Ty Segall
Die Diagnose Hyperaktivitätssyndrom scheint bei Ty Segall aus Laguna Beach, Kalifornien noch schwer untertrieben. Allein zwischen 2008 und 2014 veröffentlicht der Musiker mit Jahrgang 1987 ein gutes Dutzend Studioalben.
Dazu gesellen sich Liveplatten, Limited Editions mit abstrusen Namen wie "San Francisco Rock Compilation or Food or Weird Beer From Microsoft" sowie Splits, Kassetten, EPs und LPs mit Mikal Cronin, White Fence oder seinen anderen Bands Epsilons, Fuzz, Party Fowl ... der Chronist gibt sich an dieser Stelle geschlagen.
Häufiger als nicht erscheinen diese Werke beim US-Indie Drag City. Was wir dabei zu hören bekommen, lässt sich meist relativ gut auf einen Nenner bringen: LoFi-Garagerock mit Fuzzgitarren-Raketenantrieb. Segall ist eine der zentralen Figuren jenes Retro-Noisesounds. Neben ihm zählen Thee Oh Sees, Jay Reatard, Black Lips und Sic Alps zu den Genre-Protagonisten - bei letzteren ist er im übrigen auch Mitglied.
Dabei lebt Ty Segall wie Kollegen zu großen Teilen von der Live-Performance. Der rotzige, wilde Bühnensound verursacht regelmäßig die guten alten Moshpits. Der Kulturkanal Arte zeigt sich fasziniert und sieht in den punkigen Rock'n'Roll-Happenings das Werk eines "würdigen Nachfahren von Black Sabbath, Grateful Dead und Nirvana". Die Stooges wären hier noch zu ergänzen.
Aber der Sänger, Schlagzeuger und Gitarrist kann auch ganz anders. 2013 etwa veröffentlicht er mit "Sleeper" ein rein akustisches Songwriteralbum. "I'm sure people won't like it. But that's okay because it's different and that's cool", kommentiert er sich diesbezüglich lakonisch selbst.
Sein Herz gehört nichtsdestotrotz vor allem dem Noiserock, wie schon seine Pre-Solo-Phase als Drummer in einer No Wave-Band offenbart. In Interviews gibt der Surfer, der heute in San Francisco wohnt, die Psychrock-Urgesteine Hawkwind als seine Lieblingsband an.
Außerdem nennt er David Bowies Glamrock und die Hardcore-Legende Black Flag als Einflüsse. 2024 kann man den Amerikaner mal wieder in hiesigen Breiten bewundern - im Gepäck hat er das Doppelalbum "Three Bells".
© Laut
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