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Grandaddy

Es ist nicht viel los in Modesto, Kalifornien, ein Nest in der weiteren Umgebung von San Francisco. Grandaddy macht das nicht viel aus. Der Vollbart und das Ländliche sind für die fünf Einheimischen genau das Richtige, um in der völligen Abgeschiedenheit seit 1992 an einem großspurig angelegten Waldschrat-Indie zu arbeiten. Jason Lytle, der weise und ruhige Kopf der Band, steht von Anfang an mit seiner Gitarre hinter dem Mikro. 1995 steht mit Jim Fairchild (Gitarre), Aaron Burtch (Schlagzeug), Kevin Garcia (Bass) und Tim Dryden (Keyboards) auch eine stabile Besetzung fest. Mit der Unterstützung von Giant Sand-Frontmann Howe Gelb erscheint nach den EPs "Don't Sock The Tryer" und "A Pretty Mess By This One Band" das Debüt-Album "Under The Western Freeway" (1997). Zwischen Pavement und pixieischer Lo-Fi-Songwriting-Kultur können sich Grandaddy auch in den Großstädten dieser Welt behaupten und das Major-Label V2 überzeugen. Trotz First-Take-Counts-Gedanke und Konzentration auf das Wesentliche ("Ich lege sehr viel Wert darauf, dass die Ideen zügig umgesetzt werden. Durch Spontaneität soll das Essentielle eines Songs aufgefangen werden, der Rest fällt weg", meint Lytle), wird das Album ein Jahr später mit etwas größeren Brimborium noch mal wiederveröffentlicht. Die Single "Summer Here Kids" wird sogar NME-Single of the Week. Bis 1999 vergräbt sich die Band anschließend in ihr Eremiten-Dasein in Kalifornien. Einzig mit "The Broken Down Comforter Collection", einer Zusammenfassung einiger Singles, B-Sides und Samplerbeiträge aus alten Tagen, gibt sie ein kleines Lebenszeichen von sich. Später im Jahr kündigt sich mit der EP "Signal To Snow Ratio" dann ein mehr und mehr elektronisch geprägter Weg des Indie-Rocks an. Grandaddy mischen kräftig auf und protzen mit ausgefeiltem Pop-Songwriting. Auf ihrem Zweitwerk "The Sophtware Slump" perfektioniert die Landeier ihre Space Rock-Version der Beach Boys - für viele eine der besten Bands zwischen Mercury Rev und den Flaming Lips. Den großen Kritiker- und gemäßigten kommerziellen Erfolg kann der Nachfolger "Sumday" (2003) nicht ganz bestätigen. Zu seicht sind diesmal die Atmosphären, zu rund die Kompositionen. Handelt es sich um ein kreatives Loch? Jedenfalls ist Grandaddys folgende Veröffentlichung "Below The Radio" (2004) eine Zusammenstellung von Jason Lytles Lieblingsstücken, die ohne einen Ton seiner Mitstreiter auskommt. Sein Markenzeichen, den ruppigen Bart, rasiert sich Jason Lytle danach ab. Ein schlechtes Omen, oder auch nicht - jedenfalls erklärt Lytle Anfang 2006 das Ende der Band. Was für den Außenstehenden überraschend kommt, sei in Wirklichkeit "unausweichlich" gewesen. Das bereits komplett eingespielte Album "Just Like The Fambly Cat" erscheint kurz danach, gefolgt von einer kurzen, abschließenden US-Tour. Danach verlässt Lytle Kalifornien und zieht sich nach Montana zurück. Dort gönnt er sich eine Auszeit, um an einer Grandaddy-DVD und seinem Solodebüt "Yours Truly, the Commuter" zu arbeiten, dass 2009 auf dem Label ANTI erscheint. Wie auch der Nachfolger "Dept. of Disappearance" (2012). Im Sommer 2012 kommen Grandaddy dann doch wieder für mehrere Festivals in den USA und Großbritannien zusammen. "Get in, rock out, get paid, get out, erklärt Lytle seine Motivation. Um danach doch wieder eine gewisse Begeisterung zu äußern und die Möglichkeit eines gemeinsamen Albums nicht auszuschließen. In der Tat macht sich Lytle wieder an die Arbeit. Von Montana zieht er erst nach Portland, Oregon, schließlich wieder zurück nach Modesto, Kalifornien. Mit dem Original-Lineup ensteht so über eine Zeitraum von vier Jahren Grandaddys fünftes Album "Last Place" (2017). "Auf allen Grandaddy-Alben ging es um das Scheitern von Beziehungen. Ich habe versucht, ein normaler Mensch zu sein. Ich habe versucht, es so zu machen wie alle anderen, aber es hat mal wieder nicht hingehauen - also habe ich mich erneut ins Fantasieland zurückgezogen, erklärt Lytle dazu. Im selben Jahr stirbt Bassist Kevin Garcia überraschend im Alter von 41 Jahren. Er hatte einen schweren Schlaganfall erlitten. Danach ruht das Projekt einige Jahre. Es folgen Wiederveröffentlichungen zum 20-jährigen Bandbestehen, etwa das "Sumday Twunny"-Boxset. Auf Wunsch der Familie seines Freundes Mark Linkous steuert Lytle auch Gesang zu einem posthumen Sparklehorse-Album bei. Das sechste Grandaddy-Album erblickt 2024 die Welt: Auf "Blu Wav" versucht sich Lytle wieder an einem Klangkonzeptalbum. In einer Zeit, in der sich große Popstars wie Lana Del Rey an das Country-Genre anlehnen, legt der Natur- und Technikphilosoph die beiden Genres Bluegrass und New Wave kurzerhand zusammen, woraus sich der Albumtitel ergibt.
© Laut

Diskografie

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