Phänomenologie als deiktische
Kartographie der Existenz
Tom Poljanšek
Selbstanzeige
Der folgende Text ist unter Voraussetzung der Idee geschrieben, dass die akademische Philosophie der offene, gedankenlustige und poetisch-präzise Ort sei, den
sein Verfasser zu imaginieren begann, als er, jungbegeistert, mit philosophischer
Theorie und Robert Musil in Berührung kam. Die Worte ‚Philosophie‘ und ‚Theorie‘ schienen damals noch nicht so sehr Bezeichnungen für bestimmte Gedankengegenstände, denen man in akademischer Profession nachforschen kann, um
sein finanzielles Auskommen, symbolische Anerkennung und ein Büro zu finden,
sondern Einladungen zu dem Versprechen, dass der Mensch durch das, was man
Denken nennt, seine Welt und sich selbst besser zu begreifen vermag, als er sich ab
den ersten Augenblicken eigener Bewusstwerdung unverschuldet in ihr vorfindet.
Dass es möglich wäre, dieser – in vielerlei Hinsicht merkwürdigen – Stelle der
eigenen Existenz nicht nur als einem dumpflebendig-verhängnishaften Gegenüber
ausgesetzt zu sein, mit dem es, irgendwie vor sich hin lavierend, in perennierender
Defensive klarzukommen gilt. Das Versprechen der Möglichkeit, sich durch Denken im Leben zu orientieren.
Jahre später, schon irgendwie involviert in das, was man heute den ‚akademischen Betrieb‘ nennt, äußerte eine Professorenperson in universitärem Zusammenhang, dass viele der Erstsemester „mit ganz falschen Vorstellungen von
Philosophie“ – irgendwelche existenziell signifikanten Vorstellungen waren hier
wohl gemeint – mit dem Philosophiestudium begännen, dass sie diese wohl von
ihren Philosophielehrern an den Schulen übernommen haben müssten, [und
weiter sinngemäß] dass man Wege finden müsste, ihnen diese Vorstellungen
auszutreiben, um sie zur Einsicht zu bringen, dass [ab hier ein wenig polemisch
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Tom Poljanšek
verzerrt] die richtige Philosophie heute in existenzieller Hinsicht genauso folgenlos sei wie die Einsicht in die Notwendigkeit eines mathematischen Beweises
(womit nichts gegen die abstrakte Erhabenheit mathematischer Beweise gesagt
sein soll).
Vor dem Hintergrund solcher Erfahrungen können sowohl der folgende
Beitrag als auch die in ihm sprechende Stimme als ‚kontrafaktisch‘ gelesen
werden. Jedenfalls entspringen sie dem Versuch, ein Milieu des Denkens vorzustellen, das von Deprimierungen dieser Idee durch konkrete Realitäten –
anders als das Bewusstsein seines Verfassers – weitestgehend ungezeichnet
geblieben ist.
Vorspann
„Man kann durch Ideen etwas erreichen. Aber mehr
evokativ als ideologisch […].“
Aus Musils Tagebüchern (Musil 1983, 607)
„Und ich sage weiter hinsichtlich der Methode, der Horizonte,
der Arbeitsfelder der Ideen das eine Wort: Siehe!“
Husserl in einem Brief an Arnold Metzger (Husserl 1953, 199)
Der mögliche Einfluss sprachlicher Mitteilungen auf die Existenz des Einzelnen
reicht über das Nehmen und Geben von Gründen hinaus. Vielleicht muss man
nicht zuerst an die Psychoanalyse erinnern, um diesen Punkt zu verdeutlichen.
Wem Erfahrungen der entsprechenden Art noch vertraut sind, braucht sich nur zu
vergegenwärtigen, welche existenzverändernden Effekte die Lektüre literarischer
oder philosophischer Texte mitunter zeitigen kann: Lebenswege werden geändert,
Beziehungen beendet, Kleidungsstile gewandelt, diätetische Maßnahmen eingeleitet, sobald Menschen nur unter den evidenziellen Einfluss sie entsprechend ansprechender, sprachlicher Mitteilungen geraten. Und häufig sind es nicht zuerst
angegebene Gründe, die sie in dieser Weise berücken.
Es scheint daher beinahe verwunderlich, dass – trotz aller in der Philosophie
auf das Thema ‚Sprache‘ im weitesten Sinn gerichteter Aufmerksamkeit – der
Spielraum dessen, was Sprache als wesentliches Medium des Philosophischen
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Phänomenologie als deiktische Kartographie der Existenz
auch jenseits des Gründegebens vermag, nicht allzu häufig allzu deutlich in den
philosophischen Fokus rückt.1 Fast scheint es, als sei die Vielfalt epistemischer
Wirkungsmöglichkeiten des Sprachlichen jenseits logisch-argumentativer Konnektoren selbst Gegenstand einer gewissen Verlegenheit, über die man in der Philosophie lieber hinwegsieht als sich allzu lange mit ihr aufzuhalten.
Sicherer und unumstrittener als die Bestimmung des Ziels der Philosophie
scheint jedenfalls, dass sie zu dessen Erreichung sich der Mittel der Sprache und
der Sprache als Mittel bedient. Daher nimmt es auch nicht weiter Wunder, dass
unter Philosophierenden die Überzeugung eine gewisse Verbreitung zu besitzen
scheint, dass – was immer das anzustrebende Ziel der Philosophie auch sei –
es sich jedenfalls mittels Sprache müsse erreichen lassen. Und sofern die sichtbarsten Resultate philosophischen Forschens und Fragens im Regelfall immer
noch in Textform vorliegen, legt sich weiter leicht die Vorstellung nah, das Ziel
der Philosophie habe selbst sprachliche Form, dass das wesentliche Mittel des
Philosophischen auch die Form seines Zwecks, die Form seiner Realisierung vorzeichne.
Weiterhin scheint heute in manchen gegenwartsphilosophischen Zusammenhängen der Glaube an eine gewisse vorgebliche Harmlosigkeit der Philosophie
verbreitet, die ihren Ausdruck in der Vorstellung findet, dass das, was philosophische Texte den Einzelnen im Wesentlichen zu geben hätten, ‚Gründe‘ seien. Als
solche ausgewiesen und vorgezeigte Gründe, zu denen sich die Einzelnen, denen
sie zur Erwägung angeboten werden, vernünftig und frei von sonstigen Beeinflussungen ins Verhältnis setzen könnten. Besitzt auch das hinter einer solchen
Vorstellung stehende Ideal, dem Anderen manipulationsfrei den epistemischen
Freiraum zu lassen, sich freiwillig dem ‚zwanglosen Zwang‘ der besseren Gründe
zu beugen, seine ethisch ernstzunehmende Berechtigung, so steht doch zu vermuten, dass es ganz so unschuldig in der Philosophie nicht immer zugeht. Dass
das Wesentliche einer philosophischen Überlegung sich nicht immer im in aller
Sichtbarkeit vorgeführten Schließen von Prämissen auf Konklusionen vollzieht,
sondern häufig in dem liegt, was einem schon während der Vorbereitung des ver1
Man könnte geneigt sein, einem Teil der Philosophie der Gegenwart zu unterstellen,
dass selbst in Bezug auf das vielzitierte Nehmen und Geben von Gründen ein Schwergewicht auf der Seite des behauptenden Gebens liegt, und eine Pädagogik des Nehmens
durch andere gegebener Gründe im Sinne eines Hörens, einer Bereitschaft zum Nachgehen und Einsehen eher ein Schattendasein führt.
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meintlich Wesentlichen als fraglose Selbstverständlichkeit untergeschoben wurde.2 Wenn die Argumentation erst beginnt, ist oft das Wesentliche schon vorbei.
Und so scheint häufig – noch bevor das Arsenal der je guten Gründe auf den jeweils gegenwärtigen Stand der Argumentationstechnik gebracht ist – hinter vielen
philosophischen Texten auch ein Bedürfnis ihrer Verfasser zu stehen, ihre reale
oder imaginierte Leserschaft etwas auf eine bestimmte Weise sehen zu lassen – sei
dieses etwas nun ein Sachverhalt oder auch gleich die Welt im Ganzen.3 Sie mittels
sprachlicher Mitteilungen mit Ideen zu konfrontieren, welche die Welt – oder einen Ausschnitt davon – in einem bestimmten „Weltstimmungsgehalt“4 (Luhmann
1981, 176) beleuchten, der sie wie mit feinen Vektorlinien in evokativer Orientierung artikuliert.
Im Folgenden soll entlang einer Auseinandersetzung mit der Phänomenologie als
Methode gezeigt werden, inwiefern ein mögliches Ziel der Philosophie nicht so
sehr auf der Ebene sprachlich begründ- und fassbarer Resultate zu verorten ist,
vielmehr in Erkenntniseffekten liegt, die sie mittels Sprache in Einzelnen zu evozieren vermag. Eine so verstandene Philosophie zielt nicht (oder zumindest nicht
ausschließlich) auf sprachliche Absicherung objektiver Wissensbestände, sondern
auf spezifische Veränderungen, epistemische Effekte im jeweils einzelnen Subjekt.5
2
3
4
5
Diese Aussage versteht sich gleichwohl nicht als Einladung zur rhetorischen Manipulation, sondern als Warnung vor einer möglichen Selbsttäuschung, die in der Überzeugung liegen kann, allein auf der Grundlage und aus der Transparenz guter Gründe
heraus zu agieren, ohne die eigenen Motivationslagen dafür, gerade von diesem und
nicht von etwas anderem überzeugen zu wollen, hinreichend zu hinterfragen.
