Merle Haggard
Reasons to quit,
Smoke and booze don't do me like before
And I'm hardly ever sober and my old friends
Don't come around much anymore
Reasons to quit,
The low is always lower than the high
And the reasons to quit
Don't outnumber all the reasons why
So we keep smokin' and we keep drinkin'
Havin' fun and never thinkin'
Laughin' at the price tag the we pay
And we keep roarin' down the fast lane
Like two young men feelin' no pain
And the reasons for quittin'
Are gettin' bigger each day
So singt Merle Haggard in "Reasons To Quit"; ein Lied, in dem der Country-Barde viel über sich verrät: Einerseits ist er ein begnadeter Texter, andererseits ein bekennender Lebemann und Schwerenöter mit einem gewissen Hang zur Melancholie.
1937 in Bakersfield geboren, wächst Haggard unter ärmlichen Bedingungen in einem ausrangierten Eisenbahnwagen auf. Seine Eltern sind während der großen Depression aus Oklahoma in die kalifornische Ortschaft gezogen, wo sie sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser halten. Mit 13 landet Haggard wegen Diebstahls zum ersten Mal im Gefängnis, mit 20 erhält er drei Jahre im berüchtigten Knast von San Quentin. Er sitzt im Publikum, als Johnny Cash zum ersten Mal dort auftritt, und beschließt, seinem Leben eine Wende zu geben.
Als er 1960 rauskommt, hat er seinen Schulabschluss nachgeholt. Währenddessen hat sich in Bakersfield so etwas wie ein alternativer Country-Pol zum überproduzierten Sound aus Nashville entwickelt. 1962 veröffentlicht Haggard seine erste Single mit dem autobiografischen Titel "Skid Row", 1964 folgt mit "Sing A Sad Song" sein erster Hit. Seine erste Nummer eins feiert er 1966 mit "I'm A Lonesome Fugitive".
Der endgültige Durchbruch erfolgt 1969 mit "Okie From Muskogee", das ihn zum Sprachrohr des konservativen Amerikas in Zeiten der Studentenbewegung und der Proteste gegen den Vietnam-Krieg macht. Mit den späteren "Working Man Blues", "The Fightin' Side of Me", "I Wonder If They Think Of Me" und "If We Make It Through December" handelt er sich den Titel eines Dichters des einfachen Mannes ein. Eine Positionierung, der er nicht widerspricht, die aber etwas zu eng sitzt, denn auch Vertreter auf der anderen Seite des politischen Spektrums wie Joan Baez und Grateful Dead singen in diesen Jahren seine Lieder.
Haggards Erfolg und Einfluss zeigen sich darin, dass ihn der Gouverneur von Kalifornien, der spätere US-Präsident Ronald Reagan, 1972 begnadigt. "In einer Dekade vom Staatsfeind Nummer eins zum Mann des Jahres – das haben nicht viele geschafft", kommentiert der Sänger süffisant. Nach gut zwei Dutzend Topsingles erhält er 1977 einen Platz in der Nashville Songwriters Hall Of Fame.
In den 80er Jahren sinkt sein Stern. Während seine Outlaw-Kollegen Johnny Cash, Waylon Jennings, Kris Kristofferson und Willie Nelson Mitte des Jahrzehnts als The Highwaymen auftrumpfen, zieht sich Haggard nach Bakersville zurück und nimmt nur noch gelegentlich neue Alben auf.
2000 erhält er einen Vertrag beim feinen Label Anti und erreicht mit "If I Could Only Fly" und der im eigenen Wohnzimmer aufgenommenen Tribute-Scheibe "Roots" (2001) wieder die Top 50 der Country-Charts. 2005 macht er noch einmal auf sich aufmerksam, als er im Lied "America First" den US-Einsatz im Irak kritisiert und zur Verbesserung der Infrastruktur im eigenen Land aufruft. Im folgenden Jahr erhält er einen Grammy für sein Lebenswerk.
Im November 2008 gibt Haggard bekannt, an Lungenkrebs zu leiden. Nach einer Operation geht es ihm im Januar 2009 aber wieder so gut, dass er im heimatlichen Bakersfield zwei Auftritte absolviert und weitere Aufnahmen und Konzerte ankündigt.
2010 unterschreibt er tatsächlich einen neuen Vertrag bei Vanguard Records, wo 2011 auch sein letztes Album "Working In Tennessee" erscheint. 2015 nimmt er mit Kumpel Willie Nelson "Django And Jimmie" auf.
Haggard stirbt am 6. April 2016, dem Tag seines 79. Geburtstag. Unter den vielen Beileidsbekundungen und Ehrdarbietungen, die folgen, bringt es seine Kollegin Carrie Underwood auf den Punkt: "Merle war ein Pionier, ein echter Entertainer, eine Legende. Es wird nie wieder einen wie ihn geben"
© Laut
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