Visage
Wie so vielen New Wave-Protagonisten, so ist auch Visage kein allzu langer Werdegang beschieden. Gerade einmal drei Alben bringen die Engländer heraus und doch stammt mit "Fade To Grey" einer der schönsten Synthietracks jener Zeit aus ihrer Feder. Frisch wirkt der Groove der Nummer heute noch genauso wie 1980, als noch niemand wissen konnte, dass das Jahrzehnt synthetischer Musik noch große Blüten tragen sollte.
Visage gründen sich im London der späten 70er, als Punk das Empire gerade überrollt und Steve Strange, Rusty Egan und Midge Ure mit ihrer Vorliebe für inszenierte Popästhetik à la David Bowie sowie unterkühltem Charme der Marke Kraftwerk ziemlich alleine da stehen. Doch nicht ganz. In Keyboarder Billy Currie, Barry Adamson, John McGeoch und Dave Formula finden sie 1979 weitere Mitstreiter, die das Line Up komplettieren.
Ein Jahr später erscheint dann der selbst betitelte Erstling, der die kurze Blütezeit von Visage einleitet. "Fade To Grey" und "Mind Of A Toy" werden zu frühen synthetischen Clubklassikern und tragen wesentlich zur Popularisierung der neuen Musik bei, worauf in der Folge vor allem Bands wie Depeche Mode oder Soft Cell aufbauen können.
Doch die Freude ist nur von kurzer Dauer. Als 1982 mit "The Anvil" der Nachfolger in die Läden kommt, erscheint das melancholische "The Damned Don't Cry" bereits wie ein Abgesang auf das kurze Leben im Rampenlicht. Zudem hat Midge Ure Visage mittlerweile verlassen und widmet sich nach einem kurzen Zwischenspiel bei Thin Lizzy voll und ganz seiner neuen Band Ultravox. Auch die anderen Mitglieder gehen zunehmend getrennte Wege, so dass das '84er Album "Beat Boys" den unspektakulären Schlusspunkt setzt.
Ende der 90er arbeitet Steve Strange in einem Nachtclub im walisischen Cardiff und leidet unter Depressionen, die der Freitod seines engen Freundes, des INXS-Sängers Michael Hutchence, verursacht. 2005 verbreiten sich in England erste Visage-Reuniongerüchte. Kurz darauf geht eine offizielle Homepage online, die die neue Band um Strange vorstellt: Sandrine Gouriou und Steve Young, Mitglieder des Electro-Breakbeat-Acts Seize, bedienen Keyboards und mit Rosie Harris ist nun auch eine Bassistin an Bord.
Auf ein neues Studioalbum muss die 80s Pop-Gefolgschaft aber noch eine Weile warten. Erst 2013 ist der Nachfolger des 1984er Studioalbums "Beat Boy" im Kasten. Neben Steve Strange sind auf "Hearts And Knives" Bassist Steve Barnacle, Ex-Ultravox-Gitarrist Robin Simon und Sängerin Lauren Duvall an Bord.
2014 erscheint ein Live-Album namens "Orchestral", das Visage im Rahmen der Skiflug-WM in Harrachov in Prag mit dem tschechischen Synthosymphonica Orchestra aufführen. Dies war auch das letzte Lebenszeichen von Visage, denn am 12. Februar 2015 stirbt Steve Strange an den Folgen eines Herzinfarktes im ägyptischen Seebad Scharm El-Scheich.
© Laut
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