Es ist hier nicht der Platz, in psychoanalytischer Manier nach Motivlagen zu fragen,
die Menschen geneigt machen, andere etwas auf bestimmte Weise sehen zu lassen.
Unter den idiosynkratischen Gründen, die Menschen zu philosophischer Bemühung
motivieren, wird das Bedürfnis, anderen gegenüber Recht zu behalten, wahrscheinlich
nicht an letzter Stelle firmieren. Zudem scheint es nicht ganz selten vorzukommen,
dass Subjekte die in anderen evozierbare Überzeugtheit als imaginäre Stütze für das
eigene Überzeugtsein gebrauchen.
Das Zitat im Zusammenhang: „Ich denke manchmal, es fehlt uns nicht an gelehrter
Prosa, sondern an gelehrter Poesie. Wissenschaftliche Theorien haben einen eigentümlichen Weltstimmungsgehalt, den sie selbst (bei allem Einbau von Selbstreferenzialität)
nicht formulieren, vielleicht nicht einmal wahrnehmen können.“
Vgl. hierzu insbesondere Foucaults Bemerkungen zum Verhältnis von „Philosophie“
und „Geistigkeit“ (Foucault 2009, 31f.).
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Phänomenologie als deiktische Kartographie der Existenz
Eine solche Auffassung kann als transformatorische Auffassung der Philosophie
bezeichnet werden. Spezifischer liegt dem Folgenden die Idee einer evokativorientierenden Philosophie zugrunde.
Die Phänomenologie im Besonderen nimmt sich dabei zum Ziel, dem Einzelnen mittels ‚verbaler Deixis‘ orientierende Einblicke in die kategoriale Struktur der
Existenz zu ermöglichen. Im besten Fall erhält das Subjekt sich selbst und seine
Welt durch Phänomenologie dieser Art wie zum ersten Mal noch einmal,6
wechselt die Welt im Ganzen erhellend ihren Aspekt. (Die Dimension des
Evokativen weist allerdings über das im Folgenden explizit Dargestellte hinaus).
Wäre die Aufgabe der Philosophie in diesem Sinne tatsächlich eine evokativorientierende, an das einzelne Subjekt gerichtete, ließe sie sich nicht ohne Weiteres beispielsweise als synoptische Synthetisiererin, als Bereitstellerin einer festen
Grundlage aller menschlichen Erkenntnisbemühung, als Instanz kritischer Metareflexionen oder auch als Beischafferin ethischer Bewertungen mit den positiven
Wissenschaften in einem gemeinsamen Projekt verorten, sofern diese – wie hier
nur vorläufig behauptet werden kann – nicht auf das einzelne Subjekt im Besonderen abzielen, es nicht spezifisch als Subjekt adressieren:7 Mag es für das Fortkommen etwa der Physik als Wissenschaft gleichgültig sein, ob – und wenn ja,
in welcher Weise – ihre elaboriertesten Theorien auf den Einzelnen im Allgemeinen oder auf die Physikerin im Besonderen wirken, so bliebe doch der bestimmte
Adressat der Philosophie der einzelne Mensch in der Wirklichkeit, in der er sich
jeweils selbst und mit anderen vorfindet.8
6
7
8
Man erinnere sich an Sellars Bestimmung der Aufgabe der Philosophie, den Einzelnen
in die Lage zu versetzen, sich in reflektierter Weise bezüglich dessen zurechtzufinden
(‚to know one’s way around‘), auf das er sich schon im Alltag in unreflektierter Weise
versteht (Sellars 1963, 1).
Vgl. etwa Plessner (2003, 332f.).
Man könnte sich etwa vorstellen, dass eine Physik der Zukunft durch künstliche Intelligenz hervorgebracht werden und von menschlichen Subjekten nicht mehr begriffen
werden könnte, was ihrer möglichen Validität keinen Abbruch tun müsste. Eine analoge Philosophie, die sich nicht mehr an das einzelne Subjekt richtet, um ihm etwas
mitzuteilen, wäre jedoch schwer vorstellbar. Philosophie sucht nicht Wissen per se, sondern Wissen für Subjekte.
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1 Verbales Zeigen (auf kategoriale Gegebenheiten)
Bekanntlich hatte Husserl bezüglich der Phänomenologie den Schlachtruf ausgegeben, es gelte, sich (wieder) den ‚Sachen selbst‘ zuzuwenden. Die Rede von den
‚Sachen selbst‘ ist in zweierlei Hinsicht sprechend: Einerseits impliziert sie, dass die
‚Sachen selbst‘, während Husserl diesen Schlachtruf ausgibt, noch nicht oder nicht
mehr hinreichend im Blick seien. Zum anderen scheint die Rede von ‚Sachen selbst‘
in stiller Opposition zu einer anderen Bezeichnung für die ‚eigentlichen‘ Gegenstände zu stehen – der Rede von den Dingen an sich, die bei Kant bekanntlich mit
den Erscheinungen kontrastieren. Tatsächlich lässt sich Husserls Parole auch so lesen, dass er den Dingen an sich im kantischen Sinne zugunsten einer Aufsichstellung der Erscheinungen eine Absage erteilt. Die Sachen selbst, das sind bei Husserl
gerade nicht die erscheinungstranszendenten Dinge an sich, sondern die erscheinenden Phänomene selbst in den Schranken ihrer jeweiligen Gegebenheit.9
So geht Husserls verbale Beförderung der Erscheinungen zu den Sachen selbst
mit der Überzeugung einher, dass es einer Art Inversion des erkenntnistheoretischen Dioramas bedarf: Nicht bedürfen die bloßen Erscheinungen einer ontologischen Stütze im An-sich der Dinge an sich, vielmehr stellt Husserl sich vor, dass
die Setzung erscheinungstranszendenter Dinge an sich ein immanenter Aspekt
bewusster Erfahrung ist, der – motiviert durch hinreichende Einstimmigkeit des
Erscheinenden – zur „natürlichen Einstellung“ (Hua III/1, 57) gehört. In diesem
Sinne ist bei ihm die Setzung des (phänomenologisch einzuklammernden) AnSich auf das selbsttragende Spiel des Erscheinens gestützt, nicht umgekehrt die
Erscheinungen auf das An-Sich.
Husserl zieht damit die Konsequenz aus der sich aus dem cartesianischen Zweifel ergebenden Möglichkeit einer grundsätzlichen Außenwelt-Skepsis, die – positiv gewendet – auch in der Einsicht besteht, dass die immanente Konsistenz und
Einstimmigkeit dessen, was in der Wahrnehmung erscheint, zu ihrer Gewährleistung nicht zwingend einer Stütze im An-Sich bedürfen.10 Selbst, wenn ein böser
9
10
In diesem Sinne spricht schon Brentano (1982, 22) vom Objekt als „etwas innerlich Gegenständliche[m]“: „Draußen braucht ihm nichts zu entsprechen. […] Zur Verhütung
von Mißverständnissen mag man es ‚innewohnendes‘ ‚immanentes‘ Objekt nennen.“
(Brentano 1982, 22)
Wohl würde eine solche Stütze im An-Sich eine solche Einstimmigkeit leichter erklärbar machen, dies bedeutet aber nicht, dass sie notwendig ist. Vgl. zu dieser, von Leibniz
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Phänomenologie als deiktische Kartographie der Existenz
Dämon uns ‚täuschte‘, könnten wir noch innerhalb der Immanenz dieser Täuschung zwischen sich bewährendem und sich nicht bewährendem Gegebenen –
und in diesem Sinne zwischen Sein und Schein – unterscheiden. Wir müssen uns
also von „keine[r] erdenkliche[n] Theorie“ darin „irre machen“, „alles, was sich
uns in der ‚Intuition‘ originär, (sozusagen in seiner leibhaften Wirklichkeit) darbietet“, einfach als das hinzunehmen, „als was es sich gibt, aber auch nur in den
Schranken, in denen es sich da gibt“ (ebd., 51).
Dreht man das erkenntnistheoretisch-ontologische Diorama in dieser Weise,
erhalten die Erscheinungen gegenüber der Frage, von was sie Erscheinungen sind,
epistemisch-ontologisches Eigenrecht. In der immanenten Sphäre bewusstseinsmäßiger Gegebenheit gibt es „keinen Unterschied zwischen Erscheinung und Sein“
(Hua XXV, 29), wohl aber einen Unterschied bezüglich der Bewährungsbereiche
jeweiliger Seiender. Damit wird bewusstseinsmäßige Gebbarkeit zum Maß eines
so verstandenen Seins.
An einem konkreten Beispiel: Menschen sind feinfühlig für Atmosphären: Atmosphären in bestimmten Umgebungen (die Unheimlichkeit im modrigen Keller
usw.), Atmosphären in sozialen Situationen (die bedrückende Gehemmtheit einer
unfreiwilligen Tischgesellschaft usw.). Atmosphären zeigen sich in der Erfahrung
als nicht-kompakte, diffuse, ‚äußerliche‘ Aspekte oder Merkmale von Situationen.
