Jazzanova
Internationale Aufmerksamkeit erregen Jazzanova 1997 mit der Uptempo-Jazz-Brasil-Nummer "Fedime's Flight". Drehscheibe für den Klangkosmos von Jazzanova ist der Club Delicious Doughnuts in Berlin. Hier legen Mitte der 90er Alexander Barck, Jürgen von Knoblauch und Claas Brieler ihren Mix aus Jazz, Latin und House auf. Als gestandene Großstadt-DJs will man dem Trend, zu remixen und selbst zu veröffentlichen, nicht hinterherlaufen. Zusammen mit dem Hip-Hop-Produzenten Rosko Kretschmann (Kosma) fertigt man erste eigene Tracks für die Delicious Doughnuts-Compilations.
Für die zweite Auflage des Club-Samplers verweist Rosko aus Zeitgründen auf seine Freunde Axel Reinemer und Stefan Leisering, die zusammen bereits unter den Pseudonymen "Extended Spirit" und "Pathless" veröffentlichten. Da die Erscheinung der zusammen produzierten Titel jedoch gefährdet ist, gründen die Discjockeys kurzer Hand ein eigenes Label (Jazzanova Records), integrieren die drei Produzenten in die Band und geben ihrem Kind den Namen Jazzanova.
Der Rest liest sich ebenso gut wie er sich anhört. Durch die Connections zu Compost-Chef Michael Reinboth erreicht "Fedime's Flight" die Ohren und Plattenteller der angesagten europäischen Nu-Jazz-DJs. Es folgen internationale DJ-Jobs und Remixaufträge für Marshmellow, Visit Venus, Karma, UFO, 4 Hero und Ian Pooley. Diese werden auf diversen Samplern und einer ersten EP veröffentlicht. Eigene Compilations und die Gründung des Sonar Kollektivs runden die Palette ab. Die damalige Philosophie erläutert Claas: "Wir benutzen als Inspirationsquelle viele Jazzplatten, Brasilplatten, Latinoplatten, Boogie, Soul, Folk, Soundtracks und rocklastige, experimentelle Fusion-Sachen aus den 70ern. Wir versuchen, das in Formate umzusetzen, die heute benutzt werden: House, Drum'n'Bass, Jungle, Trip Hop, Nu Jazz, Hip Hop undsoweiter". Dass dieser Versuch gelungen ist, beweist der eindrucksvolle Output der Berliner.
Nach dieser Gründungsphase vergehen viele erfolgreiche Jahre, bis Jazzanova ihr offizielles Debütalbum "In Between" präsentieren. Ursprünglich für 2000 angekündigt, erscheint das geniale und untypische Hörwerk im Frühjahr 2002. Immer wieder von Remixaufträgen (Calexico, Rainer Trüby, MJ Cole, Liquid Lounge, Incognito, Eternal Sun, King Britt feat. Ursula Rucker, Koop, Roy Davis Junior ... ) unterbrochen, feilen sie ein Album zurecht, das getrost als perfekt bezeichnet werden kann. Weg vom Latin-Jazz, der zu ihrem Markenzeichen wurde, überzeugt "In Between" durch abwechslungsreiche und vertrackte Programmierung, die sich nicht mehr einem bestimmten Stil verpflichtet.
Nach zwei weiteren Remixalben (Playlist, "... Mixing") adelt 2005 das renommierteste aller Jazzlabel, Blue Note, das Jazzanova-Kollektiv. Die ehrenvolle Aufgabe lautet, die vierte Ausgabe der Label-Serie "Blue Note Trip" zu kompilieren und bei der Gelegenheit behutsam die Remix-Hand anzulegen. Sie beinhaltet das Privileg, sich in den Archiven der Plattenfirma hemmungslos bedienen zu dürfen. Dieser Job gehört zu den ehrbarsten, den die Jazzwelt zur Verfügung stellt.
Ambitioniert und ideenreich werden die Jazzanova-Mannen dieser Aufgabe gerecht und präsentieren ein abwechslungsreiches Doppelalbum. Rare-Groove-Klassiker und latinophile Fundstücke bilden die Ausgangsbasis für ihre Reise in die Jazzvergangenheit. Souverän und kenntnisreich stellt sich die Songauswahl dar. Einfühlsam bereiten sie die auserkorenen Jazzschätze für die nächste Generation auf und verpassen ihnen ein zeitgemäßes Klangkostüm.
Darauf folgt die Compilation "The Remixes 2002-2005", auf der sich u.a. Masters At Work, Eddie Gale, Marcos Valle, Calexico und Free Design finden lassen. Für "Scrambled/Mashed", ihren zweiten Beitrag zu der "Blue Note Trip"-Reihe, wählen Jazzanova 2006 Stücke von Jazzgrößen wie Horace Silver, Grant Green, Gary Bartz und Andrew Hill und kombinieren diese mit den modernen Klängen von Raul Midón, David Bowie, Pat Metheny, Madlib sowie den Jazzmeistern Medeski, Martin & Wood.
Am 24. Oktober 2008 erscheint das zweite Studioalbum der umtriebigen DJs. Es trägt den Titel "Of All The Things" und ist im Gegensatz zu den restlichen Jazzanova-Produktionen fast ausschließlich live eingespielt, nur die Beats enstehenen am Computer. Für das Projekt gewinnen die Berliner zahlreiche Gastmusiker, etwa den Soulspezialisten Leon Ware oder den Rapper Phonte. Da sich die Produzenten Konzerten bis anhin strikt verweigerten, ist "Of All The Things" die erste Gelegenheit, das Projekt auf einer Bühne zu erleben. Denn das Ziel der Mannen ist die Liveumsetzung.
Innerhalb kurzer Zeit krempeln sie ihr Konzept bühentauglich um. Mit dem amerikanischen Sänger Paul Randolph realisieren die Berliner eine komplette Tour. Gigs auf renommierten Festivals wie Melt, North Sea Jazz Festival, Electric Picnic, Flow Festival oder Dour Festival beweisen die Nahtlosigkeit ihres Übergangs zur Livekombo. Zusätzliche Instrumentalisten wie Sebastian Studnitzky, Arne Jansen, Kalle Kalima, Sebastian Borkowski, Thomas Pfirmann, Stefan Ulrich, Paul Kleber und Christoph Adams machen der Crowd den sehr speziellen Sound schmackhaft.
Als Resultat dieser Erfahrungen erscheint 2012 die "Funkhaus Studio Session"; ein Quasi-Jam in der bewährten Besetzung mit Randolph. Nebenher fördern sie das Genre durch Aktivitäten als Radiomoderatoren.
Einige Jahre später kehren sie mit einem grandiosen Konzeptalbum zurück. Auf "The Pool" ist der Titel Programm. Symbolik, Funktion und Drumherum des Swimming Pools als zivilisatorische Errungenschaft ist ihr Ausgangspunkt. Vom nächtlichen Stilleben bis zur fetten Poolparty erschaffen sie bunte Lieder mit namhaften Gaststars wie Jamie Cullum.
© Laut
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