEZ: Pragmatische Schriftlichkeit und Archivpflege der Zisterzienser. Ordenszentralismus und regionale Vielfalt, namentlich in Franken und Altbayern (1098-1525), Münster 2003 (Vita regularis 17). 17 Die erste Urkunde datiert vom 5. April 1265 und wurde in Waiblingen ausgestellt; Edition: WUB, Bd. 6, Nr. 1805, S. 195. – Die zweite von 1268 mit Ausstellungsort (Neckar-)Rems; Edition: WUB, Bd. 6, Nr. 1972, S. 364. – Zu Salem vgl. Werner R ÖSENER: Salem, in: Lexikon des Mittelalters, Bd. 7, München 1995, Sp. 1293 (mit weiterer Literatur); PARET/G ÖTZ, Salem, S. 684f. Zum Salemer Besitz in Waiblingen vgl. Reinhard SCHNEIDER: Die Geschichte Salems, in: Salem. 850 Jahre Reichsabtei und Schloß, hg. v. DEMSELBEN, Konstanz 1984, S. 11-153, hier S. 121. 26 WAIBLINGEN IM 13. JAHRHUNDERT elf aus dem bei Tübingen gelegenen Bebenhausen.18 Abgesehen von diesen in Archiven und Kopialbüchern geistlicher Institutionen überlieferten Dokumenten besitzen wir nur wenige Urkunden, die sicher oder sehr wahrscheinlich aus nichtgeistlichen Archiven stammen.19 Darüber hinaus ist 18 Die erste Urkunde datiert von 1267 (ohne weitere Datumsangaben); Edition: WUB, Bd. 6, Nr. 1889, S. 282. – Die zweite von 29. November 1279 mit Ausstellungsort Neckargröningen; Edition: WUB, Bd. 8, Nr. 2915, S. 190f. – Die dritte trägt gleiches Datum und gleichen Ausstellungsort; Edition: WUB, Bd. 8, Nr. 2916b, S. 191f.; Regest: UB Esslingen 1, Nr. 153, S. 45. – Die vierte datiert vom 8. Dezember 1281 und trägt keinen Ausstellungsort; Edition: WUB, Bd. 8, Nr. 3094, S. 313f. – Die fünfte vom 12. Februar 1287, ausgestellt in Waiblingen; Edition: WUB, Bd. 9, Nr. 3605, S. 120f. – Die sechste vom 10. Juni 1288, ausgestellt in Reutlingen; Teiledition: WUB, Bd. 9, Nr. 3754, S. 213f. – Die siebte vom 15. Juli 1293, ausgestellt in Weissenburg; Teiledition: WUB, Bd. 10, Nr. 4402, S. 156f. – Die achte vom 8. Oktober 1293; Teiledition: WUB, Bd. 10, Nr. 4431, S. 176. – Die neunte trägt kein Datum, könnte aber lt. Editor vom 13. Januar 1294 stammen; Edition: WUB, Bd. 10, Nr. 4480, S. 211. – Die zehnte stammt vom 15. Mai 1295 und wurde in Tübingen ausgestellt; Edition: L[udwig] SCHMID: Geschichte der Pfalzgrafen von Tübingen nach meist ungedruckten Quellen, nebst Urkundenbuch. Ein Beitrag zur schwäbischen und deutschen Geschichte, 2 Bde., Tübingen 1853, hier Bd. 2: Urkundenbuch, Nr. 93, S. 98-101. – Auch die elfte ist nicht datiert, stammt aber sehr wahrscheintlich von 1298; vgl. die Teiledition: WUB, Bd. 11, Nr. 5078, S. 101. – Zum Kloster vgl. Jürgen SYDOW : Die Zisterzienserabtei Bebenhausen, Berlin, New York 1984 (Das Bistum Konstanz 2/Germania sacra NF 16); Die Zisterzienser in Bebenhausen, hg. v. Ursula SCHWITALLA und Wilfried SETZLER, Tübingen 1998; Von Cîteaux nach Bebenhausen. Welt und Wirken der Zisterzienser, hg. v. Barbara SCHOLKMANN und Sönke LORENZ, Tübingen 2000 (Veröffentlichungen des Alemannischen Instituts 67); JÄNICHEN/K ITTELBERGER, Bebenhausen, S. 67-69; SETZLER, Bebenhausen, Zisterzienser, S. 184-187. 19 Vgl. die Urkunde Graf Wilhelms von Tübingen vom 9. Juni 1236 für die Herren von Münzenberg; Fürstlich-Ysenburgisches Archiv, Büdingen, Bestand Birstein Urk. Nr. 11; PETERKE, Urkunden, S. 109-121, Abb. ebd., S. 110; Übersetzung ebd., S. 111. Ältere Drucke dieser Urkunde sind nachgewiesen bei: SCHMID, Geschichte der Pfalzgrafen von Tübingen, Bd. 1, S. 160, Anm. 2. – Ferner die ebenfalls original überlieferte Urkunde Graf Ulrichs von Württemberg für Judinta, Gattin seines Dienstmanns Wolfram von Rems, vom 25. Mai 1269; Edition: WUB, Bd. 7, Nr. 2071, S. 31. – Ebenso die in Esslingen am 8. Februar 27 WAIBLINGEN IM SPÄTMITTELALTER Waiblingen in dem noch zu behandelnden Verzeichnis des Kreuzzugszehnten des Konstanzer Diözesanklerus von 1275 verzeichnet. Dieses Dokument wurde ebenfalls in einer geistlichen Institution, dem Archiv der Konstanzer Bischöfe, überliefert.20 Man muß diesen Befund ernst nehmen, zumal Nachrichten zu Waiblingen aus der Geschichtsschreibung bis auf ganz wenige Ausnahmen für das 13. Jahrhundert fehlen.21 Dieses nur auf den ersten Blick überraschende und für unser Forschungsinteresse wenig erfreuliche Bild läßt sich aber auch in anderen Regionen beobachten. Betreiben wir noch ein wenig weiter Statistik, um uns die Lückenhaftigkeit noch einmal aus einer anderen Perspektive vor Augen zu führen. Urkundliche 1291 ausgestellte Urkunde Gräfin Adelheids von Sigmaringen für den Esslinger Bürger Hugo gen. Nallinger; Edition: WUB, Bd. 9, Nr. 4083, S. 431-433; Regest UB Esslingen 1, Nr. 239, S. 93f. – Sowie das nur als sehr späte Abschrift erhaltene, Neu-Waiblingen (das heutige Neustadt) betreffende Privileg Herzog Albrechts von Österreich für Graf Eberhard von Württemberg, ausgestellt in Straßburg am 7. Mai 1298; Edition: Monumenta Germaniae Historica. Leges. Constitutiones et acta publica imperatorum et regum, Bd. 4: 1298-1313, hg. v. JAKOB SCHWALM, Teilbd. 1, Hannover, Leipzig 1906, Nachdr. Hannover 1981, Nr. 4, S. 4. – In diesen Zusammenhang gehören eine Reihe weiterer Diplome aus dem gleichen Jahr sowie eines aus dem Jahr 1300; WUB, Bd. 11, Nr. 5188, S. 179 (1298 Nov. 19, Nürnberg); ferner die Nachweise ebd., Nr. 5189, S. 179f. (1298 Nov. 21, Nürnberg; 1300 März 11, Heilbronn). – Als letztes Stück wäre ein vom 22. Oktober 1300 datierendes Rentengeschäft für die wohl in Esslingen wohnhafte Adelheid (die) Konstantinin zu nennen; Edition: UB Esslingen 1, Nr. 333, S. 147f. 20 Gerlinde PERSON-WEBER: Der Liber decimationis des Bistums Konstanz. Studien, Edition, Kommentar, Freiburg, München 2001 (Forschungen zur oberrheinischen Landesgeschichte 44). Damit ist die ältere Edition überholt: Liber decimationis cleri Constanciensis pro Papa de anno 1275, hg. v. W. HAID, in: Freiburger Diöcesan-Archiv 1 (1865), S. 1-303. Zur Überlieferung vgl. PERSON-WEBER, Der Liber decimationis, S. 115-137. 21 Burchard von Ursberg, Chronik, hg. v. Oswald HOLDER-EGGER und Bernhard von SIMSON, 2. Aufl. Hannover, Leipzig 1916 (Monumenta Germaniae Historica. Scriptores rerum Germanicarum 16), S. 5 (vor 1229/39). – Annales Sindelfingenses, Nr. (231), S. 66f. (betr. die Zeit zwischen dem 15. August und dem 1. September 1291); ebd., Nr. (254), S. 70 (zu 1293 vor dem 3. Oktober). 28 WAIBLINGEN IM 13. JAHRHUNDERT Zeugnisse besitzen wir für die Jahre 1225,22 1236, 23 1253, 24 1262,25 1265, 26 1267, 27 1268, 28 1269,29 1270, 30 1272, 31 1273,32 1279 (zwei Stücke), 33 1280,34 1281, 35 1287 (zwei Stücke), 36 1288,37 1291, 38 1293 (zwei Stücke), 39 [1294],40 22 1225 (ohne Monats- und Tagesangabe); Abbildung und Übersetzung bei STENZEL, Waiblingen, 1971, S. 56, Anm. 35. 23 1236 Juni 9; Abb. und Übersetzung bei: PETERKE, Urkunden, S. 110f. (ältere Drucke nachgewiesen bei: SCHMID, Geschichte der Pfalzgrafen von Tübingen, Bd. 1, S. 160, Anm. 2). 24 1253 Sept. 5, Waldhausen; Edition: WUB, Bd. 5, Nr. 1267, S. 31. 25 1262 Nov. 15, Pfullingen; Edition: WUB, Bd. 6, Nr. 1685, S. 85. 26 1265 Apr. 5, Waiblingen; Edition: WUB, Bd. 6, Nr. 1805, S. 195. 27 1267 (ohne Monats- und Tagesangabe); Edition: WUB, Bd. 6, Nr. 1889, S. 282. 28 1268 (ohne Monats- und Tagesangabe), (Neckar-)Rems. Edition: WUB, Bd. 6, Nr. 1972, S. 364. 29 1269 Mai 25, Rems; Edition: WUB, Bd. 7, Nr. 2071, S. 31. 30 1270 Febr. 17; Edition: WUB, Bd. 7, Nr. 2124, S. 70; Regest: UB Esslingen 1, Nr. 110, S. 26. 31 1272 Nov. 17, Waiblingen; Edition: WUB, Bd. 7, Nr. 2304, S. 214f. 32 1273 (ohne Monats- und Tagesangabe); Edition: WUB, Bd. 7, Nr. 2313, S. 221f. 33 1279 Nov. 29, Neckargröningen; Edition: WUB, Bd. 8, Nr. 2915, S. 190f. – 1279 Nov. 29, Neckargröningen. Edition: WUB, Bd. 8, Nr. 2916b, S. 191f.; Regest: UB Esslingen 1, Nr. 153, S. 45. 34 1280 März 13, Waiblingen; Teiledition: WUB, Bd. 8, Nr. 2946, S. 210. 35 1281 Dez. 8, o.O.; Edition: WUB, Bd. 8, Nr. 3094, S. 313f. 36 1287 Februar 12, Waiblingen; Regest: WUB, Bd. 9, Nr. 3605, S. 120f. – 1287 Dez. 21, Waiblingen; Edition: WUB, Bd. 9, Nr. 3683, S. 167f.; Regest: Regesta Episcoporum Constantiensium, Bd. 1, Nr. 2678, S. 306. 37 1288 Juni 10, Reutlingen; Teiledition: WUB, Bd. 9, Nr. 3754, S. 213f. 38 1291 Febr. 8, Esslingen; Edition: WUB, Bd. 9, Nr. 4083, S. 431-433; Regest: UB Esslingen 1, Nr. 239, S. 93f. 39 1293 Juli 15, Weissenburg; Teiledition: WUB, Bd. 10, Nr. 4402, S. 156f. – 1293 Okt. 8; Teiledition: WUB, Bd. 10, Nr. 4431, S. 176. 29 WAIBLINGEN IM SPÄTMITTELALTER Zahl der Urkunden 1295, 41 1296, 42 1297,43 [1298], 44 1298 (sieben Stücke), 45 1299 46 und 1300 (zwei Stücke).47 Hierzu muß ergänzt werden, daß manche Datierungen nicht eindeutig oder ganz zweifelsfrei sind, wie die in eckige Klammern gesetzten Jahreszahlen anzeigen. 20 15 10 5 0 1200- 1210- 1220- 1230- 1240- 1250- 1260- 1270- 1280- 129009 19 1229 39 49 59 69 79 89 99 Abb. 1: Urkundliche Belege für Waiblingen 40 [1294 Januar 13] (Orts- und Datumsangaben fehlen, vgl. dazu die Bemerkungen in der Edition); Edition: WUB, Bd. 10, Nr. 4480, S. 211. 41 1295 Mai 15, Tübingen; Edition: SCHMID, Geschichte der Pfalzgrafen von Tübingen, Bd. 2: Urkundenbuch, Nr. 93, S. 98-101; dazu auch ebd., Bd. 1, S. 304-307. 42 1296 Nov. 9, o.O.; Regest: UB Esslingen 1, Nr. 287, S. 122. 43 1297 Aug. 1, Esslingen; Edition: WUB, Bd. 11, Nr. 5031, S. 64f.; Regest: UB Esslingen 1, Nr. 300, S. 129f. 44 [1298] (zu den Datierungsproblemen vgl. die Bemerkungen in der Edition); Teiledition: WUB, Bd. 11, Nr. 5078, S. 101. 45 Es handelt sich um die mehrmalige Erwähnung von Neu-Waiblingen: 1298 Mai 7, Straßburg; Edition: Monumenta Germaniae Historica. Constitutiones, Bd. 4,1, Nr. 4, S. 4. – 1298 Nov. 19, Nürnberg; Edition: WUB, Bd. 11, Nr. 5188, S. 179. – Vgl. ferner dazu die kurfürstlichen Bestätigungen: ebd., Nr. 5189, S. 179f. 46 1299 März 10, Esslingen; Regest: UB Esslingen 1, Nr. 311, S. 134f. 47 1300 Okt. 22; Edition: UB Esslingen 1, Nr. 333, S. 147f. – 1300 März 11, Heilbronn; Edition: WUB, Bd. 11, Nr. 5189, S. 180 (betr. Neu-Waiblingen). 30 WAIBLINGEN IM 13. JAHRHUNDERT Anhand dieser Daten läßt sich ablesen, wie Waiblingen in den Kontext der mittelalterlichen Schriftproduktion einzuordnen ist. Das 13. Jahrhundert gilt als das Jahrhundert der exponentiell anwachsenden Schriftlichkeit. Man kann dies an den spröden Jahreszahlen gut beobachten. Während uns für die erste Hälfte des Jahrhunderts ganze zwei Stücke vorliegen, sind es siebzehnmal soviele für die zweite Hälfte des Säkulums. Dort ist die Verteilungkurve allerdings durchaus nicht idealtypisch. Eine Urkunde fällt in die 1250er, fünf Urkunden fallen in die 1260er, fünf in die 1270er, fünf in die 1280er und 18 in die 1290er Jahre. Auf die 1290er Jahre datieren auch die beiden historiographischen Mitteilungen, die wir zur Stadtgeschichte Waiblingens im 13. Jahrhundert besitzen.48 Nun könnte man dagegen halten, die Mitte des 13. Jahrhunderts wäre ja genau die Zeit der „Stadtgründung“ und von daher wäre es durchaus natürlich, daß sich die Überlieferung auf die zweite Hälfte des Jahrhunderts konzentriert. Forschungsergebnisse belegen, daß für die städtische Sphäre ganz allgemein kaum Urkunden für die erste Hälfte des 13. Jahrhunderts überliefert sind, häufiger im dritten Viertel, im vierten „steigt ihre Zahl dann sprunghaft an“.49 Wir liegen in Waiblingen mit diesen Befunden also durchaus im Rahmen des Üblichen. Für unseren Fall ist aber noch hinzuzufügen, daß es sich bei diesen Urkunden in den meisten Fällen um Stücke handelt, in denen Rechtsmaterien unterschiedlichster Art behandelt sind und Waiblingen häufig nur beiläufig erwähnt wird, sei es als Herkunftsort einer oder mehrerer Personen, als Orientierungsort für Grundstücksgeschäfte oder als potentieller Ort für ein adeliges Einlager. Zur städtischen Qualität Waiblingens lassen sich nur in den wenigsten Fällen Aussagen machen. Urkunden aus genuin „städtischer Produktion“ tauchen erst am Ende des Jahrhunderts auf. 48 Annales Sindelfingenses, Nr. (231), S. 66f. (betr. die Zeit zwischen dem 15. August und dem 1. September 1291); ebd., Nr. (254), S. 70 (zu 1293 vor dem 3. Oktober). 49 MERSIOWSKY, Städtisches Urkundenwesen, S. 324. 31 WAIBLINGEN IM SPÄTMITTELALTER Kirchliche Organisationsformen. Landkapitel und Pfarrei im 13. Jahrhundert An erster Stelle sollen die Schriftstücke betrachtet werden, die im 13. Jahrhundert in Waiblingen am Anfang der Überlieferung stehen. Man muß sich dabei vor Augen halten, daß es sich dabei um die ersten Quellen überhaupt nach knapp 140 Jahren Schweigen handelt. Alle Stücke betreffen die lokalen kirchlichen und mit der Kirche in Zusammenhang stehenden Verhältnisse. Sie haben seit jeher große Beachtung gefunden und werden bis heute zur Datierung und Dokumentierung städtischen Lebens herangezogen.50 Die Größe des Pfarrsprengels – über den wir erst im 15. Jahrhundert Genaueres erfahren – hat die Forschung immer wieder veranlaßt, Waiblingen als eine der „Urkirchen“ im Remsgau zu betrachten und deren Alter möglichst weit zurückzudatieren. So geht man davon aus, daß der „kirchliche Mittelpunkt“ Waiblingen bereits vorhanden war, als die fränkischen Eroberer ab 746 das Gebiet neu organisierten. Auch das Kirchenpatrozinium wurde hierbei als stützendes Argument herangezogen. Bereits in vorreformatorischer Zeit war die Pfarrkirche dem Heiligen Michael geweiht. Da es in allen Zeiten typische ‘Modeheilige’ gab, deutete man das Michaels-Patrozinium in Waiblingen im Zusammenhang mit dem großen mittelalterlichen Pfarrsprengel als vorfränkisch. Dabei vermutete man eine Kultkontinuität, bei der ein vorchristliches Heiligtum, in dem – vielleicht – der germanische Schwertgott Ziu verehrt wurde, von einem dem kriegerischen Erzengel Michael geweihten Gotteshaus abgelöst worden war. 51 50 Vgl. z.B. FRITZ, Waiblingen und Umgebung, S. 44, der anhand der Zehnteinkünfte die „Finanzkraft Waiblingens“ um 1275 zu ermitteln suchte. 51 Michael RAITHELHUBER/Ulrich PROBST : Der Bau, in: Ein halbes Jahrtausend Michaelskirche in Waiblingen 1490-1990, Waiblingen 1989, S. 9-47, S. 18; basierend auf: Adolf SCHAHL : Die Baugeschichte der Michaelskirche in Waiblingen, in: Waiblingen in Vergangenheit und Gegenwart 1 (1962), S. 7-31, hier S. 7f. Rein spekulativ auch: Walther KÜENZLEN: Übernahme vorchristlicher Quellen – Heiligtümer durch die christliche Volksfrömmigkeit, in: Waiblingen in 32 WAIBLINGEN IM 13. JAHRHUNDERT Sicher ist es faszinierend, anhand solcher Überlegungen ein dermaßen hohes Alter zu postulieren. Einschränkend muß man aber hinzufügen, daß die sogenannte Patrozinienforschung und die auf ihr basierende Methode, das Alter einer Kirche anhand des Titelheiligen zu bestimmen, viele Probleme bergen. So gibt es durchaus Patrozinienwechsel und Wandlungen, die mangels schriftlicher Überlieferung nicht nachvollziehbar sind.52 Bislang führten archäologische Untersuchungen zu keinem dieses hohe Alter stützenden Ergebnis. So wurden anläßlich der Renovierung in den 1930er Jahren „zwar wohl Reste einer romanischen Vorgängerkirche erfasst, aber keine Hinweise auf eine frühmittelalterliche Kirche“. 53 Solange hier keine weiteren, die Annahme stützenden Befunde ermittelt werden, sollte man sich mit solch weitreichenden Folgerungen zurückhalten oder sie als reine Hypothesen klar formulieren. Denn schriftliche Quellen haben sich hierzu nicht erhalten. Trotz dieser einschränkenden Bemerkungen bildet die Waiblinger Pfarrkirche im 13. Jahrhundert einen hochinteressanten Untersuchungsgegenstand, über den durch die schriftliche Überlieferung Aussagen möglich sind. Auf den ersten Blick wirkt alles eigentlich recht klar und bereits vielfach publiziert. Doch bei genauerer und vergleichender Betrachtung der Quellen kann man überraschende neue Ergebnisse erzielen. Im folgenden sollen die Angaben näher betrachtet und ihre Aussagefähigkeit überprüft und diskutiert werden. Die erste Erwähnung eines plebanus in Waiblingen, d.h. eines örtlichen Pfarrers, fällt ins Jahr 1225. Unter seinem durch die Initiale W. abgekürzten Namen Vergangenheit und Gegenwart 7 (1984), S. 85f. 52 Zur Problematik des Michaelspatroziniums der Waiblinger Pfarre vgl. auch Helmut HERBST: Bau- und Kunstgeschichte, in: Waiblingen. Eine Stadtgeschichte, hg. v. Sönke LORENZ, Filderstadt 2003 (Gemeinde im Wandel 13/2), S. 256-283, S. 257f. 53 Rainer SCHREG/Barbara SCHOLKMANN : Der Raum Waiblingen von der ersten Besiedlung bis zur mittelalterlichen Stadt, in: Waiblingen. Eine Stadtgeschichte, hg. v. Sönke LORENZ, Filderstadt 2003 (Gemeinde im Wandel 13/2), S. 12-53, hier S. 46; ferner Rüdiger KRAUSE : Von der Steinzeit bis zum frühen Mittelalter. Archäologische Bodenfunde im Stadtgebiet Waiblingen, Waiblingen 1981 (Veröffentlichungen des Archivs der Stadt Waiblingen 2), S. 89-92. 33 WAIBLINGEN IM SPÄTMITTELALTER fungierte er als einer von drei durch den Bischof von Konstanz eingesetzten geistlichen Richter. Gemeinsam mit dem Propst des nicht weit entfernten Prämonstratenserklosters Adelberg und dem magister H. in Mühlhausen (heute einer der nordöstlichen Vororte Stuttgarts) leitete er eine Untersuchung in der Streitsache zwischen dem Pfarrer von Siegelhausen und seinen Pfarrkindern im Dorf Bittenfeld über die Rechte an der dortigen Kapelle. Die Hintergründe des Streites brauchen an dieser Stelle nicht weiter ausgeführt zu werden. Ursache waren offenbar Aspirationen des Herrn von Neuffen auf das Präsentationsrecht an der Kapelle. Die Verhandlung fand im Beisein des gesamten Landkapitels von Schmiden im Ort Beinstein statt.54 Landkapitel waren im Mittelalter Organisationsformen des niederen Klerus auf lokaler Ebene. Ihr Bezugsrahmen waren die sogenannten Dekanate. Bei ihnen handelte es sich um kleinere räumliche Einheiten unterhalb der Archidiakonate, in die sich der Bistumssprengel, d.h. das Gebiet, das der geistlichen Aufsicht eines Bischofs unterstand, untergliederte. Durch den Glaubenswechsel der Herzöge von Württemberg im 16. Jahrhundert und mit der Einführung der Reformation sind uns kaum Spuren der mittelalterlichen Kirchenorganisation verblieben, doch soviel dazu: Waiblingen gehörte im Mittelalter zur Diözese Konstanz. Für das Jahr 1275 hat sich ein Abgabenverzeichnis des Diözesanklerus erhalten, das für die Erhellung der lokalen Kirchenorganisation von hohem Wert ist.55 Anders als häufig betont, handelt es sich beim sog. Liber decimationis cleri Constanciensis pro Papa de anno 1275 aber nicht um eine reinen Verwaltungszwecken dienende Statistik oder gar um ein zeitgenössisches Organigramm der mittelalterlichen Diözese, 56 sondern um 54 Edition bei STENZEL, Waiblingen, 1971, S. 56, Anm. 35 (Übers. ebd., S. 67). 55 PERSON-WEBER, Der Liber decimationis; dazu auch Ludger BECKMANN: Konstanzer Bischöfe vom 13. zum 14. Jahrhundert, Diss. Freiburg im Br. 1995, S. 74-77. 56 PERSON-WEBER, Der Liber decimationis, S. 107-114, 425. Von daher kann man nicht von der „älteste[n] und amtliche[n] Statistik des Bisthums Constanz“ sprechen (vgl. W. HAID: Einleitung, in: Liber decimationis cleri Constanciensis pro Papa de anno 1275, hg. v. W. HAID, in: Freiburger Diöcesan-Archiv 1 (1865), S. 1-303, S. 3-10, hier S. 7); ebensowenig von einer „umfassende[n] Darstellung der Verwaltungsstruktur des Bistums“ (BECKMANN, Konstanzer Bischöfe, S. 75) 34 WAIBLINGEN IM 13. JAHRHUNDERT ein Erzeugnis pragmatischer Schriftlichkeit mit tagespolitischem Hintergrund. Auf dem von Papst Gregor X. 1274 einberufenen zweiten Konzil von Lyon wurde ein Kreuzzug zur Verteidigung des Heiligen Landes beschlossen. Zu seiner Finanzierung beschloß man damals, sechs Jahre lang dem Klerus der gesamten katholischen Christenheit einen Zehnten von seinen Einkünften aufzuerlegen. Die Zehntsteuer wurde in der Diözese Konstanz halbjährig nach eidlicher Selbstauskunft der Bepfründeten erhoben und über ihre Einnahmen akribisch Buch geführt. Durch einen Glücksfall hat sich das Originalverzeichnis für das Jahr 1275 überliefert.57 Woanders besitzen wir wenig Vergleichbares.58 Mit der Einziehung des Geldes betraut waren die Dekane unter Aufsicht der Archidiakone. Entsprechend ist das Zehntverzeichnis nach ihren Amtssprengeln gegliedert. Damit gewinnen wir Einblicke in den inneren Aufbau der Diözese Konstanz mit ihren Bezirken und geistlichen Pfründen um das Jahr 1275. Das Bistum zählte damals insgesamt 64 Dekanate, die ihrerseits in 10 Archidiakonaten zusammengefaßt waren.59 Die einzelnen Dekanate umfaßten die Pfarreien sowie solche Kirchen und Kapellen, die keine eigenen Pfarrrechte besaßen. Waiblingen lag, laut Verzeichnis, im Dekanat Grunbach, wobei die Ortsbezeichnungen für die Dekanate wechseln konnten.60 Aus der oder von einem „offiziellen Stellenplan der Waiblinger Geistlichkeit“ (FRITZ, Waiblingen und Umgebung, S. 43). 57 Vgl. PERSON-WEBER, Der Liber decimationis, S. 94-115; Mark MERSIOWSKY: Die Anfänge territorialer Rechnungslegung im deutschen Nordwesten. Spätmittelalterliche Rechnungen, Verwaltungspraxis, Hof und Territorium, Stuttgart 2000 (Residenzenforschung 9), S. 80. 58 Vgl. den Überblick bei PERSON-WEBER, Der Liber decimationis, S. 60-94; ferner BECKMANN, Konstanzer Bischöfe, S. 74f. 59 Michael BORGOLTE : Die mittelalterliche Kirche, München 1992 (Enzyklopädie deutscher Geschichte 17), S. 54, auf der Basis des Liber decimationis cleri Constanciensis. 60 PERSON-WEBER, Der Liber decimationis, S. 212-216. Vgl. auch die „Bezeichnung der Dekanatssprengel nach den statistischen Quellen des Mittelalters“ bei: Joseph AHLHAUS: Die Landdekanate des Bistums Konstanz im Mittelalter. Ein Beitrag zur mittelalterlichen Kirchenrechts- und Kulturgeschichte, Stuttgart 1929 (Kirchenrechtliche Abhandlungen 109, 110), Nachdr. Amsterdam 1961, nach S. 72. 35 WAIBLINGEN IM SPÄTMITTELALTER Kirche in Grunbach und einer weiteren in Nabern erzielte der Dekan 1275 übrigens jährliche Einkünfte in Höhe von 45 Pfund Heller. 61 Trotz der suggestiven Schlichtheit solcher Schemata mit ihrem klar erkennbaren hierarchischen Aufbau wissen wir bis auf den heutigen Tag recht wenig über die lokalen Gegebenheiten in diesen Bezirken. In unserem Fall läßt sich anhand der überlieferten einschlägigen Urkunden des 13. Jahrhunderts deutlich erkennen, daß sich auch hier der örtliche Klerus in einer eigenen Organisationsform, dem sog. Landkapitel, zusammengeschlossen hatte.62 Dieses nannte sich übrigens im Gegensatz zum Dekanat im Verzeichnis des Kreuzzugszehnten von 1275 nicht nach Grunbach, sondern nach dem westlich von Waiblingen gelegenen Ort Schmiden. Konflikte um Pfarrechte oder Präsentationsrechte an einzelnen Kirchen und Kapellen wurden – wie im oben beschriebenen Fall aus dem Jahre 1225 – nicht unbedingt im Sinne einer strikten Hierarchie vom Dekan oder Archidiakon entschieden, sondern von geistlichen Richtern, die der Bischof für den konkreten Fall ernannt hatte und die sich aufgrund ihrer regionalen Herkunft offensichtlich mit den lokalen Verhältnissen gut auskannten.63 Noch dreimal begegnet uns das Landkapitel im Laufe des 13. Jahrhunderts. 1273 ging es um einen Streit zwischen dem Kloster Adelberg sowie dem Schultheiß und der Bürgergemeinde zu Waiblingen über den Klosterbesitz vor Ort. Unter Vorsitz des Dekans wurde ein Schiedsspruch erzielt und eine Urkunde darüber ausgestellt.64 An ihr hingen laut Urkundencorroboratio die Siegel Graf Ulrichs von Württemberg, des Landkapitels von Schmiden (capituli nostri de Smidehain) und das des Dekans.65 Da diese Urkunde in 61 PERSON-WEBER, Der Liber decimationis, S. 212. 62 BORGOLTE , Die mittelalterliche Kirche, S. 95-102. 63 Dazu vgl. auch Irmgard Christa BECKER: Geistliche Parteien und die Rechtsprechung im Bistum Konstanz (1111-1274), Köln u.a. 1998 (Forschungen zur kirchlichen Rechtsgeschichte und zum Kirchenrecht 22), S. 25-27, 107-132. 64 Edition: WUB, Bd. 7, Nr. 2313, S. 221f. 65 WUB, Bd. 7, Nr. 2313, S. 222. Vgl. dazu unten das Kapitel „Städtische Entwicklung und Amtsträger im 13. Jahrhundert“. 36 WAIBLINGEN IM 13. JAHRHUNDERT Zusammenhang mit der Entwicklung der Bürgergemeinde eine besondere Rolle spielt, wird sie in anderem Zusammenhang noch einmal betrachtet werden. Zunächst aber müssen wir beim Landkapitel bleiben. Im Jahre 1280 tagte es in Waiblingen. Dies nutzte die Laienschwester Mergard von Waiblingen, um sich am 13. März eine Stiftung von zwei Weinbergen in Heppach sowie von Gütern in Beinstein an die Dominikanerinnen zu Weil ‘zum Heil ihrer Seele’ urkundlich bestätigen zu lassen. Das Landkapitel fungierte hier nicht als Schieds-, sondern lediglich als Beurkundungsinstanz, ohne in die Angelegenheit direkt involviert zu sein. Es stellte einen großen Teil der Zeugen für dieses Rechtsgeschäft und der Dekan Berthold von Altenburg machte das Schriftstück durch sein angehängtes Siegel rechtsgültig. Unter den Zeugen findet sich aus dem Kreis der Kapitelsbrüder u.a. der nicht namentlich überlieferte Vizepfarrer (viceplebanus) von Waiblingen.66 An den beiden zufällig überlieferten Urkunden von 1225 und 1280 ist erkennbar, daß die Pfarrei Waiblingen im 13. Jahrhundert fest in das regionale Landkapitel integriert war und daß diese Korporation im Jahre 1280 in Waiblingen tagte. Kirche und Patronat im 13. Jahrhundert. Neue Einsichten und offene Fragen Doch welche Aussagen sind anhand dieser Informationen für den Entwicklungsstand des Ortes möglich? Leider sind es nur sehr wenige. Vielleicht die, daß der aktive Pfarrdienst um 1280 nicht vom Pfarrer persönlich, sondern von einem Stellvertreter, dem viceplebanus, versehen wurden.67 Dies deckt sich mit weiteren Beobachtungen. Pfarrer (plebani) werden in Waiblingen mehrmals erwähnt. Neben dem oben bereits genannten W. des Jahres 1225 begegnen wir 1236 einem Mann namens Walther in diesem Amt. Er wird als Zeuge in einem Rechtsgeschäft Graf Wilhelms von Tübingen erwähnt, in dem dieser mit 66 Teiledition: WUB, Bd. 8, Nr. 2946, S. 210. 67 Vgl. WUB, Bd. 8, Nr. 2946, S. 210 (Waiblingen, 1280 März 13). 37 WAIBLINGEN IM SPÄTMITTELALTER Zustimmung seiner Gattin Willeburg und fünf genannter Ratgeber das Heiratsgut seiner Tochter Adelheid anläßlich einer Eheabsprache mit Kuno, Sohn Ulrichs von Münzenberg, regelte. 68 Ob dieser Walther identisch ist mit dem durch den Anfangsbuchstaben W. bezeichneten Gottesmann von 1225 kann letztendlich nicht geklärt werden, ist aber nicht unwahrscheinlich.69 Erst nach jahrzehntelangem Schweigen erfahren wir weiteres über die örtliche Pfarrei. Es sei daran erinnert, daß uns 1280 auf der Tagung des Landkapitels zu Waiblingen nicht der örtliche plebanus, sondern der viceplebanus entgegentrat. 1288 und dann gehäuft ab den 1290er Jahren hört man wieder etwas von einem Amtsinhaber. Doch wirken die Zusammenhänge für einen lokalen Seelsorger eher ungewöhnlich. Alle vier Urkunden betreffen Rechts- und Besitzangelegenheiten des unweit von Tübingen gelegenen Zisterzienserklosters Bebenhausen. Auch die betreffenden Rechtsmaterien, es handelt sich um Immobilienverkäufe an das Kloster, sind im Raum um Tübingen angesiedelt. Bei dem in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts gegründeten Kloster Bebenhausen handelte es sich um eine Stiftung der (Pfalz)Grafen von Tübingen. Es besaß für sie besondere Bedeutung, lag es doch in unmittelbarer Nähe ihres Herrschaftsschwerpunktes Tübingen und diente ihnen als Grablege. Die (Pfalz)Grafen hatten Bebenhausen seinerzeit in gut zisterziensischer Tradition die Vogtfreiheit verbrieft.70 Ein Vogt war im Mittelalter ein weltlicher Adliger, dessen Wahl sich die Stifterfamilie häufig vorbehielt und der das Kloster als geistliche Institution militärisch schützte und stellvertretend für den Abt die Gerichtsrechte über die Hintersassen wahrnahm. Dies waren auf den ersten Blick ehrenwerte und nützliche Aufgaben. Dennoch war die Vogtei ein klassisches Rechtsinstrument, um Einfluß auf Recht und Besitz geistlicher Institutionen auszuüben und – im extremsten Fall – diese zu entfremden. 68 1236 Juni 9, o.O.; PETERKE, Urkunden, S. 110f. 69 Vgl. PETERKE, Urkunden, S. 114f. 70 SYDOW , Bebenhausen, S. 48-55. Am Ort des Klosters hatte sich zuvor ein archäologisch nachgewiesener Herrensitz befunden; vgl. Barbara SCHOLKMANN / Jochen PFROMMER: Kloster und Archäologie. Ausgrabungen in der Zisterzienserabtei Bebenhausen, in: Die Zisterzienser in Bebenhausen, hg. v. Ursula SCHWITALLA und Wilfried SETZLER, Tübingen 1998, S. 35-64, bes. S. 40-47. 38 WAIBLINGEN IM 13. JAHRHUNDERT Man muß sogar einräumen, daß die Entfremdung von bzw. die willkürliche Verfügung über geistlichen Besitz im 12. und noch im 13. Jahrhundert eher die Regel als die Ausnahme war. Von daher vermag es kaum zu verwundern, daß die Tübinger in dem Moment Interesse an der Bebenhäuser Vogtei entwickelten, als ihre Finanzsituation aufgrund der Teilung in mehrere Linien und des Ausfalls der Staufer als ihrer traditionellen Gönner schwierig wurde. Von 1280 an begannen sie, das Kloster ihrer Vogtei zu unterwerfen. Dies war um so einfacher, als ihr Hauptsitz Tübingen nur wenige Kilometer von Bebenhausen entfernt lag. Der Druck milderte sich erst, als sie Tübingen im Jahre 1342 aus blanker Geldnot an die Grafen von Württemberg verkauften.71 In dieses Bild passen die Urkunden, von denen nun die Rede sein soll. In Reutlingen veräußerten am 10. Juni 1288 die Brüder Kuno, Konrad und Albert von Stöffeln dem Kloster Bebenhausen ihren Besitz in Haslach (bei Herrenberg) für den Preis von 56 Pfund Heller. Das Schriftstück wurde besiegelt von den drei Ausstellern und einem Mann namens Diemo Herter. 72 An erster Stelle der insgesamt fünfköpfigen Zeugenliste findet sich Graf Gotfridus de Túwingen. Gemeint ist hier offenbar Graf Gottfried I. von Tübingen aus der Böblinger Seitenlinie. 73 An dritter Stelle folgt dann Dietherus dictus Herter rector ecclesie in Waiblingen. Vier Jahre später verkaufte Graf Eberhard von Tübingen genannt Schårer aus der Tübingen-Herrenberger Linie dem Kloster für eine bestimmte Summe Geldes das Dorf Reusten mit dem 71 JÄNICHEN/K ITTELBERGER, Tübingen, S. 801f. 72 ...possessiones nostras sitas apud Haselach et Haselach videlicet curias vineas agros prata silvas pascua homines utriusque sexus cum iuribus quibuscunque corporalibus sive incorporalibus; Teiledition: WUB, Bd. 9, Nr. 3754, S. 213f. – Lt. den Forschungen von Jürgen Sydow zur Besitzgeschichte des Klosters Bebenhausen ist damit nicht das östlich von Waiblingen gelegene Ober- bzw. Nieder-Haslach im Remstal gemeint, sondern Haslach südwestlich von Herrenberg; SYDOW , Bebenhausen, S. 174. 73 Vgl. die genealogische Tafel bei Franz QUARTHAL: Einleitung, in: Die Pfalzgrafen von Tübingen. Städtepolitik, Pfalzgrafenamt, Adelsherrschaft im Breisgau, hg. v. Hansmartin DECKER-HAUFF u.a., Sigmaringen 1981, S. 9-14, hier S. 13. 39 WAIBLINGEN IM SPÄTMITTELALTER Patronatrecht der Kirche in Oberkirch. 74 Auf der fünfzehnköpfigen Zeugenliste findet man an prominenter zweiter Stelle wiederum den Kleriker Diether, Kirchrektor in Waiblingen. In einer vermutlich auf den 13. Januar 1294 zu datierenden Urkunde verkaufte derselbe Graf Eberhard von Tübingen dem Kloster Bebenhausen Besitz und Rechte in und um Tübingen für die Summe von 190 Pfund Heller. Zur desolaten Finanzsituation der Grafen erfahren wir, daß Eberhard das Geld schon vor längerer Zeit als Darlehen erhalten und zur Tilgung von Schulden verwendet hatte. Diese Aussagen bestätigte der vir honorabilis Diether genannt Herter, Kirchrektor von Waiblingen. Zur Sicherheit hängte er sein eigenes Siegel neben das des Tübinger Grafen.75 In einer am 15. Mai 1295 ausgestellten Urkunde verkaufte Graf Gottfried I. von Tübingen dem Kloster Bebenhausen seine Fronhöfe, Weinberge und vieles mehr bei und um Tübingen. Zur Sicherheit ließ sich das Kloster elf Bürgen (sog. fideiussores) stellen, die sich im Falle von Meinungsverschiedenheiten zwischen beiden Vertragspartnern als Geiseln in das sog. Einlager, die damals übliche Form der Sicherheitsverwahrung, begeben sollten.76 Solche Einlager wurden meist in Städten bezogen. Das Unangenehme daran war weniger die Freiheitsberaubung, sondern der damit einhergehende erzwungene Aufenthalt im Gasthaus. Dieser kostete – dies war die schmerzhafte Seite – die Betroffenen eine Menge Geld.77 Die Liste dieser Bürgen führte der uns bereits 74 villam dictam Rústen curias mansus ius advocatiam ius piscarie una cum hominibus et iuribus omnibus ac pertinentiis dictis bonis adherentibus quomodocumque, iure etiam patronatus ecclesie in Oberkilch minime excepto; Teiledition: WUB, Bd. 10, Nr. 4431, S. 176. Reusten liegt nordwestlich von Tübingen, Oberkirch dort ganz in der Nähe beim Dorf Poltringen. Zu diesem Besitz und den Rechten des Klosters vgl. SYDOW , Bebenhausen, S. 186f., 215f. 75 Teiledition: WUB, Bd. 10, Nr. 4480, S. 211. 76 Edition: SCHMID, Geschichte der Pfalzgrafen von Tübingen, Bd. 2: Urkundenbuch, Nr. 93, S. 98-101; dazu auch ebd., Bd. 1, S. 304-307. Zum reichen Besitz und den Rechten des Klosters in und um Tübingen vgl. SYDOW , Bebenhausen, S. 190f., 218-220. 77 Zum Einlager vgl. P[eter]-J[ohannes] SCHULER: Einlager, in: Lexikon des Mittelalters, Bd. 3, München, Zürich 1986, Sp. 1743. 40 WAIBLINGEN IM 13. JAHRHUNDERT hinlänglich bekannte Diether Herter, Kirchrektor von Waiblingen (Dietherus rector ecclesie in waibelingen dictus Herter) an. Wiederum vier Jahre später verkaufte Elisabeth, Witwe des Ritters Friedrich genannt Herter von Dußlingen (Tusselingen), gegen eine bestimmte Summe Geldes alle ihre Besitzungen in dem östlich von Tübingen gelegenen Ort Pfrondorf an das Kloster Bebenhausen. Hierzu gaben Graf Gottfried von Tübingen und Elisabeths Söhne ihre Zustimmung. Als Gewährsleute bestätigten der Kirchrektor von Waiblingen und der Ritter Diemo, genannt Herter, beide als Oheime (patrui) von Elisabeths Söhnen, sowie diese selbst das Rechts geschäft. Da die Ausstellerin kein eigenes Siegel führte, hängten Graf Gottfried, der Dekan Berthold von Tübingen, der Kirchrektor Diether von Waiblingen, ferner der Thesaurar H. vom Stift St. Johann zu Konstanz und der Ritter Diemo ihre an das Schriftstück.78 Im Jahre 1302 schließlich führte Diether[us] rector[.] ecclesie in Waibelingen, dict[us] Herter die Liste derjenigen an, die den umfangreichen Vertrag, der Stadt und Burg Tübingen aus den Händen des Klosters Bebenhausen an die Tübinger Grafen restituierte, bezeugten.79 Noch im Jahre 1312 war Diether der Herter Kircherre ze Wabelingen Zeuge Graf Gottfrieds I. von Tübingen für das Kloster St. Gallen. 80 Es verwundert schon, den Kirchrektor von Waiblingen in Angelegenheiten tätig zu sehen, die mit Waiblingen und seiner näheren Umgebung nun wirklich nichts zu tun haben. Doch sollte man sich erinnern, daß schon der Pleban Walther im Jahre 1236 für Gottfrieds Großvater, den Grafen Wilhelm von Tübingen aus der Linie Tübingen-Gießen,81 in der Heiratsangelegenheit von dessen Tochter tätig geworden war. Dies wirft ein bezeichnendes Licht auf den 78 Teiledition: WUB, Bd. 11, Nr. 5078, S. 101. Zum Besitz vgl. SYDOW , Bebenhausen, S. 185f. 79 Edition: SCHMID, Geschichte der Pfalzgrafen von Tübingen, Urkundenbuch, Nr. 100, S. 107-113; dazu auch ebd., Bd. 1, S. 311-316. 80 Gemeinde Waiblingen, 1850, S. 110f. (unter Hinweis auf: „Orig. Urk. in St. Gallen“). 81 Vgl. die genealogische Tafel bei QUARTHAL, Einleitung, S. 13. Bd. 2: 41 WAIBLINGEN IM SPÄTMITTELALTER Gesamtzusammenhang. Es dürfte doch nicht nur ‘reiner Zufall’ sein,82 daß sich Waiblinger Pfarrer über einen Zeitraum von mehr als 60 Jahren im Umkreis verschiedener Zweige der (Pfalz-)Grafen von Tübingen nachweisen lassen. Zwar läßt sich über den 1236 erwähnten Pleban Walther kaum Näheres erfahren; über dessen späteren Amtsnachfolger Diether hingegen schon. In den Urkunden von 1288 und [1294] wird erwähnt, daß er Herter genannt wurde. Die Urkunde von [1298] äußert sich detailliert über seine Verwandtschaftsverhältnisse. Er war ein Bruder des verstorbenen Ritters Friedrich genannt Herter von Dußlingen. Die Herter (lat. pastor) bildeten den Ortsadel in dem südlich von Tübingen gelegenen Dorf Dußlingen. Die Reste ihrer Burg mit beeindruckendem Buckelquaderwerk aus dem 13. Jahrhundert sind dort noch heute mitten im Dorf erhalten.83 Sie waren Lehnsleute der Grafen von Tübingen, doch bestanden darüber hinaus auch Verbindungen zu den Grafen von Hohenberg.84 Es wurde bereits erwähnt, daß der Kirchrektor Diether in Angelegenheiten tätig wurde, die zwar nichts mit Waiblingen zu tun hatten, sehr viel aber mit denen der Grafen von Tübingen. Dies betraf ausgerechnet den sensiblen Bereich ihrer (über)strapazierten Finanzen. Diether fungierte als Bürge der Tübingen-Herrenberger wie der Böblinger Linie. Die Tatsache, daß sich Diether nicht Pleban/Pfarrer von Waiblingen nannte, sondern rector ecclesie, könnte möglicherweise aus diesem Herkunfts- und Funktionszusammenhang erklärt werden. In zwei Fällen hat sich sein Siegel erhalten. Laut Beschreibung besitzt es eine spitzovale Form, einen geteilten, unten mit Punkten versehenen Schild und darüber ein glevenartiges Zeichen. 82 So PETERKE, Urkunden, S. 114f. 83 Vgl. Tamara CITOVICS: Die Herter von Dußlingen. Es werde uns kein herter den fleken weyter beschweren, in: Dußlingen 888-1988. Aus Vergangenheit und Gegenwart einer schwäbischen Gemeinde im Steinlachtal, Dußlingen 1988, S. 37-44, 406f., hier S. 37-40. 84 Die Beziehungen zu den Grafen von Tübingen sind nachgewiesen bei SCHMID, Geschichte der Pfalzgrafen von Tübingen, Bd. 1, S. 331, 491 (vgl. dabei die methodischen Bemerkungen des Verfassers, ebd., S. 490f., Anm. 2); ferner JÄNICHEN/K ITTELBERGER, Dußlingen, S. 158. 42 WAIBLINGEN IM 13. JAHRHUNDERT Obwohl Diether im Urkundentext immer als Waiblinger Kirchrektor bezeichnet wird, lautet seine Siegelumschrift: + . S . DIETHERI . PLEBAN . I . TVSSELING.85 Aufzulösen ist dies in + S[igillum] Dietheri pleban[i] i[n] Tusseling[en], auf deutsch, ‘das Siegel Diethers, des Pfarrers in Dußlingen’. Dies könnte erklären, warum sich Diether nicht Pleban, sondern Kirchrektor in Waiblingen nannte. Der Zusammenhang führt uns mitten hinein in die mittelalterliche Kirche mit ihrem weit verbreiteten Pfründenwesen. Als Bruder eines adligen Ritters war Diether adelig – so viel ist sicher. Wie aus seiner Siegelumschrift hervorgeht, hatte er am Familiensitz Dußlingen die Pfarrstelle inne. Die Pfarre in Waiblingen wäre dann als eine weitere Kirchenpfründe zu interpretieren, d.h. als eine Einnahmequelle, die eine Präsenz vor Ort nicht zwingend voraussetzte. Die Pfarre in Waiblingen brachte im übrigen wesentlich höhere Einkünfte als die Dußlinger. Laut dem Liber decimationis von 1275 waren es jährlich 100 Pfund Heller plus 32 Pfund für den Vikar gewesen. Aus der Dußlinger Pfarre flossen dagegen jährlich nur 32 Pfund Heller. 86 Daher rührt vielleicht auch die umschreibende Selbstbezeichnung rector ecclesie, Kirchrektor, und die Existenz eines 1280 erwähnten viceplebanus vor Ort in Waiblingen.87 Konkret müßte man es sich so vorstellen, daß Diether der Nutznießer der Pfarreinkünfte war, die Tätigkeit als Seelsorger aber von einem durch ihn bezahlten Stellvertreter besorgen ließ. Es fragt sich allerdings, wem Diether die Waiblinger Pfründe zu verdanken hatte. Im Mittelalter war es üblich, daß das Recht, den Pfarrer zu stellen, bestimmten Personen, Familien oder Institutionen wie Klöstern und Stiften oblag. Dieses Recht nannte man das Patronat oder den Kirchensatz. Man darf nun aus dem oben beschriebenen Zusammenhang und anhand der darin zum Ausdruck kommenden personellen Konstellation annehmen, daß das Patronat über die Pfarre von Waiblingen entweder den Grafen von Tübingen oder dem Kloster Bebenhausen gehörte, wohl nicht jedoch – wie bisher immer 85 WUB, Bd.10, Nr. 4480, S. 211 ([1294]); WUB, Bd. 11, Nr. 5078, S. 101 ([1298]). 86 Vgl. PERSON-WEBER, S. 205 (Dußlingen). 87 WUB, Bd. 8, Nr. 2946, S. 210 (Waiblingen, 1280 März 13). Der Liber decimationis, S. 213 (Waiblingen), 43 WAIBLINGEN IM SPÄTMITTELALTER angenommen – den Grafen von Württemberg. 88 Die systematische Untersuchung von Jürgen Sydow über die von Bebenhausen abhängigen Kirchen und Kapellen brachte keine direkten Verbindungen zu Waiblingen,89 allerdings existiert aus der Mitte des 15. Jahrhunderts ein Hinweis auf einen Bebenhäuser Anteil am Großzehnten ebendort.90 Die auffällige Nähe Diethers zu den Tübinger Grafen spricht eher für eine Funktion in ihrem Kontext.91 Vielleicht hatten jene dafür gesorgt, daß Diether als Mitglied einer ihnen eng verbundenen Familie eine gutdotierte Pfründe aus ihrem Verfügungsbereich bekommen hatte. In diesem Zusammenhang müssen wir noch eine weitere Urkunde ansprechen. Sie spielt in der Diskussion um Waiblingens Stadtwerdung um die Mitte des 13. Jahrhunderts eine wichtige Rolle, da sich in ihr die bis zum späten 15. Jahrhundert einzige Erwähnung eines Schullehrers findet. Bevor hiervon die Rede 88 Dies wird seit der Oberamtsbeschreibung von 1850 als selbstverständlich vorausgesetzt: „Das Kirchenpatronat war von früher Zeit her württembergisch“; Gemeinde Waiblingen, 1850, S. 111. 89 Vgl. SYDOW , Bebenhausen, S. 196-222. 90 Am 13. Januar 1453 tauschten Abt und Konvent von Bebenhausen mit Graf Ulrich V. ihren Teil am Großzehnten sowie 24 Schilling Heller Gülten zu Waiblingen gegen das Mesneramt zu Kornwestheim; Württembergische Regesten, Nr. 14359; SYDOW , Bebenhausen, S. 193. Zum Großzehnten vgl. Karl Otto M ÜLLER: Einleitung, in: Altwürttembergische Urbare aus der Zeit Graf Eberhards des Greiners (1344-1392), bearb. v. DEMSELBEN, Stuttgart 1934 (Württembergische Geschichtsquellen 23), S. 1*-182*, hier S. 75*-78*. 91 Vgl. die Nachweise bei SCHMID, Geschichte der Pfalzgrafen von Tübingen, Bd. 1, S. 331. – Ob es sich bei dem „Pfaff Dieter der Herter“, der im Jahre 1317 zwei Urkunden der Grafen Wilhelm, Heinrich und Gottfried von Tübingen für das Kloster Bebenhausen mitsiegelte, um den Waiblinger Kirchrektor handelt oder einen gleichnamigen Verwandten, ist an dieser Stelle nicht zu verfolgen. Das spitzovale Siegel enthielt wieder die schon bekannte, sich auf die Pfarrei in Dußlingen beziehende Umschrift. Im Regest des Esslinger Urkundenbuches fehlt jeder Hinweis auf Waiblingen. Im übrigen ging es dabei wieder einmal um Finanzangelegenheiten der Tübinger Pfalzgrafen, in die diesmal die Stadt Esslingen involviert war; vgl. UB Esslingen 1, Nr. 469, S. 220f. (1317 Nov. 30); ebd., Nr. 469a, S. 222 (1317 Nov. 4); zum Siegel ebd., S. XXXIX. 44 WAIBLINGEN IM 13. JAHRHUNDERT ist, sei aber daran erinnert, daß sich dieser Algozus rector puerorum in Wabelingen als Zeuge in einer Urkunde findet, die von Ritter Friedrich genannt Herter aus Dußlingen mitbesiegelt wurde. In dem auf das Jahr 1267 datierten Schriftstück ging es wieder einmal um den Verkauf von Gütern an das Kloster Bebenhausen. Otto von Tailfingen, ein Ort wenige Kilometer südlich von Herrenberg, verkaufte seine dortigen Eigengüter und Lehen an das Kloster Bebenhausen. Ein Teil der Lehen stammte von den Hertern von Dußlingen. Diesen hatte er sie, dazu war er als Lehnsnehmer rechtlich verpflichtet, zurückgegeben, damit sie sie – seinem Wunsche entsprechend – an Bebenhausen weitergaben. Dabei behielten sich die Herter aber die Vogtei über diese Güter vor.92 Naheliegenderweise besiegelte nicht nur der Abt von Bebenhausen als Aussteller die Urkunde, sondern eben auch Friedrich Herter. Er war offenbar das Haupt dieser Familie, denn nach ihm werden im Urkundenkontext noch zwei Brüder namens Diemo und Diether erwähnt. Auf der Zeugenliste erscheinen dementsprechend an erster Stelle neben Friedrich offenbar besagte beiden Brüder sowie ein weiterer Diemo , der als Sohn Diethers bezeichnet wird. Ganz eindeutig ist diese Zuordnung nicht, da bei den beiden Brüdern nur die Initialen anstelle der Vornamen stehen.93 Erst nach diesen vier kommen der schon angesprochene Algozus sowie die Namen von drei Bebenhäuser Konversen. An dieser Stelle verbietet es sich, näher auf die Verwandtschaftsverhältnisse der Herter einzugehen, von denen in der oben erwähnten Urkunde von 1298 die Rede war. Zumindest läßt sich anhand dieser Urkunde festhalten, daß dieses Adelsgeschlecht spätestens seit der zweiten 92 Horum inquam omnium consensu pariter et assensu bona iam dicta nos dinoscimur conparasse, sive in predio sive que sub iure feodali possiderat, hoc nichil[l]ominus adiecto, quod Otto iam dictus ipsa bona sua in manus dominorum, dominorum suorum, videlicet Frider. militis dicti Herter et Diemonis, Dietheri fratrum illius tradidit hoc tenore, quod bona sepedicta possideat nostra ecclesia in perpetuum salvo tamen iure prius dictorum in omnibus advocatorum; Edition: WUB, Bd. 6, Nr. 1889, S. 282. 93 Fri. miles dictus Herter et fratres illius D. et D., Diemo filius D.; Edition: WUB, Bd. 6, Nr. 1889, S. 282. 