Leftfield
Die Wurzeln von Leftfield reichen bis ins Jahr 1989 zurück, als sich der ehemalige Drummer von Primal Scream, Paul Daley, mit Neil Barnes, ebenfalls ein Ex-Drummer, zusammenschließt, um neue Wege in der Musik zu gehen. Schon mit ihrer ersten Single "Not Forgotten" werden Leftfield ihrem Anspruch gerecht, etwas Neues zu schaffen. Mit der Vereinigung von Einflüssen amerikanischer House-Musik und typisch britischem Sound erschaffen sie das, was man in der Retrospektive als 'Progressive House' bezeichnet.
Kein Wunder, dass in der Folge Remix-Anfragen von Größen wie David Bowie oder den Stereo MC's nicht lange auf sich warten lassen. Bis zum kommerziellen Durchbruch dauert es allerdings noch ein bisschen. Erst 1994 ist Leftfield ein Platz in den Charts vergönnt. Mit ihrer Single "Open Up", auf der John Lydon alias Johnny Rotten (Sex Pistols, P.I.L.) den Gesangspart übernimmt, lassen sie eine Saison die Tanzflächen kochen. Auch die Kollaboration mit der Curve-Sängerin Toni Halliday auf dem Clubhit "Original" schürt die Erwartungen auf den Debüt-Longplayer des Duos nachhaltig.
Als "Leftism" schließlich in den Regalen liegt, definieren neben den Plattenverkäufen auch die Stimmen der musizierenden Konkurrenz den wichtigen Status, den Barnes und Daley inzwischen innerhalb der britischen Dance- und Clubszene inne haben. Ende des Jahrzehnts sollte ein illustrer Kreis angesagter Plattenaufleger im Auftrag eines britischen DJ-Mags "Leftism" gar zur wichtigsten Dance-Platte der 90er Jahre votieren.
Doch soweit sind wir noch nicht. Mit der Furcht im Nacken, nie wieder etwas so Innovatives wie das Debüt auf Tonspuren zu bannen, schotten sich Barnes und Daley drei Jahre ab. Erstes Klangresultat: "Afrika Shox". Ein von hypnotischen Beats pumpender Funk, maßgeblich angetrieben von Gastsänger und Electro-Funk-Inventor Afrika Bambaataa himself. Der furchteinflößende Special Effects-Videoclip des Film-Magiers Chris Cunningham (Aphex Twin) trägt sein Übriges zum fulminanten Comeback bei.
"Rhythm And Stealth" selbst darf man denn auch als eine weitere Steigerung Leftfield'scher Songwriting-Qualitäten ansehen. Ob das metallisch groovende "Swords", das tanzbar peitschende "Phat Planet" oder "Dusted", der coolste Elektro-Hip Hop-Track seit langem, Leftfield haben den Absprung in ein neues Dance-Terrain geschafft. Und wer einmal eine ihrer Liveshows miterleben durfte, weiß um die Präventivkraft von Ohrstöpseln und erahnt die Innovation, die von dieser Combo in den Jahren ihres Wirkens ausging.
Völlig unerwartet und zur Enttäuschung vieler geben Daley und Barnes nämlich im März 2002 nach zwölf Jahren das Ende von Leftfield bekannt. Beide wollen von nun an lieber solo weiter machen. "The end is just the beginning", tröstet Neil die Fans im finalen Statement.
Paul Daley löst sich aus dem Schatten von Leftfield und bringt ab und an Sachen unter seinem Namen unters Volk. So schläft das Projekt langsam ein. Erst 2010 tauchen Leftfield wieder aus der Versenkung und spielen auf dem Creamfields-Festival - Daley nimmt an dieser Reunion aber nicht teil und konzentriert sich lieber auf seinen Job als DJ. Das Ergebnis der immer ausgedehnter werdenden Tour-Aktivitäten findet seinen Eingang auf der 2012-er Live-Scheibe "Tourism".
Der Erfolg der Auftritte scheint Barnes angefixt zu haben. So setzt er sich hin und schreibt tatsächlich neues Material, das letztendlich im Juni 2015 auf "Alternative Light Source" erscheint. Die Leftfield-Story geht nun doch in die nächste Runde.
Weitere acht lange Jahre später erscheint mit "This Is What We Do" das nächste Leftfield-Album, erneut als Solo-Projekt und mit einiges Gastsänger:innen, darunter Grian Chatten von Fontaines D.C..
Leftfield gelten als elektronische Pioniere der 90er und haben zwischenzeitlich sogar ein eigenes Subgenre. Die Briten haben viele Musikströmungen beeinflusst - und das mit lediglich zwei Alben.
© Laut
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