Fragt man allerdings in naturalistischer Einstellung danach, was einer erlebten
Atmosphäre auf physischer Seite entspricht, kann man in eine gewisse Verlegenheit geraten. Wir werden heute kaum geneigt sein, der Vorstellung eines physischen Atmosphärestoffs (im Raum verteilter Traurigkeitspartikel etwa) besondere
Aufmerksamkeit zu schenken (auch wenn wir durchaus den sinnlichen Eindruck
haben können, die Traurigkeit sei ‚beinahe mit den Händen zu greifen‘). Vielleicht
wäre man sogar eher geneigt, die wahrgenommene Atmosphäre den sie wahrnehmenden Subjekten als ‚etwas in ihrem Kopf‘ zu introjizieren, also der Überzeugung, dass es sie in naturalistischer Hinsicht ‚gar nicht wirklich‘ gibt. Aus der von
Husserl vorgezeichneten Perspektive lässt sich demgegenüber sagen: Eine Atmosphäre ist etwas, dass es für Subjekte einer bestimmten Art in bestimmten Kontex-
herrührenden, phänomenologischen Konzeption von Einstimmigkeit instruktiv Blumenberg (2020, 88): „Die Transzendenz der Gegenstände kann auf eine immanente
Struktur ihres Gegebenseins im Bewußtsein zurückgeführt werden. Diese Konzeption
[…] kann als das erste Aufblitzen der Idee einer Phänomenologie verstanden werden.“
61
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ten als in der Wahrnehmung gegebene Charaktere oder Aspekte von Situationen
gibt. Musil formuliert diesen Gedanken so, dass es „eine menschliche Taktlosigkeit“ gewesen sei, das „unverdiente Entgegenkommen der Natur in bestimmten
Fällen“ – gemeint ist etwa die Möglichkeit, Prozesse, die dem phänomenal Gegebenem auf der Seite der Außenwelt korrelieren, physikalisch zu explizieren – „in
allen Fällen zu verlangen“ (Musil 1981a, 1026).11
Ein solches Vorgehen erlaubt es Husserl, sich mit freierem Blick – ohne stets
auf mögliche ontologische Stützen des Erscheinenden in einem An-sich zu schielen – phänomenologisch der kategorialen Explikation des Erscheinenden selbst
zuzuwenden. Diese explikative Zuwendung erfolgt ihrerseits mittels sprachlicher
Anzeigen, wobei die diffizilen Bestimmungen und Unterscheidungen, die es phänomenologisch zu machen gälte, „dem in der Erfahrung wirklich Gegebenen entnommen“ werden sollten (Hua XXV, 24f.), statt sie aus einem übernommenen und
mit allerlei historischen Vorurteilen behafteten „Fonds von Begriffen“ (ebd., 22)
den Phänomenen überzustülpen oder unterzuschieben. Phänomenologie wäre so
verstanden verbal vermittelte, kategoriale Explikation der im „natürlichen“ Zustand „verworrenen“ und „vagen“ Erfahrung (ebd., 24).
Spätestens seit Brentano wird dabei häufig die Rede von Deskription, von Beschreibung, mit diesem explikativen Verfahren in Verbindung gebracht. Allerdings
erscheint fraglich, inwiefern Deskription tatsächlich eine adäquate Bezeichnung
des Verhältnisses von sprachlichem Ausdruck und der durch ihn zur bewusstseinsmäßigen Erfassung (oder Realisierung) kategorial angezeigten Phänomene
darstellt. Angemessener schiene es, worauf die in der Phänomenologie ebenfalls
verbreitete Konzeption der evidenziellen Aufweisung und ihrer möglichen Erfüllung verweist, von verbaler Deixis oder Anzeige zu sprechen. Phänomenologische
Begriffe zeigen kategorial auf phänomenale Gebbarkeiten.
Als einfachste Beispiele für solches Zeigen nennt Husserl die Bezeichnung von
„‚Farbe‘ im Unterschied von ‚Ton‘“, was „ein so sicherer Unterschied sei, wie es
in aller Welt nichts sichereres gibt“ (ebd., 33). Jeder, der mit dem so angezeigten
11
Was Musil demgegenüber das „nicht-ratioïde Gebiet“ nennt – und was er als das „Erkenntnisgebiet“ der Dichter ausweist –, bestimmt er als das „Gebiet der Reaktivität des
Individuums gegen die Welt und die anderen Individuen […], das Gebiet der Werte
und Bewertungen, das Gebiet der ethischen und ästhetischen Beziehungen, das Gebiet
der Idee“ (ebd., 1028).
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Phänomenologie als deiktische Kartographie der Existenz
Unterschied auf phänomenaler Ebene vertraut ist, wird ihn sich unmittelbar vor
Augen und Ohren führen können.
Allerdings liefert die Phänomenologie für gewöhnlich nicht besonders eindrückliche, ontisch abschildernde Beschreibungen solcher Gegebenheiten (vgl.
Heidegger SZ, 63). Sie beschreibt nicht – weder am Einzelfall noch kategorial – besonders eindrücklich, wie es ist, Töne zu hören, Farben zu sehen oder Atmosphären zu erleben. Um ein phänomenologisches Zeigen auf erlebbare Phänomene zu
gewährleisten, werden vielmehr Situationen evoziert, in denen das aufzuweisende Phänomen sich den adressierten Subjekten zeigt, wobei die subjektseitige Vertrautheit mit diesen Situationen vorausgesetzt wird.
Ein zweites, instruktives Beispiel für ein solches verbales Zeigen auf phänomenal-kategoriale Differenzen im Gegebenen findet sich bei Wilhelm Schapp (Schapp
1910, 22f.) in Bezug auf die Differenz von Festem und Flüssigem:
Das Flüssige nimmt nicht die Gestalt des Festen an, es klammert sich immer irgendwie an das Feste und gibt ihm nach. Aber auch jedes Feste hat
seine eigentümliche Gestalt. […] Das Tuch ist faltig; weiches Tuch schlägt
andere Falten als hartes Tuch, Leinwand andere Falten wie Kattun. Man
kann ein Stück Blech verarbeiten, daß man genau die Falten, die weiches
Tuch schlägt, nachmacht, aber diese Gestalt, die für das Tuch charakteristisch ist, paßt zum Wesen des Eisens nicht mehr, wie jede beliebige andere
Gestalt.
Jenseits der gewohnten Gegenstands- und Qualitätskategorien gibt es in der
menschlichen Wirklichkeit auch subtilere qualitative Gegebenheitskategorien wie
die des Flüssigen oder des Festen, des Lebendigen, des Rauen, des Glatten, des Glitschigen, des Wolkigen usw., die je mit spezifischen Formen des Wie ihrer Gegebenheit einhergehen.12
12
Derselbe Gedanke findet sich auch bei Ruth Millikan (Millikan 2017, 63): „There is
slippery stuff and round stuff, wet stuff, angry stuff, sharp stuff, and so on. Another
way of expressing this uses the definite article: ‚the slippery,‘ ‚the young,‘ ‚the white,‘
‚the wet,‘ ‚the angry,‘ ‚the sharp.‘ This way of cognitively treating many philosophers’
‚properties‘ is, I believe, the first and most fundamental way of treating anything cognitively.“
63
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Ein in seiner Allgemeinheit schwer zu überbietendes Beispiel verbaler Deixis
findet sich in den ersten Sätzen von §15 von Heideggers Sein und Zeit:
Der phänomenologische Aufweis des Seins des nächstbegegnenden Seienden bewerkstelligt sich am Leitfaden des alltäglichen In-der-Welt-seins,
das wir auch den Umgang in der Welt und mit dem innerweltlichen Seienden nennen. Der Umgang hat sich schon zerstreut in eine Mannigfaltigkeit von Weisen des Besorgens. Die nächste Art des Umgangs ist […] das
hantierende, gebrauchende Besorgen, das seine eigene „Erkenntnis“ hat.
(Heidegger SZ, 66f.)
Heidegger zeigt hier verbal auf eine der allgemeinsten aller möglichen Situationen,
in denen sich ein waches Menschenbewusstsein vorfinden kann – beim etwas mit
etwas, mit dem es etwas auf sich hat, Anfangen. Salopp ließen sich die ersten zwei
Sätze auch zusammenfassen mit „Kennt ihr die Situation, in der man irgendetwas
macht?“.
Beschreibt Heidegger hier, wie sich etwas Bestimmtes anfühlt? Nein. Er setzt
vielmehr die kategoriale Vertrautheit der angesprochenen Subjekte mit den verschiedentlich bezeichneten phänomenalen Gegebenheiten im Wie ihrer Gegebenheit (sowie auch das Verständnis der dazugehörigen rudimentären Beschreibungen) voraus und beansprucht diese mit Bezeichnungen wie In-der-Welt-sein,
Umgang in und mit und Besorgen „begrifflich-kategorial [zu] fixieren“ (ebd., 63).
So verstandene Phänomenologie ermöglicht es dem Subjekt, die verbal angezeigten kategorialen Gegebenheiten thematisch zu erfassen. Sie operiert wie eine
verbale Ziel- oder Suchanweisung13 für kategoriale Phänomene.14 Phänomenologische Begriffe und Beschreibungen sind auf kategoriale Gebbarkeiten zeigende
Zeichen. In diesem Sinne können phänomenologische „Beschreibungen“ „nur in
schauender Haltung verstanden und nachgeprüft werden“ (Hua XXV, 39). Phänomenologische Begriffe können dieser Vorstellung zufolge also ihren „Gehalt
13
14
Diesen Hinweis verdanke ich Fabian Erhardt.
