Edguy
In der Tradition von Iron Maiden Gamma Ray und den frühen Helloween mucken Edguy seit Anfang der Neunziger herum. Zuerst etwas belächelt, dann respektiert sind die Hessen da angekommen, wo manch einer ihrer ehemaligen Vorbilder heute gerne stehen würde - ganz oben in der Gunst der Metal-Fraktion.
Mag Power Metal nicht jedermanns Sache sein, so haben die Mannen um Sänger Tobias Sammet doch ein Händchen für bombastisch arrangierte Tracks mit nicht selten epischer Länge. Bei Tobias' Live-Ansagen ist es mit dem Händchen jedoch meist nicht so weit her, an seinem Humor scheiden sich die Geister.
Bis die Jungs aus Fulda national wie international Furore machen, müssen sie erst die harte Metal-Schulbank drücken. Die Einschulung findet 1992 statt, als Tobias Sammet auf Gitarrist Jens Ludwig trifft. Als sich Tobi von der Orgel hinters Keyboard klemmt, klingt das ganze schon nach Musik. Als Klampfer Dirk Sauer dazu stößt, fehlt nur noch der Drummer - Tobi spielt die Basslinien auf dem Keyboard.
In der Parallelklasse macht man einen Jungen namens Dominik Storch aus, der bald hinter dem ein Drumkit sitzt. Der Namen Edguy geht - wie bei Lynyrd Skynyrd auch - auf einen Lehrer zurück, den sie hinter seinem Rücken so nennen.
Anfangs eifern sie noch oben genannten Vorbildern nach und covern Songs. Als Edguy beginnen, eigene Stücke zu schreiben und auf den großen Deal zu hoffen, machen sie dieselben Erfahrungen wie die meisten Bands: Absage folgt auf Absage. Es scheint nicht sonderlich schlau zu sein, klassischen Metal in einer Zeit spielen zu wollen, in der Grunge gerade seinen Höhepunkt erreicht. In Tobias 'Eggi' Exxel finden sie derweil einen Bassisten. Felix Bohnke übernimmt mittlerweile die Drums.
Edguy lassen sich so schnell nicht entmutigen. 1995 entsteht in Eigenregie das Debüt "Savage Poetry". Für viel Furore sorgen sie mit der Scheibe noch nicht, trotzdem kommen sie an den lang ersehnten Plattendeal mit AFM Records. Hier erscheint zwei Jahre später "Kingdom Of Madness", und für Tobi und seine Jungs geht ein Traum in Erfüllung.
Mit ihren gerade mal 18 Jahren gehen die Hessen sehr souverän zu Werke und müssen sich hinter ihren Vorbildern nicht mehr verstecken. Schon mit der nächsten Veröffentlichung schaffen sie es unter die Dynamit-Fraktion im Rock Hard und besetzen einen der Plätze fortan mit jedem Album. Auch in beinahe sämtlichen anderen Magazinen erreicht beispielsweise "Vain Glory Opera" sehr gute Noten.
Für das Album greifen sie auf prominente Hilfe zurück: Blind Guardian-Sänger Hansi Kürsch, der mit Tobi die Gesangs-Arrangements ausarbeitet, und Timo Tolkki von Stratovarius, der das Album mit einem saftigen Sound versieht. Doch statt sich auf dem Erfolg auszuruhen, legen Edguy ein Jahr später - trotz Touren mit Blind Guardian, Stratovarius und Iron Savior - mit "Theater Of Salvation" nach. Hier zeigen sich abermals ihre Stärken: kräftiger Power Metal mit treffsicher eingesetzten Chören und mindestens einer Ballade. Auch der 13-minütige Titeltrack zeigt eindrucksvoll, zu welcher Leistung die Band fähig ist.
Zur Jahrtausendwende legen Edguy ihr Debütalbum "The Savage Poetry" neu auf und spielen dafür die Songs komplett neu ein und verändern zum Teil die Arrangements. 2001 machen sie sich selbst Konkurrenz, denn neben dem fünften Studioalbum von Edguy legt Tobias mit seinem Projekt Avantasia eine astreine Metal-Oper hin. Als Gastsänger kann er dabei auf Größen wie Michael Kiske (Supared, Ex-Helloween), Kai Hansen (Gamma Ray), David DeFeis (Virgin Steele), André Matos und Rob Rock zurückgreifen. Mit "Mandrake" schaffen Edguy endgültig den Sprung an die Spitze - sie touren durch 23 Länder auf vier Kontinenten. Wo Tobi derweil Zeit und Muße hernimmt, den zweiten Teil der Avantasia-Oper zu schreiben, bleibt sein Geheimnis. Das Teil erscheint 2002 und steht dem ersten in nichts nach.
Die Pause überbrückt man im Edguy Camp derweil mit dem Doppel-Live-Album "Burning Down The Opera". Aufgenommen wird die CD in Paris, und allein die Aufmachung des Booklets ist sein Geld wert. Dann ist es an der Zeit, sich nach einem anderen Label umzusehen: Nuclear Blast nehmen die Hessen unter Vertrag und offerieren Anfang 2004 die EP "King Of Fools".
Die schlägt gut ein und ermöglicht den Jungs einen Auftritt bei der McChart-Show auf Pro7. Mitte März legen Edguy mit dem "Hellfire Club" nach und bieten einmal mehr erstklassigen Power Metal mit bombastischen Chören und kernigen Melodien. Für die Streicher zeichnet das Babelsberger Filmorchester verantwortlich. Im April reiten sie gemeinsam mit Brainstorm durch deutsche Lande, ehe es mit Nocturnal Rites und Tad Morose durch Skandinavien.
Mit Sascha Paeth geht es im Mai 2005 ins Studio, um die EP "Superheroes" und die DVD "Superheroes The DVD Edition" einzutüten, danach geht es in die Staaten, um ein paar Sommerdates mit Hammerfall und Into Eternity zu spielen. "Rocket Ride" erscheint Mitte Januar 2006. Kaum einen Monat später geht es mit Dragonforce durch Europa und anschließend mit Savage Circus nach Japan.
Trotz ausgiebiger Touraktivitäten und Tobis Aussage, dass Avantasia nach dem zweiten Teil Geschichte sind, arbeitet der Sänger doch einen dritten Teil aus und startet nach der Veröffentlichung im Januar 2008 groß durch und beackert die Straße, macht sich aber nach der Heimkehr an die Arbeiten für die nächste Scheibe "Tinnitus Sanctus" (November).
Anfang Mai folgt das Paket "Fucking With F*** - Live". DVD und CDs wurden vor drei Jahre in Sao Paolo aufgenommen, die DVD enthält zudem eine fast einstündige Dokumentation.
© Laut
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