Taj Mahal
"Wenn du Taj Mahal triffst, ist das wie ein Tag mit einer Extraportion Kuchen" erklärt Linda Ronstadt. Sie spricht nicht über das Taj Mahal - eines der bekanntesten Gebäude der Welt, ein Denkmal der Liebe, das der indische Großmogul einst seiner Gemahlin Numtaz Mahal widmete. Die Sängerin spricht über den Taj Mahal, über einen der furchtlosesten Blues-Musiker des zwanzigsten Jahrhunderts.
Mit viel Tradition und genauso viel Experiment bewahrt er den Blues vor der Bedeutungslosigkeit. Denn trotz massiven Einflusses auf so ziemlich alle bedeutenden populären Stile ist der Blues als eigenständiges Genre nur noch eine Nischenmusik. In seiner langen Geschichte hat der Blues jedoch eine stattliche Reihe innovativer Köpfe hervorgebracht. Zu den 'üblichen Verdächtigen' der Bluesgeschichte zählen u.a. John Lee Hooker, Keb' Mo', B.B. King, Stevie Ray Vaughan und eben Taj Mahal.
"In erster Linie bin ich Afrikaner, in zweiter ein schwarzer Jamaikaner, erst in dritter ein schwarzer Amerikaner" definiert Taj Mahal seine kulturelle Identität. Zur Welt kommt er am 17. Mai 1942 in Harlem/New York. Und zwar als Henry Saint Clair Fredericks. Diesen Namen legt er 1961 ab, da ihm noch der Mief der Sklaverei anhaftet, aber auch, weil Indien gerade schick ist in Musikerkreisen.
Sein Vater ist ein Klavier spielender Jazz-Arrangeur, seine Mutter singt Gospels. So wächst er in Springfield/Massachusetts mit viel Liebe zur Musik und einer gehörigen Portion ländlichem Country-Blues auf, der ihn bis heute prägt. Als Jugendlicher entdeckt er die Gitarre für sich und erklärt Muddy Waters, Robert Johnson und Howlin' Wolf zu seinen Vorbildern.
Nach dem Abschluss seines Veterinärmedizin-Studiums 1964 widmet er sich ausschließlich seiner Leidenschaft, dem Blues. Er siedelt nach Boston um und etabliert sich dort schnell als akustischer Sologitarrist. 1965 geht er nach Kalifornien und trifft auf Ry Cooder. Mit ihm und Ed Cassidy spielt er als 'Rising Sons' ein Album ein, das allerdings erst 1992 veröffentlicht wird. Ihre Wege trennen sich wieder. 1968 debütiert Taj Mahal unter eigenem Namen. Zwei Jahre später tritt er beim Woodstock-Festival auf und legt damit den Grundstein für eine jahrzehntelange Karriere.
Obwohl er eigentlich nie die großen Megaseller produziert (einzig "Do I Love Her" aus dem 86er Album "Taj" wird ein Radiohit) ist sein Wirken aus der Musikhistorie nicht wegzudenken. Das belegen die zahlreichen Kooperationen mit Eric Clapton, George Harrison, The Who, B.B. King, Miles Davis, John Lee Hooker, Jimi Hendrix, Bob Dylan, Bonnie Raitt, Sheryl Crow, Neville Brothers, Rolling Stones, Bob Marley, Muddy Waters ..., die ihm allesamt massiven Einfluss auf die Musik des 20. Jahrhunderts attestieren.
Ab den 70ern beginnt Taj Mahal nicht nur mit Jazz, Calypso, Reggae, Salsa, Rock'n'Roll, Zydeco, Rock, Pop, Soul und R'n'B zu experimentieren. Er holt sich überdies nach Lust und Laune mal eine Big Band ins Studio, mal vier Tubaspieler, was ihm bald den Ruf eines traditionell verwurzelten Exoten einbringt. In den 80ern betitelt er selbst seinen Stil als "Blues-Rock-Gospel-Country-Funk". Fest steht, dass sein Sound sich aus karibischen, hawaiianischen (er lebte lange Zeit auf Kauai), afrikanischen, lateinamerikanischen, kubanischen und amerikanischen Einflüssen nährt.
Im Laufe der Jahrzehnte erforscht er so ziemlich alle Möglichkeiten, mit anderen musikschaffenden Kulturen in Austausch zu treten. Davon zeugen regelmäßige Veröffentlichungen mit den abstrusesten Besetzungen. "In the end, ultimately the music plays you, you don't play the music", begegnet er gelassen allen Kritikern seiner World-Blues-Mission.
Sein konsequentes Bemühen, die Berührungspunkte der verschiedenen Weltmusiken zu erforschen, bringt ihm neben viel kultureller und politischer Botschaftsarbeit auch zwei Grammys ein, 1998 für "Senor Blues", 2000 für "Shoutin' In Key", beide Male fürs beste zeitgenössische Blues-Album. 2008 feiert er, bezogen auf sein 1968er-Debüt "Taj Mahal", sein 40. Plattenjubiläum. Zu der Schar der Gratulanten, die ihren Beitrag zu "Maestro" leisten, gehören u.a. Jack Johnson, Angelique Kidjo, Ziggy Marley, Toumani Diabaté, Bassekou Kouyate, Ben Harper, Los Lobos und Mahals Tochter Deva, die in Neuseeland an einer Karriere als R'n'B-Sängerin arbeitet.
© Laut
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