Von hier aus kann man im zeitgenössischen Phänomen der Internetmemes eine Art
wilder, digitaler Phänomenologie am Werk sehen, sofern die erkenntnistheoretische
Pointe vieler Memes in einem protobegrifflichen, kategorialen Zeigen auf Subjekten vertraute Situationen des Alltags besteht, für welche bisher Begriffe fehlen, dem Zeigen auf
„hermeneutische Lücken“ (vgl. Fricker 2007, 160).
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Phänomenologie als deiktische Kartographie der Existenz
nicht erschöpfend mitteilen, sondern nur anzeigen“ und weisen „dem Vollzug des
Philosophierens die Aufgabe zu[], den Begriff in seinem Gehalt zu aktualisieren“
(Imdahl 1994, 306).
Phänomenologie beschreibt also nicht irgendwelche „Wies“; sie ermöglicht es
dem Subjekt vielmehr, bestimmte, ihm bereits implizit vertraute „Wies“ der Gegebenheit von Phänomenen thematisch in den Blick zu nehmen; wobei die zum
Zielen benutzen Wörter nicht selbst die Erfassung der Phänomene bedeuten, sondern als zu den Phänomenen hin übersteigbare Leitern fungieren. Phänomenologie lässt sich verstehen als sprachlich vermitteltes Deuten auf für das Alltagsauge
häufig unscheinbare kategoriale Strukturen bewusster Erfahrung. Ontologischer:
Phänomenologie ist verbale Anzeige kategorialer Grundstrukturen menschlicher
Wirklichkeit (im Unterschied etwa zur naturalistisch beanspruchten Explikation
‚natürlicher Arten‘ stipulierter Realität).
2 Epistemische Entspannung
(des Anspruchs der Phänomenologie)
Wie die meisten Spielarten der Philosophie verlässt auch Phänomenologie sich
darauf, dass das, was sie zu verstehen geben will, sich sprachlich – bevorzugt
textlich – vermitteln lässt. Anders als andere Spielarten der Philosophie beginnt
sie dabei jedoch nicht bei als unproblematisch vorausgesetzten Prämissen oder
sprachlichen Bedeutungen, von denen aus sie mittels logischer Schlüsse und begrifflicher Analysen zu Konklusionen und Definitionen voranschreitet. Sie hebt
bei der Faktizität der Gegebenheit von Phänomenen an, deren kategoriale Strukturmerkmale sie sprachlich zur individuellen Realisierung anzuzeigen versucht.
Unmittelbar ergibt sich hieraus eine erkenntnistheoretische Krux, die phänomenologische Autor:innen häufig nicht hinreichend betonen:15 Die erfahrungsmäßigen Gebbarkeiten, die sich ‚innerhalb‘ eines Bewusstseins zeigen – und
selbst, sollten sie sich innerhalb dieses Bewusstseins als notwendige kategoriale
15
Eine Ausnahme findet sich etwa bei Dieter Lohmar, der von der „oftmals vergessene[n]
Voraussetzung der deskriptiven Phänomenologie und auch der eidetischen Methode“
spricht, dass „[m]eine Sinnlichkeit und Phantasie […] weitgehend so wie die aller Anderen“ funktioniert (Lohmar 2010, 210).
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und durchgängig einstimmige Invarianten erweisen – lassen sich nicht ohne Weiteres (d. h. nicht ohne spekulative Setzung) als erfahrungsmäßige Gebbarkeiten
eines anderen Bewusstseins oder gar aller Bewusstseine überhaupt behaupten (sofern man nicht – was der phänomenologischen Grundanweisung, sich nur an das
bewusstseinsmäßig Gebbare zu halten, entgegensteht – schlicht voraussetzt, dass
andere Bewusstseine sich im Wesentlichen als so strukturiert erweisen wie das
jeweils phänomenologisierende Bewusstsein).
Der epistemisch anspruchsvolle Ansatz der Phänomenologie droht so in einen
‚Solipsismus‘ zu kollabieren: Ihr Vermögen zur apodiktischen Erkenntnis könnte
nicht über die ‚engen‘ Bezirke des jeweiligen Gegebenen, in dem die Phänomenologisierende sich jeweils vorfindet, hinausreichen. Was eine solipsistische Phänomenologie im besten Fall apodiktisch aufzuweisen hätte, wären also nichts als
strukturelle Invarianten oder kategoriale Gegebenheiten innerhalb des Bezirks
eines jeweiligen Bewusstseins. Was jenseits dieser immanenten Sphäre der Gebbarkeit im jeweiligen Bewusstsein sein oder nicht sein mag, ließe sie außer Acht.
Soll die Phänomenologie über den Bezirk eines jeweils vereinzelten Bewusstseins hinausreichen, muss sie einen Weg finden, ihre aus der Bewusstseinsimmanenz gewonnenen Erkenntnisansprüche auf andere Bewusstseine zu übertragen
oder sie von diesen prüfen zu lassen. Hierbei gerät sie in eine grundsätzliche Verlegenheit: Die Rede von ‚anderen Bewusstseinen‘, die nicht bloß als erfahrungsmäßige Korrelate der jeweils Phänomenologietreibenden – als erlebte alter egos –,
sondern als eigenständige Pole bewussten Erlebens, eigene ‚Monaden‘, begriffen
werden sollen, überschreitet den Umkreis erfahrungsmäßiger Gebbarkeit. Man
kann anderes Bewusstsein nicht als Bewusstsein erleben, man muss es vielmehr
über das hinaus, was sich einem in der Erfahrung gibt, als eigenständiges Bewusstsein setzen oder vermuten.16 Im Alltag unproblematisch angenommene andere Bewusstseine fallen so konsequenterweise der Epoché zum Opfer.17 Die Rede
von verschiedenen existierenden Bewusstseinen scheint zudem die (ontologische)
Setzung einer gebbarkeitsunabhängigen, mithin selbst phänomenal ungebbaren
16
17
Das Problem ist insofern noch diffiziler, als uns in der Erfahrung selbst Andere als
Andere durchaus gegeben sein können, allerdings nicht – wie man vielleicht vorläufig
formulieren könnte – als Andere von innen, sondern als Andere von außen.
Ein Umstand, der etwa bei Heidegger durch den Gebrauch des singulare tantum „das
Dasein“ verdeckt wird.
66
Phänomenologie als deiktische Kartographie der Existenz
Sphäre zu implizieren, in der diese Bewusstseine irgendwie in Kontakt kommen
und sich austauschen können.18 Die ontologische Setzung einer solchen Sphäre,
in der in näher zu bestimmender Weise unterschiedliche Bewusstseine verortet
wären, mag zwar durch die in alltäglicher Erfahrung sich bewährenden Evidenzen
abduktiv hinreichend gedeckt erscheinen, ist jedoch nicht gerechtfertigt, sofern
man sich am phänomenologischen Ideal orientiert, sich nur auf das zu beschränken, was sich originär in der Erfahrung gibt, und zwar nur in den Schranken, in
denen es sich da gibt.
Ohne eine gewisse Entspannung der epistemischen Ansprüche führt der Weg
der Phänomenologie hier nicht aus der Immanenz des jeweiligen Bewusstseins –
sollte diese auch die „immanente Transzendenz“ (Hua I, 134) bewusstseinsmäßiger Gegebenheiten einschließen – heraus. Eine solche besteht etwa darin,
zwischen der Domäne des bewusstseinsmäßig Gebbaren und der Domäne des
darüber hinaus hinreichend zuverlässig als gebbarkeitsunabhängig existierend
Setzbaren zu unterscheiden.19 Sobald auf diese Weise etwa auch andere, für das
phänomenologisierende Bewusstsein nichtselbstgegebene Bewusstseine hypothetisch als existierend gesetzt sind, zeigt sich allerdings auch bezüglich der
in eidetischer Einstellung aus der Erfahrung herauspräparierten kategorialen
Strukturmerkmale, dass diese nicht ohne Weiteres als für andere Bewusstseine
geltend angesetzt werden können. Allenfalls besteht prima facie Grund zu der
Vermutung, dass allgemeine Strukturmerkmale bewusster Erfahrung auch für
andere Bewusstseine so gegeben sein müssten, wie sie sich für das phänomenologisierende Bewusstsein zeigen. Damit ließe die Phänomenologie allerdings die
Idee intersubjektiv verbindlicher Apodiktizität zugunsten des immer als vorläufig zu verstehenden Versuchs hinter sich, in inter-immanenter Kommunikation
und Abstimmung kategoriale Strukturen der Erfahrung aufzuweisen und freizulegen. Wer kontraintuitiven Formulierungen nicht ganz abgeneigt ist, könnte sagen: Der Apodiktizitätsanspruch der Phänomenologie wird damit tentativ.
Und da uns bis auf Weiteres keine Möglichkeit der unmittelbaren Übertragung
18
19
Diese Sphäre kann nicht die „Lebenswelt“ des phänomenologisierenden Bewusstseins
sein, sofern diese ‚bloßes‘ Korrelat seines Erlebens ist, in welcher zwar andere Subjekte,
aber keine anderen Bewusstseine selbst erscheinen.
Derselbe Schritt lässt sich auch weniger ontologisch, mehr transzendentalphilosophisch realisieren, indem man konstruktiv versucht, nicht selbst gegebene, notwendige
Bedingungen der Möglichkeit der Gebung zu rekonstruieren.
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Tom Poljanšek
bewussten Erlebens zwischen Subjekten zur Verfügung steht, bleibt die Phänomenologie zur Erkundung dieser tentativen Apodiktizität auf sprachliche (mindestens zeigende) Vermittlung angewiesen.
