KMFDM
Die Wurzeln von KMFDM reichen bis ins Jahr 1984 zurück. Am 29. Februar soll die multinationale Kunstgruppe Erste Hilfe zur Eröffnung einer Ausstellung von jungen europäischen Künstlern im Grand Palais von Paris auftreten und sucht nach musikalischer Begleitung.
Sascha Konietzko und Udo Sturm, beide im Kunstkontext verhaftet, heben zu diesem Behufe kurzerhand KMFDM aus der Taufe. Kurze Zeit später vervollständigen der Engländer Raymond "Pig" Watts und Nicklaus Schandelmaier alias En Esch am Schlagzeug das Line-Up.
Zirkuliert das erste, niemals veröffentlichte Album "Opium" noch als Tape durch die Hamburger Szene, so verlassen KMFDM den musikalischen Untergrund zielstrebig. Als Ende der 80er Jahre eine ganze Reihe amerikanischer Industrial-Bands, allen voran Ministry, in die Charts marschierten, ist die Zeit auch für KMFDM reif. Zuerst unterschreiben sie beim renommierten Wax Trax Label in Chicago, kurz danach geht es im Vorprogramm von Ministry auf Tour.
Nach dem guten Feedback beschließt Mastermind Sascha Konietzko Anfang 1991, die Heimat von KMFDM nach Chicago in die USA zu verlegen. Es folgt die erste Tour als Headliner in den Staaten, im Gepäck das Album "Money".
Als Wax Trax kurze Zeit später Bankrott anmelden, hält auch KMFDM nichts mehr in Chicago. Sascha zieht es nach Seattle, En Esch verschlägt es nach New Orleans. In Seattle entstehen die Alben "Xtort" und "Symbols", auf denen eine Reihe von Gastmusikern das Line-Up erweitert. Am 22. Januar 1999 lösen sich KMFDM auf und veröffentlichen mit dem Album "Adios" einen letzten Gruß an ihre Fans.
En Esch gründet ein neues Projekt unter dem Namen Pizza Whore, während Sascha zusammen mit Tim Skold (ehemals Shotgun Messiah) und der Ex-Drill-Sängerin Lucia Cifarelli unter dem Namen "MDFMK" die Rückkehr auf die Bühne feiert.
Nach einem Labelwechsel und der Rückbenennung in KMFDM melden sich die Bombast-Elektroniker 2002 mit ihrem neuen Album "Attak" zurück. Von den Differenzen hinsichtlich des zukünftigen musikalischen Werdegangs scheint nichts übrig zu sein. Ursprünglich als Reunion verkauft, sieht sich der Ur-Fan aber enttäuscht. Eine erneute Zusammenarbeit zwischen Sascha, En Ensch und Günter Schulz kommt nicht zustande.
Basser Bill Rieflin und Gitarrist und Sänger Raymond Watts sind ebenfalls eher als Alibi-Figuren dabei. Inwiefern sie einen Einfluss auf "WWIII" haben, bleibt fraglich. Dennoch tauchen sowohl Raymond und Bill als auch Gitarrist Steve White und Drummer Andy Selway im Booklet auf. Sascha macht auf der CD seinem Ärger über US-Präsident Bush und den politischen Amoklauf im Irak kräftig Luft, kann einige musikalische Längen aber nicht verbergen.
Auf der anschließenden Tour durch die Staaten packen KMFDM ein paar Kameras und einiges an Technik ein und zeichnen diverse Gigs und jede Menge Touralltag auf Video auf. Unter dem Titel "WWIII Tour 2003" steht die DVD Ende September 2004 in den Läden und ist nicht nur für den Die Hard-Fan eine sehens- und hörenswerte Sache. 2005 folgt mit "Hau Ruck" das nächste Studio-Werk. Für den zu Marilyn Manson abgewanderten Tim Skold hilft wieder Watts aus.
Eigentlich sollte die Scheibe unter dem Namen FUBAR erscheinen, einem Akronym für "Fucked Up Beyond All Recognition". Am Ende verwerfen sie diesen Titel doch wieder und nehmen stattdessen "Hau Ruck". Somit ist diese Scheibe die erste seit dem 88er-"Don't Blow Your Top", deren Titel nicht aus fünf Buchstaben bzw. Symbolen besteht. Eine weitere Premiere feiert die Coverversion von Jacques Dutroncs "Mini Mini Mini". Es ist der erste nicht auf Englisch oder Deutsch gesungene KMFDM-Song.
Nach der neun Tracks umfassenden EP "Ruck Zuck" wenden sich KMFDM weiteren Sprachen zu. Das 2007 erscheinende "Tohuvabohu" beinhaltet sogar Songs auf Latein, Lingala (Bantu), in hebräischer und spanischer Sprache, birgt aber sonst keine großen Überraschungen. Ehe die Platte jedoch in den Läden steht, macht das Gerücht die Runde, Ex-Mitglied En Esch würde Till Lindemann bei Rammstein ersetzen. Die Meldung entpuppt sich als Ente.
Nachdem sich die Band wieder in Hamburg angesiedelt hat, kommt 2008 das erste Remix-Album "Brimborium" auf den Markt. Dem folgen im selben Jahr mit "Extra Vol. 1-3" insgesamt drei weitere Scheiben voller rarer alter Songs. Zeit genug also, sich um ein neues Album zu kümmern, das Ende März 2009 in Form von "Blitz" erscheint. Darauf singen KMFDM sogar auf Russisch.
Doch Sascha ist noch lange nicht ausgelastet. Bereits kurz nach "Blitz" erscheint schon "Skold vs. KMFDM", ein Album mit 22 neuen Songs von Sascha und Tim Skold, der auch an "Blitz" mitgearbeitet hat und scheinbar wieder fest an Bord ist.
Um das 25-jährige Bandjubiläum gebührend zu feiern, legen KMFDM ihre alten Scheiben neu auf und buchen eine große Tour . Dass mit "Krieg" schon im Februar 2010 ein Remix-Album von "Blitz" folgt, verwundert kaum.
"Krank", die erste Single aus "WTF?!", chartet 2011 sowohl in Deutschland als auch in den USA. Für Konietzko lediglich Antrieb für weitere musikalische Unternehmungen. Schon im Frühjahr 2012 kündigt er an, KMFDM arbeiteten an einem neuen Longplayer. Bis "Kunst" tatsächlich erscheint, verstreicht aber ein gutes Jahr. Wie das 2014 folgende "Our Time Will Come" bietet "Kunst" eher gediegende Kost. Mit "Rocks - Milestones Reloaded" setzen sich KMFDM noch einmal selbst ein Denkmal, bevor 2017 das neue Studioalbum "Hell Yeah" erscheint. Auf "Paradise" zeigt sich die Band 2019 so angepisst, stylish und sarkastisch, wie man es von ihr erwartet. Auf "Hyëna" schlägt sie dagegen drei Jahre später eher experimentelle Töne an. Etwas geradliniger und solider geht es dann wieder 2024 auf "Let Go" zur Sache.
Als "Ultra-Heavy Beat" bezeichnen KMFDM selbst ihren Sound, der in konventionelle Schubladen nicht so recht hinein passt. Doch auch dieses Etikett könnte sich bald wieder ablösen. Die einzige wirkliche Konstante ihres Schaffens umreißt das knappe Selbstporträt auf ihrer Facebook-Seite: "Von Jahr zu Jahr fortschreitende rasante Entwicklung infolge intensiven Experimentierens und Tourens. Die Band hat sich mit jeder Veröffentlichung neu definiert."
© Laut
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