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Alias

Ohne die legendäre Bill Cosby-Show, die nicht nur lehrt, dass die sozialen Unterschiede zwischen weißen und schwarzen Familien Mitte der Achtziger weitestgehend aufgehoben sind, hätte Brendon Whitney alias Alias womöglich einen komplett anderen Weg eingeschlagen. Aufgewachsen in den Wäldern des nordöstlichsten US-Bundesstaates Maine, bleibt dem Sohn einer Kirchenorganistin und eines Feuerwehrmanns der Erstkontakt mit Popmusik lange verwehrt - ohne Kabelanschluss kein MTV. Eines Tages durchforstet der gerade 13-Jährige gemeinsam mit seiner Schwester wieder einmal die wenigen vorhandenen TV-Kanäle. Als Brendon auf NBC Malcolm-Jamal Warner entdeckt, den Theodore aus der Bill-Cosby-Show, bleibt er dabei. Warner moderiert die "Friday Night Videos", und speziell ein Clip des Hip Hop-Youngsters Special Ed hinterlässt Spuren. Ein Teenager in zu großen Klamotten ist eben manchmal schon alles was es braucht, um weiße Hinterwäldler nachhaltig zu beeindrucken. Whitney fängt an, jedes Hip Hop-Magazin zu kaufen, das er in die Finger kriegen kann und tapeziert sein Zimmer mit Postern. Rapper mit kiloschwerem Gold auf der Brust und der Hand im Schritt. Seine Eltern sind zwar unsicher, was genau sie von der neuen Leidenschaft ihres Sprösslings halten sollen. Letztlich entscheiden sie sich aber, ihn in seiner Begeisterung zu unterstützen, und legen ihm Weihnachten 1992 seinen ersten Drum-Computer unter den Baum. Ein Jahr später kommt es zu einer schicksalhaften Begegnung: Alias hängt gerade in der Maine Mall rum, als er Bekanntschaft mit einer pickeligen, rotbärtigen Karl Kani-Ausstaffierung macht. Es handelt sich um Hip Hopper Sole, der den 17-Jährigen motiviert, es selbst mit Sprechgesang zu versuchen. Erste Gehversuche offenbaren Whitneys sprachliche Sprinterqualitäten, der daraufhin mit seiner Drummachine in den Keller eines Freundes umzieht. Dort lernt der Autodidakt den Umgang mit Digital Audio Tape und dem Hardware-Sequencer Akai MPC 3000. Weitere drei Jahre ziehen ins Land, bis sich Alias Soles Rapcrew Live Poets anschließt. Aber erst 1998, mittlerweile gemeinsam mit den späteren Anticon-Aushängeschildern Sole und Doseone sowie Atmospheres Slug im Deep Puddle Dynamics-Projekt involviert, hat er einen Moment völliger Klarheit. Alias plant gerade, mit Gattin Jenn zum Waschsalon fahren, als er eine Kopie der fertigen Deep Puddle Dynamics-Platte erhält. Ich werde ein Leben lang Musik produzieren, beschließt Whitney augenblicklich beim Hören. Das Paar verkauft das Auto, kündigt seine diversen Jobs, packt Hab und Gut in einen Umzugswagen und schlägt den direkten Weg Richtung Westküste ein. 300 Dollar ist alles, was die beiden noch besitzen, als sie sich im Osten von Oakland in einer Lagerhalle niederlassen. Doch Einsamkeit kommt gar nicht erst auf, schließlich begleitet ein Großteil der heutigen Anticon-Posse Jenn und Brendon an die San Francisco Bay. Zwischen Stacheldraht und tollwütigen Streunern braut Alias sein erstes Opus "The Other Side Of The Looking Glass". Offenbar fällt nicht viel Tageslicht in die Halle. Seine tendenziell introvertierten Rap-Einlagen klingen damals noch roh, schroff und beileibe nicht nach Sonnenschein. Im Folgenden arbeitet Whitney mit Sole an Tracks für dessen LP "Selling Live Water". Dabei entfernt er sich immer mehr vom reinen Samplen und Texten, während seine Begeisterung für selbst gemachte Töne via Keyboard im Zuge einer Tournee mit Themselves stetig wächst. Zurück in Oakland beginnt er, mithilfe von Liveinstrumentierung und Elektronik wortlose Stimmungen zu inszenieren. Die EP "Eyes Closed" bereitet Fans und Freunde 2003 auf einen krassen Richtungswandel vor, den Alias mit "Muted" im selben Jahr vollzieht. An die Stelle der Rap-Parts rücken hip- bis triphoppige Instrumentals, nachdenkliche Sequenzerkunst weidet auf atmosphärischen Ambientflächen. Für "Unseen Sights" gewinnt Whitney Markus Acher von The Notwist, der dem Stück eine gewaltige Portion Melancholie verpasst und es zum Highlight unter zahlreichen Glanzlichtern macht. Die Platte schlägt hohe Wellen: Nicht nur Brendons kleiner Bruder Ehren, auch Rona Rapadas, Stimme des Elektronik-Duos Healamonster & Tarsier, ist verzückt. Während Ehren sofort nach Oakland fliegt, um mit seinem Bruder das ebenfalls instrumentale Album "Lillian" einzuspielen, entsteht aus Rapadas' Kontaktaufnahme ein 21-monatiger Austausch. Alias und Tarsier schicken einander per Email Songbausteine zwischen Ost- und Westküste zu, bis im Frühjahr 2006 mit "Brookland/Oaklyn" wieder eine Platte das Aliassche Oeuvre erweitert. Verträumter Trip Pop für Momente des Heimwehs und ein weiterer Beweis für die vielseitige Kreativität des Brendon Whitney.
© Laut

Diskografie

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