Das methodische Gerüst einer in dieser Weise epistemisch entspannten Phänomenologie hätte dann folgende Form: Die Phänomenologisierende versucht
zunächst kategoriale Strukturen bewusster Erfahrung am eigenen Erleben (eidetisch) freizulegen, sie dann begrifflich-kategorial zu fixieren, um sie schließlich
anderen mittels sprachlicher Anzeigen zur Realisierung am eigenen Erleben anzubieten. Niklas Luhmann hat die phänomenologische Methode der „Evidenzbeschaffung“ daher süffisant wie folgt beschrieben:
Wenn man auf einer Ebene phänomenologischer Beschreibungen operiert,
hat man die Möglichkeit, einfach zu fragen ‚Ist das bei euch anders?‘. Und
wenn alle sagen, ‚Nein, bei mir ist das genauso‘, dann hat man gute Gründe
zu sagen ‚Das ist eben so‘. Methodisch gesehen ist es eine Beschreibung, die
sich vorstellt, und sich dann testen lässt an Eigentümlichkeiten subjektiver, subjektbezogener Sinnverarbeitung. Ich glaube, das ist ein methodisch
starkes Argument: Dass man Evidenzen zunächst einmal einführt und
sieht, ob jemand daran zweifelt. Und wenn er zweifelt und gute Argumente
hat, muss man sehen, was man […] korrigieren müsste, um dem Rechnung
zu tragen. (Luhmann 1991, Minute 37)
Diese Bemerkungen sind nicht ironisch aufzufassen. Eine konsequente Phänomenologie kann sich einer kritischen Reflexion ihrer eigenen epistemischen Vorläufigkeit nicht entwinden.20 Das ist allerdings nicht so zu verstehen, als sei die
Phänomenologie genötigt, ihr eigenes Erkenntnisprojekt der Ägide der empirisch orientierten Naturwissenschaften unterzuordnen, die ja in erkenntnistheoretischer Hinsicht ihrerseits stets unter dem Vorbehalt möglicher Falsifizierung
operieren. Während die Naturwissenschaften dabei mit der Voraussetzung einer
ontologisch als unabhängig gesetzten, physischen Natur oder Realität arbeiten,
die sie kategorial-nomologisch zu explizieren versuchen, hält sich die phänome-
20
Dies gilt selbst für diejenigen Formen der Phänomenologie, die versuchen, phänomenologisch in das Feld asubjektiver Gebung des Gegebenen vorzudringen. Vgl. hierzu
vielsagend etwa Schnell (2015, 83).
68
Phänomenologie als deiktische Kartographie der Existenz
nologische Methode an das Prinzip der immanenten, einstimmigen Bewährung
kategorialer Gegebenheiten in der Sphäre des Gegebenen. Die Naturwissenschaft
richtet ihr Erkenntnisinteresse ontologisch gesprochen auf die wahrnehmungsunabhängige Realität, die Phänomenologie ihres auf die bewussten Subjekten gegebenen Wirklichkeiten.
Allerdings unterstellt Luhmann in seiner Beschreibung, dass das Ziel der Phänomenologie in der Herstellung von Beschreibungen bestünde, die letztlich von
allen erlebenden und kommunikativ erreichbaren Subjekten müssten geteilt werden können. Diese Voraussetzung ergibt sich nicht notwendig aus dem methodischen Ansatz einer epistemisch entspannten Phänomenologie. Eine Phänomenologie, die kritisch auf die verschiedenen Reichweiten ihrer verbalen Anzeigen
reflektiert, kann durchaus zulassen, dass verschiedene Anzeigen im Hinblick auf
den Umfang ihrer intersubjektiven Zustimmungs- und Anschlussfähigkeit divergieren. Konkret bedeutet dies, dass die phänomenalen Wirklichkeiten menschlicher Subjekte im Hinblick auf verschiedene Aspekte in unterschiedlichem Ausmaß divergieren können. Dies ist allerdings keine Schwäche, kein Nachteil einer
so verstandenen Phänomenologie, vielmehr erlaubt es, auch intersubjektiven Nuancen und Divergenzen der Wirklichkeiten verschiedener Subjekte Rechnung zu
tragen.
3 Der Sinn im Sinnlichen
menschlicher Wirklichkeiten
Nach diesen allgemeinen Überlegungen zur phänomenologischen Methode soll
das Gesagte im Folgenden an drei Beispielen konkretisiert werden, welche die
möglichen Orientierungseffekte evokativer Philosophie ihrem Grundcharakter
nach anzeigen.
Das erste der drei Beispiele knüpft variierend an die bisherigen Beispiele verbaler Anzeigen an, es zeigt auf die phänomenale Gegebenheit einer Paarbeziehung
aus der Perspektive der Involvierten. Die zwei weiteren Beispiele verweisen auf
kategoriale Phänomene, die nicht so sehr anderes betreffen, was dem Bewusstsein
als Gegenüber gegeben sein kann, sondern die Gegebenheit des Bewusstseins selbst.
Zum ersten Beispiel: In Musils Erzählung Die Vollendung der Liebe (1911) wird
eingangs ein langjähriges Liebespaar beim gemeinsamen Teetrinken beschrieben:
69
Tom Poljanšek
In den etwas eingebogenen Flächen der Kanne lagen Schatten von grünen
und grauen Farben, auch blaue und gelbe; sie lagen ganz still, wie wenn sie
dort zusammengeflossen wären und nicht weiter könnten. Der Arm der
Frau aber ragte von der Kanne weg und der Blick, mit dem sie nach ihrem
Manne sah, bildete mit ihm einen starren, steifen Winkel.
Gewiß einen Winkel, wie man sehen konnte; aber jenes andere, beinahe
Körperliche konnten nur diese beiden Menschen in ihm fühlen, denen es
vorkam, als spannte er sich zwischen ihnen wie eine Strebe aus härtestem
Metall und hielte sie auf ihren Plätzen fest und verbände sie doch, trotzdem sie so weit auseinander waren, zu einer Einheit, die man fast mit den
Sinnen empfinden konnte; … es stützte sich auf ihre Herzgruben und sie
spürten dort den Druck, … er richtete sie steif an den Lehnen ihrer Sitze
in die Höhe, mit unbewegten Gesichtern und unverwandten Blicken, und
doch fühlten sie dort, wo er sie traf, eine zärtliche Bewegtheit, etwas ganz
Leichtes, als ob ihre Herzen wie zwei Schwärme kleiner Schmetterlinge ineinanderflatterten … (Musil 1981b, 156)
Mindestens zwei Dinge sind hier hervorzuheben: Zum einen die Beschreibung
der farbigen Schatten in den Flächen der Kanne, die weniger als ein verbales
Zeigen auf bereits vertraute Gegebenheiten im Sinne der Phänomenologie zu
verstehen ist, sondern als Evokation eines poetischen Anders-Sehens, welches –
wie wenn man jemanden auf eine in einer Wolkenformation schlummernde
Figur hinweist – sich etwa durch folgende Aufforderung ausdrücken ließe: In
einer Situation wie der beschriebenen, achte zuerst genauer auf die Farben der
Schatten. Und nun sieh die farbigen Schatten nicht als geworfene Schatten, sondern als selbstständige Flüssigkeiten, die dort zusammengeflossen sind und nicht
weiterkönnen. Folgt man – auch nur imaginativ – dieser Anweisung, entsteht
auf phänomenaler Ebene eine Veränderung im Gesehenen. Das Gesehene ändert den Charakter seiner Gegebenheit. Es handelt sich hier also nicht nur um
eine interessante, poetische Beschreibung einer vertrauten Szene, sondern um
eine performative Anleitung für ein poetisches Anders-Sehen: Die Schatten, die
zuvor noch als Anhängsel dessen gesehen waren, von dem sie Geworfene sind,
erscheinen nun als selbstbewegliche Substanzen, Flüssiges, das von den eingebogenen Flächen der Kanne gehalten wird. Um in einer solchen Weise verbal zu
70
Phänomenologie als deiktische Kartographie der Existenz
zeigen, muss man in der Lage sein, sich bietende Alternativen und Analogien des
Sehens selbst zu sehen.21
Zum anderen verdeutlicht Musil in dieser Passage, inwiefern jenseits dessen,
was man ‚sehen kann‘, jenseits des ‚Sinnlichen‘ in einem engen Sinn, noch mehr zu
dem gehört, was Menschen in ihrer Erfahrung phänomenal gegeben ist. So gehört
zum Bereich des phänomenal Gegebenen etwa auch „jenes andere, beinahe Körperliche“ was die „beiden Menschen […] fast mit den Sinnen empfinden“ können.
Dieses beinahe sinnlich Empfindbare bezeichnet die von den beiden Menschen in
der beschriebenen Situation erlebte Verbundenheit „zu einer Einheit“.
Als was oder wie nimmt man eine solche wahr? Jeder, dem solches Erleben vertraut ist, wird auch der Charakter der Gegebenheit einer solchen Verbundenheit
mit einer anderen Person mehr oder minder vertraut sein, die entweder mehr zur
Seite der „Strebe aus härtestem Metall“, oder eher zur Seite der leichten, „zärtliche[n] Bewegtheit“ ausschlägt; oder die, wie im von Musil beschriebenen Fall,
beides gegenstrebig umfasst.
