Hot Snakes
Post-Hardcore, Garage Rock und dazu noch eine Prise Old-School-Hardrock à la AC/DC: Hot Snakes aus San Diego sind eine wahre Wundertüte im Alternative-Bereich. Die Wurzeln der Truppe reichen bis in die 80er Jahre zurück, als die Gründer Rick Froberg und John Reis in der High School zusammen Mucke machen. Viele Freundschaften verlaufen nach dem Schulabschluss für gewöhnlich im Sande, doch die zwei Buddys aus Kalifornien bleiben unzertrennlich.
1986 gründen Froberg und Reis ihr erstes ernsthaftes Bandprojekt Pitchfork, mit dem sie das Fundament für ihren späteren Output legen. Der rotzige Post-Hardcore-Sound bleibt die bestimmende Stilrichtung für alle weiteren Umtriebe, über die die beiden Selfmade-Musiker gerne die komplette Kontrolle behalten. Schon bei der ersten Pitchfork-Platte zeigt sich Gitarrist Reis für die Produktion verantwortlich, während sich Sänger Froberg das Artwork vornimmt.
Nach der Auflösung von Pitchfork 1990 rufen Froberg und Reis ihre zweite gemeinsame Band, Drive Like Jehu, ins Leben. Die Gruppe steht auf demselben Grundgerüst wie ihr Vorgänger, kombiniert die Hardcore-Elemente jedoch mit wesentlich vertrackteren Gitarrenläufen und Tempowechseln aus dem Math-Rock-Bereich. Parallel dazu gründet John Reis Rocket From The Crypt und verwirklicht damit einen eher klassischen Punk, zu dem später durch eine Bläser-Fraktion noch Ska-Elemente stoßen.
Vier Jahre später gibt es mit der Auflösung von Drive Like Jehu die erste Auszeit für das musikalische Gespann. Rick Froberg kümmert sich von 1994 an vorwiegend um seine Karriere als Künstler, während John Reis sich gänzlich auf die Rockets From The Crypt konzentriert. Die beiden Kumpels können aber doch nicht voneinander lassen. Als John Reis 1999 einen neuen Drummer für die Rockets From The Crypt sucht und mit Jake Kourkounis auch einen gefunden zu haben scheint, lädt er Froberg für Testvocals ins Studio ein. Die Harmonie stimmt, und zusammen mit dem Bassisten Gar Wood formieren sie sich zur Band Hot Snakes.
Was alle Beteiligten als Nebenprojekt handeln, steht von Anfang an unter dem Do-It-Yourself-Motto. Die erste Scheibe des Quartetts, "Automatic Midnight", produziert John Reis selbst und veröffentlicht sie 2000 bei seinem neu gegründeten Label Swami Records. Das Artwork stammt wieder einmal aus der Feder von Rick Froberg. Die Hot Snakes fahren die Komplexität aus den Vorgängerbands zurück und liefern mit ihrem Debüt ein schnörkelloses Punk-Album ab, das Frobergs aggressive Shouts, treibende Riffs und ein brachiales Tempo auszeichnen. Gleichzeitig versprüht "Automatic Midnight" den Charme einer Lo-Fi-Produktion, so als würden Reis und Froberg noch immer zusammen die Schulbank drücken und in der heimischen Garage aufnehmen.
Mit dem Nachfolger "Suicide Invoice" von 2002 verfolgt die Band ihr Konzept konsequent weiter. Messerscharfe Gitarren treffen auf harsche Beats, das Tempo fahren Hot Snakes nur gelegentlich in Tracks wie "Paid In Cigarettes" zurück, auf denen auch Sänger Froberg zeigt, dass er neben Vollgas ebenso eine lässige, fast schon beiläufige Performance beherrscht.
Das von der Kritik gefeierte Album "Audit In Progress" von 2004 soll zunächst den Abschluss einer furiosen Post-Hardcore-Trilogie markieren. Wer einmal "GTA V" gespielt hat, stieß sehr wahrscheinlich auf den Track "This Mystic Decade", den Kurator Nathan William (Wavves) in den Sender "Vinewood Boulevard" aufgenommen hat. Ein Jahr nach der Veröffentlichung beschließt die Band, den Sack zuzumachen und sich aufzulösen. Dahinter verbergen sich keine Dramen, Egoprobleme oder krasse Drogenexzesse. Völlig nüchtern beschließt die Truppe, der Tank sei leergefahren, und die Mitglieder gehen ihrer Wege.
Sänger Rick Froberg kehrt nach New York zurück, arbeitet als Visual Artist und gründet dort die Band Obits. John Reis investiert nun wieder mehr Zeit ins Label Swami Records und seine neue Gruppe Night Marchers. Nach dem Aus erscheinen noch zwei Veröffentlichungen der Hot Snakes: die EP vom Auftritt bei den Peel Sessions und das Live-Album "Thunder Down Under".