45 WAIBLINGEN IM SPÄTMITTELALTER Hälfte der 1260er Jahre über die Tailfinger Vogtei auch in engen Beziehungen zu Bebenhausen stand. Wir können die Untersuchung der kirchlichen Verhältnisse in Waiblingen nicht beenden, ohne eine oben bereits kennengelernte wichtige Quelle hierfür zu Rate zu ziehen. Gemeint ist das Verzeichnis über den Kreuzzugszehnten der Geistlichkeit in der Diözese Konstanz von 1275, der sog. Liber decimationis. Im Rahmen der lokalen Bistumsorganisation war bereits von ihm die Rede gewesen. Betrachten wir die für Waiblingen einschlägigen Passagen, dann erfahren wir zu den lokalen Gegebenheiten folgendes: Laut eidesstattlicher Erklärung des dortigen Vikars erbrachte seine Vikarie im Jahr 32 Pfund Einnahmen, während der Pleban aus der Pfarrpfründe 100 Pfund Heller erzielte. Den auferlegten Kreuzzugszehnten zahlte man in Waiblingen 1275 in zwei Raten. Beim ersten Termin waren es sechs Pfund und zwölf Schilling Heller, nach Strafandrohung bei Zahlungsversäumnis erfolgte dann eine weitere Rate in gleicher Höhe. Mit der Gesamtsumme von 13 Pfund 4 Schilling waren die Leistungen für das Jahr abgegolten.94 Die Waiblinger Pfarre besaß also eine recht komfortable Ausstattung. Betrachtet man sie im Kontext der übrigen Pfründen, dann erzielte sie mit ihren 132 Pfund Hellern Gesamteinkünfte bedeutend mehr als die oben schon erwähnten mageren 45 Pfund des Grunbacher Dekans. Betrachtet man Waiblingen im Kontext benachbarter größerer Orte, dann modifizieren sich allerdings die Verhältnisse. In Cannstatt erzielte der Pfarrklerus damals 266 Pfund, in Schorndorf 210 Pfund Heller Einkünfte, 95 die Pfarreien Stuttgart und Altenburg erbrachten in Summa insgesamt 276 Pfund Heller. 96 94 Waibelingen. Vicaria valet, ut iuravit vicarius, anno isto triginta duas libr. et plebanatus C libr. Hallen. in redditibus. Ex hiis primo termino solvit sex libr. et duodecim sol. Hallen. Item post sentenciam promulgatam contra non solventes decimam solvit sex libr. et XII sol. Hallen. et sic solvit totum hoc anno de hac ecclesia; PERSON-WEBER, Der Liber decimationis, S. 213. Zum Münzfuß: 12 Pfennige (lat. denarii) ergaben einen Schilling (lat. solidus). 20 Schillinge wiederum ergaben ein Pfund (lat. libra); vgl. ebd., S. 448. 95 Beide Angaben: PERSON-WEBER, Der Liber decimationis, S. 212. 96 PERSON-WEBER, Der Liber decimationis, S. 214. 46 WAIBLINGEN IM 13. JAHRHUNDERT Doch darf nicht unerwähnt bleiben, daß daneben eine weitere geistliche Pfründe in Waiblingen existierte, die aber nicht mit der örtlichen Pfarrei in Zusammenhang stand. Wir hören an anderer Stelle des Verzeichnisses, daß der Pfarrer im benachbarten Beinstein 97 auch die Kapellenpfründe in Waiblingen besaß. Darüber hinaus gehörte ihm eine Präbende in Beutelsbach. Da in Beutelsbach ein Kanonikerstift ansässig war, dürfte es sich bei dieser Präbende um ein mit besagten Einkünften verbundenes Kanonikat im dortigen Stift gehandelt haben.98 Während er unter Eid beschwor, daß er aus der Beinsteiner Pfarre zehn Pfund Heller jährliche Einkünfte erzielte, flossen ihm aus der Waiblinger Kapelle sage und schreibe 85 Pfund und aus der Präbende in Beutelsbach immerhin noch weitere 10 Pfund Heller zu. Übrigens zeigte auch er wenig Drang, die auferlegte Steuer pünktlich und im vollen Umfang zu entrichten. Laut Bilanz fehlte am Ende des Jahres noch ein gehöriger Teil der zu bezahlenden Summe. 99 Es fragt sich, wieso wir hier – übrigens ziemlich singulär – mit zwei lokalen kirchlichen Strukturen zu tun haben, die innerlich nicht miteinander zusammenhingen. Mit der cappella in Waibelingen, von deren Patrozinium wir im Liber decimationis allerdings nichts erfahren, dürfte die Nikolauskapelle ‘in 97 PERSON-WEBER, Der Liber decimationis, S. 216. – Zum Ort vgl. KALLER/WEBER, Beinstein, S. 70. 98 Im Sinne der päpstlichen Dekretalen handelt es sich bei einer Präbende um ein gewöhnliches Kanonikat bzw. um die Einkünfte aus einem solchen; vgl. Georg M AY : Präbende, in: Lexikon für Theologie und Kirche, Bd. 8, 3. Aufl. Freiburg i.Br. u.a. 1999, Sp. 464. Zum Stift vgl. KALLER/WEBER, Beutelsbach, S. 80; AUGE , Beutelsbach, S. 189f. 99 Baggenstain. Cappella in Waibelingen. Plebanus utriusque iuratus dicit de Bagenstain decem libr. Hallen. et de Waiblingen LXXXV et de prebenda in Bútelspach X libr. in redditibus. Solvit primo termino sex libr. Hallen. preter V sol. de omnibus hiis beneficiis suis. Item postmodum dedit domino decano in Ezzelingen tres libr. preter V sol. et sic omnibus conputatis dedit VIII° libr. et decem sol. Quos denarios nos decanus Constanciensis omnes recepimus. Adhuc debentur in decima [II] libr. Hallen.; PERSON-WEBER, Der Liber decimationis, S. 216. 47 WAIBLINGEN IM SPÄTMITTELALTER der Mauer’ gemeint sein.100 Die enge Verknüpfung der Waiblinger Kapellenpfründe mit den benachbarten Orten Beinstein und Beutelsbach ist evident. Schaut man in die Quellenüberlieferung, dann kann man für Beutelsbach feststellen, daß die Grafen von Württemberg seit den 1260er Jahren das dortige Kanonikerstift als Grablege fest in ihre Herrschaft einbauten.101 Ebenso evident ist übrigens die geradezu üppige Ausstattung der Waiblinger Kapellenpfründe mit 85 Pfund Heller Jahreseinnahmen. Sie überwogen bei weitem die Einkünfte aus der Beinsteiner Pfarre wie auch die der Präbende in Beutelsbach. Mit ihrer Dotierung kam sie fast an die 100 Pfund Jahreseinkünfte des Waiblinger Pfarrers heran, was eine bewußte Förderung und Ausstattung nahelegt. Wie alt diese Ausstattung war, wissen wir nicht. Es ist zudem das dritte Mal, daß wir in den Quellen etwas über dieses Gotteshaus erfahren. Die früheste überlieferte Erwähnung findet sich wenige Jahre zuvor in einer Urkunde vom 25. Mai 1269.102 Auf der Burg von (Neckar)Rems übertrug Graf Ulrich von Württemberg im Beisein mehrerer Zeugen einer Frau namens Judinta, Gattin seines Dienstmannes Wolfram, Vogt (advocatus) von Rems, sein Gut in Uhlbach zu freiem Eigen. Dieses Gut hatte Wolfram bislang von Ulrich und dessen Vater als Lehen besessen. Als Gegenleistung hatte Judinta jährlich einen Zins von 2 Schilling an den Nikolausaltar der Kapelle zu Waiblingen zu zahlen. Gleichzeitig erfahren wir aus der Urkunde, daß das Patronat über diese Kapelle dem Grafen gehörte.103 Nur ein Jahr später tritt uns mit Eppo, Pleban der Kapelle von Waiblingen, wahrscheinlich ein Pfründeninhaber entgegen. Gemeinsam mit dem Waiblinger Schultheiß Wolfram 100 Vgl. Gemeinde Waiblingen, 1850, S. 92-112, S. 111; KEYSER, Waiblingen im „Württembergischen Städtebuch“, S. 136: „Nikolauskirche (Kleine, Innere Kirche), zwischen 1200 und 1269 erbaut, 1488 ausgebaut [...]“. 101 AUGE , Beutelsbach, S. 189f.; KALLER/WEBER, Beutelsbach, S. 80. 102 Edition: WUB, Bd. 7, Nr. 2071, S. 31. Martin Carl HÄUSSERMANN: Die Nikolauskirche in Waiblingen. Gedächtniskirche – Friedenskirche – Auferstehungskirche, in: Waiblingen in Vergangenheit und Gegenwart 15 (2004), S. 51-73, S. 51f. 103 super altare sancti Nicolai capelle in Weibelingen, cuius ius patronatus ad nos spectare dinoscitur; WUB, Bd. 7, Nr. 2071, S. 31. 48 WAIBLINGEN IM 13. JAHRHUNDERT befand er sich damals unter den Zeugen einer Urkunde des Dominikanerinnenklosters Steinheim, in der es Güter eines gewissen Tuwinger von Korb an das Spital von Esslingen verkaufte. 104 Betrachtet man dies im Kontext des zur Waiblinger Pfarre und ihrem Patronatsherrn Gesagten, dann dürfen wir für diese Jahre eine Konkurrenz vor Ort annehmen. Ob sie sich lediglich auf den kirchlichen Bereich beschränkte, wäre zu diskutieren. Doch soll dies weiter unten im Rahmen der Untersuchung der Rolle der Grafen von Württemberg in Waiblingen erfolgen. Zusammenfassend wäre an dieser Stelle zu sagen, daß die Grafen von Württemberg in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhundert in Waiblingen sicher nicht die einzigen Machtfaktoren vor Ort waren. Der Kirchensatz der gut ausgestatteten Pfarre lag offenbar in anderen Händen. Der rector puerorum Algozus, erster Schulrektor in Waiblingen? Kommen wir nun auf Algozus, den rector puerorum in Wabelingen, zu sprechen. Er wird in der oben schon angesprochenen, auf 1267 datierten Urkunde erwähnt.105 Im vorigen Kapitel wurde diese Urkunde bereits im Zusammenhang mit den Hertern von Dußlingen und der Waiblinger Pfarrei einer näheren Betrachtung unterzogen. Dem ‘Knabenrektor’ Algozus wiederum fällt bei der Diskussion um die Früherwähnung einer Stadtschule in Waiblingen eine Schlüsselrolle zu. Sie besitzt keineswegs nur Relevanz für die örtliche Schulgeschichte, sondern diente bislang als der Indikator für die damals bereits vollzogene Entwicklung zur Stadt. Mit anderen Worten, wenn in Waiblingen im Jahre 1267 eine Schule existiert hat, dann muß es sich zum damaligen Zeitpunkt zweifelsfrei um eine bereits bestehende Stadt gehandelt 104 Regest: UB Esslingen 1, Nr. 110, S. 26; ferner HÄUSSERMANN, Nikolauskirche, S. 51. – Zum Kloster Steinheim vgl. KALLER/SAUER, Steinheim an der Murr, S. 756; UNTERMANN, Steinheim/Murr, Dominikanerinnen, S. 463f. 105 Edition: WUB, Bd. 6, Nr. 1889, S. 282. 49 WAIBLINGEN IM SPÄTMITTELALTER haben.106 Die Rechtsmaterie des Dokumentes verblasste allerdings vollkommen gegenüber der Faszination, die die Nennung eines rector puerorum in Wabelingen unter den Urkundenzeugen ausübte. Im Jahre 1967 feierte man in Waiblingen aufgrund dieses Datums konsequenterweise das siebenhundertjährige Jubiläum als Schulstandort. Damals erschienen im zweiten Band der Zeitschrift „Waiblingen in Vergangenheit und Gegenwart“ gleich mehrere einschlägige Beiträge. 107 Martin Zeller verdanken wir darin eine Untersuchung über die Waiblinger Lateinschule von 1267 bis 1634. Nach einem Vergleich mit anderen südwestdeutschen Schulgründungen kam er zu dem Ergebnis, daß Waiblingen mit diesem frühen Beleg für eine Schule nicht alleine stand.108 Allerdings mußte er einräumen, daß der Beleg für Waiblingen die nächsten 226 Jahre völlig isoliert war, da der nächste Nachweis erst vom Jahr 1493 datierte. 109 Er stieß sich an der naiven Annahme, die Stadtschule müsse aufgrund der Erwähnung des rector puerorum 1267 als seitdem existierend hingenommen werden. Bereits ihm fiel auf, daß die Urkunde in einen Bebenhäuser Kontext gehörte. In seiner weiteren Interpretation beschränkte sich Zeller allerdings vornehmlich auf die Interpretation der Zeugenliste. Er untergliederte sie gemäß der vertragsschließenden Parteien in zwei Gruppen, einer weltlichen und einer geistlichen jeweils „nach Rang geordnet“. Unter den Geistlichen fand er den besagten Schulmeister Algozus, gefolgt vom Bebenhäuser Kellermeister Friedrich und den Laienbrüdern B. Hunger und H. Gallus (Algozus rector puerorum in 106 So DECKER-HAUFF, Waiblingen und die wirtembergischen Stadtgründungen, S. 14: „1267 (Knabenschulmeister und städtische Schule)“. 107 Es handelte sich um insgesamt drei Beiträge, die zusammengefaßt unter dem Titel „Von der Lateinschule zum Gymnasium Waiblingen 1267-1967“, in: Waiblingen in Vergangenheit und Gegenwart 2 (1967), S. 137-228, erschienen. Vgl. auch den Überblick über die „Lehrer und Schulleiter der Lateinschule Waiblingen“ bei: Hermann BREUNINGER: Von der Lateinschule zum Gymnasium 1634-1967, in: ebd., S. 169-208, hier S. 205. 108 Martin Z ELLER: Die Lateinschule von 1267-1634, in: Waiblingen in Vergangenheit und Gegenwart 2 (1967), S. 137-168, hier S. 137f. 109 Z ELLER, Die Lateinschule, S. 141. 50 WAIBLINGEN IM 13. JAHRHUNDERT Wabelingen, Fri. celerarius in Bebenhusen, conversi ibidem, B. dictus Hunger et H. dictus Gallus). 110 Methodisch naheliegend konsultierte Zeller weitere Zeugenlisten in Urkunden des Klosters Bebenhausen. So entdeckte er in einem Dokument von 1279 folgende Namenreihung: Den Bebenhäuser Kellermeister Friedrich, Albert von Heimsheim, Mönch ebendort, Konrad, „Lehrer“ in Esslingen, und Heinrich Harthauser, Laienbrüder des vorgenannten Klosters (Fridericus cellerarius in Bebenhusen, frater Albertus de Haimeshein monachus ibidem, Cunradus magister in Ezzelingen et Heinricus dictus Harthuser conversi monasterii prefati).111 Nach diesem Vergleich sah Zeller „zwei Mönche also und zwei Laienbrüder, von denen der eine gleichzeitig Lehrer in Esslingen war“ und kam zu folgendem Schluß: „Das Kloster Bebenhausen scheint seine Leute als Lehrer in die jungen Städte entsandt zu haben, diese standen dem Kloster weiterhin zu Diensten, wenn man sie brauchte, sie leisteten aber neben ihrer Lehrertätigkeit der Stadt auch sonst wichtige Hilfe“. In diesem Zusammenhang diskutierte er die Funktion des Esslinger Magisters Konrad, der „seine Kenntnisse als rechtskundiger Schreiber der Stadt zur Verfügung stellte“. 112 Als weitere Stütze seiner Argumentation wies er auf die sonstigen Beziehungen Bebenhausens zu Esslingen und Waiblingen hin. In Esslingen besaß das Kloster einen Pfleghof, in Waiblingen erwarb es „eben damals neuen Besitz, den es sich vom Stadtherren, dem Grafen Eberhard, bestätigen ließ.“ 113 So einleuchtend diese Argumentation ist, so schwer ist sie zu halten. Bereits der Versuch, Waiblingen und Esslingen als ‘junge Städte’ des 13. Jahrhunderts in Parallele zu setzen, geht fehl. Das schon in der Karolingerzeit als Markt 110 WUB, Bd. 6, Nr. 1889, S. 282. Zum Keller (cellerarius) Friedrich, nachweisbar 1266-1269 vgl. SYDOW , Bebenhausen, S. 257; zu den beiden genannten Konversen ebd., S. 264. 111 Z ELLER, Die Lateinschule, S. 138, auf der Basis von: WUB, Bd. 8, Nr. 2915, S. 190f. (1279 Nov. 29, Neckargröningen). Zu ihnen vgl. die chronologische Liste der Bebenhäuser Mönche bei SYDOW , Bebenhausen, S. 265. 112 Z ELLER, Die Lateinschule, S. 138f. 113 Z ELLER, Die Lateinschule, S. 139 (unter Hinweis auf WUB, Bd. 8, Nr. 2915f., S. 190-192). 51 WAIBLINGEN IM SPÄTMITTELALTER privilegierte Esslingen war als Stadt mit Sicherheit um vieles älter als Waiblingen.114 Ob der magister Konrad tatsächlich „gleichzeitig Lehrer in Esslingen war“, muß solange angezweifelt werden, wie keine stichhaltigen Beweise für diese exklusive Bedeutung des Wortes vorliegen. Bereits die in einer anderen zeitnahen Quelle für ihn gebrauchte Bezeichnung magister curie in Ezzelingen115 legt nämlich ein anderes Bedeutungsfeld des Wortes magister und eine andere Funktion des besagten Konrad nahe. In der 1984 erschienen systematischen Untersuchung zum Kloster Bebenhausen durch Jürgen Sydow im Rahmen der Germania Sacra wird Konrad als Hofmeister von Esslingen geführt. Hofmeister ist auch die wortwörtliche Übersetzung der lateinischen Bezeichnung magister curie. Als Konverse verwaltete er den dortigen Pfleghof des Klosters.116 Über solche Pfleghöfe setzten insbesondere die Zisterzienserklöster ihre produzierten Waren und Güter in den benachbarten Städten ab.117 Im übrigen hat das lateinische Wort magister eine breitgefächerte Bedeutung, die sich nicht auf ‘Schulmeister’ 114 Zu Esslingen vgl. Rainer JOOSS: Esslingen, in: Handbuch der badenwürttembergischen Geschichte, Bd. 2: Die Territorien im Alten Reich, hg. v. Meinrad SCHAAB und Hansmartin SCHWARZMAIER, Stuttgart 1995, S. 673-677; ferner PARET/U HLAND , Esslingen; Peter-Johannes SCHULER: Esslingen, in: Lexikon des Mittelalters, Bd. 4, München, Zürich 1989, Sp. 24f. 115 Vgl. WUB, Bd. 8, Nr. 3094, S. 313f. (1281 Dez. 8, o.O.). 116 Dazu SYDOW , Bebenhausen, S. 162, 171. Zum Esslinger Pfleghof vgl. auch Walter BERNHARDT: Die Geschichte der Pfleghöfe, in: Walter BERNHARDT/ Hans KOEPF: Die Pfleghöfe in Esslingen. Ausstellungskatalog, Esslingen 1982, S. 7-109, hier S. 14f.; Hans KOEPF: Die Baugeschichte der Pfleghöfe, in: ebd., S. 111-192, hier S. 145-149. 117 Vgl. Wilfried SCHICH : Topographische Lage und Funktion zisterziensicher Stadthöfe im Mittelalter, in: Der Adel in der Stadt des Mittelalters und der frühen Neuzeit, hg. v. Vera L ÜPKES u.a., Marburg 1995 (Materialien zur Kunst- und Kulturgeschichte in Nord- und Westdeutschland 25), S. 279-294; Werner R ÖSENER: Religion und Ökonomie. Zur Wirtschaftstätigkeit der Zisterzienser, in: Von Cîteaux nach Bebenhausen. Welt und Wirken der Zisterzienser, hg. v. Barbara SCHOLKMANN und Sönke LORENZ, Tübingen 2000 (Veröffentlichungen des Alemannischen Institus 67), S. 109-126, hier S. 117-120; Elke GOEZ: Süddeutsche Zisterzienserklöster und das Geld, in: ebd., S. 127-151. 52 WAIBLINGEN IM 13. JAHRHUNDERT einengen läßt.118 So finden sich nicht näher bezeichnete magistri auch auf dem Lande, wie der bereits erwähnte H. magister in Mulhausen in der Schiedsgerichtsurkunde von 1225 nahelegt.119 Allerdings existierte im Jahre 1302 tatsächlich ein Magister Konrad als Schulrektor in Esslingen. Dieser kann aber allein aus Gründen des zeitlichen Abstands beider Nennungen kaum mit dem oben genannten Magister Konrad identisch sein.120 Weitere Aufschlüsse kann erst eine vergleichende Untersuchung bringen, die hier leider nicht zu leisten ist. Die methodisch schwerwiegendsten Probleme weist allerdings der Vergleich der Zeugenlisten von 1267 und 1279 auf, der das Rückgrat der Argumentation von Martin Zeller bildet. Es ist eine altbekannte und auch von ihm konzedierte Tatsache, daß die Plazierung innerhalb einer Zeugenliste im Mittelalter rangabhängig war. Wenn dem so ist und hieran besteht kein Zweifel, dann muß man sehr ernst nehmen, daß der Waiblinger rector puerorum Algozus im Jahre 1267 nicht nach dem Bebenhäuser Kellermeister Friedrich und seinem Mitbruder Albert von Heimsheim geführt wurde wie der Esslinger magister und Bebenhäuser Konverse Konrad im Jahre 1279, sondern vor ihnen! Dies läßt sich leider nicht wegdiskutieren und da es nun einmal so ist, muß die Frage nach den Gründen hierfür gestellt werden. In diesem Zusammenhang 118 Jan Frederik NIERMEYER/Co van de KIEFT : Mediae Latinitatis Lexicon minus, Leiden u.a. 1997, S. 624f.; ferner J. VERGER: Magister universitatis, in: Lexikon des Mittelalters, Bd. 6, München, Zürich 1993, Sp. 91; sowie die verschiedenen Lexikaartikel ebd., Sp. 88-92. 119 Edition: STENZEL, Waiblingen, 1971, S. 56, Anm. 35. 120 Magist[er] Cunrad[us] Rector[.] Scolarum in Ezzelingen. Tatsächlich war er zusammen mit Diether Herter, Kirchrektor in Waiblingen, einer der Bürgen, die sich als potentielle Geiseln für Graf Gottfried I. von Tübingen in einem Vertrag mit dem Kloster Bebenhausen zur Verfügung stellten. Auch hier dürfte eine aktive Lehrertätigkeit eher auszuschließen sein; vgl. die Edition der Urkunde bei: SCHMID, Geschichte der Pfalzgrafen von Tübingen, Bd. 2: Urkundenbuch, Nr. 100, S. 107-113 (1302 Apr. 2, Bebenhausen), hier S. 113; dazu auch ebd., Bd. 1, S. 311-316. – Zu einem Spruch- und Liederdichter der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts vgl. H.-J. SCHIEWER: Schulmeister v. Esslingen, in: Lexikon des Mittelalters, Bd. 7, München 1995, Sp. 1591. 53 WAIBLINGEN IM SPÄTMITTELALTER gewinnen wiederum die in der Reihenfolge vor Algozus aufgeführten Zeugen an Wichtigkeit. Dies waren der bereits erwähnte Ritter Friedrich genannt Herter, seine beiden Brüder, ein Neffe und ein gewisser Diethalmus.121 Es gibt hierfür nur zwei Interpretationsmöglichkeiten: Sollte es sich bei Algozus um einen Bebenhäuser Mönch handeln, dann stand er in der durch die Positionierung auf der Zeugenliste zum Ausdruck gebrachten Rang vor dem Kellermeister. Sollte er hingegen nicht in den Bebenhäuser Kontext gehören, wofür im übrigen auch nichts spricht,122 dann gehörte er zur anderen Partei, d.h. entweder in den Umkreis Ottos von Tailfingen oder in denjenigen von dessen adligen Lehnsherren, den Hertern von Dußlingen. Zu letzterem könnte der bereits behandelte, seit 1288 mit dem Kirchrektor Diether Herter nachweisbare Einfluß des Geschlechtes in Waiblingen passen. Festgehalten werden sollte hier noch einmal, daß auch die Urkunde von 1267 genau wie die vier späteren, den Kirchrektor betreffenden, keine Waiblinger Angelegenheiten behandelte, sondern wieder die Bebenhäuser Interessen südlich des Schönbuches tangierte. Letztendlich wird nicht zu klären sein, welche Aufgaben der rector puerorum in Wabelingen erfüllte und ob er sie in Waiblingen erfüllte. Zu einem geregelten Schulbetrieb in einer aufstrebenden Stadt wollen die Aktivitäten des Algozus jedenfalls nicht recht passen. Neuere Forschungen zum mittelalterlichen Schulwesen lassen sich mit diesem Befund konfrontieren und bieten die Chance, weitere Klärung in diese Angelegenheit zu bringen.123 Martin Kintzinger hat in seiner anregenden Studie über 121 Testes: Fri. miles dictus Herter et fratres illius D. et D., Diemo filius D., Diethalmus, Algozus rector puerorum in Wabelingen, Fri. celerarius in Bebenhusen, conversi ibidem, B. dictus Hunger et H. dictus Gallus. Item in Alvingen R. caupo et R. filius eius, H. dictus Bonise et Otte filiaster eius; WUB, Bd. 6, Nr. 1889, S. 282. 122 Auch SYDOW , Bebenhausen, verzeichnet ihn nicht auf seiner chronologischen Liste der Bebenhäuser Mönche; ebd., S. 263-265. 123 Martin KINTZINGER: Das Bildungswesen der Stadt Braunschweig im hohen und späten Mittelalter. Verfassungs- und institutionengeschichtliche Studien zu Schulpolitik und Bildungsförderung, Köln u.a. 1990 (Beihefte zum Archiv für Kulturgeschichte 32). 54 WAIBLINGEN IM 13. JAHRHUNDERT das Bildungswesen der Stadt Braunschweig im hohen und späten Mittelalter einige grundsätzliche Untersuchungen zum Thema ‘Stadt und Schulen’ angestellt. In diesem Zusammenhang konnte er genuin städtische Schulen, d.h. Schulen in der Ägide des Rates und der Bürgerschaft, erst ab dem frühen 15. Jahrhundert nachweisen.124 In einer bedeutenden alten Stadt wie Braunschweig wurde das frühe Bildungswesen in erster Linie von den Stiftsschulen und vereinzelten Klosterschulen getragen.125 Trotz Waiblingens wie auch immer gearteter hochmittelalterlicher Bedeutung fehlen dort nach heutigem Kenntnisstand aber faktisch solche geistlichen Institutionen. Wenn beides demnach ausfällt, bleibt noch ein letztes übrig: die Pfarrschule. Solche Pfarrschulen lassen sich bereits für das 13. Jahrhundert nachweisen; sie waren aber keineswegs ein rein städtisches Phänomen.126 Aus dem Liber decimationis von 1275 hatten wir bereits weiter oben erfahren, daß die Waiblinger Pfarre keineswegs gering dotiert war.127 Sie könnte von daher durchaus eine Pfarrschule besessen haben. Über die Lehrinhalte solcher Pfarrschulen wissen wir wenig. Vorrangiges Ziel war es aber offensichtlich, „Kinder zur Teilnahme am Gottesdienst in liturgischen Hilfsfunktionen heranzubilden und sie zu diesem Zweck in die Anfangsgründe der lateinischen Sprache und des Gesanges einzuweisen“.128 Es waren vor allem sogenannte Armenschüler, die diese Pfarrschulen besuchten. Für sie „war der schulische Unterricht häufig von zumindest nachgeordneter Bedeutung gegenüber der Ausbildung in liturgischen Hilfsdiensten“. 124 KINTZINGER, Das Bildungswesen der Stadt Braunschweig, S. 230-338; vgl. ferner den Forschungsüberblick ebd., S. 338-350. 125 KINTZINGER, Das Bildungswesen der Stadt Braunschweig, S. 67-148. 126 KINTZINGER, Das Bildungswesen der Stadt Braunschweig, S. 187-191; J. VERGER u.a.: Schule, in: Lexikon des Mittelalters, Bd. 7, München 1995, Sp. 1582-1589; ferner Franz Anton SPECHT: Geschichte des Unterrichtswesens in Deutschland, von den ältesten Zeiten bis zur Mitte des dreizehnten Jahrhunderts, Stuttgart 1885, Nachdr. Stuttgart 1967, S. 26f., 246-250. 127 Vgl. das vorherige Kapitel. 128 KINTZINGER, Das Bildungswesen der Stadt Braunschweig, S. 187-191 (Zitat ebd., S. 188). 55 WAIBLINGEN IM SPÄTMITTELALTER Motivation für den Schulbesuch war die damit gebotene Möglichkeit, „später in eine der verschiedenen und zahlreichen Positionen des niederen Klerus einrücken zu können“.129 Erinnert man sich an die verschiedenen Pfründen, die der Liber decimationis aufführt, dann wird deutlich, daß sich hier ein weites Feld auftat. Denn jeder der dort erwähnten Pfründeninhaber konnte sich wiederum von Hilfskräften aus dem sozial breitgefächerten Niederklerus vertreten lassen bzw. weitere zu geistlichen Verrichtungen heranziehen. Vielleicht war Algozus tatsächlich der Leiter der Waiblinger Pfarrschule, vielleicht war aber auch er wiederum nur der Inhaber einer entsprechenden Pfründe, der sich vor Ort ebenfalls vertreten ließ.130 Es wird offen bleiben müssen, als wer er anzusprechen ist. Ebenso muß offen bleiben, ob er ein früher Vertreter der später über Generationen in Waiblingen nachweisbaren Familie Adelgos ist.131 Vielleicht müssen wir in ihm einen Schreibkundigen aus dem Umkreis der Herter sehen, der genau wie Diether Herter in irgendeiner Form in Waiblingen bepfründet war. Aufgrund seiner Plazierung in der Zeugenliste verfügte er über keine geringe soziale Position. Vielleicht war er Weltpriester und aufgrund dieser Dignität vor die Mönche gestellt. Nun könnte man spekulieren, ob er für das Urkundengeschäft auf seiten der Herter verantwortlich war. Wenn wir mehr über die Diplomatik der Privaturkunden des 13. Jahrhunderts in dieser Region wüßten, wären solche Annahmen vielleicht überprüfbar. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt sind sie es leider nicht. In jedem Fall wäre zu sagen, daß er nicht als das aufzufassen ist, für das er bislang gehalten wurde: Als Zeuge für eine städtische Lateinschule. 129 KINTZINGER, Das Bildungswesen der Stadt Braunschweig, S. 189. 130 Zur persönlichen Präsenz und zum Auseinandertreten von Rektoren- und Magisteramt an Braunschweiger Stiftsschulen vgl. KINTZINGER, Das Bildungswesen der Stadt Braunschweig, S. 103-129. 131 Vgl. dazu unten das Kapitel „Bausteine zu Sozialgeschichte Waiblingens im Spätmittelalter“. 56 einer Wirtschafts- und WAIBLINGEN IM 13. JAHRHUNDERT Städtische Entwicklung und Amtsträger im 13. Jahrhundert Wir kommen nun zu der Kardinalfrage aller Waiblinger Geschichtsforschung: Wann wurde Waiblingen zur Stadt? Konsultiert man die Forschung, dann ist dies darin zwar eher indirekt, aber mit der Umschreibung ‘um 1250’ recht eindeutig datiert. Wie eingangs bereits dargestellt wurde, hat man sich auf den 1950 formulierten Vorschlag Hansmartin Decker-Hauffs weitgehend geeinigt. Es wurde bereits erwähnt, daß Decker-Hauff 1985 eine frühere Datierung vornahm, die er aber wiederum mit politischen Konzeptionen der Grafen von Württemberg begründete. Allerdings muß noch einmal betont werden, daß die Quellenlage in beiden Fällen mehr als dürftig ist. Gehen wir den methodisch solideren Weg und untersuchen, ab wann sich städtische Funktionen, Ämter oder sonstige Indikatoren nachweisen lassen. Diese setzen zeitlich erst um einiges später ein. Am 5. April des Jahres 1265 gestatteten die Grafen Ulrich und Eberhard von Württemberg dem Kloster Salem den Kauf von 13 Morgen Ackerlandes bei Waiblingen, die ihnen seit alters her gehörten. Sie waren in das Geschäft eher indirekt involviert, als eigentlicher Verkäufer agierte ein gewisser Berngerus carnifex. Dieser hatte die Grafen als Besitzer zuvor dafür entschädigt.132 Obwohl wir hier erfahren, daß die Württemberger bei Waiblingen Besitz hatten, ergibt die Rechtsmaterie der Urkunde für den Stadtcharakter Waiblingens und die Frage nach der Stadtherrschaft herzlich wenig. Einzig die Tatsache, daß unser Verkäufer Bernger als carnifex, also als Fleischhauer oder Fleischer bezeichnet wird,133 könnte auf die städtische Qualität Waiblingens hindeuten. Doch muß man zunächst methodisch einschränken, daß wir bereits im 13. Jahrhundert Nachnamen besitzen. Von daher ist es schwer zu entscheiden, ob hier ein Fleischer oder ein Mann namens Fleischer als 132 WUB, Bd. 6, Nr. 1805, S. 195. 133 Vgl. NIERMEYER/KIEFT, Mediae Latinitatis Lexicon minus, S. 146. Die in gängigen Schulwörterbüchern angebotene Übersetzung von carnifex mit Henker, Scharfrichter ist hier unzutreffend; vgl. Langenscheids Großes Schulwörterbuch Lateinisch-Deutsch, 7. Auf. Berlin u.a. 1981, S. 159. 57 WAIBLINGEN IM SPÄTMITTELALTER Verkäufer auftrat. In diesem Falle können wir allerdings von einem Handwerk ausgehen, da uns die gleiche Person drei Jahre später in einer weiteren Salemer Urkunde als Müller und Fleischer von Waiblingen (molendinator et carnifex de Waibelingin) begegnet.134 Fleischer gehörten im Mittelalter zu den bedeutenderen und wohlhabenderen Handwerkern. Sie waren als spezialisiertes Gewerbe mehr als andere „abhängig vom Vorhandensein einer städtischen, auf die Marktversorgung mit Lebensmitteln angewiesenen Bevölkerung“.135 Aufschlußreich ist auch die Zeugenliste des Dokumentes von 1265, für die allerdings ähnliche methodische Einschränkungen gemacht werden müssen. Als Zeugen traten auf: Berthold (der) Schultheiß (Berhtoldus scultetus), Eppo (der) Salzmacher (salifex), Anselm (der) Ungelter (Anshelmus ungeltarius), Heinrich Bårgarius, Konrad Waiblinger, Ludwig (der) Krämer (i nstitutor), Trautwein (Trivtwinus) Houesoesche136 sowie drei genannte Salemer Brüder. Ich habe den bestimmten Artikel jeweils bewußt in Klammern gesetzt, um aufzuzeigen, daß beide Lesarten der Beinamen möglich sind: mit bestimmtem Artikel wäre es eine Funktions- oder Berufsbezeichnung und ohne ein Familienname. Man wird es im einzelnen nicht zweifelsfrei entscheiden können, doch gibt uns die Reihung innerhalb der Liste zumindest Hinweise auf die Dignität. Von daher darf man die erstgenannte Person getrost als die würdigste bezeichnen. Damit liegt aber nahe, daß der genannte Berthold (Berhtoldus scultetus) nicht nur Schultheiß hieß, sondern auch als ein solcher fungierte. Ein Schultheiß ist im übrigen ein Amtsträger, der im Mittelalter in 134 Es handelte sich 1268 um eine ähnliche Transaktion. Käufer war wieder das Kloster Salem, in dessen Archiv sich die Urkunde auch abschriftlich erhalten hat. Wieder handelte es sich um ein ursprüngliches Lehen, zu dessen Verkauf der Lehnsherr sein Einverständnis erteilte. Der Besitz lag dieses Mal in Fellbach, tangierte also Waiblinger Belange nicht; Teiledition: WUB, Bd. 6, Nr. 1972, S. 364 (Druck nach dem Salemer Kopialbuch). 135 Vgl. H.-P. BAUM: Fleisch, Fleischer, in: Lexikon des Mittelalters, Bd. 4, München, Zürich 1989, Sp. 541-545, hier S. 542. 136 Die Deutungen von Gerhard Fritz zu dieser Gruppe gehen meines Erachtens methodisch zu weit; vgl. FRITZ, Waiblingen und Umgebung, hier S. 41. Vgl. bereits die Einschränkungen der Editoren im WUB, Bd. 6, Nr. 1805, S. 195. 58 WAIBLINGEN IM 13. JAHRHUNDERT der ländlichen Grundherrschaft genauso vorkam wie im städtischen Rahmen. In unserem Fall will es scheinen, als träte uns mit ihm erstmalig ein städtischer Amtsträger entgegen. Dafür sprechen nicht zuletzt die übrigen Personen der Liste, deren Beinamen, wie auch immer sie zu interpretieren sind, als Ensemble nicht unbedingt in die ländliche Sphäre passen. Gerhard Fritz interpretierte auch die dritte Person als einen potentiellen Amtsträger. Tatsächlich wäre es möglich, daß mit Anselm (dem) Ungelter (Anshelmus ungeltarius) kein Träger eines solchen Familiennamens,137 sondern ein Funktionsträger gemeint ist. Der Ungelter war in mittelalterlichen Städten für die Erhebung und Einnahme des sog. Ungelds zuständig. Dabei handelte es sich um Verbrauchssteuern, besonders aber um Abgaben auf Wein und andere Getränke.138 Blicken wir in die weitere Überlieferung, dann begegnet ein Schultheiß noch an mehreren Stellen. Am 17. Februar 1270 kaufte das Spital von Esslingen vom Konvent zu Steinheim die Güter des Tuwinger von Korb. Unter den Zeugen findet sich – wie oben schon einmal angesprochen – Eppo, Pleban der Kapelle von Waiblingen. Direkt hinter ihm folgt Wolfram, Schultheiß daselbst.139 1273, also drei Jahre später, fungierte der Schultheiß R. von Waiblingen (R. scultetus de Wabelingen) als einer von fünf Schiedsrichtern in der Streitsache zwischen Propst und Konvent zu Adelberg und dem Schultheiß sowie der Gemeinschaft der Bürger von Waiblingen (scultecu[s] ac universita[s] civium de Wabelingen). Es ist offenkundig, daß sich hier bereits mehr abzeichnet. Auch der Inhalt der Urkunde ist aufschlußreich. Es wurden genaue Vereinbarungen über die Rechte des Klosterbesitzes innerhalb der Stadtgrenzen (ad terminos ipsius civitatis) getroffen, für die das Kloster einen Zins in Höhe von 26 Schilling Heller jedes Jahr im November am Martinstag zu leisten hatte. Für das Haus sollte das Kloster einen Prokurator bestellen, der alle bürgerlichen Rechte hinsichtlich Kauf und Verkauf wie andere Bürger 137 In Esslingen existierte um diese Zeit eine Familie dieses Namens; vgl. FRITZ, Waiblingen und Umgebung, S. 41; UB Esslingen 1, S. 704f. 138 Vgl. ISENMANN, Die deutsche Stadt, S. 171-176 u.ö.; Franz IRSIGLER: Akzise, in: Lexikon des Mittelalters, Bd. 1, München, Zürich 1978, Sp. 261. 139 Edition: WUB, Bd. 7, Nr. 2124, S. 70; Regest: UB Esslingen 1, Nr. 110, S. 26. 59 WAIBLINGEN IM SPÄTMITTELALTER auch besitzen sollte. Darüber hinaus sollte er von allen weiteren Lasten befreit sein. Sollte ein anderer Bürger der Stadt in diesem Haus wohnen, sollte dieser Bürger sein bislang genossenes Recht nicht verlieren. Wenn das genannte Kloster irgendetwas von seinem Besitz in der Stadt verkaufen oder ausgeben sollte, sollte sich der zu zahlende Zins mindern oder mehren.140 Deutlich ist hier die Position des Waiblinger Schultheißen nicht nur als bestellter Richter, sondern auch als Exponent der Waiblinger Bürgerschaft zu erkennen. Ohne den Aussagegehalt des Dokumentes überstrapazieren zu wollen, lassen sich doch lokale Rechts- und Verfassungsverhältnisse daraus ableiten. Quellenkritisch muß man allerdings betonen, daß wir es hier nicht mit einem städtischen Verfassungsdokument zu tun haben. Einzig aufgrund eines konkreten Streitfalles, nämlich dem der Stadt mit dem Kloster, sind sie uns überliefert worden. Doch was kann man daraus ableiten? Es existierte im Jahre 1273 nicht nur ein Schultheiß in Waiblingen, sondern auch eine universitas civium, also eine Bürgergemeinde. Diese hatte, wie man der Urkunde indirekt entnehmen kann, ihre eigene Rechte und Pflichten, d.h. sie war organisiert und besaß so etwas wie eine Verfassung. Man spricht in der vergleichenden Städteforschung damit von einer damals bereits bestehenden verfaßten Bürgergemeinde. Das Kloster Adelberg hatte damals Besit z innerhalb der Stadt, um dessen Steuerleistung es offenbar zum Konflikt gekommen war. Ein Schiedsgericht vermittelte zwischen den Kontrahenten und regelte das weitere Verfahren. Jeder Bürger genoß bestimmte Freiheiten, die auch ein Wohnort in Klosterbesitz nicht schmälern konnte. Für den Besitz innerhalb der Stadt hatte das Kloster einen bestimmten jährlichen Zins zu leisten, der offenbar von der 140 60 ... quod ipsa ecclesia in festo beati Martini pro omnibus bonis ad terminos ipsius civitatis spectantibus XXVI solidos Hallensium persolvant et quicunque eiusdem domus ab ipsa ecclesia procurator constitutus fuerit, omnia iura civilia in emptione et venditione inducendo educendo traducendo teneatur sicut alii cives et deinceps de omni genere inpetitionis liberi sint et inmunes plena ac perfecta gaudentes libertate. Ad hec adiecimus, ut si aliquis civis eiusdem civitatis in predicta domo locaretur, prefati cives suo iure actenus habito nullatenus privarentur. Si vero sepedicta ecclesia aliqua vendat vel emat, secundum quantitatem possessionum censum minuant vel augmentent; Edition: WUB, Bd. 7, Nr. 2313, S. 221f., hier S. 222. WAIBLINGEN IM 13. JAHRHUNDERT Größe des Besitzes abhängig war. Jeder Bürger hatte Steuern zu zahlen, davon wollte man auch das Kloster nicht entbinden. Erneut hört man vom Waiblinger Schultheiß, als er am 13. März 1280 zusammen mit zwei Waiblinger Bürgern (.. scultetus in Weibelingen, Gebure, .. dictus Heckebacher cives in Weibelingen) die durch das Landkapitel beurkundete Seelgerätstiftung der Laienschwester Mergard von Waiblingen an den Konvent von Weiler mitbezeugte.141 Am 8. Februar 1291 stellte sich der Waiblinger Schultheiß Hildebrand (Hiltbrandu[s] scultetu[s]) in der Stadt Esslingen als einer der Bürgen (fideiussores) bei einem Grundstücksgeschäft zur Verfügung. Die aus württembergischem Hause stammende Gräfin Adelheid von Sigmaringen verkaufte damals mit Einverständnis ihres Verwandten, Graf Eberhard von Württemberg, dem Esslinger Großbürger Hugo Nallinger einen Weinberg.142 Aus dem Jahr 1300 datiert eine Urkunde, in der wir weitere städtische Amtsträger kennenlernen. Am 22. Oktober des Jahres verkauften die Brüder Konrad und Albrecht ‘die Mesner von Waiblingen’ eine Gülte, d.h. eine Grundrente, an Schwester Adelheid ‘die Konstantinin’ von Esslingen in Höhe von 10 Schilling Heller. Sie stammte aus verschiedenen Ackerstücken in einem Gesamt umfang von vier Morgen, die ein gewisser Fuhs gennant Ramili zi Waibelingin bebaute. Auch diese Urkunde besitzt eine Zeugenliste, aus der wir erfahren, daß ‘bei dieser Rede’, d.h. bei diesem Rechtsgeschäft, Friedrich Hagen und Magir Arnolt unde der Gozi und Drabot der medzigar, 141 Edition: WUB, Bd. 8, Nr. 2946, S. 210. Die Auslassungen finden sich bereits in der Edition und wohl auch in der Vorlage. Bei dem erwähnten Heckebach handelt es sich wohl um das nahegelegene (Groß- oder Klein-)Heppach (s. Urkundentext). Ob damit ein individueller Herkunftsort oder ehemaliger der Familie gemeint ist, läßt sich natürlich nicht mehr sagen. Zur Schenkung vgl. UHRLE , Das Dominikanerinnenkloster Weiler, S. 25f. Zu personellen Beziehungen um diese Zeit vgl. ebd., Nr. 7 und 16, S. 136f. 142 quinque iugera vinearum nostrarum in monte dicto Goltperc vineis C. dicti Húser versus aquilonem assitarum; Edition: WUB, Bd. 9, Nr. 4083, S. 431-433 (Zitat ebd., S. 431); Regest: UB Esslingen 1, Nr. 239, S. 93f. Zu Adelheid vgl. Oliver AUGE : Adelheid, in: Das Haus Württemberg. Ein biographisches Lexikon, hg. v. Sönke LORENZ u.a., Stuttgart u.a. 1997, S. 12. 61 WAIBLINGEN IM SPÄTMITTELALTER rihtar von Waibelingin, als Zeugen anwesend waren.143 In den gleichen Zusammenhang gehört eine Urkunde, die eineinhalb Jahre später, am 2. April 1302, ausgestellt wurde. Markward Mesner von Waiblingen verkaufte an dieselbe Schwester Adelheid und ihre Erben eine Gülte in Höhe von einem Pfund Heller. Die Gülte stammte aus seinem Weingarten der zesewi lit. Auch diese Urkunde verzeichnet die Zeugen: Es waren Trabot ‘der mezilar’ und Benz ‘der giloiar’, Richter, sowie Hildebrand (der) Schreiber (schiribar) von Waiblingen.144 Wir können also festhalten, daß spätestens im Jahre 1300 die Reihe städtischer Funktionsträger sich um einen oder mehrere Richter und einen Schreiber erweitert hatte. Doch handelten in diesem Falle die Richter keineswegs in richterlichen Angelegenheiten, sondern lediglich als Zeugen von verschiedenen Rechtsgeschäften. Diese haben sich – daran sei noch einmal erinnert – im gleichen Archivbestand und somit rein zufällig erhalten, da sie mit Schwester Adelheid (der) Konstantinin aus Esslingen, Käuferin beider Gülten, ein und dieselbe Person betrafen. Festzuhalten ist, daß dieser Rechtshandel in Anwesenheit der Richter getätigt wurde. Ob er vor ihnen als Vertreter des Stadtgerichtes geschah, wird aus der Urkunde zumindest formal nicht ersichtlich. Die Richter waren nämlich nicht die Aussteller des Rechtsdokumentes, sondern lediglich seine Zeugen. Es sollte aber hinzugefügt werden, daß das Siegel der Stadt unter beiden Urkunden hängt. Mit anderen Worten, die Stadt Waiblingen fungierte als Beurkundungsinstanz. Man darf und muß sich natürlich fragen, welche Aufgaben die Waiblinger Richter noch erfüllten und wieviele Richter es überhaupt zur gleichen Zeit gegeben hat. Die Urkunden sind in dieser Hinsicht nicht eindeutig, da das Wort Richter auch im Mittelhochdeutschen sowohl im Singular wie im Plural 143 Bi dirri redi sint gewesin unde sint ir gizuik [= Zeuge] Friderich Hagin und Magir Arnolt unde der Gozi und Drabot der medzigar, rihtar von Waibelingin; Edition: UB Esslingen 1, Nr. 333, S. 147f. (1300 Okt. 22). 144 Regest: UB Esslingen 1, Nr. [333], S. 148, Anm. 2 (1302 Apr. 2). Wahrscheinlich dasselbe Rechtsgeschäft wird einige Jahre später mit leicht modifizierten Personennamen im Urbar des Esslinger Spitals erwähnt: Vinea dicti Glue ger, sita in Sev. [?], que quondam fuit mae rchli dicti Mesener [...] qua[m] dicta Kústerinin [!] legavit; RAISCH , Das Esslinger Urbar von 1304, S. 122, Hand G (das Fragezeichen im Text stammt vom Editor). 62 WAIBLINGEN IM 13. JAHRHUNDERT gebraucht werden kann. Geht man wieder von einer durch die Reihung zum Ausdruck gebrachten Rangstellung aus, dann wäre zu konstatieren, daß in der Zeugenliste von 1300 insgesamt vier Personen genannt werden. Der Zusatz „Richter“ steht erst nach dem letztgenannten Drabot, dem medzigar. Drabot (oder Trabot), der Metzger, kommt in beiden Fällen vor. Bei der älteren Urkunde steht er nach dem nicht weiter bezeichneten Gozi an zweiter, bei der von 1302 vor Benz dem giloiar an erster Stelle. 145 Die wechselnde Namenfolge könnte entweder auf den zwischenzeitlich erfolgten Tod eines der Richter oder auf mögliche Amtsperioden hindeuten, da erst Gozi und Drabot/Trabot amtierten, eineinhalb Jahre später dann Trabot und Benz. Damit wäre Benz 1302 als ‘Nachrücker’ bzw. neu hinzugekommener Richter zu interpretieren, während Trabot als ‘altgedienter’ an die vordere Stelle gelangte. Diese Annahme muß aber eine reine Vermutung bleiben. Daß wir diese Richter nicht in ihrer ureigensten Aufgabe, nämlich der Rechtsprechung, nachweisen können, ist sicher nicht zuletzt überlieferungsbedingt. Doch darf nicht vergessen werden, daß das Amt des Richters auch innerhalb der städtischen Verfassung von Belang war. Die ersten Nachweise darüber besitzen wir in der für die Geschichte Waiblingens wichtigen Urkunde vom 5. August 1312. Von ihr soll unten in einem eigenen Kapitel die Rede sein. Fassen wir die in diesem Kapitel ermittelten Befunde kurz zusammen, dann läßt sich folgendes festhalten: Wir haben es in Waiblingen seit Mitte der 1260er Jahre mit vermehrten Anzeichen für die Entwicklung hin zur Stadt zu tun. Darunter fallen „städtische“ Handwerke wie das des Metzgers, aber auch rechtliche Indikatoren wie gesonderte Rechtsverhältnisse. Das wichtigste Datum ist dabei 1273, da in einer Urkunde dieses Jahres sowohl die civitas Waiblingen wie eine verfaßte Bürgergemeinde, also eindeutige städtische ‘Leitfossilien’, bezeugt sind. Darüber hinaus lassen sich Amtsträger nachweisen, wobei der Schultheiß seit den 1270er Jahren am klarsten hervortritt. Um die Wende zum 14. Jahrhundert fällt auch die erste Erwähnung von Richtern. 145 Vgl. UB Esslingen 1, S. 148. 63 Emanzipationsversuche um 1300 Erstes Stadtsiegel und Hildebrand, der „Schreiber von Waiblingen“ Die Urkunde vom 5. August 1312 ist nicht nur ein wichtiges Dokument für die städtische Verfassungsentwicklung Waiblingens, sie ist zudem die erste erhaltene Urkunde, die die Stadt und ihre Repräsentanten selbst ausstellten. Üblicherweise wurden und werden Urkunden durch eine Besiegelung rechtsgültig. Solche Siegel sind heute technisch nichts als schlichte Stempel, im Mittelalter bediente man sich – wie allgemein bekannt – meist aufwendigerer Formen. Normalerweise handelte es sich um angehängte oder aufgedrückte Wachssiegel. Die höchsten Würdenträger konnten sich aber auch Metallsiegel, sogenannter Bullen, bedienen; Gold war dabei Königen und Kaisern, Blei den Päpsten vorbehalten.1 Wir befinden uns mit Waiblingen also in der Welt der Wachssiegel. Solche an Urkunden befestigten Siegel sind in jüngerer Zeit auch als Indikatoren für die städtische Verfassungsentwicklung herangezogen worden.2 Die These lautet dabei kurz und knapp und in modernen Worten: Wenn eine Stadt ein Siegel führt, dann ist sie eine juristische Person. Sie ist damit eigenständig rechtlich handlungsfähig. 1 Vgl. dazu den knappen Abriß bei: Joachim SPIEGEL u.a.: Siegel, in: Lexikon des Mittelalters, Bd. 7, München 1995, Sp. 1848-1861. 2 Manfred GROTEN: Studien zur Frühgeschichte deutscher Stadtsiegel, Trier, Köln, Mainz, Aachen, Soest, in: Archiv für Diplomatik 31 (1985), S. 443-478; Hermann JAKOBS: Nochmals Eugen III. und die Anfänge europäischer Städtesiegel, in: Archiv für Diplomatik 39 (1993), S. 85-148; Toni DIEDERICH : Siegel als Zeichen städtischen Selbstbewußtseins, in: Anzeiger des Germanischen Nationalmuseums und Berichte aus dem Forschungsinstitut für Realienkunde (1993), S. 142-152; Harald DRÖS/Hermann JAKOBS: Im Zeichen einer neuen Klasse. Zur Typologie der frühen Stadtsiegel, in: Bild und Geschichte. Studien zur politischen Ikonographie. Festschrift Hansmartin Schwarzmaier, hg. v. Konrad KRIMM und Herwig JOHN , Sigmaringen 1997, S. 125-178. 65 WAIBLINGEN IM SPÄTMITTELALTER Ob damit gleichzeitig politische Autonomie verknüpft war, wird in der Forschung kontrovers diskutiert. Vor diesem Hintergrund ist es aufschlußreich, das Waiblinger Stadtsiegel und die Urkunden, an denen es befestigt ist, genauer zu betrachten. Zur Überlieferung wäre zu sagen, daß alle Urkunden, an denen frühe Waiblinger Siegel befestigt sind, in Esslinger Archiven überliefert wurden. Die erste nachweisbare Urkunde, an der das Siegel der Stadt hängt, ist gar nicht von ihr selbst ausgestellt, sondern von Gräfin Adelheid von Sigmaringen. 