Sevendust
Sevendust gehören zu den Bands, die Ende des letzten Jahrtausends für gehörigen Wirbel in der Metal-Szene sorgen. Ihr Mix aus aggressiven Riffs, funkigen Rhythmen und dem professionellen Gesang findet weltweit immer mehr Anhänger.
Zu Beginn sieht es jedoch für den Fünfer aus Atlanta, Georgia alles andere als rosig aus. Basser Vinnie Hornsby und Drummer Morgan Rose spielen 1994 noch in der Band Snake Nation. Bei einem Konzert wird ihr Auftritt von einer R'n'B-Combo unterstützt, die sich Body And Soul nennt.
Bei eben diesen steht Lajon Witherspoon am Mikrofon. Dessen Performance macht die beiden dermaßen sprachlos, dass sie ihn kurzerhand von seiner Stammband weglocken, damit er seine Stimmbänder in ihren Dienst stellt. Die anerkanntermaßen beste Rhythmus-Sektion aus Atlanta macht sich, nun mit Lajon als neuer Wunderwaffe bestückt, auf die Suche nach der passenden Ergänzung zu dem neuen Power-Trio.
Fündig werden sie bei John Conolly, der zu dieser Zeit lustigerweise noch die Schießbude bei Peacedog bedient, sowie Lee Banks. Die Band nennt sich nun Rumblefish und engagiert den ehemaligen Twisted Sister-Gitarristen Jay Jay French als Manager, der sich fortan hingebungsvoll um die Belange der Band kümmert.
Mittlerweile haben sich die Jungs in Crawlspace umbenannt, nicht das letzte Mal, dass sie einen neuen Namen für ihr Baby finden müssen. Da sie in ihrer Heimatstadt Atlanta nicht so recht zu Potte kommen, beschließen sie, einen Trip in den Big Apple zu unternehmen.
Ihr erster Auftritt im Folk Club Bitter End wird ein mittelschweres Fiasko, was die Publikumsresonanz betrifft. Aber die Wege des Herrn sind unergründlich. Und so begibt es sich, dass gerade zu dem Zeitpunkt, da die Jungs sich im Bitter End den Arsch abspielen, der Booker des Rock Ridge Saloons draußen vorbei spaziert und sie für die folgende Nacht bucht, obwohl er sie vorher auf Anfrage noch ablehnte.
Diesen ersten Meriten folgt schnell Ernüchterung. So wird Lee, als er betrunken Auto fährt, verhaftet und erst nach 72-stündiger Haft von den New Yorker Cops wieder entlassen. Diese Erfahrung macht deutlich, dass Crawlspace dringend die schützende Hand von Jay Jay benötigen, der sie ab und an auch mal vor den gröbsten Dummheiten bewahrt.
Zurück von ihrem Horrortrip nimmt er sich mehr denn je ihrer Belange an und produziert im August 1995 das erste Demo. Im Anschluss schickt er sie raus, damit sie bei Live-Konzerten beweisen können, welche Power in ihnen steckt. Rasch erspielen sich seine Jungs den Ruf eines Nackenbrechers.
Zu dieser Zeit verlässt Lee Banks die Gruppe und wird durch Clint Lowery ersetzt, was sich als Glücksfall für das Bandgefüge herausstellt: Mehr denn je sind Crawlspace eine eingeschworene Gemeinde, die für ihre Obsession auch das Allerletzte gibt. Nun ist die Zeit reif, um ins Studio zu gehen und das auf Band zu bannen, was live so gut funktioniert.
Jay Jay und sein ehemaliger Twisted Sister-Bandkollege Mark Mendoza produzieren im Verbund die ersten Aufnahmen. Das erste Lebenszeichen hört auf den Namen "My Ruin" und erscheint auf dem "Mortal Kombat"-Soundtrack.
Gerade als es bergauf zu gehen scheint, müssen Crawlspace ihren Namen ändern, weil eine andere Combo ihn für sich beansprucht. Aber das verhindert nicht das Erscheinen des Debüts "Sevendust" im April 1997. Nach der ersten Woche bringen sie gerade mal 300 und nach einem Monat jämmerliche 1000 Einheiten an den Mann.
In einer solchen Situation bekommen normalerweise alle Beteiligten schnell kalte Füße. Nicht so TVT (ihre amerikanische Plattenfirma), die startet stattdessen die PR-Rakete. Unter dem Titel "Live & Loud" überträgt sie im Internet ein halbstündiges Special der Band und verhilft ihr damit zum Durchbruch. Ja ja, das Internet ... somit springt tatsächlich noch Gold für Sevendusts Debüt raus.
Müßig zu erwähnen, dass der Zweitling "Home" noch besser einschlägt und den Namen Sevendust nun auch in Europa bekannt macht. Die ehemalige Skunk Anansie-Sängerin Skin gibt auf der Scheibe noch Schützenhilfe, was eigentlich gar nicht notwendig ist. Das kommt aber auch nicht von allein, denn nachdem ihr zweites Album erhältlich ist, reißen die Jungs über 300 Gigs ab und spielen sich innerhalb von 18 Monaten wortwörtlich den Arsch ab.
