Faun
Sobald in der sogenannten 'Schwarzen Szene' das Wort Folk oder gar Neofolk auftaucht, ist die Verunsicherung im Publikum zu spüren. Vielfach von der rechten Szene unterwandert und missbraucht, genießt das Genre leider keine große Anerkennung. Faun hingegen entwickeln sich in der ersten Dekade des Millenniums zur viel geachteten und beachteten Speerspitze auf der ganz hellen Seite dieses Mondes.
Mitbegründerin der naturverbundenen Goth-Hippies ist Flöten-Queen Birgit Muggenthaler, die sich jedoch bereits nach dem Debüt aus dem Staub macht, um mit Schandmaul die kommerzielle Seite des Mittelalter-Rocks zu nutzen. Dem kreativen Output der Truppe um Oliver 'Satyr' Pade schadet der Ausstieg indes nicht im geringsten.
Bereits mit der zweiten Platte "Licht" erobern die Wolfsgötter die Darkwave-Szene. Trotz dieses Erfolges soll man sich hüten, Sound, Arrangement und Kompositionsweise auf ein klischeebeladenes Zupf-Biotop für Gruftie-Nasen zu reduzieren. Die musikalische Herangehensweise bleibt handwerklich wie künstlerisch stets authentisch, erscheint dabei jedoch zu keinem Zeitpunkt kalkuliert oder gar musikhistorisch inkompetent.
Ob arabische Skalen, bretonische Tänze oder nordische Folkweisen zum mehrstimmigen Gesang: Faun nehmen sich alledem an und vermischen es mit eigenen Songwriterideen plus einem Haufen Elektroschnipsel. Eben diese letztgenannten Funken der Moderne schließen den Kreis in totaler Eigenständigkeit. Folk goes Sample und Drumcomputer. Jetzt fehlt nur noch ein Name für den Sud. Als Pioniere und Pfadfinder dieses neuen Nebengenres liegt nichts näher als den Begriff 'Pagan Folk' zu erfinden. Pade: "Keine Ahnung, wie man das nennen soll, was wir machen. Da nannten wir den Stil ganz einfach so."
Letzterer verselbständigt sich über die Jahre und feiert eine neu entstandene Subkultur. Faun selbst entziehen sich dennoch geschickt jeglicher Vereinnahmung durch Szenen und Medien. Das schamanenartige Konzept der Bewusstseinserweckung durch ebenso treibende wie sensible Musik und eine Abkehr vom typischen Lebensstil der Konsumgesellschaften machen die Kollegen von Omnia zu in Freundschaft verbundenen Gefährten.
Ihr siebtes Studioalbum "Eden" bedeutet künstlerisch einen vorläufigen Höhepunkt im Schaffen der Faune. Ausgefeiltheit und filigrane Detailverliebtheit treffen auf teils derbe Beats, dann wieder auf zurückgenommen verhuschte Klangteppiche.
Ein Ende der farbenfrohen Reise kommt nicht in Sicht. "Wir haben ein Mittel gefunden, uns auszudrücken", so Pade. "Es gibt da ein Vakuum. Das Christentum scheint auf Dauer ausgedient zu haben. Junge Leute suchen eine Nische. Wir drücken bewusst keinen Stempel auf die Stirn. Wir besinnen uns viel der Natur. Das ist unsere Wurzel."
Doch genau von diesen Wurzeln entfernen sich Faun mehr und mehr. Auf ihrem nächsten Album "Von Den Elben" nähern sie sich fast schon Schlagergefilden an und sorgen damit für einige Unmut auf Seiten ihrer Fans. Ebenfalls auf wenig Gegenliebe stößt, dass die Band externe Songwriter heranzieht.
Auf dem Nachfolger übernimmt Oliver S. Tyr jedoch wieder die Führung und huldigt mit den neuen Kompositionen der Göttin der Nacht. "Luna" featuret In Extremo-Sänger Michael Rhein und liefert gewohnten Mittelalter-Pop. Die 2013 in den Bandkomplex integrierte Sängerin Katja Moslehner drückt den Liedern vehement ihren Stempel auf. Die zahlreichen Multiinstrumentalisten in ihrem Rücken sorgen wie immer für ein eingängiges, aber auch zart-zerbrechliches Fundament. Auf weiteren Alben wie "Luna" (2014), "Midgard" (2016), "Märchen & Mythen" (2019) oder "Pagan" (2022) regiert Kritikerstimme zufolge der Kitsch. Aber gut, Mittelalter-Alben ganz ohne plakative Wortakrobatik zu erwarten, wäre ein bisschen zu optimistisch.
So festigen Faun trotz einiger Wackler ihren hohen Status in der Mittelalterszene. Faun bleiben eben unverwechselbar Faun.
© Laut
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