3 Von ihr war bereits in anderem Zusammenhang die Rede. Am 8. Februar 1291 verkaufte sie mit Einwilligung ihres Vetters, des Grafen Eberhard von Württemberg, dem Esslinger Großbürger Hugo gen. Nallinger einen Weinberg auf dem Goldberg. Als Bürgen tauchen darin u.a. eine Reihe Waiblinger Bürger auf, die vom Schultheiß Hildebrand (Hiltbrandu[s] scultetu[s]) angeführt wird. Vielleicht erklärt dies das Vorhandensein des Waiblinger Siegels. In der Siegelankündigung, der sog. Corroboratio, heißt es, Adelheid habe zur Bezeugung der Authentizität der Urkunde das Siegel ihres Verwandten Eberhard von Württemberg, ihr eigenes, das der Bürgergemeinde von Esslingen (universita[s] civium in Ezzelingen) sowie das der vill[a] de Waibelingen anbringen lassen. Man erkennt hier feine Unterschiede in der Bezeichnung von Esslingen und Waiblingen. Während der Text vom Esslinger Siegel als dem der Bürgergemeinde spricht, wird Waiblingen nur pauschal als villa4 bezeichnet. Bürger oder Bürgergemeinde werden hier nicht erwähnt, obwohl im Urkundenkontext von Waiblinger Bürgern (cives de Waibelingen) gesprochen wird. Da alle Siegel noch an der im Original erhaltenen Urkunde hängen, besteht die Möglichkeit, das Waiblinger Siegel genauer zu betrachten. Es ist wie ein 3 Edition: WUB, Bd. 9, Nr. 4083, S. 431-433; Regest UB Esslingen 1, Nr. 239, S. 93f. 4 Zum Begriff vgl. Hermann WEISERT : Die Städte der Tübinger um den Schönbuch, in: Die Pfalzgrafen von Tübingen. Städtepolitik, Pfalzgrafenamt, Adelsherrschaft im Breisgau, hg. v. Hansmartin DECKER-HAUFF u.a., Sigmaringen 1981, S. 39-56, S. 53; Jürgen SYDOW : Das Stadtrecht in den Gründungen der Pfalzgrafen, in: ebd., S. 57-70, hier S. 66f. 66 EMANZIPATIONSVERSUCHE UM 1300 Schild geformt, d.h. ein langgestrecktes Dreieck mit nach unten zeigender Spitze. Sein Format beträgt 48 mal 35 Millimeter. Auf dem Siegelbild befinden sich drei parallel übereinander plazierte waagerechte Hirschstangen mit jeweils vier Enden, d.h. insgesamt fünf Zinken. Da das Siegelwachs am Rande streckenweise abgebröckelt ist, hat sich die Umschrift nicht vollständig erhalten, ist aber gut rekonstruierbar. Sie beginnt in der oberen Mitte und lautet ergänzt im Uhrzeigersinn + S . CIVIUM . IN . WAIBELINGEN, ausgeschrieben + S[igillum] civium in Waibelingen, auf deutsch ‘Siegel der Bürger in Waiblingen’. 5 Formulierungen, die dieser Umschrift ähneln, finden sich auch auf anderen Stadtsiegeln der folgenden Jahrzehnte.6 Eberhard Gönner hat darauf hingewiesen, daß Waiblingen die einzige Stadt ist, die im 13. Jahrhundert „als Wappen die drei Hirschstangen übernommen hat“. 7 Die Hirschstangen führten aber auch die Grafen von Württemberg spätestens seit 1241 in ihrem Siegel. 8 Alle übrigen Städte, die ein vergleichbares Wappenbild führen, sind erst frühestens im 14. Jahrhundert nach ihrem Übergang an Württemberg dazu gekommen.9 5 Vgl. die Beschreibung in: WUB, Bd. 9, Nr. 4083, S. 431-433, hier S. 433; UB Esslingen 1, S. LV. Abbildungen dieses Siegelabdrucks finden sich u.a. bei STENZEL, Waiblingen, 1936, Abb. 4, S. 58; Eberhard GÖNNER: Siegel und Wappen der Stadt Waiblingen, in: Waiblingen in Vergangenheit und Gegenwart 2 (1967), Abb. 1, S. 17. 6 Im Esslinger Urkundenbuch findet sich eine Synopse zeitgenössischer Stadtsiegel, die entsprechende Vergleichsmöglichkeiten bietet; UB Esslingen 1, S. LIVf. Analoge Formulierungen S[igillum] civium in [N. N.] bieten die Siegel von Calw (1311), Leonberg (1312, 1332 u.ö.), Rottenburg (1330) und Weil der Stadt (1356). Ähnlich verbreitet ist die verwandte Formulierung S[igillum] civium de [N. N.]; Beispiele vgl. ebd. 7 GÖNNER, Siegel und Wappen der Stadt Waiblingen, S. 8f. 8 Dieter MERTENS: Ulrich I. der Stifter (mit dem Daumen), in: Das Haus Württemberg. Ein biographisches Lexikon, hg. v. Sönke LORENZ u.a., Stuttgart u.a. 1997, S. 20-22, hier S. 22. 9 Es handelt sich dabei um Backnang, Sindelfingen, Tuttlingen, Winnenden und Kleingartach; G ÖNNER, Siegel und Wappen der Stadt Waiblingen, S. 8f. 67 WAIBLINGEN IM SPÄTMITTELALTER Erneut begegnen wir diesem Siegel erst ein knappes Jahrzehnt später. Die bereits in anderem Zusammenhang behandelten, miteinander zusammenhängenden Urkunden von 130010 und 130211 tragen es. Doch auch hier fungierte die Stadt nicht als Urkundenaussteller, sondern mehrere Mitglieder der Waiblinger Familie Mesner. Städtische Funktionsträger tauchen allerdings in den jeweiligen Zeugenlisten auf. Es handelt sich um die schon genannten Richter und dazu im Jahre 1302 um den Schreiber Hildebrand von Waiblingen. Die Urkunde von 1300 besitzt eine Siegelankündigung, die im Esslinger Urkundenbuch ediert ist. Wie die ganze Urkunde ist sie nicht in lateinischer, sondern in deutscher Sprache verfaßt und lautet: Daz diz stati si unde ainikirek bilibi darumbi gen wir disen brief mit der stet insigil zi Waibelingin gifestinot.12 Übersetzt: ‘Damit dies fest und unangefochten bleibe, geben wir diesen Brief mit dem Siegel der Stadt Waiblingen gefestigt’. Hier spricht vermutlich schon so etwas wie städtisches Selbstverständnis zu uns. Auch die Urkunde von 1312, die ja erstmals die Stadt selbst als Aussteller nennt, spricht in ihrer Siegelankündigung von der stet insigel von Waibelingen.13 Das darin angekündigte Stadtsiegel ist allerdings ein deutlich anderes als die drei vorherigen. Bevor davon die Rede ist, müssen die politischen Hintergründe noch in einem eigenen Kapitel geklärt werden. Berücksichtigt man die Siegelankündigungen, dann kann man feststellen, daß in den letzten beiden besprochenen Fällen immer von der Stadt Siegel zu (oder von) Waiblingen gesprochen wird, d.h. hier ist die Selbstbezeichnung ‘Stadt’ implizit enthalten. Aufschlußreich wäre sicher ein Vergleich mit anderen Städten. Konsultiert man als eine Art Stichprobe die sicher nicht repräsentativen Nachweise im Esslinger Urkundenbuch, dann ist Waiblingen verglichen mit den übrigen Beispielen mit dem Nachweis eines Siegels im Jahre 1291 sehr früh vertreten.14 10 Edition: UB Esslingen 1, Nr. 333, S. 147f. (1300 Okt. 22). 11 Regest: UB Esslingen 1, Nr. [333], S. 148, Anm. 2 (1302 Apr. 2). 12 UB Esslingen 1, Nr. 333, S. 147f., hier S. 148. 13 Edition: STENZEL, Waiblingen, 1936, S. 73 (1302 Aug. 5). 14 UB Esslingen 1, S. LIVf. 68 EMANZIPATIONSVERSUCHE UM 1300 Stadtsiegel wie auch in unserem Fall mußten auf Grund ihrer rechtlichen Bedeutung gut und sicher aufbewahrt werden. Wo dies in Waiblingen geschah, wissen wir nicht. Möglich wäre es, daß die bereits erwähnten Richter oder der Schhultheiß dafür Sorge trugen. Diese Überlegung lenkt den Blick auf eine Person, die in der Urkunde von 1302 als Hildebrand der Schreiber (schiribar) von Waiblingen bezeichnet als letzter unter den Zeugen rangiert. Interessant ist, daß es sich bei dieser Urkunde und derjenigen vom 22. Oktober 1300 um die ersten für Waiblingen erhaltenen deutschsprachigen Stücke handelt.15 Es ist natürlich bemerkenswert, hier einen Schreiber nachgewiesen zu bekommen. Ob man allerdings gleich von einem ‘städtischen Schreiber’ reden sollte, wäre kritisch zu diskutieren.16 Noch vorsichtiger sollte man – analog zum Fall des Knabenrektors Algozus – damit sein, mit dem Schreiber Hildebrand den ersten Nachweis einer städtischen Kanzlei in den Händen zu halten. Die Kanzlei im Sinne einer modernen Behörde ist sicher für die Zeit um 1300 eine Fiktion. Doch hat es natürlich Schreiber gegeben. Man kann auch anderswo nachweisen, daß solche Schreiber in städtischem Auftrag handelten. Es wäre natürlich spannend, vergleichend paläographisch, also schriftgeschichtlich, zu untersuchen, ob die Hand, die diese Urkunde geschrieben hat, auch andere Dokumente verfaßt hat. Erst nach einem positiven Befund ließe sich die Frage angemessen diskutieren, ob hier einer Person feste Aufgabenbereiche zugeordnet waren. Doch ist dies angesichts der dürftigen Überlieferung bis weit in das 14. Jahrhundert hinein für Waiblingen ein müßiges Unterfangen. Nach alldem, was wir über Schreiber in (spät)mittelalterlichen Städten allgemein wissen, agierten diese bis weit in das 15. Jahrhundert hinein keineswegs als exklusiv städtische Beamte, die ausschließlich einer ‘Behörde’ 15 Zur Durchsetzung des Volkssprachlichen im städtischen Urkundenwesen allg. vgl. Walter PREVENIER: La production et la conservation des actes urbains dans l’Europe médiévale, in: La diplomatique urbaine en Europe au moyen âge. Actes du congrès de la Commission internationale de Diplomatique, Gand, 25-29 août 1998, hg. v. Walter PREVENIER und Thérèse de HEMPTINNE, Leuven/Apeldoorn 2000 (Studies in Urban Social, Economic and Political History of the Medieval and Early Modern Low Countries 9), S. 559-570, hier S. 568-570. 16 Ein vergleichbarer Fall ist der 1255 und 1260 erwähnte scriba de Bebelingen; dazu vgl. WEISERT, Die Städte der Tübinger, S. 47. 69 WAIBLINGEN IM SPÄTMITTELALTER zugeordnet waren. Viel eher muß man sie als multifunktional tätige Experten, hier eben Schreibexperten, betrachten, die in vielerlei Diensten standen bzw. in Dienst genommen werden konnten und die auch durchaus verschiedene Aufgaben erfüllten. In prominenten und gut dokumentierten Fällen konnte es sich bei ein und derselben Person um Tätigkeiten als kirchlicher Vikar, als öffentlicher Notar sowie als Ratsschreiber und Chronikverfasser handeln. Doch sollte man berücksichtigen, daß wir uns um 1300 generell in einem sehr frühen Stadium städtischer Schriftkultur und -produktion befinden. Die Befunde fallen auch andernorts kärglich aus und Nachweise sind daher allgemein schwer zu führen.17 Die erste derzeit bekannte Erwähnung eines Waiblinger Stadtschreibers fällt erst in das Jahr 1492. Damals wurde Johann Rösser als gewesener Stadtschreiber zu Waiblingen bezeichnet.18 Faßt man die in diesem Kapitel gewonnenen Ergebnisse kurz zusammen, dann läßt sich folgendes sagen: Für Waiblingen ist mit dem Jahr 1291 sehr früh ein eigenes Stadtsiegel nachweisbar. Sein Siegelbild orientiert sich mit den drei Hirschstangen an dem der Grafen von Württemberg. Das erste nachweisbare Siegel dieser Art hängt an einer Urkunde eines weiblichen Mitglieds dieser Dynastie. Erste volkssprachliche Urkunden mit dem Stadtsiegel tauchen um 17 Allg. vgl. Gerhart BURGER: Die südwestdeutschen Stadtschreiber im Mittelalter, Böblingen 1960 (Beiträge zur schwäbischen Geschichte 1–5); KINTZINGER, Das Bildungswesen der Stadt Braunschweig, S. 468-515; Peter HOHEISEL: Die Göttinger Stadtschreiber bis zur Reformation. Einfluß, Sozialprofil, Amtsaufgaben, Göttingen 1998 (Studien zur Geschichte der Stadt Göttingen 21); Wolfgang WILLE : Die Reutlinger Stadtschreiber des 14. Jahrhunderts und ihre Urkunden, in: Reutlinger Geschichtsblätter 37 (1998), S. 165-230. Zur Multifunktionalität vgl. auch Volker HONEMANN : Die Stadtschreiber und die deutsche Literatur im Spätmittelalter und in der frühen Neuzeit, in: Zur deutschen Literatur und Sprache des 14. Jahrhunderts. Dubliner Colloquium 1981, hg. v. Walter HAUG u. a., Heidelberg 1983, S. 320-353; Peter JOHANEK : Hofhistoriograph und Stadtchronist, in: Autorentypen, hg. v. Walter HAUG und Burghart WACHINGER, Tübingen 1991 (Fortuna vitrea 6), S. 50-68; M ERSIOWSKY, Städtisches Urkundenwesen, S. 349-354. 18 Württembergische Regesten, Nr. 14486 (1492 Jan. 10). Diese späte Nennung korrespondiert mit den Befunden bei M ERSIOWSKY, Städtisches Urkundenwesen, S. 351f. 70 EMANZIPATIONSVERSUCHE UM 1300 die Wende zum 14. Jahrhundert auf, wobei die Stadt nicht als Aussteller in Erscheinung tritt, wohl aber als Beurkundungsinstanz. Die Nennung eines Schreibers von Waiblingen sollte nicht zu der Annahme verleiten, daß um 1300 eine städtische Kanzlei im Sinne einer modernen Behörde existiert hat. Die Grafen von Württemberg und Waiblingen im 13. Jahrhundert Bevor wir uns den Ereignissen des Jahres 1312 zuwenden, gilt es, sich die zweite Kardinalfrage ins Gedächtnis zu rufen: Wer gründete die Stadt Waiblingen? Es gilt heute als gesichert, daß dies die Grafen von Württemberg waren. In gut landesgeschichtlicher Manier berief sich Hansmartin Decker-Hauff im Jahre 1950 auf die politischen Entwicklungen in der Grafschaft Württemberg, das Ausscheren Graf Ulrichs I. aus der Allianz mit den Staufern und seinen entschlossenen Alleingang in Richtung Territorialausbau. Dabei scheute sich Decker-Hauff nicht, den Württembergern die große geostrategische Konzeption zuzuweisen, mittels Stadtgründungen die staufische Herrschaftsbasis zwischen Schwaben und der Pfalz durch ein Städteviereck regelrecht zu durchkreuzen. Waiblingen fiel dabei mit seiner Mittellage eine Schlüsselrolle zu, die erst in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts von Stuttgart abgelöst wurde.19 Auch der zweite Datierungsversuch Decker-Hauffs bewegte sich 1985 in großen Dimensionen. „Um 1220“ gründete der staufische „Burghüter von Waiblingen“, Graf Hartmann von Württemberg, im Auftrag Kaiser Friedrichs II. die Stadt.20 Beide Hypothesen sind eingängig, wobei die erste wegen der zugrundegelegten großartigen politischen Konzeptionen der Württemberger geradezu faszinierend wirkt. Angesichts der Suggestivität dieser Entwürfe ist jedoch einzuwenden, daß Historiker und Historikerinnen in erster Linie der wissenschaftlichen Lauterkeit verpflichtet sind. Daher gilt es, die Quellen zu befragen, sie mit diesen Hypothesen zu konfrontieren und letztere an ihnen zu überprüfen. 19 DECKER-HAUFF, Waiblingen und die wirtembergischen Stadtgründungen, S. 115f. 71 WAIBLINGEN IM SPÄTMITTELALTER Zwar kann dies hier nur für Waiblingen erfolgen, doch wäre eine vergleichende Untersuchung für sämtliche „württembergischen“ Städte des 13. und frühen 14. Jahrhunderts sicher sehr aufschlußreich.21 Um überhaupt einen Schritt weiterzukommen, muß das Verhältnis der Grafen von Württemberg zu Waiblingen auf der Basis des erhaltenen Quellenmaterials einer genauen Untersuchung unterzogen werden. Wir besitzen eine frühe Erwähnung Graf Eberhards von Württemberg in Zusammenhang mit Waiblingen. In der Urkunde, in der 1236 Graf Wilhelm von Tübingen aus der Linie Tübingen-Gießen die Mitgift seiner Tochter Adelheid anläßlich einer Eheabsprache mit Kuno, Sohn Ulrichs von Münzenberg, regelte, führte Eberhard die Liste der Zeugen an.22 Für Hansmartin Decker-Hauff war 1985 klar, daß dieser Heiratsvertrag 1236 in Waiblingen geschlossen wurde. Dies wiederum führte ihn zu der Annahme, daß auch die Hochzeitsfeierlichkeiten damals in Waiblingen stattfanden und dieses damit ein geeigneter Ort für eine „große Fürstenhochzeit“ gewesen sein müßte.23 Aufgrund der bereits auf Ludwig Schmid zurückgehenden Annahme, daß die Brautmutter Willibirg eine geborene Württembergerin war24 und daß Graf Eberhard von Württemberg die Zeugenliste anführte, sah Decker-Hauff somit den Beweis für die frühe Präsenz der Württemberger in Waiblingen als geführt an.25 Bereits Joachim Peterke hat 1987 betont, daß die Urkunde keinen Ausstellungsort trägt, d.h. nichts für Waiblingen als Schauplatz einer „Fürstenhochzeit“ spricht!26 Die Nennung des Pfarrers Walther von 20 DECKER-HAUFF, Waiblingen einst, S. 16. 21 Für Marbach regte sich schon früh Widerspruch gegenüber den Thesen Decker-Hauffs; vgl. KALLER/SAUER, Marbach am Neckar, S. 509f. 22 Abb. und Übersetzung bei PETERKE, Urkunden, S. 110f. – Zu Wilhelm vgl. die genealogische Tafel bei QUARTHAL, Einleitung, S. 13. 23 DECKER-HAUFF, Waiblingen einst, S. 15f. (Zitat ebd.). 24 PETERKE, Urkunden, S. 115; unter Verweis auf SCHMID , Geschichte der Pfalzgrafen von Tübingen, Bd. 1, S. 158f. 25 DECKER-HAUFF, Waiblingen einst, S. 15-17. 26 PETERKE, Urkunden, S. 112-114. 72 EMANZIPATIONSVERSUCHE UM 1300 Waiblingen (Waltherus plebanus de Weybelingen) als vierter in der zwölfköpfigen Zeugenliste ist im übrigen die einzige Erwähnung Waiblingens im gesamten Schriftstück. Aus der oben durchgeführten Untersuchung der Kirchenverhältnisse in Waiblingen ging hervor, daß die örtlichen Pfarrer in auffällig engen Beziehungen zu den Tübinger Grafen und ihrem Hauskloster Bebenhausen standen. Fast alle späteren, noch dem 13. Jahrhundert entstammenden Urkunden, in denen Waiblinger Pfarrer erwähnt wurden, tangierten ausschließlich Interessen der Tübingen Grafen, der Herter von Dußlingen oder des Klosters Bebenhausen. Die dabei nachweisbaren Besitztitel wie auch die Ausstellungsorte lagen meist südlich des Schönbuch. Dies entwertet aber die Bedeutung der Präsenz Eberhards von Württemberg in dem Schriftstück. Fragt man nach möglichen Gründen für seine Position an der Spitze der Zeugenliste von 1236, dann wäre es natürlich möglich, daß er als Schwager des Urkundenausstellers in die Gütertransaktionen involviert war. Neuere Untersuchungen zur Genealogie der Württemberger erbrachten zur Verwandtschaft zwischen Willibirg und Eberhard allerdings keinerlei Beweise.27 Auch im Urkundenkontext ist von Eberhard nicht die Rede, und als Siegler tritt er ebenfalls nicht in Erscheinung. Denn obgleich die Urkunde keineswegs von Wilhelm von Tübingen allein besiegelt wurde, war es nicht Eberhard, sondern Markgraf Hermann von Baden, dessen gut erhaltenes Reitersiegel bis auf den heutigen Tag neben dem Wilhelms hängt.28 Den ersten zweifelsfreien Beleg für württembergische Präsenz in Waiblingen besitzen wir aus dem Jahre 1253. Doch ginge man mit der Interpretation zu weit, darin den Beweis für „den Bestand einer Stadtgemeinde Waiblingen“ zu erblicken.29 Worum ging es in der Urkunde? Am 5. September 1253 schenkte 27 Dieter MERTENS: Von den Anfängen im 11. Jahrhundert bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts, in: Das Haus Württemberg. Ein biographisches Lexikon, hg. v. Sönke LORENZ u.a., Stuttgart u.a. 1997, S. 1-12. 28 Vgl. die Abbildung des Diploms bei PETERKE, Urkunden, S. 110. 29 „Für 1253 liegt aber auch eine Urkunde vor, die den Bestand einer Stadtgemeinde Waiblingen – oder doch mindestens eine werdende Stadtsiedelung nachweist“; so DECKER-HAUFF, Waiblingen und die wirtembergischen Stadtgründungen, S. 116. 73 WAIBLINGEN IM SPÄTMITTELALTER Gräfin Mechthild von Württemberg mit Erlaubnis und Zustimmung ihres Gemahls, des Grafen Ulrich, und zu Ehren der Jungfrau Maria das Haus der Witwe Eppin von Waiblingen (domum Eppine vidue de Wabeling) mit allem Zubehör wie Gärten, Äckern und Weinbergen dem Propst und dem Prämonstratenserkloster zu Adelberg. Da Mechthild kein eigenes Siegel hatte, hängte – so die Corroboratio, die Ankündigung der Beglaubigungsmittel – ihr Gemahl Ulrich das seinige an die Urkunde.30 Von den Erträgen aus dem Gut sollte dem Konvent jährlich an Maria Himmelfahrt eine Mahlzeit gespendet werden. Man muß sich fragen, was aus den dürren Mitteilungen dieses knapp gehaltenen Dokumentes über Waiblingen zu erfahren ist. Die Witwe eines Eppo – wenn man Eppin als die weibliche Form eines Namens oder eines Familiennamens deutet – hatte die Gräfin gebeten, das Haus an das Kloster zu übertragen. Dafür war, wie wir hörten, die Zustimmung des Grafen erforderlich. Dies könnte bedeuten, daß es sich um württembergischen Lehnsbesitz gehandelt hat, der nach dem Tod des Lehnsnehmers an den Lehnsherrn zurückgefallen und auf Bitten der hinterlassenen Witwe oder auf eigene Initiative Adelberg übereignet wurde. Ein wenig irritierend wirkt der aktive Part Mechthilds, die bei dieser Angelegenheit als Urkundenausstellerin erscheint. Es stellt sich die Frage, ob Mechthild hier als Wohltäterin auftritt, eine typische Rolle adliger Frauen, und anstelle ihres Gatten die fromme Stiftung an das Kloster tätigte oder ob hier vielleicht mehr dahintersteckte. Blickt man auf die dynastische Herkunft Mechthilds, so ist zu sagen, daß sie eine geborene Markgräfin von Baden war, eine Tochter Hermanns V. und dessen Gattin Pfalzgräfin Irmgard bei Rhein. Bis 1243 hatten die Badener ihre Grablege in Backnang gehabt, dann verlegten sie sie in das unweit von Baden-Baden neugegründete Zisterzienserinnenkloster Lichtenthal. 31 Folgt man Dieter Mertens, dann war dies symptomatisch für die Neuausrichtung der Territorialpolitik der Markgrafen im 13. Jahrhundert. Die Grund30 Dieses hat sich auch daran erhalten; vgl. WUB, Bd. 5, Nr. 1267, S. 31. 31 Vgl. den Ausstellungskatalog: 750 Jahre Zisterzienserinnen-Abtei Lichtenthal. Faszination eines Klosters, hg. v. Harald SIEBENMORGEN, Sigmaringen 1995; darin besonders: Hansmartin SCHWARZMAIER: Lichtenthal als Grablege der Markgrafen von Baden im 13. und 14. Jahrhundert, in: ebd., S. 23-34. 74 EMANZIPATIONSVERSUCHE UM 1300 lage hierfür bildete eine enge Kooperation mit den Grafen von Württemberg. Die Heirat zwischen Ulrich und Mechthild leitete eine ganze Serie von territorialpolitisch motivierten Eheverbindungen zu beiderseitigem Nutzen ein. Auf Badener Seite handelte es sich um den Rückzug „aus ihren seit dem 11. Jahrhundert erheirateten, aber zentralen Besitzungen im Neckarbecken um Backnang zugunsten einer Konzentration auf den von Pforzheim bis zum namengebenden Baden um den Nordrand des Schwarzwaldes und im Nordschwarzwald gelegenen, großenteils neuen Besitz“, auf Württemberger Seite indessen „um die Wiedergewinnung des mittleren Neckarraumes [...] für ihre hier lange Zeit durch die Staufer verhinderte Territorialbildung“. Der Erwerb von Stuttgart, einer badischen Stadtgründung, ging auf das Konto von Mechthilds Mitgift.32 Man könnte sich fragen, ob der Besitz in oder um Waiblingen in diesen Zusammenhang gehört. Vielleicht stammte das Haus der Eppin aus Mechthilds Heiratsgut oder ihrem Wittum. Bereits Hansmartin Decker-Hauff hat 1985 vermutet, daß Waiblingen zum Widerlager Mechthilds gehört hat, „zur Gegenleistung der von ihr eingebrachten Mitgift“. Er verknüpfte damit die Annahme, daß der Württemberger „schon zur Zeit seiner Hochzeit mit Mechthild – u m 1239/40 – Eigenbesitz in Waiblingen hatte“.33 Leider ist dieses frühe Heiratsdatum durch nichts zu beweisen und daher völlig hypothetisch.34 Dezidiert wird die sancta dei genitrix Maria, Patronin von Adelberg, als Empfängerin angesprochen. Die Speisung der Mönche sollte jährlich am Fest Mariae Himmelfahrt stattfinden. Dies klingt nach einem zeittypischen Versuch der Sicherung des eigenen Seelenheils. Doch sollte man sich auch bewußt 32 Dieter MERTENS: Mechthild von Baden, in: Das Haus Württemberg. Ein biographisches Lexikon, hg. v. Sönke LORENZ u.a., Stuttgart u.a. 1997, S. 22f. 33 Beide Zitate: DECKER-HAUFF, Waiblingen einst, S. 15. Zum Ehegüterrecht beim mittelalterlichen Adel vgl. Karl-Heinz SPIESS: Familie und Verwandtschaft im deutschen Hochadel des Spätmittelalters, 13. bis Anfang des 16. Jahrhunderts, Stuttgart 1993 (Vierteljahrschriften für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, Beiheft 111), S. 131-189. 34 Als Terminus ante quem bezeichnete Dieter Mertens aus guten Gründen den 4. April 1251; vgl. M ERTENS, Mechthild von Baden, S. 23. 75 WAIBLINGEN IM SPÄTMITTELALTER machen, daß das Grafenpaar um diese Zeit noch kinderlos war. Zu überlegen wäre die Möglichkeit, ob die fromme Stiftung vielleicht dem Wunsch nach Nachkommen entsprungen war. Der Sohn und Miterbe Ulrich II. wurde vermutlich erst um 1254 geboren; ob noch zwei Töchter folgten, ist unklar. 35 Man könnte die Angelegenheit auch dynastisch-territorialpolitisch interpretieren. Vielleicht stammte das Gut gar nicht ursprünglich aus dem Besitz der Familie des Ehemannes, sondern war im Rahmen der badischwürttembergischen Besitztransaktionen über diese Ehe an die Württemberger gekommen. Auch wenn es sich dabei um Gut aus Mechthilds Heimsteuer oder ihrem sonstigen Erbe gehandelt hätte, hätte sie ihren Mann um sein Einverständnis bei dessen Veräußerung fragen müssen.36 Durch die Weitergabe an eine geistliche Institution war es im Falle von Mechthilds kinderlosem Tod den Händen ihrer Herkunftsfamilie entzogen. Es fragt sich, welche Verfügungsmöglichkeiten der Stifterin, ihrem Gemahl und dessen Familie verblieben. Von der Vogtei ist in der Urkunde nicht die Rede, lediglich von der Verwendung der Erträge zugunsten des Klosters. Es wäre hier zu überprüfen, wie weit die württembergischen Einflüsse auf Adelberg in diesen Jahren reichten. Konsultiert man die von Karl Otto Müller zusammengestellte Urkundenüberlieferung, dann sind die Aussagenmöglichkeiten hierzu mager. Erst vierzig Jahre später lassen sich Übergriffe der Württemberger auf die Stiftsvogtei eindeutig nachweisen.37 Was aus der Schenkung wurde, dürfte aus der Überlieferung erhellbar sein. Eine zwanzig Jahre jüngere Urkunde hilft uns hier weiter. Sie wurde oben 35 Vgl. Dieter M ERTENS: Ulrich II., in: Das Haus Württemberg. Ein biographisches Lexikon, hg. v. Sönke LORENZ u.a., Stuttgart u.a. 1997, S. 23f.; Oliver AUGE : Agnes, in: ebd., S. 24; ders.: Mechthild (Luitgard), in: ebd., S. 24f. 36 SPIESS, Verwandtschaft und Familie, S. 174-180. 37 Am 19. August 1291 versprach Graf Eberhard von Württemberg in Esslingen, „das Kloster Adelberg zu schirmen, es mit keiner Steuer oder schweren Diensten zu belästigen“. Er erkannte ferner an, „daß seine Vorfahren und er kein Herrschaftsrecht oder Vogtrecht oder Gerichtsbarkeit im Kloster“ haben; M ÜLLER, Urkundenregesten Adelberg, Nr. 53, S. 8; Edition: WUB, Bd. 9, Nr. 4174, S. 497f. 76 EMANZIPATIONSVERSUCHE UM 1300 bereits in Zusammenhang mit dem Schmidener Landkapitel und der Entwicklung einer verfaßten Bürgergemeinde in Waiblingen angesprochen.38 Es handelte sich um eine Streitsache zwischen dem Kloster Adelberg und dem Schultheiß mitsamt der universitas civium von Waiblingen, die 1273 durch bestellte Schiedsrichter vor dem Landkapitel verhandelt wurde. Dabei ging es um die Abgaben des Klosters in der Stadt. Der ergangene Schiedsspruch wurde in einer Urkunde festgehalten. Laut Siegelankündigung besiegelten Graf Ulrich von Württemberg, das Landkapitel von Schmiden und der Dekan von Grunbach das Schriftstück. Am erhaltenen Original befinden sich aber nur Löcher für ein Siegel, das sich in Resten bis heute erhalten hat. Es ist dasjenige des Grafen von Württemberg. 39 Aufschlußreich ist, daß die Streitsache zwischen Stadt und Kloster vor einem Gremium verhandelt wurde, dem Mitglieder des Landkapitels, des württembergischen Adels (Johannes von Rommelshausen und der Truchseß Wolfram von Stetten) sowie der Waiblinger Schultheiß angehörten.40 Die 1260er und 1270er Jahre sind eine Zeit, in die einige urkundliche Nachrichten über württembergischem Besitz in und um Waiblingen fallen. Am 15. November 1262 übertrug Graf Ulrich von Württemberg auf Bitten seines Truchsessen Rupert von Tannenfels und dessen Neffen Simon u.a. einen Mansus in Waiblingen an die Klarissen von Pfullingen. Dieser Besitz war zuvor von den Tannenfelsern aufgelassen worden. Wir erfahren aus der darüber ausgestellten Urkunde, daß die Liegenschaften ein württembergisches Lehen waren. Neben diesem Mansus wechselte ein ganzer, zu Hochflur gelegener Herrenhof (curia)41 ebenfalls den Besitzer. Bei einer curia handelte es sich um 38 Edition: WUB, Bd. 7, Nr. 2313, S. 221f. (1273). Die Urkunde ist zwar im Original erhalten, doch fehlen ihr bis auf das Ausstellungsjahr sämliche weiteren Angaben zum Datum und zum Ausstellungsort. 39 Vgl. die Bemerkungen der Editoren in: WUB, Bd. 7, Nr. 2313, S. 221f., hier S. 222. 40 Edition: WUB, Bd. 7, Nr. 2313, S. 221f. – Zu den Herren von Stetten als württembergische Truchsessen vgl. KALLER/WEBER, Stetten (Kernen, Rems-Murr-Kreis), S. 761. 41 Perg.-Orig. mit Siegel. Edition: WUB, Bd. 6, Nr. 1685, S. 85. Bei Hochflurn 77 WAIBLINGEN IM SPÄTMITTELALTER den Haupthof eines grundherrlichen Verbandes. Im klassischen Sinne hingen an solch einem Haupthof eine Reihe abhängiger Bauernstellen, die sogenannten Mansen oder Hufen.42 Wenn also in Waiblingen 1262 ein solcher Mansus existierte, der an Pfullingen weitergegeben wurde, dann läßt sich daraus entnehmen, daß die Grafen von Württemberg hier Besitz hatten. Über diesen Besitz beanspruchten sie zwar die Lehnshoheit, er war aber an den Truchsessen und seine Familie zu Lehen ausgegeben. Für städtisches Leben spricht die Terminologie nicht, auch (noch) nicht für Stadtherrschaft, wohl aber für grundherrliche Besitzverhältnisse vor Ort. Damit soll nicht negiert werden, daß aus grundherrlichen Rechten Städte entstehen konnten und tatsächlich häufig entstanden sind.43 Leider gibt uns die Urkunde hierüber keinerlei Auskunft. Aus der Überlieferung des Zisterzienserklosters Salem erfahren wir, daß am 5. April 1265 diesem die Grafen Ulrich und Eberhard von Württemberg gestatteten, „dreizehn Jauchert der Äcker bei Waiblingen, die ihnen von alters her gehörten“ (tredecim iugera agrorum apud Waibelingin, que pertinebant ad handelt es sich nicht um eine Wüstung bei Hochdorf (nördlich von Neckarrems; so WUB, ebd.), sondern um den „abgegangenen Weiler[.] ‘Hochflur’ bei Neustadt (heute Gewand Hauffler)“; Joachim PETERKE: Ein Hof zu Costensol, in: Waiblingen in Vergangenheit und Gegenwart 5 (1977), S. 122-148, S. 147. 42 Allg. Werner R ÖSENER u.a.: Grundherrschaft, in: Lexikon des Mittelalters, Bd. 4, München, Zürich 1989, Sp. 1739-1752; Werner RÖSENER: Agrarwirtschaft, Agrarverfassung und ländliche Gesellschaft im Mittelalter, München 1992 (Enzyklopädie deutscher Geschichte 13); Grundherrschaft und bäuerliche Gesellschaft im Hochmittelalter, hg. v. Werner R ÖSENER, Göttingen 1995 (Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituts für Geschichte 115); Die Grundherrschaft im späten Mittelalter, hg. v. Hans PATZE , 2 Bde., Sigmaringen 1983 (Vorträge und Forschungen 27). 43 Hans K. SCHULZE : Grundherrschaft und Stadtentstehung, in: Grundherrschaft und Stadtentstehung am Niederrhein, hg. v. Klaus FLINK und Wilhelm JANSSEN, Kleve 1989 (Klever Archiv 9), S. 9-22; Ellen WIDDER: Symbiose und Konkurrenz. Eine verfassungsgeschichtliche Fallstudie zum westfälischen Adel im Hochmittelalter, in: Westfälische Forschungen 44 (1994), S. 367-447, bes. S. 387-413; Grundherrschaft – Kirche – Stadt zwischen Maas und Rhein während des hohen Mittelalters, hg. v. Alfred HAVERKAMP , Mainz 1997 (Trierer historische Forschungen 37). 78 EMANZIPATIONSVERSUCHE UM 1300 nos ex antiquo) zu kaufen. Wir erfahren ferner, daß es einen bisherigen Inhaber gab namens Berngerus carnifex. Dieser Bernger „Fleischhauer“ (oder Metzger?) hatte als Kompensation andere Grundstücke im Tausch dafür eingesetzt. In dieser Urkunde begegnen uns wieder Zeugen. Neben Klosterleuten aus Salem findet sich hier eine Gruppe, die vom Schultheiß Berthold angeführt wird und deren soziale Zugehörigkeit eher städtischen Zuschnitt vermuten läßt. Hiervon war bereits weiter oben die Rede44 und wird bei der Behandlung der Sozialgeschichte in einem der folgenden Kapitel noch zu sprechen sein. Zur Rechtsmaterie wäre zu sagen, daß es sich hier um den Verkauf von Agrarland in der näheren Umgebung von Waiblingen handelte, deren Besitztitel und Laufzeit keineswegs eindeutig formuliert ist. Ex antiquo, d.h. „von alters her“, ist in dieser Hinsicht mehr als unspezifisch. Es kann alles mögliche bedeuten, im Zweifelsfall sogar die Unterschlagung von Rechten Dritter. Wiederum aus Salemer Überlieferung kennen wir eine abschriftlich überlieferte Urkunde, die nur Ausstellungsjahr und -ort aufweist. 1268 wurde im wenige Kilometer nördlich von Waiblingen gelegenen (Neckar-)Rems ein Geschäft getätigt, an denen u.a. drei bereits bekannte Parteien beteiligt waren. Die Liegenschaften betrafen nicht Waiblingen und seine nähere Umgebung. Der Ritter Wolfrad von Neckarrems (Wolfradus miles de Rems) übergab um seiner Vorfahren und seines eigenen Seelenheils willen an das Kloster Salem zu freiem Eigentum Besitz in Fellbach, des Modils gut genannt, den ein Mann namens Flurich von ihm zu Lehen getragen hatte.45 Wieder war es der hier als Müller und Metzger von Waiblingen bezeichnet Bernger (Beringerus molendinator et carnifex de Waibelingin), der das ganze für 12 Pfund Heller an das Kloster verkauft hatte, nachdem die beiden genannten Personen diese Lehen aufgelassen hatten. Die Intervention Graf Ulrichs II. von Württemberg bestand darin, daß er unter die Urkunde sein Siegel hängte.46 Der Ehefrau 44 Vgl. das Kapitel „Städtische Entwicklung und Amtsträger im 13. Jahrhundert“. 45 Teiledition: WUB, Bd. 6, Nr. 1972, S. 364. 46 Actum apud Rems per manum nobilis domini mei Ulrici comitis de Wirtenberc, anno domini M°. CC°. LXVIII. In cuius factis evidentiam presentem cedulam sigillo mei duxi pro testimonio roborandam...; WUB, Bd. 6, Nr. 1972, S. 364. 79 WAIBLINGEN IM SPÄTMITTELALTER dieses Wolfrad (bzw. hier Wolfram advocatus de Remmese ministerialis noster) stellte Graf Ulrich im darauffolgenden Jahr ebenfalls eine Urkunde aus. Darin übereignete er der ‘Herrin Judinta’ (domine Judinte) am 25. Mai 1269 ein Gut in Uhlbach gegen einen jährlichen Zins in Höhe von 2 Schilling. Diesen Betrag sollte Judinta an den Nikolausaltar der Kapelle zu Waiblingen zahlen (super altare sancti Nicolai capelle in Weibelingen). Hinzugefügt ist im Text die Bemerkung, daß das Patronatsrecht ihm zustünde (cuius ius patronatus ad nos spectare dinoscitur).47 Zu diesem Zeitpunkt verfügten die Württemberger über Patronatsrechte in bzw. an der Kapelle zu Waiblingen. In das Jahr 1273 fällt schließlich der oben bereits angesprochene Schiedsspruch über die Besitzungen des Klosters Adelberg in Waiblingen.48 Er bezog sich offenbar auf die testamentarische Verfügungen der Witwe Eppin von 1253, die Gräfin Mechthild seinerzeit bestätigt und der ihr Gatte Ulrich zugestimmt und mit seinem Siegel beglaubigt hatte.49 In der Urkunde von 1273 war nun nicht mehr die Rede von Gräfin Mechthild, sondern nur noch von den Rechten des bereits verstorbenen Grafen Ulrich von Württemberg. Der Hinweis in der Urkundennarratio und die Besiegelung durch dessen gleichnamigen Sohn und Erben beweist, daß die Grafen auch in das Rechtsgeschäft von 1273 involviert waren.50 Aus den Jahren 1279 und 1281 besitzen wir weitere Informationen. Am 29. November 1279 bestätigte Graf Eberhard von Württemberg verschiedene 47 Edition: WUB, Bd. 7, Nr. 2071, S. 31 (1269 Mai 25, Rems (in castro)). 48 Edition: WUB, Bd. 7, Nr. 2313, S. 221f. (1273). 49 WUB, Bd. 5, Nr. 1267, S. 31 (1253 September 5, Waldhausen). 50 Vgl. WUB, Bd. 7, Nr. 2313, S. 221f. (1273): quod nobilis vir comes de Wirtenberch bone memorie omnia bona, que Eppo et Irnburgis coniux sua vivi possederant, titulo testamenti legavit literis hinc inde confectis ipsi ecclesie liberaliter et sine qualibet exactione deinceps possidenda. – Ob dieser Besitz gemeint ist, von dem sich Adelberg trennte, als es seinen Hof gen. Hardsich und etliche Güter in der Steuer zu Waiblingen mit Graf Eberhard III. gegen die St. Kalixt-Kirche in Weilheim an der Teck tauschte, kann hier nicht diskutiert werden (1412 März 30); Württembergische Regesten, Nr. 14353. Kein Nachweis bei M ÜLLER, Urkundenregesten Adelberg. 80 EMANZIPATIONSVERSUCHE UM 1300 Schenkungen der ‘ehrenwerten Matrone’ Ita, Witwe Bertholds von Lichtenstein (honorabilis matrona Ita relicta quondam Bertoldi de Liethenstein), an das Kloster Bebenhausen. Auch Ita ging es vornehmlich um die Sicherung ihres Seelenheils und das ihres Bruders,51 doch ließ sie sich am gleichen Tag in einer weiteren Urkunde vom Abt von Bebenhausen in einem in der Stadt Esslingen gelegenen Haus des Klosters Wohnrecht und eine Rente auf Lebenszeit auf Basis der eingesetzten Güter verbriefen.52 Wir erfahren in den Urkunden, daß sich unter den Gütern auch ein halbes Grundstück in Waiblingen mit seinem Zubehör befand (dimidium predium in Weibelingen cum suis attinentibus). Unter pr(a)edium verstand das Mittelalter in der Regel umhegte Flächen, die meist in der Nähe von Dörfern lagen, nicht dem Flurzwang unterworfen waren und dem Anbau von Spezialkulturen dienten.53 Aus den Erträgen des predium in Waiblingen sollten die Mönche einmal im Jahr an Itas Todestag Fisch zu essen bekommen. Wenige Jahre darauf bestätigte und beurkundete Graf Eberhard von Württemberg den Verkauf von Gütern und Rechten durch Reinhard von Berg an das Kloster Bebenhausen.54 Dieser Reinhard war der oben bereits erwähnte Bruder der zwischenzeitlich verstorbenen Ita von Lichtenstein. Auch in dieser Urkunde wurde das predium in Weibelingen noch einmal erwähnt und weitere Verfügungen über Memorialstiftungen für Ita getroffen. Auch diese Urkunde wurde von Graf Eberhard allein besiegelt. Aus den Jahren 1272 und 1287 besitzen wir zudem jeweils eine Urkunde, die eine Anwesenheit der Grafen von Württemberg in Waiblingen dokumentieren. Am 17. November 1272 bat Graf Ulrich II. den Abt von Ellwangen um Zustimmung für den Tausch zweier Liegenschaften.55 Am 21. Dezember 1287 51 Edition: WUB, Bd. 8, Nr. 2915, S. 190f. (1279 Nov. 29, Neckargröningen). 52 Edition: WUB, Bd. 8, Nr. 2916b, S. 191f. (1279 Nov. 29, Neckargröningen). 53 Vgl. das Stichwort „Beunde“ bei: Jürgen HABERKERN /Joseph Friedrich WALLACH : Hilfswörterbuch für Historiker. Mittelalter und Neuzeit, 2 Bde., 5. Aufl. München 1977, Bd. 1, S. 72. 54 Edition: WUB, Bd. 8, Nr. 3094, S. 313f. (1281 Dez. 8, o.O.). 55 Es ging um eine Wiese zu Steusslingen, ein Lehen, auf das das Stift zugunsten des 81 WAIBLINGEN IM SPÄTMITTELALTER wurde in Gegenwart des zuständigen Konstanzer Diözesanbischofs Rudolf von Habsburg in Waiblingen der Streit zwischen Graf Eberhard I. von Württemberg und dem Stift Beutelsbach über die Besetzung der dortigen Propstei und andere Punkte beigelegt. Weiterhin versprach Eberhard, das Kloster nicht anzugreifen und mit allen Kräften zu schützen und zu verteidigen.56 Wir dürfen demnach festhalten, daß sich die Grafen in diesen Jahren zumindest sporadisch in Waiblingen aufgehalten haben. 1287 diente es sogar als Austragungsort eines Vermittlungsverfahrens zwischen Eberhard und dem damals renitenten Stift im Beisein des Diözesanoberhirten. Aus dem Jahr 1291 datiert die oben bereits schon einmal angesprochene Urkunde, in der Gräfin Adelheid von Sigmaringen mit Einwilligung ihres Vetters, des Grafen Eberhard von Württemberg, dem Esslinger Bürger Hugo gen. Nallinger einen Weinberg auf dem Goldberg verkaufte. 57 Als Bürgen in dieser Angelegenheit traten neben dem Schultheißen eine ganze Reihe von Waiblinger Bürgern (cives de Waibelingen) auf. Auf diesem Gut lag ein Jahreszins von einem Eimer Wein an die Nikolauskapelle auf der Stammburg in Württemberg, der in diesem Zusammenhang abgelöst wurde. Die Urkunde wurde, auch davon war bereits die Rede, sowohl von Adelheid, ihrem avunculus Eberhard von Württemberg, der Bürgergemeinde von Esslingen wie auch der villa Waiblingen besiegelt. Es ist der erste Nachweis eines Waiblinger Siegels und dieses Siegel ist dem des Grafen von Württemberg angeglichen.58 Es war durchaus nicht unüblich, daß Städte als Siegelbild das Wappen ihres Stadtherrn übernahmen.59 Man wird damit sagen können, daß spätestens 1291 der Graf von Württemberg in der Ortsherrschaft anerkannt Klosters Urspring verzichten sollte. Als Kompensation erhielt Ellwangen dafür Ulrichs Hof in Dellmensingen, genannt des Schmieds Hof, zu Lehen. Edition: WUB, Bd. 7, Nr. 2304, S. 214f. (1272 Nov. 17, Waiblingen). 56 Edition: WUB, Bd. 9, Nr. 3683, S. 167f.; Regesta Episcoporum Constantiensium, Bd. 1, Nr. 2678, S. 306. 57 WUB, Bd. 9, Nr. 4083, S. 431-433; UB Esslingen 1, Nr. 239, S. 93f. 58 Vgl. oben, Kapitel „Erstes Stadtsiegel und Hildebrand, der ‘Schreiber von Waiblingen’“. 59 MERSIOWSKY, Städtisches Urkundenwesen, S. 326f. 82 EMANZIPATIONSVERSUCHE UM 1300 war. Welche Rechtsform diese Ortsherrschaft beinhaltete, wie die villa Waiblingen um diese Zeit rechtlich konstituiert war, wissen wir mangels Quellen nicht im einzelnen. Die darüber verfügbaren wenigen Belege wurden bereits weiter oben im Kapitel über die Waiblinger Amtsträger zusammengestellt und interpretiert. Da die Bürger 1291 das württembergische Wappen in ihrem Siegel führten, ließe sich natürlich darüber nachdenken, ob die ab 1273 nachweisbare Ausbildung von Stadt und Bürgergemeinde nicht von vorn herein im Zusammengehen mit dem Grafen von Württemberg erfolgte – vielleicht gerade deshalb, weil beide, Stadt wie Graf, ihre Interessen anscheinend gegen ältere Rechte Dritter durchzusetzen suchten. Ab 1291 besitzen wir keine urkundlichen Belege mehr über das Verhältnis zwischen Grafen und Waiblingen. Beredter, aber schwer zu deuten, ist die zeitgenössische Historiographie, von der unten noch die Rede sein wird. Dann schweigen die Quellen bis zum Jahre 1312 und setzen mit einem Paukenschlag wieder ein. Das erste ‘Stadtrecht’ ist uns aus diesem Jahr überliefert. Alles deutet darauf hin, daß seiner Abfassung Unruhen vorausgegangen sein müssen, die auf eine Abkehr vom bisherigen Stadtherrn hinausliefen. Um diese besser zu verstehen, soll zunächst auf das Verhältnis der Grafen von Württemberg und dem Reich eingegangen werden. Darin war auch Waiblingen involviert. Fassen wir zunächst die in diesem Kapitel gewonnenen Ergebnisse zusammen: Aufgrund der Bedeutung, die in der Literatur der Rolle der Grafen von Württemberg bei der Gründung der Stadt Waiblingen „um 1250“ beigemessen wird, ging es in diesem Kapitel um die Untersuchung der gegenseitigen Beziehungen. Dabei stellte sich heraus, daß die frühen Belege wenig aussagefähig für die Fragestellung sind. 1253 konnte zwar Besitz nachgewiesen werden; diesen hielten die Württemberger aber nicht in eigenen Händen, sondern hatten ihn zuvor weitervergeben. Zudem stellte sich die Frage, ob wir hierin eventuell die letzten Spuren von Besitz der Markgrafen von Baden erkennen konnten. Erst in die 1260er und 1270er Jahre fallen vermehrt Belege für grundherrlichen Besitz der Württemberger vor Ort, doch auch hier scheint viel Gut an Dritte verlehnt gewesen zu sein. Im Siegelbild lassen sich 1291 Beziehungen zwischen Graf und Stadt ausmachen. Aus der Siegelankündigung von 1291 wiederum wurde ersichtlich, daß die Urkundenausstellerin, eine geborene Gräfin von Württemberg, das schon 1273 als civitas bezeugte 83 WAIBLINGEN IM SPÄTMITTELALTER Waiblingen damals lediglich als villa bezeichnete. Württemberg, Waiblingen und das Reich um 1300. Das „Städtlein“ Neu-Waiblingen Es scheint kein Zufall zu sein, daß die Belege für württembergische Präsenz in Waiblingen in den 1290er Jahren ab- bzw. eine eigenartige Färbung annehmen. Der Grund dafür dürfte in den großen politischen Entwicklungen zu suchen sein. Die Überlieferung hierzu ist nicht sonderlich gut, doch besitzen wir in den Sindelfinger Annalen eine Quelle, aus der wir zumindest einiges über die Fehden zwischen Eberhard und den deutschen Königen Rudolf, Adolf und Heinrich VII. sowie ihren eingesetzten Stellvertretern erfahren. Kurz zur Vorgeschichte: Als Graf Ulrich I. 1265 starb,60 hinterließ er zwei unmündige Söhne. Der ältere, Ulrich II., starb bereits 1279. Zu diesem Zeitpunkt war sein jüngerer, 1265 geborener Bruder Eberhard I. gerade volljährig und damit selbständig regierungsfähig.61 Er sollte die Grafschaft sechsundvierzig Jahre lang, also fast ein halbes Jahrhundert, regieren. Eine lange Herrschaftsdauer war ein ausgesprochener Glücksfall, denn dadurch wurden potentielle Nachfolgekrisen durch unmündige Söhne für Jahrzehnte ausgeschlossen. Es sollte noch einmal betont werden, daß im Mittelalter aufgrund der schwachen Herrschaftsinfrastruktur „dynastische Kontinuität [...] eine wesentliche Ursache für die erfolgreiche Begründung einer Territorialherrschaft“ war. Dieter Mertens hat betont, daß Eberhard während seiner langen Regentschaft ganze sechs deutsche Könige erlebte, von denen selbst keiner an seinem Lebensende die Krone an einen Sohn weiterzugeben in der Lage war. Ganz anders gestaltete sich die Situation bei Eberhards Tod im Jahre 1325. Ohne jegliche Schwierigkeiten ging die Grafschaft an seinen damals bereits seit langem 60 Zu ihm vgl. M ERTENS, Ulrich I. der Stifter, S. 20-22. 61 Zu ihnen vgl. M ERTENS, Ulrich II.; Dieter M ERTENS: Eberhard I. der Erlauchte, in: Das Haus Württemberg. Ein biographisches Lexikon, hg. v. Sönke LORENZ u.a., Stuttgart u.a. 1997, S. 25-27; M ERTENS, Württemberg, S. 23. 84 EMANZIPATIONSVERSUCHE UM 1300 erwachsenen Sohn Ulrich III. über. 62 Die Zeit der immer wieder auftretenden Spannungen der Württemberger mit der Reichsspitze begann bereits unter der von 1273 bis 1291 währenden Herrschaft König Rudolfs von Habsburg. Hintergrund war nicht zuletzt die Tatsache, daß beide vor Ort dieselben territorialen Interessen verfolgten. König Rudolf von Habsburg ging es bei seiner Revindikation verlorenen Reichsgutes in den 1270er und 1280er Jahren um die Wiederherstellung der königlichen Machtbasis. Dem dienten die von ihm geschaffenen Reichslandvogteien, von denen eine den Raum Niederschwaben umfaßte. 63 Franz Quarthal hat hervorgehoben, daß in Schwaben „der Schwerpunkt des zu revindizierenden Haus- und Reichsgutes“ lag.64 Von daher waren Konfrontationen mit regional aufstrebenden Kräften vorprogrammiert, wenngleich die Württemberger bei den Revindikationen teilweise durchaus geschont wurden.65 Nichts lag daher für die Grafen näher, als sich vom König zum Reichslandvogt ernennen zu lassen und damit quasi als Bock zum Gärtner zu werden. Dies gelang erst nach Rudolfs Tod und umfaßte die Jahre 1298-1307, 1324/25, 1330-1360 und 1371-1378. In Bedrängnis kamen dadurch vor allem die sich ausbildenden Reichsstädte in der Region, die ein beliebtes Pfandobjekt für das chronisch 62 Dieter MERTENS: Von Graf Ulrich I. dem Stifter bis zu Graf Eberhard III. dem Milden (Mitte des 13. Jahrhunderts bis 1417), in: Das Haus Württemberg. Ein biographisches Lexikon, hg. v. Sönke LORENZ u.a., Stuttgart u.a. 1997, S. 13-20, hier S. 15 (Zitat ebd.). 