Kelis
Kelis gehört zu den Paradiesvögeln der amerikanischen R'n'B und Soul-Szene. Nicht nur ihr knallbuntes Äußeres, auch musikalisch hat die am 21. August 1979 geborene Sängerin Einiges zu bieten.
Aufgewachsen als Kelis Rogers-Jones in Harlem/New York, stecken sie ihre Eltern - ein Jazzmusiker und eine Klamottendesignerin - schon mit zwei Jahren in einen Chor. Als ob das nicht erstmal reicht, bekommt sie noch Geigen- sowie Saxophonunterricht. Nach den Proben durfte sie dann ihrem Vater beim Klavier spielen zuhören. Bei so einem Pensum in jungen Jahren liegt eine berufliche Beschäftigung mit Musik natürlich nahe. Mit sechzehn werfen ihre Eltern die junge Kelis aber raus, da sie es leid sind, sich mit deren Extravaganzen herum zu schlagen. In der Folge hat sie erst einmal andere Sorgen: "Damals dachte ich nicht im Traum an eine musikalische Karriere, ganz einfach weil ich viel zu sehr damit beschäftigt war darüber nachzudenken, wo die nächste Mahlzeit herkommen sollte."
Ganz so schlimm wird es aber nicht gewesen sein, denn schließlich befindet sie sich zu diesme Zeitpunkt in der Fiorello H. LaGuardia High School Of Music in einer eher behüteten Umgebung. Dort gründet sie auch ihre erste eigene Gruppe, das Mädels-Trio BLU, was für Black Ladies United steht. Durch diese ersten Gehversuche schafft sie doch den Sprung ins Musikgeschäft. So macht sie die Bekanntschaft der Allstar-Truppe der Gravediggaz und nähert sich auch vopn der Business-Seite den Neptunes. Mit Pharrell Williams verbindet sie zwar schon eine Sandkasten-Bekanntschaft, aber erst jetzt trägt diese auch Früchte. Durch dessen Unterstützung ergattert sie einen Deal bei Virgin. Tragisch nur, dass ihr Vater das nicht mehr erleben darf, er stirbt zwei Tage vor der Vertragsunterzeichnung.
Auf dem Track "Got Your Money" von Ol'Dirty Bastard hat sie einen ersten Gesangspart, doch erst mit der Hitsingle "Caught Out Here", übertrifft sie ihre kühnsten Träume. Mit dem schreienden Refrain "I Hate You So Much Right Now" erregt sie Aufsehen im immer gleich klingenden R'n'B-Dschungel. Bemerkenswert ist, dass die nächste Single auf einmal ganz ruhig daher kommt. Deshalb kann man Kelis auch in keine Sparte einordnen, sie ist weder reine R'n'B-, noch Soul- oder Hip Hop-Künstlerin. In den USA verortet man sie zwar im Pop, was aber ebenfalls den Nagel nicht auf den Kopf trifft.
Mit ihrem Debüt "Kaleidoskope", das von den Neptunes produziert wird, kann sie aber an den Erfolg der Single in keinster Weise anknüpfen. Mit ihrem Stilmix setzt sie sich zwischen zu viele Stühle. In den USA fällt sie damit durch. Ganz anders sieht die Sache in Europa, Asien und Australien aus, wo sie mit wehenden Fahnen von einem Verkaufserfolg zum anderen stürmt und in Großbritannien sogar einen NME-Award als beste R'n'B-Sängerin abstaubt.
Zwei Jahre ziehen ins Land, während der Kelis am Nachfolger "Wanderland" arbeitet. Mittlerweile hat sie ihren Lebensmittelpunkt nach Europa verlegt. Wiederum unter Mithilfe der Neptunes weicht sie keineswegs davon ab, Stile bunt durcheinander zu würfeln. Eine Anbiederung an den Massengeschmack ihres Heimatlandes liegt ihr immer noch fern. Dazu passt auch das Duett "Perfekt Day" mit Gwen Stefani sowie No Doubt als Backingband und "Easy Come Easy Go", bei dem Korns Fieldy den Bass drischt.
Das Album erscheint überall, nur nicht in den USA, wo sie aufgrund von Restrukturierungsmaßnahmen ihres Labels aus dem Vertrag fliegt. 2001 begleitet sie unter anderem U2 auf deren Elevation-Tour und ist mit Mobys Area One unterwegs. Dem musikalischen Tausendsassa in ihr lässt sie auch weiterhin freien Lauf, was Kollabos mit Timo Maas, Foxy Brown, Outkast, ihrem Schatzi Nas und Pharrell beweisen. Mit ihrem 2003er-Output "Tasty" und nicht zuletzt aufgrund des Monstersongs "Milkshake", für den abermals Hugo/Williams die Beats beisteuern, macht sie in den Staaten wieder von sich reden, ist dennoch weit davon entfernt, dort zu den Superstars zu gehören. Im selben Jahr gibt sie die Verlobung mit Boyfriend Nas bekannt, den sie im Januar 2005 heimlich, still und leise heiratet.
Nachdem die Hochzeitsglocken gar lieblich gen Himmel läuten, ist aber wieder Arbeit angesagt. Für ihr mittlerweile viertes Studioalbum unterzieht sich Kelis einer Frischzellenkur der besonderen Art. Der von Fans schon liebgewonnene Wuschelkopf muss der Schwere weichen. Stattdessen bevorzugt sie - ganz ladylike - einen Kurzhaarschnitt. Auch ihr Jeans und T-Shirt-Look scheint der Vergangenheit anzugehören.
Elegant und stylish präsentiert sie sich der Öffentlichkeit auf den Promo-Bildern zu "Kelis Was Here", das zum ersten Mal ohne die Unterstützung der Neptunes auskommt. Ein Qualitätsverlust ist deshalb trotzdem nicht zu verzeichnen. Ganz im Gegenteil. Auch weiterhin kocht Kelis ihr eigenes Süppchen. Apropos Süppchen kochen: Um ihren Fans auch abseits ihrer Alben etwas Feines aufzutischen, arbeitet sie an einem Kochbuch und entwirft nebenher noch eine eigene Modelinie.
Die selbstbewusste Frau geht ihren eigenen Weg. Und den setzt sie ab 2009 ohne Nas fort. Sie trennt sich vom Göttergatten als sie im siebten Monat schwanger ist; ihr Sohn Knight kommt im Juli des Jahres zur Welt. Kaum ist der Filius in trockenen Tüchern, stürzt sie sich wieder in die Arbeit.
© Laut
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