‚Denken‘ nun die Beschriebenen sich dieses Empfinden zu ihren ‚bloßen Wahrnehmungen‘ hinzu? ‚Fühlen‘ sie jenes beinahe Körperliche als einen Aspekt ihrer
Situation? Und lässt sich ein solches Fühlen klar von einem sinnlichen Wahrnehmen abgrenzen? Problematisierend zu dieser Frage Wittgenstein:
Denk nur an den Ausdruck „Ich hörte eine klagende Melodie“! Und nun
die Frage: „Hört er das Klagen?“ […] Und wenn ich nun antworte: „Nein,
er hört es nicht; er empfindet es (nur)“ – was ist damit getan? Man kann
ja nicht einmal ein Sinnesorgan dieser ‚Empfindung‘ angeben. Mancher
möchte nun antworten: „Freilich hör ich’s!“ – Mancher: „Ich höre es eigentlich nicht.“ (Wittgenstein LSPP, 444)
Zum Umfang des Sinnlichen scheinen stets auch ‚über-sinnliche‘ Aspekte zu gehören; mehr jedenfalls, als was wir heutzutage vielleicht als ‚sinnlich‘ in einem
engeren Sinn zu qualifizieren geneigt wären. Dieses Mehr lässt sich nun aber nicht
21
Eine Phänomenologie des Poetischen müsste sich eingehender mit Effekten dieser Art
beschäftigen, die nicht nur auf der Ebene des rein Textuellen als stilistische Figuren
analysierbar sind, sondern auch und gerade als verbal evozierte Effekte auf der Ebene
imaginativen (und präsentischen) Erlebens.
71
Tom Poljanšek
dadurch adäquat verorten, dass man es terminologisch wahlweise einem Fühlen
oder einem Denken im Gegensatz oder in Ergänzung zu einem bloßen sinnlichen
Wahrnehmen zuschreibt. So ist auf der Ebene phänomenologischer Beobachtungen keineswegs klar, anhand welches erlebnisimmanenten Kriteriums die Grenze
zwischen einem solchen ‚Fühlen‘ oder ‚Denken‘ auf der einen und einem reinen,
‚sinnlichen Wahrnehmen‘ auf der anderen Seite gezogen werden sollte. Man denke nur an die Wahrnehmung gesprochener oder geschriebener Sprache, um sich
diese Unklarheit voll bewusst zu machen.
Die Vorstellung eines ‚Über-sinnlichen‘ im Sinnlichen legt sich allerdings nur
insofern nahe, als man einen naturalistisch verkürzten Begriff von Sinnlichkeit
voraussetzt, der auf der Ebene des phänomenal Gegebenen eine Sinnlichkeit von
Qualitäten ohne Sinn unterstellt. Ein solcher Begriff reduziert das Sinnliche auf
die vermeintlich sinnneutralen Modalitäten von Farbe, Ton, Wärme, Schwere
usw., aus welchen sich das phänomenal Gegebene (als ‚neutral‘ vor sich hin tönende, taktile, schwere, wechselwarme, bunte Dreidimensionalität) vermeintlich
zusammensetzt, um dann eventuell zusätzlich vom so wahrnehmenden Subjekt
kognitiv erfasst, begriffen und beurteilt zu werden. Solche neutralen Modalitäten
sind allerdings – oder ist das bei euch anders? – im Bereich des phänomenal Gegebenen selbst nie wirklich anzutreffen. Wir können – aus der Immanenz des
Erlebens allein – an einem gehörten traurigen Seufzen nicht klar und eindeutig
zwischen dem bloß Akustischen und dem Sinnhaften des Gehörten unterscheiden;
wie wir auch an einem gesehenen Hasen oder einer gesehenen Gabel nicht das rein
Visuelle vom Als- oder Aspekt-Sehen eindeutig abheben können.
Es ist also nicht so, dass Gegenstände zunächst da sind als nackte Wirklichkeiten, etwa als Naturgegenstände, die dann im Laufe des Erfahrens
einen Wertcharakter angezogen bekommen, damit sie nicht so nackt herumlaufen. (Heidegger GA 61, 91)
Nur sofern man das Sinnliche von einem bestimmten ontologischen Begriff von
Natur aus denkt, erscheinen die sinnhaften Aspekte des Gegebenen wahlweise als
‚kognitiver‘ oder ‚emotionaler‘ Zusatz zu einem ‚reinen‘ Sinnlichen.22 Die phäno22
Ein alternativer Begriff von Natur im Verbund mit einer Konzeption von Objekten als
„events with meaning“ findet sich etwa bei Dewey (2008, 240). Vor dem Hintergrund
72
Phänomenologie als deiktische Kartographie der Existenz
menologische Gegenthese läuft auf den verbal-deiktischen Hinweis hinaus, dass
wir im sinnlich Gegebenen nicht scharf zwischen einem bloßen Sinnlichen und
sinnhaften Zusätzen zu unterscheiden vermögen. Um ein Beispiel Roland Barthes’
zu gebrauchen: Der mit einem Rosenstrauß Beschenkte kann „im Bereich des
Erle-bens“ nicht eindeutig zwischen dem bloß Gesehenen (Signifikanten) und
dem er-lebten Ausdruck leidenschaftlicher Zuneigung (Signifikat) unterscheiden
(sofern er denn aufgrund seiner Sozialisation Rosen unwillkürlich entsprechend
semanti-sierend auffasst) – „genaugenommen gibt es hier nur
‚verleidenschaftlichte‘ Rosen“ (Barthes 2010, 256).
In den Stoff, aus dem die menschlichen Wirklichkeiten sind, sind Fäden verwoben, die sich einer voreiligen naturalistischen Perspektivierung entziehen. Hierzu
gehört etwa das Sinnhafte im Sinnlichen ebenso wie Atmosphärisches und die
Phänomene der Semantisierung und Bedeutsamkeit im weitesten Sinn. Diese fallen dem Fehlschluss der Naturalisierung zum Opfer, sobald das „Gebiet der Reaktivität des Individuums gegen die Welt und die anderen Individuen“ (Musil), die
menschliche Wirklichkeit, mit der naturalistisch unterstellten, wahrnehmungsunabhängigen Realität identifiziert wird.
Umgekehrt mag es aus einer naturalistischen Perspektive scheinen, als seien
die ‚meta-physischen‘ Fäden, auf die man in der beschriebenen Weise zeigen zu
können glaubt, – um die betrügerischen Weber aus Des Kaisers neue Kleider zu
zitieren – aus dem „schönste[n] Zeug, was man sich denken könne“ (Andersen
2016, 173). Ein naturalistisch gestimmtes Gemüt wird sich vielleicht versucht
fühlen, sich mit dem ‚unschuldigen‘ Kind neben die Szene zu stellen, um auszurufen „Aber die Wirklichkeit hat ja gar nichts an!“; der vollen Überzeugung, dass
es all die ‚übersinnlichen‘ Qualitäten, die die Menschen in ihr sehen, gar nicht
wirklich gibt.
In ontologisch-erkenntnistheoretischer Hinsicht haben diese Überlegungen jedoch „nichts an sich, was einen mathematisch-naturwissenschaftlich und exakt
fühlenden Menschen zu verletzen braucht“ (Musil 1987, 688). Es scheint hierzu
allerdings die Konsequenz unvermeidlich, dass das phänomenal Gegebene, sofern
der hier angestellten Überlegungen müsste man allerdings zwei ‚Naturen‘ unterscheiden: Die Natur der Wirklichkeit und die Natur der Realität. In wahrnehmungstheoretischer Hinsicht findet sich bei Gibson eine analoge Kritik an Ergänzungstheorien der
Wahrnehmung, die ein zunächst neutrales Gegebenes unterstellen, dem dann Bedeutung hinzugefügt wird (vgl. Gibson 1982, 408).
73
Tom Poljanšek
es über das naturalistisch verkürzte Sinnliche hinausgeht, nicht unmittelbar in
der naturalistisch postulierten, wahrnehmungsunabhängigen Realität verortet
werden kann. Vielmehr scheint das Gegebene auf subjektseitige dispositionale
Vermögen zurückzugehen, die dessen Konstitution zugrunde liegen. Phänomenal
gegebenes Wirkliches und als wahrnehmungsunabhängig stipuliertes Reales sind
nicht zu identifizieren. Die bewusstseinsmäßigen Gegebenheiten, die Dinge der
menschlichen Wirklichkeit, sind vielmehr – sofern ihnen Konstitutionsprozesse
zugrunde liegen, die appräsentierende Leistungen der Einbildungskraft oder Phantasie einschließen – etwas wesentlich anderes als das, als was sie „als Form an sich
betrachtet“ erscheinen mögen (ebd., 526).
Musil verdeutlicht diesen Gedanken anhand der alltäglichen Wahrnehmung
von Kleidungsstücken: „[A]us dem Fluidum der Gegenwart herausgehoben und
in ihrem ungeheuerlichen Dasein auf einer menschlichen Gestalt als Formen an
sich betrachtet“ glichen diese „seltsame[n] Röhren und Wucherungen“, „aber wie
hinreißend werden sie, wenn man sie samt den Eigenschaften sieht, die sie ihrem
Besitzer leihen!“ (ebd.):
Solche Gegenstände gleichen Schuldnern, die den Wert, den wir ihnen leihen, mit phantastischen Zinsen zurückzahlen; und eigentlich gibt es nichts
als Schuldnerdinge. […] Sie alle dienen, indem sie uns das Vermögen leihen, das wir ihnen borgen, dem Zweck, die Welt in ein Licht zu stellen,
dessen Schein von uns ausgeht (ebd.).