63 Vgl. M ERTENS, Württemberg, S. 23f.; Karl-Friedrich KRIEGER: Die Habsburger im Mittelalter. Von Rudolf I. bis Friedrich III., Stuttgart, Berlin, Köln 1994, S. 33-38; Karl-Friedrich KRIEGER: Rudolf von Habsburg, Darmstadt 2003, S. 184; Hans-Georg HOFACKER: Die schwäbischen Reichslandvogteien im späten Mittelalter, Stuttgart 1980 (Spätmittelalter und Frühe Neuzeit 8), S. 129-139. 64 Franz QUARTHAL: Königslandschaft, Herzogtum oder fürstlicher Territorialstaat: Zu den Zielen und Ergebnissen der Territorialpolitik Rudolfs von Habsburg im schwäbisch-nordschweizerischen Raum, in: Rudolf von Habsburg 1273-1291. Eine Königsherrschaft zwischen Tradition und Wandel, hg. v. Egon BOSHOF und Franz-Reiner ERKENS, Köln u.a. 1993 (Passauer Historische Forschungen 7), S. 125-138, hier S. 130. 65 Vgl. Belege bei M ERTENS, Württemberg, S. 24f., mit S. 25, Anm. 114. 85 WAIBLINGEN IM SPÄTMITTELALTER finanzschwache Königtum abgaben und sich von den territorialen Interessen des mächtigen Nachbarn Württemberg in ihrer Unabhängigkeit bedroht fühlten. Nachdem die im 13. Jahrhundert noch mitkonkurrierenden regionalen Kräfte wie die Grafen von Tübingen oder die von Hohenberg spätestens im 14. Jahrhundert aus dem Spiel der Mächte ausschieden, blieb die Konkurrenz zwischen Habsburg und Württemberg ein Dauerthema. Hierbei profitierten die Habsburger von ihrem mehrfachen deutschen Königtum (Rudolf, Albrecht, Friedrich der Schöne), während die Württemberger vor allem aus den Krisen Vorteile zogen, die die Dynastiewechsel an der Reichsspitze sowie das ab 1314 jahrelang währende Gegenkönigtum auslösten.66 Der sich lange anbahnende Konflikt zwischen Reichsoberhaupt und Grafen eskalierte, als König Rudolf 1285 das ehemals staufische Herzogtum Schwaben neu zu beleben und seinen gleichnamigen Sohn damit zu belehnen beabsichtigte.67 Den unmittelbaren Anlaß zur Fehde bot ein Überfall, den die Bürger von Markgröningen auf diejenigen Leonbergs verübten.68 Nach einem vorläufigen Ausgleich im Juli 1286 unter persönlicher Anwesenheit des Königs kam es im November desselben Jahres zu einem ersten Friedensschluß. Im Zuge dessen mußte Eberhard die beiden Burgen Wittlingen und Rems auf zwei Jahre dem Reich zum Pfand geben, die Stadt Stuttgart entfestigen lassen und seine laufenden Kredite bei Juden und Christen zurück- 66 MERTENS, Von Graf Ulrich I. dem Stifter, S. 15f. 67 MERTENS, Württemberg, S. 25f.; HOFACKER, Die schwäbischen Reichslandvogteien, S. 149-155. – Eine skeptischere Haltung zu König Rudolfs schwäbischen Herzogsplänen vertreten Franz QUARTHAL: Vorderösterreich in der Geschichte Südwestdeutschlands, in: Vorderösterreich. Nur die Schwanzfeder des Kaiseradlers? Die Habsburger im deutschen Südwesten. Ausstellungskatalog, Stuttgart 1999, S. 14-59, hier S. 32; KRIEGER, Rudolf von Habsburg, S. 169-171. 68 Annales Sindelfingenses, Nr. (161), S. 52 (1285 Juli 13): Item die Margarethae cives de Lewenberch capti fuerunt a civibus de Gruningen. Vgl. auch Karl WELLER: Die Grafschaft Wirtemberg und das Reich bis zum Ende des 14. Jahrhunderts [Teil 1], in: Württembergische Vierteljahreshefte 38 (1932), S. 113-163; [Teil 2 und 3], in: Zeitschrift für württembergische Landesgeschichte 4 (1940), S. 18-47, 209-237, hier Teil 1, S. 147. 86 EMANZIPATIONSVERSUCHE UM 1300 zahlen.69 Für uns von Interesse ist die Tatsache, daß es sich bei einer der beiden Burgen um Rems(eck) handelte. Sie lag beim Dorf Neckarrems oberhalb des Zusammenflusses von Neckar und Rems an strategisch wichtiger Stelle. 70 Für Waiblingen hatte die Burg gleich mehrfache Bedeutung. Zum einen kontrollierte sie einen gut befahrbaren Weg aus dem tief eingeschnittenen Neckartal über Hegnach nach Waiblingen.71 Zwar war 1286 vereinbart worden, daß die Burg nur zwei Jahre an das Reich verpfändet bleiben und in dieser Zeit durch Markgraf Heinrich von Burgau, Graf Burkard von Hohenberg und Swigger von Gundelfingen verwaltet werden sollte. Falls Eberhard die Vereinbarungen bräche, drohte aber der dauernde Verlust beider Festungswerke. 72 Aus den Sindelfinger Annalen erfahren wir, daß Eberhard, kaum war der König abgezogen, Stuttgart wieder einnahm und befestigte ‘gegen den Eid und das dem König gemachte Versprechen’ (contra iuramentum et promissionem regi factam). 73 Auch die beiden Burgen scheint er nicht aus der Hand gegeben zu haben. Im Sommer 1287 flammte der Konflikt erneut auf. Auch diesmal engagierte sich König Rudolf persönlich, zumal zwischenzeitlich seine Romzugpläne gescheitert waren. Gemeinsam mit seinem gleichnamigen Sohn kehrte Rudolf nach Schwaben zurück und zerstörte im Juli allein sieben Burgen im Neckar69 Die Regesten des Kaiserreichs unter Rudolf, Adolf, Albrecht, Heinrich VII. 1273-1313, nach der Neubearbeitung und dem Nachlasse Johann Friedrich Böhmers neu hg. und erg. v. Oswald REDLICH , Innsbruck 1898, fotomech. Nachdr. mit einem Anhang von Carlrichard B RÜHL, Hildesheim, New York 1969 (J. F. Böhmer, Regesta Imperii 6,1), Nr. 2051 (1286 November 10, vor Stuttgart); MERTENS, Württemberg, S. 26. 70 Vgl. KALLER, Neckarrems, S. 549. 71 Vgl. dazu auch PETERKE, Ein Hof zu Costensol, S. 137f. 72 BÖHMER/REDLICH , Regesta Imperii, Bd. 6,1, Nr. 2051. 73 Annales Sindelfingenses, Nr. (180), S. 55. – Der Bau des Stuttgarter Alten Schlosses wird heute archäologisch „in die Zeit unmittelbar vor oder nach 1300 datiert“; Hartmut SCHÄFER: Befunde aus der „Archäologischen Wüste“: die Stiftskirche und das Alte Schloß in Stuttgart, in: Denkmalpflege in BadenWürttemberg 31 (2002), S. 249-258, S. 255. 87 WAIBLINGEN IM SPÄTMITTELALTER raum bei Cannstatt.74 Am 23. Oktober des Jahres schlossen beide Parteien Frieden, dessen Bedingungen der militärisch überlegene König diktierte. Jetzt erst scheint Eberhard auch die beiden Burgen Remseck und Wittlingen herausgegeben zu haben, die als Unterpfand unter die Besatzung Graf Burkards von Hohenberg und Swiggers von Gundelfingen kamen.75 Bereits im Dezember hielt sich Eberhard in Waiblingen auf, wo er den oben angesprochenen Konflikt mit dem Stift Beutelsbach im Beisein des zuständigen Diözesanbischofs Rudolf von Konstanz beilegte. 76 Es ist bezeichnend für die habsburgischen Interessen, daß es sich bei diesem Bischof ebenfalls um einen Habsburger, einen direkten Vetter des Königs, handelte.77 Dieter Mertens hat betont, daß Eberhard in dieser Zeit „im mittleren Neckarraum von habsburgischen und habsburgtreuen Kräften eingekreist worden“ war.78 Waiblingen dürfte dabei eine Schlüsselrolle zugefallen sein. Dies läßt sich aus seiner geographischen Lage gut erklären. Es sei daran erinnert, daß Waiblingen damals eine bemerkenswerte Mittellage aufwies. Dies ist heute kaum noch erkennbar, was aber an der mo dernen Entwicklung liegt. Die Landeshauptstadt Stuttgart hat in den letzten hundert Jahren eine Sogwirkung auf ihr Umland entfaltet; moderne Autobahnen und Schnellstraßen sind vornehmlich auf sie orientiert oder umgehen sie weiträumig. Naturräumliche Hindernisse werden durch Brücken- und Tunnelbauten überwunden und da74 Eodem anno rex noster Rudolfus post festum sanctae Rensindis [nach Juli 15] venit Cannistat et Ezzelingen cum exercitu, et violenter expugnavit Cannestat, Brihe et Berge septem castra, et de ijs igne destruxit statim castra; Annales Sindelfingenses, Nr. (195), S. 57; ebd., Nr. (198), S. 58. Ferner: B ÖHMER/ REDLICH , Regesta Imperii, Bd. 6,1, Nr. 2116a; M ERTENS, Württemberg, S. 26; WELLER, Die Grafschaft Württemberg und das Reich [Teil 1], S. 157-159. 75 BÖHMER/REDLICH , Regesta Imperii, Bd. 6,1, Nr. 2126 (1287 Oktober 23); Annales Sindelfingenses, Nr. (201), S. 59. Dazu MERTENS, Württemberg, S. 26f. 76 Edition: WUB, Bd. 9, Nr. 3683, S. 167f. (1287 Dez. 21, Waiblingen); Regest: Regesta Episcoporum Constantiensium, Bd. 1, Nr. 2678, S. 306. 77 BECKMANN, Konstanzer decimationis, S. 94-100. 78 MERTENS, Württemberg, S. 26f. 88 Bischöfe, S. 7-31; PERSON-WEBER, Der Liber EMANZIPATIONSVERSUCHE UM 1300 durch kaum noch wahrgenommen. Die umliegenden Städte und Dörfer entwickeln sich zu Teilorten innerhalb des Großraumes, werden Teil einer einzigen Stadtlandschaft. Drehen wir die Zeit 700 Jahre zurück, dann sah dies deutlich anders aus. Waiblingens historische Bedeutung wird immer mit seiner Lage am Unterlauf der Rems erklärt, mit der Kontrolle über dieses Flußtal und der Möglichkeit, hier den Fluß mittels Furt relativ bequem zu überschreiten.79 Kommt man aber von Cannstatt, d.h. aus der Richtung Stuttgart, und will man remsaufwärts reisen, dann ist die Benutzung dieses Überganges keineswegs notwendig. So lagen und liegen bedeutende Orte auf der südlichen Talseite der Rems ; erinnert sei an das Stift Beutelsbach oder die Stadt Schorndorf. Auch das Kloster Adelberg befindet sich dort weiter östlich auf den Höhen des Schurwaldes. Wenn es aber nicht unbedingt die Remstalstraße war, die die strategische Bedeutung Waiblingens im Mittelalter ausmachte, dann muß man sich die Frage stellen, was seine Verkehrslage so interessant erscheinen ließ. Einiges dazu kann man bereits aus der geomorphologischen Lage der Stadt ableiten. Der Geologe Helmut Wild hat in einer 1974 erschienenen Studie darauf hingewiesen, wie stark sich der Flußlauf in unmittelbarer Umgebung der Stadt verändert. Blickt man nach Osten, dann fließt die Rems relativ gradlinig durch ein etwa fünfhundert Meter breites, den Verkehr und die Anlage von Siedlungen begünstigendes Tal. In Waiblingen stößt der Fluß auf einen Querriegel aus hartem Gestein, der ihn in rechtem Winkel nach Nordosten abdrängt. An der Nordseite dieses Riegels biegt er zunächst wieder in die alte Laufrichtung ein. Doch gräbt er sich ab hier in den anstehenden Muschelkalk und mäandriert dabei durch ein enges, tiefes Tal, bis er auf der Höhe von Neckarrems in den Neckar mündet. Der Unterlauf der Rems ist dabei so eng, daß ab dem kaum zwei Kilometer flußabwärts gelegenen Neustadt, dem Neu-Waiblingen der 79 DECKER-HAUFF, Waiblingen einst, S. 21. „Für die Entstehung der Siedlung war unbestreitbar eine Furt über die Rems eine der wesentlichen Voraussetzungen“; GEIGER, Stadt Waiblingen, S. 9. „Mitte des so eingehegten Gebietes“; DECKER-HAUFF, Waiblingen und die wirtembergischen Stadtgründungen, S. 115. Die hochmittelalterliche Pfalz „hatte den Eingang zum Remstal vom Neckar her zu sichern“; KEYSER, Württembergisches Städtebuch, S. 286. 89 WAIBLINGEN IM SPÄTMITTELALTER Quellen, keine Straße mehr in diesem Talabschnitt verläuft.80 Hingewiesen werden sollte darauf, daß auch der Neckar sich ab Cannstatt tief in den Muschelkalk eingeschitten hat und ab Neckarrems ebenfalls imme r stärker zu mäandrieren beginnt. Behalten wir dies im Auge, dann dürfte sich die Verkehrsgunst Waiblingens komplexer (und großräumiger) gestalten als nur durch die Lage am Unterlauf der Rems . Sicher hat hier die Furt eine Schlüsselfunktion, doch diese dürfte sich weniger auf den Zugang in das Remstal als auf die Verbindungen nach Nordosten beziehen. Weiter flußabwärts ist aufgrund der tiefen Taleinkerbung ein Übergang unbequem; überschreitet man flußaufwärts die Rems , dann stößt man im Norden auf die Buocher Höhe, während im Süden die Höhen des Schurwaldes ein ebensolches Verkehrshindernis darstellen. Die strategische Gunst Waiblingens bestand in der Möglichkeit, von hier aus auf relativ geraden Wegen vom Süden durch das Neckartal kommend nach Nordosten zu gelangen und umgekehrt. Verlängert man hier die Verbindungen, dann erreicht man über Winnenden die Stadt Backnang, ab dort konnte man durch das Murrtal den ansonsten kaum zu überwindenden Schwäbischen Wald durchqueren. Von dort gelangte man durch das Rot- und Kochertal nach Schwäbisch Hall und weiter nach Franken. Als Fazit läßt sich demnach festhalten, daß von Waiblingen flußaufwärts die Verkehrslinien nur der in Ostwestrichtung fließenden Rems folgen konnten, echte Nordsüdverbindungen dort bis zur Höhe von Schwäbisch Gmünd nicht existierten. In diesem geschilderten Kontext ergibt die Anlage von Neu-Waiblingen einen ganz eigenen Sinn. Zunächst gilt es festzuhalten, daß wir über den Ort nur indirekt etwas erfahren. Am 7. Mai 1298 versprach Herzog Albrecht von Österreich im Heerlager bei Straßburg dem Grafen Eberhard von Württemberg für den Fall, daß er, Albrecht, deutscher König würde, wir ime wider lassen sollen und wöllen die burg zu Rams und das stettlin, das New Waibelingen, das der könig von Rom (Adolphus) inne hat. Für den Fall aber, daß es zu einer vertraglichen Übereinkunft mit König Adolf von Nassau käme, wolle er dafür sorgen, daß der König ihm, Eberhard, die Burg zu Rems und das Städtchen 80 90 Helmut WILD: Zur Lage der Kaiserpfalz in Waiblingen, in: Waiblingen in Vergangenheit und Gegenwart 4 (1974), S. 7-15, hier S. 10f. EMANZIPATIONSVERSUCHE UM 1300 Neu-Waiblingen ausliefere. 81 Keine zwei Monate später kam es in Göllheim zur Entscheidungsschlacht zwischen dem regierenden König Adolf und seinem Herausforderer Albrecht, bei der Adolf den Tod fand. Am 19. November desselben Jahres machte der neue deutsche König Albrecht sein Versprechen wahr und gab seinem ‘lieben Oheim’ Graf Eberhart von Wirtenberch [...] di burch ze Rams und daz staetel daz Niuwe Waibelingen haizzet zurück, daz chunch Adolf unser vorvar inne het.82 Für die Bedeutung der Angelegenheit spricht, daß fünf Kurfürsten ihre Willebriefe zu dieser Angelegenheit gaben, davon einer, der Erzbischof von Mainz, mit einer Zeitverzögerung von fünf Monaten. Solche Einverständnis erklärungen wurden vom König vor allem für diejenigen Fälle eingeholt, in denen wichtige Reichsrechte den Besitzer wechselten.83 Man erkennt hier, daß sich im Zuge der mehr als ein Jahrzehnt währenden Besatzung der Burg zu Neckarrems durch das Reich und seine Beauftragten einiges getan hatte. In der Waiblinger Lokalforschung ist Neu-Waiblingen, das heutige Neustadt, ein heiß diskutiertes Thema. So ist die Rede von einer Burg, die dort bereits vorher existierte, und von der geplanten Verlagerung Waiblingens in diese Neustadt auf Initiative Graf Eberhards. In diesem Kontext wird immer wieder auf die Zerstörung Waiblingens Anfang der 1290er Jahre hingewiesen.84 Konsultiert man die in Frage kommende schriftliche 81 Wer es aber, das wir inn täding kämen mit dem könig, so sol darinn gehandelt werden, das der könig ime umb die vorgenante burg und statt gmains rechtens geweren soll; Monumenta Germaniae Historica. Constitutiones, Bd. 4,1, Nr. 4, S. 4. 82 WUB, Bd. 11, Nr. 5188, S. 179. 83 Vom 21. November 1298 datieren die Willebriefe König Wenzels von Böhmen sowie diejenigen Pfalzgraf Rudolfs bei Rhein, der Markgrafen von Brandenburg Otto mit Hermann sowie Erzbischofs Boemund von Trier (WUB, Bd. 11, Nr. 5189, S. 179f.). Der Mainzer Erzbischof Gerhard gab sein Einverständnis am 11. März 1300 in Heilbronn (WUB, Bd. 11, Nr. 5189, S. 180). – Zu den Willebriefen allg. vgl. Ernst SCHUBERT: Willebrief, in: Lexikon des Mittelalters, Bd. 9, München 1998, Sp. 207. 84 Die Überlegungen des Neustädter Lokalforschers Werner Haupt sind in dieser Hinsicht äußerst spekulativ und fußen auf der unkritischen Benutzung von 91 WAIBLINGEN IM SPÄTMITTELALTER Überlieferung, dann erfährt man dagegen nur sehr wenig zum zeitlichen Hintergrund. Der Tod König Rudolfs von Habsburg Mitte Juli 1291 in Speyer löste im benachbarten Schwaben eine Reihe von Kettenreaktionen aus. Bereits im August hören wir von einer Fehde zwischen den Grafen von Württemberg und denen von Hohenberg.85 Noch im selben Monat wurden laut den Angaben in den Sindelfinger Annalen die Burgen in Waiblingen, Berg und Endersbach zerstört.86 In der Forschung gilt die Zerstörung als ein Werk der Gegner Eberhards,87 doch will dies aufgrund der grammatikalischen Bezüge in den Annalen des Stiftes Sindelfingen nicht recht überzeugen. Aus der gleichen Quelle erfahren wir, daß gut zwei Jahre später der Graf von Württemberg Mitte Oktober 1293 ein großes Fest in Waiblingen feierte. Auch über dessen Hintergründe und Historizität erfahren wir nichts Genaueres.88 In den Jahren nach dem Tode Rudolfs ließ unter dessen Nachfolger Adolf von Nassau der Druck auf die Württemberger nach. Dennoch scheint auch Adolf das Faust- wesentlich jüngeren Quellennachrichten; vgl. Werner HAUPT: Die Anfänge der Ortschaft Waiblingen-Neustadt, in: Waiblingen in Vergangenheit und Gegenwart 6 (1980), S. 95-108; DERS.: Von der Kaplanei „Unserer lieben Frau“ zur Pfarrei Nuwenstatt – Die ersten 300 Jahre der Kirchengeschichte von Neustadt, in: ebd. 7 (1984), S. 86-108; DERS.: Das „Niuwe Waibelingen“ – Zankapfel deutscher Geschichte, in: ebd. 9 (1987), S. 123-134. 85 Zu den Hintergründen vgl. M ERTENS, Württemberg, Die Grafschaft Württemberg und das Reich [Teil 1], S. 162f. 86 Annales Sindelfingenses, Nr. (231), S. 66f.: Reversus vero isto tempore comes et sui versus Wirtinberch, castra in Wabelingen, in Berg, in Andrespach destruxit. Haec omnia facta sunt a festo assumptionis usque Egidij confessoris [= 15. August – 1. September]. 87 „andererseits konnten die Gegner wohl mit Hilfe der Reichsstädte, seine [= Eberhards] Festen Waiblingen, Berg und Endersbach zerstören“; WELLER, Die Grafschaft Wirtenberg und das Reich [Teil 1], S. 162; KALLER/WEBER, Endersbach, S. 180. 88 Annales Sindelfingenses, Nr. (254), S. 70: Item comes Ulricus de Wirtemberg magnum festum habuit in Wabelingen civitate ante Galli [= vor dem 16. Oktober]. Die Sindelfinger Annalen sprechen hier von Graf Ulrich, der amtierende Graf hieß damals aber Eberhard I.! 92 S. 27; WELLER, EMANZIPATIONSVERSUCHE UM 1300 pfand Neckarrems nicht aus den Händen gegeben zu haben.89 Die Burg blieb in Reichsbesitz und die Existenz des ‘Städtleins’ Neu-Waiblingen belegt, daß man mit seiner Gründung einen ‘Pfahl im Fleische’ des die regionale Dominanz anstrebenden Württembergers geschaffen hatte. Letztendlich ist nicht zu belegen, ob die Gründung tatsächlich durch den Landvogt Graf Albrecht von Hohenberg um 1289 erfolgte und ob es sich dabei um eine „Konkurrenzgründung“ zu Waiblingen gehandelt hat mit dem Ziel einer dauernden Verlagerung des Ortes.90 Neu-Waiblingen lag, wie bereits erwähnt, in strategisch günstiger Lage auf einem Bergsporn hoch über dem Remstal keine zwei Kilometer nördlich der Stadt. Ausgrabungen in den 1970er Jahren brachten dort Reste einer älteren Burg hervor, die sehr wahrscheinlich den Anknüpfungspunkt der Gründung des ‘Städtleins’ bildete. 91 Dennoch dürfte allein die für 1298 überlieferte Namengebung eine klare Drohung gegenüber den Grafen von Württemberg bedeutet haben, befand sich der Ort doch in Besitz des Reiches. Neu-Waiblingen kontrollierte die Straße Richtung Winnenden, es konnte damit den Fernverkehr erheblich behindern und der Stadt Waiblingen auch materiellen Schaden zufügen.92 Derartige Gründungen 89 Vgl. WELLER, Die Grafschaft Württemberg und das Reich [Teil 2], S. 19-21. 90 So KALLER/WEBER, Neustadt (Kr. Waiblingen), S. 572. 91 Helmut WILD: Die Burg Neustadt und die Reste eines Vorgängerbaus. Grabungsergebnisse vom Herbst 1978, in: An Rems und Murr 11 (1979), Juni, S. 55-61; vgl. ferner auch DERS.: Keramikscherben der Staufer- und Nachstauferzeit aus der Talfüllung des Weidachtälchens unmittelbar südlich der Waiblinger Altstadt, in: Waiblingen in Vergangenheit und Gegenwart 6 (1980), S. 73-79, hier S. 78. – Die Wachstumschancen blieben im Spätmittelalter gering. Im Waiblinger Urbar des Jahres 1351 sind dort ganze 26 Hofstätten verzeichnet; vgl. Urbar von Stadt und Amt Waiblingen, in: Altwürttembergische Urbare aus der Zeit Graf Eberhards des Greiners (1344-1392), bearb. v. Karl Otto M ÜLLER, Stuttgart 1934 (Württembergische Geschichtsquellen 23), S. 165-201, S. 187f.; M ÜLLER, Einleitung, S. 61*. 92 Von den Größenverhältnissen bewegte es sich im recht bescheidenem Rahmen. Im Waiblinger Urbar von 1351 zählte man dort 26 Hofstätten und eine jährliche Steuerleistung von 30 Pfd. Heller; M ÜLLER, Einleitung, S. 61*f. – Inwiefern die um 1690 entstandene Karte von Samson Schmalkalder „Waiblingen mit 93 WAIBLINGEN IM SPÄTMITTELALTER sind übrigens keine Seltenheit im 13. Jahrhundert.93 Auch die Grafen von Württemberg bedienten sich in der Folge des gleichen Mittels, wie ein Beispiel aus der unmittelbaren Umgebung und dem gleichen Kontext lehrt. Zur Abrundung und Absicherung ihrer Herrschaft im Raum Waiblingen gruben sie um 1300 der ortsadligen Familie von Staig zu Hegnach ‘das Wasser ab’, indem sie zur Gründung von Klein-Hegnach gegenüber dem alten Dorf Hegnach schritten.94 Hegnach liegt hoch über dem Remsufer auf der linken Flußseite gegenüber von Neu-Waiblingen. Von dort aus konnte man die Rems überschreiten, wie der ‘sprechende’ Name der Herren „von Staig“ übrigens auch nahelegt. Vermutlich hatte sich dieser Ortsadel in den vorausgegangenen Jahen auf die Seite des Reiches geschlagen, der Besatzung der in unmittelbarer Nachbarschaft von Hegnach liegenden Burg Remseck den Zugang auf das gegenüberliegende Ufer verschafft und so die Gründung von Neu-Waiblingen vermutlich überhaupt erst ermöglicht. Die Gründung von Klein-Hegnach durch die Württemberger schob dem einen Riegel vor. Fassen wir die in diesem Kapitel gewonnenen Ergebnisse kurz zusammen: Die Gründung des ‘Städtleins’ Neu-Waiblingen führte direkt in die Reichspolitik des späten 13. Jahrhunderts. Mehr denn je war Waiblingen um diese Zeit darin involviert. Dies unterstreicht nachdrücklich seine strategische Position im mittleren Neckarraum und seine Rolle im Kalkül des Königtums um diese Zeit. Bestätigt wird dieser Befund durch das starke Engagement, daß Graf ‘Schmidener Feld’“ (Abb. in: Waiblingen in Vergangenheit und Gegenwart 6 (1980), S. 4) eine exakte Wiedergabe der frühneuzeitlichen Wegeverhältnisse bietet, bliebe einer eigenen Untersuchung vorbehalten. Auf der Karte verläuft der Weg von Waiblingen nach Norden ein kurzes Stück durch das Rems-Tal, um auf der Höhe von Neustadt die Höhe zu erreichen. Hier ist die strategische Bedeutung des Ortes evident. Methodisch bleibt allerdings das Problem der Rückschreibung vom 17. auf das 13. Jahrhundert bestehen. 93 Gerade die bereits erwähnten Grafen von Hohenberg legen davon ein beredtes Zeugnis ab wie die Gründung von Rottenburg um 1280 belegt; vgl. Hans JÄNICHEN: Herrschafts- und Territorialverhältnisse um Tübingen und Rottenburg im 11. und 12. Jahrhundert, Teil 1: Die freien Herren, Stuttgart 1964 (Schriften zur südwestdeutschen Landesgeschichte 2), S. 71-73. 94 PETERKE, Ein Hof zu Costensol, S. 146. 94 EMANZIPATIONSVERSUCHE UM 1300 Eberhard von Württemberg bei der (Rück)Gewinnung des Ortes an den Tag legte. 95 WAIBLINGEN IM SPÄTMITTELALTER „Kapitulationsurkunde“ oder erstes erhaltenes Stadtrecht? Das Dokument von 1312 Das gute Verhältnis zwischen Graf Eberhard und Albrecht von Habsburg blieb auch während dessen Königsherrschaft weitgehend bestehen. Es führte dazu, daß Eberhard in den Jahren 1298 bis 1307 das für den Ausbau der eigenen regionalen Hegemonie hochinteresssante Amt des Reichslandvogtes für Niederschwaben erstmals bekleidete.95 Aufgrund einer beiderseitigen Übereinkunft konnte der Württemberger in diesen Jahren im mittleren Neckarraum zwischen Württemberg und Löwenstein seine Herrschaft ungehindert ausbauen, wobei er sich zur Beschaffung der dafür notwendigen Finanzmittel erstaunlich moderner Methoden bediente. In den letzten Jahren von Albrechts Herrschaft kühlte sich das Verhältnis jedoch zusehends ab und führte im Herbst 1305 zur Fehde gegen den an Einfluß gewinnenden Grafen.96 Aus Gründen, die hier nicht zu behandeln sind, setzte sich der Konflikt unter Albrechts Nachfolger, dem 1308 zum deutschen König gewählten Luxemburger Heinrich VII., fort. Gerade die niederschwäbischen Reichsstädte beklagten sich über die aggressive Politik des expandierenden Nachbarn Württemberg. Nur am Rande sei bemerkt, daß König Heinrich VII. im Sommer des Jahres 1309 durch Waiblingen gekommen sein könnte. Vom 1. bis 5. August urkundete er in Esslingen, wohin er von Schwäbisch Hall aus gelangt war; von Esslingen aus zog er dann weiter nach Heilbronn. Zumindest auf dem Hinweg könnte er aufgrund der Fernverkehrswegeführung Waiblingen tangiert haben.97 Bei seinem Aufbruch nach Italien zur Kaiserkrönung übertrug Heinrich die Bekämpfung des zum Reichsfeind erklärten Eberhards von Württemberg seinem Landvogt von Wimpfen und Niederschwaben, Konrad 95 Vgl. M ERTENS, Württemberg, S. 28-30. 96 MERTENS, Württemberg, S. 28-30. 97 Vgl. die Aufenthaltsangaben in: Regesta Imperii inde ab anno MCCXLVI usque ad annum MCCCXIII. Die Regesten des Kaiserreichs unter Heinrich Raspe, Wilhelm, Richard, Rudolf, Adolf, Albrecht und Heinrich VII. 1246-1313, bearb.v. Joh. Friedrich BÖHMER, Stuttgart 1844, Nr. 132-135, S. 265. 96 EMANZIPATIONSVERSUCHE UM 1300 von Weinsberg. Das Gros der dafür benötigten militärischen Kontingente stellten die fünf Reichsstädte Esslingen, Heilbronn, Wimpfen, Ulm und Nördlingen, die dafür auf sieben Jahre von den Reichssteuern befreit wurden. Faktisches Ziel der Koalition, in der sich auch die regionalen hochadligen Konkurrenten des Württembergers zusammengefunden hatten, war offenbar die „möglichst völlige[.] Auflösung der Herrschaft Württemberg zugunsten des Königtums und der am Krieg beteiligten Grafen“. Zwischen Herbst 1310 und Sommer 1312 fiel ein Großteil der württembergischen Burgen und Städte an diese Koalition.98 Gerade die Reichsstädte und hier besonders Esslingen wußten die Situation für sich zu nutzen. In diesen Zusammenhang gehört eine Urkunde, die in der Waiblinger Lokalforschung seit Karl Stenzel meist nur als „Kapitulationsurkunde“ bezeichnet und damit gleichzeitig negativ bewertet wird.99 Die damit zum Ausdruck gebrachte Perspektive ist klar: Eine zweifelsfrei württembergische Stadt wurde durch einen übermächtigen Gegner, in diesem Fall die benachbarte Reichsstadt Esslingen, zur Kapitulation gezwungen. Nach allem, was wir erkennen können, verhielten sich die Dinge aber etwas anders. Ganz im Gegenteil ging es damals um bedeutende Dinge, nämlich um nicht weniger als den Wechsel des Stadtherrn und die dabei ausgehandelten Konditionen. Nimmt man hinzu, daß an dieser Urkunde bis auf den heutigen Tag ein Siegel hängt, das nicht mehr wie zuvor die württembergischen Hirschstangen, sondern den Reichsadler zeigt, dann bekommt die Angelegenheit noch eine ganz eigene Note. Folgerichtig erklärte es Stenzel zum „Rebellensiegel“ 100 und implizierte damit, die Stadt habe nicht nur kapituliert, sondern sich sogar gegen ihren legitimen Herrn aufgelehnt. Diese Perspektive ist aber gewissermaßen im Nachhinein gewählt, wurde Waiblingen doch erst aufgrund der reichspolitischen Entwicklungen nach dem 98 MERTENS, Württemberg, S. 31f., Zitat S. 31. 99 STENZEL, Waiblingen, 1936, S. 63 (mit falschem Datum: 12. Mai 1312). 100 Vgl. STENZEL, Waiblingen, 1936, S. 62, Anm. 233. Die Bezeichnung wurde allgemein übernommen; vgl. Helmut KÄMPF: Die Stadt der Staufer, in: Waiblingen in Vergangenheit und Gegenwart 2 (1967), S. 17-22, hier S. 21. 97 WAIBLINGEN IM SPÄTMITTELALTER Tode Heinrichs VII. definitiv Württemberg zugeschlagen. Es hätte durchaus auch anders kommen können. Die Geschichte spätmittelalterlicher Städte ist voll von politischen Umbrüchen und von Wechseln in der jeweiligen Stadtherrschaft. Hingewiesen zu werden braucht nur auf die zahlreichen Verpfändungen von Reichsstädten durch das chronisch unter Geldnot leidende Königtum. 101 Auch die bedeutenden Reichsstädte Niederschwabens wie Esslingen und Reutlingen sahen sich dieser Gefährdung permanent ausgesetzt und ihr politisches Handeln im Reichskrieg gegen Eberhard von Württemberg war nicht zuletzt von der Furcht vor einer Mediatisierung durch den mächtigen Gebietsnachbarn bestimmt. Blickt man auf Waiblingen, dann wäre hinzuzufügen, daß die Lösung vom Stadtherrn ein ganz typischer Schritt im Rahmen städtischer Autonomiebewegungen des 13. und frühen 14. Jahrhunderts war. Fest steht, daß es in Waiblingen wie in einer ganzen Reihe württembergischer Städte im Sommer 1312 zu einem Wechsel in der Stadtherrschaft kam. 102 Erhalten haben sich darüber die entsprechenden Urkunden. Sie sind vermutlich einzig aus dem Grund auf uns gekommen, weil die Reichsstadt Esslingen sie in ihren Archiven sorgfältig aufbewahrt hat. Folgt man den Formalia, dann waren es die Städte selbst, von denen die Initiative zum Wechsel ausging, denn sie fungieren als Urkundenaussteller. Als erste handelten am 31. Juli 1312 Stuttgart und das kleinere Neuffen, 103 es folgten am 5. August Leonberg 104 und Waiblingen, 105 am 23. August Schorndorf106 und schließlich am 29. August 101 SYDOW , Städte im deutschen Südwesten, S. 122f. 102 Aus der Esslinger Perspektive vgl. den Zeitgenossen Trutwein: Walter LUDWIG : Der Esslinger Arzt Trutwein und sein Siegesgedicht von 1312, in: Esslinger Studien 34 (1995), S. 1-19, hier S. 11f.; sowie Bernhard KIRCHGÄSSNER: Wirtschaft und Bevölkerung der Reichsstadt Eßlingen im Spätmittelalter nach den Steuerbüchern 1360-1460, Esslingen 1964 (Esslinger Studien 9), S. 12f. 103 Stuttgart: Druck: UB Esslingen 1, Nr. 418, S. 188f. Neuffen: Regest: UB Esslingen 1, Nr. 419, S. 190. 104 Leonberg: Regest: UB Esslingen 1, Nr. 420, S. 190. 105 Regest: UB Esslingen 1, Nr. 421, S. 191; Druck: STENZEL, Waiblingen, 1936, S. 72f.; STENZEL, Waiblingen, 1971, S. 73f. Eine gute Abb. in: STENZEL, Waiblingen, 1936, Abb. 5, S. 63 (dort mit falschem Datum: 1312 Mai 12). 98 EMANZIPATIONSVERSUCHE UM 1300 Backnang. 107 In diesem Zusammenhang kann kein Vergleich aller sechs Dokumente vorgenommen werden. Soviel sei jedoch dazu gesagt, daß es sich bei ihrem jeweiligen Inhalt trotz vieler Gemeinsamkeiten nicht um stereotype Verfügungen handelte. An dieser Stelle soll uns nur die von Waiblingen ausgestellte Urkunde interessieren. Sie ist für die städtische Verfassungsgeschichte von hoher Bedeutung; immerhin handelt es sich bei ihr um selbst gesetztes Recht, das sich Schultheiß, Richter, Rat und Bürger von Waiblingen im Jahre 1312 gaben. Es ist auch müßig zu diskutieren, in wie weit hier das wirtschaftlich mächtige und politisch bedeutende Esslingen bei der Formulierung der Rechtssätze ‘behilflich’ war. Allein die unterschiedlichen Passagen in den von den verschiedenen Städten ausgestellten Urkunden deuten darauf hin, daß in allen betreffenden Fällen Verhandlungen vorausgegegangen waren und unterschiedlichen lokalen Gegebenheiten Rechnung getragen wurde. Zunächst ist darauf hinzuweisen, daß bereits in der sog. Intitulatio Aufbau und Struktur städtischer Verfassungsorgane zum Ausdruck kommen. Bei einer Intitulatio handelt es sich um die Selbstbezeichnung eines Urkundenausstellers. Wenn nun eine Stadt eine Urkunde in eigener Sache ausstellt, dann läßt sich anhand der Intitulatio nicht nur etwas über ihr Selbstverständnis aussagen, sondern es lassen sich auch ihre Herrschafts- und Selbstverwaltungsorgane ablesen. In dieser Urkunde handelten als Aussteller Schultheiß, Richter, Rat und Bürgergemeinde der Stadt Waiblingen (Wir .. der schulthaize, .. die rihter, .. der rat un(d) die burg(er) gemeinlich der stet von Waibeling(en)).108 Den gegen Ende des 13. Jahrhunderts erreichten Zustand städtischer Repräsentativorgane hatten wir in einem der vorangehenden Kapitel bereits Eine weniger gute Abb. in: Helmut HERBST /Hans SCHULTHEISS : Das württembergische Waiblingen. Ausstellungskatalog Museum der Stadt Waiblingen, Waiblingen 2000, S. 6. 106 Regest: UB Esslingen 1, Nr. 422, S. 191f. 107 Regest: UB Esslingen 1, Nr. 423, S. 192. 108 Bei den Punkten, die sich zwischen den einzelnen Bezeichnungen finden, handelt es sich nicht um Auslassungen, sondern eher um Satzzeichen in der Art verdoppelter Kommata, die die besondere Bedeutung dieser Nennungen hervorheben; vgl. das Foto der Urkunde bei STENZEL, Waiblingen, 1936, Abb. 5, S. 63. 99 WAIBLINGEN IM SPÄTMITTELALTER kennengelernt. Er umfaßte seit 1270 den Schultheiß und die universitas civium, also die Gesamtheit der Bürger. Im Jahre 1300 konnten erstmals Richter nachgewiesen werden. In der hier zu behandelnden Urkunde von 1312 tritt uns nun auch ein städtischer Rat entgegen. Wir sehen hier deutlich, daß 1312 das im Jahre 1300 erstmals nachweisbare Amt des Richters neben dem des Schultheißen auch innerhalb der Stadtverfassung von Belang war. Darüber hinaus verrät uns die Urkunde leider keine Details zu deren Aufgaben. Richter begegnen uns heute nur noch im Rechtsleben, städtische Verwaltungs- und Herrschaftsaufgaben sind für uns nur schwer mit ihnen in Einklang zu bringen. Im Mittelalter war dies anders. Die uns heute selbstverständliche öffentliche Gewaltentrennung mit dem Sonderstatus der Jurisdiktion existierte damals nicht. Ganz im Gegenteil waren städtische Herrschaft und Rechtsprechung sogar eng miteinander verbunden. Dies hing u.a. mit dem Status der Stadt als rechtlichem Sonderbezirk zusammen. So steht die Person des Richters als Vertreters des Stadtherrn am Anfang städtischer Existenz. Er vertrat seinen Herrn nicht nur im Gericht, dessen Vorsitz er führte, sondern auch in der Ausübung städtischer Herrschaft.109 Konsultiert man die einschlägige Literatur, dann gelten Richter als eine alternative Herrschaftsform zum Rat. Zum Ratsherrn wurde man aus einem Kreis ‘Geeigneter’ für eine bestimmte Zeit gewählt, während Richter vom Stadtherrn ernannt wurden und keine festen Amtszeiten kannten. Rudolf Seigel konstatierte, daß für die württembergischen Städte „von Anfang an, also seit dem 13. Jahrhundert, nur das 12köpfige Gericht“, die Ratsverfassung hingegen in keinem Fall nachweisbar ist.110 Neben den Richtern hören wir in dieser Urkundenintitulatio nun zum ersten Mal von einem Rat der Stadt Waiblingen. Seigel betonte, daß die Einführung eines städtischen Rates tatsächlich eine Neuerung darstellte, die die 109 Vgl. ISENMANN, Die deutsche Stadt, S. 161f. 110 SEIGEL , Die württembergische Stadt, S. 182. Zu städtischen Richterkollegien allg. vgl. Horst RABE : Der Rat der niederschwäbischen Reichsstädte. Rechtsgeschichtliche Untersuchungen über die Ratsverfassung der Reichsstädte Niederschwabens bis zum Ausgang der Zunftbewegungen im Rahmen der oberdeutschen Reichs- und Bischofsstädte, Köln, Graz 1966 (Forschungen zur deutschen Reichsgeschichte 4), S. 161-165; ISENMANN, Die deutsche Stadt, S. 161f. 100 EMANZIPATIONSVERSUCHE UM 1300 betreffenden Städte 1312 aus der reichsstädtischen Tradition übernahmen. 111 Das Aufkommen eines Rates war ein Schritt in Richtung auf Institutionalisierung und Ausbau der Autonomie gegenüber dem Stadtherrn. Weitere Einzelheiten dazu sind aus der Urkunde jedoch nicht zu erfahren. Schaut man nun auf ihren Inhalt, dann erfährt man eher indirekt etwas über das Rechtsleben der Stadt. Erwartet man eine systematische Stadtrechtskodifikation, dann bleibt das Schriftstück enttäuschend. Dasselbe gilt aber auch für eine Vielzahl anderer auf uns gekommener Stadtrechte.112 Die einzelnen Passagen wirken recht willkürlich, so als wären sie als Ergebnis von vorausgegangenen Verhandlungen relativ unsystematisch festgehalten worden. Aus dem gesamten Tenor des Dokuments geht hervor, daß Esslingen dabei der Verhandlungspartner war. So heißt es, daß sich Waiblingen an das Reich und an Esslingen ergeben habe. Dies heißt aber nicht, daß Waiblingen den Status einer Reichsstadt beanspruchte bzw. einen solchen eingeräumt bekam. 113 Stattdes sen trat Waiblingen in rechtliche Beziehungen zu Esslingen.114 Diese konzentrierten sich auf die Besitzstandswahrung unter Betonung des ‘guten alten Rechtes’ sowie auf die Finanzen. Waiblingen sollte in seinen angestammten Rechten verbleiben und bestimmte ‘widerrechtlich’ eingebüßte Eigen- und Lehengüter zurückerlangen.115 Leider erfahren wir nichts Konkretes 111 SEIGEL , Die württembergische Stadt, S. 182. 112 Zahlreiche Beispiele finden sich in den Urkunden zur Städtischen Verfassungsgeschichte, hg. v. F. KEUTGEN, Berlin 1901 (Ausgewählte Urkunden zur Deutschen Verfassungsgeschichte 1), S. 90-219. Allg. zum Stadtrecht vgl. Karl KROESCHELL: Stadtrecht, Stadtrechtsfamilien, in: Lexikon des Mittelalters, Bd. 8, München 1997, Sp. 24-26; Gerhard DILCHER: Oralität, Verschriftlichung und Wandlungen der Normstruktur in den Stadtrechten des 12. und 13. Jahrhunderts, in: Pragmatische Schriftlichkeit im Mittelalter. Erscheinungsformen und Entwicklungsstufen, hg. v. Hagen KELLER u.a., München 1992 (Münstersche Mittelalter-Schriften 65), S. 9-19. 113 HOFACKER, Die schwäbischen Reichslandvogteien, S. 183-186. 114 Vgl. allg. SYDOW , Städte im deutschen Südwesten, S. 119-122. 115 [...] und ist gediwget, daz wir beliben suln in allem dem reht, als wir von alter gehept haben, und zwez unser iegelicher des entwert ist, anders denne reht ist, ez 101 WAIBLINGEN IM SPÄTMITTELALTER über die betreffenden Rechte sowie die Begleitumstände und Hintergründe der Vereinbarung. Von dem deutlichen Rekurs auf ‘alte’ Rechtszustände sollte man sich allerdings nicht täuschen lassen. Städtisches Verfassungsleben war im Mittelalter – anders als häufig angenommen wird – nicht statisch, sondern Veränderungen unterworfen. Diese Änderungen konnten evolutionär sein, doch waren sie, wenn sie geschahen, meist von Unruhen und Aufständen begleitet. Da das Mittelalter aber vom ‘guten alten Recht’ ausging, d.h. auch in dieser Hinsicht ausgesprochen konservativ dachte, galten die nach Unruhen eingetretenen neuen Rechtszustände nicht als ‘Neuerungen’, sondern als Wiederherstellung des zwischenzeitlich ‘verdorbenen’ alten Rechtes. Von daher finden sich solche Umbrüche, wie sie sich in Waiblingen offenbar auch zugetragen haben müssen, meist sehr schlecht bzw. nur indirekt in den Quellen dokumentiert. Konkreter wird die Urkunde bei den Finanzen. Programmatisch wird das Gelöbnis Esslingens betont, die Stadt Waiblingen ‘zu bessern und nicht zu bösern’. So sollte Waiblingen jährlich 150 Pfund Heller Steuer an die Reichsstadt zahlen. Als Termin galt offenbar wie andernorts der Martinstag (11. November), denn von da an war die Stadt erst einmal auf sechs Jahre von den Zahlungen befreit. Man darf sich fragen, was diesen sechsjährigen Steuererlaß veranlaßt hatte. War es – modern formuliert – ein „Steuergeschenk“ für den Seitenwechsel oder war es – dies wäre der mittelalterliche Normalfall – eine Art Kompensation für erlittenen Schaden? Neben dieser Steuer fielen im übrigen an Esslingen alle Einkünfte, die Graf Eberhard aus Waiblingen bezogen hatte. Doch auch hierüber erfahren wir keine weiteren Einzelheiten.116 si an aigen oder an lehen, da sol man uns wider in unser gewer setzen nach reht, als diu stat ze Waibelingen stat; STENZEL, Waiblingen, 1971, S. 73. 116 102 Uns ist ouch gelopt, daz die von Ezzelingen unser stat zu Waibelingen bezzern suln und nit boesern an ir rehte und suln wir von nu sant Martinstage über sehs jar fri und ledig sin vor aller stwre, und sulen denne darnach iegeliches iars geben der stet und den burgern von Ezzelingen anderthalp hundert phunde haller zu stwre und nit me, und sulen darzu die von Ezzelingen nemen alle di nutze und allez daz gelte, daz grave Eberhart von Wirtenberg zu Waibelingen hete, und sulen in die aller jar geliches werden und nieman anders; STENZEL, Waiblingen, 1971, S. 73f. EMANZIPATIONSVERSUCHE UM 1300 Es folgen mehrere aufschlußreiche Paragraphen über das Vogt- und Schultheißenamt, wobei man sich offenbar an die zwischen Stuttgart und Esslingen getroffenen Vereinbarungen anlehnte. Waiblingen stand das Recht zu, sich aus dem Kreis der Esslinger Bürger und ‘Eidgenossen’ einen Vogt zu ‘nehmen’. Bei den Eidgenossen dürfte es sich nach den Ausführungen von Hans-Georg Hofacker um „einen Bürger einer zum niederschwäbischen Städtebund gehörenden Stadt“ gehandelt haben.117 Sollte der Vogt den Waiblingern oder den Esslingern nicht behagen, konnte er von den letzteren nach Rücksprache (!) mit den Waiblingern gegen einen anderen ausgetauscht werden.118 Einiges mehr hört man in der Urkunde zum Waiblinger Schultheiß. Allerdings verbietet es sich nicht nur aus methodischen Gründen, diese Angaben auf Verfassungszustände des 13. Jahrhunderts zurückzuprojizieren. 1312 wurde vereinbart, daß die Stadt sich grundsätzlich selbst eine Person ihrer Wahl zum Schultheiß nehmen könne. Der Schultheiß sollte all die Rechte haben, die zu seinem Amt gehören. Etwas unklar wirkt die Passage, daß kein Vogt keinen Frevel, ‘weder klein noch groß’ ‘zu uns nehmen soll’ (und sol kain voigt kain vrävelin zu uns nemen, weder clain noch groze).119 Hier ging es offenbar um verschiedene Bereiche der Gerichtsbarkeit. Ein Blick in die Forschung verrät, daß wir es hier offenbar mit einem schwäbischen Spezifikum zu tun haben. Recht früh sind bereits hochgerichtliche Befugnisse in den Händen der Schultheißen nachweis bar.120 Dem Vogt wurde untersagt, diese Frevel, ob groß oder klein, selbst zu entscheiden.121 Als 117 HOFACKER, Die schwäbischen Reichslandvogteien, S. 185. 118 Ez ist ouch gedinget, daz wir allewegen ainen voigt nemen sulen ainweder ainen burger von Ezzelingen oder ainne, der Ezzelinger eitgenozze ist, und swenne der selbe voigt uns oder in nit fwget, so sulen sie in andern nach unsern rate; STENZEL, Waiblingen, 1971, S. 74. 119 STENZEL, Waiblingen, 1971, S. 74. 120 Vgl. Hans HIRSCH : Die hohe Gerichtsbarkeit im deutschen Mittelalter, 2. Aufl. Darmstadt 1958, S. 59-68. 121 Zum Frevel vgl. Deutsches Rechtswörterbuch, Bd. 3, Weimar 1935, Sp. 881-885. Vgl. dazu auch die Aussagen in den um 1350 entstandenen älteren 103 WAIBLINGEN IM SPÄTMITTELALTER Kompensation dafür standen ihm jährlich 24 Pfund Heller aus den den Gefällen des Schultheißenamtes zu. Auch die übrigen Paragraphen betrafen im weitesten Sinne rechtliche und finanzielle Aspekte. So sollten Waiblinger Güter, über die Esslinger Gewalt haben, in ihren alten Rechten verbleiben. Ungeld und Zoll sollten an Waiblingen fallen, daz wir unser stat da mit bezzeren.122 Darüber hinaus wurde vereinbart, daß Güter von Esslingern bzw. der Zisterzienserklöster Salem und Bebenhausen, des Esslinger Spitals , der Frauenklöster Weiler, Sirnau und der Klarissen in der Esslinger Vorstadt sowie der Siechen von Oberesslingen,123 die im Waiblinger Zehnten liegen, steuerfrei sein sollen. Dies galt aber nur für den Status quo. Steuerpflichtige Güter, die die Genannten erst noch erwürben, mußten zur Finanzierung der 150 Pfund Stadtsteuer beitragen.124 Zur Waiblinger Sozialgeschichte erfährt man das interessante Detail, daß es auch Adel in der Stadt gab. Für ihn galt genau wie für die Nicht-Adligen im Falle, daß sie das Bürgerrecht von Esslingen erwürben, solle ihr Gut im Waiblinger Zehntbezirk genau wie das übrige Esslinger von der Steuerpflicht befreit sein.125 Darüber hinaus vereinbarte man, sich nicht gegenseitig vor ein württembergischen Urbaren: M ÜLLER, Einleitung, S. 55*. 122 STENZEL, Waiblingen, 1971, S. 74. 123 [...] swaz Ezzelinger, die von Salmanswiler, die von Bebenhusen, daz Spital ze Ezzelingen, diu vrowen closter Wiler und Sirmenowe und sant Claren ordens, daz in der vorstat ze Ezzelingen gelegen ist, und die Siechen von Obernezzelingen [...]. Zu den genannten Esslinger Klöstern und Konventen vgl. HALBEKANN , Esslingen, Bruder- und Schwesternkonvent am Katharinenspital, S. 239; HAUG , Das St.-Katharinen-Hospital, S. 141-143; WEHRLI-JOHNS, Weiler, Dominikanerinnen, S. 505f.; HALBEKANN , Sirnau, Dominikanerinnen, S. 459f.; HALBEKANN , Esslingen, Klarissen, S. 238. 124 [...] und zwaz Ezzelinger und die vorgenannten closter nu hinnan hin gutes gewinnent in dem zehenden ze Waibelingen, die stwrbare sind, diu sulen uns helfen stwren an den anderthalp hundert phunden, die wir ze stwre geben suln; STENZEL, Waiblingen, 1971, S. 74. 125 Swelhe under uns, er si edel oder nit, ouch gen Ezzelingen vert und da burger wirt, des gut sol buch [ouch ?] fri sin ze Waibelingen als ander Ezzelinger gut, daz ze Waibelingen gelegen ist in dem zehenden; STENZEL, Waiblingen, 1971, S. 74. 104 EMANZIPATIONSVERSUCHE UM 1300 geistliches Gericht zu laden. Der letzte Passus beinhaltete, daß ‘die von Waiblingen’ keinen Esslinger als Bürger innerhalb der vorgenannten sechs Jahre aufnehmen sollten.126 Es wurde bereits erwähnt, daß die Urkunde im Original auf uns gekommen ist. Dies versetzt uns in die Lage, auch das Beglaubigungsmittel, d.h. das Siegel, einer genaueren Betrachtung zu unterziehen. Es war bereits die Rede davon, daß man im Jahre 1312 einen neuen Siegelstempel verwendete. Das nunmehr benutzte Siegel war nicht mehr dreieckig wie sein 1291 erstmals bezeugter Vorgänger, sondern rund mit einem Durchmesser von 58 Millimetern. Die Umschrift war zwar mit der älteren identisch, doch zeigte das Siegelbild nicht mehr die drei Hirschstangen, sondern den Reichsadler. 