Jézabel est comme une silhouette vide sur laquelle s'incrustent presque toutes les images du féminin négatif : séductrice, prostituée, avide du sang des prophètes, faussaire, sorcière empoisonneuse, maîtresse des festins idolâtres. Elle... more
Jézabel est comme une silhouette vide sur laquelle s'incrustent presque toutes les images du féminin négatif : séductrice, prostituée, avide du sang des prophètes, faussaire, sorcière empoisonneuse, maîtresse des festins idolâtres. Elle est donc maudite, cause de la ruine de ses fils, écrasée par les chevaux du vainqueur, dévorée par les chiens, répandue comme du fumier, privée d'une sépulture qui porte son nom. Mais son histoire n'est pas très différente de celles d'autres femmes de l'antiquité méditerranéenne. Hypostases de la Fortune qui fait et défait les rois, ces femmes appartiennent à des dynasties qui ont perdu leur pouvoir. Elles ont vu assassiner leurs enfants, ou les ont tués elles-mêmes. Leur sang a, pour ainsi dire, accéléré la maladie mortelle de la race qui les avait accueillies. Elles ont souvent eu affaire à la vigne…
Im 1936 erschienenen Roman Jézabel von Irène Némirovsky versucht Bernard Martin seiner Geliebten Laurette seine Großmutter Gladys Eysenach mit folgendem Spruch zu beschreiben: „Elle s’appelle Jézabel…“ Eine ähnlich pointierte Aussage... more
Im 1936 erschienenen Roman Jézabel von Irène Némirovsky versucht Bernard Martin seiner Geliebten Laurette seine Großmutter Gladys Eysenach mit folgendem Spruch zu beschreiben: „Elle s’appelle Jézabel…“ Eine ähnlich pointierte Aussage tätigt er gegenüber seinem Zimmernachbarn Constantin Slotis, als dieser ihn auf den Besuch von Gladys Eysenach anspricht: „Ma mère Jézabel devant moi s’est montrée…“ Dieser Vers aus der berühmten Songe d‘Athalie in Racines Athalie spannt nicht nur einen intertextuellen Bogen zwischen diesen beiden Werken, sondern auch zwischen den Werken und der biblischen Vorlage.
Auf dem Hintergrund dieser Referenz auf die Figur der Jézabel ergibt sich demnach die folgende Fragestellung: Wie viel vom ‚Jézabel‘-Stoff steckt in Irène Némirovskys Roman Jézabel? Hierbei wird die Hypothese aufgestellt, dass Némirovsky nicht viel vom Jézabel-Stoff in ihren Roman eingearbeitet hat, da sie ihrer Religion nicht so verfallen ist. Der Stoff soll daher lediglich dazu dienen, die Grausamkeit der Gladys Eysenach zu veranschaulichen und zu unterstreichen.
Um der Fragestellung nachgehen zu können, folgen zunächst in Kapitel 2 dieser Arbeit zentrale biographische Daten und Aspekte zu Irène Némirovsky. Hier soll insbesondere auch ihre Einstellung zum jüdischen und christlichen Glauben thematisiert werden, da Jézabel primär ein biblischer Stoff ist. Die Darstellung, Analyse und Rezep-tion des Stoffs wird vor allem in Kapitel 3 geleistet. Dabei bleibt es nicht nur bei der biblischen Vorlage, es wird auch das Drama Athalie von Racine herangezogen und gleichermaßen betrachtet, nicht zuletzt aufgrund des intertextuellen Bezugs im Roman selbst. Die Ergebnisse dieser Vorarbeit sollen dann in Kapitel 4 auf Némirovskys Roman Jézabel bezogen werden: Da Jézabel im Roman eindeutig von Gladys Eysenach verkörpert werden soll, wird vor allem ihre Figur in Bezug auf die biblische Isebel und Racines Jézabel vergleichend analysiert. Ihr Charakter und ihre Beziehungen zu ihrer Tochter Marie-Thérèse und ihrem Enkel Ber-nard Martin sollen zentrale Ausgangspunkte dieser Analyse sein. Eine Zusammenfassung der Erkenntnisse wird in Kapitel 5 geleistet.