Jonathan Richman
Der Song "Roadrunner" ist nur einer von vielen großartigen Rockraketen der Modern Lovers, Jonathan Richmans 70er Jahre-Band, und geht so: "So I say roadrunner once, roadrunner twice. I'm in love with the modern world. (...) Radio on I felt in touch with the modern world, Radio on I fell in love with the modern world, Radio on I feel in love, feelin' love I got the radio on like the power, got the magic ..."
Wenn Francis McDonald (Teenage Fanclub, BMX Bandits, The Pastels) diese Hymne dann auf dem Benicassim Festival 2004 auflegt, kann man seine Gliedmaßen eigentlich nicht mehr bändigen. Außerdem lautet ein unbekanntes Sprichwort: "Wenn man nicht tanzen kann, dann ist es kein Rock'n'Roll", und Mick Collins von den Dirtbombs sollte man schon Glauben schenken. Wie dem auch sei: Jonathan Richman gehört zum Leben eines wahren Rock'n'Rollers einfach dazu.
Aber wer ist dieser berauschende Mann? Seine Stimme und seine Gitarre sind sein Kapital. Geboren ist er 1951 in Boston. Mit fünfzehn Jahren hält er das erste Mal eine Gitarre in der Hand und ein Jahr später sammelt er die ersten Live-Erfahrungen. 1969 zieht es ihn nach New York in die Welt von Velvet Underground, deren Musik bis heute einen großen Einfluss auf ihn ausübt und denen er 1992 im gleichnamigen Song ein Denkmal setzt.
1970 geht er dennoch wieder zurück nach Boston und gründet The Modern Lovers. "Roadrunner" (U.K. Hit 1977), "She Cracked" und "New England sind nur einige Rock'n'Roll-Popschmuckstücke des so harmlos und schüchtern aussehenden Richman und seiner legendären Punkrock-Band. Und die singt man gerne und laut mit, bevor "Egyptian Reggae" zum verbreiteten Radiosong wird.
Wenn er nicht zu Hause sitzt und neue Songs schreibt, dann geht Jonathan auf Konzertreisen. Überall auf der Welt hat er seine Fans, die ihn bewundern und die er mit seinem catchy Auftreten glücklich macht. "Traveling and playing for new people in new places is one of my favorite things", sagt er selbst.
Seine Songtexte sind erfüllt von ironischer Freude, scharfem Zynismus und schrägem Humor. Seine Ideen grenzenlos, denn da können auch schon mal zwei Platten in einem Jahr erscheinen. Seine Diskographie wird folglich immer länger und damit auch seine Fangemeinde.
Einen Filmauftritt hat der Modern Lover ebenfalls schon hinter sich. 1998 in der Superkomödie "Verrückt nach Mary" (Originaltitel: "There's Something About Mary") verkörpert er einen Barden, der etwas lächerlich mit Wandergitarre die Geschehnisse im Film kommentiert. Dieser ärmliche Auftritt gehört mit Sicherheit nicht zu seinen Höhepunkten. Grausam vor allem in der deutschen Fassung.
Schlimm genug, diese Klamotte auch noch zu synchronisieren. Doch diesen kleinen Faux Pas nimmt man ihm nicht übel. Schließlich schafft es Jonathan schon seit 30 Jahren musikalisch unterwegs zu sein und immer noch sind seine Platten und Konzertreisen nach wie vor ein ungewöhnlicher und einfach wunderbarer Genuss.
Bei seinem Songwriting bekommen die Lachmuskeln garantiert einiges zu tun. So wie auf seinem 2001 erschienenen Album "Her Mistery Not of High Heels and Eye Shadow". Ironie und Trash sind aus seinen Liedern nicht wegzudenken. Musikalisch taucht er gerne in den spanischen Flamenco Pop ein. Seine Musik klingt zunehmend europäisch.
Mit jeder Menge Feuer im Hintern singt er gerne mal auf französisch, spanisch oder italienisch, trotz mangelnder Sprachkenntnisse. Seiner Meinung nach gibt es immer Dinge, die man besser in einer anderen Sprache ausdrücken kann.
Während Richman in Amiland ein Star ist, gilt er hierzulande leider "nur" als Independent-Ikone. Dafür wird er aber groß gefeiert, wenn er denn mal über den großen See springt. Leider performt Mr. Richman viel zu selten in Deutschland. 2004 erscheint mal wieder ein neues Meisterwerk mit einigen bekannten Stücken über seine Lieblinge "Vincent Van Gogh" und "Salvador Dali", die er einfach noch mal neu aufnehmen wollte.
Das 2004er Studioalbum "Not So Much To Be Loved As To Love" produziert Mr. Richman von vorne bis hinten selbst. Wieder mit dabei ist sein langjähriger Trommler und bester Kumpel Tommy Larkins und als Gastmusiker die Bassisten Curly Keranen (Modern Lovers) und Miles Montabano.
2006 erscheint die DVD "Take Me To The Plaza", die ein Konzert aus dem Jahr 2002 in "The Great American Music Hall" San Francisco zeigt. Sieben der 18 Songs stammen vom Album "Her Mistery Not of High Heels and Eye Shadow", andere aus Modern Lovers-Zeiten. Der Song "Let Her Go Into The Darkness" aus dem Soundtrack des Farrelly Brothers-Films "Verrückt Nach Mary" fungiert als Opener des Live-Gigs.
Im Spätsommer 2008 liegt "Because Her Beauty Is Raw And Wild" in den Läden, eine neue Songsammlung, die mit "Here It Is" auch ein Leonard Cohen-Cover enthält.
© Laut
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