127 Bereits in der Siegelankündigung kam zum Ausdruck, daß der ‘Brief’ besiegelt war mit der stet insigel von Waibelingen ze einem waren urkunde.128 Für Karl Stenzel handelte es sich um ein „Rebellensiegel“. Die zeitgenössischen Urkundenaussteller dürften dies anders gesehen haben; für sie war dies das rechtsgültige Siegel der Stadt, das den ‘Brief’ erst zu einer ‘wahren Urkunde’ machte. Wir dürfen die Initiative Waiblingens wohl ernst nehmen; das Siegel spricht dafür, daß es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit eben nicht nur um ein intendiertes „Zwischenspiel“ gehandelt hat, sondern um einen aktiv betriebenen politischen Wechsel. Von ihm scheint sich gerade Waiblingen einen größeren Spielraum erhofft zu haben. Noch in einer kürzlich erschienen Rezension wurde die Frage gestellt, „ob 126 [...] und suln die von Waibelingen keinen Ezzelinger zu burger enphahen inwendic den vorgenanten sehs jarn; STENZEL, Waiblingen, 1971, S. 74. 127 + SIGILLVM CIVIVM IN WAIBELINGEN; vgl. UB Esslingen 1, S. LV. Eine Abbildung bei GÖNNER, Siegel und Wappen der Stadt Waiblingen, S. 17, Abb. 2. Die von STENZEL (Waiblingen, 1936, S. 62: „das Bild des Reichsadlers nach Eßlinger Muster“) vertretene Ansicht, das Esslinger Siegel habe damals als Vorbild gedient, ist nicht ganz einleuchtend, da dieses dreieckig war; vgl. UB Esslingen 1, S. XXXI. Ein vergleichbarer Wechsel des Siegelbildes fand damals auch in Backnang und Neuffen statt; GÖNNER, ebd., S. 10. 128 STENZEL, Waiblingen, 1971, S. 74. 105 WAIBLINGEN IM SPÄTMITTELALTER Waiblingen damals nicht auf dem Weg zu einer ‘freien Reichsstadt’ war? Und Backnang auch?“129 Ob dies im Endeffekt in Waiblingen tatsächlich intendiert war, läßt sich im Nachhinein nur schwer beantworten. Es stellt sich auch die Frage, ob der Status einer isoliert dastehenden freien Reichsstadt überhaupt ein erstrebenswertes Ziel war. Vermutlich war es politisch geschickter, sich in den Machtbereich und damit auch in den Schutz eines aufstrebenden regionalen Hegemons zu begeben, wie ihn Esslingen um diese Zeit repräsentierte.130 Das Unternehmen scheiterte an Umständen, die nicht in der Situation vor Ort begründet lagen. Heinrich VII., der Initiator des Reichskrieges gegen Eberhard, starb 1313 auf dem Romzug, zu dem er 1310 aufgebrochen war. Sein Tod löste 1314 eine zwiespältige Königswahl aus mit dem Ergebnis, daß in den folgenden Jahren zwei Kandidaten, Ludwig IV. von Bayern und Friedrich der Schöne von Österreich, um die legitime Königsherrschaft im Reich stritten. In dieser Pattsituation suchten beide Kandidaten mit entsprechenden Vergünstigungen ihren Anhang zu formieren und zu entschädigen. Naheliegenderweise schlug hier auch die Stunde Graf Eberhards I. von Württemberg. Der Förderer hieß in seinem Fall Friedrich der Schöne, und es lief parallel mit dem Rückzug des Reiches aus der Region auf Raten. Am 1. Juli 1315 überließ der Habsburger Esslingen als Schadenersatz Steuer, Ungeld, Zoll und Schultheißenamt auf 12 Jahre, traf Bestimmungen über das Verhältnis zu Württemberg und befreite die Stadt von der Teilnahme an Zügen gegen Heilbronn und Schwäbisch Hall. Doch es ging auch um das Verhältnis von Stuttgart und Waiblingen gegenüber Esslingen und dem Grafen von Württemberg. Leopold von Österreich, Friedrichs Bruder, sollte die Städte Stuttgart und Waiblingen so lange innehan, bis eine Vereinbarung mit Eberhard von Württemberg getroffen war.131 Esslingen entschloß sich in dieser 129 PETERKE, Buchbesprechung zu „Waiblingen, eine Stadtgeschichte“, S. 46. 130 Dies relativiert auch ein wenig die Singularität, die dem Fall gemeinhin eingeräumt wird: „Daß sich mehrere Städte ganz oder teilweise einer einzigen Stadtgemeinde unterwerfen, ist mit Recht als ein für die deutschen Verhältnisse der damaligen Zeit außerordentlicher Vorgang bezeichnet worden“; KIRCHGÄSSNER, Wirtschaft und Bevölkerung der Reichsstadt Eßlingen, s. 13. 131 Druck: UB Esslingen 1, Nr. 446, S. 205-207. 106 EMANZIPATIONSVERSUCHE UM 1300 Situation zu einer Schaukelpolitik und tendierte im darauffolgenden Sommer zu Friedrichs Gegenkandidaten Ludwig von Bayern. 132 All dies nützte nichts. Bereits im Winter desselben Jahres mußte sich die Reichsstadt mit Eberhard von Württemberg und seinen Erben einigen. Diese gegenseitige ‘Sühne’ beschworen nicht nur Reichsstadt und Grafen, sondern auch uz unserre der vorgenanten graven von Wirtenberge stêt uz ieglicher stat zehen, daz ist uz Stuggarten uz Lewenberge uz Bagnanch uz Marpach uz Waibelingen uz Schorndorf uz Nifen unde uz Urach fur sich unde ir gemainde än alle gefaerde.133 Dies war allem Anschein nach gleichzeitig das Ende einer eigenständigen Waiblinger Stadtpolitik. Das Typar eines neuen Stadtsiegels wurde angefertigt; allerdings ist dieses neue Siegel meiner Kenntnis nach erstmals für das Jahr 1358 gesichert nachweisbar.134 Es kehrte in seiner Bildsprache zum ersten Stadtsiegel von 1291 zurück, war aber deutlich kleiner als beide Vorgänger.135 Auch anderweitig machten sich Veränderungen bemerkbar. So verschwindet der 1312 erstmals belegte städtische Rat bis 1481 wieder aus der Über- 132 Additamentum secundum ad Regesta Imperii inde ab anno MCCXLVI usque ad annum MCCCXIII. Zweites Ergänzungsheft zu den Regesten des Kaiserreichs von 1246 bis 1313. Mit Beigabe der Regesten Otakars von Böhmen, sodann der Grafen von Habsburg und der habsburgischen Herzoge Österreichs bis ins vierzehnte Jahrhundert, v. Joh. Friedrich BÖHMER, Stuttgart 1857, S. 514. 133 Druck: UB Esslingen 1, Nr. 464, S. 216f. (1316 Dez. 20, Esslingen); hier S. 217. Regest: Walter BERNHARDT: Eßlingen und Württemberg. Ausstellungskatalog, Esslingen 1980, Nr. 30, S. 14f. Dazu M ERTENS, Württemberg, S. 32f. 134 Vgl. Urkunde im UB Esslingen 1, Nr. 1111, S. 561 (1358 Nov. 7). Zum Jahr 1324 besitzen wir eine Urkunde, in der das Waiblinger Siegel angekündigt wurde, aber heute nicht mehr vorhanden ist; vgl. UB Esslingen 1, Nr. 529, S. 255. 135 Zu den danach benutzen Siegeln vgl. G ÖNNER, Siegel und Wappen der Stadt Waiblingen, S. 10, 11. Eines war dreieckig, mit einer Größe von 28 mal 25 Millimetern. Auf dem Siegelbild finden sich erneut drei Hirschstangen. Umschrift: + S CIVIV IN WAIBELINGEN; UB Esslingen 1, S. LV. – Zur Farbigkeit des 1535 erstmals beschriebenen Waiblinger Wappens vgl. GÖNNER, ebd., S. 10. 107 WAIBLINGEN IM SPÄTMITTELALTER lieferung.136 Die Stadt wurde in der darauffolgenden Jahrzehnten fest in das in vollem Ausbau befindliche württembergische Territorium eingegliedert. Faßt man die hier gewonnen Ergebnisse zusammen, dann ergibt sich folgendes Bild. Die Vorgänge im August 1312 waren keine unter Zwang herbeigeführte „Kapitulation“ an Esslingen, sondern offenbar ein bewußter, sicher durch den Druck der Verhältnisse forcierter Akt. Er lief auf den Wechsel des Stadtherrn hinaus, wobei Esslingen als neue Schutzmacht fungierte. Derartige Entwicklungen sind für die Zeit nichts Ungewöhnliches und waren keineswegs auf Mißerfolg angelegt. Die Gründe, warum dies im Falle Waiblingens Episode blieb, waren nicht ‘systemimmanent’ angelegt, sondern ergaben sich aus schlichten historischen Zufällen wie dem plötzlichen Tod Heinrichs VII. und dem sich ab 1314 anschließenden jahrelang währenden Doppelkönigtum. 136 108 Württembergische Regesten, Nr. 14382 (1481 Dez. 17). Noch im Jahre 1470 fungierten lediglich Vogt, Gericht und Gemeinde zu Waiblingen als Aussteller einer städtischen Urkunde; vgl. ebd., Nr. 14376. 1489, acht Jahre nach der Erwähnung des Rates, besitzen wir in einer Streitsache eine Nennung von Bürgermeister, Gericht und Gemeinde zu Waiblingen; ebd., Nr. 14385. Es bliebe einer eigenen, auf Archivalien gestützten Untersuchung vorbehalten zu klären, ob auch in dieser Zeit Verfassungskonflikte in der Stadt aufgetreten sind. Topographie und Stadtentwicklung im 14. Jahrhundert Das Waiblinger Urbar von 1351 Nach den Veränderungen um 1312 besitzen wir erst wieder aus der Mitte des 14. Jahrhunderts wichtige Informationen. Der Stuttgarter Archivar Karl Otto Müller edierte 1934 die Urbare der Grafschaft Württemberg aus dem 14. Jahrhundert.1 Urbare, die in Südwestdeutschland auch als Lagerbücher bezeichnet werden, sind Verzeichnisse, in denen der gesamte Besitz einer Herrschaft nebst den daraus resultierenden Abgaben verzeichnet ist. Ursprünglich entstanden sie im Rahmen der Grundherrschaft, wurden jedoch im Spätmittelalter im Zuge der Territorialisierung den neuen Anforderungen angepaßt.2 Die Motivation, ein Urbar zu erstellen, entsprang im Allgemeinen keineswegs der eigentlich naheliegenden Einsicht, daß damit der eigene Besitz effizienter zu verwalten oder zu sichern sei, sondern meist aktuellen Anlässen, so auch in unserem Fall. Wir besitzen aus den Jahren um und nach 1350 vier Urbare zu einzelnen württembergischen Ämtern. Offenbar kam es bei der seit 1344 gemeinsamen Regierung der beiden Brüder Eberhard II. dem Greiner (reg. 1344-1392) und Ulrich IV. (reg. 1344-1362, gest. 1366) zu Problemen, die zu dieser Form der schriftlichen Besitzaufnahme führten.3 1 Altwürttembergische Urbare aus der Zeit Graf Eberhards des Greiners (1344-1392), bearb. v. Karl Otto M ÜLLER, Stuttgart 1934 (Württembergische Geschichtsquellen 23). 2 Dieter HÄGERMANN: Urbar, in: Lexikon des Mittelalters, Bd. 8, München 1997, Sp. 1286-1289; Enno BÜNZ: Probleme der hochmittelalterlichen Urbarüberlieferung, in: Grundherrschaft und bäuerliche Gesellschaft im Hochmittelalter, hg. v. Werner R ÖSENER, Göttingen 1995 (Veröffentlichungen des Max-PlanckInstituts für Geschichte 115), S. 31-75; Regina KEYLER: Lagerbücher, in: http://www.uni-tuebingen.de/IfGL/veroeff/serquell/lagerbuch.htm (Datum: 01.03. 2003). 3 Vgl. M ÜLLER, Einleitung, S. 9*-12*. Zu den Grafen vgl. Markus M ÜLLER: Eberhard II. der Greiner, in: Das Haus Württemberg. Ein biographisches Lexikon, 110 T OPOGRAPHIE UND STADTENTWICKLUNG Möglicherweise wurde sie veranlaßt durch die wenig vor 1350 eingegangene Ehe Ulrichs IV. mit der Grafentochter Katharina von Helfenstein. Dabei dürfte weniger – wie bisweilen behauptet – Habgier der neuen Ehefrau das leitende Motiv gewesen sein 4 als vielmehr die durch die Heirat veranlaßte Etablierung eines eigenständigen Hofes des jüngeren Bruders und die damit einhergehende stärkere Belastung der landesherrlichen Finanzen. Es wird andererseits immer wieder vorgebracht, daß die große Pestwelle der Jahre 1348 bis 1350, die ganz Europa in einem davor unbekannten Ausmaß mit Schrecken und Tod konfrontierte und unzählige Opfer forderte, der Auslöser für die Abfassung des Urbars gewesen sein muß. Sie „führte dazu, dass die in der Regel auf Anliegerbeschreibungen aufgebauten Urbare mangels eines Vermessungssystems gerade zu jener Zeit ‘renoviert’, d.h. aktualisiert, werden mussten. So kann auch die Entstehung des Urbars von 1351 erklärt werden, ebenso die in etwa zeitgleichen Urbare des Spitals St. Katharina in Esslingen und des Klosters Bebenhausen – beide von 1356 [...]“. 5 Doch muß man einschränken, daß es sich hierbei um eine aus der Kenntnis modernen Verwaltungshandelns erwachsene Vermutung handelt. Wir kennen zwar vom besagten Esslinger Spital ältere Urbare, 6 doch fehlen uns solche für die Grafschaft Württemberg. Man kann den Spieß sogar umdrehen und behaupten, mit einem Urbar konstituierte sich überhaupt erst in den Augen der Zeitgenossen und in der Wahrnehmung der Herrschaftsträger ein Territorium. Wir konnten am Beispiel von Waiblingen gut verfolgen, wie wenig linear die Herrschaftsbildung der Grafen von Württemberg abgelaufen war und wie stark sie von dynastischen und reichspolitischen Zufällen abhing. Die repräsentative Anlage des Württemberger Urbars wie auch derjenigen des Esslinger Spitals und des Zisterzienserklosters Bebenhausen sprechen im Grunde nicht für hg. v. Sönke LORENZ u.a., Stuttgart u.a. 1997, S. 33-36; Wilfried SCHÖNTAG: Ulrich IV., in: ebd., S. 36f. Zur gemeinschaftlichen Regierung: M ERTENS, Württemberg, S. 36f. 4 Vgl. Wilfried SCHÖNTAG: Katharina von Helfenstein, in: Das Haus Württemberg. Ein biographisches Lexikon, hg. v. Sönke LORENZ u.a., Stuttgart u.a. 1997, S. 37. 5 PETERKE, Buchbesprechung, S. 46, 48. 6 RAISCH , Das Esslinger Urbar von 1304, S. 5-12, 17. 111 WAIBLINGEN IM SPÄTMITTELALTER „Verwaltungsbehelfe“, sondern für symbolische Formen der Besitznahme und des Besitzausweises.7 Wir wissen im übrigen auch gar nicht, ob damals eine Gesamtaufnahme des württembergischen Territoriums vorgenommen wurde. Erhalten haben sich nur die Aufstellungen für die Städte und Ämter Leonberg, Stuttgart, Waiblingen und Asperg.8 Gewichtige Indizien stützen allerdings die Annahme, daß auch weitere Ämter verzeichnet wurden.9 Es handelt sich bei diesen vier Urbaren um repräsentative, mit Initialen versehene und sorgfältige auf Pergament geschriebene Verzeichnisse in Großfolioformat. Sie enthielten auf der Ebene der territorialen Ämter alle den Grafen zustehenden Besitztümer, Rechte, Abgaben und Dienste.10 Für uns wichtig ist die Beobachtung, daß die Stadt Waiblingen in dem „bald nach dem Sommer 1351“ niedergeschriebenen sog. Waiblinger Urbar als Mittelpunkt eines Amtsbezirkes fungierte. 11 Die Quelle selbst benutzt dafür den Ausdruck „Pflege“. 12 Dies bedeutet nichts anderes, als daß die Grafen die Stadt in den vorausgegangenen Jahrzehnten zum Mittelpunkt ihrer nun in die Fläche strebenden Herrschaftsbildung in dieser Region gemacht hatten. Die Bezeichnung Amt bezieht sich dabei auf einen Bezirk, für den ein adeliger Amtmann, in den württembergischen Quellen als Vogt bezeichnet, 7 Gerade im Falle von Bebenhausen muß man sich fragen, ob die Württembergische Gesamtaufnahme des Territoriums nicht erst die Bebenhäuser Kodifikation veranlaßt haben könnte. 8 Dies dürfte die Abfolge der ursprünglichen Anordnung sein. Zwischen Stuttgart und Waiblingen scheint eine Pergamentlage mit einem weiteren Amt verlorengegangen zu sein; vgl. M ÜLLER, Einleitung, S. 7*f. 9 M ÜLLER, Einleitung, S. 7*f. 10 M ÜLLER, Einleitung, S. 2*-15*. In den Jahren 1381 bis 1383 kam es zu einer weiteren Aufnahme, die die Ämter Leonberg und Herrenberg sowie den Schönbuch umfaßte. Hiervon hat sich aber keine repräsentative Reinschrift erhalten; vgl. ebd., S. 16*-26*. 11 Urbar von Stadt und Amt Waiblingen. Zur Datierung vgl. M ÜLLER, Einleitung, S. 12*. 12 Nota dis sint miner herren nutze und gelt in der pflege ze Waybelingen; Urbar von Stadt und Amt Waiblingen, S. 165, Zeile 1f. 112 T OPOGRAPHIE UND STADTENTWICKLUNG zuständig war. 13 Dieser agierte als Stellvertreter seines Herrn vor Ort. So verwaltete er all dessen Rechte und Besitzungen, die ursprünglich meist heterogen waren. Ferner sprach er Recht und zog die unterschiedlichen, der Herrschaft zustehenden Abgaben ein.14 Man sieht hier trotz aller Lückenhaftigkeit der Quellen für die dazwischenliegende Zeit, daß sich die Entwicklung seit dem endgültigen Erwerb Waiblingens durch die Württemberger im Jahre 1315 nicht nur stabilisiert, sondern auch dynamisiert hatte. Die Ausbildung der Ämter sowie die Sammlung von Rechts- und Besitztiteln mitsamt deren Erträgen in Urbaren bedeutete im Endeffekt einen entscheidenden Schritt hin zur Durchsetzung flächenhafter Herrschaft. Dies erhellt sich auch daraus, daß das Urbar bis auf eine Ausnahme bereits alle Orte enthält, die auch späterhin zum Amt Waiblingen gerechnet wurden.15 Die reichen Informationen, die das Urbar zu Waiblingen bietet, sind für die Geschichte der Stadt um die Mitte des 14. Jahrhunderts von hohem Wert. Es muß hervorgehoben werden, daß wir anderswo kaum derart vielfältige und detaillierte Informationen über lokale Verhältnisse finden. Von daher ist trotz des oft beklagten Quellenmangels in diesem Fall einmal die Überlieferungssituation sogar ausgesprochen günstig. Recherchiert wurden die Angaben offenbar vor Ort, wie gerade das Waiblinger Urbar mehrfach überliefert.16 Das Urbar enthält wertvolle Informationen zur Sozial-, Wirtschaft- und Besitzgeschichte. Darüber hinaus bietet es Angaben zur Topographie von Stadt und Umland. An dieser Stelle können selbstverständlich nicht alle Details 13 M ÜLLER, Einleitung, S. 54*. 14 Vgl dazu allg. die instruktiven Überblicke: Dietmar WILLOWEIT: Die Entwicklung und Verwaltung der spätmittelalterlichen Landesherrschaft, in: Deutsche Verwaltungsgeschichte, hg. v. Kurt G.A. JESERICH u.a., Bd. 1, Stuttgart 1983, S. 66-143; Ernst SCHUBERT: Fürstliche Herrschaft und Territorium im späten Mittelalter, München 1996 (Enzyklopädie deutscher Geschichte 35). 15 Vgl. M ÜLLER, Einleitung, S. 15*. Die Ausnahme bildete Bittenfeld; dazu ebd. Spätere Urbare zu Waiblingen entstanden 1494, 1563 und 1568; vgl. ebd., S. 15*, Anm. 2. 16 Vgl. Urbar von Stadt und Amt Waiblingen, S. 177, Zeile 14; ebd., S. 178, Zeilen 24-26. 113 WAIBLINGEN IM SPÄTMITTELALTER ausgeschöpft werden. Der Schwerpunkt der folgenden Darstellung soll neben der Herrschaftsgeschichte auf den Angaben zur Topographie sowie der Wirtschafts- und Sozialgeschichte liegen. Württembergischer Besitz in Waiblingen im 14. Jahrhundert In Waiblingen besaßen die Grafen von Württemberg zwei Herrschaftshöfe in eigener Bewirtschaftung.17 Dies heißt selbstverständlich nicht, daß die Herren persönlich dort die Geschäfte führten. Hierbei ließen sie sich durch einen als Maier bezeichneten Verwalter vertreten.18 Es muß hier unterbleiben, die von Hansmartin Decker-Hauff zu Herkunft und Alter dieser beiden ‘Bauhöfe’, so der Quellenbegriff, angestellen Hypothesen im einzelnen zu diskutieren. Er sah in einem von beiden den ursprünglich salisch-staufischen, im anderen den später entstandenen würtembergischen Bauhof. 19 Nachdem wir die komplexen Waiblinger Besitz- und Rechtsverhältnisse des 13. Jahrhunderts ausführlich diskutiert haben, ist angesichts der Quellenproblematik diese Herleitung methodisch nicht zu rechtfertigen. Was man allerdings sagen kann, ist, daß Waiblingen um die Mitte des 14. Jahrhunderts den Schwerpunkt in der gesamten württembergischen Grundherrschaft bildete.20 Die Grundherrschaft war eine besonders im Früh- und 17 Nota in miner herren bu hoe fe der zweine ist und dri hube, die ze fron handen gevallen sind, uns ouch êgker, haizzent des vogtes lehen, daz man alles ze samme in miner herren bu hofe buwet [...]; Urbar von Stadt und Amt Waiblingen, S. 180, Zeilen 26-28. 18 M ÜLLER, Einleitung, S. 51*. Allgemein: R ÖSENER, Agrarwirtschaft, S. 23, 36-42, 102-110. 19 DECKER-HAUFF, Waiblingen einst, S. 21. – Karl Otto Müller datierte die Entstehung dieser Höfe sogar bis „in die Siedlungszeit“, d.h. bis ins Frühmittelalter, zurück; M ÜLLER, Einleitung, S. 43*. 20 „Den bedeutsamsten Eigenbau der Grafen in den Urbaren“; M ÜLLER, Einleitung, S. 46*. „Dagegen stellt im Amt Waiblingen der Eigenbau, obwohl er absolut die grösste Gesamtfläche von den vier Ämtern um 1350 aufweist, nur ein Fünftel der 114 T OPOGRAPHIE UND STADTENTWICKLUNG Hochmittelalter praktizierte Form der ländlichen Herrschaft, die mit bestimmten Formen rechtlicher und sozialer Bindung sowie agrarischen Wirtschaftens einherging. Im Spätmittelalter war dieses System bereits in voller Auflösung begriffen.21 In der Stadt selbst gehörten den Grafen neben den oben angesprochenen zwei Herrschaftshöfen weitere 22 landwirtschaftlich genutzte Huben, Lehengüter u.ä. sowie mindestens 89 Häuser. Diese Häuser unterschieden sich von den Vorgenannten dadurch, daß bei ihnen aufgrund der Art der zu leistenden Abgaben keine landwirtschaftliche Nutzung nachgewiesen werden kann.22 Sie dienten demnach reinen Wohn- und Gewerbezwecken. Ob damit alle Häuser in Waiblingen erfaßt waren, hat schon der Editor des Urbars, Karl Otto Müller, bezweifelt, da dies aufgrund seiner Hochrechnung auf eine damalige Einwohnerzahl von höchstens 600 schließen ließ. Stattdessen formulierte er die Hypothese, daß nicht alle Häuser mit einem Grundzins belastet waren.23 Leider müssen diese Annahmen allesamt hypothetisch bleiben, da uns quantifizierbares Material zur Ermittlung der Bevölkerungszahl nicht zur Verfügung steht. Die Stadt zahlte laut Aussagen des Urbars um die Mitte des 14. Jahrhunderts jährlich 350 Pfund Heller Steuer an die Herrschaft Württemberg. Im Kreis der damals erfaßten Städte rangierte sie damit direkt hinter Stuttgart, das jedoch mit 1300 Pfund Heller mehr als das Dreifache leistete. Unter den Städten folgten Leonberg mit 250 Pfund und Herrenberg mit 200 Pfund Jahressteuer.24 Darüber hinaus fielen das Ungeld in geschätzter Höhe von 60 Pfund Heller, Abgaben aus dem Eichamt (ichampt) in Höhe von 3 Pfund, die „Schultheißensteuer“ 25 und drei Fischerzinse (vischentzen) an die im Teilbau verliehenen Fläche dar“; M ÜLLER, ebd., S. 52*. 21 Vgl. R ÖSENER, Grundherrschaft, Sp. 1739-1752, hier bes. Sp. 1739f.; Christian KEITEL: Herrschaft über Land und Leute. Leibherrschaft und Territorialisierung in Württemberg 1246-1593, Leinfelden-Echterdingen 2000 (Schriften zur südwestdeutschen Landeskunde 28). 22 M ÜLLER, Einleitung, S. 61*. 23 M ÜLLER, Einleitung, S. 61*. 24 Vgl. die Übersicht bei M ÜLLER, Einleitung, S. 64*. 25 Die beiden ersten Angaben Urbar von Stadt und Amt Waiblingen, S. 175, Z. 4f. Zu den Eichmaßen vgl. M ÜLLER, Einleitung, S. 98*-100*. Zur Schultheißensteuer 115 WAIBLINGEN IM SPÄTMITTELALTER Herrschaft.26 Ihr gehörten zudem zwei Weinkeltern in Waiblingen sowie zwei weitere in der näheren Umgebung.27 Blickt man zeitlich über das Urbar hinaus, dann kann man auf der Basis der von Gottlob Ernst publizierten Personenlisten das Aufkommen eines fest etablierten landesherrlichen Vogtes in Waiblingen ablesen. Aufgrund des Überlieferungsbefundes muß man jedoch sagen, daß sich dieser Prozeß sehr langsam vollzog. Erst im zweiten Viertel des 15. Jahrhunderts war er so weit gediehen, daß von regelmäßigen Bestallungen und Amtszeiten auszugehen ist.28 Das Amt des Obervogtes blieb eine Domäne des Adels, während das des Untervogtes von Nicht-Adeligen bekleidet wurde. Gerade am Falle Waiblingens läßt sich deutlich ablesen, daß die Ausübung der Untervogtei zum Selbstverständnis der württembergischen „Ehrbarkeit“ maßgeblich beigetragen hat und damit zur sozialen Konstruktion dieser Gruppe diente.29 ebd., Z. 6f.; dazu M ÜLLER, Einleitung, S. 73*. Zu weiteren Gewerbezinsen und Verkehrsabgaben vgl. M ÜLLER, Einleitung, S. 79*, 81*. 26 Urbar von Stadt und Amt Waiblingen, S. 186, Z. 7f. (mit weiteren Einzelheiten). Dazu auch M ÜLLER, Einleitung, S. 80*. 27 Item nota min herren hant da selben 2 kae ltterboume; Urbar von Stadt und Amt Waiblingen, S. 186, Z. 5. Zu Sewe befanden sich zwei weitere; ebd., Z. 5f. Vgl. dazu auch M ÜLLER, Einleitung, S. 90*f. 28 Gottlob ERNST: Waiblinger Vögte im alten Amt Waiblingen, in: Waiblingen in Vergangenheit und Gegenwart 2 (1967), S. 58-71, S. 59f. (betr. Obervögte), 62f. (betr. Untervögte). 29 Vgl. die Angaben bei ERNST, Waiblinger Vögte, S. 62f., über die „alten“ Waiblinger Familien. Als vornehmste (und reichste) Familien galten dem ausgehenden 16. Jahrhundert die Lidhorn, Wolfhard, Gaißberg, Sattler, Grimmeisen, Röth, Müssiggang und Hapen von Hapenberg. Die Angaben finden sich bereits in den Überlieferungen des 16. Jahrhunderts (z. B. bei Martin Crusius; vgl. die Auszüge bei GLÄSSNER, Waiblingen in Chroniken des 16. Jahrhunderts, S. 84; ferner Wilhelm GLÄSSNER: Die wirtembergische Grafenstadt Waiblingen im 15. Jahrhundert, in: Waiblingen in Vergangenheit und Gegenwart 7 (1984), S. 109-192, S. 138-140, 163-168). Zu den Vermögensverhältnissen vgl. den Überblick zum Jahr 1544/5 bei Gerd WUNDER: Die Bevölkerung von Waiblingen, Göppingen und Schorndort im Jahre 1545, in: Waiblingen in Vergangenheit und Gegenwart 3 (1971), S. 94-118, S. 100. 116 T OPOGRAPHIE UND STADTENTWICKLUNG Waiblingen. Eine Residenz der Grafen von Württemberg? Die oben bereits einmal angesprochene These von Hansmartin Decker-Hauff, Waiblingen sei als eigentlicher „Hauptort“ der Grafen von Württemberg um die Mitte des 13. Jahrhundets konzipiert gewesen, der erst in einem zweiten Schritt gegen Stuttgart ausgetauscht wurde, wirkt wie der Versuch einer Abmilderung des harten ‘Bedeutungsverlustes’, den die Stadt seines Erachtens in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhundert erlebte. 30 Es wurden bereits hinlänglich die Quellen diskutiert, die das Verhältnis zwischen Waiblingen und den Grafen in diesem Zeitraum beleuchteten und die derartige Annahmen in keiner Weise stützen. Württembergische Grafen haben sich aber bereits im 13. Jahrhundert mehrfach in Waiblingen aufgehalten, ohne daß gleich von einem „Hauptort“ (eines damals noch gar nicht existierenden Territoriums) die Rede sein kann. Direkte Nachweise liegen im übrigen erst ab dem Jahr 1265 vor. Interesse verdient dabei eine Urkunde, die die beiden Junggrafen Ulrich (II.) und Eberhard (I.) am 5. April dieses Jahres in Waiblingen ausstellten.31 Ihre Eltern war kurz zuvor gestorben: Graf Ulrich I. Ende Februar und seine Gattin Agnes von Schlesien-Liegnitz Mitte März 1265. 32 Der Erbe Ulrich II. 30 DECKER-HAUFF, Waiblingen und die wirtembergischen Stadtgründungen, S. 116: „Hauptort des neuen Territoriums“. Der Verfasser modifizierte den Ansatz später und verlegte ihn in das frühe 14. Jahrhundert; vgl. DECKER-HAUFF, Waiblingen einst, S. 18-20. – Vgl. dazu auch die Ausführungen bei Sönke LORENZ : Stuttgart auf dem Weg zur Landeshauptstadt: Die Residenz der Grafen von Württemberg, in: Die alte Stadt. Zeitschrift für Stadtgeschichte, Stadtsoziologie und Denkmalpflege 16 (1989), S. 302-314, hier S. 303-309. – Zum Begriff der landesherrlichen Residenz im Spätmittelalter sowie zu den in dieser Zeit existierenden Höfen und Residenzen im Reich vgl. Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich. Ein dynastisch-topographisches Handbuch, 2 Bde., hg. v. Werner PARAVICINI, Ostfildern 2003 (Residenzenforschung 51.1 und 15.2). Im Gegensatz zu den württembergischen Residenzen Stuttgart und Urach ist Waiblingen darin nicht vertreten. 31 WUB, Bd. 6, Nr. 1805, S. 195 (5. April 1265). 32 Vgl. M ERTENS, Ulrich I. der Stifter, S. 20, 22; Edward POTKOWSKI: Agnes von Schlesien-Liegnitz, in: Das Haus Württemberg. Ein biographisches 117 WAIBLINGEN IM SPÄTMITTELALTER war damals gerade einmal elf Jahre alt, sein jüngerer Bruder Eberhard lag wohl noch in den Windeln.33 Welche Gründe in dieser schwierigen Zeit für die Anwesenheit der Kinder in Waiblingen vorlagen, bleibt im Dunkeln. Erst sieben Jahre später, am 17. November 1272, ist der ältere Ulrich II. erneut in Waiblingen nachweisbar, 34 sein Bruder und Nachfolger, Graf Eberhard I., schließlich am 21. Dezember 1287. 35 Unklar bleibt die Nachricht in den Sindelfinger Annalen zum Jahr 1293 über das von einem Grafen Ulrich von Württemberg Mitte Oktober veranstaltete große Fest in Waiblingen.36 In diesem Zusammenhang sollte darauf hingewiesen werden, daß der hohe (und wohl auch der niedere) Adel des Spätmittelalters permanent unterwegs war. 37 Von daher kann es kaum verwundern, wenn die Besuche der Grafen in Waiblingen sporadisch waren und blieben. Aufgrund des eklatanten Quellenmangels können weder Aufenthaltshäufigkeit und Aufenthaltslängen näher bestimmt werden. Auch Details sind selten genug überliefert. Dieser Befund bessert sich nur wenig im 14. und 15. Jahrhundert.38 Immerhin finden sich jetzt mehrere Nachweise persönlicher Präsenz vor Ort. Ob Graf Eberhard I. am 5. November 1321 tatsächlich in Waiblingen Lexikon, hg. v. Sönke LORENZ u.a., Stuttgart u.a. 1997, S. 23. Agnes war die Stiefmutter Ulrichs II. (ebd.). 33 Zur Erbfolge vgl. M ERTENS, Ulrich I., S. 22; Eberhard I. der Erlauchte, S. 25-27. 34 WUB, Bd. 7, Nr. 2304, S. 214f. 35 WUB, Bd. 9, Nr. 3683, S. 167f.; Regest: Regesta Episcoporum Constantiensium, Bd. 1, Nr. 2678, S. 306. 36 Annales Sindelfingenses, Nr. (254), S. 70: Item comes Ulricus de Wirtemberg magnum festum habuit in Wabelingen civitate ante Galli [vor Oktober 16]. 37 LORENZ, Stuttgart auf dem Weg zur Landeshauptstadt, S. 309f.: „Kann doch nicht verschwiegen werden, daß sein [= Eberhards I.] Itinerar, das Verzeichnis seiner Aufenthaltsorte, kein ‘dauerndes’ Zentrum erkennen läßt“. 38 Dazu auch Peter-Johannes SCHULER: Königsnähe – Königsferne. Zum Itinerar der Grafen von Württemberg im 14. Jahrhundert, in: Festschrift für Berent Schwineköper zum 70. Geburtstag, hg. v. Helmut MAURER und Hans PATZE , Sigmaringen 1982, S. 455-468. 118 DERS., Ulrich II., S. 23f.; DERS., T OPOGRAPHIE UND STADTENTWICKLUNG anwesend war, als ihm dort die beiden Herzöge Konrad und Ludwig von Teck mehrere Dörfer verkauften, kann hier nicht geklärt werden, liegt aber nahe.39 1362 wurden wesentliche Vereinbarungen zwischen den beiden Grafenbrüdern Eberhard II. und Ulrich IV. in Waiblingen getroffen. So versprach im Juli Ulrich dem älteren Bruder das Öffnungsrecht an der Burg Neuffen; im September 1362 leistete er ihm das bemerkenswerte Versprechen, keine neuen Schulden zu machen.40 Im Jahre 1365 bekam Ulrich IV. dann neben Neuffen, Schorndorf und Bittenfeld auch Waiblingen zugesprochen. Ob die Stadt damit für ihn gleichzeitig zum maßgeblichen Aufenthaltsort wurde, läßt sich praktisch nicht kontrollieren, da er bereits im Sommer des darauffolgenden Jahres starb.41 Daß – wie Hansmartin Decker-Hauff vermutete – Waiblingen auch als „Absteigequartier zu Jagden“ gedient habe,42 legt das Urbar von 1351 nahe. Dort heißt es, daß die Müller, wenn die Hunde der Herren da sind, den Jägern und den Hunden eine Mahlzeit zu essen geben sollen.43 Jagd war das adelige ‘Freizeitvergnügen’ schlechthin.44 Ob Waiblingen allerdings eine Sonderrolle als württembergischer ‘Jagdsitz’ gespielt hat, müßte durch den Vergleich aller einschlägigen Quellenstellen erst einmal untersucht werden. Es sollte zudem beachtet werden, daß sich diese Verfügung lediglich auf eine einzige Mahlzeit bezog. Größere, für die Hochwildjagd geeignete Waldgebiete 39 Württembergische Regesten, Nr. 8358. 40 Württembergische Regesten, Nr. 11 (1362 Juli 7, Waiblingen); ebd., Nr. 12 (1362 Sept. 20, Waiblingen). 41 Württembergische Regesten, Nr. 13. Zu ihm vgl. SCHÖNTAG, Ulrich IV., S. 36f. 42 DECKER-HAUFF, Waiblingen und die wirtembergischen Stadtgründungen, S. 116. 43 Und hant min herren diu reht zu den mûllern, wanne ir hunde da sint, so sûllen sie den jae gern und den hunden ze êzzen geben ain male ane geverde; Urbar von Stadt und Amt Waiblingen, S. 175, Z. 31f. Dazu auch M ÜLLER, Einleitung, S. 71*. 44 Vgl. Jagd und höfische Kultur im Mittelalter, hg. v. Werner R ÖSENER, Göttingen 1997 (Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituts für Geschichte 135); S. SCHWENK : Jagd, in: Lexikon des Mittelalters, Bd. 5, München, Zürich 1991, Sp. 270; DERS.: Jagdhunde, in: ebd., Sp. 270-272; DERS.: Waidwerk, in: ebd., Bd. 8, München 1997, Sp. 2101-2104. 119 WAIBLINGEN IM SPÄTMITTELALTER lassen sich in den vier um 1350 entstandenen Urbaren außerhalb des Schönbuchs nicht nachweisen; allerdings lag das größte darin genannte Waldgebiet tatsächlich in der näheren Umgebung von Waiblingen bei Mühlhausen am Neckar. 45 Am 26. November 1427 setzte Graf Ludwig von Öttingen im Auftrag König Sigmunds den Grafen Ludwig I. „als ältesten Herrn zu Württemberg in die Grafschaft ein“. Die entsprechende Urkunde wurde in Waiblingen ausgestellt.46 Für die Jahre 1432, 1439 und 1441 haben wir mehrere Nachweise von Aufenthalten württembergischer Grafen durch Urkunden, die sie dort ausstellten.47 Interessant wäre eine genauere Untersuchung des Jahres 1439. In den Monaten Mai bis August und Dezember häufen sich die Nachweise für die Grafen Ludwig I. und Ulrich V. 48 Gleichzeitig wurden in einer Reihe damals von ihnen ausgestellter Urkunden Waiblinger Betreffe behandelt. Dabei ging es besonders um den Verkauf von Immo bilien am Waiblinger Markt , 49 worunter sich am 2. Juni auch „ihr altes Haus am Markt“ befand.50 In der Literatur ist dies als Verkauf eines älteren gräfliches Schlosses interpretiert worden.51 Ob dem tatsächlich so ist und ob dem alten Haus quasi komplementär ein 45 In den vier um 1350 entstandenen Urbaren sind nur 80 Morgen Wald verzeichnet. Davon entfallen 50 auf Mühlhausen am Neckar; M ÜLLER, Einleitung, S. 93*. 46 Württembergische Regesten, Nr. 688. – Zu Ludwig I. vgl. Roland DEIGENDESCH : Ludwig I., in: Das Haus Württemberg. Ein biographisches Lexikon, hg. v. Sönke LORENZ u.a., Stuttgart u.a. 1997, S. 80-83. Die Thesen von Wilhelm GLÄSSNER zur Residenzfunktion Waiblingens im 15. Jahrhundert beruhen zu einem gewichtigen Teil auf reinen Annahmen; DERS., Die wirtembergische Grafenstadt Waiblingen, S. 111-119. 47 1432 April 1, Waiblingen; Württembergische Regesten, Nr. 1905. 1441 Mai 6, Waiblingen; ebd., Nr. 9879. 1441 Mai 6, Waiblingen; ebd., Nr. 6064. – Fraglich ist der Nachweis zum 21. März 1389 (Württembergische Regesten, Nr. 6030). 48 1439 Mai 22, Waiblingen; ebd., Nr. 984. 1439 Juli 30; ebd., Nr. 990. 1439 August 22; ebd., 991. 1439 Dezember 5, Waiblingen; ebd. Nr. 992. 49 Württembergische Regesten, Nr. 985-987 (1439 Juni 2, o.O.). 50 Württembergische Regesten, Nr. 985 (1439 Juni 2, o.O.). 51 PETERKE, Urkunden, S. 116-118. 120 T OPOGRAPHIE UND STADTENTWICKLUNG damals neu(erbaut)es zur Seite zu stellen ist, wäre zu diskutieren. Für das Jahr 1428 besitzen wir jedenfalls die Erwähnung einer „neuen Burg zu Waiblingen“, allerdings ohne nähere Angaben.52 Es sei daran erinnert, daß die beiden Brüder seit 1433 gemeinschaftlich regierten. Im Jahre 1441 setzte Ulrich die vorläufige, 1442 dann die endgültige Teilung der Herrschaft durch. Auch dies wurde vermutlich durch eine Hochzeit ausgelöst; Ulrich heiratete im Januar 1441 Margarethe von Kleve. 53 Nach dem Nürtinger Vertrag vom 25. Januar 1442 konzentrierte Ulrich V. seine Herrschaft auf Stuttgart, während Ludwig I. Urach zum Herrschaftsmittelpunkt ausbaute.54 Es will scheinen, als sei im Jahr 1439 zunächst noch eine andere Form gemeinschaftlicher Herrschaft mit anderen räumlichen Schwerpunkten geplant gewesen. Die Häufung von in Waiblingen ausgestellten Urkunden beider Brüder, ihre damit nahegelegten längeren Aufenthalte, die lokalen Immobilientransaktionen und die hier noch zu erwähnende Geburt eines Sohnes des Grafenpaares Ludwig I. und Mechthild von der Pfalz, 55 darüber hinaus zeitnahe Stiftungen der Grafen an die örtlichen Kirchen56 deuten darauf hin, daß Waiblingen möglicherweise damals als Hauptsitz eines der beiden Brüder konzipiert gewesen war. Darauf könnte auch die für 1428 52 In einer Seelgerätstiftung Engel Frustingers und Ällin Gesers, Erben des Edelknechtes Konrad Frustinger, werden Rentenzahlungen aus einem Haus by der nüwe burg zu Wayblingen erwähnt (1428 März 21); vgl. PETERKE, Urkunden, S. 116f., unter Hinweis auf Württembergische Regesten, Nr. 14406. 53 Vgl. M ERTENS, Württemberg, S. 48-50; Thomas FRITZ: Ulrich V. der Vielgeliebte, in: Das Haus Württemberg. Ein biographisches Lexikon, hg. v. Sönke LORENZ u.a., Stuttgart u.a. 1997, S. 86-89, hier S. 86f.; DERS.: Margarethe, in: ebd., S. 89. 54 MERTENS, Württemberg, S. 48f., 54f.; Oliver AUGE : Stuttgart, in: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich. Ein dynastisch-topographisches Handbuch, Bd. 2, hg. v. Werner PARAVICINI, Ostfildern 2003 (Residenzenforschung 15.2), S. 568-571; Roland DEIGENDESCH : Urach, in: ebd., S. 600-604. 55 Roland DEIGENDESCH : Ludwig II., in: Das Haus Württemberg. Ein biographisches Lexikon, hg. v. Sönke LORENZ u.a., Stuttgart u.a. 1997, S. 91f. 56 Vgl. dazu unten, Kapitel: „Kirche und Frömmigkeit im 14. und 15. Jahrhundert“. 121 WAIBLINGEN IM SPÄTMITTELALTER belegte Erwähnung einer ‘neuen Burg’ hindeuten. Nach dem Nürtinger Vertrag wurde die Angelegenheit anscheinend hinfällig. Neben diesem auffälligen Befund existieren für das 15. Jahrhundert weitere Hinweise auf Präsenz der Landesherren. Graf Eberhard IV. der Jüngere starb in Waiblingen am 2. Juli 1419 im Alter von erst 31 Jahren.57 Ereilte im Mittelalter der Tod den Menschen oft rasch und sicher nicht immer vorbereitet, so lassen Geburten verläßlichere Rückschlüsse auf längeres und geplantes Verweilen an einem Ort zu. So wurden mehrere Grafenkinder in Waiblingen geboren. Im Jahre 1402 erblickte Anna, eine Tochter Eberhards IV., hier das Licht der Welt,58 ebenso 1439 der bereits erwähnte Ludwig II.,59 Sohn Ludwigs I. und seiner Gattin Mechthild, und schließlich 1447 Eberhard VI. (als Herzog Eberhard II.), Sohn Ulrichs V. des Vielgeliebten. 60 Noch in anderer Hinsicht trat dieser Ort hervor. Waiblingen und Einkünfte aus Waiblingen spielten als Heimsteuer und Widerlegung des in die Ehe gebrachten Heiratsgutes württembergischer Grafengemahlinnen eine Rolle. Ulrich V. verschrieb am 13. Dezember 1440 seiner zukünftigen Frau Margarethe von Kleve, verwitwete Herzogin von Bayern, eine Rente von 2000 Gulden zum Wittum, abgesichert auf die Stadt Waiblingen „mit allen Dörfern, Weilern und Höfen“. 61 Nach Margarethes Tod 1444 heiratete Ulrich V. im Jahr darauf erneut, diesmal Elisabeth, eine bayerische Wittels bacherin. Bei ihrem Wittum spielte neben Schorndorf auch Waiblingen erneut eine Rolle. 62 Elisabeth starb 57 Vgl. Christoph FLORIAN: Eberhard IV. der Jüngere, in: Das Haus Württemberg. Ein biographisches Lexikon, hg. v. Sönke LORENZ u.a., Stuttgart u.a. 1997, S. 74-77. 58 Vgl. Bernd B REYVOGEL: Anna, in: Das Haus Württemberg. Ein biographisches Lexikon, hg. v. Sönke LORENZ u.a., Stuttgart u.a. 1997, S. 79f. Waiblingen als Geburtsort gilt allerdings als nicht gesichert; ebd., S. 79. 59 DEIGENDESCH , Ludwig II., S. 91. 60 Dieter STIEVERMANN: Eberhard VI./II., in: Das Haus Württemberg. Ein biographisches Lexikon, hg. v. Sönke LORENZ u.a., Stuttgart u.a. 1997, S. 98-100. 61 1441 Jan. 29. Hinweis bei GLÄSSNER, Die wirtembergische Grafenstadt Waiblingen, S. 119f. 62 Vgl. den Hinweis bei GLÄSSNER, Die wirtembergische Grafenstadt Waiblingen, 122 T OPOGRAPHIE UND STADTENTWICKLUNG im Jahre 1451. 63 Graf Eberhard V. im Bart verwies seiner Gemahlin Barbara Gonzaga 1474 unter anderem den Zoll zu Waiblingen.64 Als dauernder Wohnsitz dürfte Waiblingen lediglich für eine der württembergischen Frauen gedient haben. So wies Graf Ulrich V. 1459 seiner Schwester Anna, verheiratete Gräfin von Katzenelnbogen, die nach der Trennung von ihrem Mann nach Württemberg zurückgekehrt war, auf Lebenszeit in Waiblingen eine Reihe von Häusern an.65 Die Gräfin scheint hier bis an ihr S. 120 (aus der Überlieferung des Bayerischen Hauptstaatsarchivs, München. Geheimes Hausarchiv, Abt. III, Haus- und Familiensachen). 63 Thomas FRITZ: Elisabeth, in: Das Haus Württemberg. Ein biographisches Lexikon, hg. v. Sönke LORENZ u.a., Stuttgart u.a. 1997, S. 89f. 64 Württembergische Regesten, Nr. 376 (1474 Juli 9, Urach). Zu Barbara vgl. Ebba SEVERIDT: Barbara, in: Das Haus Württemberg. Ein biographisches Lexikon, hg. v. Sönke LORENZ u.a., Stuttgart u.a. 1997, S. 95f. 65 „Graf Ulrich von Württemberg beurkundet, daß sich seine Schwester Anna, Gräfin von K[atzenelnbogen]-D[armstadt] mit ihrem Hofhalt (mit irem wesen) nach Waiblingen begeben hat. Aus brüderlicher Liebe weist er ihr seine dortigen Häuser und Hofraithen an, die er von der Turnerin, der Erliin und von denen von Waiblingen gekauft hat, sowie seinen Anteil an den drei sowen zu Stetten, alles mit Zubehör. Anna soll sie lebenslänglich besitzen und nutzen und nach ihrem Tode unbeeinträchtigt an die Grafschaft Württemberg zurückfallen lassen“; Regesten der Grafen von Katzenelnbogen, bearb. von Karl E. DEMANDT, Bd. 2, Wiesbaden 1954 (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Nassau 11), Nr. 5058, S. 1419. Unzutreffende, stark verkürzte Angaben in: Württembergische Regesten, Nr. 80 (1459 Aug. 20). BREYVOGEL, Anna, S. 80; Karl E. DEMANDT: Rheinfels und andere Katzenelnbogener Burgen als Residenzen, Verwaltungszentren und Festungen 1350-1650, Darmstadt 1990 (Arbeiten der Hessischen Historischen Kommission N.F. 5), S. 78-88, 92. – Diese Ehe hatte in den 1420er Jahren die beiden reichsten Grafenhäuser Westdeutschlands zusammengeführt. Entsprechend hoch war die Mitgift in Höhe von 32.000 Gulden gewesen, die die damals vierzehnjährige Braut 1422 mit in die Ehe brachte; ebd., S. 79; ferner Karl-Heinz SPIESS: Familie und Verwandtschaft im deutschen Hochadel des Spätmittelalters, 13. bis Anfang des 16. Jahrhunderts, Stuttgart 1993 (Vierteljahrschriften für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, Beiheft 111), S. 384, Anm. 346. Zur sonstigen reichen Ausstattung besitzen wir detaillierte Informationen aus der Katzenelnbogener Überlieferung; ebd. – Es ist 123 WAIBLINGEN IM SPÄTMITTELALTER Lebensende im Jahre 1471 gewohnt zu haben. 1464 bezog sie aus dem Fruchtkasten zu Waiblingen 120 Malter Hafer, 40 Malter Roggen und 72 Malter Dinkel.66 Leider wissen wir kaum, welchen Grad an ‘Residenzqualität’ solche Frauensitze aufgewiesen haben.67 In den 1460er Jahren wurde die Stadt von den Grafen verpfändet. Nach seiner Niederlage in der Schlacht bei Seckenheim am 30. Juni 1462 geriet Ulrich V. in kurpfälzische Gefangenschaft und kam im darauffolgenden Jahr nur gegen ein immenses Lösegeld frei. Im Zuge dessen mußte er Waiblingen und Bottwar auf die Summe von 40.000 Gulden dem pfälzischen Kurfürsten Friedrich I. dem Siegreichen auf bestimmte Zeit überlassen.68 unwahrscheinlich, daß Anna in Waiblingen tatsächlich in dem heute als Gräfin-Anna-Haus bezeichneten Anwesen, Kurze Straße 7, gelebt hat. Es handelte sich dabei um eine mehr als bescheiden zu bezeichnende Wohnstatt; vgl. Wilhelm GLÄSSNER: Waiblingen. Ein Führer durch die Altstadt, Waiblingen 1982, S. 18. 66 Regesten der Grafen von Katzenelnbogen, Bd. 2, Nr. 5297, S. 1483 (1464 April 21). Nach ihrem Tod wurde das Haus an Reinhard von Gärtringen verkauft, von diesem an den württembergischen Hofmeister Kaspar von Kaltental, dem es Graf Eberhard d. J. freite; Württembergische Regesten, Nr. 1749. Zu Annas Grabinschrift vgl. Regesten der Grafen von Katzenelnbogen, Bd. 2, Nr. 5617, S. 1567 (1471 Apr. 16). 67 Allg. Das Frauenzimmer. Die Frau bei Hofe im Spätmittelalter und früher Neuzeit, hg. v. Jan HIRSCHBIEGEL und Werner PARAVICINI, Stuttgart 2000 (Residenzenforschung 11). – Zu einem ähnlichen Fall: Thomas VOGTHERR : Fernab des herzoglichen Hofes. Das Leben der Prinzessin Apollonia von Braunschweig-Lüneburg (1499-1571), in: Ernst der Bekenner und seine Zeit. Beiträge zur Geschichte des ersten protestantischen Herzogs von BraunschweigLüneburg anläßlich des 500jährigen Wiederkehr seines Geburtstages in Uelzen im Jahre 1497, hg. v. Hans-Jürgen VOGTHERR, Uelzen 1998 (Uelzener Beiträge 14), S. 111-136. 68 Vgl. 1463 Mai 4, Heidelberg; Württembergische Regesten, Nr. 4947. WEISERT, Die Städte der Tübinger, S. 55; M ERTENS, Württemberg, S. 59-61; FISCHER, Württemberg im Spätmittelalter, S. 45-49; Meinrad SCHAAB: Geschichte der Kurpfalz, Bd. 1, Stuttgart u.a. 1988, S. 179-181; GLÄSSNER, Die wirtembergische Grafenstadt Waiblingen, S. 136-138. 124 T OPOGRAPHIE UND STADTENTWICKLUNG In den Rahmen innerdynastischer Vereinbarungen gehört die für 1482 nachweisbare Verschreibung der Stadt durch Graf Eberhard VI. an seinen Bruder Heinrich. Hier ging es um 5.000 Gulden Gülten angerechnet auf die Städte Stuttgart, Cannstatt und Waiblingen.69 Auf städtischer Seite wurde übrigens genauestens Buch über die Verpfändungen geführt wie ein dem frühen 16. Jahrhundert entstammendes Schriftstück belegt. Das hochinteressante Verzeichnis der Belastungen Waiblingens im 15. Jahrhundert 70 verdiente eine eigene Untersuchung, die hier nicht geleistet werden kann. Zusammengefaßt läßt sich die Frage nach der Residenzfunktion Waiblingens folgendermaßen beantworten: Auch hierbei bestehen eklatante Quellenprobleme, die präzise Aussagen kaum zulassen. Es konnte wahrscheinlich gemacht werden, daß Ende der 1430er Jahre eine erhöhte Präsenz der beiden damals regierenden Brüder Ludwig I. und Ulrich V. festzustellen ist. Die Belege für Geburten von Grafenkindern deuten ebenfalls auf längere Aufenthalte in Waiblingen hin. Parallel dazu lassen sich Verschreibungen Waiblingens als Wittum eingeheirateter Gräfinnen festmachen. Diese Ansätze zu einer Residenz dürften durch die gemeinschaftliche Regierung der beiden Brüder verstärkt worden sein, relativierten sich jedoch durch den Nürtinger Vertrag 1442 und wurden zugunsten anderer Herrschaftsschwerpunkte aufgegeben. 