4 Konkaves, konvexes und schielendes Bewusstsein
Hatten wir es bei den bisherigen Beispielen verbaler Deixis mit dem Zeigen auf
Gegebenheiten zu tun, die dem Subjekt in der „perzeptive[n] Chirurgie seiner Alltagserfahrung“ (Richir 1994, 71) als kategorial erfassbare Gegenüber dargeboten
erscheinen, so betreffen die beiden abschließenden Beispiele das Wie der
Gegebenheit des Bewusstseins selbst. Zwischen diesen Beispielen besteht nicht
nur ein Gegensatz bezüglich der Phänomene, auf die sie zu zeigen versuchen,
sondern auch ein Unterschied bezüglich der Wahrscheinlichkeit, dass eine
entsprechende, verbale Deixis für den Einzelnen anschlussfähig und realisierbar
ist. Das liegt vor allem daran, dass sich auf die Phänomene der bisherigen Bei74
Phänomenologie als deiktische Kartographie der Existenz
spiele noch mehr oder weniger konkret zeigen lässt: Man kann auf ein Objekt mit
einer bestimmten Farbe zeigen, oder sagen „Hörst du jetzt gleich hier diesen Ton“,
man kann auf Festes und Flüssiges zeigen, auf Gebrauchsgegenstände in ihrem
Gebrauch, auf den Winkel zwischen Arm und Blick (obwohl es bei den beiden
letzten Beispielen schon etwas diffiziler zugeht).
Demgegenüber stehen die im Folgenden angezeigten Phänomene epistemisch
auf noch etwas schwächeren Beinen. Das liegt vor allem daran, dass hier Phänomene angezeigt werden, welche die Art und Weise der Gegebenheit von Situationen im Ganzen betreffen und nicht so sehr Einzelnes, auf das sich innerhalb bestimmter Situationen zeigen ließe. Rhetorisch sind sie daher relativ leicht beiseite
zu wischen, indem man etwa auf die Frage „Ist das bei euch auch so?“ mit einem
einfachen „Nein“ reagiert.
Zu entscheiden, ob es die im Folgenden verbal angezeigten Phänomene wirklich
gibt, bleibt daher dem individuellen Vermögen zum Nachvollzug der angebotenen
verbalen Deixis überlassen. Das Scheitern eines solchen Nachvollzugs verweist
dann wahlweise auf den Umstand, dass einem adressierten Subjekt das angezeigte
Phänomen nicht vertraut oder thematisch zugänglich ist, dass es ihm im eigenen
Erleben nicht gegeben, es ihm gegenüber „erfahrungsmäßig blind“ („experientially blind“) (Noë 2004, 4) ist, dass die verbale Anzeige für das adressierte Subjekt
nicht funktioniert, sie Mängel oder zu große Unschärfen aufweist, oder auch auf
den Umstand, dass das Subjekt, welches sie formuliert, sich an der entsprechenden Stelle über das eigene Erleben täuscht (d. i. Fehlanzeigen).23 Es handelt sich im
Folgenden also um Fälle von schwacher Evidenz, was diese gleichwohl nicht als
Evidenz diskreditiert.
Zum ersten Beispiel: Im Mann ohne Eigenschaften (1930) lässt Musil die Hauptfigur Ulrich auf eine Grunddifferenz aufmerksam machen, welche das Erleben der
eigenen Zugewendetheit zu einer Situation (oder zum In-der-Welt-sein im Ganzen), man könnte auch sagen: welche die Art und Weise betrifft, wie ein Subjekt
das Verhältnis der eigenen Bewusstseinsstelle zu einer Situation, in der es sich
befindet, erlebt. Diese beiden Weisen des Empfindens werden als zwei einander
23
Wer beispielsweise von sich behauptet, „religiös unmusikalisch“ zu sein, gesteht die
Möglichkeit religiöser Erfahrung zu, markiert aber zugleich, dass ihm solche Erfahrung selbst nicht zugänglich ist. Analog ist vorstellbar, dass die phänomenale Musikalität von Subjekten im Hinblick auf verschiedene Phänomene divergiert.
75
Tom Poljanšek
entgegensetzten Richtungen der Gewölbtheit dieser Bewusstseinstelle zur Welt
beschrieben – als Differenz von ‚„Konkav-‘ und ‚Konvexempfinden‘“.24 So könne
man einerseits
[…] hart sein, selbstsüchtig, bestrebt, gleichsam hinaus geprägt, und kann
sich plötzlich als der gleiche Ulrich Soundso auch umgekehrt fühlen, eingesenkt, als ein selbstlos glückliches Wesen in einem unbeschreiblich
empfindlichen und irgendwie auch selbstlosen Zustand aller umgebenden
Dinge. […] Ulrich sah sich dadurch sogar an die Arbeit eines Psychologen
erinnert […]: sie handelte davon, daß es zwei große, einander entgegengesetzte Vorstellungsgruppen gebe, von denen sich die eine auf dem Umfangenwerden vom Inhalt der Erlebnisse, die andere auf dem Umfangen
aufbaue, und legte die Überzeugung nahe, daß sich ein solches „In etwas
Darinsein“ und „Etwas von außen Ansehn“, ein „Konkav-“ und „Konvexempfinden“, ein „Raumhaft-“ wie ein „Gegenständlichsein“ […] noch in so
vielen anderen Erlebnisgegensätzen und ihren Sprachbildern wiederhole,
daß man eine uralte Doppelform des menschlichen Erlebens dahinter vermuten dürfe. (Musil 1987, 687f.)
Man kann auch sagen: Es macht einen grundsätzlichen Unterschied im erlebten
Verhältnis zu einer Situation, ob man den näheren Rand der sinnlichen Eigensphäre als nach innen hin das eigene Innere (von dem gefühlt etwa Blick und
Stimme ausgehen) einschließend erlebt, oder ob man diesen als nach außen hin
alles Äußere, selbst von diesem umfangen, umfangend empfindet. Ob man sich
also eher konvex verschlossen und gegenüber in die Welt hinausstehen fühlt, oder
konkav-geöffnet sich in ihr umzuschauen meint. Ob man den Eindruck hat, aus
einem abgeschlossenen Innen in ein Außen hinaus zu blicken, oder umgekehrt, von
innen in ein Innen hinein, sich in einem Inneren um zu blicken. Man kann Situationen eher konvex von außen bei- oder ihnen konkav von innen einwohnen.
In diesem Sinne kann man etwa eine Umarmung konvex oder konkav erleben,
entweder als ohne inneren Kontakt nur äußerlich daran teilnehmend, als nicht
24
Die ab hier gebrauchte Sprache bewegt sich teilweise im unscharfen Randbezirk dessen,
worauf sich textvermittelt intersubjektiv zuverlässig zeigen lässt, ohne die Identität des
deiktisch Vermeinten in gesprächsweiser Wechselrede zu überprüfen.
76
Phänomenologie als deiktische Kartographie der Existenz
wirklich dabei oder aber als von innen dabei, in die Situation hinein gelöst. Selbiges
gilt für einen Kuss, ein Gespräch, einen gesehen Film, ein Musikstück, eine Feier,
eine Beerdigung, wie auch für das alltägliche In-der-Welt-sein überhaupt (welches
etwa in der Depression als konvex verstellt, als keinen Durchgang auf die konkave
‚Innenseite‘ der Welt bietend, erscheinen kann).25
Wie angemerkt stehen Behauptungen wie die einer solchen Grunddifferenz
zweier Arten von Erleben epistemisch auf schwachen Beinen, sofern ihre Realisierung ans je einzelne Subjekt überantwortet ist. Schwache Evidenzen spielen nicht
auf dem Register persuasiver Überwältigung, mit ihnen kann man keinen Argumentationswettbewerb gewinnen; günstigenfalls aber schärfere Orientierung in
der menschlichen Existenz.
Analoges gilt für das letzte Beispiel, welches noch diffiziler ist, sofern es auf eine
Spaltung oder Faltung des Bewusstseins gegenüber sich selbst zu zeigen versucht.
Zur Anzeige dieses Phänomens sei noch einmal eine Passage aus Musils Die Vollendung der Liebe zitiert. Musil beschreibt hier das Paar im Hinblick auf ein Gespräch, welches es schon über einige Tage hinweg führt:
[S]ie sprachen wieder von dem Kranken, von einem Kranken eines Buches,
das sie gelesen hatten, und sie begannen gleich mit einer ganz bestimmten
Stelle und Frage, als ob sie daran gedacht hätten, obwohl das nicht wahr
war, denn sie nahmen damit nur ein Gespräch wieder auf, das sie schon
durch Tage in einer sonderbaren Weise festgehalten hatte, so als ob es sein
Gesicht verbürge und, während es von dem Buche handelte, eigentlich anderswohin sähe; nach einer Weile waren ihre Gedanken dann auch ganz
merklich über diesen unbewußten Vorwand wieder zu ihnen selbst zurückgekehrt. (Musil 1981b, 157)
25
Es wäre zu überlegen, ob noch weitere Formen solchen Erlebens zu unterscheiden sind.
