Carla Bruni
Es gibt Menschen, die mit einer unerschöpflichen Menge Glück auf die Welt kommen. Carla Bruni ist einer von ihnen.
Im Dezember 1968 in Turin geboren, hat sie als Tochter und Erbin eines reichen Industriellen im Prinzip schon ausgesorgt. Mit fünf zieht ihre Familie nach Paris, anschließend besucht sie ihrem sozialen Status entsprechend eine Privatschule in der Schweiz.
Auf Rat der Freundin ihres Bruders schmeißt sie mit neunzehn ihr Kunststudium und beginnt eine Karriere als Model. Bald ziert sie weltweit die Covers der eingängigen Modemagazine und stellt ihr Gesicht für mehrere Werbekampagnen zur Verfügung. Unter ihnen GUESS?, L'Oreal, Christian Dior und BNP, wo sie im letzten Auswahlverfahren sogar Laetitia Casta aussticht.
Von 1995 bis 1997 ist sie auch auf dem Laufsteg zu bewundern; in dieser Zeit gehören Valentino, Yves Saint Laurent und John Galliano zu ihren Auftraggebern. 1998, als sie ihren Rückzug aus der Branche beginnt, ist sie nicht nur eines der begehrtesten, sondern mit einem Jahreseinkommen von 7,5 Millionen Dollar auch eines der reichsten Models der Welt.
Doch Bruni macht nicht nur als laufende Schaufensterpuppe auf sich aufmerksam. Neben weniger beachteten Filmauftritten ("Catwalk" 1995 und "Paparazzi" 1997) ist sie als Terror prominent verheirateter Frauen bekannt. Ihre berühmteste Affäre ist wohl die mit dem damals 55-jährigen Mick Jagger. "Ich weiß nicht, was dieser ganze Wirbel soll. Es gibt da etwa 7000 Frauen" erklärt sie vergnügt, als sich die Klatschpresse auf die Angelegenheit stürzt. Die Liste ihrer Liebhaber umfasst auch Eric Clapton oder Kevin Costner.
Eine erstaunliche Wende ist ihr Einstieg in die Welt der Musik. 2001 schreibt sie mit dem Franzosen Julien Clerc sechs Lieder für sein Album "Si J'étais Elle", das auf Platz eins in die französische Hitparade einsteigt. 2002 erscheint ihr Debüt "Quelqu'un M'a Dit", auf dem sie nicht nur Gitarre spielt, sondern auch die meisten Texte beisteuert. Produzent ist Louis Bertignac, einstiger Gitarrist von Téléphone, der eine chansonhafte Atmosphäre um ihre rauchige und sensuelle Stimme schafft.
In Frankreich schlägt das Album ein wie eine Bombe. 2003 erscheint ihre CD auch in Deutschland. 2007 folgt mit "No Promises" dann ihr zweites Werk, auf dem sie Klassiker der englischsprachigen Lyrik vertont, darunter Gedichte von W. H. Auden, William Butler Yeats, Emily Dickinson und Dorothy Park.
Für Schlagzeilen sorgt eher ein weiteres Techtelmechtel. Dass es sich dabei um Frankreichs umstrittenen Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy handelt, macht die ganze Sache noch eine Spur delikater.
2008 heiratet das Paar. Bruni wird somit die 'First Lady' Frankreichs und ist in der Folge verschärfter Beobachtung durch die Presse ausgesetzt. In deren Methoden sieht sie eine Gefahr für die ganze Republik. Als sie aber ein Boulevard-Blatt mit der Kollaborationspresse der NS-Zeit vergleicht, erntet sie verständnisloses Kopfschütteln.
Im Leben einer Präsidentengattin ist eben alles politisch aufgeladen, was sich auch bei der Vorstellung des neuen Albums "Comme Si De Rien N'était" im Sommer 2008 zeigt. Weil sie in einem ihrer Lieder das Kokain des Andenlandes erwähnt, beschwert sich sogleich der kolumbianische Außenminister.
Als 'First Lady' engagiert sich Bruni aber auch in vielerlei Hinsicht, kämpft etwa - nach einem verheerenden Erdbeben - gegen die Not auf Haiti. Sie legt sich gleichermaßen mit Hardlinern in den arabischen Staaten an wie mit dem Papst und engagiert sich für den Globalen Fonds zur Bekämpfung von AIDS, Tuberkulose und Malaria (GFATM).
Doch bleibt auch Zeit für familiäres Glück - 2011 bringt Bruni Tochter Giulia zur Welt. Nach der Niederlage Sarkozys bei den Präsidentschaftswahlen 2012 hat sie auch wieder Zeit für Musik. Ihr viertes Album "Little French Songs" erscheint im März 2013, dem vier Jahre später "French Touch" folgt, eine Zusammenstellung von Coversongs. Unter anderen interpretiert sie Depeche Mode, AC/DC, ABBA und Willie Nelson.
Wahrend dem französischen Corona-Lockdown im Frühjahr 2020, den sie mit ihrer erweiterten Familie auf einem Anwesen im Süden des Landes verbringt, entsteht das Album "Carla Bruni", das noch im selben Jahr erscheint.
Ein weiteres Kapitel in einem ereignisreichen Leben. Wobei Bruni kein Problem mit ihrem Alter hat. "Ich mag das Älterwerden. Für die Stimme ist es gut, weil sie sich verändert und tiefer wird. Sie reift genauso wie der restliche Körper und das Wesen eines Menschen. Mir stehen heute dadurch viel mehr Wege offen", erklärt sie wie gewohnt selbstbewusst.
© Laut
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