69 1482 Apr. 26, Reichenweier; Württembergische Regesten, Nr. 436. M ERTENS, Württemberg, S. 63; STIEVERMANN, Eberhard VI./II., S. 98-100; Klaus GRAF: Heinrich, in: Das Haus Württemberg. Ein biographisches Lexikon, hg. v. Sönke LORENZ u.a., Stuttgart u.a. 1997, S. 123f. 70 Vgl. Joachim PETERKE: Waiblingen und der Bauernaufstand des „Armen Konrad“ (1514), in: Waiblingen in Vergangenheit und Gegenwart 3 (1971), S. 77-93, hier S. 83f. 125 WAIBLINGEN IM SPÄTMITTELALTER Die Stadt und ihr Umland Versucht man als Historikerin, die mittelalterliche Topographie einer Stadt zu klären, dann steht man vor großen Problemen. Exakte Karten mit genauen Parzellengrenzen kommen erst in der Neuzeit auf. In zeitgenössischen Quellen stoßen wir zwar recht häufig auf Angaben zu Grundstücken und Häusern, in denen die anstoßenden Grundstücke samt Besitzern vermerkt sind, also die Nachbarschaft, doch ist es im allgemeinen unmöglich, diese Angaben auf ein konkret benennbares und heute nachzuweisendes Areal zu beziehen. Von daher sind meist nur relative Aussagen möglich, die in den wenigsten Fällen ‘parzellenscharf’ abgebildet werden können.71 Nichts desto weniger sollen im folgenden zumindest die wichtigsten, aus der mittelalterlichen Überlieferung extrahierbaren Angaben präsentiert und diskutiert werden. Neben dem oben bereits ausführlich vorgestellten Waiblinger Urbar sollen hier auch die Angaben zu Waiblingen, die sich im 1304 bis 1334 entstandenen Urbar des St. Katharinenstiftes in Esslingen finden, berücksichtigt werden.72 Mühlen stehen in Waiblingen am Anfang der Überlieferung. Bereits 1268 ist in den Quellen der ‘Müller und Fleischhauer von Waiblingen’ (molendinator et carnifex de Waibelingin) Berngerus erwähnt.73 Weitere Details erfährt man zu ihm und seinen beiden Gewerben leider nicht. Seit dem 14. Jahrhundert existierten in Waiblingen mit Sicherheit zwei Mühlen, die als gräfliche Lehen im Waiblinger Urbar genannt sind.74 Eine wird dort als untere Mühle (undern 71 Aufgrund der Topographie sind im speziellen Fall manchmal Eingrenzungen möglich, so z.B. in einem 1396 entstandenen Urbar des Dominikanerinnenklosters Sirnau: Item uß ainem hus gelegen an der vom Adelberg hof und an der stat muren – 14 ß hlr – Git Abreht Fachhänn. Littera est de hoc; Wolfgang WILLE : Das Zinsbuch des Dominikanerinnenklosters Sirnau von 1396, in: Esslinger Studien 39 (2000), S. 7-60, hier S. 42. 72 RAISCH , Das Esslinger Urbar von 1304, S. 121-123. Zur Datierung vgl. 5-8, 12. 73 WUB, Bd. 6, Nr. 1972, S. 364. 74 Item von den zwain mûlin da selben; Urbar von Stadt und Amt Waiblingen, 126 T OPOGRAPHIE UND STADTENTWICKLUNG mulin bzw. vor Stuchtûrlin) bezeichnet75 und findet sich auch später mehrfach in der Überlieferung.76 Analog verhielt es sich mit der sog. oberen Mühle.77 Sie steht mehrfach mit folgenden Zusätzen versehen: vor Cappellen tûrlin,78 „beim Kapellentürlein“ 79 bzw. „bei dem Kapellentürlein an der Rems gegen die Pfarrkirche hinaus“.80 1470 kam dann noch eine Walkmühle an der Rems hinzu.81 Mühlen dienten dem täglichen Bedarf, denn nur das volle Korn war längere Zeit lagerfähig, Mehl hingegen wurde nach kurzer Zeit ranzig und mußte daher stets frisch gemahlen werden. Mühlen wie die Walkmühle dienten aber auch der gewerblichen Tätigkeit. Natürlich sind die Mühlen die wichtigsten mechanischen Antriebsaggregate der Zeit vor der Dampfmaschine. Man darf sich fragen, ob man in den Mühlen nur technische Anlagen, Wirtschaftbetriebe und Einnahmequellen für die S. 175, Z. 10. 75 Urbar von Stadt und Amt Waiblingen, S. 175, Z. 19; ebd., S. 176, Z. 10f. – Aufgrund der Angaben ist zu vermuten, daß damit offenbar die Heinrichsmühle (später Häckersche Mühle) gemeint ist und nicht die 1928 stillgelegte sog. Waldmühle; vgl. die Angaben bei Wolfgang EVERS u.a.: Rundgang durch die historische Altstadt in Waiblingen, Waiblingen 1994, S. 25. 76 Württembergische Regesten, Nr. 11901 (1358 März 11); ebd., Nr. 1788 (1401 Mai 1, Stuttgart); ebd., Nr. 14361 (1457 Febr. 22). 77 Es handelt sich dabei um die heute sog. Hahnsche Mühle; vgl. dazu auch E VERS, Rundgang durch die historische Altstadt, S. 23. 78 Urbar von Stadt und Amt Waiblingen, S. 175, Z. 22. 79 So in: Württembergische Regesten, Nr. 14356 (1433 März 8). – Weitere Erwähnungen: Württembergische Regesten, Nr. 14379 (1478 März 24, Stuttgart). 80 Württembergische Regesten, Nr. 2066 (1465 Juli 24, Stuttgart). 81 Vogt, Gericht und Gemeinde zu Waiblingen stellten Graf Ulrich V. von Württemberg eine Gegenurkunde aus für dessen Erlaubnis, ihre Walkmühle dem Hans Müller von Schorndorf zum Walken, Mahlen und Schleifen als Erblehen zu leihen; Württembergische Regesten, Nr. 14376 (1470 Apr. 10). Vgl. ferner ebd., Nr. 1610f., vom gleichen Tag. Es ist anzunehmen, daß dort auch die Eichenlohe gemahlen wurde, die ein wichtiger Rohstoff für die lokale Gerberei war. Zum Gerberhandwerk vgl. unten, Kapitel: „Bausteine zu einer Wirtschafts- und Sozialgeschichte Waiblingens im Spätmittelalter“. 127 WAIBLINGEN IM SPÄTMITTELALTER Landesherrschaft erblicken kann. In allen drei Fällen handelte es sich in Waiblingen um Wassermühlen. Dies ist angesichts der eine stetige Wasserführung aufweisenden Rems nicht verwunderlich. Mühlen waren aber auch ein wesentliches Element mittelalterlicher Wehrtechnik, da mit ihnen der Bau von Stauanlagen und eine geregelte Was serführung notwendigerweise verbunden waren.82 Da gerade die Nordost- und Nordwestseite der Stadt fortifikatorisch auf den Fluß und seinen Schutz angewiesen waren und eine Furt in diesem Bereich das Gewässer überquerte, dürften die Mühlen mitsamt ihrer weitläufigen Infrastruktur Bestandteil der Stadtbefestigung gewesen bzw. im Zuge des Mauerbaus und einer damit einhergehenden Stauung und Regulierung der Rems durch die früher vorhandenen Wehre im Bereich beider Mühlen entstanden sein. Ein Wehr ist übrigens auch im Waiblinger Urbar von 1351 erwähnt.83 Begibt man sich auf die Suche nach der Stadtmauer oder einer vergleichbaren Befestigung, dann wird man möglicherweise recht früh fündig.84 In der oben bereits besprochenen Urkunde von 1273 finden wir nur den Hinweis auf terminos ipsius civitatis als Grenzlinie für die Grundzinserhebung, immerhin der Beleg dafür, daß es klare Vorstellungen von Grenzen gab.85 82 Vgl. WIDDER, Symbiose und Konkurrenz, S. 403-413. 83 Ein Garten by dem were; Urbar von Stadt und Amt Waiblingen, S. 183, Z. 12. – Das Wehr bei der heutigen Bürgermühle ist noch vorhanden. 84 Vgl. auch die noch einmal bauhistorisch und historisch kritisch zu überprüfenden Überlegungen bei Erich SCHEIBLE: Der Hochwachtturm älter als die Stadtmauer? Bergfried der Feste Waiblingen aus frühstaufischer Zeit?, in: Waiblingen in Vergangenheit und Gegenwart 6 (1980), S. 80-93; ferner die zum großen Teil auf reinen Annahmen beruhende Darstellung von Wilhelm GLÄSSNER: Die Waiblinger mittelalterlichen Türme, Tore und Mauern. Eine Dokumentation zur Baugeschichte der ehemaligen Stadtbefestigung und ihre Erhaltung bis zur Gegenwart, in: Waiblingen in Vergangenheit und Gegenwart 11 (1990), S. 161-216 (ebd., S. 163: „Die Quellenlage ist vor allem in den ersten Jahrhunderten [!] äußerst dürftig“). 85 WUB, Bd. 7, Nr. 2313, S. 221f.; M ÜLLER, Urkundenregesten Adelberg, Nr. 36, S. 5. 128 T OPOGRAPHIE UND STADTENTWICKLUNG Die 1269 erstmals genannte Nikolauskapelle wird im Jahr 1462 als „in der Mauer“ näher bezeichnet.86 In dem Waiblingen betreffenden Abschnitt im Urbar des Esslinger Spitals wird für das zweite Jahrzehnt des 14. Jahrhunderts ein Haus ‘auf dem Mäuerchen’ erwähnt (dom[us] domine dicte A[u]fdemStade, sita uf dem múrlin). 87 Im selben Text hören wir von verschiedenen Stadttoren, so von dem tautologisch bezeichneten Tor Richtung Schmiden (porta Smidhaimertor)88 sowie denjenigen Richtung Korb (porta[.] versus Corb)89 und Fellbach (porta[.] Velbachertor).90 Auch im Waiblinger Urbar von 1351 werden mehrere Stadttore erwähnt. So hören wir von Gärten vor dem vall tor. 91 Wie der Name schon sagt, dürfte damit ein Tor mit einem Fallgitter gemeint gewesen sein.92 Erwähnt wird im selben Urbar ferner das Esslinger Tor93 und an anderer Stelle schlicht ein Garten „vor dem Tor“. 94 Darüber hinaus gab es kleinere Durchlässe mit Namen Stuchtûrlin95 und 86 Württembergische Regesten, Nr. 14446 (1462 Juni 25). 87 RAISCH , Das Esslinger Urbar von 1304, S. 121. Die Hand C, von der dieser Eintrag stammt, schrieb vor dem Frühjahr 1316; ebd., S. 6. 88 Zweimalig erwähnt in: RAISCH , Das Esslinger Urbar von 1304, S. 121. 89 RAISCH , Das Esslinger Urbar von 1304, S. 121 (Hand F). 90 Zweimalig erwähnt in: RAISCH , Das Esslinger Urbar von 1304, S. 122 (Hand C). 91 Urbar von Stadt und Amt Waiblingen, S. 181, Z. 29; ebd., S. 183, Z. 8, 10 (valtor) (u.ö.). 92 Vgl. dazu Otto PIEPER: Burgenkunde. Bauwesen und Geschichte der Burgen, 4. Aufl. München 1912, Nachdr. Augsburg 1993, S. 305-310; Joachim Z EUNE : Tor, Torbau und Torturm, in: Burgen in Mitteleuropa. Ein Handbuch, hg. v. Horst Wolfgang B ÖHME u.a., 2 Bde., Stuttgart 1999, S. 235-237, hier S. 235f. 93 Urbar von Stadt und Amt Waiblingen, S. 183, Z. 34; ebd., S. 184, Z. 21 (u.ö.). Vgl. auch Helmut WILD: Mittelalterliche Mauern und die einstige Landschaft vor dem Fellbacher Tor in Waiblingen, in: Waiblingen in Vergangenheit und Gegenwart 9 (1987), S. 135-143. 94 Urbar von Stadt und Amt Waiblingen, S. 184, Z. 19. 95 Urbar von Stadt und Amt Waiblingen, S. 175, Z. 19. – Vielleicht ist mit der Bezeichnung der Stau vor dem früheren Wehr an der heutigen Heinrichsmühle gemeint. Freundlicher Hinweis von Herrn Jürgen Mertens, Waiblingen. 129 WAIBLINGEN IM SPÄTMITTELALTER Cappellen tûrlin.96 Vielleicht standen diese „Törlein“ in Zusammenhang mit den Mühlen, in deren Kontext sie genannt werden. Zum Jahr 1356 wird in einer Urkunde zweimal das Brückentor erwähnt.97 Es mag Zufall sein, daß wir im Waiblinger Urbar von 1351 nur von zwei näher bezeichneten Toren hören, doch legt der noch heute gut erkennbare Verlauf der Langen Straße nahe, daß das südliche Esslinger Tor und das an der Brücke gelegene Tor offenbar damals die Hauptzugänge in die Stadt bildeten. Es müßte anhand der archivalischen Überlieferung noch einmal überprüft werden, ob Fall- und Brückentor identisch sind. Die Rems ist nicht nur in Zusammenhang mit den Mühlen mehrfach genannt.98 An verkehrstopographischen Punkten hört man von der Furt,99 der Brücke, 100 ferner von einem Steg.101 Mit dem Baumgarten zwischent den wassern102 dürfte wahrscheinlich dessen Lage auf der Brückeninsel vor dem heutigen Beinsteiner Tor oder auf der Erleninsel gemeint sein. Erwähnt wird im Waiblinger Urbar von 1351 ferner ein Siechen- 103 und ein Leprosenhaus.104 96 Urbar von Stadt und Amt Waiblingen, S. 175, Z. 22. 97 UB Esslingen 1, Nr. 1055, S. 533f. (1356 März 15). 98 Vgl. Urbar von Stadt und Amt Waiblingen, S. 178, Z. 20; ebd., S. 181, Z. 17 (u.ö.). 99 Genannt werden Wiesen ob der stat bi dem furte; Urbar von Stadt und Amt Waiblingen, S. 181, Z. 34. 100 an der brûcken; Urbar von Stadt und Amt Waiblingen, S. 182, Z. 19. – Auch im älteren Urbar des Esslinger Spitals hören wir von einem Garten, der Reinhard von Rems gehörte und bei der Brücke zwischen den beiden Rems(armen) lag (Item de orto Reinhardi de Rae mse, sito iuxta pontem trans Rae msas); RAISCH , Das Esslinger Urbar von 1304, S. 122 (Hand L). 101 Erwähnt wird ein Garten jensit des stêges; Urbar von Stadt und Amt Waiblingen, S. 182, Z. 15; ferner ebd., S. 183, Z. 16. Vielleicht ist hiermit der Steg am Bädertörlein gemeint; GLÄSSNER, Waiblingen. Ein Führer, S. 15; E VERS, Rundgang durch die historische Altstadt, S. 9. 102 Urbar von Stadt und Amt Waiblingen, S. 182, Z. 17f. 103 Urbar von Stadt und Amt Waiblingen, S. 179, Z. 19, 29. Zu der bis heute erhaltenen ehemaligen Siechenkapelle vgl. E VERS, Rundgang durch die historische 130 T OPOGRAPHIE UND STADTENTWICKLUNG Es fragt sich, ob mit beiden hier ein- und dieselbe Einrichtung gemeint ist oder zwei unterschiedliche. Siechenhäuser sind im allgemeinen Leprosorien. Im benachbarten Esslingen gab es im Spätmittela lter zwei Aussätzigenhäuser, eines für Frauen und eines für Männer. 105 Die Kirchen sind eher beiläufig genannt. So hören wir von einem Baumgarten ‘beim Kirchhof’ 106 oder von einer Scheuer ‘vor’ und einer ‘bei der Kapelle’. 107 Von der Stadt führten – in der Reihenfolge der Nennungen im Urbar – Wege nach Erlbach108 , Esslingen,109 Fellbach,110 Beinstein, 111 Korb, 112 Rems , 113 Schmiden, 114 Buoch,115 Rommelshausen116 sowie nach Mûrech117 und Sewe.118 Altstadt, S. 31. 104 daz malatzschen huse; Urbar von Stadt und Amt Waiblingen, S. 179, Z. 2. 105 Vgl. HAUG , Das St.-Katharinen-Hospital, S. 141-143. 106 Urbar von Stadt und Amt Waiblingen, S. 184, Z. 13. 107 Urbar von Stadt und Amt Waiblingen, S. 184, Z. 27f., 31. 108 an dem Erlbacher wege; Urbar von Stadt und Amt Waiblingen, S. 176, Z. 27. Lt. Anmerkung des Editors im Urbar von Stadt und Amt Waiblingen, S. 187, Anm. 1, ist dies ein „Gewandname zwischen Rommelshausen und Fellbach“. Vermutlich handelt es sich um eine im Spätmittelalter wüst gefallene Siedlung. 109 Urbar von Stadt und Amt Waiblingen, S. 176, Z. 30 (u.ö). 110 under dem Vellbacher wege; Urbar von Stadt und Amt Waiblingen, S. 176, Z. 32 (u.ö.). 111 an dem Bayenstayner wege; Urbar von Stadt und Amt Waiblingen, S. 177, Z. 29 (u.ö.). 112 an dem Koe rber wege; Urbar von Stadt und Amt Waiblingen, S. 178, Z. 18. 113 an dem Remser weg; Urbar von Stadt und Amt Waiblingen, S. 178, Z. 5. 114 ob dem Smidehayner wege; Urbar von Stadt und Amt Waiblingen, S. 181, Z. 23. 115 an dem Bucher wege; Urbar von Stadt und Amt Waiblingen, S. 181, Z. 32. 116 Urbar von Stadt und Amt Waiblingen, S. 180, Z. 32f. 117 Urbar von Stadt und Amt Waiblingen, S. 179, Z. 24. 118 Urbar von Stadt und Amt Waiblingen, S. 180, Z. 21. Sewe bedeutet auf Mittelhochdeutsch „der See“ (vgl. Matthias LEXER: Mittelhochdeutsches 131 WAIBLINGEN IM SPÄTMITTELALTER Ferner gab es den Gelger weg[.].119 Im Urbar lassen sich darüber hinaus weitere Verkehrsverbindungen identifizieren: Es finden sich Flurnamen wie ‘auf der Steige’120 ebenso wie ‘oberhalb der Straße’ (ob der strauzzen)121 und ‘an der Hohen Straße’ (Hohstrauzzen).122 Es gab 1351 ferner ein ‘Äckerlein am schmalen Pfad’123 . Wo dieser Pfad zu suchen ist, bleibe den Flurnamenforschern überlassen. Hervorgehoben werden sollte, daß eines der beiden im Waiblinger Urbar näher bezeichneten Tore nach der Stadt Esslingen benannt ist. Dies korrespondiert mit dem gerade erwähnten ‘Esslinger Weg’. Bis auf den heutigen Tag kann man direkt von Waiblingen über Stetten das ehemalige Territorium der Reichsstadt erreichen, nimmt man den Weg über die relativ flachen Westausläufer des Schurwaldes. Die historische Bezeichnung verrät, daß dies trotz des Anstiegs im Mittelalter offenbar der übliche Weg war. Taschenwörterbuch, mit Nachträgen von Ulrich PRETZEL, 38. Aufl. Stuttgart 1992, S. 192: sewen, seun = einen See bilden). Im übrigen existiert im Umland von Waiblingen ein „Sewerberg“ (an Sewerberge), an dem Weingärten lagen; vgl. Regest: UB Esslingen 1, Nr. 782, S. 398 (1344 Juli 6). Bereits 1302 ist in einer Urkunde die Rede von einem Weinberg, der zesewi lit; Regest: UB Esslingen 1, Nr. [333], S. 148, Anm. 2. Wahrscheinlich derselbe Weinberg wird einige Jahre später im Urbar des Esslinger Spitals erwähnt: Vinea dicti Glue ger, sita in Sev. [?], que quondam fuit mae rchli [recte mae rchlini] dicti Mesener [...] qua[m] dicta Kústerinin [!] legavit; RAISCH , Das Esslinger Urbar von 1304, S. 122, Hand G (das Fragezeichen im Text stammt vom Editor). – Mitte des 14. Jahrhunderts besaßen die Grafen von Württemberg zwei Weinkeltern zu Sewe; vgl. Urbar von Stadt und Amt Waiblingen, S. 186, Z. 5f. – Gemeint ist offenbar der heutige Sörenberg nordöstlich von Waiblingen, vgl. Günter BUBECK u.a.: Zwei Rundgänge durch die Korber Höhe und über den Galgenberg, Waiblingen 2004, S. 10f. 119 Urbar von Stadt und Amt Waiblingen, S. 181, Z. 3, 18. 120 Urbar von Stadt und Amt Waiblingen, S. 179, Z. 26. – Bereits im älteren Urbar des Esslinger Spitals findet sich zu Waiblingen die Angabe sitis in staiga enhalb [= jenseits] Ramse; RAISCH , Das Esslinger Urbar von 1304, S. 121 (Hand C). 121 Urbar von Stadt und Amt Waiblingen, S. 177, Z. 23. 122 Urbar von Stadt und Amt Waiblingen, S. 181, Z. 14. 123 Urbar von Stadt und Amt Waiblingen, S. 180, Z. 6. Zum Schmalen Pfad auch öfters; Urbar von Stadt und Amt Waiblingen, S. 181, Z. 25f. 132 T OPOGRAPHIE UND STADTENTWICKLUNG Man umging damit gleichzeitig den das mittlere Neckartal kontrollierenden Stammsitz der Grafen auf dem Württemberg. Dies könnte in den Jahren um 1312 auch von politischer Bedeutung gewesen sein. Über die in das Urbar von 1351 eingeflossene Wahrnehmung des städtischen Umlandes lassen sich ebenfalls Beobachtungen anstellen. Man orientierte sich nicht nach den Himmelsrichtungen, sondern „gen“ Rommelshausen,124 Esslingen,125 Schmiden126 und Sewe.127 Wegkreuze 128 und Bachläufe 129 dienten zur Lokalisierung der Flurstücke. Markante topographische Punkte waren Brunnen. Wir hören im Urbar vom Louchbrunnen, einem Haus „bei dem Brunnen,130 von einer Wiese beim Rûssel brunne131 und einem Acker ob dem Gêgelbrunne.132 Außerhalb der Stadt lagen die Lehmgruben. Lehm wurde vielfältig, vom gestampften Lehmfußboden, dem Verfüllen von Gefachen bis hin zur (Dach-)Ziegelherstellung, verwendet.133 Zu den topographischen Verhältnissen 124 gên Rummoltzhusen; Urbar von Stadt und Amt Waiblingen, S. 176, Z. 13. 125 Urbar von Stadt und Amt Waiblingen, S. 176, Z. 14. 126 Urbar von Stadt und Amt Waiblingen, S. 176, Z. 15. 127 Urbar von Stadt und Amt Waiblingen, S. 177, Z. 33. 128 bi dem bilgerins krûtze; Urbar von Stadt und Amt Waiblingen, S. 178, Z. 14. bi dem krûtzelin an dem Velbacher wege; ebd., S. 181, Z. 11. bi dem grozzen crûtze ouch an dem Velbecher wege; ebd., S. 181, Z. 13f. 129 uf dem Krêttenbach; Urbar von Stadt und Amt Waiblingen, S. 176, Z. 19 (u.ö.). jensit des Schrickelbachs; ebd., S. 176, Z. 22, 25 (u.ö.). in dem Widach; ebd., S. 177, Z. 6 (u.ö.). in dem Sewerbach; ebd., S. 177, Z. 34 (u.ö.). by dem Wigerspach; ebd., S. 181, Z. 22 u.ö.). in dem Ketzenbach; ebd., S. 181, Z. 36f. 130 Urbar von Stadt und Amt Waiblingen, S. 183, Z. 36. 131 Urbar von Stadt und Amt Waiblingen, S. 179, Z. 18, 31; ferner ebd., Z. 17. 132 Urbar von Stadt und Amt Waiblingen, S. 180, Z. 19; ebd., S. 181, Z. 2. 133 Urbar von Stadt und Amt Waiblingen, S. 181, Z. 30: layngrue ben. Vgl. allg.: Jürg GOLL : Baumaterial, in: Stadtluft, Hirsebrei und Bettelmönch. Die Stadt um 1300, hg. v. Marianne und Niklas FLÜELER, Stuttgart 1992, S. 267-280, bes. S. 268, 270, 133 WAIBLINGEN IM SPÄTMITTELALTER innerhalb der Stadt können wir dem Text hingegen wenig entnehmen. Hier verlief die Identifikation über die einzelnen Bewohner und die Nennung von Nachbarschaften.134 In der Esslinger Überlieferung erfahren wir jedoch zum Jahre 1331 erstmals etwas über einen Markt in Waiblingen. Dort besaßen der Tuchmacher Albrecht Böngarter und seine Frau Luitgart ein unterkellertes Haus.135 Luitfried gen. Lumpfe gehörte 1355 ebenfalls ein Haus zu Waiblingen beim Markt (prope forum). Auf dieses hatte er Kapital aufgenommen, dessen jährliche Rente einer Meßpfründe am Altar der Esslinger Pfarrkirche zufloß.136 Dem Waiblinger Urbar von 1351 kann man entnehmen, daß eine Reihe von Umlandorten (Beinstein, Schmiden, Mühlhausen am Neckar, Hofen und Neckargröningen) das landesherrliche Privileg genossen, ohne Entrichtung von Weg- und Marktzoll ihre Erzeugnisse in die Stadt Waiblingen zu bringen und dort verkaufen zu dürfen. Sie zahlten stattdessen eine Pauschale, den sog. Zollhafer. 137 Erkennbar ist daran die Nahmarktfunktion, die Waiblingen im Spätmittelalter für die Umlandgemeinden besaß und die von Seiten der Herrschaft durch Privilegien gefördert wurde. Waiblingen muß schon im 13. und 14. Jahrhundert mindestens ein Gasthaus besessen haben. Diesen Rückschluß erlaubt die mehrfache Nennung als Ort für ein Einlager. Solche Einlager wurden besonders im Falle von Bürgschaften vereinbart 138 und sahen bei 273-277. – Für die Zeit der römischen Antike konnten bedeutende Töpfereien bei Waiblingen archäologisch nachgewiesen werden; vgl. KRAUSE , Von der Steinzeit bis zum frühen Mittelalter, S. 51-61, 121-125. – Im nicht weit entfernten Buoch lag eines der bedeutendsten spätmittelalterlichen Töpferzentren Südwestdeutschlands. Zur sog. Buocher Ware vgl.: Uwe GROSS: Keramik. Der Mittelneckarraum, in: Stadtluft, Hirsebrei und Bettelmönch. Die Stadt um 1300, hg. v. Marianne und Niklas FLÜELER, Stuttgart 1992, S. 328-333, hier bes. S. 331. 134 Vgl. besonders den Abschnitt über die Grundzinsen (Die heller zinse); Urbar von Stadt und Amt Waiblingen, S. 182-185. 135 Regest: UB Esslingen 1, Nr. 581, S. 282 (1331 Nov. 14, Esslingen). 136 Regest: UB Esslingen 1, Nr. 1027, S. 518f. (1355 Febr. 20, Esslingen). 137 M ÜLLER, Einleitung, S. 81* (mit Nachweisen ebd., Anm. 1). 138 WUB Bd. 9, Nr. 3605, S. 120f. (1287); WUB, Bd. 10, Nr. 4402, S. 156f. (1293); UB Esslingen 1, Nr. 1087, S. 550f. (1357). Vgl. oben das Kapitel: „Kirche und Patronat im 13. Jahrhundert. Neue Einsichten und offene Fragen“. 134 T OPOGRAPHIE UND STADTENTWICKLUNG Vertragsbrüchigkeit einen Aufenthalt der Bürgen auf eigene Kosten in einem örtlichen Gasthaus vor. 135 WAIBLINGEN IM SPÄTMITTELALTER 136 Gesellschaft und Wirtschaft im 14. und 15. Jahrhundert Bausteine zu einer Wirtschafts- und Sozialgeschichte Waiblingens im Spätmittelalter Im folgenden sollen einige Überlegungen zur Sozialgeschichte Waiblingens im Spätmittelalter angestellt werden. Gerade hier ist der Verlust des Waiblinger Stadtarchivs besonders zu bedauern und der eklatante Quellenmangel zu berücksichtigen. Er läßt alle Versuche zum Stückwerk werden. Hinzugefügt sei, daß die mittelalterlichen Quellen keineswegs das soziale Spektrum in seiner ganzen Breite dokumentieren. Aufgrund des Vorherrschens von Immobilien- und Rentengeschäften findet sich in den Urkunden natürlich nur ein Ausschnitt der Waiblinger Gesellschaft, nämlich der Bevölkerungsteil, der aufgrund seines Vermögens zu solchen Transaktionen überhaupt in der Lage war. Die besitzlosen gesellschaftlichen Unterschichten fallen aus diesem Raster schlicht heraus. Hinzu kommt, daß die erhaltenen Quellen ab dem Jahr 1300 nur in rudimentär erschlossener Form vorliegen. Für die Zeit bis zum Ende des 13. Jahrhunderts besitzten wir Vollabdrucke der meisten infragekommenden Urkunden, während man sich für die Zeit danach bislang mit den überaus knappen Angaben der Württembergischen Regesten zufrieden geben muß. Zwar wächst die Überlieferung ab dem 14. Jahrhundert signifikant an, doch ist die Aussagekraft der einzelnen Stücke aufgrund der unzulänglichen Erschließung nicht mit den älteren vergleichbar. Um hier zu befriedigenden Ergebnissen zu gelangen, wäre ein Gang in die Archive notwendig. Dieser kann für diese Studie allerdings nicht geleistet werden, zumal die Ergebnisse den hier zur Verfügung stehenden Raum restlos sprengen würden.1 Bis zum Waiblinger Urbar des Jahres 1351, in dem erstmals eine große Zahl von Personennamen erscheint, ist der Bestand nachweisbarer ‘Waiblinger’ wie kaum anders zu erwarten sehr überschaubar. Den Reigen der ‘echten’ 1 Einen Überblick über „Die Waiblinger Bevölkerung (mit Vermögen)“ in Zusammenhang mit der Türkensteuer des Jahres 1545 bei: WUNDER, Die Bevölkerung von Waiblingen, S. 114-116. 137 WAIBLINGEN IM SPÄTMITTELALTER Waiblinger eröffnet um die Mitte des 13. Jahrhunderts eine Frau. Es ist die bereits behandelte Witwe Eppin (Eppine vidue de Wabeling), deren Haus 1253 von Mechthild von Württemberg an das Kloster Adelberg verschenkt wurde. 2 Auf das Jahr 1265 fallen weitere Namen: Beim Rechtsgeschäft zwischen dem Kloster Salem und dem aus Waiblingen gebürtigen Bernger carnifex 3 sowie seinen anwesenden Erben erscheinen als Zeugen Berthold (der) Schultheiß, Eppo (der) Salzmacher (salifex), Anselm (der) Ungelter, Heinrich Bårgarius, Konrad Waiblinger, Ludwig (der) Krämer (institutor) und Trautwein Houesoesche.4 In einer Urkunde von 1270 werden lediglich Pleban der Kapelle und Schultheiß von Waiblingen erwähnt.5 Zum Jahr 1280 erfahren wir von einer Frau namens Mergard von Waiblingen, die damals als Laienschwester eine fromme Stiftung machte. Sie verfügte über eigenes Vermögen, aus dem sie u.a. zwei Weinberge in Heppach sowie Einkünfte aus einem Baumgut und einem Garten in Beinstein zu ihrem Seelenheil den Nonnen im Kloster Weiler vermachte. 6 Diese Urkunde enthält wieder eine Zeugenliste, auf der weitere Waiblinger firmieren. Neben dem örtlichen viceplebanus, also dem 2 WUB, Bd. 5, Nr. 1267, S. 31. Sie hieß vielleicht Irnburg(is) ; vgl. WUB, Bd. 7, Nr. 2313, S. 221f.; M ÜLLER, Urkundenregesten Adelberg, Nr. 36, S. 5 (1273) und oben das Kapitel: „Die Grafen von Württemberg und Waiblingen im 13. Jahrhundert“. 3 Er wird 1268 als Beringerus molendinator et carnifex de Waibelingin bezeichnet; WUB, Bd. 6, Nr. 1972, S. 364. 4 Die Deutungen von Gerhard Fritz zu dieser Gruppe gehen meines Erachtens aus methodischen Gründen zu weit; vgl. FRITZ, Waiblingen und Umgebung, hier S. 41. Vgl. bereits die Einschränkungen der Editoren im WUB, Bd. 6, Nr. 1805, S. 195. 5 WUB, Bd. 7, Nr. 2124, S. 70; Regest: UB Esslingen 1, Nr. 110, S. 26. 6 WUB, Bd. 8, Nr. 2946, S. 210 (1280 März 13, Waiblingen). Es stellt sich die Frage, wo Mergard lebte. Nahe läge es, sie im Kloster Weiler zu verorten. Da die Urkunde in Waiblingen ausgestellt ist, müßte anhand des Textes überprüft werden, ob man ihm weitere Einzelheiten entnehmen kann. Da die Urkunde nur in einer Teiledition vorliegt, müßte dies im Archiv erfolgen. – Zum Kloster vgl. WEHRLI-JOHNS, Weiler, Dominikanerinnen, S. 505f. 138 GESELLSCHAFT UND WIRTSCHAFT IM 14. UND 15. JAHRHUNDERT Stellvertreter des Pfarrers, sind es der Schultheiß sowie zwei Personen namens Gebure und Heppacher (Heckebacher), die hier als Bürger von Waiblingen bezeichnet werden.7 Gemeinsam mit zwei Adligen fungierten am 8. Februar 1291 als Bürgen (fideiussores) in einer Grundstücksangelegenheit für die Gräfin Adelheid von Sigmaringen der Schultheiß Hildebrand und eine Reihe Waiblinger Bürger. Da diese oben bereits erläuterte Form der Bürgschaft im schlimmsten Fall mit hohen Kosten verbunden war, dürfen wir hier die Crème de la Crème vermögender Waiblinger vermuten. Die Quelle verzichtet auf die Nennung der Vornamen, sondern bietet bereits so etwas wie Familiennamen. Diese werden jeweils mit ‘genannt’ (dictus) eingeleitet und lauten: Volz (Volze), Krummer, Heppach (Heggebach), Gozso, Friedrich Hagen, C. Mesner (Mesener), ferner Arnold (der) Meier (villicus) und Ber. von Schmiden (Smidehain), allesamt Bürger von Waiblingen.8 1296 wird in einem Streit mit dem Spital von Esslingen Albert gen. Lihtsamen von Waiblingen genannt. Ein Verwandter namens Rudeger Lihtsamen hatte dem Spital einen Acker in Waiblingen vermacht, der zwischen den 7 viceplebanus [...] de Weibelingen, [...] scultetus in Weibelingen, Gebure, .. dictus Heckebacher cives in Weibelingen; WUB, Bd. 8, Nr. 2946, S. 210 (1280 März 13, Waiblingen). Der Name Heckebacher des einen Urkundenzeugen dürfte sich auf das nahegelegene (Groß- oder Klein-)Heppach (s. Urkundentext) beziehen. Ob damit ein individueller oder familiärer Herkunftsort gemeint ist, läßt sich natürlich nicht mehr sagen. Er korrespondiert aber mit dem dortigen Besitz Mergards und läßt auf mögliche Verwandtschaft des Zeugen zur Schenkerin schließen. 8 ... et eius clausulis quibuscunque iuxta consuetudinem terre generalem strennuos viros Wolframum de Bernhusen seniorem, Wolframum de Stain milites sub datione ipsorum fidei, item Hiltbrandum scultetum, .. dictum Volze, .. dictum Krummer, .. dictum Heggebach, .. dictum Gozso, Fridericum dictum Hagen, C. dictum Mesener, Arnoldum villicum, Ber. dictum de Smidehain cives de Waibelingen per eorum prestitum iuramentum hinc inde civi et heredibus prefatis fideiussores in solidum fecimus; WUB, Bd. 9, Nr. 4083, S. 431-433; Regest: UB Esslingen 1, Nr. 239, S. 93f. (1291 Febr. 8, Esslingen). – Zum Einlager vgl. oben, Kapitel: „Kirche und Patronat im 13. Jahrhundert. Neue Einsichten und offene Fragen“. 139 WAIBLINGEN IM SPÄTMITTELALTER Scherzingeslant gen. Äckern und denen der Chuchartin lag, was Albert offenbar ignorierte. 9 Im Jahre 1300 verkauften die Brüder Konrad und Albrecht (die) Mesner von Waiblingen an Schwester Adelheid ‘die Konstantinin’ von Esslingen eine Gülte von 10 Schilling Heller. 10 Bezeugen taten dies „Friedrich Hagen und Maier Arnold und der Gotze und Drabot (der) Metzger, Richter von Waiblingen“ (Friderich Hagin und Magir Arnolt unde der Gozi und Drabot der medzigar, rihtar von Waibelingin). 1302 verkaufte Markward Mesner von Waiblingen an dieselbe Adelheid eine weitere Gülte aus seinem Weinberg. Hierbei traten Trabot, der Metzger (mezilar), und Benz (der) giloiar, beide Richter, sowie der bereits bekannte Hildebrand, der Schreiber (schiribar) von Waiblingen, als Zeugen auf.11 Bei dem 1300 und 1302 als Richter genannten Drabot (oder Trabot) handelte es sich wohl wieder um einen Metzger. Die Ähnlichkeit mit Bernger „Fleischhauer“ (carnifex) der 1260er Jahre fällt hier ins Auge. Der andere Richter namens Benz dürfte wohl aufgrund seines Nachnamens giloiar kein „Landstreicher“ gewesen sein, wie ihn das Esslinger Urkundenbuch – zugegebenermaßen mit einem Fragezeichen versehen – bezeichnete.12 Viel eher handelte es sich bei ihm um ein Mitglied der Familie Gluger (oder Glüwer bzw. Glueyer), die als Bürger von Waiblingen 1324 und 1331 in der Esslinger Überlieferung, 1351 mehrfach im Waiblinger Urbar und auch später noch in den Quellen erscheinen. Am 16. Oktober 1324 erhielt Berthold der Gluger, Bürger von Waiblingen, vom Spital zu Esslingen 17 Morgen Acker zu Waiblingen in der Zelge in Richtung auf Fellbach uf Etzenbúhel gen. Spitalacker zwischen denen Rufs des Behaims und Friedrich Hagen 9 Regest: UB Esslingen 1, Nr. 287, S. 122. 10 Edition: UB Esslingen 1, Nr. 333, S. 147f. 11 UB Esslingen 1, Nr. [333], S. 148, Anm. 2. Zu ihnen vgl. oben die Kapitel: „Städtische Entwicklung und Amtsträger im 13. Jahrhundert“ sowie „Erstes Stadtsiegel und Hildebrand, der ‘Schreiber von Waiblingen’“. 12 UB Esslingen 1, Nr. [333], S. 148, Anm. 2. Grundlage hierfür war offenbar: LEXER, Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch, S. 73: gilaere, -er = Bettler, Landstreicher. 140 GESELLSCHAFT UND WIRTSCHAFT IM 14. UND 15. JAHRHUNDERT gelegen zu bestimmten Konditionen.13 Ob der Tucher Albrecht Böngarter und seine Frau Luitgart Waiblinger waren, ist nicht eindeutig. Jedenfalls schenkten sie am 14. November 1331 u.a. eine Gülte an das Esslinger Spital aus ihrem Haus am Waiblinger Markt. In der gleichen Urkunde werden ferner Äcker in Richtung auf Korb erwähnt, die der „Truchsessin“ und der Glueyerin gehörten.14 Im Jahre 1340 verschrieben sich Albrecht Krumer und Bet[.], Tochter seines verstorbenen Bruders, der Frühmesse zu Waiblingen.15 Im Jahre 1344 schließlich wird in der Esslinger Überlieferung als Bürge ein „Bertold der Schuler von Waiblingen“ erwähnt.16 Im gleichen Jahr hören wir noch etwas von einem Weinbergbesitzer namens Brändelin. 17 1346 stellte sich Albrecht der Hamer, Schultheiß von Waiblingen, als Bürge zum Einlager zur Verfügung.18 Aus dem Waiblingen betreffenden Teil im Urbar des Esslinger Katharinenspitals lassen sich für die erste Hälfte des 14. Jahrhunderts weitere Namen von Personen extrahieren, die in Waiblingen ansässig waren oder die dort Immobilien besaßen. Als ein schönes Beispiel dafür, wie der Wohnort Einfluß auf die Wahl des Nachnamens nehmen konnte, diene ‘C. genannt Endegasser’. Er leis tete Abgaben von seinem Haus in Waiblingen, das ‘im Sack’, also am blinden Ende einer Gasse lag (C. dictus Endegasser [...] de domo sua, sita im Sacke).19 Weiterhin ist dort ein Ber. (möglicherweise abgekürzt für Berengar) erwähnt, der als Bäcker von Waiblingen (panifex de Waibelingen) bezeichnet 13 Vgl. auch den Eintrag im Esslinger Urbar aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts: Vinea dicti Glue ger, sita in Sev[e], que quondam fuit mae rchli dicti Mesener [...] qua[m] dicta Kústerinin [!] legavit; RAISCH , Das Esslinger Urbar von 1304, S. 122, Hand G. 14 Regest: UB Esslingen 1, Nr. 581, S. 282 (1331 Nov. 14, Esslingen). 15 Württembergische Regesten, Nr. 14392 (1340 Jan. 25). 16 UB Esslingen 1, Nr. 770a, S. 390 (1344 Mai 3). 17 UB Esslingen 1, Nr. 782, S. 398 (1344 Juli 6). 18 UB Esslingen 1, Nr. 818, S. 412 (1346 Jan. 27). 19 RAISCH , Das Esslinger Urbar von 1304, S. 122 (Hand L). 141 WAIBLINGEN IM SPÄTMITTELALTER wird.20 Dies korrespondiert mit der im gleichen Text an anderer Stelle genannten weiblichen Namensform Brotbeckin.21 Ansonsten hören wir von Berus., Röslein genannt (dictus Roeselin),22 Ulrich (Ulricus), 23 Gluger, 24 Gerclin,25 Schuster (Suoter),26 Udelin27 , Herr(mann), Kerrer genannt (Her. dict[us] Kerrer), 28 Werner Binder (Wernher[us] ligator),29 Albertus dict[us] Rizman,30 Adelgos dictus Tôrwart,31 Maerchl[inus] dict[us] Mesener,32 Reinhard[us] de Raemse,33 H. dictus Haemerli, 34 Albertus dictus Saltz.35 Neben der oben erwähnten Brotbeckin finden sich noch weitere Frauen: die Kústerinin36 und die Úbellinin37 sowie die domin[a] dict[a] 20 RAISCH , Das Esslinger Urbar von 1304, S. 121 (Hand C). Der Editor löst panifex mit ‘Tuchmacher’ auf. Die einschlägigen Sprachlexika übersetzen hingegen mit ‘Bäcker’; vgl. NIERMEYER/Van de KIEFT, Mediae Latinitatis Lexicon minus, S. 757. 21 RAISCH , Das Esslinger Urbar von 1304, S. 121 (Hand P). 22 RAISCH , Das Esslinger Urbar von 1304, S. 121 (Hand C). 23 RAISCH , Das Esslinger Urbar von 1304, S. 121 (Hand F). 24 RAISCH , Das Esslinger Urbar von 1304, S. 121 (Hand P) und ebd., S. 122 (Hand G). 25 RAISCH , Das Esslinger Urbar von 1304, S. 121 (Hand P). 26 RAISCH , Das Esslinger Urbar von 1304, S. 121 (Hand L). 27 RAISCH , Das Esslinger Urbar von 1304, S. 121 (Hand P). 28 RAISCH , Das Esslinger Urbar von 1304, S. 121 (Hand C). 29 RAISCH , Das Esslinger Urbar von 1304, S. 122 (Hand C). 30 RAISCH , Das Esslinger Urbar von 1304, S. 122 (Hand C). 31 RAISCH , Das Esslinger Urbar von 1304, S. 122 (Hand L). 32 RAISCH , Das Esslinger Urbar von 1304, S. 122 (Hand G). 33 RAISCH , Das Esslinger Urbar von 1304, S. 122 (Hand L). 34 RAISCH , Das Esslinger Urbar von 1304, S. 123 (Hand L); ferner: dictus Hemerlin de Waibelingen, ebd., S. 123 (Hand C). 35 RAISCH , Das Esslinger Urbar von 1304, S. 123 (Hand L). 36 RAISCH , Das Esslinger Urbar von 1304, S. 122 (Hand G). 142 GESELLSCHAFT UND WIRTSCHAFT IM 14. UND 15. JAHRHUNDERT A[u]fdemStade38 und die domin[a] de Lichtenstain. Letzterer gehörte ein Grundstück in Korb. 39 Dies sind alle Namen von Waiblingerinnen und Waiblingern, die uns bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts bekannt sind. Mit dem Waiblinger Urbar von 1351 stehen wir vor einer reichen Namenüberlieferung.40 Dennoch fällt es schwer, hieraus Familien zu isolieren bzw. zu konstruieren. Der größte Teil besteht aus einmaligen Nennungen. Doch können wir zumindest aus einzelnen, mit dem bestimmten Artikel versehenen Angaben Berufsbezeichnungen ableiten wie z.B. Crêßelin, das Fischerlein, 41 Eberlin, der Schmied, 42 Hans, der Weber,43 Kecke, der Müller, 44 Hans, der Kramer,45 Slicher, der Zimmermann46 und Hans, der Scherer. 47 Ferner gab es einen namentlich nicht genannten Ledergerber48 37 RAISCH , Das Esslinger Urbar von 1304, S. 122 (Hand C). 38 RAISCH , Das Esslinger Urbar von 1304, S. 121 (Hand C). 39 RAISCH , Das Esslinger Urbar von 1304, S. 123 (Hand C). 40 Karl Otto Müller bezeichnete „die altwürttembergischen Urbare als die magna charta, die Urmatrikel der altwürttembergischen Familien“; M ÜLLER, Einleitung, S. 105*. 41 Urbar von Stadt und Amt Waiblingen, S. 178, Z. 14. 42 Urbar von Stadt und Amt Waiblingen, S. 179, Z. 20. 43 Urbar von Stadt und Amt Waiblingen, S. 186, Z. 3. 44 Urbar von Stadt und Amt Waiblingen, S. 179, Z. 32. Wahrscheinlich ist er identisch mit Kunz Keck, ebd., S. 184, Z. 20; S. 185, Z. 17. Kêckelin war vermutlich ein Verwander; ebd., S. 178, Z. 30. 45 Urbar von Stadt und Amt Waiblingen, S. 185, Z. 10f. 46 Urbar von Stadt und Amt Waiblingen, S. 176, Z. 31; ferner ebd., S. 177, Z. 1. Erwähnt wird ferner ein Kunz Slicher, der möglicherweise mit ihm identisch ist; ebd. S. 183, Z. 20. 47 Urbar von Stadt und Amt Waiblingen, S. 185, Z. 10. Die Bezeichnung ‘Scherers Weingarten’ könnte sich auf ihn beziehen, vgl. ebd., S. 181, Z. 4. Das Bedeutungsfeld dieser Berufsbezeichnung ist relativ groß. LEXER, Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch, S. 182, bietet folgende Übersetzungen: schëraere, -er = Scherer, Barbier; ferner Tuchscherer, Wundarzt. 143 WAIBLINGEN IM SPÄTMITTELALTER sowie einen Totengräber.49 Auch aus den oben vorgestellten, Waiblingen betreffenden Angaben im Urbar des Esslinger Spitals lassen sich mit einiger Vorsicht Berufsbezeichnungen extrahieren: Tuchmacher, Brotbäcker, Schuster, Binder, Torwärter und Meßner. Ansonsten hören wir 1331 von einem Schneider namens Konrad Vaelschelin und einem Tucher namens Albrecht Böngarter50 , 1356 schließlich von Märklin, dem Sattler. 51 Wir finden hier das typische Spektrum mittelalterlicher Handwerke. Die Fischerei auf der Rems ist auch durch die im Urbar nachgewiesenen, an den Landesherrn zu entrichtenden Fischerzinse gesichert. Ähnlich verhielt es sich bei den bereits erwähnten Mühlen. Auch der Weinbau um Waiblingen ist in vielen Urkunden nachgewiesen. Städtische Amtsträger begegnen mehrmals im Waiblinger Urbar, so der Schultheiß Albrecht der Hamer, 52 Konrad, der Ungelter53 ferner zwei Büttel, was man wohl mit Boten übersetzen kann, namens Benz und Mosbach.54 Zum Jahre 1355 erfahren wir, daß der Schultheiß einen Diener (famulus) namens Albert hatte.55 48 der leder gêrwe; Urbar von Stadt und Amt Waiblingen, S. 182, Z. 18. Er besaß einen Garten an der Brücke; ebd. Dieser frühe Beleg für die Gerberei in Waiblingen scheint bislang übersehen worden zu sein; vgl. Helmut HERBST : Das ehemalige Waiblinger Gerberhandwerk, in: Waiblingen in Vergangenheit und Gegenwart 11 (1990), S. 127-138; Helmut HERBST u.a.: Museum der Stadt Waiblingen, Braunschweig 1992, S. 62-69. 49 Urbar von Stadt und Amt Waiblingen, S. 186, Z. 4. 50 UB Esslingen 1, Nr. 581, S. 282 (1331 Nov. 14, Esslingen). 51 UB Esslingen 1, Nr. 1055, S. 533f. (1356 März 15). 52 Vgl. die Nachweise seines umfangreichen Besitzes im Urbar von Stadt und Amt Waiblingen, S. 184. Vgl. ferner UB Esslingen 1, Nr. 818, S. 412 (1346 Jan. 27). 53 Urbar von Stadt und Amt Waiblingen, S. 182, Z. 26. 54 Urbar von Stadt und Amt Waiblingen, S. 183, Z. 26 (Benz); ebd., S. 183, Z. 26 (Mosbach). Ein Mosbach wird auch in einer Urkunde von 1356 erwähnt; UB Esslingen 1, Nr. 1055, S. 533f. 55 UB Esslingen 1, Nr. 1027, S. 518f. 144 GESELLSCHAFT UND WIRTSCHAFT IM 14. UND 15. JAHRHUNDERT Blickt man allerdings auf die alten Eliten, dann sind wir von den in der frühen Neuzeit als „alte Familien“ bezeichneten und bis auf den heutigen Tag verbürgten Namen 56 meilenweit entfernt. Hier scheint die Geschichtskonstruktion der württembergischen Ehrbarkeit ab dem 16. Jahrhundert eine konsequente Überlagerung der historischen Fakten bewirkt zu haben. Nichts desto weniger erstaunt die Tatsache, daß wir eine beachtliche Zahl von Familiennamen des 13. Jahrhunderts auch in der Überlieferung des 14. Jahrhunderts nachverfolgen können. Als Manko macht sich hier wieder die unbefriedigende Erschließung der Quellen durch die Württemberg ischen Regesten bemerkbar. Archivaliengestützte prosopographische Recherchen dürften hier sicher weitere Erkenntnisse bringen. Ein Gotz ist in den Jahren 1291, 1297 und 1300 nachweisbar, im letztgenannten Jahr als Richter. 57 Untereinander verwandte Personen namens Friedrich Hagen tauchen in den Jahren 1291, 1300, 1324 und 1351 in der Überlieferung auf. 58 Auch die Familie Kummer (oder Krummer) ist seit 1291 über lange Zeit in den Quellen nachweisbar.59 56 Lidhorn, Wolfhard, Gaißberg, Sattler, Grimmeisen, Röth, Müssiggang, Hapen von Hapenberg. Diese Angaben finden sich bereits in den Überlieferungen des 16. Jahrhunderts (z. B. bei Martin Crusius; vgl. die Auszüge bei GLÄSSNER, Waiblingen in Chroniken des 16. Jahrhunderts, S. 84; ferner GLÄSSNER, Die wirtembergische Grafenstadt Waiblingen, S. 138-140, 163-168. – Gerd Wunder bezeichnet die Lidhorn (ähnlich wie die Kühorn) zwar erst im frühen 16. Jahrhundert in Waiblingen zugezogen, bezeichnet aber die Sattler und die Wolfhart als „alte Waiblinger Familien“; WUNDER, Die Bevölkerung von Waiblingen, S. 100f. Blickt man auf das Tableau alter Waiblinger Familien, dann tauchen auch diese Namen erst sehr spät auf. 57 1291: WUB, Bd. 9, Nr. 4083, S. 431-433; Regest UB Esslingen 1, Nr. 239, S. 93f. Ein Gotze (Goze) hatte 1297 bei Korb auf dem Hohreusch (Hohrusche) einen Weinberg; WUB, Bd. 11, Nr. 5031, S. 64f.; Regest UB Esslingen 1, Nr. 300, S. 129f. 1300: UB Esslingen 1, Nr. 333, S. 147f. 58 1291: WUB, Bd. 9, Nr. 4083, S. 431-433; UB Esslingen 1, Nr. 239, S. 93f. 1300: UB Esslingen 1, Nr. 333, S. 147f. 1324: UB Esslingen 1, Nr. 529, S. 255. 1351: Urbar von Stadt und Amt Waiblingen, S. 185, Z. 17f. 59 „Kummer“ (1291): WUB, Bd. 9, Nr. 4083, S. 431-433; UB Esslingen 1, Nr. 239, S. 93f. „Albrecht Krumer und Bet. seines Bruders selige Tochter“ (1340): Württembergische Regesten, Nr. 14392. Wiprecht der Krûmber: Urbar von Stadt und 145 WAIBLINGEN IM SPÄTMITTELALTER Ähnlich verhält es sich mit den Familien Adelgos,60 Fuchs,61 Gluger/Glüwer, 62 Hummel, 63 Lichsamen, 64 Löcheler, 65 Maier, 66 Mesner,67 Metzger, 68 Amt Waiblingen, S. 177, Z. 19; ebd., S. 178, Z. 16; ebd., S. 182, Z. 20. Heinrich der Kumme, Richter zu Waiblingen (1351): UB Esslingen 1, Nr. 954, S. 473. 60 Algozus rector puerorum in Wabelingen (1267): WUB, Bd. 6, Nr. 1889, S. 282. Adelgos dictus Tôrwart: RAISCH , Das Esslinger Urbar von 1304, S. 122 (Hand L). Benz Adelgoz (1351): Urbar von Stadt und Amt Waiblingen, S. 184, Z. 16. Hans Adelgoz (1351): ebd., S. 184, Z. 24; (1356) UB Esslingen 1, Nr. 1055, S. 533f. Heinrich Adelgoss von Waiblingen (1409): UB Esslingen 2, Nr. 1819 g), S. 413. 61 Fuhs gennant Ramili zi Waibelingin (1300): UB Esslingen, Nr. 333, S. 147f. Kunz Fuchs (1351): Urbar von Stadt und Amt Waiblingen, S. 178, Z. 24. Egen Fuchs (1351): ebd., S. 176, Z. 32; ebd., S. 183, Z. 32. Egen Fuchs Kinder (1351) Urbar von Stadt und Amt Waiblingen, S. 184, Z. 14, 15. Konrad Fuchs (1351): ebd., S. 178, Z. 8; ebd., S. 183, Z. 3. Albrecht, Sohn der Fuchssin (1351): ebd., S. 182, Z. 2. Hedwig Fuchssin: ebd., S. 179, Z. 16. Fuchs (1356): UB Esslingen 1, Nr. 1055, S. 533f. Abellin der Fuchs von Waiblingen (1366): UB Esslingen 2, Nr. 1263e, S. 63. 62 Benz der giloiar, Richter (1302): UB Esslingen 1, Nr. [333], S. 148, Anm. 2. Vinea dicti Glue ger; RAISCH , Das Esslinger Urbar von 1304, S. 122 (Hand G). Berthold der Gluger, Bürger von Waiblingen (1324): UB Esslingen 1, Nr. 529, S. 255. Glue yerin (1331): UB Esslingen 1, Nr. 581, S. 282. Benz Glüyer: Urbar von Stadt und Amt Waiblingen, S. 179, Z. 3; ebd., S. 181, Z. 15f. Benz Gloe yer ‘und seine Brüder’: Urbar von Stadt und Amt Waiblingen, S. 178, Z. 27. Glüyerin: Urbar von Stadt und Amt Waiblingen, S. 180, Z. 3; ebd., S. 184, Z. 1. Der Glüwerin Erben: Urbar von Stadt und Amt Waiblingen, S. 180, Z. 15. Der Glugerin ihr Tochtermann der Becke: Urbar von Stadt und Amt Waiblingen, S. 184, Z. 2. Hans Glüwer, Bürger von Waiblingen (1501): HERBST/SCHULTHEISS, Das württembergische Waiblingen, S. 11. 63 Hûmel (1351): Urbar von Stadt und Amt Waiblingen, S. 179, Z. 30. Hummel (1356): UB Esslingen 1, Nr. 1055, S. 533f. Hans Hummel und seine Frau Hedwig (1371): UB Esslingen 2, Nr. 1343 f), S. 97. Hans Humel, gen. Waiblinger, Messerschmiedsknecht in Esslingen (1420): UB Esslingen 2, Nr. 1805 w), S. 401f. Hans Humel, Bürger von Waiblingen (1420): ebd. 64 Rudeger Lihtsamen (1296 als gestorben bezeichnet) und Albert gen. Lihtsamen (1296): UB Esslingen 1, Nr. 287, S. 122. Lichsam: Urbar von Stadt und Amt Waiblingen, S. 176, Z. 20, 26, 33; ebd., S. 177, Z. 3. Lichsam (1355): UB Esslingen 1, Nr. 1027, S. 518f. 146 GESELLSCHAFT UND WIRTSCHAFT IM 14. UND 15. JAHRHUNDERT Rücher/Rucher , 69 Schwicker70 und Voltz. 71 65 Abelin Löcheler (1351): WUB 182, Z. 22. Die Löchelerin (1351): ebd., S. 179, Z. 13. Abellin Löchler, Bürger zu Waiblingen (1414): UB Esslingen 2, Nr. 1812 f), S.405. 66 Arnold der Meier (1291): WUB, Bd. 9, Nr. 4083, S. 431-433; UB Esslingen 1, Nr. 239, S. 93f. Magir Arnolt (1300): UB Esslingen 1, Nr. 333, S. 147f. Albrecht (der) Mayger: Urbar von Stadt und Amt Waiblingen, S. 184, Z. 3; ebd. S. 177, Z. 15. Albrecht der Maier, Bürger zu Waiblingen. Sein Bruder heißt Voltz, seine Stiefmutter Katharine Maier und sein Schwager Ruf Egen (1362): UB Esslingen 2, Nr. 1192, S. 22. Hetze Maygerin (1351): Urbar von Stadt und Amt Waiblingen, S. 176, Z. 34. 67 C. genannt Mesener (1291): WUB, Bd. 9, Nr. 4083, S. 431-433; UB Esslingen 1, Nr. 239, S. 93f. Brüder Konrad und Albrecht die Mesner (1300): UB Esslingen 1, Nr. 333, S. 147f. Markward Mesner von Waiblingen (1302): UB Esslingen, Nr. [333], S. 148, Anm. 2. Mae rchli[nus] dict[us] Mesener: RAISCH , Das Esslinger Urbar von 1304, S. 122 (Hand G). Die Mesenerin (1351): Urbar von Stadt und Amt Waiblingen, S. 178, Z. 9. 68 Drabot der medzigar, Richter von Waiblingen (1300): UB Esslingen 1, Nr. 333, S. 147f. Trabot, der Schlachter (mezilar), Richter (1301): UB Esslingen 1, Nr. [333], S. 148, Anm. 2. Metzeler: Urbar von Stadt und Amt Waiblingen, S. 183, Z. 25. Met zer: Urbar von Stadt und Amt Waiblingen, S. 183, Z. 29. Ob die Verwandtschaft hier gesichert ist, ist fraglich. Ebenso verhält es sich mit einer möglichen Verwandtschaft mit Bernger carnifex (Metzger?) (1265): WUB, Bd. 6, Nr. 1805, S. 195. Beringerus molendinator et carnifex de Waibelingin (1268): WUB, Bd. 6, Nr. 1972, S. 364. 