Etwa ein konkav in-sich-selbst-gekrümmt-Sein, welches nach außen keine konkaven
Kontaktstellen für andere und anderes offenhält, sich aber in sich selbst einwohnen
fühlt. Heideggers „Dasein“ in Sein und Zeit mag aus dieser Perspektive als konvex-vereinzelte Eksistenz erscheinen; als in die Welt Hinausstehendes, welches die konkave,
‚selbstlose‘ Gelöstheit unter und in die Dinge eher nur als „privativen Modus“ dieser
Existenzweise kennt (Heidegger SZ, 135; vgl. hierzu auch Heidegger WM, 326).
77
Tom Poljanšek
Die hier von Musil beschriebene, „sonderbare Weise“, in der die beiden von dem
Gespräch als einem „unbewußten Vorwand“ über Tage festgehalten worden seien,
„als ob es sein Gesicht verbürge und, während es von dem Buche handelte, eigentlich anderswohin sähe“, lässt sich lesen als verbale Deixis der Form: Kennt ihr das,
wenn man mit jemanden über etwas spricht, und – während man sich selbst und
dem anderen über dieses etwas zu sprechen vorgibt – eigentlich etwas anderes verhandelt?
In solchen Situationen beginnt das eigene Bewusstsein auch sich selbst gegenüber wie mit nur halb geöffnetem Auge auf das, worum es ‚ihm‘ eigentlich geht,
zu schielen, während man sowohl sich als auch dem anderen gegenüber vorgibt, es
gehe einem nur um das thematisch offen in den Blick Gestellte. Dieser Sachverhalt
ist so eigenartig, dass er hier noch einmal explizit hervorgehoben werden soll: Das
Bewusstsein scheint in der Lage, sich in Bezug auf sich selbst und seine eigenen
Motive etwas vorzumachen – und es scheint dies in einer merkwürdigen Faltung
sich selbst gegenüber zugleich zu wissen und nicht zu wissen. Psychoanalytisch
gesprochen: Es gibt das Phänomen der Verdrängung.
Auch die Behauptung der Möglichkeit einer solchen Faltung lässt sich nur durch
individuelle Realisierung dieses Phänomens am Leib eigener Erfahrung verifizieren. Geht man entsprechenden verbalen Anzeigen nach, kann man die Evokation
einer Form der Beobachtung feststellen, die einem selbst solches Schielen des eigenen Bewusstseins besser sichtbar macht, es einem selbst nicht mehr in gewöhnlicher Weise durchgehen lässt. Die so evozierte Form der Aufmerksamkeit lässt
sich als (reflexive) Beobachtung vorerster Ordnung bezeichnen, sofern das Subjekt
durch ihr Mitlaufenlassen lernt, sich selbst bei solchem Schielen zu ertappen,
freundlicher: sich selbst bei solchem Schielen beizuwohnen. Sofern die Stelle, von
der aus in dieser Weise geschielt wird, psychoanalytisch gesprochen vor der Ebene
der Beobachtung erster Ordnung liegt, welche für gewöhnlich mit ‚Ich‘ bezeichnet
wird, handelt es sich um eine Beobachtung vor-erster Ordnung. Zugleich soll das
anklingende ‚vorerst‘ auch die epistemische Fragilität dieser Beobachtungweise
hervorheben.
Standardbeispiel für solches Schielen ist der Beziehungskonflikt, der sich an einem vordergründigen Problem entfaltet, während im Hintergrund andere Themen
oder Probleme – wie über Bande – angespielt und verhandelt werden, in Bezug auf
die sich die so über Bande Kommunizierenden wie stillschweigend – gegenüber
sich selbst und dem jeweils Anderen – darauf geeinigt zu haben scheinen, dass sie
78
Phänomenologie als deiktische Kartographie der Existenz
im Gespräch selbst nicht direkt thematisch zur Sprache zu kommen haben.26 Es
bleibt hier die Stiftung des gemeinsamen, nur implizierend hergestellten Gegenstandsbezugs gewissermaßen wechselseitig bewusst ‚in der Luft‘, als könnte man
sich jeden Augenblick auf die Position zurückziehen, dass die angespielten Gegenstände und Hintergrundsinne, die das Gegenüber da gehört haben mag, ‚gar nicht
wirklich‘ gemeint waren und so gewissermaßen nur ‚in dessen Kopf‘ stattgefunden haben mögen – man bespielt gemeinsam, in vermeintlicher Unbedarftheit, die
Klaviatur der Implikaturen.27
Aber nicht nur in Bezug auf in dieser Weise anspielenden Sprachgebrauch, auch
in Bezug auf sogenannte ‚unbewusste‘ und ‚verdrängte‘ Motive im Allgemeinen
legt sich eine solche Explikation nahe. Ein verdrängtes, unbewusstes Motiv wäre
dann eines, bei dem das Subjekt gegenüber sich selbst die Rolle des unzuverlässigen Anspielpartners spielt, der sich, von sich selbst auf die Anspielung angesprochen, als unschuldig aus der Affäre stielt. Das Subjekt behandelt sich in solchen
Fällen selbst wie jemanden, der gegenüber einem anderen, der ebenfalls es selbst
ist, das unzuverlässige Spiel bloß luftig angespielter Motive spielt.
5 Schluss
Anerkennt man das epistemisch-ontologische Eigenrecht menschlicher Wirklichkeit, erweist sich deren systematische Explikation als eine Grundaufgabe der
Philosophie. Die vorhergehenden Überlegungen sollten zeigen, dass eine viable
Aufgabe der Philosophie darin besteht, mittels spezifisch das Subjekt adressierender verbaler Anzeigen Erkenntniseffekte hervorzurufen, welche diesem seine
Wirklichkeit in orientierender Weise erschließen. Als Ziel phänomenologischer
Philosophie erwies sich somit eine deiktische Kartographie der Existenz, die in
26
27
Es gibt in Beziehungen auch die analoge Etablierung von zu-umschiffenden Schweigeund Tabuinseln, bezüglich derer sich die Partner stillschweigend geeinigt haben, sie
wechselseitig als inexistent zu behandeln, während es dort mitunter bedrohlich brodelt.
Arbeiten Subjekte in solchen Fällen mit unterschiedlichen Klaviaturen, können allerlei
Missverständnisse entstehen, die auf divergierenden Aufblendungen gemeinter Gegenstände und Hintersinne basieren.
79
Tom Poljanšek
systematischer Hinsicht kategoriale Explikation wirklicher und möglicher menschlicher Wirklichkeit ist.
Exemplarisch wurden bezüglich deren möglichen Explikationsrichtungen drei
Formen verbaler Deixis unterschieden: Eine erste Form zielt auf die Evokation
phänomenologischer Aufmerksamkeit für kategorial differenzierbare Phänomene innerhalb der Subjekten als Gegenüber begegnenden Wirklichkeit. Durch sie
werden aus der Erfahrung implizit vertraute Phänomene kategorial sichtbar und
thematisch zugänglich.
Die zweite Form zielt auf die Evokation poetischer Aufmerksamkeit, die entweder versucht, dem Subjekt in der Latenz seiner Erfahrung schlummernde Möglichkeiten des Anders-Sehens vor Augen zu führen, oder ihm anderweitig Mittel
an die Hand gibt, seinen Kontakt mit der poesieaffinen Fluidität möglicher Wirklichkeit zu vertiefen.
Die dritte Form zielt auf das kategoriale Aufmerken auf Phänomene, die innerhalb der Sphäre der Gegebenheit die Stelle der Phänomenalisierung, des Bewusstseins selbst betreffen. Die durch sie evozierte Form der Aufmerksamkeit lässt sich
als reflexive (im Gegensatz zu einer objektbezogenen) Beobachtung vorerster Ordnung bezeichnen, die dem Subjekt Subtilitäten der Selbsterfahrung thematisch
zugänglich macht, die in der gewöhnlichen Registratur des Alltags häufig unthematisch passieren.28 Das Verhältnis dieser und möglicher weiterer Formen bedarf
eingehenderer systematischer Explikation im Hinblick auf die Stellung der durch
sie angezeigten Phänomene innerhalb der menschlichen Wirklichkeit, die im Vorhergehenden nur angerissen werden konnte.
Ihnen gemeinsam ist allerdings, dass sie allesamt auf die Explikation vorgegebener oder angelegter Gegebenheiten verweisen. Sie alle zeigen jeweils auf Phänomene, die in der Wirklichkeit schon da sind. Eine weiterführende Frage wäre,
ob verbale Deixis evokativ auch auf solche Ideen und Phänomene zu zeigen vermag, die zwar nicht sind, aber noch werden können. Ob also das philosophierende
Subjekt nur „ein Kind seiner Zeit sein soll oder ein Erzeuger der Zeiten“ (Musil
1981a, 1030). Oder anders: Ob die Eule der Minerva, nachdem sie ihren Flug mit
28
Weiter zu explizieren wäre die Möglichkeit der Evokation weiterer Formen solcher
Aufmerksamkeit, wie etwa objektbezogener Beobachtung vorerster Ordnung, die auf
phantasmatisch-fluide Aspekte der Sinnbildung zielt, oder einer diskursiven Aufmerksamkeit, die den Spielraum gemachter Setzungen im Auge behält, um zwischen aus
Gesetztem Folgenden und Nicht-Folgenden zu unterscheiden.
80
Phänomenologie als deiktische Kartographie der Existenz
der einbrechenden Dämmerung begann, sich vielleicht zumuten sollte, ihn bei anbrechendem Morgengrauen fortzusetzen, um dem Gegebenen nicht nur hinterher,
sondern zumindest auch ein kleines Stück weit vorauszufliegen – als früher Vogel
wider das Gewohnte.
81
Tom Poljanšek
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