Anaal Nathrakh
Anaal Nathrakh ... Merlin-Freunde und Professor Zamorra-Leser wissen, dass es sich dabei nicht um eine ungewöhnliche sexuelle Tätigkeit handelt, sondern um den Anfang einer der mächtigsten Zauberformeln in der Geschichte des Hokuspokus'.
Warum die Engländer solch einen fantasievollen Namen gewählt haben, wenn sie doch eigentlich knüppelharten Black Metal zocken wollen, bleibt wohl ihr Geheimnis. Jedenfalls steht Gitarrist Mick 'Irrumator' Kenney (der auch bei Frost und Mistress spielt) tierisch auf die alten Mayhem-Sachen und covert auf den beiden Demos jeweils einen Song der Norweger.
Zur Urbesetzung der Band, die 1998 in Birmingham entsteht, gehören Basser Leicia, Drummer Battlesticks (der eigentlich ein Drumcomputer ist) und V.I.T.R.I.O.L. Hinter Letzterem verbrigt sich Benediction-Fronter Dave Hunt.
Besagte Demos, die schon 1999 erscheinen, fasst das schottische Leviaphonic Label 2000 unter dem Titel des zweiten Albums, "Total Fucking Necro", zusammen. Allerdings ist die Scheibe kaum zu finden. So betrachten die meisten Leute das 2001er Album "The Codex Necro" als das Debüt der Düsterheimer. Mick und Dave spielen auf der Scheibe noch wüsten Black Metal, der sich stark an den Vorbildern von Mayhem orientiert.
In folgenden Jahr erscheint eine Neuauflage von "Total Fucking Necro" mit einem zusätzlichen Song vom "We Will Fucking Kill You"-Demo, das die Band im Jahr zuvor aufgenommen, aber nie veröffentlicht hat. Erst 2003 erscheint neues Material in Form der "When Fire Rains Down From The Sky, Mankind Will Reap As It Has Sown"-EP. Darauf deutet sich schon an, dass sich die Briten ein wenig von ihren Vorbildern entfernen und auf mehr Abwechslung und Black Metal-fremde Zutaten setzen.
Als Gastmusiker sind die beiden MLO-Mitglieder und Aborym-Mucker Attila Cshihar (Ex-Mayhem) und Seth Teitan (später auch Dissection) mit dabei. Die politische Gesinnung der Gäste verleiht dem Resultat einen etwas faden Beigeschmack. Auch auf dem nächsten Longplayer "Domine Non Es Dignus" tauchen die beiden auf, sind aber eher vernachlässigbar.
Zuvor werden Anaal Nathrakh aber noch vom legendären Radiomoderator John Peel in dessen BBC Radio 1 Studio eingeladen und nehmen dort mit Drummer Nick Barker (Ex-Dimmu Borgir/Cradle Of Filth) und Napalm Death-Basser Shane Embury vier Songs auf.
Nachdem die letzte Scheibe über Season Of Mist recht erfolgreich ist, kommt es erneut zu einer BBC-Session, bei der die Jungs zum ersten Mal mit einiger Verstärkung tatsächlich live spielen. Zusammen mit Embryonomous (Shane Embury), Nick Barker und dem Gitarristen Ventnor nehmen sie die Sache in Angriff. Die Früchte der Arbeit landen als Bonustracks auf den Re-Releases von "The Codex Necro" und "When Fire Rains Down ...", die über Earache erscheinen.
Anscheinend haben Anaal Nathrakh an den Liveauftritten Geschmack gefunden, denn im Dezember 2005 treten sie in dieser Besetzung erneut auf. Allerdings sitzt dieses Mal nicht Nick hinter den Drums, sondern Danny Herrera (Napalm Death). Shane leistet auch einen gewissen Beitrag zum Ende Oktober 2006 erscheinenden "Eschaton"-Album und auch Attila darf einmal mehr ins Mikro husten. Sporadisch folgen noch ein paar weitere Auftritte, doch im Großen und Ganzen bleibt das Projekt weitgehend aufs Studio beschränkt.
Allerdings gründet Mick zusammen mit Shane das eigene Label FETO Records, auf dem 2007 "Hell Is Empty And All The Devils Are Here" erscheint. Dort veröffentlichen die beiden auch Ergüsse von ein paar anderen Bands. Den Vertrieb der Alben legt Mick ab "In The Constellation Of The Black Widow" 2009 allerdings in die Hände von Candlelight Records.
Während Anaal Nathrakh für die beiden 2011 und 2012 erscheinenden Alben "Passion" und "Vanitas" im Studio weiterhin auf fremde Unterstützung an Instrumenten und Mikros vertrauen, zimmern sie das folgende "Desideratum" (2014) wie auch "The Whole Of The Law" (2016) in trauter Zweisamkeit ein. V.I.T.R.I.O.L. keift sich die Lunge blutig, Mick mimt das Mädchen für alles und übernimmt Gitarre, Bass, Programming, Artwork und Produktion.
Heraus kommen zwei Batzen verdichteter Finsternis und sorgfältig inszenierten Chaos'. Die Band panscht Black Metal zu Industrial und Grindcore, flicht ein paar Melodic Death Metal-Melodien ein – man möchte vor lauter Grausamkeit wohl Schönheit nicht missen – und setzen bisweilen gar zu clean gesungenen Ohrwurmrefrains an, die zwar inmitten fast schon pervers anmutender Gewaltexzesse nicht gerade erwartbar sind, nichtsdestotrotz funktionieren. Trotzdem: Songtitel à la "We Will Fucking Kill You" oder "Hold Your Children Close And Pray For Oblivion" geben die Marschrichtung vor.
© Laut
Diskografie
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New Bethlehem / Mass Death Futures
Metal - Erschienen bei Metal Blade Records am 25.09.2018
Verfügbar in16-Bit/44.1 kHz Stereo