69 Rücher (1351): Urbar von Stadt und Amt Waiblingen, S. 183, Z. 9; ebd., S. 184, Z. 6, 7. Kunz Rücher (1351): ebd., S. 183, Z. 18. Albrecht der Rûcker (1351): ebd., S. 178, Z. 1. Frau Adelheid Ruckin sel. von Waiblingen (1446): Württembergische Regesten, Nr. 14434. Ludwig Rücker von Waiblingen, seßhaft zu Neustadt (1491): Württembergische Regesten, Nr. 14484. Ludwig Rücker von Neustadt (1497): Württembergische Regesten, Nr. 14495. Vielleicht gehörte auch der 1414 genannte Ulrich Runker, Bürger zu Waiblingen, zu dieser Familie: UB Esslingen 2, Nr. 1812 f), S. 405. 70 Swickers Acker (1351): Urbar von Stadt und Amt Waiblingen, S. 180, Z. 21. Wipprehts swiger ir tohter (1351): ebd., S. 177, Z. 24. Ulrich Schwickger, Bürger von Waiblingen (1420): UB Esslingen 2, Nr. 1805 w), S. 401f. Heinz Schwicker, 147 WAIBLINGEN IM SPÄTMITTELALTER Ebenfalls fällt anhand der Namenskontinuität auf, daß unter diesen die bereits im 13. Jahrhundert wohlhabenden Familien die politischen Ereignisse von 1312 offenbar unbeschadet überstanden hatten. Die längste Nachweisdauer weist die Familie Gluger/Glüwer auf. Noch im Jahre 1501 können wir ein Mitglied dieser Familie nachwiesen. Hans Glüwer reversierte gemeinsam mit einem gewissen Konrad Viraübet, beide bezeichnet als Bürger von Waiblingen, den Franzis kanerschwestern der dritten Regel in der Klause zu Waiblingen den jährlichen Urbarzins auf ihren Häusern beim Fellbacher Torturm und der Stadtmauer zu Waiblingen.72 Bezeichnend für das Mittelalter sind die Vermögensverhältnisse der städtischen Amtsträger. Der 1346 und 1357 als Schultheiß von Waiblingen bezeichnete Albrecht der Hamer verfügte laut Aussage des Urbars von 1351 über reichen Besitz in Waiblingen.73 Auch die um 1300 als Richter bezeichneten Personen gehörten zu den mehrfach genannten Grundbesitzern. Analysiert man das Waiblinger Urbar, dann fällt besonders der dort genannte hohe Anteil Frauen ins Auge. Die Bezeichnungen variieren. Die Frauen konnten als Tochter näher gekennzeichnet werden, z.B. die Anmanin, Bürger zu Waiblingen (1433): Württembergische Regesten, Nr. 14356. 71 Volze (1291): WUB, Bd. 9, Nr. 4083, S. 431-433; UB Esslingen 1, Nr. 239, S. 93f. Reinhard Voltz (1351): Urbar von Stadt und Amt Waiblingen, S. 176, Z. 27f.; ebd., S. 185, Z. 22; ebd., S. 184, Z. 33. Reinhard Voltz’ Frau (Wirtin) (1351): Urbar von Stadt und Amt Waiblingen, S. 176, Z. 37; ebd., S. 179, Z. 25; ebd., S. 182, Z. 28. Reinhard Voltz’ Erben (1351): Urbar von Stadt und Amt Waiblingen, S. 178, Z. 13. Voltzin (1351): Urbar von Stadt und Amt Waiblingen, S. 184, Z. 5. Arnold, der Völtzin Sohn (1351): Urbar von Stadt und Amt Waiblingen, S. 177, Z. 7. Werner Voltz (1351): Urbar von Stadt und Amt Waiblingen, S. 178, Z. 4; ebd., S. 184, Z. 33. Walter Voltz (1351): Urbar von Stadt und Amt Waiblingen, S. 184, Z. 34, 35. Voltz, Bruder Albrechts des Maiers, Bürgers zu Waiblingen (1362): UB Esslingen 2, Nr. 1192, S. 22. 72 Abb. und Edition: HERBST/SCHULTHEISS, Das württembergische Waiblingen, S. 11 (1501 Dez. 22). – Zur den Vyrabet vgl. WUNDER, Die Bevölkerung von Waiblingen, S. 106. 73 1346: UB Esslingen 1, Nr. 818, S. 412. 1357: UB Esslingen 1, Nr. 1087, S. 550f. Zum Besitz vgl. Urbar von Stadt und Amt Waiblingen, S. 184. 148 GESELLSCHAFT UND WIRTSCHAFT IM 14. UND 15. JAHRHUNDERT Strübelins Tochter,74 Emsen Tochter,75 Jöselins Tochter.76 Häufig ist auch der Familienname des Ehemannes angegeben, z.B. die Bellerin, 77 die Bogsherzin, 78 Bittelerin, 79 Hiltburg Bezzerin, 80 Engelmarin, 81 Hedwig Fuchsin,82 Glügerin, 83 die Kitzinin 84 (bzw. Merkelin Kitzins Frau), 85 die Knobelouchin,86 Kölerin, 87 Katherin Kostenzerin, 88 Linderin, 89 Metz Lûmpfin, 90 Hetze Maierin (Maygerin)91 usw. Verwandtschaften konnten über die weibliche Linie ausgedrückt werden wie z.B. die Brechelerin und ihre Kinder, 92 der Sohn der Beheimin 93 und „Becke, der Tochtermann der Glügerin“ . 94 Darüber hinaus gab 74 Urbar von Stadt und Amt Waiblingen, S. 183, Z. 27. 75 Urbar von Stadt und Amt Waiblingen, S. 184, Z. 26. 76 Urbar von Stadt und Amt Waiblingen, S. 183, Z. 5f. 77 Urbar von Stadt und Amt Waiblingen, S. 177, Z. 30; ebd., S. 178, Z. 18. 78 Urbar von Stadt und Amt Waiblingen, S. 183, Z. 29f. 79 Urbar von Stadt und Amt Waiblingen, S. 184, Z. 24. 80 Urbar von Stadt und Amt Waiblingen, S. 179, Z. 11f. 81 Urbar von Stadt und Amt Waiblingen, S. 182, Z. 14. 82 Urbar von Stadt und Amt Waiblingen, S. 179, Z. 16. 83 Urbar von Stadt und Amt Waiblingen, S. 180, Z. 3; ebd., S. 184, Z. 1. 84 Urbar von Stadt und Amt Waiblingen, S. 177, Z. 23; ebd., S. 179, Z. 14; ebd., S. 185, Z. 12. 85 Urbar von Stadt und Amt Waiblingen, S. 179, Z. 7. 86 Urbar von Stadt und Amt Waiblingen, S. 178, Z. 22. 87 Urbar von Stadt und Amt Waiblingen, S. 180, Z. 1. 88 Urbar von Stadt und Amt Waiblingen, S. 185, Z. 32. 89 Urbar von Stadt und Amt Waiblingen, S. 185, Z. 16. 90 Urbar von Stadt und Amt Waiblingen, S. 182, Z. 10. Lúmphin von Waiblingen (1355): UB Esslingen 1, Nr. 1027, S. 518f. 91 Urbar von Stadt und Amt Waiblingen, S. 176, Z. 34. 92 Urbar von Stadt und Amt Waiblingen, S. 186, Z. 2. 93 Urbar von Stadt und Amt Waiblingen, S. 182, Z. 17. 149 WAIBLINGEN IM SPÄTMITTELALTER es 1351 in Waiblingen eine Klausnerin,95 ein ‘Nönnlein’, 96 und zwei ledige, einen gemeinsamen Haushalt führende Frauen.97 Die mehrmals erwähnten Schülerinnen dürften Frauen der 1344 belegten Familie Schuler sein.98 In den rechtlichen Verfügungen, die Schultheiß, Richter und Rat von Waiblingen 1312 trafen, wurde beiläufig erwähnt, daß es in Waiblingen um diese Zeit ‘edle’ und ‘unedle’ Leute gab.99 Vermutlich zählten damals die bereits im 13. Jahrhundert mehrfach bezeugten Herren von Lichtenstein100 zum ortsansässigen Adel, vielleicht die später mehrfach nachgewiesenen Dürner101 oder die Frustinger im frühen 15. Jahrhundert.102 94 Urbar von Stadt und Amt Waiblingen, S. 184, Z. 2. 95 Urbar von Stadt und Amt Waiblingen, S. 181, Z. 36. 96 Das Nûnnelin; Urbar von Stadt und Amt Waiblingen, S. 176, Z. 36. 97 Fridrun und ihre Gemeinerin; Urbar von Stadt und Amt Waiblingen, S. 182, Z. 4. 98 Konstanze und Gisel; Urbar von Stadt und Amt Waiblingen, S. 177, Z. 33; ebd., S. 185, Z. 3f., 8. Bertold der Schuler von Waiblingen (1344): UB Esslingen 1, Nr. 770a, S. 390. Zu einer Esslinger Familie Schüler vgl. CAMPENHAUSEN , Der Klerus der Reichsstadt Esslingen, S. 213. 99 Swelhe under uns, er si edel oder nit; STENZEL, Waiblingen, 1936, S. 73; STENZEL, Waiblingen, 1971, Anm. 252, S. 74; Regest: UB Esslingen 1, Nr. 421, S. 191. 100 Ita, Witwe Bertolds von Lichtenstein (1279, 1281): WUB, Bd. 8, Nr. 2915, S. 190f.; ebd., Nr. 2916, S. 191f.; ebd., Nr. 3094, S. 313f. Siegfried von Lichtenstein und sein Sohn Bertold, Edelknechte; Heinrich, Kirchherr von Lichtenstein (1346): UB Esslingen 1, Nr. 818, S. 412. Frau von Lichtenstein (1355): UB Esslingen 1, Nr. 1027, S. 518f. Junker Heinrich Lichtenstein, gesessen zu Waiblingen (1409): UB Esslingen 2, Nr. 1819 g), S. 413. Pfaff Heinrich von Lichtenstein gen. Glockhaus, Kirchherr zu Neckargröningen, und sein Vater Heinrich von Lichtenstein (1412): Württembergische Regesten, Nr. 14403. 101 Heinz Dürner (1351): Urbar von Stadt und Amt Waiblingen, S. 182, Z. 6. Dürner: Urbar von Stadt und Amt Waiblingen, S. 182, Z. 8; ebd., S. 183, Z. 24. Ein Heinrich Dürner von Dürnau (Dúrnen), Edelknecht (1357): UB Esslingen 1, Nr. 1087, S. 550f. Junker Hans Dürner, gesessen zu Waiblingen (1416): UB Esslingen 2, Nr. 1819 ee), S. 417. Im 15. Jahrhundert begegnen die Dürner von Dürnau sehr häufig in den für Waiblingen einschlägigen Urkunden; vgl. Württembergische Regesten unter Stichwort. 1416 wird ein Jakob Münch, ebenso wie Junker Hans 150 GESELLSCHAFT UND WIRTSCHAFT IM 14. UND 15. JAHRHUNDERT Eine jüdische Gemeinde in Waiblingen In Waiblingen muß es bis Mitte des 14. Jahrhunderts eine jüdische Ge meinde gegeben haben.103 Aus der Esslinger Überlieferung erfahren wir, daß Papst Clemens VI. Anfang der 1340er Jahre ein Mandat an den Abt von Salem schickte. In diesem beauftragte er ihn mit der Prüfung des Sachverhaltes, ob der Kantor von Schönenwerth zu Recht das Interdikt über die Stadt Esslingen verhängt habe. Diese hatte nämlich trotz Verbotes den Umgang mit David de Waiblingen sowie mit dessen beiden Söhnen Isenbrunn und Eberlinus, bezeichnet als „Juden der Diözese Konstanz“, fortgesetzt. Zur Vorgeschichte erfährt man, daß der Esslinger Großbürger Johann Anwin an der päpstlichen Kurie einen Prozeß wegen Wuchergeschäften gegen die drei und ihre Förderer angestrengt hatte. David und seine Söhne wiederum hatten ihn zuvor wegen säumiger Schulden ins Ge fängnis werfen lassen.104 Es ist merkwürdig, daß in den modernen Arbeiten zur Geschichte der Juden in Esslingen auf dieses Dürner als zu Waiblingen gesessen bezeichnet, als Zeuge erwähnt: UB Esslingen 2, Nr. 1819 ee), S. 417. 102 Konrad Frustinger, Edelknecht, und seine Frau Greta Öndingerin (1408): Württembergische Regesten, Nr. 14401. Engel Frustinger, Erbe Konrads, „gesessen zu Waiblingen“ (1428): ebd., Nr. 14406. 103 Allg. zur Geschichte der Juden im Spätmittelalter vgl. Michael T OCH : Die Juden im mittelalterlichen deutschen Reich, München 1998 (Enzyklopädie deutscher Geschichte 44); Michael T OCH u.a.: Juden, Judentum, in: Lexikon des Mittelalters, Bd. 5, München, Zürich 1991, Sp. 781-787; Christine KRÜGER: Der Alltag der Juden im mittelalterlichen Elsaß, in: Spätmittelalter am Oberrhein. Alltag, Handwerk und Handel 1350-1525. Aufsatzband, hg. v. Sönke LORENZ und Thomas Z OTZ, Stuttgart 2002, S. 587-592; Rotraud RIES: Juden. Zwischen Schutz und Verteufelung, in: Randgruppen der spätmittelalterlichen Gesellschaft. Ein Hand- und Studienbuch, hg. v. Bernd-Ulrich HERGEMÖLLER, 2. Aufl. Warendorf 1994, S. 284-327. 104 Edition: UB Esslingen 1, Nr. 711, S. 357-359 [1340er Jahre, 1. Hälfte]. Allg. zum Wucher vgl. H.-J. GILOMEN: Wucher, in: Lexikon des Mittelalters, Bd. 9, München 1998, Sp. 341-345. 151 WAIBLINGEN IM SPÄTMITTELALTER Mandat nicht eingegangen wird.105 Dabei ist es auch für das Zusammenleben von Juden und Christen in dieser Stadt wenige Jahre vor den Verfolgungen, Vertreibungen und Morden am Vorabend der Schwarzen Pest von nicht geringer Bedeutung. 1349 waren durch die Furcht vor der herannahenden Pest, die Suche nach einem „Sündenbock“, die Aussicht auf rasche Tilgung eigener Schulden sowie den Ausfall des königlichen Judenschutzes infolge von Problemen an der Reichsspitze ein Großteil der jüdischen Bevölkerung ermordet worden. Die drei genannten Juden, Vater und zwei Söhne, betätigten sich in Esslingen offenbar als Geldverleiher.106 Der hier genannte Schuldner war ein Mitglied der Esslinger Oberschicht.107 Aus der Waiblinger Überlieferung erfahren wir hingegen kaum etwas über eine jüdische Gemeinde.108 Lediglich im Waiblinger Urbar wird 1351 eine „Judenschule“ , der zeitgenössische Ausdruck für das jüdische Gotteshaus, die Synagoge, erwähnt. Ein „Kunz in der Judenschule“ zahlte 1351 den Zehnten aus einem Morgen Land am Fellbacher Weg.109 Ob die Waiblinger Synagoge 105 Vgl. Hortense HÖRBURGER: Judenvertreibungen im Spätmittelalter am Beispiel Esslingen und Konstanz, Frankfurt a.M. 1981 (Campus-Forschung 237), S. 27-58; Joachim HAHN : Jüdisches Leben in Esslingen. Geschichte, Quellen und Dokumentation, Esslingen 1994 (Esslinger Studien 14), S. 17f. Es ist übrigens auch nicht in dem ausführlichen Artikel der Germania Judaica verzeichnet; vgl. Toni OELSNER: Esslingen, in: Germania Judaica, Bd. 2,1, hg. v. Zvi AVNERI, Tübingen 1968, S. 227-232. 106 Dies war nach den Angaben der Quellen die vornehmliche wirtschaftliche Funktion der Juden in Esslingen; OELSNER, Esslingen, S. 229. Zur jüdischen Geldleihe allg. vgl. T OCH , Die Juden im mittelalterlichen Reich, S. 11f. 107 Johann Aunewin von Esslingen begegnet noch des öfteren in der Überlieferung; vgl. das Register in: UB Esslingen 1, S. 587. 1346 besaß er u.a. Weinberge bei Strümpfelbach. Hieraus verkaufte der Adelige Siegfried von Lichtenstein und sein Sohn den Esslinger Dominikanern eine Rente, für die auch der Schultheiß von Waiblingen bürgte; vgl. Regest: UB Esslingen 1, Nr. 818, S. 412 (1346 Jan. 27). 108 Vgl. den knappen Artikel Waiblingen, in: Germania Judaica, Bd. 2,2, hg. v. Zvi AVNERI, Tübingen 1968, S. 859. Die dort verzeichneten Angaben wurden dem Urbar von Stadt und Amt Waiblingen entnommen. 109 Item Chuntz in der juden schul uz 1 morgen da selben; Urbar von Stadt und Amt Waiblingen, S. 177, Zeile 1f. Zur Lokalisierung vgl. ebd., S. 176f. 152 GESELLSCHAFT UND WIRTSCHAFT IM 14. UND 15. JAHRHUNDERT zu dieser Zeit noch in Funktion war, ist sehr fraglich. Synagogen dienten und dienen üblicherweise nicht als Wohnungen, schon gar nicht als solche von Christen.110 Aufgrund der Tatsache, daß hier eine solche Einrichtung genannt wird, darf man schließen, daß die jüdische Ge meinde in Waiblingen zur Zeit ihrer Existenz eine bestimmte Mindestgröße gehabt haben muß. Für die Ausübung des jüdischen Gottesdienstes ist die Anwesenheit von mindestens zehn erwachsenen Männern erforderlich. Wenn es also in Waiblingen eine Synagoge gegeben hat, muß man mit diesem Wert kalkulieren; rechnet man die Familien hinzu, so kommt man rasch auf eine Zahl von mehreren Dutzend Gemeindemitgliedern.111 Im Waiblinger Urbar findet sich 1351 auch eine Flurbezeichnung des Juden agger.112 Entweder es handelte sich dabei um den ehemaligen jüdischen Friedhof, oder die Bezeichnung deutet darauf hin, daß die Rahmenbedingungen jüdischer Existenz im Spätmittelalter keineswegs auf den Geldverleih beschränkt waren. Möglicherweise war die Waiblinger Judengemeinde durch die Verfolgungen im Vorfeld der Schwarzen Pest des Jahres 1349 genau wie in den benachbarten Reichsstädten Esslingen, Reutlingen, Weil der Stadt, Schwäbisch Hall und Rottweil ausgelöscht worden.113 Es wäre natürlich aufschlußreich zu erfahren, ob die Juden in Waiblingen als die letzten Zeugen der einstigen Rolle des Ortes als Königspfalz zu interpretieren wären. Gerade im Umkreis hochmittelalterlicher Pfalzen sind Judengemeinden mehrfach nachgewiesen worden.114 110 Vgl. H. KÜNZL : Synagoge, in: Lexikon des Mittelalters, Bd. 8, München 1997, Sp. 369f. 111 Vgl. dazu T OCH , Die Juden im mittelalterlichen Reich, S. 13-22. Zum Gottesdienst ebd., S. 13. 112 Urbar von Stadt und Amt Waiblingen, S. 181, Z. 31. Zum Judenfriedhof: Freundlicher Hinweis von Frau Hannah Belecki, Tübingen. 113 MERTENS, Württemberg, S. 37. Vgl. ferner die entsprechenden Artikel in: Germania Judaica, Bd. 2,1 und 2,2, hg. v. Zvi AVNERI, Tübingen 1968; František GRAUS: Pest – Geissler – Judenmorde. Das 14. Jahrhundert als Krisenzeit, Göttingen 1987 (Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituts für Geschichte 86), S. 242-248. 114 T OCH u.a., Juden, Judentum, Sp. 781. Zur materiellen Kultur alter jüdischer Ge- 153 WAIBLINGEN IM SPÄTMITTELALTER Gegen die Annahme solcher Verbindungen spricht, daß sich auch in anderen landesherrlichen Städten dieser Zeit kleinere jüdische Siedlungen nachweisen lassen. Als Beispiele seien hier Leonberg, Stuttgart und Herrenberg genannt.115 Kirche und Frömmigkeit im 14. und 15. Jahrhundert Eine Geschichte der kirchlichen Verhältnisse Waiblingens im Spätmittelalter zu schreiben, wäre lohnenswert, zumal die Reformation im 16. Jahrhundert die Verhältnisse gründlich und nachhaltig veränderte. An dieser Stelle können nur erste Umrisse skizziert werden, die einer Füllung durch weitere Forschungen bedürften. Generell sind wir auch noch in dieser Epoche auf die Sammlung verstreuter Quellenzeugnisse angewiesen. Diese sind für das 14. und frühe 15. Jahrhundert eher spärlich. Erst in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhundert vermehrt sich die Überlieferung und läßt die Verhältnisse im ‘vorreformatorischen’ Waiblingen klarer in Erscheinung treten. Im Kontext des 13. Jahrhunderts war u.a. die Frage nach dem Inhaber des Waiblinger Kirchensatzes diskutiert worfen. Es wurde bereits erwähnt, daß noch im Jahre 1312 Diether Herter von Dußlingen Kirchherr der Waiblinger Pfarrkirche war. Doch konzentrierten sich seine Aktivitäten damals nicht auf Waiblingen, sondern auf die Grafen von Tübingen.116 In der darauffolgenden Zeit, möglicherweise bedingt durch den „Ausverkauf“ der Tübinger oder durch den steigenden Einfluß der Württemberger auf das Kloster Bebenhausen,117 meinden in den Reichsstädten vgl. Hilde M ERZ u.a.: Zur Geschichte der mittelalterlichen jüdischen Gemeinde in Rothenburg ob der Tauber. Rabbi Meir ben Baruch von Rothenburg zum Gedenken an seinen 700jährigen Todestag, Regensburg 1993 (Schriftenreihe des Reichsstadtmuseums Rothenburg ob der Tauber. Museumsheft 3). 115 Vgl. die Übersichtskarte im Anhang von Germania Judaica, Bd. 2,2. 116 Gemeinde Waiblingen, 1850, S. 110f. (unter Hinweis auf: „Orig. Urk. in St. Gallen“). 117 Die Zisterze Bebenhausen war bei der Frage nach dem Inhaber des Kirchensatzes 154 GESELLSCHAFT UND WIRTSCHAFT IM 14. UND 15. JAHRHUNDERT scheint auch das Patronatsrecht an der Waiblinger Pfarre in die Hand der Württemberger gekommen zu sein. Zum Jahre 1327 hören wir (aus einer Quelle des späten 15. Jahrhunderts) von der Stiftung einer Frühmesse in Waiblingen, an der die Württemberger möglicherweise beteiligt waren.118 Vielleicht ist der Erwerb des Kirchensatzes Ulrich von Württemberg, einem illegitimen Sohn Graf Eberhards I., zu verdanken. Mit starker Unterstützung durch die Familie seines Vaters hatte er die geistliche Laufbahn eingeschlagen, mehrere Stiftspfründen gesammelt und ein Domkanonikat in Speyer erworben; in den Jahren 1332 bis 1348 amtierte er als Propst von Sindelfingen und gelangte zudem 1333 auf die Propstei des Stiftes St. Guido in Speyer. Trotz seiner geistlichen Ämter übernahm er für die Grafen Aufgaben im Rahmen ihres Herrschaftsausbaus, wobei sich diese nachweislich auch auf den Ankauf als Alternative zu den Grafen von Tübingen diskutiert worden. Vgl. Jürgen SYDOW : Geschichte der Stadt Tübingen, Bd. 1, Tübingen 1974, S. 140-158; SYDOW , Bebenhausen, S. 108; ferner UB Esslingen 1, Nr. 412, S. 183-185 sowie oben das Kapitel: „Kirche und Patronat im 13. Jahrhundert. Neue Einsichten und offene Fragen“. 118 Graf Ulrich V. teilte am 10. September 1474 dem Bischof von Konstanz das erneuerte und ergänzte Verzeichnis der Güter und Einkünfte der 1327 gestifteten alten Frühmesse zu Waiblingen mit und bat um Bestätigung; Württembergische Regesten, Nr. 14460. – Diese Frühmesse wird am 25. Januar 1340 auch in einem Rentengeschäft erwähnt; Württembergische Regesten, Nr. 14392. – Auf welche Frühmesse sich die Zusage Graf Ulrich V. an Joß Goldschmied, Sohn des Zollers Jörg Goldschmied von Waiblingen, bezieht, ihm die „Frühmesse daselbst, die jetzt Rudolf von Münchingen innehat“, zu übertragen, entzieht sich vorläufig unserer Kenntis; Württembergische Regesten, Nr. 1688 (1476 Febr. 20, Stuttgart). – Erst bei der Stiftung der Urbanspfründe an der Waiblinger Pfarrkirche im Jahre 1443 ist die Initiative der Grafen eindeutig belegt: Am 2. Mai 1443 stiftete Graf Ulrich V. Altar und Pfründe des heiligen Urban in der Waiblinger Pfarrkirche, der vor dem Marienchor lag, und stattete ihn entsprechend aus; Württembergische Regesten, Nr. 14430. Die Angelegenheit bestätigte der Generalvikar des Konstanzer Bischofs am 8. August d.J.; ebd., Nr. 14432. – Pfründeninhaber war 1454 Hans Schinnagel; ebd., Nr. 14438. – Der Kaplan der Urbanspfründe war 1478 in einen Rechtsstreit involviert; ebd., Nr. 14463. 155 WAIBLINGEN IM SPÄTMITTELALTER von Kirchenpatronaten bezogen.119 Dieser Ulrich von Württemberg war Mitte der 1330er Jahre Rektor der ausgesprochen gut dotierten Waiblinger Nikolauskapelle. 120 Vertreten ließ er sich hier von einem Kaplan, einem Priester namens Friedrich, der am 19. Mai 1335 wegen seiner Versäumnisse beim Gottesdienst verwarnt wurde.121 Zur materiellen Seite der lokalen Kirchenverhältnisse um die Mitte des 14. Jahrhunderts lassen sich dem Waiblinger Urbar unter Vorbehalt einige Informationen entnehmen. Karl Otto Müller bemerkte, daß dort ein als Lehen von ‘Pfaff Kundig’ (pfaf Kûndig) bezeichneter Hof mit 60 Morgen Ackerland an Größe deutlich aus der Masse des Gewohnten herausragte. Überdies war mit ihm „das Zehntbezugsrecht aus einem Teil der Äcker der Markung Waiblingen verbunden“.122 Vielleicht haben wir hier einen Nachklang alter Besitzverhältnisse an der Waiblinger Pfarre und dem Waiblinger Kirchensatz vor uns. Vielleicht handelte es sich bei diesem Hof sogar um den (ehemaligen) 119 Vgl. Oliver AUGE : Ulrich von Württemberg, in: Das Haus Württemberg. Ein biographisches Lexikon, hg. v. Sönke LORENZ u.a., Stuttgart u.a. 1997, S. 27; DERS.: Der Kleriker Ulrich von Wirtemberg als ein Wegbereiter württembergischer Expansion? Ein biographischer Beitrag zur Rolle des Weltklerus im Werdungsprozeß des frühmodernen Württemberg, in: Blätter für württembergische Kirchengeschichte 96 (1996), S. 9-29. 120 Vgl. PERSON-WEBER, Der Liber decimationis, S. 216. 121 Fridericus presbyter de Waiblingen capellanus Sti. Nycolai ibidem ab honorabili viro domino Ulrico de Wirtenberg, praeposito Sti. Widonis spirensis et rectore ejusdem capellae plebanus presentatus; Regesta sive rerum Boicarum autographa [Regesta Boica], Bd. 7, hg. v. Karl Heinrich von LANG , München 1838, S. 115 (unter Datum); Württembergische Regesten, Nr. 14391. Dem Kaplan Friedrich wird dabei nicht das reiche Pfründeneinkommen des Kapellenrektors zugefallen sein, sondern er wird als Leutpriester angestellt gewesen sein. – In einem Rechtsstreit um einen Wiesenzehnten in Korb urteilen am 19. Juli 1477 Schultheiß und Gericht zu Korb gegen den Kaplan von St. Nikolaus zu Waiblingen, der dagegen bei Vogt und Gericht zu Waiblingen Berufung einlegte; Württembergische Regesten, Nr. 14462. 122 Urbar von Stadt und Amt Waiblingen, S. 178, Zeilen 3-18; dazu M ÜLLER, Einleitung, S. 46*. 156 GESELLSCHAFT UND WIRTSCHAFT IM 14. UND 15. JAHRHUNDERT Widemhof. 123 Wir hören nämlich auch, daß der Waiblinger Zehnte 1351 zur Gänze von der Pfarre abgetrennt war und an die Grafen von Württemberg gezahlt werden mußte.124 Möglicherweise sind hier Spuren einer schrittweisen Übernahme der Pfarre mitsamt ihrer Pfründenausstattung und ihren Zehnteinkünften durch die Württemberger ab dem frühen 14. Jahrhundert erkennbar.125 Auch im 15. Jahrhundert begegnet uns der Zehnte in den Urkunden. Am 13. Januar 1453 tauschten Abt und Konvent von Bebenhausen mit Graf Ulrich V. ihren Teil am Großzehnten sowie 24 Schilling Heller Gülten zu Waiblingen gegen das Mes neramt zu Kornwestheim. 126 Fragt man nach der sozialen Stellung und Herkunft der Waiblinger Geistlichen, dann sind wir auf die Auswertung vereinzelter Nachrichten angewiesen. 123 Erst im späten 15. Jahrhundert wird noch einmal der Waiblinger Widemhof erwähnt. Damals verlieh ihn Hans Schinnagel, Kirchherr zu Waiblingen und Kämmerer des Ruralkapitels zu Schmiden, an Auberlin Schnurrer von Waiblingen zu Erblehen (1472 Dezember 14); Württembergische Regesten, Nr. 14456. Die Transaktion wurde wenig später von Graf Ulrich V. bestätigt (1473 Januar 26, Stuttgart); ebd., Nr. 14457. 124 M ÜLLER, Einleitung, S. 76*; ferner ebd., Tabelle 19. 125 Der Zehnteinkünfte waren Ende des 14. Jahrhunderts offenbar stärker zersplittert. So verkauften am 1. Juni 1395 Albrecht von Dürrmenz und seine Frau Adelheid Nothaft an Renhart, Sohn des alten Schultheißen von Mühlhausen, ihren Kornzehnten in der Mark Waiblingen, gen. Herr Hansen Nothaften Zehnt, für 347 Pfund Heller; Württembergische Regesten, Nr. 14398; ferner ebd., Nr. 14399 (1397 Dez. 23). 126 Württembergische Regesten, Nr. 14359; SYDOW , Bebenhausen, S. 193. Zum Großzehnten vgl. M ÜLLER, Einleitung, S. 75*-78*. 1356 gehörten dem Kloster in Waiblingen 2 Wiesen, 1 Gemüsegarten, 5 Hofstätten; vgl. SYDOW , Bebenhausen, S. 193. – Dem Waiblinger Pfarrer Johann Schinnagel verschrieb Graf Ulrich von Württemberg am 11. Mai 1465 „an Stelle des Neubruchzehnten eine feste Gült auf Martini“; Württembergische Regesten, Nr. 1232. Schinnagel war noch 1472 Pfarrer; vgl. ebd., Nr. 14456 (1472 Dez. 14). – Vgl. auch die Aufteilung des „Zehntleins“ zu Waiblingen durch Vogt und Gericht zu Schorndorf; die Abgabe gehörte halb dem ehemaligen Frühmesser zu Waiblingen, Friedrich Murer. Es wurde entschieden, daß Murer die Heller- und Korngült davon zustehe; ebd., Nr. 14451 (1465 Nov. 11). 157 WAIBLINGEN IM SPÄTMITTELALTER So hörten wir bereits, daß das Waiblinger Urbar den ‘Pfaffen Kundig’ als Lehnsnehmer von insgesamt 60 Morgen Ackerlandes und drei Tagwerken Wiesen aufführte.127 Der Kontext legt nahe, daß diese landwirtschaftlich genutzten Flächen vermutlich von Egen Holzwart und seiner Schwestertochter bebaut wurden; jedenfalls hatten sie die gleichen Abgaben wie der Kleriker zu leisten.128 Im selben Urbar finden sich noch weitere Nennungen von Geistlichen, so hören wir von einem Pfaff Werner, der insgesamt aber lediglich viereinhalb Morgen Ackerfläche besaß. Deren Zehnte flossen in die Lehen von Pfaff Kundig und seinen beiden Teilhabern.129 Schließlich ist die Rede noch von einem Pfaffen Richard. Er besaß in Waiblingen ein Haus und einen Garten, aus denen der Herrschaft 23 Heller Zins zuging.130 Dieser Geistliche begegnet uns in der Überlieferung der folgenden fünfzehn Jahre mehrfach. Aus einem Rentengeschäfte des Jahres 1355 erfahren wir, daß der Priester Konrad, genannt Rychart, ein Haus in Waiblingen neben dem der Frau von Lichtenstein besaß, aus dem einem Altar in der Esslinger Pfarrkirche jährliche Renten zuflossen.131 Ebenfalls aus einer Rentenurkunde erfährt man zum Jahr 1365, daß Pfaff Richard in Waiblingen ein Haus besaß. Dieses gehörte zur örtlichen Frühmesse, diente also zu deren materieller Ausstattung.132 Daneben verfügte der Kleriker über Ackerfluren im Waiblinger Umland, die im darauffolgenden 127 Urbar von Stadt und Amt Waiblingen, S. 176, Z. 3-9; ferner ebd., Z. 11, 29. 128 Urbar von Stadt und Amt Waiblingen, S. 176, Zeilen 10-16: Item Egen Holtzwart und siner swester tohter gebent von pfaf Kûndigs lehen getaylit ouch 6 1/2 modios rogken, 6 1/2 modios dinkels und 7 modios habern und hoert in alle zelge dar in 60 morgen aggers, der ligent 22 morgen in der zelge gên Rummoltzhusen uz und 18 morgen in der zelge gen Êzzelingen uz und 20 morgen in der zelge gên Smidhain uz, und 3 tagwerg wisen hoe rt ouch dar in, der lit 1 1/2 ze Endrispach und 1 1/2 ze Hirslanden. 129 Vgl. Urbar von Stadt und Amt Waiblingen, S. 176, Z. 30 und 38 sowie Z. 17f. 130 Urbar von Stadt und Amt Waiblingen, S. 184, Z. 37f. 131 Regest: UB Esslingen 1, Nr. 1027, S. 518f. (1355 Februar 20, Esslingen). 132 „nämlich von Herbrand von Waiblingen 19 Schilling aus seiner Scheuer neben der Frühmesse Haus, welche jetzt Pfaff Richart hat“; Regest: UB Esslingen 2, Nr. 1248, S. 55 (1365 Mai 5). 158 GESELLSCHAFT UND WIRTSCHAFT IM 14. UND 15. JAHRHUNDERT Jahr in einer Rentenangelegenheit beiläufig erwähnt werden.133 Der Geistliche entstammte mit einiger Wahrscheinlichkeit einer Esslinger Ratsfamilie gleichen Namens. 134 Man erkennt aus dem Gesagten deutlich die unterschiedliche materielle Ausstattung der Waiblinger Geistlichen. Eine einigermaßen ergiebige Überlieferung zur Kirchen- und Frömmigkeitsgeschichte setzt erst wieder Mitte des 15. Jahrhunderts ein. Dort erfahren wir auch gleich von einem veritablen Skandal, der 1452 die Stadt Waiblingen erschütterte. Der Fall hat sich in einem im Konstanzer Bischofsarchiv aufbewahrten Konzeptbuch überliefert und steht in der Kopie eines Schreibens, das der Generalvikar des für Waiblingen zuständigen Bischofs von Konstanz an den Dekan von Laupheim, der die Angelegenheit offenbar im Auftrag des Bischofs untersuchen sollte, übermittelte. Ein Kleriker mit dem schönen Namen Petrus Heiland (Hailland) hatte sich in seiner Eigenschaft als Priesterkaplan in Waiblingen eine Reihe von Dingen zuschulden kommen lassen. Der Vorwurf lautete, Petrus sei ein offenkundiger Spieler, der vor allem um des Gewinnes wegen mit Geistlichen und Laien öffentlich Karten spielte. Dabei sei es mehrfach zu Schimpf und Streit gekommen. Weiterhin – so der Vorwurf – habe sich Petrus unberechtigterweise in die Seelsorge eingemischt und beichtende Frauen belästigt. Außerdem hatte er offenbar Streit provoziert, was im Endeffekt zu einem tätlichen Angriff gegen ihn führte. Hierbei erlitt er Kopfverletzungen; es war also zum Blutvergießen gegenüber einem Kleriker gekommen. Dies war ein Kapitaldelikt, das die Einschaltung des zuständigen Bischofs erforderlich machte. Petrus konnte aufgrund seiner Verletzungen nicht persönlich am Bischofshof erscheinen, hatte aber durch einen Boten seine Unschuld beteuern lassen. In Konstanz erteilte man ihm vorsorglich die Absolution von seinen Sünden, offenbar um ihm im Falle seines Todes ewige Höllenqualen zu ersparen.135 133 Regest: UB Esslingen 2, Nr. 1263e, S. 63 (1366 Dezember 20). 134 Vgl. CAMPENHAUSEN , Der Klerus der Reichsstadt Esslingen, S. 198f. 135 Regest: Regesta Episcoporum Constantiensium, Bd. 4, Nr. 11639, S. 194 (1452 August 28, Konstanz). 159 WAIBLINGEN IM SPÄTMITTELALTER Ohne die Aussagen des Dokumentes überstrapazieren zu wollen, lassen sich dennoch einige Dinge daraus ableiten. Petrus war Priesterkaplan, also nicht der Inhaber der lokalen Pfarrpfründe und konnte daher auch nicht auf ihre Einkünfte zurückgreifen. In Waiblingen gab es Mitte des 15. Jahrhunderts neben ihm offenbar eine ganze Reihe von Geistlichen, mit denen er öfters Karten spielte. Hierbei ging es ihm offenbar vorrangig um Geld. Nimmt man nicht blanke Geldgier an, so wirft dies ein bezeichnendes Licht auf die Situation des Niederklerus im Spätmittela lter. 136 Meist mit nur geringen Einkünften ausgestattet, scheint Petrus Heiland recht einfalls reich in der Aufbesserung der knappen Kasse gewesen zu sein. Die Übernahme der Seelsorge, hier die Abnahme der Beichte, fiel – da einkommensträchtig – offenbar nicht in seinen Aufgabenbereich. Dennoch wurde er auch hier aktiv, allerdings mit den geschilderten Auswüchsen. Interessant ist, daß Petrus, der ja eigentlich Opfer eines tätlichen Angriffs war, hier als Übeltäter dargestellt wird. Es fragt sich, wer die Anklage gegen ihn führte und wer sich von ihm in seinen Rechten beschnitten sah. Möglicherweise wurde er Opfer eines Komplotts, an dem auch der lokale ‘Pfarrinhaber’ beteiligt war. Streitigkeiten unter den Angehörigen des niederen Klerus sind auch sonst nachweisbar. So mußten am 23. Januar 1479 drei „Untergänger“ zu Waiblingen Streitigkeiten zwischen dem Kaplan am St. Urbans-Altar und dem Frühmesser zu Waiblingen wegen ihrer Pfründhäuser schlichten.137 Noch im gleichen Jahr mußte ein öffentlicher Notar die Abmachung zwischen den Inhabern der neuen Frühmesse und der Urbanskaplanei zu Waiblingen wegen Verteilung der ihren Pfründen gemeinsamen Gülten von in Höhe von 22 Pfund und 17 Schilling Heller beurkunden.138 136 Vgl. Andreas M EYER: Arme Kleriker auf Pfründensuche. Eine Studie über das Informa-pauperum-Register Gregors XII. von 1407 und über päpstliche Anwartschaften im Spätmittelalter, Köln 1990 (Forschungen zur kirchlichen Rechtsgeschichte und zum Kirchenrecht 20). 137 Württembergische Regesten, Nr. 14464. 138 Württembergische Regesten, Nr. 14466 (1479 Okt. 26, Waiblingen). 160 GESELLSCHAFT UND WIRTSCHAFT IM 14. UND 15. JAHRHUNDERT Gemessen an dem oben geschilderten spektakulären Einzelfall ist das Gros der Überlieferung eher unauffällig. Die aus dem Fall ablesbare Präsenz des Klerus in der Stadt läßt sich auch aus anderen Quellen belegen. Diese betreffen besonders fromme Stiftungen, die selbstverständlich geistliches Personal zu ihrer Betreuung erforderten. Am Stiftungswesen erkennt man gleichzeitig, daß das Spätmittelalter eine Zeit großer praktizierter Frömmigkeit war. 139 Ausdruck dessen waren Altar- und Meßstiftungen, die der Sicherung des Seelenheils der Stifter durch Meßfeiern und Gebete dienten.140 Derartige Stiftungen konnten sich – je nach Willen und Vermö genslage des Stifters – auf einzelne Messen, einen ganzen Altar oder eine eigene Kapelle beziehen. Bei letzteren beiden waren nicht nur der architektonische Rahmen sowie die künstlerische Gestaltung des Altares und das liturgische Altargerät darin eingeschlossen, sondern auch die materielle Grundlage für die Bezahlung des Geistlichen. Diese setzte sich im Spätmittelalter meist aus verschiedenen Renten zusammen, die aus Grundstücken und Liegenschaften flossen. Solche Renten konnte man kaufen; sie waren ein wesentlicher Bestandteil des spätmittelalterlichen Kap italmarktes. Es verwundert von daher nicht, daß ein nicht unwesentlicher Teil der überlieferten Urkunden solche Rentengeschäfte betrifft.141 Als Gegenleistung hatte der dazu bestellte (und dafür bezahlte) Geistliche, meist ein Kaplan, Vikar oder Altarist, am genannten Altar regelmäßig die Messe zu lesen, in die auch die ewige Fürbitte für die Stifter (und deren Erben) 139 Martin Carl Häussermann nennt aufgrund eines im Diözesanarchiv Freiburg aufbewahrten Subsidienregisters aus dem Jahr 1508 für Waiblingen neben der Pfarrstelle acht Kaplaneistellen, unter die auch die Nikolauskaplanei fällt; HÄUSSERMANN, Die Nikolauskirche in Waiblingen, S. 54. – Allg. SYDOW , Städte im deutschen Südwesten, S. 160-168; Björn CHRISTLIEB: Heilssuche, Andacht und Politik: Formen stadtbürgerlicher Laienfrömmigkeit, in: Spätmittelalter am Oberrhein. Alltag, Handwerk und Handel 1350-1525. Aufsatzband, hg. v. Sönke LORENZ und Thomas Z OTZ, Stuttgart 2002, S. 453-463. Zu den großen Zahl von Stiftungen im benachbarten Esslingen vgl. CAMPENHAUSEN , Der Klerus der Reichsstadt Esslingen, S. 236-251. 140 Allg. Arnold ANGENENDT: Geschichte der Religiosität im Mittelalter, Darmstadt 1997, S. 68-88 u.ö.; BORGOLTE , Die mittelalterliche Kirche, S. 119-122. 141 Vgl. z.B. UB Esslingen 1, Nr. 1027, S. 518f. (1355 Febr. 20, Esslingen). 161 WAIBLINGEN IM SPÄTMITTELALTER mit eingeschlossen war. 142 Versäumnisse bei der Feier des Gottesdienstes wurden streng geahndet und konnten zum Verlust der Pfründe führen, wie der Fall des Kaplans Friedrich an der Nikolauskapelle 1335 belegt.143 Es wurde bereits erwähnt, daß sich Stiftungen vereinzelt für das 13.144 und 14. Jahrhundert nachweisen lassen; sie mehren sich aber sichtlich im 15. Jahrhundert. Auch hierbei betätigten sich die Grafen von Württemberg, wie oben bereits am Beispiel der Frühmesse an der Waiblinger Pfarrkirche gezeigt wurde. Die Stiftung der 1464 erwähnten ‘neuen’ Frühmesse in der Kirche zu Waiblingen geht vermutlich auf ihr Konto.145 Schon im Juli 1436 zeigten die Grafen Ludwig I. und Ulrich V. dem Konstanzer Bischof die Stiftung einer Frühmesse in der Waiblinger Nikolauskapelle auf dem Altar der heiligen Maria, Katharina und Barbara, genannt der Barbara-Altar, an und baten um ihre Bestätigung; diese wurde im Dezember desselben Jahres gewährt.146 1443 dotierte Graf Ulrich V. einen dem heiligen Urban geweihten Altar in der Waiblinger Pfarrkirche vor dem Marienchor mit einer eigenen Pfründe.147 Derselbe Ulrich V. stiftete in Waiblingen auch eine Armenspeisung, von der wir aus einer späteren Urkunde erfahren.148 Stiftungen waren in Waiblingen aber 142 1454 war Marquart Igel Kaplan des Heilig-Geist-Altars in der Pfarrkirche. Er kaufte am 31. Juli d.J. einen Hof in Neustadt zum Preis von 85 Gulden vom Waiblinger Bürger Konrad Bücheler; Württembergische Regesten, Nr. 14441. 143 Württembergische Regesten, Nr. 14391 (1335 Mai 19). 144 Vgl. Eppo und Irnburg; WUB, Bd. 7, Nr. 2313, S. 221f.; M ÜLLER, Urkundenregesten Adelberg, Nr. 36, S. 5 (erwähnt 1273, bezieht sich wohl auf: WUB, Bd. 5, Nr. 1267, S. 31 (1253)). Mergard von Waiblingen an den Konvent in Weiler; WUB, Bd. 8, Nr. 2946, S. 210 (1280). Rudeger Lihtsamen an das Spital in Esslingen; UB Esslingen 1, Nr. 287, S. 122 (erwähnt 1296). 145 Württembergische Regesten, Nr. 14449 (1464 Nov. 24, Stuttgart). 146 Württembergische Regesten, Nr. 14415, 14416. 147 Württembergische Regesten, Nr. 14430 (1443 Mai 2, Stuttgart); vgl. ferner ebd., Nr. 14432. 148 Am 17. Dezember 1481 bestätigten Bürgermeister, Rat und Gericht zu Waiblingen Graf Eberhard VI. für die Vollstreckung der Stiftung des verstorbenen Grafen Ulrich V. in Höhe von 6 Pfund Heller Weingülte zu Brot für die Armen; 162 GESELLSCHAFT UND WIRTSCHAFT IM 14. UND 15. JAHRHUNDERT keineswegs auf die Herrschaft beschränkt. Am 9. September 1408 stifteten der Edelknecht Konrad Frustinger und seine Frau Greta Öndingerin eine Messe an einem Altar der Waiblinger Pfarrkirche, der dem Heiligen Geist, der Gottesmutter Maria sowie den Heiligen Antonius, Katharina und Barbara geweiht war. 149 Von zwei Erben wurde dieses Legat 1428 noch einmal aufgestockt.150 Am 25. Juni 1462 gaben Graf Ulrich V. und der Kirchherr von Waiblingen ihre Zustimmung zur Stiftung einer Predigerpfründe durch ‘Herrn Hans Wagner’ in der Nikolauskapelle in der Mauer zu Waiblingen.151 Predigerpfründen kommen im 15. Jahrhundert besonders im deutschen Südwesten auf; sie trugen „dem Bedürfnis nach anspruchsvollerer Glaubensunterweisung Rechnung“.152 Am 27. Juli bestätigte der Generalvikar des Bischofs von Konstanz die besagte Stiftung, wobei wir weitere Details erfahren. So sollte der anzustellende Priester alle Sonn- und Feiertage und sonst in der Fastenzeit sowie an weiteren genannten Tagen nach dem Es sen predigen.153 Am 22. Mai 1482 wird schließlich ‘Herr Hans Stangenmacher an St. Leonhardspfründe zu Württembergische Regesten, Nr. 14382. 149 Württembergische Regesten, Nr. 14401. 150 Engel Frustinger, gesessen zu Waiblingen, und Ällin Geserin, gesessen zu Fellbach, Erben des verstorbenen Konrad Frustinger, geben an die von diesem gestiftete Messe weitere Gülten (1428 März 21); Württembergische Regesten, Nr. 14406. – Diese ergänzende Stiftung und die Bestätigung durch den Konstanzer Generalvikar haben sich als angeheftete Urkunden, sog. Transfixe, an derjenigen von 1408 erhalten; vgl. Württembergische Regesten, Nr. 14407 = Regesta Episcoporum Constantiensium, Bd. 3, Nr. 9211, S. 289 (1428 April 15, Kaiserstuhl). 151 Württembergische Regesten, Nr. 14446. Hierzu gab der Konstanzer Generalvikar am 27. Juli d.J. seine Bestätigung; ebd., Nr. 14447. Vgl. ferner Württembergische Regesten, Nr. 14476 (1485 Juli 8). 152 Zitat: BORGOLTE , Die mittelalterliche Kirche, S. 58; vgl. auch Anne ROSCHE: Predigt im Alltag – Alltag in der Predigt: Die Rolle der Prädikanten am Beispiel des Johannes Geiler von Kaysersberg, in: Spätmittelalter am Oberrhein. Alltag, Handwerk und Handel 1350-1525. Aufsatzband, hg. v. Sönke LORENZ und Thomas Z OTZ, Stuttgart 2002, S. 437-443. 153 Regest: Regesta Episcoporum Constantiensium, Bd. 4, Nr. 12524, S. 284. 163 WAIBLINGEN IM SPÄTMITTELALTER Waiblingen’ erwähnt.154 Im 15. Jahrhundert läßt sich das Verfahren beobachten, einem ‘altgedienten’ Kaplan an der Nikolauskapelle die Stelle des Waiblinger Pfarrers anzutragen. So verschrieb am 11. Mai 1465 Graf Ulrich V. dem Pfarrer Johann Schinnagel zu Waiblingen an Stelle des Neubruchzehnten eine feste Gült auf Martini. 155 Ein Hans Schinnagel war im Jahre 1454, also ein gutes Jahrzehnt vorher, Pfründeninhaber an der St. Urbanskaplanei in der Waiblinger Nikolauskapelle gewesen.156 Für das Jahr 1452 werden erstmals Kirchenpfleger an der Pfarrkirche St. Michael erwähnt.157 Diese Pfleger verwalteten die sog. Kirchenfabrik, die für die bauliche Instandhaltung des Gotteshauses zuständig war. 158 Spätestens um diese Zeit hatte also die Stadt Zugriff auf diesen Teil des Kirchenvermögens erlangt. Dies geschah im allgemeinen in der Absicht, die Vermögensmasse des Stiftungsgutes zu kontrollieren und um zu vermeiden, daß die Pfründeninhaber die gesamten Mittel verbrauchten und damit für die Baulasten nichts übrig blieb. Möglicherweise hängt damit auch der in den 1440er Jahren des 15. Jahrhunderts in prächtigen spätgotischen Formen begonnene Neubau der Michaelskirche zusammen.159 154 Württembergische Regesten, Nr. 14471. 155 Württembergische Regesten, Nr. 1232; vgl. auch Constantiensium, Bd. 4, Nr. 12925, S. 327 (1465). 156 Württembergische Regesten, Nr. 14438. Zu ihm vgl. auch ebd., Nr. 1568 (1467 Dez. 6, Stuttgart); ebd., Nr. 1631 (1472 Jan. 28, Stuttgart); ebd., Nr. 14456 (1472 Dez. 14, o.O.). Zu den Schinnagel vgl. auch CAMPENHAUSEN , Der Klerus der Reichsstadt Esslingen, S. 208. 157 Württembergische Regesten, Nr. 14436 (1452 Sept. 8). 1466: Heiligenpfleger zu Waiblingen; ebd., Nr. 14452 (1466 Aug. 6). 158 Vgl. allg. CAMPENHAUSEN , Der Klerus der Reichsstadt Esslingen, S. 27. 159 Zum Neubau vgl. RAITHELHUBER/P ROBST, Der Bau, S. 9; HERBST, Bau- und Kunstgeschichte, S. 257-259. – Keinerlei Überlegungen hierzu auch bei Michael GLASER: Leben im 15. Jahrhundert in einer Stadt wie Waiblingen – Überlegungen zu sozial- und mentalitätshistorischen Bedingungen des Bauprojekts Michaelskirche, in: Waiblingen in Vergangenheit und Gegenwart 12 (1991), 164 Regesta Episcoporum GESELLSCHAFT UND WIRTSCHAFT IM 14. UND 15. JAHRHUNDERT Seit den 1460er Jahren lassen sich Abpfarrungen einer Reihe von Orten innerhalb des Waiblinger Pfarrsprengels beobachten. Aus den Urkunden geht hervor, daß verschiedene Dorfgemeinden selbst in dieser Angelegenheit aktiv geworden waren. Am 5. Mai 1462 beurkundete und bestätigte Graf Ulrich V. die Übereinkunft zwischen dem Waiblinger Pfarrer und dem Kaplan von Endersbach über die Trennung der dortigen Kapelle von der Mutterpfarre.160 Am 1. Juli 1481 bat Graf Eberhard VI. den Bischof von Konstanz, die Trennung der Kirche von Neustadt von der Pfarrkirche zu Waiblingen und ihre Neudotierung durch die Neustädter zu bestätigen.161 Am 18. März des darauffolgenden Jahres unternahm Eberhard dasselbe für das Dorf Korb. 162 Sein Vetter, Graf Eberhard V. im Bart, erbat am 4. November 1486 dasselbe für das Dorf Hohenacker. 163 In Strümp felbach scheinen 1495 Schultheiß, Gericht und Gemeinde selbst und mit Erfolg in Sachen Abpfarrung von Waiblingen beim Bischof von Konstanz initiativ geworden zu sein.164 Zu sonstigen geistlichen Institutionen vor Ort erfährt man zumindest indirekt etwas aus der urkundlichen Überlieferung. Am 22. Februar 1359 gaben Schultheiß, Richter und Bürger zu Waiblingen zwei Brüdern des PaulinerEremitenordens mit Namen Klaus und Johann zwei Morgen Land „in dem S. 228-263. 160 Württembergische Regesten, Nr. 12030 (1462 Mai 5, Stuttgart). Die Bestätigung durch den Konstanzer Generalvikar erfolgte am 14. des Monats; ebd., Nr. 12031 (= Regesta Episcoporum Constantiensium, Bd. 4, Nr. 12514, S. 283). 161 Württembergische Regesten, Nr. 14467. 162 Württembergische Regesten, Nr. 14469. Die bischöfliche Bestätigung datiert auf den 2. Nov. 1482; Württembergische Regesten, Nr. 14473. Vgl. auch Regesta Episcoporum Constantiensium, Bd. 4, Nr. 12637, S. 298 (1463). 163 Württembergische Regesten, Nr. 14477. Die bischöfliche Bestätigung datiert auf den 6. Dezember 1486; Württembergische Regesten, Nr. 14478. Zu Eberhard V. vgl. Dieter M ERTENS: Eberhard V./I. im Bart, in: Das Haus Württemberg. Ein biographisches Lexikon, hg. v. Sönke LORENZ u.a., Stuttgart u.a. 1997, S. 92-95. 164 Württembergische Regesten, Nr. 12070 (1495 Sept. 28, o.O.). Die Bestätigung durch den Konstanzer Generalvikar erfolgte am 29. Juli 1496; ebd., Nr. 12072. 165 WAIBLINGEN IM SPÄTMITTELALTER Gundelsbach“, um dort ein Haus und eine Kapelle zu zimmern.165 Die Paulinereremiten waren ein auf Betreiben der päpstlichen Kurie im 13. und 14. Jahrhundert entstandener Orden, der zuvor selbständige Eremitengemeinschaften zusammenfaßte. Anders als die Mitte des 13. Jahrhunderts entstandenen Augustiner-Eremiten, die nach den Dominikanern und Franziskanern den dritten der vier großen Bettelorden bildeten, blieben die Pauliner dem eremitisch-monastisch geprägten Ideal treu.166 Von daher verwundert es auch nicht, daß sie sich im Umland und nicht in der Stadt niederließen. Bettelorden entstanden im 13. Jahrhundert und sind ein typisches Phänomen der damals aufblühenden Städte.167 Die Konventualen widmeten sich der Stadtbevölkerung durch Predigt und Seelsorge. Durch ihre praktizierte Armut bildeten sie eine glaubwürdige Alternative zum Pfarrklerus, dem häufig unterstellt wurde, er sei mehr am Sammeln von lukrativen Pfründen interessiert als an der Betreuung der „Pfarrkinder“. Die Neigung, sich durch Kapläne und Altaristen vertreten zu lassen und gleichzeitig Pfründen zu akkumulieren, konnte – wie bereits dargestellt – auch in Waiblingen ab dem 13. Jahrhundert nachgewiesen werden. Im Gegensatz zum benachbarten Esslingen, wo sich Franziskaner, Dominikaner, Karmeliter und Augustinereremiten bereits im 13. Jahrhundert niederließen,168 fehlen für diese Zeit – nach allem was wir 165 Württembergische Regesten, Nr. 14394. Dazu vgl. REIFF, Gundelsbach, PaulinerEremiten, S. 254. 