Innerhalb von vier Jahren haben sie es damit auf nicht weniger als 800 (!) Konzerte geschafft - und ein Ende ist nicht abzusehen. In diesem Zuge sind sie nicht nur bei Jay Leno und Conan O'Brian aufgetreten, sondern sind auch mit den Platin-Sellern von Creed unterwegs. Dass Sevendust im Anschluss daran erst mal eine Pause und einen guten Physiotherapeuten brauchen, sollte niemanden wundern.
Doch die Arbeiten an ihrem dritten Werk "Animosity" gehen gut voran. Die Platte erscheint bereits im Sommer 2001. Der Song "Angel's Son", der dem verstorbenen Snot-Sänger Lynn Strait gewidmet ist, mausert sich zum Hit, und bei "Follow" kommt gar Gastsänger Aaron Lewis von den befreundeten Staind zum Einsatz. "Animosity" erfüllt die Erwartungen absolut und zeigt, dass es die Band neben harten Nu Metal-Songs ebenso gut versteht, gefühlvolle und klischeedreie Balladen zu schreiben.
Da sie aus der Vergangenheit gelernt haben, ziehen sich ihre Touren nicht mehr ganz so exzessiv hin wie in der Vergangenheit, rar machen sie sich jedoch noch lange nicht. Den bisherigen Zwei-Jahres-Rhythmus beibehaltend erscheint im Herbst 2003 ihr viertes Album mit dem schlichten, aber treffenden Titel "Seasons".
Der Song "Enemy" sorgt für einigen Wirbel, denn der Text von Drummer Morgan Rose schießt offensichtlich direkt gegen Dez Fafara (DevilDriver/Ex-Coal Chamber), den ehemaligen Bandboss von Morgans Frau Rayna Foss-Rose.
Deutlich sanftere Töne schlagen sie hingegen ein Jahr später mit "Southside Double-Wide Acoustic Live", einem Live CD/DVD-Package an. Clint widmet sich verstärkt einem anderen Projekt, das zunächst unter dem Banner Dark Blue und dann unter dem Namen Dark New Day firmiert. Ende des Jahres kündigt er der Band seinen Ausstieg an, um sich auf sein Nebenprojekt zu konzentrieren.
Vieles ändert sich im Sevendust-Camp, denn nicht nur das Management wechselt, auch das Label ist nicht weiter an einer Zusammenarbeit interessiert. Also nehmen die Jungs alles selbst in die Hand, und nachdem sie mit dem ehemaligen Snot/Amen-Klampfer Sonny Mayo einen neuen Mann gefunden haben, machen sie sich an die Aufnahmen zu "Next".
Kaum ist das Album im Kasten, sind sie im April 2005 mit Skindred in den Staaten unterwegs. Den Vertrieb in Europa übernehmen Roadrunner, die das Album Ende Oktober veröffentlichen. Darauf zeigt sich die Band öfter wieder von einer ruppigeren Seite.
Das Album steigt in den USA auf Platz 20 in die Charts ein, und im November geht es im Rahmen der 'Masters Of Horror'-Tour mit Mudvayne, Bobaflex und 10 Years on the road.
Anfang 2006 erscheint bereits die nächste Scheibe in Form von "Best Of Chapter One (1997 - 2004)". Darauf gibt es eine ganze Sammlung von den Hits sowie vier Bonustracks. Wirklich lohneswert ist die lieblos aufgemachte CD aber nicht. Man merkt, dass das alte Label noch mal abkassieren will. Eine für Juni 2006 geplante Tournee fällt ins Wasser, da die ehemalige Sevendust-Plattenfirma in letzter Minute den bereits vereinbarten Support-Act streicht.
Zwischenzeitlich hat Morgan nicht nur mit seiner Scheidung zu kämpfen, sondern muss auch kurzzeitig in den Knast. Die offizielle Webseite verkündet am 27. Juni 2006, dass sich die Band wieder ins Studio begibt, um den "Next"-Nachfolger einzuspielen. Auch die nächste Tour mit Soil ist kaum angelaufen, als sich Sevendust schon wieder aus den Gigs ausklinken, weil sich Gitarrist John einen Knochen in der Hand bricht. So machen sie sich lieber an die Aufnahmen zum nächsten Longplayer und spielen zwischendurch einzelne Gigs.
Erst im Februar 2007 sind sie wieder mit Bloodsimple und Diecast unterwegs. Zu der Zeit erscheint in den Staaten auch die neue Scheibe "Alpha" über ihr eigenes Label 7 Bros. Records.
Im November kommt in den USA inzwischen schon "Retrospective Pt.2", der zweite Teil der Best Of-Scheibe. Mitte Dezember ist "Alpha" auch in Deutschland offiziell zu haben.
In der Zwischenzeit waren sie nicht faul, sondern haben sich nach diversen Touren, direkt wieder ins Studio begeben, um dort an neuen Songs zu basteln. Nach der Vorproduktion geht es erneut in den Tourbus, um ein wenig Abstand von den Songs zu bekommen, die schließlich im April 2008 auf "Hope" landen.
Gitarrist Sonny hat auf der Scheibe zwar noch mitgespielt, bekommt nach der Veröffentlichung aber seine Papiere, da Clint Lowery zu Sevendust zurückkehrt. Nach der Veröffentlichung von "Cold Day Memory" (2010) gründen Clint Lowery und Morgan Rose ein Nebenprojekt unter dem Namen Call Me No One. Das hindert sie aber nicht daran, 2013 an den Aufnahmen zu "Black Out The Sun" mitzuwirken.
© Laut
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