Fans dürfen 2010 das erste Mal wieder aufhorchen, als Froberg und Reis im alten Hot Snakes-Line-Up auf der Bühne stehen. Ein Jahr später erfolgt die offizielle Reunion-Tour zusammen mit dem neuen Drummer Mario Rubalcaba, der von nun an festes Mitglied der Gruppe bleibt und sich die Felle mit Jason Kourkounis teilt. Eine Tour weckt natürlich Hoffnungen auf ein neues Album, die Hot Snakes auch erfüllen. 2018 erscheint nach 14-jähriger Studio-Abstinenz die vierte Platte "Jericho Sirens". Die Band läuft ohne große Anstrengungen zur Hochform auf und lässt die lange Pause fast vergessen.
Nahtlos knüpfen Hot Snakes an alte Glanztaten an, was auch daran liegen mag, dass die Reunion ebenso nüchtern verläuft wie einst die Trennung. Gitarrist John Reis will sich wieder an der Klampfe beweisen und weiß um den guten Geschmack seines Weggefährten Froberg. Der hat glücklicherweise auch Bock, somit steht die Band erneut im Studio. Dabei sprechen die beiden Schulfreunde weniger von brüderlicher Liebe, sondern vielmehr von gegenseitiger, künstlerischer Wertschätzung.
Beides vermittelt Reis jedoch in seinem Social Media-Post vom 2. Juli, in dem er den plötzlichen Tod seines Bandkollegen betrauert. Wie er darin mitteilt, starb Froberg im Alter von 55 Jahren eines natürlichen Todes. "Seine Kunst hat das Leben besser gemacht. Das Einzige, was er mehr als die Kunst und den Rock'n'Roll geliebt hat, waren seine Freunde. Seine Kreativität, seine Vision und seine Fähigkeit, Schönes in diese Welt zu bringen, werden für immer in Erinnerung bleiben. Ich liebe dich, Rick. Ich werde dich für den Rest meines Lebens vermissen", schreibt Reis. Erst knappe drei Wochen zuvor kündigte Froberg an, es sei ein neues Hot Snakes-Album auf dem Weg.
© Laut
Diskografie
20 Album, -en • Geordnet nach Bestseller
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Automatic Midnight
Alternativ und Indie - Erschienen bei Sub Pop Records am 19.01.2018
Verfügbar in24-Bit/44.1 kHz Stereo -
Suicide Invoice
Alternativ und Indie - Erschienen bei Sub Pop Records am 19.01.2018
Verfügbar in24-Bit/44.1 kHz Stereo -
Jericho Sirens
Alternativ und Indie - Erschienen bei Sub Pop Records am 16.03.2018
Verfügbar in24-Bit/88 kHz Stereo -
Audit in Progress
Alternativ und Indie - Erschienen bei Sub Pop Records am 19.01.2018
Verfügbar in24-Bit/96 kHz Stereo -
Checkmate
Alternativ und Indie - Erschienen bei Sub Pop Records am 19.11.2019
Verfügbar in24-Bit/88 kHz Stereo -
Automatic Midnight
Alternativ und Indie - Erschienen bei Sub Pop Records am 19.01.2018
Verfügbar in16-Bit/44.1 kHz Stereo -
Automatic Midnight
Alternativ und Indie - Erschienen bei SUB POP am 19.01.2018
Verfügbar in16-Bit/44.1 kHz Stereo -
Suicide Invoice
Alternativ und Indie - Erschienen bei Sub Pop Records am 19.01.2018
Verfügbar in16-Bit/44.1 kHz Stereo -
Suicide Invoice
Alternativ und Indie - Erschienen bei SUB POP am 19.01.2018
Verfügbar in16-Bit/44.1 kHz Stereo -
Jericho Sirens
Alternativ und Indie - Erschienen bei Sub Pop Records am 16.03.2018
Verfügbar in16-Bit/44.1 kHz Stereo -
Jericho Sirens
Alternativ und Indie - Erschienen bei SUB POP am 16.03.2018
Verfügbar in16-Bit/44.1 kHz Stereo -
Audit In Progress
Alternativ und Indie - Erschienen bei SUB POP am 19.01.2018
Verfügbar in16-Bit/44.1 kHz Stereo -
Thunder Down Under
Alternativ und Indie - Erschienen bei Swami am 07.08.2006
Verfügbar in16-Bit/44.1 kHz Stereo -
Audit in Progress
Alternativ und Indie - Erschienen bei Sub Pop Records am 19.01.2018
Verfügbar in16-Bit/44.1 kHz Stereo -
I Shall Be Free
Alternativ und Indie - Erschienen bei Sub Pop Records am 11.02.2020
Verfügbar in24-Bit/88 kHz Stereo -
Six Wave Hold-Down
Alternativ und Indie - Erschienen bei Sub Pop Records am 18.01.2018
Verfügbar in16-Bit/44.1 kHz Stereo -
Six Wave Hold Down
Alternativ und Indie - Erschienen bei SUB POP am 18.01.2018
Verfügbar in16-Bit/44.1 kHz Stereo -
I Shall Be Free
Alternativ und Indie - Erschienen bei SUB POP am 11.02.2020
Verfügbar in16-Bit/44.1 kHz Stereo -
Death Camp Fantasy
Alternativ und Indie - Erschienen bei SUB POP am 22.02.2018
Verfügbar in16-Bit/44.1 kHz Stereo