166 Kaspar ELM: Pauliner, in: Lexikon des Mittelalters, Bd. 6, München, Zürich 1993; Andrzej NAPIÓRKOWSKI: Pauliner, in: Lexikon für Theologie und Kirche, Bd. 7, 3. Aufl. Freiburg u.a. 1998, Sp. 1488f. 167 Zu Südwestdeutschland vgl. den Überblick bei SYDOW , Städte im deutschen Südwesten, S. 161-164. 168 Dominikaner (ab 1233): Falk JAEGER: Das Dominikanerkloster in Esslingen. Baumonographie von Kirche und Kloster, Esslingen 1994 (Esslinger Studien 13); HALBE KANN, Esslingen, Dominikaner, S. 234f. Franziskaner (ab 1237): Thomas SCHILD: Die Franziskaner in Esslingen, Esslingen 2000; HALBEKANN , Esslingen, Franziskaner, S. 235f. Karmeliter (ab 1271): HALBEKANN , Esslingen, Karmeliter, S. 237f. Augustinereremiten (ab 1282): HALBEKANN , Esslingen, AugustinerEremiten, S. 237f.; vgl. ferner: HALBEKANN , Sackbrüder, S. 236. – Am 1. September 1474 empfahl Graf Ulrich V. die almosensammelnden Brüder des 166 GESELLSCHAFT UND WIRTSCHAFT IM 14. UND 15. JAHRHUNDERT wissen – solche Ansätze in Waiblingen. Dies spricht für das 13. Jahrhundert nicht unbedingt für eine dynamische Stadtentwicklung, genausowenig für große ökonomische Ausstrahlung. Erst aus dem frühen 16. Jahrhundert haben wir Kunde von einer in Waiblingen existierenden Franziskaner-TertiarinnenKlause.169 Dabei handelte es sich um eine Gruppe von Frauen, die nach einer gemeinsamen Regel zusammenlebten und die von einem Franzis kanerkonvent geistlich betreut wurden. Es war aber keine klösterliche Ge meinschaft, sondern eine Art religiöse ‘Wohn- und Lebensgemeinschaft’ von alleinstehenden Frauen.170 Vermutlich existierten damals auch Bruderschaften in Waiblingen. Das Patrozinium des Heiligen Urban, dem seit 1443 ein Altar in der Pfarrkirche geweiht und eine Pfründe gestiftet war171 und der als Patron der Weinbauern galt, legt dies nahe. Auch das für 1485 nachweisbare sog. Salveamt 172 scheint mit einer solchen Bruderschaft zusammenzuhängen. Bruderschaften sind typische Formen mittelalterlicher ‘Vereine’. Sie dienten aber nicht nur der Geselligkeit, sondern waren durch ihre Teilnahme an den städtischen Prozessionen, ihre karitativen Aufgaben und durch ihre Sorge für das Totengedenken an verstorbene Mitglieder ein wesentliches Element spätmittelalterlicher Städte.173 Dominikanerkonventes zu Stuttgart. Diesem waren nach Besprechung mit den Nachbarkonventen die Termineien Waiblingen und Gröningen zugeteilt worden; Württembergische Regesten, Nr. 12948. 169 Abb. und Edition: HERBST/SCHULTHEISS, Das württembergische Waiblingen, S. 11 (1501 Dez. 22). 170 Vgl. dazu allg. Amalie FÖSSEL/Anette HETTINGER: Klosterfrauen, Beginen, Ketzerinnen. Religiöse Lebensformen von Frauen im Mittelalter, Idstein 2000 (Historisches Seminar N.F. 12). 171 Vgl. Württembergische Regesten, Nr. 14430, 14432. 172 Württembergische Regesten, Nr. 14476 (1485 Juli 8). 173 Vgl. BORGOLTE , Die mittelalterliche Kirche, S. 57f., 70, 115; Bernd-Ulrich HERGEMÖLLER/R. WEIGAND : Bruderschaft, in: Lexikon des Mittelalters, Bd. 2, München, Zürich 1983, Sp. 738-741. Ferner die neueren Lokalstudien: Bettelorden, Bruderschaften und Beginen in Zürich. Stadtkultur und Seelenheil im Mittelalter, hg. v. Barbara HELBLING, Zürich 2002; Kerstin RAHN: Religiöse 167 WAIBLINGEN IM SPÄTMITTELALTER Bruderschaften in der spätmittelalterlichen Stadt Braunschweig, Braunschweig 1994 (Braunschweiger Werkstücke 91). 168 Zusammenfassung Nach diesem Gang durch die spätmittelalterliche Geschichte Waiblingens fällt es schwer, die Vielzahl von Ergebnissen zu einem Resümee zu bündeln. Beginnen wir mit dem eingangs beklagten Quellenmangel. Auf den ersten Blick wird man bedauern müssen, wie viel in Waiblingen seit dem Spätmittelalter verloren gegangen ist. Man wird Kriegsverluste beklagen, vielleicht auch die unzureichende Verwahrung durch unaufmerksame Archivare und ganz allgemein den oft mangelnden Sinn für die Pflege der Vergangenheit. Doch mit solchen Klagen steht man in Waiblingen nicht alleine. Was hier beklagt wird, ist der Normalfall, nicht aber eine tragische Ausnahme. Auf den zweiten Blick stellt sich die Überlieferung keineswegs als so dürftig heraus. Immerhin besitzen wir eine Reihe von Urkunden für das 13. sowie in stetig ansteigender Zahl für das 14. und 15. Jahrhundert. Darüber hinaus verfügen wir mit dem um 1351 entstandenen Waiblinger Urbar über eine für die Zeit einzigartige Quelle, die man allerdings – doch dies gilt genauso für die Urkunden wie für die materiellen Zeugnisse – zum Sprechen bringen muß. Dabei sollte man sich vom Prinzip leiten lassen, ihnen auch zuzuhören und ihnen nicht gleich mit vorgefaßter Meinung zu begegnen und sie damit in ein enges Korsett zu zwängen. Natürlich sind Historikerinnen und Historiker Menschen ihrer eigenen Zeit und fußen als Wis senschaftler selbstverständlich auf einem bislang erzielten Forschungs stand. Dies ist der Rahmen für die Analyse und Interpretation der Quellen, wobei man genau den Punkt beachten und auch benennen sollte, an dem die Interpretation mangels Aussagekraft der Quellen an ihre Grenzen stößt und die Spekulation beginnt. Nach diesen methodologischen Vorbemerkungen, die bei der Abfassung dieses Beitrages berücksichtigt wurden und werden mußten, seien nun in einer Art Resümee die wesentlichen Ergebnisse festgehalten. Es wurde eingangs – zugegebenermaßen etwas pointiert – die Frage nach der Entwicklung Waiblingens von der staufischen „Reichsherrlichkeit“ zur Erfolgsstory „Württemberg“ gestellt. Betrachtet man sie unter diesem Aspekt, dann wirkt es sicher ernüchternd, auf der einen Seite die reichsten und mächtigsten Geschlechter Italiens wie die mailändischen Visconti oder die veronesischen 169 WAIBLINGEN IM SPÄTMITTELALTER Della Scala als erklärte „Ghibellinen“ spätmittela lterliche Weltpolitik mitgestalten zu sehen,1 während auf der anderen Seite etwa um die gleiche Zeit fünf Dörfer in der Nachbarschaft von Waiblingen ein ‘Kleinstprivileg’ zur Beschickung des dortigen Wochenmarktes für sich reklamierten. Abgesehen von diesem Mißverhältnis zwischen Ghibellinen-Mythos und Ortsgeschichte lohnte der Blick auf Waiblingen. Stellt man in Rechnung, daß der Ort im Früh- und Hochmittelalter als königliche Pfalz fungiert hat und noch in der Historiographie des 13. Jahrhunderts als Erinnerungsort, als „lieu de mémoire“, eine Rolle im Gedächtnis der Zeitgenossen spielte, 2 dann war es faszinierend, seine Entwicklung im Spätmittela lter zu verfolgen. Naheliegenderweise spielte hier zunächst das 13. Jahrhundert eine zentrale Rolle. Es gilt in der Forschung – und hier überschneiden sich im speziellen Fall Landesgeschichte, Stadtgeschichte und Reichsgeschichte – als die ‘erste’ Stadt der Grafen von Württemberg. Diese Position wurde ihr in mehrfacher Hinsicht zugewiesen, nicht nur chronologisch, sondern ebenso in Bezug auf die hohe Dignität im staufischen Kontext und in Bezug auf die ihr ursprünglich zugedachte Stellung im Konzert der württembergischen Städte. Nach eingehender Untersuchung dieses Zusammenhangs muß vieles davon aufgegeben werden. Waiblingen wurde von den Grafen von Württemberg weder „um 1220“ noch „um 1250“ „gegründet“. Eine Rolle der Staufer oder abstrakt ‘des Reiches’ ließ sich nicht nachweisen. Ebensowenig waren die Württemberger nach dem Ende der Staufer dort alleinige Herren. Sie waren vermutlich auch nicht das, für das man sie im ‘Ländle’ bis heute hält: kühl in die Zukunft schauende, die sich abzeichnenden Entwicklungen erahnende und gekonnt in ihr politisches Kalkül einbauende, visionäre Machtpolitiker. Sie waren im Endeffekt sehr 1 Vgl. die Übersichtsartikel: A. M ENNITI IPPOLITO : Della Scala, in: Lexikon des Mit telalters, Bd. 3, München, Zürich 1986, Sp. 675-678; F. M. VAGLIENTI : Visconti, Familie, in: ebd., Bd. 8, München 1997, Sp. 1717f. Sowie ebd. die Artikel zu einzelnen Familienmitgliedern. Allg.: Die großen Familien Italiens, hg. v. Volker REINHARDT, Stuttgart 1992 (Kröners Taschenausgabe 485). 2 Zum Begriff vgl. Les lieux de mémoire, hg. v. Paul NORA , 7 Bde., Paris 19841993; ferner: Steinbruch. Deutsche Erinnerungsorte. Annäherung an eine deutsche Gedächtnisgeschichte, hg. v. Constanze CARCENAC-LECOMTE u.a., Frankfurt a.M. u.a. 2000. 170 Z USAMMENFASSUNG erfolgreiche Territorialherren, dies sei ihnen unbenommen. Doch war ihr Erfolg maßgeblich von dynastischer Kontinuität, langer Lebensdauer einzelner Regenten, Strukturproblemen des Königtums, zweckmäßigen Heiraten und damit oft von Zufall oder schlichtem Glück bestimmt. Die Grafen teilten im 13. Jahrhundert ihren Einfluß in Waiblingen mit mindestens einer weiteren politischen Kraft, vorstellbar sind die Grafen von Tübingen, das Kloster Bebenhausen (vielleicht auch die Herter von Dußlingen) oder die Markgrafen von Baden. Damit konnte in Waiblingen wie in vielen anderen Orten eine Konkurrenzsitutation verschiedener Kräfte wahrscheinlich gemacht werden. Hierbei darf man sich die Frage stellen, ob nicht gerade das Konkurrenzprinzip zur Stadtwerdung wesentlich beigetragen hat. Damit war die Möglichkeit verbunden, die exklusive Ortsherrschaft eines einzigen Herrn gegenüber weiteren Wettbewerbern durchzusetzen. Aufgrund des später nachweisbaren großen grundherrschaftlichen Besitzes der Grafen von Württemberg lagen hierfür gute Voraussetzungen vor. Seit Mitte der 1260er Jahre mehren sich die Anzeichen einer Entwicklung zur Stadt. Darunter fallen „städtische“ Handwerke wie das des Metzgers sowie seit den 1270er Jahren rechtliche Indikatoren wie ein gesondertes Recht. Auch Amtsträger lassen sich nachweisen, wobei der Schultheiß zunächst am klarsten hervortritt. Um die Wende zum 14. Jahrhundert fällt auch die erste Erwähnung von Richtern. Dem Siegelbild nach dürften die Württemberger spätestens ab 1291 Stadtherren gewesen sein. Erst Ende des 13. Jahrhunderts gerät Waiblingen durch die Württemberger in den Sog der Reichspolitik. Doch auch zu diesem Zeitpunkt sind keine Ansprüche des Reiches auf den Ort nachweisbar. Stattdessen machte sich seine strategische Lage im Kreuzungsbereich großräumiger Verkehrsverbindungen bemerkbar. Dabei wurde die Bedeutung der Waiblinger Rems -Furt als wichtiger Punkt auf einer Fernverbindung von Franken zum Bodensee und umgekehrt bislang kaum beachtet. Die Gründung Neu-Waiblingens (das heutige Neustadt) durch das Reich zeigte dies signifikant an. Bezeichnend ist, daß in dieser Situation wieder konkurrierende Kräfte auftraten. Es ist genau die Zeit, in der die Stadt Waiblingen politische Handlungsfähigkeit gewinnt. Seit 1290 lassen sich wesentliche Elemente städtischer Formierung wie etwa ein eigenes Siegel nachweisen. Die Vorgänge im August 1312 sind nicht als unfreiwillige 171 WAIBLINGEN IM SPÄTMITTELALTER „Kapitulation“ an Esslingen aufzufassen, sondern als ein bewußter, sicher durch den Druck der Verhältnisse mitausgelöster Akt. Er lief auf den Wechsel des Stadtherrn hinaus, wobei nicht das Reich, sondern die Nachbarstadt Esslingen als neue Schutzmacht fungierte. Derartige Entwicklungen sind für die Zeit nichts Ungewöhnliches und waren keineswegs auf Mißerfolg programmiert. Die Gründe, warum dieser Wechsel in Waiblingen Episode blieb, waren nicht ‘systemimmanent’, sondern ergaben sich aus schlichten historischen Zufällen wie dem plötzlichen Tod Heinrichs VII. und dem sich ab 1314 anschließenden jahrelangen Doppelkönigtum. Die Bereinigung der örtlichen Rechtsverhältnisse scheint sich im Jahre 1316 und der darauffolgenden Zeit auf mehreren Ebenen vollzogen zu haben. Durch die Zusagen des Königtums konnten die Württemberger Esslingen als konkurrierenden Faktor weitgehend ausschalten und Waiblingen wieder in ihre Botmäßigkeit bringen. Doch auch ältere Rechte wie zum Beispiel der Kirchensatz an der Waiblinger Pfarre scheinen in diesen Jahren den Besitzer gewechselt zu haben. In der folgenden Zeit betätigten sich die Württemberger entsprechend als Stifter verschiedener Pfründen an Waiblinger Kirchen. Dies korrespondiert mit zeittypischen Initiativen auf städtischer Seite, die im 15. Jahrhundert an Intensität zunehmen. In dieser Zeit besitzen wir eine Reihe von Nachrichten über Meß-, Altar- und Kapellenstiftungen, an denen sich auch der lokale Adel beteiligte. Das um 1351 angelegte Waiblinger Urbar entstand offenbar aus einer tagespolitischen Notwendigkeit, nämlich der Doppelregierung der zwei Brüder Eberhard II. und Ulrich IV. sowie der anstehenden Heirat des jüngeren. Mit diesem Verzeichnis besitzen wir ein Quelle, die uns zum ersten Mal Einblicke in die Stadt, ihre bauliche Gestaltung, ihre Gesellschaft und ihre Wirtschaft ermöglichte. Zu den Baulichkeiten erfahren wir, daß wesentliche Elemente um die Mitte des 14. Jahrhunderts bereits vorhanden waren: Stadtbefestigung, Tore, Mühlen, Flußregulierung durch (Stau)-Wehre, Brücke, Steg, Furt und die beiden Gotteshäuser. Die Stadt war eingebunden in ein dichtes Wegenetz, das sich an den Orten der näheren Umgebung orientierte. Auffällig war die Rolle Esslingens im städtischen Orientierungsrahmen wie sie der Name des südlichen Stadttores, die Bezeichnung einer Himmelsrichtung und der Name einer Straßenverbindung zum Ausdruck brachten. 172 Z USAMMENFASSUNG In Kombination mit der Analyse der sonst in den Quellen überlieferten Personennamen ließen sich Aussagen über die Waiblinger Gesellschaft des Spätmittelalters machen. Wesentliche städtische Handwerke und Ge werbe wie Metzger, Schmied, Gerber, Zimmermann, Tuchscherer (bzw. Barbier), Sattler, Müller, Fischer, Krämer, Schneider, Tuchhändler bis hin zum Totengräber waren vorhanden. Unter Berücksichtigung der selektiven Überlieferung, die nur die besitzenden Bevölkerungsanteile verzeichnet, waren einige generelle Aussagen möglich. Der Anteil der Frauen am Besitz von Liegenschaften war auffällig. Sie stellten auch auf dem städtischen Renten- und Kapitalmarkt ein aktives Element dar und wären eine eigene Untersuchung wert. Aus der Esslinger Überlieferung konnte wahrscheinlich gemacht werden, daß es in Waiblingen vermutlich bis Mitte des 14. Jahrhunderts eine jüdische Gemeinde gab. Mitglieder betätigten sich in Esslingen als Geldverleiher. Bezeichnend für die schwierige Überlieferungssituation ist, daß wir hierüber nur etwas durch ihren bis an die Papstkurie getragenen Konflikt mit einem Esslinger Großbürger erfahren. Bei genauerem Hinsehen fällt die Traditionalität dieser Stadtgesellschaft im ausgehenden 13. und 14. Jahrhundert auf. Seit Beginn der Nachweismöglichkeit begegnet ein Kreis vermögender und einflußreicher Familien, die über Generationen die Geschicke der Stadt (mit)bestimmten. Es handelte sich um die Familie Hagen, K(r)ummer, Lichsamen, Maier, Mes ner, Metzger, Voltz und Gluger/Glüwer. Offensichtlich überstanden sie auch den Umsturz von 1312 bis 1316 unbeschadet. Wichtig ist, daß es sich bei ihnen nicht um diejenigen Geschlechter handelt, die im 16. Jahrhundert als „alte Waiblinger Familien“ galten bzw. sich als solche definierten. Hier dürften sich Entwicklungen des 15. Jahrhunderts, besonders die Besetzung der örtlichen Untervogtei durch einen festen Kreis von innerterritorial agierenden nichtadligen Amtsträgern, auf das Selbstverständnis dieser Personengruppe und ihrer Familien ausgewirkt haben. Dieses Selbstverständnis formte sich über Generationen durch das Amt, durch Heirat untereinander und durch den Glauben an eine gemeinsame „Abstammung“ zur sogenannten württembergischen Ehrbarkeit. Dies führt zu der Frage, in welchem Umfang die Landesherren im 14. und 15. Jahrhundert in Waiblingen persönlich anwesend waren. Auch hier bestehen 173 WAIBLINGEN IM SPÄTMITTELALTER eklatante Quellenprobleme, die präzise Aussagen nicht zulassen. Es konnte wahrscheinlich gemacht werden, daß Ende der 1430er Jahre eine erhöhte Präsenz der beiden damals regierenden Brüder in Waiblingen festzustellen ist. Die Belege für Geburten von Grafenkindern deuten ebenfalls auf längere Aufenthalte. Daß hier ein planmäßiger Ausbau zum spätmittelalterlichen Herrschaftssitz intendiert war, liegt angesichts der Doppelherrschaft beider Brüder nahe. Durch den Vertrag von Nürtingen 1442 mit seinen anderslautenden Verfügungen wurde dieses Projekt hinfällig. Neben dem lassen sich Verschreibungen Waiblingens oder dortiger Rechte als Bestandteil der Witwenausstattung eingeheirateter Gräfinnen nachweisen. Alles in allem bot sich ein faszinierender Überblick über dreihundert Jahre Geschichte. Inwieweit es eine Stadtgeschichte, die Geschichte einer Entwicklung zur Stadt, die Geschichte einer Integration in ein aufstrebendes Territorium oder die Geschichte eines gescheiterten Traums von bürgerlicher Freiheit ist, darüber mag der Leser entscheiden. Zu guter letzt stellt sich die Frage nach dem „Geschichtsbild“ in Waiblingen und von Waiblingen. Die eingangs zitierten Stellen aus den ‘Kronenwächtern’ Achim von Arnims verdeutlichten, daß eine historische Untersuchung wie die hier vorgelegte an Plastizität und Ausmalung mit einem historischen Roman nicht konkurrieren kann. Geschichte ist meist kein Ort für Romantik und taugt nicht für Märchen. Doch sollte man nicht vergessen, daß beide – das Märchen und die Historie – im Bewußtsein der Zeitgenossen ihren Platz haben und ihn haben sollten. Doch es ist und bleibt nicht dasselbe. 174 Quellen- und Literaturverzeichnis Quellen Abkürzungen: WUB Württembergisches Urkundenbuch UB Esslingen Urkundenbuch der Stadt Esslingen Additamentum primum ad Regesta Imperii inde ab anno MCCXLVI usque ad annum MCCCXIII. Erstes Ergänzungsheft zu den Regesten des Kaiserreichs von 1246 bis 1313, v. Joh. Friedrich BÖHMER, Stuttgart 1849. Additamentum secundum ad Regesta Imperii inde ab anno MCCXLVI usque ad annum MCCCXIII. Zweites Ergänzungsheft zu den Regesten des Kaiserreichs von 1246 bis 1313. 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Tôrwart 141, 145 - Benz Adelgoz 145 - Familie in Waiblingen 56, 141, 145 - Hans Adelgoz 145 - Heinrich Adelgoss 145 Adelheid (die) Konstantinin von Esslingen 28, 61, 62, 139 siehe auch Kústerinin Adolf von Nassau, dt. König 84, 90, 91, 92 Albert gen. Saltz, Einwohner von Waiblingen 141 Albert, Diener des Schultheißen von Waiblingen 143 204 Albrecht der Hamer, Schultheiß in Waiblingen 140, 143, 147 Albrecht von Habsburg, dt. König 86, 91, 95 Algozus, rector puerorum in Waiblingen 45, 49, 50, 53, 54, 56, 69, 145 Alpen 3 Altenburg - Berthold von A., Dekan 37 - Teilort von Stuttgart 46 Anmanin, Strübelins Tochter, Waiblinger Einwohnerin 147 Anselm, (der) Ungelter 58, 59, 137 Anton, Romanfigur 12 Anwin (Aunewin), Johann, Bürger in Esslingen 150, 151 Arnim - Achim von A. 1, 5, 6, 9, 10, 11, 12, 173 - Bettine von A. 10 Arnold (der) Meier (villicus) , Bürger von Waiblingen 138 ORTS- UND PERSONENREGISTER Asperg, Stadt 111 - H. Gallus, Laienbruder in B. 50 Augsburg, Stadt 6, 10 - Heinrich Harthauser, Laienbruder in B. 51 B Backnang - Konrad, magister curie in Esslingen 52 - Konrad, magister in Esslingen, Laienbruder in B. 51, 52, 53 - Stadt 67, 98, 104, 105, 106 - Pfleghof in Esslingen 51 - Stift 24, 25, 74, 75, 90 - Zisterzienserkloster 27, 38, 39, 40, 41, 43, 44, 45, 46, 50, 51, 52, 53, 54, 73, 81, 103, 110, 111, 154, 156, 170 Bad Cannstatt siehe Cannstatt Bad Urach siehe Urach Bad Wimpfen siehe Wimpfen Behaim, Ruf der 140 Baden Beheimin, Einwohnerin von Waiblingen 148 - Hermann V., Markgraf von B. 73, 74 - Irmgard, Pfalzgräfin bei Rhein, Gattin des Hermann V. von B. 74 - Markgrafen von B. 24, 74, 83, 170 - Mechthild von B., Gattin des Ulrich I. von Württemberg 25, 73, 74, 75, 76, 80, 137 Baden-Baden, Stadt 74, 75 Bårgarius, Heinrich 58, 137 Bayern - Elisabeth von B.-Landshut, Gattin Ulrichs V. von Württemberg 121 - Margarethe, Herzogin von Kleve, verw. Herzogin von B., Gattin Ulrichs V. von Württemberg 120, 121 Bebenhausen, Zisterzienserkloster - Albert von Heimsheim, Mönch in B. 51, 53 - B. Hunger, Laienbruder in B. 50 - Friedrich, Kellermeister in B. 50, 51, 53 Beinstein, Teilort von Waiblingen 34, 37, 47, 48, 130, 133, 137 Bellerin, Einwohnerin von Waiblingen 148 Benz, Büttel in Waiblingen 143 Ber. von Schmiden (Smidehain), Bürger von Waiblingen 138 Ber. von Schmiden, Bäcker (panifex) von Waiblingen 140 Berg - Burg 87, 92 - Reinhard von B. 81 Berge siehe Berg Beringerus, molendinator et carnifex von Waiblingen 58, 79, 125, 137, 146 Berngerus carnifex 57, 79, 137, 139, 146 Berthold der Schuler von Waiblingen 140 Berthold von Altenburg, Dekan 37 Berthold, (der) Schultheiß 58, 79, 137 Berthold, der alte Ratsschreiber, Romanfigur 6, 7 205 WAIBLINGEN IM SPÄTMITTELALTER Berthold, der Junge, Romanfigur 6, 7, 8, 12 Brotbeckin, Einwohnerin von Waiblingen 141 Berus., gen. Röslein, Einwohner von Waiblingen 141 Bücheler, Konrad, Bürger von Waiblingen 161 Beutelsbach Buoch, Ort 130, 133 - Ort 47, 48 Buocher Höhe 90 - Stift 25, 47, 48, 82, 88, 89 Burgau, Heinrich, Markgraf von 87 Bezzerin, Hiltburg, Einwohnerin von Waiblingen 148 Binder (ligator), Werner, Einwohner von Waiblingen 141 Bittelerin, Einwohnerin von Waiblingen 148 C Calw, Stadt 67 Cannstatt, Stadt 1, 10, 46, 87, 89, 124 Bittenfeld, Teilort von Waiblingen 34, 112, 118 Chuchartin 139 Böblingen, Stadt 69 Crêßelin , das Fischerlein, Einwohner von Waiblingen 142 Bodensee 170 Boemund, Erzbischof von Trier 91 Bogsherzin, Einwohnerin von Waiblingen 148 Clemens VI., Papst 150 Crusius, Martin, württ. Geschichtsschreiber 11, 22, 115, 144 Böngarter - Albrecht B., Tucher in Waiblingen 133, 140, 143 - Luitgart, Frau des Albrecht B. 133, 140 D David de Waiblingen, Jude in Esslingen 150 Bottwar, Ort 123 Della Scala von Verona, oberitalienisches Signorengeschlecht 169 Brändelin, Weinbergbesitzer 140 Dellmensingen, Ort 81 Brandenburg Diethalmus 54 - Hermann, Markgraf von B. 91 - Otto, Markgraf von B. 91 Braunschweig, Stadt 55 Brechelerin, Einwohnerin von Waiblingen 148 Brentano, Clemens 5, 11 Brihe 87 206 Drabot - * siehe auch Trabot - D. (der) Metzger (Drabot der medzigar) , Richter von Waiblingen 62, 63, 139 Dürner ORTS- UND PERSONENREGISTER - Adelsgeschlecht in Waiblingen 149 48, 59 - Heinrich D. von Dürnau, Edelknecht 149 Erlbach, Wüstung bei Fellbach 130 - Heinz D. 149 Esslingen - Junker Hans D. 149, 150 Dürrmenz Erliin, Einwohnerin von Waiblingen 122 - Aussätzigenhäuser 130 - Bebenhäuser Pfleghof 51, 52 - Adelheid Nothaft, Gattin des Albrecht von D. 156 - Albrecht von D. 156 Dußlingen, Ort 41, 42, 43, 44, 45 E Eberlin, der Schmied, Einwohner in Waiblingen 142 Eberlinus, Sohn des Juden David von Waiblingen 150 Egen, Ruf, Schwager von Albrecht dem Maier 146 Ellwangen, Stift 25, 81 Ems(en), Einwohner von Waiblingen 148 Endegasser, C. genannt 140 - Dominikanerkloster 151 - Klarissenkloster in der Vorstadt 103 - magister Konrad, Schulrektor in E. 53 - Nallinger, Hugo, Bürger zu E. 28, 61, 66, 82 - Pfarrkirche 133 - Spital 26, 49, 59, 103, 110, 125, 128, 129, 131, 138, 139, 140, 161 - Stadt 19, 44, 51, 61, 66, 76, 81, 82, 87, 95, 96, 97, 98, 100, 101, 102, 103, 104, 105, 106, 107, 130, 131, 132, 133, 150, 151, 152, 157, 165, 171, 172 - Ungelter, Familie in E. 59 - Weil, Teilort von E. siehe Weiler, Dominikanerinnenkloster Endersbach F - Burg 92 - Kapelle in E. 164 - Kaplan von E. 164 - Ort 157 Engelmarin, Einwohnerin von Waiblingen 148 Fachhänn, Abreht 125 Fellbach - Flurich, Lehnsträger in F. 79 - Ort 1, 58, 79, 128, 130, 139 Eppin, Witwe in Waiblingen 74, 75, 80, 137 Florenz 4 Eppo 80 Franken, Hztm. 16, 90, 170 Eppo, (der) Salzmacher (salifex) 58, 137 Frankfurt a. M. 10, 11, 15, 16, 18 Eppo, Pleban der Kapelle von Waiblingen Franziskanertertiarinnen-Konvent in Flurich, Lehnsträger in Fellbach 79 207 WAIBLINGEN IM SPÄTMITTELALTER Waiblingen 147, 166 Fridrun und ihre Gemeinerin, Einwohnerinnen in Waiblingen 149 G Gabelkofer, Gelehrter 24 Friedrich der Schöne von Habsburg, dt. Gegenkönig 86, 105 Gaißberg, Familie in Waiblingen 115, 144 Friedrich I. Barbarossa, dt. König und Kaiser 4, 7, 12 Gebure, Bürger von Waiblingen 61, 138 Friedrich II., dt. König und Kaiser 4, 17, 18, 71 Gerclin, Einwohner von Waiblingen 141 Friedrich, Kaplan der Nikolauskapelle in Waiblingen 155, 161 Frischlin, Jacob, Geschichtsschreiber 22 Frustinger - Adelsgeschlecht in Waiblingen 149 - Engel F., gesessen zu Waiblingen 120, 150, 162 - Greta Öndingerin, Gattin des Konrad F. 150, 162 - Konrad F., Edelknecht in Waiblingen 120, 150, 162 Fuchs - Abellin der F. 145 - Albrecht, Sohn der Fuchssin 145 - Egen F. 145 - F. (Fuhs) gen. Ramili zu Waiblingen 61, 145 - Familie in Waiblingen 145 - Hedwig Fuchssin, Einwohnerin von Waiblingen 145, 148 Gärtringen, Reinhard von 123 Gelnhausen, Ort 7, 12 Gerhard, Erzbischof von Mainz 91 Geser(in), Ällin, gesessen zu Fellbach 120, 162 Ghibellinen siehe Guelfen und Ghibellinen giloiar siehe Gluger Glueger siehe Gluger Glueyer siehe Gluger Gluger - Benz (der) giloiar, Richter von Waiblingen 62, 63, 139 - Berthold der G., Bürger von Waiblingen 139 - Familie in Waiblingen 139, 141, 145, 147, 172 - Glu eger 62, 131, 140 - Glügerin (Glueyerin), Einwohnerin von Waiblingen 140, 148 - Hans Glüwer 147 Glüwer siehe Gluger Goldschmied - Konrad F. 145 - Familie in Waiblingen 154 - Kunz F. 145 - Jörg G., Zoller 154 - Joß G. 154 Göllheim, Schlachtenort 90 Gonzaga 208 ORTS- UND PERSONENREGISTER - Barbara, Markgräfin von G., Gattin Eberhards V. (I.) von Württemberg 122 - Markgrafen von G., oberitalienisches Signorengeschlecht 122 Gotze (Gozi), Richter von Waiblingen 62, 63, 139, 144 Goze, Weinbergbesitzer 144 Gozso, Bürger von Waiblingen 138, 144 H H., magister in Mühlhausen am Neckar 34, 53 Habsburg - Albrecht von H., dt. König, vorher Herzog von Österreich 28, 86, 90, 91, 95 Gregor X., Papst 35 - Friedrich der Schöne von H., dt. Gegenkönig 86, 105 Grimm, Wilhelm, Gelehrter 12 - Geschlecht 6, 86, 88 Grimmeisen, Familie in Waiblingen 115, 144 - Leopold von H, Bruder Friedrichs d. Schönen 105 Gröningen, Ort 166 - Rudolf von H., Bischof von Konstanz 82, 88 Großbottwar siehe Bottwar Großheppach siehe Heppach Grunbach - Dekan von G. 46, 77 - Dekanat 35 - Ort 36 Gruningen siehe Markgröningen - Rudolf von H., dt. König 84, 85, 86, 87, 92 Haemerli, H. gen., Einwohner von W. 141 Hagen - Familie in Waiblingen 172 - Friedrich H. 140 Guelfen und Ghibellinen 1, 4, 169 - Friedrich H. (Hagin), Richter von Waiblingen 62, 139, 144 Guelfi e Ghibellini siehe Guelfen und Ghibellinen - Friedrich H., Bürger von Waiblingen 138, 144 Gundelfingen, Swigger von 87, 88 Gundelsbach - Johann, Paulinereremit in G. 165 - Klaus, Paulinereremit in G. 165 - Ort bei Großheppach 165 - Paulinereremiten 165 Hamer, Albrecht der, Schultheiß in Waiblingen 140, 143, 147 Hans, der Kramer, Einwohner in Waiblingen 142 Hans, der Scherer, Einwohner in Waiblingen 142 Hans, der Weber, Einwohner in Waiblingen 142 Hapen von Hapenberg, Familie in Waiblingen 115, 144 209 WAIBLINGEN IM SPÄTMITTELALTER Haslach, Ort bei Herrenberg 39 - Friedrich H., Ritter 41, 42, 45, 54 Hegnach - H. (pastor), Ortsadel in Dußlingen 42, 45, 49, 54, 56, 73, 170 - Herren von Staig, Ortsadel 94 - Teilort von Waiblingen 87, 94 Heiland (Hailland), Petrus, Geistlicher in Waiblingen 158, 159 Heilbronn, Stadt 91, 95, 96, 105 Heinrich Bårgarius 58, 137 Heinrich VII., dt. König und Kaiser 84, 95, 97, 105, 107, 171 Helfenstein, Katharina, Gräfin von, Gattin Ulrichs IV. von Württemberg 110 Hemerlin, dictus de Waibelingen 141 Heppach - Heppach (Heggebach), Bürger von Waiblingen 138 Hildebrand (der) Schreiber (schiribar) von Waiblingen 62, 68, 69, 139 Hildebrand, Schultheiß von Waiblingen 61, 66, 138 Hildegard, Romanfigur 6 Hirschlanden, Ort 157 Hochflur, Wüstung bei WaiblingenNeustadt 77, 78 Hochflurn, Wüstung bei Hochdorf nahe Neckarrems 77 Hofen, Teilort von Stuttgart 133 Hohenacker, Teilort von Waiblingen 164 Hohenberg - Heppacher (Heckebacher), Bürger von Waiblingen 61, 138 - Albrecht, Graf von H. 93 - Ort 37, 61, 137, 138 - Grafen von H. 42, 85, 92, 94 Herbrand von Waiblingen 157 Herr(mann) gen. Kerrer, Einwohner von Waiblingen 141 - Burkard, Graf von H. 87, 88 Hohreusch (Hohrusche), Berg bei Korb 144 Holzwart, Egen 157 Herrenberg, Stadt 45, 111, 114, 153 Houesoesche, Trautwein 58, 137 Herter Hummel - Diemo H. 39 - Familie in Waiblingen 145 - Diemo H., Ritter 41 - Hans H., Bürger von Waiblingen 145 - Diemo H., Sohn des Diether H. 45 - Hans H., Messerschmiedsknecht in Esslingen 145 - Diemo und Diether H., Brüder des Friedrich H. 45 - Diether der H., Geistlicher 44 - Diether H., Kirchrektor in Waiblingen 39, 40, 41, 42, 43, 44, 53, 54, 56, 153 - Elisabeth, Witwe Friedrichs H. 41 210 - Hans und Hedwig H. 145 Húser, C. gen. 61 I Igel, Marquardt, Kaplan in Waiblingen ORTS- UND PERSONENREGISTER 161 148 Imburg(is) (Irnburgis) 80, 137 institutor siehe Krämer Isenbrunn, Sohn des Juden David von Waiblingen 150 - Merkelin K., Einwohner von Waiblingen 148 Kleingartach, Ort 67 Klein-Hegnach siehe Hegnach Kleinheppach siehe Heppach J Jöselin, Einwohner von Waiblingen 148 Judinta, Gattin des Wolfrad von Neckarrems 27, 48, 80 Kleve, Margarethe, Herzogin von, Gattin Ulrichs V. von Württemberg 120, 121 Knobelouchin , Einwohnerin von Waiblingen 148 Kocher, Fluß 90 Kölerin, Einwohnerin von Waiblingen 148 Köln, Stadt 7 K Kaltental, Kaspar von, württ. Hofmeister 123 Katzenelnbogen - Anna, Gräfin von Württemberg, Gattin Philipps, Graf von K. 121, 122 - Philipp, Graf von K. 122 Keck - Familie in Waiblingen 142 - Kecke, der Müller, Einwohner in Waiblingen 142 - Kêckelin , Einwohner von Waiblingen 142 - Kunz K., Einwohner von Waiblingen 142 Konrad der Ungelter 143 Konrad Waiblinger 58, 137 Konstantinin, Adelheid (die) siehe Adelheid (die) Konstantinin Konstanz - Bischöfe von K. 28, 34, 82, 88, 154, 161, 164 - Diözese 28, 34, 35, 46, 82, 88, 150, 154, 158, 162, 164 - H., Thesaurar des Stifts St. Johann 41 - Habsburg, Rudolf von, Bischof von K. 82, 88 Korb - K. Teilort von Waiblingen 128, 130, 140, 142, 144, 155, 164 - Tuwinger von K. 49, 59 Kernen im Remstal siehe Stetten im Remstal Kornwestheim, Ort 44, 156 Kerrer, Herr(mann) gen., Einwohner von Waiblingen 141 Kostenzerin, Katherin, Einwohnerin von Waiblingen 148 Kitzin Krämer (institutor), Ludwig (der) 58, 137 - Kitzinin, Einwohnerin von Waiblingen Krumer 211 WAIBLINGEN IM SPÄTMITTELALTER - Albrecht K. 140 - Bet, Nichte des Albrecht K. 140 - Rudeger, gen. Lihtsamen 138, 145, 161 Lichtenstein Krummer - * siehe auch Kummer - Berthold von L. 80, 149 - ** siehe auch Krumer - Frau von L. 149, 157 - Familie in Waiblingen 144, 172 - Heinrich von L. 149 - K., Bürger von Waiblingen 138 - Heinrich von L., gen. Glockhaus, Geistlicher 149 - Wiprecht der Krûmber 144 Kühorn, Familie in Waiblingen 144 Kummer - * siehe auch Krummer - Heinrich von L., Kirchherr 149 - Herren von L., Adelsgeschlecht in Waiblingen 81, 149 - Familie in Waiblingen 144, 172 - Ita, Witwe Bertholds von L. 80, 81, 149 - Heinrich der Kumme, Richter in Waiblingen 145 - Lichtenstain, Adlige in Waiblingen 142 Kundig, Geistlicher in Waiblingen 155, 157 Kunz in der Judenschule, Einwohner von Waiblingen 151 Kústerinin - * siehe auch Adelheid (die) Konstantinin von Esslingen - erwähnt als Weinbergbesitzerin 62, 131, 140, 141 - Siegfried von L. 149, 151 Lichtenthal, Zisterzienserinnenkloster 74 Lidhorn, Familie in Waiblingen 115, 144 Lihtsamen siehe Lichsamen Linderin, Einwohnerin von Waiblingen 148 Löcheler - Abelin (auch Abellin) L. 146 - Familie in Waiblingen 145 - Löchelerin 146 L Laupheim, Dekan von 158 Leonberg, Stadt 15, 16, 17, 18, 19, 67, 86, 97, 106, 111, 114, 153 Levinberch siehe Leonberg Lichsam siehe Lichsamen Lichsamen - Albert gen. Lihtsamen 138 - Familie in Waiblingen 145, 172 212 Löwenstein , Herrschaft 95 Ludwig IV. von Bayern, dt. König und Kaiser 105, 106 Ludwig, (der) Krämer (institutor) 58, 137 Lumpf - Luitfried gen. Lumpfe 133 - Lúmphin von Waiblingen 148 - Metz Lûmpfin, Einwohnerin von Waiblingen 148 ORTS- UND PERSONENREGISTER Lumpfe siehe Lumpf - Familie in Waiblingen 68, 145, 172 Lyon, Konzilsort 35 - Konrad (der) M. von Waiblingen 61, 139 M Macchiavelli, Niccolò 4 Ma erchlinus dictus Mesener siehe Mesner : Ma erchlinus dictus Mesener Maier - Albrecht der M., Bürger von Waiblingen 146 - Arnold (der) Meier (villicus) , Bürger von Waiblingen 138 - Arnold M. (Magir), Richter von Waiblingen 62, 139 - Familie in Waiblingen 145, 172 - Hetze Maygerin 146, 148 - Katharine M. 146 Mailand, Stadt 7, 12 Mainz, Erzbistum 91 Marbach am Neckar, Stadt 15, 16, 72, 106 Markgröningen, Stadt 86 - Ma erchlinus dictus Mesener 62, 131, 140, 141 - Markward M. von Waiblingen 62, 139 - Mesenerin, die 146 Metzger - Drabot (der) M. (Drabot der medzigar) , Richter von Waiblingen 62, 63, 139 - Familie in Waiblingen 145, 172 - Trabot (der) M. (mezilar) , Richter von Waiblingen 62, 63, 139 Mosbach, Büttel in Waiblingen 143 Mühlhausen am Neckar - magister H. in M. 34, 53 - Renhart, Sohn des alten Schultheißen von M. 156 - Teilort von Stuttgart 34, 119, 133 Müller, Hans, von Schorndorf 126 Münch, Jakob 149 Märklin, Sattler in Waiblingen 143 Münchingen, Rudolf von, Frühmesser in Waiblingen 154 Martin, Romanfigur 6, 7 Münzenberg Maximilian I. 6 Mergard von Waiblingen, Laienschwester 37, 61, 137, 138, 161 Mesener, Ma erchlinus dictus siehe Mesner : Ma erchlinus dictus Mesener Mesner - Albrecht (der) M. von Waiblingen 61, 139 - C. Mesener, Bürger von Waiblingen 138 - Adelheid von Tübingen, Verlobte Kunos von M. 38, 72 - Herren von M. 27, 72 - Kuno von M. 38, 72 - Ulrich von M. 38, 72 Murer, Friedrich, Frühmesser in Waiblingen 156 Murrtal 90 213 WAIBLINGEN IM SPÄTMITTELALTER Müssiggang O - Berthold Müßiggänger, Bürger in Waiblingen 11, 12 Oberesslingen, Siechenhaus 103 - Familie in Waiblingen 115, 144 Oberkirch, Ort bei Poltringen 40 Oberschwaben, Land 16 N Nabern, Ort 36 Nallinger, Hugo, Bürger zu Esslingen 28, 61, 66, 82 Öndingerin, Greta, Gattin des Konrad Frustinger 150, 162 Öttingen, Ludwig, Graf von 119 Otto IV., dt. König und Kaiser 4 Neckar, Fluß 19, 87, 89 P Neckargröningen, Ort 81, 133, 149 Neckarrems Pfalzgrafschaft bei Rhein - Judinta, Gattin des Wolfrad von Neckarrems 27, 48, 80 - Friedrich I. der Siegreiche, Kurfürst von der Pfalz 123 - Ort 77, 79, 80, 87, 89, 130 - Irmgard, Pfalzgräfin bei Rhein, Markgräfin von Baden 74 - Rems(eck), Burg 48, 86, 87, 88, 90, 91, 92, 94 - Wolfrad von N. 27, 48, 79 Neuffen - Burg 118 - Herren von N. 34 - Stadt 97, 104, 106, 118 Neustadt bei Waiblingen 28, 30, 78, 89, 90, 91, 92, 93, 94, 146, 161, 164, 170 Neu-Waiblingen siehe Neustadt bei Waiblingen Niederschwaben, Reichslandvogtei 85, 95 Nördlingen, Stadt 96 Nothaft - Adelheid N., Gattin des Albrecht von Dürrmenz 156 - Hans N. 156 214 - Kurfürstentum 16, 71 - Mechthild, Pfalzgräfin bei R., Gattin des Ludwig I. von Württemberg 120, 121 - Rudolf I., Pfalzgraf bei R. 91 Pforzheim, Stadt 75 Pfrondorf, Ort bei Tübingen 41 Pfullingen, Klarissenkloster 25, 77, 78 Poltringen, Ort bei Tübingen 40 R R., Schultheiß von Waiblingen 59 Rems siehe Neckarrems ORTS- UND PERSONENREGISTER Rems Rücker siehe Rücher - Fluß 8, 11, 19, 87, 89, 90, 93, 94, 126, 127, 129, 143, 170 Rudolf von Habsburg, dt. König 84, 85, 86, 87, 92 - Reinhard von R. 129, 141 Ruf der Behaim siehe Behaim, Ruf der - Remsgau 32 Reusten, Ort 39, 40 S Reutlingen, Stadt 39, 97, 152 Richard - Familie in Esslingen 158 Salem, Zisterzienserkloster 26, 57, 58, 78, 79, 103, 137, 150 - Konrad, gen Rychart., Priester in Waiblingen 157 Salier 13, 14, 113 - R., Geistlicher in Waiblingen 157 Saltz, Albert gen., Einwohner von Waiblingen 141 Rizman, Albertus gen., Einwohner von Waiblingen 141 Rommelshausen - Johannes von R. 77 - Ort 130, 132, 157 Röslein, Berus. gen., Einwohner von Waiblingen 141 Rösser, Johann, gewesener Stadtschreiber von Waiblingen 70 salifex siehe Salzmacher Salzmacher (salifex), Eppo (der) 58, 137 Sattler, Familie in Waiblingen 115, 144 Schinnagel - Hans S., Geistlicher in Waiblingen 154, 156, 163 - Johann S., Pfarrer in Waiblingen 156, 163 Rot, Fluß 90 Schlesien-Liegnitz, Agnes, Herzogin von, Gattin Ulrichs I. von Württemberg 116 Röth, Familie in Waiblingen 115, 144 Schmalkalder, Samson, Kartograph 93 Rottenburg am Neckar, Stadt 67, 94 Schmiden Rottweil, Stadt 152 Rucher siehe Rücher Rücher - Adelheid Ruckin 146 - Albrecht der Rûcker 146 - Familie in Waiblingen 146 - Kunz R. 146 - Ludwig Rücker 146 - Ulrich Runker 146 - Ber. von S. (Smidehain), Bürger von Waiblingen 138 - Ber. von S., Bäcker (panifex) von Waiblingen 140 - Landkapitel 34, 36, 77, 156 - Ort 36, 128, 130, 132, 133, 157 Schnurrer von Waiblingen, Auberlin 156 Schönbuch, Amt 73, 111, 119 Schönenwerth, Kantor von 150 Schorndorf 215 WAIBLINGEN IM SPÄTMITTELALTER - Hans Müller von S. 126 Sigmund, dt. König und Kaiser 119 - Stadt 11, 15, 16, 17, 18, 19, 46, 89, 97, 106, 118, 121, 156 Sindelfingen Schreiber (schiribar), Hildebrand S. von Waiblingen 62, 68, 69, 139 Schuler - Bertold der S. von Waiblingen 140 - Familie in Waiblingen 140, 149 - Konstanze und Gisel, Einwohnerinnen in Waiblingen 149 Schüler, Familie in Esslingen 149 Schülerinnen siehe Schuler - Stadt 67 - Stift 154 Sirnau, Dominikanerinnenkloster 25, 103, 125 Slicher - Kunz S., Einwohner von Waiblingen 142 - S., der Zimmermann, Einwohner in Waiblingen 142 Speyer Schultheiß, Berthold (der) 58, 79, 137 - Diözese 154 Schurwald 89, 90, 131 - Stadt 13, 92 Schuster, Einwohner von Waiblingen 141 - Stift St. Guido 154 Schwaben, Hztm. 12, 14, 15, 71, 85, 86, 87, 92 St. Gallen, Benediktinerkloster 41 Schwäbisch Gmünd, Stadt 90 Stangenmacher, Hans, Geistlicher zu Waiblingen 163 Schwäbisch Hall, Stadt 90, 95, 105, 152 Schwäbischer Wald 90 Schwicker - Familie in Waiblingen 146 - Heinz S. 146 - Ulrich Schwickger 146 - Wipprecht Swiger 146 scultetus siehe Schultheiß Seckenheim, Schlachtenort 123 Seve siehe Waiblingen : Sewe Siegelhausen, Ort bei Marbach am Neckar 34 Sigmaringen - Adelheid von Württemberg, Gräfin von S. 28, 61, 66, 82, 83, 138 - Grafen von S. 28, 61, 66, 82, 83, 138 216 Staig, Herren von, Ortsadel in Hegnach 94 Staufer 4, 6, 7, 9, 13, 14, 15, 16, 17, 19, 21, 39, 71, 75, 86, 113, 168, 169 Steinheim, Dominikanerinnenkloster 49, 59 Stetten - S. im Remstal, Ort 77, 122, 131 - Wolfram von S., Truchseß 77 Steusslingen, Ort 81 Stöffeln, Albert, Konrad und Kuno von S., Brüder 39 Straßburg, Stadt 90 Strübelin, Einwohner von Waiblingen 148 Strümpfelbach, Ort 151, 164 Stuttgart - Altenburg, Teilort von S. 46 ORTS- UND PERSONENREGISTER - Hofen, Teilort von S. 133 - Mühlhausen am Neckar, Teilort von S. 34, 119, 133 - Gottfried I., (Pfalz)Graf von T.Böblingen 39, 40, 41, 53 - Stadt 1, 10, 15, 26, 46, 71, 75, 86, 87, 88, 89, 97, 102, 105, 111, 114, 116, 120, 124, 153, 166 - Gottfried, (Pfalz)Graf von T. 44 - Heinrich, (Pfalz)Graf von T. 44 - Stadt 27, 38, 39, 40, 41, 42, 85 - Universität 2 T Tailfingen - Ort bei Herrenberg 45, 46 - Otto von T. 45, 54 Tannenfels - Wilhelm II., (Pfalz)Graf von T. 44 - Wilhelm, (Pfalz)Graf von T.-Gießen 27, 37, 41, 72, 73 - Willeburg, Gattin Wilhelms von T. 38, 72, 73 - Rupert von T., Truchseß 77 Turnerin, Einwohnerin von Waiblingen 122 - Simon, Neffe des Rupert von T. 77 Tusselingen siehe Dußlingen Teck - Konrad, Herzog von T. 118 Tuttlingen, Stadt 67 Tuwinger von Korb 49, 59 - Ludwig, Herzog von T. 118 Tôrwart, Adelgos gen. 141 U Trabot siehe Drabot Trabot (der) Metzger (mezilar), Richter von Waiblingen 62, 63, 139 Úbellinin , Einwohnerin in Waiblingen 141 Trautwein, Houesoesche 58, 137 Uhlbach, Ort 48, 80 Truchsessin 140 Ulm, Stadt 96 Trutwein, Arzt in Esslingen 97 Ulrich, Einwohner von Waiblingen 141 Tübingen Ungelter - (Pfalz)Grafen von T. 38, 39, 41, 42, 43, 44, 73, 85, 153, 154, 170 - Adelheid von T., Verlobte Kunos von Münzenberg 38, 72 - Berthold von T., Dekan 41 Udelin, Einwohner von Waiblingen 141 - Anselm (der) U. 58, 59, 137 - Konrad der U. 143 Urach, Stadt 106, 116, 120 Urspring, Benediktinerinnenkloster 81 - Eberhard, (Pfalz)Graf von T. 40 - Eberhard. genannt Schårer, (Pfalz)Graf von T.-Herrenberg 39 217 WAIBLINGEN IM SPÄTMITTELALTER V - Bürgermühle 127 - Cappellen tûrlin 126, 129 Vaelschelin, Konrad, Schneider in Waiblingen 143 - Erlbacher weg 130 Viraübet, Konrad, Bürger von Waiblingen 147 - Esslinger Tor 128, 129, 131 Visconti von Mailand, oberitalienisches Signorengeschlecht 168 Voltz - Familie in Waiblingen 146, 172 - Reinhard V. 147 - V., Bruder Albrechts des Maiers 146, 147 - Voltzin 147 - Volz (Volze), Bürger von Waiblingen 138 - Erleninsel 129 - Esslinger Weg 131 - Etzenbúhel gen. Spitalacker, Flur bei Waiblingen 140 - Falltor 128, 129 - Fellbacher Tor 147 - Franziskanertertiarinnen-Konvent 147, 166 - Gêgelbrunne 132 - Gelger weg 131 - Gräfin-Anna-Haus 123 - Walter V. 147 - Häckersche Mühle 126 - Werner V. 147 - Hahnsche Mühle 126 Vyrabet siehe Viraübet - Hegnach, Teilort von W. 87, 94 - Heinrichsmühle 126, 128 - Hochwachtturm 9, 10, 127 W - Hohe Straße 131 W., plebanus in Waiblingen 33, 37, 38 - Ketzenbach 132 Wagner, Hans 162 - Kirchhof 130 Waiblingen - Korb, Teilort von W. 128, 130, 140, 142, 144, 155, 164 - ‚Haus auf dem Mäuerchen‘ 128 - Bädertörlein 129 - Beinstein, Teilort von W. 34, 37, 47, 48, 130, 133, 137 - Krêttenbach 132 - Lange Straße 129 - Lehmgruben 132 - Beinsteiner Tor 129 - Leprosenhaus 129 - Bittenfeld, Teilort von W. 34, 112, 118 - Louchbrunnen 132 - Brückeninsel 129 - Mûrech, Flurname bei W., Lage unbekannt 130 - Brückentor 129 218 - Markt 119, 133, 140 ORTS- UND PERSONENREGISTER - Nikolauskapelle 47, 48, 80, 128, 155, 161, 162, 163 Dominikanerinnenkloster - Nonnenkirche 10 Weiler, Dominikanerinnenkloster 25, 37, 61, 103, 137, 161 - Obere Mühle 126 Weilheim a. d. Teck, St. Kalixt-Kirche 80 - Pfarrkirche St. Michael 32, 33, 154, 161, 162, 163, 164, 166 Weinsberg, Konrad von 96 - Rûssel brunne 132 Wenzel IV., König von Böhmen 91 - Scherzingeslant, Äcker 139 - Schmaler Pfad 131 Werner Binder (ligator), Einwohner von Waiblingen 141 - Schrickelbach 132 Werner, Geistlicher in Waiblingen 157 - Sewe, Flurname bei W., vermutl. Sörenberg 115, 130, 131, 132, 140 Willibirg siehe Tübingen : Willeburg von T. - Sewerbach 132 Wimpfen, Stadt 95, 96 - Siechenhaus 129 Winnenden, Stadt 67, 90, 93 - Siechenkapelle 129 Wirtemberg siehe Württemberg - Sörenberg siehe Waiblingen : Sewe Wittlingen, Burg 86, 88 - Stadtmauer 147 Wolfhard, Familie in Waiblingen 115, 144 - Steige 131 Wolfrad von Neckarrems 27, 48, 79 - Stuchtûrlin 126, 128 Wolfram, Schultheiß von Waiblingen 48, 59 - Untere Mühle 125 - Waldmühle 126 - Walkmühle 126 - Wegkreuze 132 - Widach 132 - Wigerspach 132 - württ. Schloss 119 - Zwerchgasse 11 Waiblinger, Konrad 58, 137 Waldhausen, Ort 80 Walther, plebanus in Waiblingen 37, 38, 41, 42, 72 Weil der Stadt, Stadt 67, 152 Weil, Teilort von Esslingen siehe Weiler, Welfen 4 Wolfram, Vogt von Rems siehe Wolfrad von Neckarrems Wolleber, David, Geschichtsschreiber 22 Württemberg - Adelheid von W., Gräfin von Sigmaringen 28, 61, 66, 82, 83, 138 - Agnes, Herzogin von SchlesienLiegnitz, Gattin Ulrichs I. von W. 116 - Anna, Gräfin von W., Gattin Philipps, Graf von Katzenelnbogen 121, 122 - Barbara, Markgräfin von Gonzaga, Gattin Eberhards V. (I.) von W. 122 - comes Ulricus de Wirtemberg 92, 117 219 WAIBLINGEN IM SPÄTMITTELALTER - Eberhard I. der Erlauchte, Graf von W. 28, 51, 57, 61, 66, 67, 76, 78, 80, 81, 82, 84, 86, 87, 88, 90, 91, 92, 94, 95, 97, 101, 105, 106, 116, 117, 118 - Eberhard II. der Greiner, Graf von W. 109, 118, 171 - Eberhard III. der Milde, Graf von W. 80 - Eberhard IV. der Jüngere, Graf von W. 121, 123 - Eberhard V. (I.) im Bart, Graf, später Herzog von W. 122, 164 - Eberhard VI. (II.), Graf, später Herzog von W. 121, 124, 161, 164 - Eberhard, Graf von W. 72, 73 - Elisabeth von Bayern-Landshut, Gattin Ulrichs V. von W. 121 - Grafen von W. 8, 9, 12, 14, 15, 16, 17, 18, 39, 44, 48, 49, 57, 67, 70, 71, 72, 73, 74, 75, 76, 77, 78, 80, 81, 82, 83, 84, 85, 86, 92, 93, 94, 95, 96, 97, 105, 107, 110, 112, 113, 116, 131, 132, 154, 156, 161, 169, 170, 171, 172 - Grafschaft 15, 71, 95, 109, 110, 114, 122, 168 - Hartmann (I.), Graf von W. 17 - Hartmann, Graf von W. 71 - Heinrich, Graf von W. 124 - Herzöge von W. 34 - Katharina, Gräfin von Helfenstein, Gattin Ulrichs IV. von W. 110 - Land 2, 3, 17, 82, 119 - Landesteil 17, 18 - Ludwig I., Graf von W. 11, 12, 119, 120, 121, 124, 161 220 - Ludwig II., Graf von W. 121 - Margarethe, Herzogin von Kleve, Gattin Ulrichs V. von W. 120, 121 - Mechthild von Baden, Gattin Ulrichs I. von W. 25, 73, 74, 75, 76, 80, 137 - Mechthild, Pfalzgräfin bei Rhein, Gattin Ludwigs I. von W. 120, 121 - Ulrich I. der Stifter, Graf von W. 14, 18, 19, 48, 71, 74, 75, 77, 80, 84, 116 - Ulrich II., Graf von W. 27, 36, 48, 57, 76, 77, 78, 79, 80, 81, 84, 116, 117 - Ulrich III., Graf von W. 84 - Ulrich IV., Graf von W. 109, 110, 118, 171 - Ulrich V. der Vielgeliebte, Graf von W. 11, 12, 44, 119, 120, 121, 122, 123, 124, 126, 154, 156, 161, 162, 163, 164, 166 - Ulrich von W., Geistlicher, illegitimer Sohn Eberhards I. des Erlauchten von W. 154, 155 - Ulrich, Herzog von W. 9 - Wirtemberg, Stammburg 16, 82 Z Zacher, Wofgang, württ. Geschichtsschreiber 11, 12, 22 ORTS- UND PERSONENREGISTER 221