Kirlian Camera
Italien ist nicht gerade das Land, das man zu allererst mit Gothic in Verbindung bringt. Gleichwohl erfreuen sich dunkle Klänge von jenseits der Alpen in den 90er Jahren dank Bands wie Limbo oder Kirlian Camera zunehmender Beliebtheit in der schwarzen Szene. Mit dem wunderschönen Electro-Track "Eclipse" schufen Kirlian Camera einen Klassiker, der auch heute noch die Dancefloors der Clubs füllt. Dass Kirlian Camera mit sanfteren Tönen auch zu überzeugen wissen, ist kein Geheimnis mehr und trägt einen guten Teil zur Faszination bei, die von dem italienischen Trio um Emilia La Jacono, Barbara Boffelli und Angelo Bergamini ausgeht.
Die Wurzeln von Kirlian Camera reichen bis in die Mitte der 70er Jahre zurück, als der musikfanatische Bergamini beginnt, in verschiedenen Bands zu spielen, bis er schließlich 1979 in Parma Suicide Commando gründet und die Band kurze Zeit später in Kirlian Camera umbenennt. Mit Keyboarder Farizio Chiari, Bassist Mauro Montacchini und Sängerin Simono Buja steht das Line-Up für den ersten Live-Auftritt 1980 im Teatro Cristallo in Mailand. Doch das Projekt Kirlian Camera will nicht so recht in Schwung kommen. Die Mitglieder wechseln ständig um Bergamini, den Kopf der Band, und die ersten Veröffentlichungen auf Tape und Vinyl kursieren nur in Insiderkreisen.
Gleichzeitig zu Kirlian Camera macht Bergamini von 1982-1984 unter dem Pseudonym Hypnosis mit poppigen Elektro-Sounds die Discos an der italienische Mittelmeerküste unsicher. Ab Mitte der 80er widmet sich Bergamini wieder voll seinem Projekt Kirlian Camera und komponiert dunkle Synthie-Landschaften in der Tradition von Cabaret Voltaire oder Throbbing Gristle und wendet sich damit radikal vom Disco-Pop von Hypnosis ab. "Eclipse - das schwarze Denkmal" darf als Frucht dieser Bemühungen gewertet werden.
Der Wechsel zum Label Discordia beschert Kirlian Camera endlich auch im deutschsprachigen Raum Beachtung, wo zu Beginn der neunziger Jahre düstere elektronische Musik Hochkonjunktur hat. Dive, :Wumpscut: oder Die Form gehören mit Kirlian Camera zu den populärsten Acts in den Clubs. Mit ihren aufwendig gestalteten Vinyl-Releases festigen sie ihren Status weiter, so dass sie mit der Compilation "The Ice Curtain" 1998 bereits auf eine beinahe 20-jährige, bewegte Bandgeschichte zurück blicken können. Als kurz nach dem Highschool-Massaker von Littleton "Der Spiegel" der militaristischen Ästhetik von Kirlian Camera vorwirft für rechte Ideologien zu trommeln, wird die Band teilweise mit Auftrittsverbot in Deutschland belegt und sieht sich genötigt, auf der Maxi-CD "The Burning Sea" zu den Vorwürfen Stellung zu nehmen.
Die Band tritt der Kritik auch verbal energisch entgegen. Bergamini betont in zahlreichen Interviews, dass in der Band schließlich auch die Schwarzafrikanerin Nancy Appiah mitspielt. Ebenso sind die Mitglieder Emilia Lo Jacono und Simon Balestrazzi seit jeher bekennend links orientiert. Dies wäre mit einer diffus rassistischen Ausrichtung der Band nicht kompatibel. Der Komponist selbst stellt sich in einem Interview unmissverständlich gegen Krieg und Gewalt jeder Form.
Nachdem Kirlian Camera mit "Still Air" und "Absentée" in Richtung Ambient gewandert sind, macht "Uno" die ersten Demos der Band den Fans zugänglich. Mit seinen Projekten Stalingrad und Uranium USSR 1972 kann Bergamini zudem sein kreatives Potential abseits von Kirlian Camera kanalisieren.
Die ca 2001 eingestiegene Leadvokalistin Elena Fossi erweist sich als musikalischer Glücksfall. Ihre Fähigkeit, harten EBM, weichen Pop und zarten Folk mit Klassikelementen gleichermaßen überzeugend zu präsentieren, garantiert Kirlian Camera einen vollkommen bruchlosen Übergang zwischen alten Hits und neuen Ideen.
Im Februar 2009 erscheint "Mission Held V". Es enthält neben Interpretationen alter Klassiker auch neues Material. Insgesamt ist das Album sehr rhythmisch angelegt und stürmt binnen weniger Wochen die Floors der gothischen Tanztempel. Zur Krönung des Jahres bringt "Odyssey Europa" allen Jägern und Neulingen komplett neue Mixsensationen sowie rares Material, das erstmals auf CD erscheint.
© Laut
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